Hinter dem Mann ertönte ein entnervtes seufzen. Nathan hatte ihm gerade ein Glas Wasser hinhalten wollen, als er hören konnte, dass es ihm nach einen Bier gelüstete. "Könntet ihr euch bitte entscheiden?" Unzufrieden drückte er dem neuen Fund seiner Schwester das Wasser in die Hand.
"Jetzt sei nicht so unhöflich.", maulte Juno und sah ihren Bruder streng an. Danach widmete sie Cael ein entschuldigendes Lächeln. "Er ist nicht sonderlich gut darin neue Kontakte zu knüpfen. Wir sind vielleicht Zwillinge, aber keine Sorge, zwischen uns liegen Welten."
Ihr Gesicht verzog sich abermals, als sie ein leises "Gott sei dank" von Nathan hörte. "Gib mir einfach das Glas und wir gehen dir ein Bier zu holen."

Wieder einmal stand Cael kurz da und musste zwischen den beiden hin und her schauen. Dabei waren die beiden sich wirklich extrem ähnlich, Musste er eingestehen, auch wenn sie beide vielleicht etwas anderes behaupteten. Erst als Juno ihn wegen des Getränks fragte, kam er Widder zurück in die Wirklichkeit. Musste man sich denn so ein Stress machen, nur wegen eines Getränks. "Ähm… aber wenn ich jetzt einmal das Wasser haben?" während er sprach deutete er auf das Glas Wasser in seiner Hand. "ich kann auch erst danach..."

"Du musst dich von meinem Bruder nicht unter Druck setzten lassen.", begann Juno hastig. "Er ist nur ein Zwerg, er beißt dich höchstens ins Knie."
"Haha.", ertönte es von dem Jungen. "Lauf solange du noch kannst.", warnte er stattdessen ihren Gast. Der Raum füllte sich bereits um einige Leute und es wurde unübersichtlicher.
"Cael, trink, was immer du willst. Es geht alles aufs Haus."
Nathan seufzte. Um den machte er sich weniger Sorgen, eher um seine männersammelnde Schwester.
"Lass deinen drink besser nie aus den Augen, Cael."

Cael musste leise lachen, als er den beiden Geschwistern bei ihrem Schlagabtausch beobachtete. Man könnte meinen, dass sie beide gerade erst in die Pubertät gekommen waren. Ehe er einen kräftigen Schluck von seinem Wasser nahm, nickte er dem weißhaarigem Jungen zu. "Ich Danke für das Getränk und Für den Tipp." auch wenn der junge extra für dieses kleine Glas Wasser los gegangen War... Gegen ein Bier hatte der Mann wirklich nicht. Naja, vielleicht ergab sich noch eine passende Gelegenheit, bevor er das Feld räumte.

Nathan nickte knapp und blickte zu seiner Schwester. "Vater wird mich wohl zu ihm rufen, wenn alle eingetroffen sind, Wunder dich nicht, wenn ich bald weg bin."
Ihre Miene geriet kurz ins Schwanken. "In Ordnung, genieß die Zeit davor doch zumindest ein wenig und begrüß einige Gäste."
"Wie du meinst." Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging langsam weiter.
"Entschuldige.", wandte sich Juno an ihren Gast. "Er mag einfach keine Geburtstage und so große menschenaufläufe.", entschuldigte sie das Verhalten ihres Bruders. "Lass uns doch ein paar Drinks suchen und zusammen anstoßen. Es nützt doch nichts Trübsal zu blasen."

"Wohl wahr, vor allem nicht wenn man einen Geburtstag zu feiern hat." bemerkte der Mann an. „Außerdem…“ mit einem zweiten großen Zug, lehrte Ceal das ihm gerade gereichte Glas gänzlich. „Ist es eh gerade alle.“ Er hatte sich vorgenommen die Zeit hier doch so locker zu nehmen wie es ging, immerhin bekam er hier anscheinend echt alles kostenlos, wenn er nur fragte. Da konnte er doch echt nicht länger nein sagen. „Im Gegensatz zu deinem Bruder, scheinst du Menschenaufläufe ja geradezu zu genießen.“ Stellte er schmunzelnd fest.

Fröhlich griff sie nach seinem Arm und zog ihn mit sich in Richtung Bar. "Nicht, dass ich öffenltiche Aufläufe nicht auch lieber meide, aber auf der eigenen Feier sollte man sich doch freuen, wenn viele Leute da sind. Wir laden sie immerhin ein. Soll ich auf meine eigene Wahl sauer sein?" Schon schenkte sie dem jungen Mann ein weiteres strahlendes Lächeln. "Nathan ist nur schlecht gelaunt, weil jedes Jahr ein paar Geschäftskollgen unseres Vaters hinzukommen, um parallel einige Geschäftsbeziehungen aufzubessern. Das regt ihn immer so auf, dass er es nicht genießen kann. Er fühlt sich in kleinen Kreisen einfach wohler. Normalerweise verstehen wir uns wesentlich besser." An den Barkeeper gewandt bestellte sie nun einige Kurze. "Zum Aufheitern der Stimmung.", erklärte sie Cael und schob ihn eines der kleinen Gläser zu. "Vielen Dank, dass du da bist. Du hast mir heute wirklich sozusagen das Leben gerettet. Nicht, dass die Handtasche nicht ersetzbar wäre, ihr Inhalt wäre es nicht gewesen." Sie hob das Glas. "Auf meinen Retter. Prost!"

"Prost!" antwortete Cael und kippte auch gleich die brennende Flüssigkeit hinter. Schwungvoll stellte er das Glas wieder ab und genoss das warme Gefühl, was sich allmählich in seinen Magen breit machte. Das tat echt gut! Erst jetzt kam er seiner Neugierde nach und drehte den Kopf mit einem schrägen lächeln zu der jungen Frau. "Was genau habe ich denn gerettet? Für mich wirkte es selbst von innen wie eine gewöhnliche Handtasche einer jungen Frau." er kam nicht umhin den Kopf leicht schräg zu legen. Da war also etwas drinnen, was ihr das Leben gerettet hatte, doch aus irgendeinem Grund tippte er nicht auf Medikamenten oder dergleichen.

"Es gibt eben nur dinge, die mich etwas angehen." Sie schmunzelte leicht und kippte einen weiteren drink hinter. "Da wäre mein Notizbuch, mein Handy und mein anderes Zeug. Ich brauche viel Zeug. Das macht quasi meine ganze Persönlichkeit aus. Kennst du das, kennst du mich beinahe komplett." Im nächsten Moment erschreck sie komplett. "Du hast es doch nicht angesehen oder? Gott, das wäre nicht gut." Hoffend sah die den jungen Mann an, dann setzte sie eilig ein Lächeln an. "Das wäre ziemlich intim."

"Und was wäre, wenn ich doch hineingeschaut habe, damit ich herausfinden konnte, wo ihr steckt?" gab Cael als Antwort zurück und drehte das volle Glas in seinen Fingern. "Ich wusste ja schon vorher, das Frauen ihren ganzen Besitz in ihren Taschen tragen, aber inwiefern rettet ein Notizbuch und ein Handy, dein leben?" er würde nicht so schnell aufgeben, wenn ihn einmal etwas neugierig gemacht hatte, war es schwer ihn davon wieder abzubringen. Und so fixierten seine Augen unentwegt die Frau vor ihm, wobei er in Gedanken bereist bemerkte, dass er ihren Namen vergessen hatte. Wohl seine Schwäche, denn dies bekam er nie auf die reihe.

"Du kennst doch sicherlich Tagebücher, oder?" Sie grinste schief. "Nun, meine Notizen sind noch wesentlich wichtiger und intimer. Mehr sollte dich nichts angehen. Vorher sollten wir uns vielleicht erst einmal etwas näher kommen." Mit einem Mal wurde ihre Stimme etwas koketter. "Dann können wir weiter über meine vertraulichen Informationen reden."

Unbewusst zog Cael eine Braue hoch und betrachtet sie vor sich. "Über deine vertraulichen Informationen?" wiederholte er ihre Wortwahl und kam nicht um ein amüsiertes lächeln. Statt etwas weiteres zu sagen, leerte er das Glas in seiner Hand und stellte es neben die anderen leeren. "Wie viel sind denn deine Informationen wert?"

"Ach...", begann sie bedeutungslos. "Vermutlich sind sie das nur für jemanden wie mich und ansonsten ohne jegliche Bedeutung. Aber eine lady behält ihre Geheimnisse besser für sich." Frech zwinkerte sie ihm zu. Kurz ließ sie den Blick schweifen. Der Raum War inzwischen schon ziemlich voll geworden. "Komm mit, ich muss dich vorstellen!", meinte sie eilig und bevor er sich wehren konnte, hatte sie bereits seinen Arm gepackt und zog ihn mit zu einer kleinen Tribünen Nähe des Dj-Pults, wo man ihr ein Mikrofon gab. Nathan hatte sich erfolgreich um die Aufgabe gedrückt.
"Oh mein Gott, hallo, ich freue mich unheimlich, dass ihr auf unserer Feier erschienen seid. Man wird ja auch nicht jeden Tag 21, hab ich recht?" Johlen ertönte aus der Menge. "Ich seh schon, ihr seid super drauf. Aber heute geht es nicht allein um mich. Ladies und Gentlemen, dieser junge Mann hier ist mein Lebensretter und ein ehrlicher Finder. Einen riesen Applaus für Cael!" Die Menge tobt -wohlgemerkt wegen einer Handtasche. "Danke, dass wir heute mit dir feiern können, Cael. Und danke auch an euch, Leute! Tobt euch aus, die Getränke gehen auf uns und die Musik bitte schön laut. Wir feiern bis draußen wieder die Sonne scheint!" Wieder jubelten und klatschten die Gäste und Juno grinste den jungen Mann an ihrer Seite an. "Ich hoffe du hältst bis zum Sonnenaufgang durch."

Cael hatte sich unschlüssig einfach mitreißen lassen und stand da wohl mehr als nur verwirrt da. Als sie dann mit ihrer Ansprache geendet hatte und sich wieder an ihn richtete, brauchte er erst ein paar Sekunden ehe er antworten konnte. "Äh... mal sehen, eigentlich muss ich morgen wieder auf Arbeit." antwortete er dann unschuldig lächelnd. "und... musste dass jetzt sein? Ich meine, ich hab dir echt nur deine Handtasche wiedergebracht." rief er ihr noch mal in Gedanken. Dem Applaus der Massen zufolge, schien er diese Tasche wohl völlig zu unterschätzen. Klar, hatte sie ihm noch gerade eben gesagt, dass diese Tasche für sie das Leben bedeutete und das wohl nicht auf dem 'normalen' Weg, aber deswegen so ein Wind zumachen? Er verstand es trotzdem nicht.

Juno kicherte. Sein Gesichtsausdruck war einfach zu herrlich. "Du kannst dein ganzes Leben lang noch arbeiten, aber nur einmal mit mir meinen 21. Geburtstag feiern. Ich bin mir sicher, du kannst auch einmal mit Kater erscheinen, ich mach das quasi andauernd.", frech grinste sie. "Bloß brauche ich zum Arbeiten eigentlich nur meinen Computer.", lenkte sie eilig ein. "Und eine wirkliche Arbeit habe ich eigentlich nicht...", fügte sie zögernd hinzu, dann grinste sie wie zuvor. "Aber du verstehst, was ich meine. Und wegen der Handtasche... Die Leute jubeln über alles, wenn ich das will, sie wissen doch nicht einmal, dass es um eine Handtasche ging. Ich dachte einfach, du hättest diese Anerkennung verdient. Ehrliche Finder gibt es so schrecklich selten.", begann das Mädchen zu jammern und ergänzte wieder ein wenig koketter: "und wenn doch, dann nie so gutaussehend." Ihr Blick glitt kurz durch den Raum und sie entdeckte ihren Bruder. Er sah so traurig aus, wie er da so allein in einer der dunkleren Ecken saß. Ihr Vater hielt ihn schrecklich lang hin. Er war bisher immer eher eine Enttäuschung gewesen, das sollte wohl eine der alltäglichen Revanchen dafür sein. Er war immer zu lieb, hieß es, konnte sich nicht durchsetzen, ließ sich überzeugen, ließ mit sich reden, er lachte gerne und las lieber als sich mit anderen anzulegen. Er machte sich schnell Freunde, ohne zu hinterfragen, wer sie waren und was sie für eine Intention haben könnten... Die Liste könnte Juno unendlich lang fortsetzen. Kurz: er war weich. Eine schlecht Eigenschaft in dieser Familie, zu der er sich oft gar nicht zählte. Dies erklärte wohl auch, warum er heute so anders war. Vor all den Repräsentanten anderer Häuser dürfte er sich keine dieser Eigenschaften erlauben. Die blonde seufzte kurz und widmete sich wieder Ihrem gegenüber. "Sicher, dass du nicht bleiben kannst?"