~Willkommen~ |
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Wem der Thron danach gehört, bestimmt das Verfahren.
Die Erlaubnis regieren zu dürfen tritt mit der Mündigkeit ein.
König ist immer der älteste rechtmäßige Sohn des Königs. Sollte dieser verstorben sein, so tritt der zweit älteste diesen Platz an.
Sollte es keinen rechtmäßigen Sohn geben, so kann der König einen Bastard anerkennen und somit zum Thronerben erklären.
Wenn dies allerdings nicht geschieht, wird der Gatte der ältesten Tochter zum rechtmäßigen König ernannt. Ist auch das nicht machbar, so geht es nach der Geburtenrangfolge der Töchter. Die Töchter eines jenen Königs hingegen dürfen unverheiratet nicht regieren.
Ist dies nicht möglich, da es keine verheirateten Töchter gibt, so wird die Krone und der eiserne Thron dem nächsten Blutsverwandten des Königs übertragen.
Im unwahrscheinlichsten Fall darf allerdings eine Frau regieren. Sollten alle Wege des Verfahrens ins Leere führen und eine Tochter hat die Mündigkeit erreicht, so hat sie das Recht in Krisenzeiten über das Reich zu regieren und über die Städte wachen.
Dieser Fall ist innerhalb von fünf Jahrhunderten nicht ein einziges Mal aufgetreten.
Wird der König besiegt, zur Kapitulation gezwungen und schließlich ermordet, so wird König, unter dessen Wappen der Mörder gehandelt hat.
Aus dem Buch der Könige von Erehan.

RE: kingsslayer
in Fanfictions 11.08.2013 16:00von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Die fröhlichen Laute der Instrumente und das ausgelassenen Jubeln der feierwütigen Gäste waren verklungen. Nun lag die Burg in tiefer, trauriger Einsamkeit.
Nur ein paar Schritte hallten noch durch das dunkle Gemäuer. Das dumpfe Klacken von frisch polierten, schwarzen Lederstiefeln. Ab und zu hörte man ein Platschen, als wäre der Träger der Stiefel in eine Pfütze getreten. Der riesige Saal, aus dem die Schritte kamen, wurde von dem Schein einer einzelnen Fackel erhellt. Wie auch in den Fluren und Sälen zuvor striff das einsame flackernde Licht über die Mauern hinweg und danach über die am Boden liegenden Schatten.
An den Wänden entlang und über die Böden suchte sich eine dunkle Flüssigkeit einen Weg zu den schwarzen Pfützen, in welche auch schon der Fackelträger getreten war. Als jedoch der matte Schein der Fackel über die schwarz aussehende Substanz wanderte, begann diese rot zu schimmern.
Blut. Das süße Elixier des Lebens.
Es floss aus den finsteren Schatten, die reglos am Boden lagen, und rann hinein in die Fugen.
Er sah sich um. Männer, Frauen, Kinder, Greise - alle waren sie tot. Im ganzen Schloss lagen sie. Pfeile und Dolche ragten aus ihren Rücken. Blaue Flecken und Platzwunden zierten ihre Körper. Nichts bewegte sich mehr, niemand hatte sich retten können.
Die ganze Burg lag nun im Besitz des Todes.
Kleine, zierliche Fußspuren führten durch den großen Ballsaal zum nächsten Raum. Es schien so, als wäre jemand mit dem größten Vergnügen barfuß durch den Saal gelaufen.
Er war ihnen durch das ganze Schloss gefolgt, ungeachtet des großen Blutbades. Seine Miene blieb eisig, als er sich einen Weg durch die Leichen bahnte, immer den kleinen Fußspuren hinterher.
Sein Gesicht lag im Schatten, aber die Fackel malte ein paar gefährlich aussehende Flammenschatten darauf, welche seine Miene gleich noch einmal doppelt so unheilvoll machte. Eine dunkle Narbe zierte sein Gesicht. Ein grässlicher Kratzer, der von dem Ende seiner linken Augenbraue bis zu seinem Nasenflügel ging. Dunkles, schwarzes Haar hing ihm in die Augen und versperrte seine Sicht ein wenig, doch es schien ihn nicht weiter zu stören.
Die Fußabdrücke führten ihn auch zu seinem eigentlichen Ziel – dem Thronsaal.
Er war der Letzte, der den Kampf überlebt hatte, der Rest des Adels war tot. Aber, was noch wichtiger war: Der König war tot. Nun gebührte ihm die Krone, ihm ganz allein... Lang' lebe König Gideon!, jubelte eine Stimme in seinem Kopf immer wieder. Gideon der Grausame! Oder doch lieber Gideon der Große? - Ja, das gefiel ihm. Und nun war es endlich so weit. Sein Plan war wie am Schnürchen verlaufen und nun hatte er alle Macht. Er trug die weiße Gardeuniform und dazu den roten Pelzumhang – eine Kombination, die allein dem König vorbehalten war. Gleich würde er auf dem eisernen Thron sitzen dürfen. Er hatte sein Ziel erreicht. Er war Regent von Erehan. Das Volk soll vor ihm niederknien und ihm die Füße küssen. Sie sollten zittern vor Angst.
Ein gehässiges Grinsen spielte sich auf seine Lippen bei diesem Gedanken. Seine Augen glitzerten vorfreudig. Dann stieß er die schwere, hölzerne Tür zum Thronsaal auf und hob den Blick, hinauf zum eisernen Thron – seinem Thron.
Augenblicklich verschwand sein Grinsen. Auf dem Thron saß eine zierliche junge Frau in einem weißen und endlos langen Kleid. Ihre blutroten Haare fielen wellig über ihre Schultern, wie ein Wasserfall aus Blut. Sie hatten die selbe Farbe, wie die Körperflüssigkeit an den Wänden, welche auch in diesem Saal langsam von den kalten Mauern hinab perlte.
Links und rechts von dem eisernen Thron, der viel zu groß für eine solch zerbrechliche Gestalt schien, stand jeweils ein Mann. Sie waren beide sehr grob gebaut, muskulös und überragten Gideons Größe um Längen. Das Mädchen selbst hatte sich gelangweilt auf den Königsstuhl gelümmelt und ließ ihre Beine lässig über eine Armlehne baumeln. Ihre Fußsohlen waren voller Blut und auch der Saum des schönen Kleides hatte sich mit Blut vollgesogen. Ihre fast schwarzen Augen ruhten auf ihm. „Zu spät Brüderchen!“, trällerte sie, bevor er zu Wort kommen konnte und grinste. „Aber vielen Dank für deine gute Vorarbeit, du hast mir wirklich sehr geholfen.“ Sie kreiste kurz mit dem Kopf, als wolle sie ihrem Bruder eine Chance geben, die Sprache wieder zu finden und etwas zu sagen. Als er es jedoch nicht schaffte fuhr sie mit einem enttäuschten Seufzen fort. „Knie nieder. Du sollst der erste sein, der sich über meine Regentschaft freut.“ Aber Gideon regte sich nicht, sondern funkelte sie böse an. „Knie-nieder.“, zischte sie gefährlich und er spürte, wie ein Schatten hinter ihn trat und ihn etwas spitzes, ziemlich kaltes in den Rücken pikste. Langsam sank er auf die Knie. „Und jetzt sprich den Treueschwur, für die neue Königin.“, befahl sie kalt und legte den Kopf schief. „Du liebst doch deine Schwester.“ Gideon wollte etwas bissiges erwidern, doch schon wieder spürte er die kalte Schwertspitze in seinem Rücken. „Du bist echt abartig!“ Die Spitze bohrte sie ein wenig fester in seine Kleidung. „Denk doch an das Verfahren!“, erinnerte er seine jüngere Schwester. „Du musst mündig sein und kein Verwandter darf mehr leben.“
„Aber daran habe ich doch gedacht. Ich bin bereits mündig. Seit ein paar Stunden habe ich Namenstag. Und zwar meinen zwanzigsten. Du könntest mir ruhig etwas schenken, Bruderherz. Wie wäre es zumindest mit einem 'Lang lebe die Königin'?“
Sie beugte sich zu ihm runter und hob seinen Kopf an, um ihm in die Augen zu sehen. Am liebsten wäre er hochgeschossen und hätte dieses Miststück erwürgt, doch die Klinge ließ ihn verharren. Diese hatte sich nämlich inzwischen schon durch die Kleidung in sein Fleisch gebohrt, aber er gönnte ihr nicht die Genugtuung eines Schmerzensschreis. Sie war schon immer so grausam kalt gewesen. „Nein, Nuria.“, erklärte er hart.
Was er nicht dafür erwartete, war eine Ohrfeige. Es riss ihm geradezu den Kopf weg, mit einer solchen Wucht scheuerte sie ihm eine. Es hinterließ einen großen roten Fleck und Schmerzen, aber noch immer weigerte er sich es zu sagen. Auch Nuria blieb danach wieder vollkommen ruhig, lächelte ihn sogar wieder liebevoll an, strich über seine Wange und meinte: „Sag es.“
Die Spitze bohrte sich qualvoll, aber noch immer nicht tödlich durch seine Rippen, doch nun schrie er. „Ne....i...nnn...“, presste Gideon bissig hervor, was er bereute, denn die Scheide des Schwertes bohrte sich umso tiefer in ihn hinein. „Sag es. Noch kann ich dich retten.“, hauchte sie sanft, als hätte er nur ein wenig Fieber. Die Klinge bohrte sich immer weiter vor. „La..ng...l..eebe... die... Kö..ni...gin..“, keuchte er gequält, dann stach der Schwertführen ein letztes Mal zu und Gideons Welt verschwamm, während er zusammen klappte. Das letzte was er sah, war wie Nuria, die nun ein genießerisches Lächeln trug und ihm zusah, wie er sich quälte, während sie sich langsam erhob und zu dem eisernen Thron zurückkehrte. Dann war das langsame Leidensspiel vorbei.
Alle hatten sie bereits von dem tragischen 'Unfall' bei dem Geburtstagsfest der Prinzessin erfahren. Natürlich nichts genaueres, doch es reichte um das Volk zumindest für kurze Zeit in Trauer zu versetzen.
Dann wurden endlich die großen Glastüren zu dem Balkon, welcher mit Blumen in allen Farben des Regenbogens geschmückt war, geöffnet und Nuria von Aseens trat hinaus, gefolgt von drei weiteren Männern, den Oberhäuptern ihrer Gefolgschaft.
Links hinter der Prinzessin kam Lord Arven, ein alter Mann mit schütterem Haar. Ihn hatte sie zum neuen Schatzmeister erklärt. Zu ihrer Rechten befand sich Sir Salos, die neue Rechte Hand der Königin. Er war ein hochgewachsener und überaus streng dreinblickender Mann mittleren Alters, doch Nuria hatte ihn schon immer sehr geschätzt und und zählte ihn zu ihren engsten Vertrauten. Hinter dem Dreiergespann lief Damin Emereth. Ihn hatte Nuria zum Oberhaupt der Stadtwache und ihrer Armeen gemacht, zum obersten Reichshüter. Er hatte wilde dunkle Locken, strahlende blaue Augen und war noch ganzschön grün hinter den Ohren. So wie Nuria es bekannt war, hieß es, er sei ein Hitzkopf und ein Besserwisser, dennoch war er auch schlau wie ein Fuchs, ein guter Kämpfer und ein Meister der Strategie. Nuria hatte es schon immer bevorzugt mit ihm Schach zu spielen, denn so hatten sie beide erstmals einen ebenbürtigen Gegner. Außerdem konnten sie über das Geschehen im Reich und die Staatskunst diskutieren, wenn er von Missionen außerhalb der Stadtmauer zurück kehrte. Diese drei Männer waren ihre engsten Vertrauten und blieben wie Wachhunde stets in ihrer Nähe.
Alle stoppten sie zur gleichen Zeit und hielten inne. Tausende Augen richteten sich auf Nuria, die ein königsweißes Kleid trug, welches, im Gegensatz zu den restlichen Kleidern, sehr eng saß. Ihre Haare schienen wie rote Seide und wehten sanft in der kühlen Brise, jene die schwüle Hitze des Landes ein wenig erträglicher machte.
Dann erregte etwas am anderen Ende des Balkons ihre Aufmerksamkeit, denn ein kleiner, dicker Priester watschelte von der anderen Seite des aus sie zu. Selbst Nuria, die klein und zierlich wie ein Elfe wirkte, überragte ihn um Längen. Doch schon bald darauf konnte sie dem kleinen Mann nicht weiter ihre Augenmerk schenken, denn die Unruhe gewann die Überhand. „Eine Frau?! Ein Weibsbild?!“, konnte Nuria heraus hören und dies mehrmals. Eine kurze Weile ließ die Prinzessin das Volk weiter brüllen und den Lärm gewähren. Dann hob sie die Hand und ein lauter, in den Ohren schmerzender, Knall ertönte. Nuria verzog ihr Gesicht zu keiner einzigen Miene. Es war so als wäre ihr Gesicht in weißen Marmor gemeißelt. Das war ihr Tag. Heute wurde sie gekrönt. Während ein paar Leute – größtenteils die Frauen- in Unruhe und Geschrei ausbrachen, beobachtete Nuria wie sich Männer ihrer Wache durch die Menschentraube schlängelten. Jeder, der zu Lästerungen der neuen Herrscherin neigte oder bereits zu Angriffen und Hinterhälten aufrief, wurde in Ketten gelegt und in ein Verließ geschliffen. Ihr dienten viele Männer und auch die Assassinenzunft stand hinter ihr, da sie bisher jeden Preis überbieten konnte, den man gegen sie und das Königshaus aushandelte. Für sie, die Hüter und Wächter des Landes, hatte der oberste Reichshüter den Treueschwur abgelegt. Seitdem neigten sehr viele ihrer Soldaten zur Fahnenflucht, doch weit war bisher von ihnen keiner gekommen. So schnell die Zahl der Flüchtigen stieg, so schnell sank sie auch wieder.
Nuria blickte mit stolz erhobenen Kopf über die Menge und ließ ihren Blick über das riesige Feld von Menschen schweifen, während sie ihre Rede begann.
Sobald sie den Mund auftat, fing alles an still zu stehen. Kein Geräusch ertönte mehr, keiner bewegte sich mehr – all die Augenpaare hingen mit einem Mal an ihren Lippen.
„Geliebtes Volk, Freunde.
Ich weiß, auf uns trafen schreckliche Zeiten. Der Tod verfolgt uns alles, Kriege wurden geführt, Armut hat geherrscht, Krankheiten haben uns niedergerungen. Aber eines wollen wir dem Gott des Todes von diesem Tage an sagen: NICHT HEUTE!“
Sie stützte sich auf das steinerne Geländer des Balkons und überblickte das Gedränge.
„Ich will eine neue Ära beginnen. Und diese gehört uns. UNS gehört die Zukunft.
Für unser Volk will ich kämpfen und ich werde dieses Reich, unser Land, Erehan, verteidigen. IHR seid aus allen Himmelsrichtungen angereist, um etwas neues zu sehen. Hier ist es!
Die Zeiten der Dunkelheit sind endgültig vorbei. Sagt mir nur eines: Was sagen wir dem Gott des Todes?“
-“NICHT HEUTE!“, schallte es Meilen weit, auch noch über Wälder und Felder hinaus.
Zufrieden nickte Nuria. Jetzt erlag ihr auch das Fußvolk. Ihr Blick wanderte zu demm dicken Geistlichen. Dieser nahm die zierliche Krone für Königinnen, um die Krönungszeremonie zu vollziehen, während sich Nuria auf einem Stuhl niederließ und ein paar Fanfaren mit Spielen begannen, um die klaffende Leere zu übertönen.
Als sie jedoch sah, dass er diese Krone gegriffen hatte, funkelte sie ihn gefährlich an. „Wenn Ihr mir diese Krone aufsetzt, dann werde ich euch Köpfen lassen! Und ich schwöre Euch, dass der Henker vorher ein paar Male daneben treffen wird!“, zischte die Prinzessin leise und gefährlich wie eine Furie. Verwirrt, aber auch sehr ängstlich, sah der runde Priester sie an.
„Ich will die richtige Krone.“, erklärte sie ihm und dieser griff hastig nach des Königs Krone. Sie schien seinen Händen gleich wieder zu entgleiten, so sehr schwitzte er plötzlich unter dem Druck von Nurias Worten. „Aber Majestät! Diese wird euch garantiert zu groß sein!“
- „Das hättet ihr euch eher überlegen sollen.“, entgegnete sie spitz. „Ich lasse mich nicht mit diesem billigen Draht-Ding abspeisen. Und jetzt macht endlich – das Volk wird bereits unruhig.“
Schnell sah der Greis zum Volk und hob die Krone hoch, sodass sie auch jeder sehen konnte, dann hielt er sie über Nurias Kopf. „Nuria von Aseens. Das Schicksal hält seine Hand über jeden von uns und euch hat es auserwählt Erehan zu regieren. Und so erkläre ich euch, Kraft meines Amtes, zur Herrscherin Erehans!“ Er ließ die Krone auf ihre rote Haarpracht sinken und kniete danach vor ihr nieder, wie es auch das Volk, die Soldaten, ihr Gefolge, Lord Arven, Sir Salos und der oberste Reichshüter taten.
„Lang lebe die Königin!“, hallte er durch die Menge und Nuria schloss kurz die Augen, bevor sie ihren Blick wieder über die Menschen schweifen ließ, wie ein Greif auf Beutezug. Sie genoss diesen Moment in vollen Zügen. Sie betrachtete ihr Volk, dann erhob sie sich von ihrem keinen Holzthron.
„Mögen bessere Zeiten kommen!“, prophezeite sie und verließ unter dem Gejubel des Volkes den Balkon wieder, gefolgt von ihren Männern und diesem unfähigen Priester. Dieser hingegen wurde, mit dem Schnipsen Nurias, von zwei Wachen abgefangen und davon geschliffen, ohne dass Nuria sich auch nur interessiert an dem Geschehen oder durch das Geschrei des Priesters umdrehte.
Dass dies ein Nachspiel haben würde, war ihr durchaus bewusst, doch sie lungerte sich einfach nur wieder gelangweilt auf den eisernen Thron. „Meine Herren? Das muss gefeiert werden.“
Korken knallten, Bier brach aus den überlaufenden Krügen hervor wie kleine Wasserfälle. Ausgelassenes Lachen ertönte aus dem riesigen Festsaal des Schlosses durch alle Flure bis vor die großen Tore. In den menschenleeren Fluren roch es nach Essen als hätte man es direkt dort zubereitet. Im mit seidenen Fahnen und Tüchern geschmückten Saal hingegen grölten Männer, sich schunkelnd und wankend in den Armen liegend oder auch mit vollem Mund, gemeinsam Lieder zu dem Gefidel ein paar Lauten. Sie saßen alle an einer hufeisenförmig aufgebauten Tafelrunde aus hölzernen Tischen, die eigentlich unter dem Gewicht der vielen verschiedenen aufgetischten Speisen nachgeben müsste. An ihrer Spitze saß Nuria und ließ ihren Blick über alle schweifen. Sie hatte engste Vertraute und ihre neu aufgestellte Ritterschaft eingeladen, um den Beginn ihrer Herrschaft zu feiern. Ein Fehler. Diese Männer mochten die stärksten und tapfersten Männer des Landes sein, aber Manieren besaßen sie keine. Sie aßen mit den Händen, als hätte sie Jahre gehungert, ihre Blicke wanderten lüstern den Schankmädchen hinterher, dem folgten einige anzügliche Sprüche und letzten Endes kamen auch ihre Hände ins Spiel. Nun gingen sie zu weit. Nuria blickte zu den Musikanten und führte ruckartig die Hand über ihre Kehle. Sofort riss die Musik ab und Nuria drückte sich aus ihrem großen Stuhl. Erbost überblickte sie die Masse. „Genug! Ich verbitte mir dies! Ihr sitzt vor einer Königin! Was glaubt ihr, wo ihr seid?! Dies ist kein Bordell! Schande über eure Häupter! Die Ritter der Königin sind eine Schande. Allesamt!“ Zwar war sie keine Frau von Größe, nein, sie war sogar recht klein. Doch ihre Stimme allein ließ alle Männer vor ihren Augen vor Ehrfurcht erzittern. Alle schwiegen sie, blickten zu ihr auf, fragten sich wohl nun, was ihnen schwante. „Eure Hände von Fett besudelt. Von Schmutz, nicht von Blut vergangener Kriege. Eure Uniform verdreckt. Ich habe darüber hinweg geblickt, Gnade walten lassen! So verdenkt ihr es mir?! Tretet mir aus den Augen! Fort mit euch, unsittliches Pack!“, scheuchte Nuria ihre Ritter gereizt auf. Sie hätte noch weiter gewettert, jedoch trat einer ihrer Wachen an sie heran und verneigte sich tief. Er trug eine saubere Uniform, allerdings ohne Rangabzeichen. Seine hellen Stiefel glänzten frisch poliert. Er musste der Wache nahe des Tores angehören, wahrscheinlich war er noch nicht über den Rang des Laufburschen aufgestiegen. „Meine Königin, wir haben einen Jungen gefunden. Bewaffnet bis auf die Zähne. Wahrscheinlich ein Spion König Derantés'.“
„Was soll er heraus finden? Sprecht rasch.“, forderte sie ungeduldig. Es entging ihr nicht, wie die anderen Männer buckelnd aus dem Raum flüchteten, um ihrem Zorn zu entgehen.
„Nun, wir haben versucht ihn zum singen zu bringen mit vielerlei Mitteln, aber er gibt nicht einen Ton von sich.“ Nuria entdeckte Schweißperlen auf seiner Stirn. Er hatte sie gehört, er kannte die Folgen des Unmutes der Königin – Er hatte Angst. Sie schmunzelte. „Ein kleiner Kämpfer also. Etwas anderes hätte ich von Derantés nicht erwartet.“ Ihr Blick folgte dem letzten Ritter der den Raum verließ. Jetzt waren sie allein. Besser so, dachte sich Nuria. Wieder blickte sie zu der Wache. „Ein Junge sagtet ihr?“, forschte sie ein letztes Mal neugierig. Er nickte. „Höchstens siebzehn Lenzen, schätze ich.“
„Perfekt. Schickt ihn rauf in mein Gemach. Lasst euch ruhig Zeit, die brauche ich. Und lasst das junge Ding im unklaren. Also fort mir euch.“ Wieder verneigte sich der junge Mann ehrfürchtig, dann verließ er den Raum. Zufrieden rückte sie das seidene hellgrüne Kleid zurecht, raffte dann den Saum auf und verließ den Raum, ihre Leibwache blieb verwirrt, gleichwohl gehorsam zurück.
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Das laute Hämmern an der Tür ließ Nuria aus ihren Gedanken schrecken. Wie bei einem Jäger, der seine Beute entdeckt hat, spielte sich ein Lächeln auf ihre roten Lippen. Ein letztes Mal richtete sie ihr Haar und trog etwas von ihrem Duftwasser auf Hals, Dekolleté und Handgelenke auf, welches einen leicht süßen sinnlichen Duft verbreitete. „Bringt ihn herein.“, wies sie ihre Männer an und betrachtete sich zufrieden in der matten spiegelnden Scheibe vor sich. Im selben Moment flogen die Türen auf und zwei ihrer Wächter traten im Gleichschritt ein. Der Gleichklang des Klacken ihrer Absätze wurde jedoch durch ein drittes Paar Stiefel, welche unregelmäßig über den Boden glatten Steinboden stolperten. Nuria hatte sich bisher noch nicht umgewandt, sondern tat als wäre sie noch immer Schönheit beschäftigt. Tatsächlich musterte sie jedoch den jungen Mann über ihrer Spiegel. „Ist er das?“
„Ja, Mylady.“, antwortete schnell einer der Wächter.
„Er soll sich einmal drehen.“
Sofort konnte sie beobachten wie sich die Augen des Jungen förmlich weiteten. War ihm das drehen zu gefährlich oder zu leicht? Hatte er Angst oder war es Erleichterung? Er war verletzt, vermutlich wurde er in den Kerkern bereits gefoltert worden, und zitterte ein wenig. Doch bewegen tat er sich nicht. „Na los, Bürschchen, dreh dich!“, wiederholte sie. Aus ihrer Stimme konnte man nicht genau schließen, ob es eine letzte Aufforderung war, bevor ihm etwas schreckliches zustieß, oder ob es lediglich eine Bitte war, in der ein Gedanke von Gnade oder Mitleid lag. Ihr Gesicht verriet es zumindest nicht. Unsicher blickte er sich im Raum um, dann drehte er sich langsam um die eigene Achse. Sie hatten recht behalten. Er war nicht viel jünger als Nuria, doch er war nicht mehr als ein Junge. Wie ein kleines Reh, das wackelig auf den Beinen stand. Hoffnungsvoll und doch so hilflos. Allerdings war er kein hässliches kleines Rehlein von der Straße. Eines Tages würde er wohl ein großer Krieger sein. Aber jetzt war er bestimmt nicht mehr als ein Knappe. Ansehnlich war er dennoch allemal. Mann hatte ihm die Ärmel von dem Oberteil abgerissen, ein alter Brauch ihres Landes, was die Behandlung eines Verräters betraf. So hingen nun zwei verletzte, von der Sonne gebräunte und sehr muskulöse Arme aus den zerfetzten Ärmellöchern seinen Hemdes. Er musste viel arbeiten. Vielleicht war er ein Bauernjunge und musste früher schwere Säcke schleppen, kam es Nuria in den Sinn. Er war hoch gewachsen, mit einem breiten Kreuz, aber trotz seines erwachsenen Körperbaus hatte sein Gesicht noch nicht komplett an kindlichem verloren. Vor allem seine Augen verrieten es. Einem wahren Krieger oder Spion konnte man nicht in die Seele blocken, aber bei ihm sah man das Kind, welches voller Angst zitterte und auf seine schreckliche Strafe wartete. Seufzend schloss sie die Augen und ließ die Stille ein wenig länger andauern, um den armen Jungen noch etwas zu quälen. Dann erhob sie die Stimme und konnte ohne sich umdrehen zu müssen spüren, wie er zusammen zuckte. „Lasst uns allein.“
Die Männer neigten den Kopf, salutierten und verließen dann wieder im Gleichschritt den Raum. Die Tür fiel laut ins Schloss und endlich drehte Nuria zu dem Jungen herum und lächelte. „Sag, wie ist dein Name?“
Er öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne einen Ton von sich gegeben zu haben. Kurz überlegte er. „Elysio, Lady.“ Ein leichtes Schmunzeln zuckte über ihre Lippen und sie erhob sich aus dem Stuhl, während sie sich das blutrote Haar auf die linke Schulter schob. Dem Jungen schoss mit einem mal das gesamte Blut in die Wangen und seine Aufmerksamkeit richtete sich schnell auf seine dreckigen Stiefel. Diese Reaktion hatte sie provozieren wollen. Am liebsten wäre es ihr, wenn sich das Jüngelchen in die Hosen gemach hätte.

:D WEITER!!!
Du hast echt einen tollen Schreibstil, Maj. Ernshaft! Ich freue mich schon, wenn es weitergeht :)
Ps: Könntest du vielleicht....(nicht bei Snowflakes, ich glaube nicht, dass du 14 Kapitel nachlesen willst...) bei meiner Arbeit vorbeischauen? Moonlight?
Ich wüsste gernem ob es sich lohnt, weiterzuschreiben :)


RE: kingsslayer
in Fanfictions 11.08.2013 18:28von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge

RE: kingsslayer
in Fanfictions 11.08.2013 18:50von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge

so *räusper*
du hast mich angehalten, mir das mal durch zu lesen un eine ehrlich kritik zu geben...oder?
Nur damit ich es nicht falsch verstehen


RE: kingsslayer
in Fanfictions 04.10.2013 18:26von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge

Gut....
bis auf einen kleinen Schreibfehler im Ersten ist alles super geschrieben. Erst einmal dazu.
ich finde ja das mit dem Todes Gott geil, ^^ geile Wahl.
Die Idee ist nicht schlecht und lässt definitiv noch viel offen, du musst nun nur noch überlegen über was du genau schreibst, weil es kann passieren, das man sich in einer Geschichte verliert und dann etwas....unübersichtlich schreibt.
Ich finde es ist richtig geil geschrieben, vor allem diese mitttelalterliche Sprache, steh voll drauf!
Freu mich auf den nächsten Teil OwO
und hoffe mein Kommentar war irgendwie hilfreich... :/


RE: kingsslayer
in Fanfictions 04.10.2013 23:01von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge

Nein, ich mein alles seeeeeehr positiv!
Du bist bis jetzt kein einziges Mal ab geschweift und es klingt auch alles ganz toll!
Lass dich nicht immer von der fättän Roti verunsichern!


RE: kingsslayer
in Fanfictions 05.10.2013 18:10von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge

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