Vade

Als das Mädchen sich plötzlich aufzuspielen begann, als sei sie die Kriegsgöttin persönlich, knurrte ich und wand meine Hand aus ihrem Griff. Nur weil ich mich immer wieder in fremde Angelegenheiten einmischte und sinnlose Auseinandersetzungen für absolute Zeitverschwändung hielt, stellte sie mich wie einen Idioten da. Ich war kein Idiot, ich war Salvatore, ich hatte auch etwas, dass sich einen kümmerlichen Rest an vergilbter Würde nannte.
Wenn sie unbedingt mir zu liebe Rennen wollte, obwohl sie doch so gerne Tote gesehen hätte, sollte sie doch machen.
"Damit hätten Sie ihnen wahrscheinlich auch noch einen Gefallen getan, eure Hoheit der Volterkellerpraxis.", bellte ich trocken mit genau der richtigen Dosis an Verachtung. Ich hatte wenig Lust auf eine erbärmliche Verfolgungsjagt, diese Waschweiber hatten schätzungsweise sowieso nicht halb sowviel Ausdauer wie man in einem Vogelkäfig voller Ratten haben sollte.
Irgendwann musste es sich ja bezahlt machen, dass ich in jüngeren Jahren einem Sprintteam angehört hatte, allerdings hatte sich dass auch schon früher während meiner "Arbeit" ausgezahlt ...
Mit geringem aber auch nur kurzfristigem Aufwand überholte ich die Frau im roten Kleid und bog scharf ihnter einem baufälligen Gebäude ein. Es war ein Teil des Weges, den ich gekommen war und so erinnerte ich mich auch an das vollständig geborstene Fenster. Als Beobachter und Amateurspion war ich gar nicht mal so übel, aber gut ...irgendeinen Grund weshalb ich überhaupt hier landen konnte, musste es ja geben.
Wenig elegant schwang ich mich in den dunklen Innenraum und landete ebenso ungeschmeidig auf dem harten, widerwertig-verdreckten Boden. Ein Aufjaulen unterdrückte ich und gab auch sonst keinen einzigen Laut von mir, als ich meine eigene Landung unbeabsichtigt mit der Schlter abfederte. Als Stundman würde ich schonmal keine Karierre mehr machen ...

Vade

Seufzend raffte ich mich auf und vollzog meinem Körper einen kleinen Grundcheck, eine alte Angewohnheit aus jüngeren Tagen.
Die Frau hatte, ihrem Kleid zu trotz, eine elegntere Landung als ich hinbekommen. Ich versuchte sie keines unnötigen Blickes zu würdigen und wischte mir den Dreck von den tätowierten Unterarmen und der Schulter.
Kopfschüttelnd grollte ich vor mich hin und fluchte kaum hörbar etwas in mich hinein, dass Frauen mich doch immer wieder in solche Situationen brachten. Ich hätte einfach asexuell werden sollen ... oder ein Soziopath. Beides wäre mir recht gewesen.
"Kommst dir toll und sexy vor, weil du an einem Ort ohne Regeln versucht Regeln zu brechen. Klasse Arbeit, wirklich beeindruckend.", schnaubte ich sarkastisch drauf los, einfach um meiner Wut wieder Herr werden zu können, ohne splittriges Holz nach der Dunkelhaarigen zu werfen. "Mein Hausdrache würde Menschen wie dir zwei Kugeln die in Augen jagen und mir gleich mit, weil ich mich mal wieder nicht zügeln konnte.", langam verdampfte mein Rauch und ich sah die junge Frau noch immer nicht an, sondern schielte aus dem Fenster, um eventuelle Verfolger auszuschließen. Mein Hausdrache meinte den Mann, für den ich bis vor kurzem noch mehr oder weniger gearbeitet hatte. Er war dafür bekannt gewesen, Leute durch zwei Schüsse zu eleminieren. Zwei Schüsse in die Augen. Das war vielleicht jedesmal eine Sauerrei, aber gut, was erwartete man auch von einem unkreativen, abtrünnigen Sohn einen Mafiamannes. Ich nannte niemals richtige Namen, sondern erfand zuferlässig alberne Umschreiungen für die, mit und für welche ich Dinge erledigte.
"Ich bin ja sowas vom am Arsch.", stellte ich fest und stüzte meine Ellbogen auf dem Fensterbrett ab.