An dem Abend vor meinem 15. Geburtstag, dem 31. Oktober, beschlossen meine beiden besten Freundinnen und ich im Wald einen kleinen Spaziergang zu machen. Wir gingen ungefähr um neun Uhr abends los. Es war bereits dunkel, deswegen hatten wir Taschenlampen dabei. Doch plötzlich sah ich etwas vorbeihuschen. Ich dachte zuerst, ich hätte mir diesen Schatten eingebildet, aber als ich mich umschaute, waren Alice und Luise nicht mehr da. Ich leuchtete mit der Taschenlampe um mich herum. Der Lichtkegel der Lampe erfasste einen aus dem Waldboden herausragenden halbrunden Stein. Ich trat näher heran und erkannte, dass es ein Grabstein war. Die Inschrift war allerdings nicht mehr lesbar. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich stand wie angewurzelt da. Wo waren meine Freundinnen? Was war dieser Schatten? Ich kam mir vor, als wäre ich im Irrenhaus, meine Hände ließen die Taschenlampe fallen und sie landete weich raschelnd im Laub. Ich vernahm irgendwelche piepsenden Laute und schaute zum Himmel. Über mir flatterten Fledermäuse. Ihre leuchtend roten Augen starrten auf mich herunter… Doch plötzlich lösten sich die Fledermäuse in Luft auf und ich vernahm einen kalten Windhauch an meinem Arm. „Elena“, wisperte eine raue Stimme. Ich drehte mich um und hinter mir stand ein bleicher, großer Mann. Er trug Klamotten aus dem 18. Jahrhundert, allerdings waren diese fast komplett schwarz, nur das Hemd war weiß. Er hatte schwarze, zurückgekämmte Haare, die elfenhafte, spitze Ohren zum Vorschein brachten. Ich stand mit offenem Mund da und konnte nichts sagen. Woher wusste er meinen Namen? Wer war er? Er schlug seine Augen auf und ich erschrak. Seine Augen waren leuchtend rot, blutrot. Er trat näher und streckte seine Hand aus. Seine Finger sahen spinnenhaft aus und seine Fingernägel waren lang und spitz. „Entschuldige, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich bin Ignatio di Valpecca.“ Als er redete, sah ich spitze Eckzähne im Mondlicht aufblitzen. „Fürchte dich nicht vor mir…“, schmollte er. Ich wich noch weiter zurück, konnte aber endlich wieder sprechen. „Bist... bist du ein Va-Va-Vampir? “, stotterte ich. Obwohl ich wegrennen wollte, konnte ich nicht und blieb wie festgewachsen stehen. „Ja, aber ich werde dir nichts antun… Bitte, bleib hier.“, versprach der Vampir. Es gab also wirklich Vampire? Oder war dieser Typ einfach nur wahnsinnig? „Hör zu“, lispelte Ignatio, „es ist schrecklich einsam hier. Alle Menschen, die ich antreffe, fürchten sich vor mir. Ich brauche nur ein wenig Gesellschaft…“ Irgendwie tat er mir leid. Und ich verspürte plötzlich überhaupt keine Angst mehr. Ich lächelte ihn an. „Du bleibst hier?“
So: Ich kann es noch fortsetzten, aber vorerst bleibt meine kleine Kurzgeschichte so...