#1

~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 07.03.2017 22:57
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

Òwó
[Hier könnte ihre Werbung stehen]


"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


zuletzt bearbeitet 08.03.2017 21:11 | nach oben springen

#2

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 07.03.2017 23:01
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


zuletzt bearbeitet 08.03.2017 21:01 | nach oben springen

#3

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 08.03.2017 19:19
von Livy • Graduation | 4.100 Beiträge

Es war schon wieder einer dieser Abende, an welchen er wieder auf eine der Feiern musste.
Er band sich noch seine Krawatte um den Hals als er in dem Spiegel vor sich eine weitere Person erkennen konnte. "Und, wirst es dieses Mal wieder versauen?" Hörte er die gehässige Stimme seiner Schwester, während er in ihr grinsendes Gesicht sah.
"Nein, dieses Mal wird Vater stolz auf mich sein und wir alle werden Problem weniger haben." Er drehte sich emotionslos um, als er seine Kleidung gerichtet hatte. Seine Schwester hatte sich in der Zeit auf der weichen Matratze seines Bettes bequem gemacht. "Ich kann es gar nicht verstehen, dass er dich damit beauftragt hat." Hörte er wieder ihre Stimme, die nun die Worte gedehnt sprach und dabei mit einer ihrer dunklen Locken spielte.
"Geh ihn doch fragen, wenn es dich so brennend interessiert und lass mich mit deinem öden Geschwafel in Ruhe." Er zog sich noch eine Jacke über die festliche Kleidung, bevor er den kostbaren Dolch, an seinem Rücken, unter seiner Jacke, versteckte. Auf seine Worte hörte er diesmal nur ein genervtes schnauben ihrerseits. "Also dann, wir sehen uns sicherlich dann auf der Feier." Er setzte sich seinen Hut auf. "Ach und wenn du mir behilflich sein willst, dann kannst du gerne den dummen Hund und seinen Speichellecker ablenken."
Somit verabschiedete er sich von der dunkelhaarigen Frau und machte sich auf den Weg nach unten, in den Eingangsbereich, um von dort aus nach draußen, zu der Kutsche zu kommen.
Er stieg allein ein und als sich die Tür hinter ihm schloss, setzte sich das Gefährt auch schon in Bewegung. Seit Wochen waren seine Gedanken bei einer einzigen Person, doch nicht weil er sie anhimmelte oder sogar verliebt war. Nein, er verabscheute diese Person regelrecht. Sie war unberechenbar, wider jeglicher Natur und seit kurzem sah auch niemand mehr ein, diese Wesen von der Erdoberfläche zu verbannen. Auf einmal waren alle darauf erpicht, diese Wesen zu schützen. Er fragte sich immer wieder, wie man nur so denken konnte. Sie waren alle gefährlich, egal welche Seite es betraf und nun wollten sie sogar den Gefährlichsten um jeden Preis am Leben halten, mit allem was sie hatten.
Erst letzten hatte diese Person ihn verletzt, obwohl sie noch nicht mal ihre Kräfte geweckt hatte. Oder war er daran schuld? Unbewusst schüttelte er kurz den Kopf. Nein, dieses Wesen war einfach zu gefährlich, vor allem, wenn es weiterhin in der Menschenwelt wandelte.
Ein Blick auf seine Hände bestätigte seine Gedanken. Heute musste sie ihr Ende finden. Komme, was da wolle. Nicht mal der Hund könnte ihn heute aufhalten.
Schneller, als er dachte, hielt die Kutsche wieder und ihm wurde kurz darauf die Tür geöffnet. Er begrüßte die Herrschaften des Hauses gewohnt freundlich und ging daraufhin in den großen Saal. Sein Blick suchte als erstes nach einer Person, die für ihr Alter zu klein war. Sie hatte hellblondes Haar, welches ihr in Locken bis zu ihrer Taille fiel. Sie hatte ein freundliche Ausstrahlung, die auf viele so wirkte, dass sie immer fröhlich sei, doch hinter dem Lächeln verbarg sich viel mehr, als viele dachten.
Er wusste nicht, was sie heute trug, oder wie sie ihre Haare heute frisiert hatte, doch das wäre nicht nötig. So wie der Hund sie immer im Blick hatte, so tat er es ihm gleich, wenn auch aus verschiedenen Gründen.
Kaum war er in der großen Halle, in der viele tanzten oder sich unterhielten, wurde er auch schon von einer Gruppe Menschen aufgehalten, die ihn kannten. Freundlich nahm er seinen Hut ab und ging auf das Gespräch ein, immer mit der seiner Aufmerksamkeit auf den Saal gerichtet. Heute viel ihm es schwer sie zu finden, das lag wahrscheinlich daran, dass sie sich im Hintergrund aufhielt. Sie saß auf einer Bank am Rand, neben ihr eine Person, die er viel zu gut kannte.
Kaum lag sein Blick auf jener Person, merkte er das Grinsen auf ihren Lippen, welches eindeutig ihm galt.
Kurz darauf wurde die dunkelhaarige Person zum Tanz aufgefordert, sodass die Blonde wieder allein war. Es schien so, als würde sie nach jemanden suchen. Dabei war er sich nicht sicher, ob es sich um ihn handelte oder es die beiden Hunde betraf.
Der Mann wurde mit einer Frage abgelenkt, sodass er seinen Blick von der jungen Frau abwandte und ihn auf den Sprechenden legte. Kaum hatte er die Frage beantwortet und er schaute wieder zu der Blonden, war sie auch schon aufgestanden und in der Masse verschwunden.
"Ich rate dir jetzt die Gunst der Stunde zu nutzen. Sie scheint ziemlich aufgewühlt zu sein und versucht sich sicherlich jetzt einen ruhigen Platz zu suchen." Hörte er nun eine Stimme in seinem Rücken. "Wir kennen sie doch." Ein leises Kichern folgte auf die Worte.
"Dann lenk' die Hunde ab und lass mich meine Arbeit machen." Diese Worte kamen flüsternd über seine Lippen, sodass keine fremden Ohren seine Worte hören konnten. Ebenso drehte er sich zu der anderen Person um und gab ihr seinen Hut. Er würde nur stören, bei dem was er nun vor hatte.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren Folgte er der jungen Frau, die sich im Moment nach Ruhe sehnte. Eigentlich war diese Festlichkeit, der schlechteste Ort sowas zu finden. Umso weiter ihr die Flure folgte, umso mehr kribbelte die Vorfreude auf seiner Haut.
Er bog um die letzte Ecke, bevor er kurz stehen blieb. Dort stand sie. Sie wäre sein Wiedereintritt in die Familie. Wenn er diese Aufgabe erfolgreich vollenden würde, dann würde sein Vater bestimmt wieder mit ihm sprechen. "...Ich habe so lange darauf gewartet..." Flüsterte er, als er sie noch für einen kurzen Moment ansah.


»A heart is a heavy burden«
nach oben springen

#4

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 08.03.2017 20:00
von Livy • Graduation | 4.100 Beiträge

»A heart is a heavy burden«
zuletzt bearbeitet 18.03.2017 21:44 | nach oben springen

#5

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 09.03.2017 16:36
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

Wie ein schwarzes Trauertuch hüllte sie der Regen ein. Ihre Kleidung war längst bis auf ihre Haut durchnässt und ihre Haare klebten in Strähnen an ihrem Gesicht oder in ihrem Nacken. Immer wieder hatte sie blinzeln müssen, da die Tropfen drohten ihr die Sicht auf den Kampf zu nehmen. Das Datum eines solchen Kampfes war unveränderbar, ganz gleich welche Streiche das Wetter spielte. Und doch lag die Frage unausgesprochen in der Luft, ob der Kampf anders ausgegangen wäre, wenn der Regen ausgeblieben wäre. Stattdessen hatte der Himmel ohne Gnade dicke Tränen vergossen und die Welt unter sich in ihnen ertränkte. Doch hatte sie gerade in diesem Regen, ihre eigenen stummen Tränen verstecken können, ohne dass sie jemand hätte entdecken können.
Immer mehr verließen den Schauplatz eines so grausigen Kampfes, jeder mit seiner eigenen Last, welche er von hier weg trug. Niemand hätte ein derartiges Ende oder allein einen solchen verlauf vermutet, als man sich hier traf. Niemand hatte es erwartet, niemand hatte es kommen gesehen, niemand hatte es so gewollt.
„Jade.“ die vertraute kühle Stimme ihrer Mutter riss die junge Frau aus ihren Gedanken und damit aus ihrer Starre. Die Bezeichnung als 'junge Frau' wäre bei ihrem Alter wohl unangebracht. Viel mehr war sie ein Mädchen, welches zu schnell die Rolle einer Erwachsenen einnehmen musste, ohne das man dabei Rücksicht auf sie genommen hatte. Zu viel Last hatte man auf ihre zarten Schultern befestigt, als dass sie sich ihrem Alter entsprechen hätte benehmen können. So drehte sich das Mädchen seiner Mutter zu, die grünen Augen hinter einem Schleier aus Kälte erwiderte sie den strengen Blick. „Du solltest gehen. Dein Alpha wartet bereits.“ Ein gehorsames Nicken ersetzte die Antwort von Jade. Ihr Rudel wartete auf der anderen Seite der mächtigen Lichtung, keiner würde sie drängen zu ihnen zu kommen. Jeder wusste, wer der Wolf war, welcher soeben vor aller Augen hingerichtet wurde und was er für sie war. Doch das Mädchen kehrte sich seinem Rudel zu und kam mit festen Schritten auf die Gruppe zu. Erst ein, vielleicht zwei Meter vor der Gruppe hielt sie inne. Von Außen war ihr Gesicht immer noch Wasser verhangen und gab keinerlei Auskunft über ihr Inneres. Doch tief in ihr drinnen spielten sich die Bilder des vergangenen Kampfes ab. Sie hörte das Knurren, das Brüllen, das Geräusch von brechenden Knochen und das Schreien eines Jungens. Mit gefasstem Gesicht hob sie den Blick und fixierten ihren Alpha. „Ich bitte um einen kleinen Aufschub an Zeit. Ich möchte mich erst ordnungsgemäß von ihm verabschieden.“ Der Mann nickte ihr mit sanften Gesichtszügen zu. „Es drängt dich niemand mit uns zu kommen. Nimm dir alle nötige Zeit. Erweise ihm ruhig die letzte Ehre, auch kannst du dich um den Kleinen kümmern. Immerhin waren beide deine Brüder.“
Kraftlose Beine trugen das Mädchen durch den Wald. Dieser Ort war den meisten Wölfen bekannt, da er sich nie änderte, und so war ihr auch der Ort bekannt, wo der Tote hingeschafft wurde. Mitten zwischen dem Dickicht eines Waldes, welchen die Menschen mieden, stand eine kleine Hütte. Ihr Holz war seit vielen Jahren dem Zerfall ausgesetzt und löste sich immer mehr auf. Die Natur holte sich zurück, was rechtmäßig ihr gehörte. Dort würde man den Toten vorübergehend betten, bis man ihn zu seinem rechtmäßigen Platz bringen würde. Das Holz ächzte, als Jade die, durch die Nässe, aufgeweichte Tür hinter sich wieder schloss. Das Dach schützte längst nicht mehr vor Regen. Kalte Tropfen fielen auf den Toten hinab, welcher achtlos auf den Boden abgelegt wurden war. Als hätte der junge Mann mit seinem Tod all seine Ehre verloren. Sein Recht auf sein Gedenken. Das Mädchen kniete sich neben den leblosen Körper, faltete die Hände in seinem Schoß und atmete tief ein. „Ich bin hier, um mich zu verabschieden.“ erklärte sie dem Toten ihr Kommen, als müsse sie ihr handeln vor sich selbst rechtfertigen. Sie streckte die Hand aus und berührte die Wange des Mannes. Kälte empfing sie. Sofort zog sie ihre Hand zurück. Ihre Hand zitterte, als Jade sie umdrehte und das Blut auf ihrer Handfläche entdeckte. Etwas anderes tropfte auf ihre Handfläche. Wasser. Regen? Sie hob den Kopf zum Himmel, doch dann spürte sie, dass sie falsch lag. Etwas warmes rollte ihre Wange hinunter. Sie weinte. Ohne das sie es bemerkt hatte, waren ihr die Tränen in die Augen gestiegen. Mit dem fallen der ersten Träne, fiel auch die Mauer, welche sich das Mädchen aufgebaut hatte. Eine Mauer, die alle Emotionen von der Außenwelt verstecken sollte, eine Mauer, die sie schützen sollte. Vor genau diesen Augenblicken. Unaufhaltsam rannen die salzigen Tränen über ihr Gesicht, während sie mit verschwommenen Augen ihren toten Bruder ansah. „Dabei wollte ich doch stark sein...“ sie versuchte Luft zu holen, sich zu beruhigen, doch das Zittern ihrer Stimme und die nun aufkommende Verzweiflung, ließ sich nicht mehr verleugnen. „Du hast so oft davon erzählt. Was du machen willst, was du dir erhoffst.“ Jade wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, allerdings hielt sie ihn anschließend dort, als die feststellen musste, dass es nicht half. „Ich hatte mir so gewünscht, dass du es schaffen würdest.“ ihre Stimme wurde immer wieder durch einen aufkommenden Schluckauf unterbrochen. „Du hast das nicht verdient!“ schimpfte sie auf den leblosen Körper ein. Beinahe wütend beugte sie sich vor und schlug mit beiden Fäusten auf die Brust ihres Bruders. „Du hast es nicht verdient, was man dir angetan hat.“ ihre Finger lösten sich aus ihrer Faust, um sich daraufhin in den blutgetränkten Stoff des Oberteiles zu krallen. „Ich brauche dich doch.“ wie von Sinnen schüttelte das Mädchen immer wieder den Kopf. „Du hast mir sooft geholfen, dass kann jetzt nicht einfach vorbei sein! Auch Caleb braucht dich!“ ihre Hände gaben langsam den Stoff wieder frei. „Du kannst uns nicht einfach so verlassen. Nicht so. Was,“ sie holte tief Luft. „Was wäre, wenn ich dich von dieser Idee abgehalten hätte? Dann würdest du jetzt noch leben. Wenn du nicht den absoluten Alpha herausgefordert hättest.“ Jade setzte sich wieder aufrecht hin, auch wenn ihre Haltung alles andere als Kraft ausstrahlte. „Dann hättest du und Caleb heute nicht so leiden müssen.“ sie drehte ihre Hände mit den Handflächen nach oben und starrte auf das Blut. Das Blut ihres eigenen Bruders. Unweigerlich zuckte sie zurück. „Es tut mir leid.“ flüsterte sie, während die Tränen weiter lautlos ihr Gesicht bedeckten. „Es tut mir so unendlich leid.“
Ohne das Blut abzuwischen ballte sie die Hände zu Fäusten und versuchte mit festen Blick ihren Bruder anzusehen. „Ich werde mich um Caleb kümmern.“ versprach sie dem Toten. „Aber ich werde dich nie ersetzen können. Das kann keiner.“ Liebevoll küsste sie die Stirn ihres Bruders, wobei sie sich dafür nach vorne gebeugt hatte. „Ruhe in Frieden. Josef Grayson. Wir werden dich niemals vergessen, das verspreche ich dir.“ mit tauben Gliedern erhob sich Jade und kehrte dem Tod den Rücken zu. Nun hatte sie auch ihren älteren Bruder verloren. Erst ging ihr Vater voraus, nun folgte der erste Sohn. Ihre Mutter hatte sich ab dem Tod ihres Mannes jeglichen Emotionen verschlossen und forderte dies nun auch von ihrer Tochter ein. Und ihr kleiner Bruder? Dieser hatte nach dem Ende des Kampfes das Bewusstsein verloren und würde mit dem Tod seines geliebten Bruders, niemals mehr zu seinem früheren Leben zurückkehren können. Das Mädchen hob den Kopf und sah dem Regen entgegen. „Du hast uns viel zu früh verlassen, Josef.“ flüsterte sie. Es fühlte sich an, als würden die Tropfen für einen Augenblick wärmer werden. Wie eine warme Hand die sich auf ihre Schulter legte. Ein trauriges Lächeln. Doch dann war der Augenblick vorbei und die Kälte kehrte in ihren Körper zurück. Mit ihr der Schmerz des Verlustes. Nur ein Versprechen blieb zurück, er würde Fortan, jederzeit an ihrer Seite sein. Der kalte Regen spülte die Tränen des Mädchens aus ihren Augen, während sie durch den Wald ging. Es blickte nicht zurück, keinen einzigen Moment drehte es sich zurück, um nach dem Haus zu sehen. Sie musste nach vorne schauen, denn unter den Lebenden gab es welche, die den gleichen Schmerz in sich trugen, wie sie. Einen Schmerz den keiner sah und keiner sehen durfte. Ein Schmerz der die stärksten brach. Jade musste zu ihrem kleinen Bruder, ganz gleich wie lange er noch schlafen würde. Er konnte sich nicht ewig vor dem Schmerz verstecken. Sie musste dafür sorgen, dass er an diesem nicht brach, ganz gleich wie stark es den Atem raubte. Er durfte ihm nicht verfallen, dann wäre der Tod von Josef nicht von Bedeutung. Dann wäre sein Opfer ohne Sinn gewesen. Das durfte nicht passieren.
Es hatte länger gedauert, als auf dem Hinweg, ehe sie das gewünschte Haus fand. Hier quartierte der Süden und hier lag auch ihr kleiner Bruder. „Sie wünschen?“ ein Mann in Kleidung eines Bediensteten öffnete auf ihrem Klopfen die Tür. Er betrachtete das durchnässte Mädchen.
„Ich möchte zu Caleb. Dem Jungen, welchen mit dem Süden hier angereist ist.“ antwortete Jade mit fester Stimme. Jedoch setzte der Mann bereits an, sich zu entschuldigen. Er wollte sie nicht herein lassen. „Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte zu meinem kleinen Bruder. Ich möchte zu Caleb Grayson.“ wiederholte sie, mit den Augen einer erwachsenden Frau.


"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


nach oben springen

#6

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 18.03.2017 23:20
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


zuletzt bearbeitet 17.04.2017 15:19 | nach oben springen

#7

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 14.04.2017 01:57
von Livy • Graduation | 4.100 Beiträge

Die Tage wurden langsam wärmer, doch es schien, als würden sich die letzten kühlen Temperaturen immer noch erbarmungslos in den Wiesen festkrallen.
Seit genau einem Monat lebte sie nun schon hier und trotzdem waren ihr so viele Dinge fremd.
Genau vor einem Monat wurde sie aus der vollen und schnelllebigen Stadt hinaus gerissen und lebte nun mit zehn Männern in einem riesigen, alten Anwesen. Das Haus schien, als hätte es schon viele Generationen beherbergt, doch war es in keinster Weise heruntergekommen.
So kam es, dass sie an ihrem ersten Tag sich das Haus anschaute, was, laut Aussage des Hausherrn, jetzt ihr Heim sein sollte. Vielleicht war es nicht genau dieser Wortlaut, jedoch hatte er ihr klar gemacht, dass sie hier nun eine Weile leben musste.
Somit bestand das riesige Haus nun aus zehn Männern und ihr. Das, was ihr immer noch komisch an der ganzen Geschichte schien, war, dass diese Männer in keinster Weise miteinander verwandt waren. Es herrschte ein strikter Rang, in welcher der Hausherr auch der Anführer der Gruppe war. Einige schienen im gleichen Alter zu sein, jedoch waren auch zwei der Männer um einiges jünger als die anderen Männer, selbst jünger als sie selber. Der Hausherr schien auch einen Stellvertreter zu haben, der ihn überall mit hin folgte. So verliefen auch viele Tage.
Der Hausherr verschwand, gefolgt von seinem Stellvertreter. Ihr kam er immer wie ein Schlägertyp vor. Er war zwar nicht der muskulöseste der Gruppe, jedoch war er eindeutig der, der am meisten mit seinem Temperament zu tun hatte. Er fuhr oft aus der Haut und schien auch ein wenig auf Krawall gebürstet zu sein, sodass Marú oft einen weiten Bogen um ihn machte. Stattdessen verbrachte sie ihre Zeit viel vor ihrem Notebook, da sie nicht mehr allein nach draußen gehen durfte, laut des Hausherrn. Er redete immer wieder davon, dass er sie schützen muss und er somit immer dort anwesend sein musste, wo sie sich aufhielt. Den Umstand, dass er oft das Haus verließ, ohne sie mitzunehmen, begründete er damit, dass sich niemand auf seinen Grund traute und wenn es passieren sollte, immer noch genügend Vorkehrungen getroffen wurden, um ihr Leben zu schützen. Eine davon war anscheinend ein gutmütiger Mann mittleren Alters, der viel zu muskulös für sein Gemüt war und sich als Sam bei ihr vorgestellt hatte. Er saß bei dem schönen Wetter oft auf der Terrasse.
Marú hatte sich angewöhnt sich zu ihm zu setzen, auch wenn ihr Notebook auch dorthin folgte. Irgendwie musste sie ja auch ihren Aufgaben nachkommen. Ihrer Kommilitonin erklärte sie ihr fernbleiben der Universität damit, dass es ihr zurzeit sehr schlecht ginge, sie jedoch die Mitschriften brauchte, um trotzdem lernen zu können. Weiteren Fragen versuchte sie dabei immer aus dem Weg zu gehen. Marú hatte dem Hausherrn auch erklärt, dass sie nicht einfach ihrer Arbeit fern bleiben konnte. Auch wenn es nur ein Nebenjob in einer Buchhandlung war, so war es immer noch die Arbeitsstelle, die ihre viel zu teure und zu kleine Wohnung finanzierte. Nach einer langen und lauten Diskussion am zweiten Tag darüber, erklärte er ihr, dass er sich darum kümmern würde. Danach hatte er sie stehen gelassen, mit den Worten, dass er auch noch wichtigere Aufgaben zu erledigen hatte.
Am zweiten Tag war er auch nochmal mit ihr zu ihrer Wohnung gefahren, um ihre Kleidung mit zu ihm nehmen zu können. Dabei hatte er sich kaum aus dem kleinen Flur, mit hinein in die Wohnung begeben. Stattdessen hatte er immer wieder gesagt, dass sie sich beeilen soll, da er nicht ewig Zeit hatte. So hatte sie versucht das meiste mitzunehmen, ehe er ganz ungeduldig geworden wäre.
Seitdem liefen die Tage eigentlich fast immer gleich. Früh stand sie so auf, dass sie mit dem jüngsten im Haus, der sich ihr gleich am ersten Tag als Nate vorstellte, zusammen frühstücken konnte. Danach verabschiedete sie ihn, da er noch in die Schule ging. Danach fragte sie oft einen der sympathischeren Bewohner, ob er nicht mit ihr ein wenig Joggen gehen wollen würde. Oft meldete sich das ältere Ebenbild von Nate, welcher sich als Arthur vorgestellt hatte dazu. Sie hatte früh bemerkt, dass das Haus nicht nur groß war, sondern auch noch ein ebenso großes Land, mit einem herrlichen Wald aufwies. Jedoch nachdem sie den Versuch gestartet hatte, allein nach draußen zu gehen musste sie wieder eine laute und viel zu lange Diskussion darüber führen, ob sie nun allein nach draußen dürfte oder nicht. Letztendlich hatten sie mit dem schwarzhaarigen Hausherrn sich darauf geeinigt, dass sie sich immer eine Begleitung suchen müsste, bevor sie nach draußen gehen dürfte.
So war das morgendliche Ritual geboren, vorrangig mit Arthur joggen zu gehen. Danach trennten sich ihre Wege immer, da beide sich frisch machten und Arthur dann seiner Arbeit nachging, die er bis jetzt noch nicht offenbart hatte. Sie setzte sich somit immer an ihre Arbeit für die Universität. Manchmal beantwortete sie Emails oder recherchierte.
Am vierten Tag hielt sie es nicht mehr aus und befragte das Internet über einen gewissen Caleb Grayson. Ärgerlicherweise fand sie wenig über ihn. In sozialen Medien war er nicht vertreten. Eine eigene Website hatte er nicht, wo man vielleicht etwas über seine Arbeit herausfinden hätte können. Lediglich fand sie einige alte Zeitungsartikel über ihn.
Auch wenn es ihr fast schon Klischeehaft vorkam, so beschlich sie das Gefühl, dass er keine normale Arbeit verrichtete. Sie wollte nichts konkretisieren, jedoch kam es ihr fast schon so vor, als wäre er das Oberhaupt einer großen Mafia. Die Männer schienen alle sehr familiär zu sein, auch wenn sie nicht wirklich miteinander verwandt waren und er musste oft irgendwelche Aufgaben erledigen, worüber keiner ein Wort verlor und bei ihren Fragen meinten alle, dass Marú ihn persönlich fragen sollte, was sie jedoch nie in die Tat umsetzte. Dazu schien er auch noch verdammt reich zu sein, auch einen großen Einfluss zu haben, was das Geschehen der Stadt betraf, jedoch fand man kaum etwas über ihn in der Presse.
Am fünften Tag bekam sie Email ihrer Eltern, die fragten, wie es ihr ging. In regelmäßigen Abständen erkundigten sie sich über ihre derzeitige Lebenslage, was sie immer sehr freute. In der Email sprachen sie auch ein langes Wochenende an, was sie ja nutzen konnte, um sie mal wieder zu besuchen, da sie sich lange nicht mehr gesehen haben. Mit dieser schönen Nachricht ging sie auch zu ihrem Beschützer, welcher jedoch nicht sehr davon begeistert war. Er wollte ihr den Besuch erst verbieten, da es zu aufwendig war und er dazu auch noch zu wenig Zeit hatte. Doch er merkte, dass er mit diesen Gründen diesmal nicht weit kam. Sie stellte sich strikt dagegen, sodass er letztendlich nachgab. Glücklich über den Sieg, machte sie sich am darauffolgenden Tag auf den Weg zu ihren Eltern, was sich jedoch als ein wenig verzwickt darstellte. Wie sollte sie es erklären, dass sie auf einmal ein wildfremder Mann begleitete. Doch Caleb Grayson erwies sich als sehr erfindungsfreudig, sodass er letztendlich sich als ihr neuer Partner ausgab. Einen kurzen, schockierenden Blick erntete er dann von seiner Begleitung, die jedoch auf eine Show einging. Eine andere Wahl hatte er ja auch nicht.
An dem darauffolgenden Wochenende konnte sie noch weitere Stunden herausschlagen, in welche sie mit Nate und Arthur die Innenstadt besuchen durfte, jedoch auch nicht allein. Verfolgt wurden die drei immer von Caleb Grayson und seinem Stellvertreter, der an diesen Tag besonders schlecht gelaunt schien. Sie genoss den Tag sehr, auch wenn ihr das Bild von der ungleichen Gruppe, fast schon witzig vorkam. Mit den immer wärmeren Tagen, kamen die drei Blonden darauf sich ein Eis in einer Eisdiele zu gönnen. Während die drei also ihren Eisbecher genossen, saßen sie anderen beiden dunkelhaarigen schlechtgelaunt daneben und tranken stumm, jedoch wütend einen Kaffee, wobei sie sich fragten, warum das wirklich taten.
Als sich dieses Wochenende zum Ende neigte und sie wieder in dem großen Haus ankamen, machte der größere der beiden Marú klar, dass so etwas definitiv nicht zur Gewohnheit werden würde und sie auch gar nicht mehr versuchen brauchte darüber zu diskutieren. Mit diesen Worten ließ er sie stehen und verschwand in die oberste Etage, welche sie nicht betreten durfte.
Auch wenn Marú nicht glücklich mit dieser Entscheidung war, so akzeptierte sie es, womit die Tage wieder ineinander verliefen.


»A heart is a heavy burden«
nach oben springen

#8

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 21.04.2017 23:20
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


nach oben springen

#9

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 21.04.2017 23:25
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

„Es war einmal vor langer Zeit...“
„Adrian, was machst du da?“ Keine zwei Minuten hatte sich Caleb weg gedreht, um an einem der Stände drei neue Bücher zu kaufen und schon hatte sich um seinen Begleiter eine Gruppe Kinder gefunden. Es war Markt in der Stadt und da Caleb selbst, wie auch Adrian einige Besorgungen erledigen mussten, waren sie gemeinsam unterwegs. Doch dies stellte sich schwieriger heraus, als gedacht. Er hatte nicht viel Zeit eingeplant, da er Vince dazu verdonnert hatte, auf das Haus und die anderen aufzupassen. Er konnte nicht ständig Sam mit der Last belegen, wenn er einmal nicht da war, sodass er ihm heute die Gelegenheit eingeräumt hatte, dass Vince seine Aufgabe übernahm. Auch wenn Caleb bemerken musste, dass Sam dennoch Zuhause geblieben war, was Vince keineswegs fröhlicher gestimmt hatte. Denn er sollte trotzdem Daheim bleiben. Doch nun stand der Alpha vor einem neuen Problem: Adrian liebte Kinder und die Kinder liebten ihn. Sie fanden ihn von ganz alleine und waren nachträglich auch schwer wieder von ihm zu lösen. Was jedoch daran lag, dass er selbst keinerlei Versuch startete, sie abzuschütteln. Es endete meistens damit, dass er entweder eine Geschichte erzählte, mit ihnen spielte und sich von ihnen besondere Dinge zeigen ließ. Wenn sich Caleb den Mann so betrachtete, wirkte er keineswegs wie ein Mann auf der Flucht, sondern viel mehr wie selbst noch ein kleiner Junge.
„Psst.“ gab Adrian zurück, den Zeigefinger an die Lippen gelegt. Wie auf Kommando legten auch die Kinder ihre Finger an den Mund und imitierten das Geräusch. So wurde der junge Alpha von einem Mann und sieben kleinen Zwergen zur Ruhe ermahnt. Adrian hatte sich hin gehockt, während sich die Kinder auf das Gras oder auf die kaum ein Meter hohe Steinmauer gesetzt hatten. Der Stand für die Bücher hatte sich am Rand des Marktes positioniert, sodass es nur fünf Meter waren, bis die Mauer den Platz von einem daneben laufenden Fluss trennte. Seufzend klemmte sich der Schwarzhaarige das Paket unter den Arm, verschränkte die Arme und wartete sehnlichst dem Ende der Geschichte entgegen.
„Es war einmal vor langer Zeit, ein König. Sein Name war Caleb.“
Der Gleichnamige in Adrians Rücken schnaufte auf, welchen den Erzähler nur zum Grinsen brachte.
„Dieser König führte ein sehr tristes und eintöniges Leben. Jeder Tag schien gleich. Und so flossen die Jahre dahin, ohne, dass er so recht wusste, was geschehen war. Er besaß sieben Hofnarren. Jeder verrückter und eigenartiger, als der andere. Sie besuchten ihn alle an unterschiedlichen Tagen und alle der Reihe nach. Als erstes kam der Hofnarr Montag. Dieser war immer ganz grimmig und schlecht gelaunt.“ während er erzählte, zog Adrian die Augenbrauen zusammen und versuchte möglichst genau, das Gesicht von seinem Beta nachzumachen. „Er verfluchte seine Aufgabe als Hofnarr, denn er war auch gar nicht lustig. Er konnte nicht einmal Witze erzählen. Darüber war er ganz frustriert und dies raubte ihn jede Nacht den Schlaf, sodass der Gute immer müde war. Er beschwerte sich bei seinem König, er wolle das nicht länger machen. Doch ein jeder muss dem König gehorchen und dieser wollte seinen Hofnarr nicht her geben. Unglücklicherweise erhielt er so an diesem Tag immer ganz grausame Witze und so richtig lustig wurde dem König so auch nicht ums Herz. Zudem steckte die dauerhafte Müdigkeit des Narrs ihn an.“ er machte eine kurze Pause, um sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu versichern. Zufrieden konnte er feststellen, dass alle Kinder ihn gebannt zuhörten, es sich sogar neue dazu gesellt haben, samt der Eltern.
„Also hoffte der König auf den folgenden Hofnarren, den Dienstag. Doch dieser versprach auch nicht viel mehr besseres. Dieser konnte gar keine Witze erzählen. Nicht weil er nicht lustig war, sondern weil er gar keine kannte. Stattdessen schien er ebenfalls schlecht gelaunt zu sein, als mochte er seine Rolle ebenso wenig wie sein Vorgänger. Der Dienstag konnte seinem König gar nichts vortragen, sodass dieser wieder mit getrübten Gemüt schlafen ging. Doch der nächste war anders.“ Adrian hob den Zeigefinger die die Luft. „Mittwoch.“ wieder eine kurze Pause folgte. „Dieser war zwar nicht sonderlich motiviert, doch konnte dieser ganz gute Witze erzählen. Auch war er ein recht lustig Geselle. Nur konnte der König nicht abwarten, bis er wieder schlafen gehen konnte, denn er wusste, dass die folgenden Hofnarren viel besser waren.“ er nahm den Finger wieder runter. Der Mann wollte sich nur vergewissern, dass sein Alpha bereits weiter gegangen war, um die restlichen Dinge zu beschaffen, warum sie eigentlich hier waren. Nur musste er überrascht feststellen, dass Caleb immer noch hinter ihm stand und ihm anscheinend sogar zuhörte. Zufrieden schmunzeln fuhr Adrian also fort.
„Der nächste Hofnarr war ein fröhlicher Junge, welcher nur so von Übermut strotzte. Er hieß Donnerstag. Er erzählte einen Witz nach dem anderen, lachte über seine eigenen Witze. Er steckte den König mit seiner guten Laune an und versprach so große Besserung für die nächsten Tage. Denn der nächste Narr war genauso wie der Junge, sah ihm sogar zum verwechseln ähnlich. Der König nannte ihn Freitag. Der König freute sich immer wieder darauf, dass die beiden kamen, denn bei ihnen vergaß er die frustrierende Zeit mit den anderen Narren und legte selbst die Müdigkeit ab. Er wurde ein ganz anderer König, als würden diese Hofnarren ihn mit ihrer positiven Einstellung zu einem besseren Menschen machen. Der nächste war genauso. Doch war dieser besonders. Denn dieser Hofnarr war eine Frau.“ die Kinder zogen die Luft ein und ihre Augen wurden größer vor Neugierde. „Samstag trug sie als Name. Sie hatte blondes Haar und brachte mit ihrem Vorgänger die besten Witze vor den König. Bei den beiden war der König in der besten Stimmung und genoss die Zeit, welcher er mit den beiden teilte. Sie motivierte ihn dazu sich von seinem Thron zu erheben und in die Welt hinaus zu gehen. Seine Laune mit anderen zu teilen. Es ist wohl der beste Hofnarr den der König besitzt. Der Hofnarr Sonntag war ihr Nachfolger. Dieser steckte den König mit seiner Ruhe und Gelassenheit an. Er war stets gut gelaunt und meisterte jedes Problem dadurch, dass er völlig ausgeglichen war. Er war bedacht und wissend, machte den König aufmerksam nicht der Heiterkeit von Samstag zu verfallen. Sonntag schaffte den Ausgleich zwischen all den Narren und bildete damit den besten Schluss, den sich der König nur wünschen konnte. Denn nun war der König bestens gelaunt. Doch verflucht er die nächsten zwei Tage, da er dort nicht viel zum lachen haben würde. Seine Lieblings Tage waren immer noch mit Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag. Irgendwann wurde er gefragt wann denn die vier zu ihm kommen würden, da sich andere Könige sich ebenfalls gerne sie anhören wollten. Da sprach König Caleb: 'Sie kommen nach Mittwoch.' 'Und wann kommt Mittwoch?' fragten ihn die anderen Könige.
'Der kommt nach Montag und Dienstag' so stellte der König einen Plan auf, in dem er die Reihenfolge der Hofnarren aufschrieb, damit die Könige wussten, zu welchen Tag sie kommen mussten. Der König schaffte so eine Reihenfolge, benannt nach seinen sieben Hofnarren. Und was entstand daraus?“ fragte nun Adrian die gespannten Kinder. Ein Kind hob eilig die Hand. „Seine Ritter!“ rief es begeistert und alle anderen Kinder nickten eifrig. Ein anderes Kind hob ebenfalls die Hand in die Luft. „Nein, damit hat er neue Freunde gefunden und ist immer gut gelaunt.“ wieder einstimmiges Nicken. Gerade als Adrian ihnen recht geben wollte und eine Verbesserung vorschlagen wollte, ertönte aus seinem Rücken eine tiefe Stimme. „Die Wochentage.“ murmelte sie und verursachte, dass der Geschichtenerzähler erneut breit grinsen musste. „Richtig!“ rief er und klatschte damit einmal in die Hände. „Der König hat somit die sieben Wochentage erfunden und sie nach seinen Hofnarren benannt. Denn diese hatten auch genau die Eigenschaften, die die Wochentage jetzt haben. Oder?“ er sah fragend in die Menge, doch wie nicht anders zu erwarten, erhielt er ein gesamtheitliches Nicken der begeisterten Kinder. „Und wenn der König nicht gestorben wäre, dann lebt er noch heute mit seinen sieben Hofnarren auf seinem Schloss.“ beendete Adrian die Geschichte.
„Nochmal!“ riefen die Kinder und die Eltern lachten im Hintergrund auf. „Wir wollen noch eine Geschichte hören.“
Adrian erhob sich und als sich die Kinder wie ein Schwarm um seine Beine versammelten, strich er ihnen durch das Haar. „Das nächste Mal. Ihr müsst mir nur auflauern und mich schnappen, wenn ihr mich seht, dann erzähle ich euch sofort wieder eine neue Geschichte.“ versprach er. Die Kinder jubelten und begannen sich in alle Himmelsrichtungen wieder zu verteilen. Als sich der Mann umdrehte, sah er in ein ausdrucksloses Gesicht. „Na? Hat dir meine Geschichte gefallen?“ säuselte Adrian gut gelaunt.
„Sie war leider nicht für mein Alter bestimmt. Mir fehlte die Spannung darin.“ antwortete Caleb nur, deutlich erleichtert, sich endlich wieder bewegen zu können, sodass sie schnell fertig wurden. „Du hast zu große Anforderungen, durch die ganzen Bücher, die du gelesen hast.“ beschwerte sich sein Begleiter, als hätten die Worte ihn schwer getroffen. „Hast du wenigstens alle Tage erkannt?“
„Was sollte man denn groß erkennen?“ die Männer begaben sich wieder in das Gedränge des Marktes. „Du hast die Tage der Woche beschrieben.“
„Aber mit wessen Eigenschaften?“
Caleb seufzte, blieb stehen und drehte sich zu Adrian. „Der Montag war Vince. Dienstag war entweder Luke oder Tane, wobei ich mehr zu Luke tendiere. Mittwoch warst du oder Kael.“ Caleb fixierte den Dunkelhaarigen neben sich und verbesserte sich gleich darauf. „Es war Kael. Donnerstag und Freitag waren sehr einfach: Nate und Arthur. Samstag war der Mischling und Sonntag war Sam.“
„Richtig!“ rief der Mann stolz und froh zugleich, wobei er genauso klang, wie zuvor bei den Kindern. „Aber etwas anderes habe ich von meinem Alpha auch nicht erwartet. Es war doch passend oder?“ nun setzte er sich in Bewegung und brachte Caleb so dazu, es ihm gleich zu tun.
„Hat dir meine Auswahl gut getroffen?“ auch wenn der Mann die Fragen an seinen Begleiter richtete, so gab er diesen kein einziges Mal die reelle Chance auf eine dieser zu antworten. Ganz gleich, ob es diesen auch danach verzehrte. „Ich liebe Nate, Marú und Sam als Tage. Sie sind mir wirklich am besten gelungen.“ mit geschwellter Brust lobte sich der Wolf selbst, da er etwas dergleichen wohl nicht von Caleb erwarten konnte.
„Ich hab Marú doch ganz gut getroffen, oder?“
Der Alpha hob als Antwort nur die breiten Schultern. Seine Augen klapperten dabei die vorbei kommenden Stände ab. „Für mich hat der Mischling keiner der genannten Eigenschaften, aber wenn du diese Meinung vertrittst, will ich dir deine Geschichte nicht zur Nichte machen. Die Kinder haben sie jedenfalls geliebt.“
„Du beschäftigst dich einfach zu wenig mit ihr.“ belehrte der Anwalt seinen Alpha.
„Ich beschäftige mich sehr ausgiebig mit ihr, mehr als ich es je vorgehabt habe.“
„Mit ihrer Art, nicht mit ihr persönlich.“ wurde Caleb sogleich verbessert, worauf er nur genervt brummte. Mit einem „Das ist auch gut so.“ beendete der Schwarzhaarige das Gespräch, in dem er sich einen der Stände zu wandte. Adrian seufzte innerlich und nutzte die Gelegenheit seinen Alpha für einige Sekunden von hinten zu betrachten. Leider konnte er dessen Denkweise gut nachvollziehen, auch wenn er sich weigerte sie zu verstehen. Er einigte sich mit sich selbst darauf, dass er nachher Sam von seiner Geschichte erzählen und ihn nach seiner Meinung fragen würde. Wenigstens einen gab es im Rudel, der seine Ansichten teilte. Mit dem Schritt nach vorne und damit an Calebs Seite, strafte Adrian seine Schultern, hob den Kopf und legte ein seichtes Lächeln auf. Damit nahm er sein alltägliches Auftreten an, welches er Tag ein Tag aus, im Gericht trug: Höflich, freundlich, zuvorkommend, aber nicht lesbar und vollkommen geschäftlich. Eine Rolle welche er mit seinem Alpha perfektioniert hatte.


"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


nach oben springen

#10

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 11.05.2017 21:24
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


nach oben springen

#11

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 17.05.2017 22:26
von Livy • Graduation | 4.100 Beiträge

"Was ist denn nun schon wieder los mit ihr?" Grummelte der dunkelhaarige Mann argwöhnisch, als er die blonde Frau geknickt auf der Terrasse sitzen sah.
Der größere Mann neben ihm zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Ich weiß es leider nicht." Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. "Das hat nicht mal Nate herausfinden können. Vielleicht kannst du sie ja aufmuntern." Nun hob der breit gebaute Mann neben dem Grauäugigen die Hand und schlug ihm freundschaftlich auf das Schulterblatt. "Aber ich muss jetzt leider aufbrechen, also ist keiner mehr im Haus außer ihr beide." Der angesprochene nuschelte etwas unverständliches, worauf der andere Mann nur herzlich lachte. "Nach der ganzen Zeit kannst du sie immer noch nicht leiden, Vince? Selbst Caleb mag sie nun um einiges mehr, als vorher."
"Ich muss nicht immer einer Meinung mit ihm sein." Gab Vince von sich, während er seine Arme vor der Brust verschränkte.
Weiterhin lachend wandte sich der andere zur Tür. "Du wirst schon mit ihr fertig werden. Immerhin bin ich ja auch am Nachmittag wieder daheim und kann dir unter die Arme greifen."
"Ich muss wirklich jetzt allein mit ihr sein?" Fragte Vince und veranlasste damit den gehenden Mann zum Stehenbleiben. "Sind heute wirklich alle unterwegs?"
"Ja es sind alle außer Haus und ich habe vorhin mit Caleb gesprochen, welcher gesagt hat, dass du heute mal das Haus hüten sollst. Stell dir mal vor, ich konnte mit ihm sprechen, obwohl er in einer ganz anderen Stadt ist. Telefone sind schon verrückte Gegenstände, nicht wahr?" Kurz lachte er nochmal auf, bevor wieder das Laufen aufnahm. "Also dann, ich muss los, sonst komme ich noch zu spät." Man hörte noch ein leises Lachen, als die Tür hinter ihm zufiel.
Vince schaute noch eine Weile lang die Tür an, bevor er grummelnd sich wieder in die Richtung der Frau begab, welche immer noch auf der Terrasse saß. Langsam fing er an zu laufen, wobei seine Füße ihn bis nach draußen trugen. Schweigend ging er an der Elfe vorbei auf die Wiese. weiter hinein in den Wald. Nur weil er hier bleiben musste, wurde ja nicht davon gesprochen, dass er sich auch mit ihr abgeben musste. So dauerte es nicht lang, dass er seine Kleider ablegte und sich ein dunkelbraunes Fell über seinen Körper zog, welcher sich in den eines Wolfes verwandelte.
Er bekam das Gefühl, dass mehr als nur zwei Stunden vergangen sind, doch die leisen Geräusche, die Marú immer wieder von sich gab, konnte selbst er nicht mehr überhören. Eine gefühlte weitere halbe Stunde verging, in der Vince ernsthaft abwog, ob er zu ihr gehen sollte oder nicht.
Im Nachhinein wusste er nicht mehr, was ihn geritten hatte, doch fand er sich schon wieder, wie er sich wieder ankleidete. Ein genervtes Schnauben entfuhr ihn, als er die kurze Treppe zur Terrasse erklomm und sich neben ihr auf einen weiteren Stuhl neben ihr fallen lies. Er starrte einige Löcher in die Luft, bevor er wieder genervt ausatmete. "Was ist dein Problem?" Fragte er sie nun schroff, als er merkte, dass sie sich nicht beruhigte und immer wieder leise wimmerte, wobei ein offenes Buch auf ihrem Schoß lag. Erschrocken schaute sie zu ihm auf und wischte sich unter ihrem Auge entlang, als wäre eine Träne ihren Augen entwicht. "Willst du das wirklich wissen?" Fragte sie nun skeptisch, nicht im klaren, ob er seine Frage wirklich ernst meinte.
"Nein will ich nicht, aber ich will dass du endlich aufhörst mit weinen. Das ist wirklich anstrengend." Maulte er, worauf die junge Frau noch skeptischer wurde, ob sie ihm ihr Leid erzählen sollte.
Lange schaute sie ihn nur an, wobei sie abwog, ob sie ihm es jetzt nicht erzählen sollte oder nicht. Letztendlich rang sie sich dazu durch und erhob zaghaft die Stimme. "Meinem Vater geht es sehr, sehr schlecht." Erklärte sie ihm ihre Sorge, wobei sie ihren Blick auf den Wald richtete. "Vielleicht sind meine Sorgen vollkommen unbegründet, jedoch ist er mir das wichtigste Familienmitglied. Ich hoffe, dass sich sein Zustand nicht noch mehr verschlechtert." Nun sah man, wie eine Träne stumm ihre Wange hinunter kullerte. Wieder entstand eine längere Stille zwischen den beiden, bis Marú ihren Kopf zu ihrem Gesprächspartner, oder eher Zuhörer, drehte, worauf sie auf einem Mal anfing zu Grinsen.
In der ganzen Zeit, in der sie beide ruhig gewesen waren, hatte Vince ernsthaft überlegt gehabt, wie er sie aufmuntern könnte. Langsam drehte er durch, dass musste sein Handeln erklären. So saß er nun neben Marú und lächelte sie an. Naja er versuchte es wenigstens. Bei jedem sah ein einfaches Lächeln ungezwungen und freundlich aus, doch bei ihm schien es, als würde er dem ganzen etwas zwanghaftes verleihen.
"Hör bitte auf damit." Die blonde, junge Frau erhob die Stimme. Ihre Mundwinkel hoben sich dabei immer wieder kurz und zogen sich sogar in die Breite.
"Mit was soll ich aufhören?" Erwiderte der dunkelhaarige Wolf mit den grauen Augen, welcher sich die größte Mühe gab.
"Na das mit deinem Gesicht, wenn du versuchst Glücklich zu sein. Das macht einem ja Angst." Erklärte sie es ihm. Kurz darauf Lachte sie laut los, wobei das Gesicht ihres Gegenüber wieder grimmiger wurde.
"Das erfährt niemand, ist das klar!"


»A heart is a heavy burden«
zuletzt bearbeitet 17.05.2017 22:38 | nach oben springen

#12

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 20.05.2017 12:35
von Livy • Graduation | 4.100 Beiträge

»A heart is a heavy burden«
nach oben springen

#13

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 03.07.2017 22:43
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

Salz, Eisen, Bitter. Ein Geschmack, welchen er einfach nicht mehr aus seinem Mund bekam. Es lag ihm längst in der Nase und benebelte seine Sinne. Er hatte den Geschmack und auch den Geruch früher gehasst. Heute war er sein Alltag geworden. Beinahe wie ein unangenehmer Gast, auf welchem mit den Jahren nicht mehr verzichten konnte. Wann hatte es wohl begonnen, dass er es einfach hingenommen hatte? Dass er jeden Versuch der Wehr abbrach und blind folgte? Die Gedanken drückten gegen seine Schläfe, er hatte keine Kraft mehr, die immerwährende Frage erneut zu stellen. Hier war niemand, der ihm eine Antwort hätte geben können. Er sah hinab an seinen tauben Gliedern, an seinem jämmerlichen Anblick herunter. Es gab an ihm kaum mehr eine Stelle, welche sich nicht in der Farbe seines Alptraumes gefärbt hatte. Über die Hälfte der Wunden konnte er nicht einmal mehr spüren, zu stark betäubte der Geruch seinen Verstand. So stand er trunkend da, die Augen blind nach vorne gerichtet. Auf den zitternden Körper vor sich auf dem Boden. Ob er noch lebte? Die Krämpfe waren vor einigen Sekunden zu erliegen gekommen. Und doch war deutlich zu sehen, dass sich der Brustkorb hob und wieder senkte. Die Pause dazwischen wurden immer länger, die Atemzüge flacher. Er würde nicht um diesen Tod trauern müssen, es war nur wieder jemand ohne Recht auf Leben. Wer entschied über dieses Recht und warum musste er es ausführen, so kannte er doch keinen einzigen von ihnen.
Die Knochen brachen, Splitter bohrten sich tiefer in das Gewebe, Blut bildete den Schatten, als sich der Körper in seinem Tod erneut aufbäumte. Die Augen war in tiefen Höhlen versteckt und zeugten nicht länger von Menschlichkeit. Hätte man sie zuvor noch als menschlich bezeichnen können, so konnte er nun den Abgrund in den fast Schwarzen Augen, ihm gegenüber sehen. Der massige Körper des Geschöpfes schob sich über die vier Läufe und versuchte sich über jene wieder aufzurichten. Erfolglos. Die hinteren Läufe waren beide gebrochen. Er hatte nie vorgehabt ihm so viel Schmerzen zu verursachen. Doch diese Reue würde für niemanden Besserung versprechen.
„Ich...“ zischte der eigentlich Tote. Es war schwierig ihn überhaupt zu verstehen, da er mit jedem neuen Versuch zu aufzurichten, sein Äußerndes veränderte. Die Schnauze zog sich in die Länge und verlieh dem Maul nun eine unnatürlich breite Grimasse, aus welcher eine lange schwarze Zunge hing, Blut tropfend. Die Ohren zogen sich knöchern nach hinten, das linke war bis auf die Hälfte hinab zerfetzt. Der Pelz hing in dünnen Strähnen an dem dürren Knochengestell hinab und ließ das Geschöpf abgemagert aussehen. Die Rute war um eine Zentimeter gewachsen, doch durch das Fehlende Fell, gehörte sie nicht länger optisch zum restlichen Körper dazu. Die Wirbelsäule stach deutlich am Rücken hervor, gerade auch, als es zum letzten Versuch ansetzte. Mit Erfolg. Die Läufe knackten, der offene Brustkorb gab ein Schmatzen von sich, was ihm die Gänsehaut über den Rücken jagte. Was sich nun vor ihm erhob, war wider jeglichen Gesetzten. Trotz des sauberen Bruch in den Knochen, stand sein Feind nun vor ihm aufrecht da, wenn auch die hinteren Pfoten seitlich weg geknickt waren. Das Fell schlug in dem Wind kleine schwarze Flammen, welche an eine Mischung aus Staub und Rauch erinnerte. Er sah dem Wesen direkt ins Gesicht, als es das Maul weit aufriss und die schwarzen, scharfen Zähne präsentierte. Noch während sich ihre Blicke kreuzten, öffneten sich nur wenige Zentimeter über den Augen das Fell und befreite damit ein weiteres Augenpaar frei, schwarze Augapfel weises Auge.
Er zuckte zurück, doch seine Glieder gehorchten ihn kaum mehr, sodass er lediglich zwei Schritte zur Seite stolperte. „Ich…. Will….“ begann das Wesen sein Geräusch fort zusetzten. Er sah an sich hinab, doch statt seinen eigenen starken Körper im Pelz eines Wolfes zu sehen, hatte er diesen verloren. Nun stand er dem riesigem Geschöpf als nackter Mann entgegen, welcher unfähig war, sich vor Angst zu bewegen. Er kannte diese Art von Geschöpfen. Auch stand er einst vor ihnen und dennoch war er gelähmt von Hilflosigkeit und nackter Furcht.
„Ich…. Will…. Leben...“ zischte die schwarze Zunge, wie die einer Schlange. Zitternd ging er zu Boden. Die Rollen waren nun getauscht wurden, auch wenn beide den gleichen Wunsch verspürten. War es nun an ihn, ein Monster zu werden, um weiter leben zu können? Er öffnete die Lippen, doch drang kein Laut aus seiner Kehle. Ungläubig sah er auf seine Brust hinab, welche von Blut bedeckt war. War er so beschäftigt mit sich gewesen, dass er es gar nicht bemerkt hatte? Mit tauben Fingern legte sich seine rechte Hand um seine Kehle, wo nun ein breiter Spalt seine Stimmbänder getrennt hatte. War er so unachtsam gewesen? Dabei wollte er doch auch nur leben. Für etwas anderes, hatte er nie gekämpft. Er schaffte es mit letzter Kraft sich auf die Knie zu setzten, die Augen direkt in die seines Mörders gerichtet. Hier würde er also sterben. Ohne das es je jemand erfahren würde oder gar betrauern würde. War es falsch, sich das Leben zurück zu wünschen? Gerade, als er den Versuch starten wollte, sich zu erheben, glitt eine Gestalt zwischen ihm und seinen Peiniger. Es brauchte kein Gesicht, keine Stimme, es reichte die Körper Silhouette und das spielende Haar im Wind, dass er kreidebleich wurde. Panik stieg in ihm auf. Kalter Schweiß lief an seinem Körper hinab, mischte sich mit dem Blut. Sie durfte nicht vor ihm stehen, sie durfte jetzt nicht zwischen ihnen stehen. Er wollte sie anschreien, sie an dem Arm packen und aus der Gefahrenzone zerren. Doch aus seiner Kehle drang nur ein klägliches Gluckern und er musste Blut spucken. Es schien jedoch gereicht zu haben, dass sie ihn hörte. Sie drehte den Kopf über die Schulter und lächelte ihn an. Sie wollte ihm die Angst nehmen, ihn Zuversicht schenken, dass er leben durfte.
Er wollte diese Zuversicht nicht. Er wollte nicht leben, wenn es nur unter der Bedingung ihres Opfers ging. Sie öffnete die Lippen, doch war es ihm nie vergönnt, ihre Stimme wieder zu hören. Denn in jenem Augenblick, wo sie sprechen wollte, schloss sich der Kiefer des schwarzen Geschöpfes um ihren Hals. Das dunkelrote Blut tropfte in Form dicker Flüssigkeit, über ihre blasse Haut, tränkte das weiße Gewand, welches ihren Körper verhüllte. Alles Leben wich aus den grün-gräulichen Augen und machte Platz für endlose Leere. Er riss den Mund auf, zwang sich wieder der Schmerzen in seinen Hals zu schreien. Doch im Augenblick ihres Todes war es ihm nicht einmal mehr vergönnt, ihren Namen zu rufen. Blut sammelte sich in seinen Mund, Schwärze hüllte seine Umgebung ein. Im Augenblick der vollkommenen Finsternis, erlaubte ihm seine Kehle ein letztes Wort: Der Schrei ihres Namens. Dann fiel er. Der Boden brach unter ihm weg und gähnende Tiefe empfing in, während sich die kalten, dürren Finger des Todes gierig nach ihm ausstreckten.
„Mira!“
Ein Schlag, dann ein weiterer. Insgesamt trafen ihn drei Schläge mitten ins Gesicht, ehe er die Augen aufschlug. Seine Pupillen weiteten sich nach der Dunkelheit, ehe sie sich in dem nun dämmrigen Licht, blitzartig zusammen zogen. Seine Brust hob und senkte sich, gierig schnappte seine Lunge nach Luft. Sein Herz drohte in dem Käfig seines Brustkorbes zu zerspringen. Seine Umgebung war unscharf, kaum mehr als Umrisse konnte erkennen. Wo war er? Fiel er immer noch? Nein, denn die Last auf seinem Oberkörper drückte ihn tiefer in die Matratze des Bettes, in welches er sich vergangene Nacht gelegt hatte. Ein Name wurde gerufen. Aber nicht er war es, der immer wieder einen Namen panisch und rufend wiederholte. Es war sein Name, der dort klang.
Die Umrisse schärften sich, fanden ihren rechtmäßigen Platz, ergaben ein Bild. Ein Gesicht formte sich direkt über dem seinen. Ein bekanntes Gesicht. Ein geliebtes Gesicht.
„Mira...“ flüsterte er tonlos und fassungslos zugleich. So blickte er nun in das lebendige, gerötete Gesicht Ebenjener, welche er gerade erst sterben gesehen hatte. Ein neuer Schlag traf ihn auf die linke Gesichtshälfte, ein Schmerz der noch lange in seinem pochenden Schädel nachhallte.
„Du Idiot!“ schrie die Frau auf ihm ihn ins Gesicht, die Hand erneut zum Schlag angesetzt. „Du Blödmann! Du undankbarer, taktloser, riesiger Idiot!“ gerade als ihre Hand vor seinem Gesicht schwebte, umfasste seine Hand ihr Handgelenk und hielt sie so von dem nächsten Schlag ab. Erst jetzt schien sie wahrzunehmen, dass er wieder bei Sinnen war, denn plötzlich lösten sich all die angesammelten Tränen in ihren Augen. „Ich hasse dich!“ schluchzte Mira, die Augen zusammengepresst, den Körper zitternd gekrümmt. „Ich hasse di-“ sie verschluckte sich an den aufkommenden Schluckauf und zuckte jedes Mal zusammen. Der Mann unter hier setzte sich vorsichtig auf, sodass sie von seinem Bauch, auf seinen Schoß rutschte und er seine kräftigen Arme um ihren schmalen Körper legen konnte. Er legte seine rechte Hand auf ihren Hinterkopf und drückte sie so eng wie es nur möglich war, an seinen überhitzten Körper. Der Schweiß auf seinem rücken erkaltete und verlieh ihm das Gefühl, noch immer die dürren Finger in seinem Nacken zu spüren. „Es tut mir so leid.“ flüsterte er in ihr Haar hinein, in welches er sich nun lehnte. „Ich hatte nie die Absicht, dir eine solche Angst einzujagen.“
„Aber… du… hast es trotzdem… gemacht.“ Mira versuchte die Tränen angestrengt wieder hinter zu schlucken. Erfolglos. „Du hast die ganze Zeit… geschrien.“ sie schob einen Arm zwischen sie nach oben und wischte sich über die roten Wangen. „Du hast die ganze Zeit, meinen Namen geschrien.“ sie machte eine kurze Pause, in welcher sie sich eine zerzauste rot-braune Locke aus dem Gesicht wischte. „Ich habe dich angesprochen, dich sogar angeschrien, doch du wolltest einfach nicht aufhören.“ als erlebte sie es erneut, krallte sie sich voller Furcht an seinen Oberarmen fest. „Du warst kreidebleich, hast erst ganz schnell und dann kaum noch geatmet und du-“ sie brach ab, damit sie nun ihren Blick heben konnte. Bestimmt legten sich ihre Hände an sein Gesicht und hob seinen Kopf zu sich, sodass sie ihn nun direkt in die blass braunen Augen sehen konnte. „Du hast geweint, als du meinen Namen riefst.“ ihre hellen Augen betrachteten ihn, als könnten sie die Antwort in seinem Blick finden. „Was hast du gesehen, Luke.“
Der Angesprochene schwieg, den Blick nieder geschlagen. „Nichts…. Besonderes.“ antwortete er zögernd
„Lügner!“ widersprach sie auch sogleich, mit der bekannten Festigkeit in ihren schönen Augen. „Ich habe dich noch nie weinen gesehen, genauso wenig die Art und Weise, wie du mich gerufen hast. Was hast du in deinem Traum gesehen?“ wiederholte sie ihre Frage, mit Nachdruck.
„Es war ein verschwommener Alptraum. Verdreht, nicht real und ich habe irrtümlicherweise eine Verbindung zu dir hergestellt. AN das meiste kann ich mich seit dem Erwachen nicht mehr erinnern.“ Luke stapelte eine Lüge nach der anderen übereinander, rücksichtslos welche Spuren jedes Wort in ihm hinterließ. Mira sah ihn lange an, dann hob sich ihre rechte Hand und legte sich behutsam auf seine Wange. „Warum erzählst du mir nie die vollkommene Wahrheit? Hast du Angst ich würde sie verraten? Ich verspreche dir, ich würde es niemals verraten.“ er konnte erkennen, dass sie immer noch mit der Angst der Nacht zu kämpfen hatte und doch bemühte sie sich darum, ihm Sicherheit zu versprechen. Ein trauriges Lächeln schmückte seine Lippen. „Ich weiß“ Luke beugte sich vor und küsste sie liebevoll auf die Lippen. „Ich liebe dich, Mira.“
„Ich liebe dich auch, Luke. Auch wenn ich weiß, dass du mir nicht die Wahrheit sagst.“ sie schmunzelte, als er ihr erneut einen Kuss stahl. „Du kannst dich nicht ewig davor verstecken.“
„Ja, eines Tages werde ich es dir sagen, versprochen.“ wieder folgte ein Kuss.
„Dass du mir auch ja das Versprechen hälst.“ kicherte Mira und ließ sich ohne Wehr in seinen Armen einschließen. Sie schlief die ganze Nacht eng an seine Brust gedrückt, seinem Herzschlag lauschend. Doch Luke schloss seine Augen kein weiteres Mal. War es die Angst vor einem neuen Alptraum oder die Angst davor, sie beim aufwachen, nicht mehr in den Armen zu halten. Er konnte kaum vergleichen, welche Furcht mehr wiegte. Doch beide drückten ihn tief hinab und raubten ihn die Ruhe für den Schlaf und die Luft zum Atmen. Er könnte ihr nie verraten, was er in jener Nacht gesehen hatte. Nicht, da sie es womöglich weiter erzählen konnte, sondern viel mehr aus Schutz für sie. Seine Welt würde immer zu den Dingen zählen, vor welcher er sie beschützen musste. Und damit auch immer zu den Dingen, welche er ihr niemals erzählen konnte. Es war gut so, wie es war. Sie war der Ort, an dem er die Kämpfe vergessen konnte, an dem der Wolf fest schlief und er als Mensch leben konnte. Sie war sein Rückzugsort und eben diesen musste er beschützen. Wie hoch die Kosten dafür auch waren. „Ich liebe dich, Mira.“ hauchte er in ihre Locken, die Augen für einen Augenblick geschlossen, die Arme eng um sie geschlungen. „Ich werde dich für immer beschützen.“ ein seliges Lächeln lag in seinem Gesicht. Doch verschwand es augenblicklich, als er die Augen wieder öffnete. Dämmerung umgab ihn, graues Licht drang durch die großen Fenster hindurch, die weißen Vorhänge spielten vorsichtig in dem kalten Wind. Die Fenster waren offen gewesen und nun hatte sich die Kälte in seinem Zimmer eingenistet. Luke schloss die Augen erneut, doch die Wärme in seinen Armen blieb verschwunden. Er öffnete seine Augen wieder und sah vor sich, wo sie vor einem langen Wimpernschlag erst noch gelegen hatte. Jetzt war sie weg und mit ihr die geliebte Wärme. Natürlich war sie weg. Wann würde er sich wohl endlich daran gewöhnen? Seine rechte Hand griff nach dem kalten Ring, welcher an einem dunklen Lederband um seinen Hals hing. Die Kälte vertrieb die betäubende Erinnerung. Die Bilder von ihren leuchtenden Augen, von ihrem Geruch, ihrer Wärme, ihrer Stimme. Zurück blieb nur der Schmerz des Verlustes. Und das Loch in seiner Brust, welches sie gefüllt hatte.
Ein Klopfen drang in seinen Kopf, keine angenehme Art und Weise jemanden aus den schmerzenden Gedanken zu reißen und doch vielleicht die einzige mögliche.
„Hast du gut geschlafen?“ ein braunhaariger Schopf steckte sich durch die nun halb geöffnete Tür. Sam stand mit einem aufrichtigem Lächeln in der Tür, unbeeindruckt von der dunklen Kälte in dem Raum. „Die Brüder waren laut genug.“ brummte Luke als Antwort und erhob sich zeitgleich aus dem Bett. Sam lachte leise auf seine Worte hin. „Sie sind wie immer sehr aufgeweckt. Eine kleine Scheibe, solltest auch du dir von den beiden abschneiden.“
„Nein danke, ich habe keinen großen Hunger. Zudem passen zu mir keine blonden Haare.“
Sam schmunzelte nur über die grimmig klingenden Worte seines Freundes. „Caleb hat gestern Nacht einen Gast mitgebracht. Dies ist der Grund, für die Unruhe.“ erklärte der braunhaarige Mann, während sich Luke neue Kleidung über warf. „Sie ist eine Elfen Mischling.“
„Eine Frau dazu?“ Luke stand nun neben Sam, die Hand zum bändigen in seinem dunklen Haar.
„Schön oder? So verändert sich auch unser Alltag ein wenig.“
Luke verstand die Freude des Wolfes neben ihm nicht, doch würde er dies nicht laut aussprechen. Er konnte niemanden seine kleinen Freuden verübeln. Niemand trug Schuld daran, dass er seine Freude verloren hatte. Er gab niemanden, als sich selbst die Schuld daran.
„Lass uns nach unten gehen.“ Sam stand bereits im Flur und setzte sich nun in Richtung Treppe in Bewegung. Luke selbst verharrte noch einmal in der Tür, als er auch schon einen kühlen Luftzug spürte. Er war kaum zu bemerken, und doch so sanft und klar, dass er sich instinktiv umdrehte. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er die durchscheinende Gestalt von Mira erkennen. Sie stand in einem blauen, leichtem Kleid am Fenster, die Haare offen über den Schultern hängend. Sie lächelte ihn an, als der Wind begann mit ihren Locken zu spielen. „Lebe...“ trug die Kälte zu dem Mann. Er war verleitete dazu die Augen zu schließen und diesen Augenblick auf ewig anzuhalten. Ein leises Schmunzeln war zu hören, als ihre Gestalt vor ihm stand, die kühle Hand an seine Wange gelegt, so wie sie es früher immer getan hatte. „Ich liebe dich, Luke.“ sie beugte sich vor und küsste seine regungslosen Lippen. „Also lebe.“ ein letzter Kuss, dann schlugen seine Wimpern zu. Als Luke die Augen wieder öffnete war Mira verschwunden. Zurück blieb nur die Kälte und das trauernde Herz eines Liebenden. „Ich liebe dich auch.“ er berührte noch einmal den Ring an seinem Hals, ehe er dem Raum den Rücken zukehrte und die Tür schloss. „Was brauchst du denn so lange?“ begrüßte ihn Sam, als Luke an der Treppe ankam. „Ich habe die Fenster geschlossen. Bei der Kälte holt man sich noch den Tod.“ brummte der dunkelhaarige Mann, auch wenn ein Zucken in seinem Mundwinkel ihm die Glaubwürdigkeit stahl. „Lass uns endlich frühstücken.“


"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


nach oben springen

#14

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 06.07.2017 15:02
von ~Roti~ • Graduation | 9.162 Beiträge

"Das Band zwischen einem Hund und seinem Schützling ist schon eine interessante Sache, nicht? Es bindet, den einen mehr, den anderen weniger, aber nicht länger bindet es an diesen Ort" ~April Honderway


nach oben springen

#15

RE: ~ Blutfehde ❖ Daily Prompts ~

in Private RPGs 09.07.2017 13:00
von Livy • Graduation | 4.100 Beiträge

Der Junge mit den orangefarbenen Locken lag schon eine Weile in dem überaus weichen Gras. Der Himmel über ihm färbte sich immer dunkler, doch eines seiner Augen wollte die verschiedenen Blautöne nicht richtig erkennen. Es pulsierte fürchterlich, dazu war es bläulich angeschwollen und das Blut der Platzwunde an seiner Augenbraue lief fast hinein. Ein Außenstehender konnte behaupten, dass das Blau seines angeschwollenen Auges fast der Farben, des Himmels glich.
Wieder lief das Blut gefährlich nah an dem Auge des Jungens vorbei, worauf er beide seiner Augen schmerzhaft schloss. Er Kniff sie kurz zusammen, wobei ein stechend heißer Schmerz durch seinen unterkühlten Körper schoss. Wieder merkte er die Verletzungen, welche sich über seinen Körper, vorrangig aber über sein Gesicht, zogen. Seine Lippe war aufgeplatzt, das eine Auge blau, unter dem anderen ebenfalls eine Platzwunde. Seine Wange wies einen riesigen blauen Fleck auf. Eine andere Wunde klaffte an seiner Augenbraue und man konnte getrocknetes Blut unter seiner Nase erkennen, auch wenn immer wieder ein wenig Blut aus jener quoll. Als er seine Augen geschlossen hatte, zuckten die letzten Ereignisse unruhig vor seinem inneren Auge auf.
Heute war ein schöner Tag gewesen. Es war sonnig, dass wusste er noch, da sie ihn immer wieder geblendet hatte. Es war warm, da der Frühling allmählich dem Sommer Platz machte. Er hatte sich am frühen Nachmittag mit Ihm getroffen. Schon seit längerem haben sich getroffen und wenn er ehrlich war, dann hatte er sich mit jeden dieser Treffen immer mehr in Ihn verliebt. Der Junge wusste, dass es nicht lange halten würde. Weder wegen des Geschlechts, noch die Herkunft würde auf eine rosige Zukunft schließen. Doch beide wollten das nicht wissen. Nicht, wenn man im Hier und Jetzt leben konnte.
Vorsichtig haben sie sich für jedes neue Treffen einen neuen Platz ausgesucht, welcher unbehelligt von anderen lag. Doch umso öfter sie sich getroffen hatten, umso mehr merkten beide, wie sehr doch dieses eine Fleckchen in dem einem dichten Wald sie doch anzog.
Die Baumkronen wurden dort immer dichter, sodass das Unterholz immer dunkler wurde. Nur wenn man direkt zum Himmel schauen würde, so würde die Sonne blenden können. Der Waldboden war mit feuchtem Moos übersät, sodass man einen nassen Rücken bekam, umso länger man darauf lag. Doch auch das war dem Jungen immer mehr zweitrangiger geworden. Er liebte es, wenn er seinen Kopf in dem Schoß von Ihm betten konnte. So hatte er immer eine gute Sicht auf seine markanten Gesichtszüge, seine fast schwarzen Haare, die nie zu bändigen waren und die dunklen Augen, in denen man immer wieder ertrinken konnte. Sie zeugten von so viel Leid und gleichzeitig funkelte immer wieder etwas Neckisches in ihnen auf. Immer wenn er in das dunkle Augenpaar sah, bekam der Junge immer das Gefühl, dass man damit alles von sich selber preisgeben würde, auch wenn man nichts sagte oder über sich erzählte.
Der Orangehaarige schlug augenblicklich die Augen wieder auf, als er merkte, wie sich schmerzhaft seine Brust zusammenzog. Nicht weil er verletzt war. sondern, weil ihm wieder bewusst wurde, wie viel er doch nun verloren hatte. Mit einem ächzenden Geräusch setzte er sich langsam auf. Jeder Muskel in seinem Körper zerrte schmerzhaft und jede Verletzung fing an zu pulsieren. Dazu fing nun sein Kopf an fürchterlich zu schmerzen und seine Umgebung fing an sich zu drehte, als würde nichts mehr an seinem Platz stehen wollen. Gezwungenermaßen schloss er wieder seine Augen.
Und wieder befand er sich an dem heutigen Nachmittag. Er hatte sich vielleicht das neunte mal mit Ihm an dieser Stelle getroffen. So genau wusste er das nicht mehr, da er aufgehört hatte zu zählen. Er musste sich eingestehen, dass es dumm von ihnen beiden war, dass sie sich schon so oft an ein und derselben Stelle trafen. Doch beide haben nicht so weit gedacht, blind von der Liebe, die sie beide füreinander empfanden.
So saßen sie wieder in dem Wald. Er an einem dicken Baum gelehnt und die Beine gerade von sich gestreckt. Der Junge hatte irgendwann wieder seinen Kopf auf die Beine seiner Liebe gelegt und die Augen geschlossen. Die schönsten Momente mit Ihm waren, wenn er fast einschlief, da Er immer wieder beruhigend seine Hand durch das lockige Haar des Jungens fahren ließ. Doch an diesem Nachmittag sollte es nicht so bleiben. Sie beiden wurden von lautem Gebrüll gestört, die bedrohlich näher kamen.
Kalter Schweiß lief dem Jungen über den Rücken, bevor er seine Augen wieder öffnete. Nun war es wieder dunkel um ihn herum und ein paar Regentropfen ließen ihn vermuten, dass es bald regnen würde. Mit steifen Gliedern versuchte er mühselig aufzustehen. Bevor er gerade stehen konnte, musste er kurz seine Hände auf seinen Oberschenkeln abstützen. Es dauerte einige Minuten, ehe er sich vollständig aufrichten konnte, doch dann setzte er wackelig einen Fuß auf den anderen. Er musste aussehen wie ein junges Reh, doch glücklicherweise kam er vorwärts. Er schlug einen Weg ein, bei welchem er nicht wusste, ob er weiter hinein in den Wald lief oder hinaus. Sein eigentliches Ziel, war es aus dem Wald hinaus zu kommen. Doch ehrlich gesagt, war es ihm unfassbar egal, ob er jemals wieder hinaus kommen würde.
Auf seinem Weg setzte irgendwann der Regen ein, was seine Kleidung tränkte, jedoch auch das Blut von seinem Körper wusch. Die Wunden wollten jedoch nicht aufhören zu bluten, sodass zwar das getrocknete Blut langsam verschwand, jedoch neues dazu kam. Er schleppte sich weiter einem unsichtbaren Ziel entgegen, auch wenn er irgendwann bemerkte, dass er doch auf dem Weg nach draußen sein musste, dafür kannte er diesen Wald einfach gut genug. Kurz vorm Waldrand fing seine Umgebung wieder an sich zu drehen. Er streckte seine Hand nach einem Baum aus und stütze sich dort ab. Sein Kopf hing kraftlos nach vorne und seine Beine schienen langsam nachgeben zu wollen. wieder schloss er seine Augen und hörte nun wieder die Schreie der Männer, die sie heute Nachmittag gesucht hatten, wenn auch mehr Ihn, als den orangehaarigen Jungen.
Der Junge wurde augenblicklich aus seinem Halbschlaf gerissen. Er kannte die eine Stimme. Er kannte sie viel zu gut. Genau diese Stimme schrie ihn tagtäglich an. Grausamer Weise musste der Junge dabei auch immer wieder in das Gesicht sehen, welches er ebenso tagtäglich in seinem Spiegelbild ertragen musste. Sofort ist er aufgesprungen und hatte er sich panisch umgesehen. Erst dachte er, es wäre seine Schuld, doch als er hinter sich sah, erkannte er in dem Blick des dunkelhaarigen, dass er vollkommen unschuldig war. Der Junge wollte noch irgendwas sagen, doch dann war es schon zu spät. Er wurde am Kragen gepackt und von demjenigen weggezogen, welcher doch das wichtigsten für ihn war.
Eine Träne rollte über seine Wange und zu spät merkte er, dass es nicht seiner Erinnerung entsprach, sondern das salzige Wasser in seinen Wunden brannte. Er schlug seine Augen wieder auf und wischte sich über das nasse, blutige Gesicht. Er musste weitergehen. Er musste hier weg.
Seine Füße trugen ihn weiter, doch er merkte es kaum. Wie ferngesteuert bewegte er sich fort und kam an einem baumfreien Weg an. Es sollte eine Straße sein, jedoch war sie dafür einfach zu schlecht und hindernisreich. Doch für den Jungen würde es reichen, um Heim zu finden. Der Regen nahm immer mehr zu, sodass seine Kleidung sich immer schwerer anfühlte. Sein lockiges Haar strich er sich immer wieder aus der Stirn und durch den vielen Regen merkte er nicht mehr, ob er weinte oder nicht. Lediglich an seiner zitternden Unterlippe merkte man, dass er es noch tat. In seinem Zustand musste er jämmerlich aussehen, schoss es ihm durch den Kopf, sodass er sich mehrmals hastig über das Gesicht fuhr. Ein Fehler, wie sich kurz darauf bewies. Es tat unglaublich weh und dadurch fingen die Wunden noch mehr an zu bluten.
Nun war er langsam an der Stadt angekommen, die er immer seine Heimat genannt hatte. Doch alles hatte sich mit dem heutigen Tag geändert. Scharf zog er die Luft, zwischen zusammengebissenen Zähnen, ein, als er die spärlich beleuchtete Stadt sah. Dabei schloss er wieder Augen und fiel auf seine Knie, worauf seine Hose leicht kaputt ging.
Wieder war da sein Vater. Er brüllte ihn direkt ins Gesicht. Alles wusste er nicht mehr, doch immer wieder hörte er die Fragen in seinem Kopf, warum er diesen 'Drecksköter' vor allen versteckte und mit ihm gemeinsame Sache machte. Anfangs bekam er keine Antwort aus dem Jungen heraus, doch irgendwann hörte er die leisen Worte. “Weil ich ihn liebe“ Langsam hatte er die Lider seinen Augen gehoben, um seinen Vater ansehen zu können. Immer wieder wiederholte er diese Worte, mit jedem Mal stärker in der Stimme. Umso öfter er es sagte, umso mehr konnte er sehen, wie sich das Gesicht seines Vaters vor Entsetzen verzog. Er sah, wie es sich so verzog, dass man nur noch Hass und Ekel in den Augen sehen konnte. Letztendlich stieß er seinen Sohn von sich, doch dieser fing an zu lächeln. Er stellte sich bestimmend vor den dunkelhaarigen Mann, welcher ebenfalls aufgestanden war. Der Junge hob das Kinn an und straffte die Schultern. Er betonte immer wieder, dass er nicht kampflos zur Seite gehen würde und er Ihn bis aufs äußerste Beschützen würde.
So schnell, dass kaum einer reagieren konnte, drehte sich der Lockenkopf um, drückte dem Dunkelhaarigen einen letzten Kuss auf die Lippen, wies ihm an so schnell es ginge zu verschwinden, drehte sich dann wieder seinem Vater und den anderen drei Männern zu und ging auf sie los. Mit geballter Faust schlug er irgendwo hin. Er merkte, dass er irgendjemanden traf, doch er kniff die Augen zu, sodass er nicht sah, wen er traf.
Der Junge öffnete wieder die Augen und rappelte sich wieder auf, als er merkte, wie sehr er doch in der Vergangenheit hing. Er musste nach vorn blicken. Er hatte gewusst, dass es kein gutes Ende nehmen würde, deshalb dürfte er jetzt auch nicht weinen. Er torkelte durch die leeren Gassen und Straßen der Stadt, bis er an dem Haus seiner Eltern angekommen war. Er stand unter einer einsamen Lampen und starrte hinüber. Er wusste, dass er es heute Nacht noch verlassen würde. Er wollte sich auch nur noch ein paar Sachen einpacken und dann gehen, doch er hatte Angst. Er atmete wieder tief durch und schloss die Augen. Sein zitternder Körper zuckte immer wieder zusammen, als er die vergangenen Schläge wieder durchlebte. Somit öffnete er die Augen wieder hastig und ging über die Straße.
Er wusste, dass die Eingangstür nicht leise zu schließen war, sodass er sich leise durch den Garten schlich, um auf die Rückseite des Hauses zu gelangen, von welcher man das Fenster seines Zimmers sehen konnte. Er hatte Glück, denn es war offen. Somit kletterte er, so leise wie möglich, in sein Zimmer. Er suchte im Dunklen nach einer kleine Öllampe und machte sie an. Danach zog er sich um und ließ die nasse Kleidung auf den Boden liegen. Wenn man sie finden würde, würden sie sie eh entsorgen, sodass er sich keinerlei mehr Mühe machte. Er suchte eine Tasche und stopfte danach seine Kleidung hinein. Dazu nahm er noch seine Habseligkeiten und steckte sie in seine Tasche. Dann setzte er sich an den Tisch. Seine Schreibutensilien lagen immer bereit, sodass er anfing einen Brief zu schreiben, worin er sich erklärte. Er erklärte kurz die Beziehung, die er hatte und dass er nun für immer gehen würde. In keinem einzigen Satz entschuldigte er sich für das was er gemacht hatte, weder für das, was er nun noch machen würde. Er wusste, dass sein Vater es nicht verstehen würde, doch seiner Mutter würde er es erklären. Sie war eine liebe Frau. Sie hatte diese Familie nicht verdient und doch würde er nicht anders leben können.
Als er seinen Brief beendet hatte, faltete er diesen zusammen und schrieb das Wort Mutter darauf. Er legte diesen auf sein gemachtes Bett. Dort würde man ihn bestimmt finden würden. Allmählich hörten seine Wunden auf zu bluten und sein Haar trocknete auch wieder. Er öffnete leise Tür und schlich den Flur entlang. Er ging zu einem kleinen Versteck, wo seine Eltern immer ihr Geld aufbewahrten. Davon nahm er sich, so viel er anfänglich brauchen würde und schlich dann zurück zu seinem Zimmer. Dort packte er das Geld weg und warf die Tasche aus seinem Fenster. Er kletterte ihr hinterher. und verschwand in der Nacht. Immer wieder taumelte er und machten einen Ausfallschritt, um zu vermeiden hinzufallen. Er merkte wie er wieder eine Pause brauchte, sodass er sich an eine Wand lehnte und seine Tasche kurz auf dem Boden absetzte. Er schloss die Augen, um einen Augenblick um Ruhe zu haben, doch das gönnte sein Kopf ihm nicht. Die Bilder blitzten auf, wie acht Fäuste auf ihn einschlugen. Er schaute immer wieder zur Seite und musste sehen, wie Er wie angewurzelt da stand. Der Junge sah das Unglauben und den dunklen Augen. LAUF WEG! VERSCHWINDE VON HIER UND LAUF SO WEIT DU KANNST KIREI! Seine eigenen Worte hallten in seinem Kopf wieder, worauf er sich die Tränen verkneifen musste. Er sah wieder die dunklen Augen, in welchen sich nun Tränen gebildet hatten. Der Mann sah in dem Moment so schwach aus und gleichzeitig sah der Junge, wie viel Hass in den Augen lag. Jedoch galt der Hass nicht dem Jungen, er galt dem dunkelhaarigen selbst. Der Junge hielt nun seinen Hals für seine Sünden hin, auch wenn er der ältere war. Unschlüssig taumelte der Dunkelhaarige zurück, bevor der Junge den letzten Funken Liebe in den Augen erkennen konnte, bevor sich der Mann umdrehte und rannte. [i]Er[/] rannte so schnell er nur konnte und der Junge hatte ihn schneller aus den Augen verloren, als er wollte. Doch anstatt traurig zu sein, fing er wieder an zu lächeln. Er hörte wütende Worte seines Vaters, welcher ihm unbedingt das Lächeln aus dem Gesicht prügeln wollte.
Langsam öffnete er wieder die Augen und fasste neue Kraft. Er hatte es nicht mehr weit. Auch wenn es Nacht war, so wusste er, dass die Schiffe immer früh ablegten. Er würde sicherlich nicht mehr langen warten müssen. Er hörte auch schon das Wellenrauschen, wobei er seine aufgeplatzte Lippe zu einem Lächeln verzog.
Es dauerte eine Weile, wahrscheinlich auch seiner Kraftlosigkeit geschuldet, doch nun sah er die großen Schiffe in der Dunkelheit. Am Hafen gab es einige Kneipen, welche selbst um diese Uhrzeit noch offen hatten. Er war eigentlich zu jung dafür aber um diese Uhrzeit würde es niemanden interessieren. Er wählte eine aus und ging hinein. Eine dunkle Ecke, die er nun als perfekt empfand, war schnell gefunden. Er verkroch sich in dieser und schloss ein weiteres Mal die Augen. Er war unheimlich müde, doch er würde noch warten müssen, bevor er schlafen konnte.
Dieses Mal wurde er an eine Stelle zurück geworfen, die schöner war, als der vergangene Tag. Er hatte viele Tage mit dem Dunkelhaarigen erlebt, die er wahrscheinlich nie wieder vergessen wird, jedoch war dieser traumhaft. Es flimmerten verschiedene Abschnitte des Tages vor seinem inneren Auge auf. Sie hatten an diesem Tag viel geredet und gelacht. Gelacht haben sie immer viel.
Während seine Augen geschlossen waren, zuckten seine Mundwinkel zu einem Lächeln hoch. "Kann ich dir was Gutes tun, Schätzchen?" Mit diesem Satz wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen und er blickte in ein freundliches Gesicht einer älteren Frau.
Auf ihre Frage schüttelte er den Kopf, überlegte jedoch kurz. "Ich hätte gerne etwas zu trinken, aber ich habe nicht viel Geld. Kann ich irgendwas haben, was nicht so viel kostet?" Fragte er, worauf die Frau lächelnd nickte. Sie verschwand wieder, sodass der Junge seinen Kopf in den Nacken legen konnte. Er fuhr mit der Hand durch sein Haar und atmete die Stickige Luft tief ein. Als er dabei die Augen schloss erinnerte er sich daran, wo er das erste Mal bei Ihm zu Hause war. Es roch genau so unangenehm bei ihm. Er begründete es damit, dass damit sein eigentlicher Geruch überdeckt werden würde, damit er sich verstecken konnte.
"Hier bitte. Das geht aufs Haus Schätzchen." Liebevoll blickte die ältere Frau ihn an. Wahrscheinlich handelte sie gerade so, weil er so geschunden aussah. Freundlich lächelte der Jungen. "Dankeschön." Waren die einzigen Worte, welche ihm krächzend über die Lippen kamen. Er stürzte die Flüssigkeit hinunter, als hätte er ewig nichts getrunken. Die Frau hatte die ganze Zeit gewartet. "Ich bringe dir noch etwas." Wieder bedankte sich der Junge und bekam noch etwas. Nach kurzer Bitte ging die Frau dann auch, sodass er allein in seiner Ecke sitzen konnte. Seine Augen vielen immer wieder zu und er gähnte. Danach schallte er sich, es nicht nochmal zu machen, da die Wunde an seiner Lippe wieder leicht aufging. Er schloss seine Augen wieder, womit er wieder in einer besseren Zeit war. Diesmal war es der Tag, an dem er Ihn kennengelernt hatte. Ein Schmunzeln bildete sich in seinen Mundwinkeln. Hätte er damals nie seine Hilfe angeboten, dann wäre er heute nicht hier. Doch gleichzeitig, würde er es immer wieder so machen, auch wenn er wüsste, wie es ausgehen würde. Da war er voll und ganz ein Narr.
Er hing weiterhin seinen Erinnerungen nach, als er plötzlich merkte, wie die Sonne langsam aufging und die Möwen Krach machten. Er erhob sich langsam von seinem Platz und bedankte sich nochmal bei der alten Frau. Er verließ das Lokal und ging zu einem der Schiffe. Er fragte sich eine Weile durch, ehe er jemanden fand, der ihn mitnehmen würde. Er hatte sich angeboten und irgendwann war einer so gütig, ihn mit aufzunehmen. So ging er mit auf das Schiff. Ihm war dabei egal, wohin es gehen würde. Als sie ablegten stand er Reling und sah zu, wie das Festland immer kleiner wurde. Dabei schloss er nochmal die Augen und atmete die frische Luft ein. Die Bilder in seinem Kopf verblassten allmählich, sodass es letztendlich keinen Sinn mehr machte sie geschlossen zu halten.
"He, Ich habe hier noch eine Koje für dich frei. Es sieht aus, als hättest du lange keinen Schlaf gehabt, also leg dich mal hin. Deine Hilfe brauche ich jetzt nicht." Rief ihm der Kapitän zu worauf der Junge das Angebot dankend annahm. Kurz bevor er unter Deck verschwinden konnte, rief ihn der Kapitän ein nochmal: "He Kleiner, wie heißt du eigentlich?"
"Livian." Rief der Junge ihm zu.
Er legte sich in die Koje und dann dauerte es nicht mehr lange, bis ihm seine Augen zu fielen und er in einem Bilderlosen Schlaf tauchte.


»A heart is a heavy burden«
nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 3 Gäste sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: 2018wayxyo
Forum Statistiken
Das Forum hat 317 Themen und 40697 Beiträge.

Besucherrekord: 228 Benutzer (17.12.2024 02:55).



Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen