#1

ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:22
von TheIronFey (gelöscht)
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Zitat
Hallo :) Diese FF schreibe ich momentan auf Sweet Amoris und wollte sie gerne mit euch teilen (:
Auf jeden Fall beinhaltet diese Fan-Fiction Leigh und Lysander :D Wer Interesse hat, kann es gerne lesen und auch ein Kommentar hinterlassen :3

LG, TheIronFey








~ღHerzlich willkommen zu meiner mittlerweile zweiten FF, die aus einer spontanen Idee entstanden istღ~


Wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja auch mal bei meiner ersten FF hinein schauen ~ ~♠Blue Night - Abyss To Azura♠~





Kühle Lichtpunkte schwirrten in meinem Sichtfeld umher und gaben einen trüben Glanz
von sich.
Weiß, das in aller Unschuld schimmerte, leuchtete glitzernd und erstreckte sich über mehrere, gradlinige Ebenen.
Die Sonne, einer gleißenden Scheibe gleich, haftete nur trüb und verblasst auf den allumfassenden Weiten des Schnees; spendete keine Wärme.
Verschlungene Formen und Muster bildeten eine Reihe an verzierten, tänzelnden Ornamenten, die sich allesamt wie eine Schneise durch das Land zogen und sich geschickt vom restlichen Weiß abhoben.
Die Kälte wurde unablässig intensiver und stach zittrig und dumpf in die Leiber von warmen Wesen, während durchscheinendes Eis die ruhige Atmosphäre noch deutlicher unterstrich. Ich näherte mich der finsteren Senke, die im Zwielicht des Waldes verborgen lag und lächelte düster.
Es war das erste Mal, das ich diesen Ort betrat.
Und das letzte Mal, dass ich ihn unberührt verlassen würde.


zuletzt bearbeitet 22.06.2013 12:50 | nach oben springen

#2

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:23
von Ray • Graduation | 11.765 Beiträge

uuuuiiii <3 :D cool :D


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#3

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:23
von TheIronFey (gelöscht)
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@Ayla: Vielen Dank :3


So, liebe Leute, hier die ersten Teile, des ersten Kapitels :) Einige, die mich kennen werden sofort bemerken, dass es absolut Iron Fey (geniales Buch) lastig ist xD Aber lasst auch nicht davon stören ;) Da der Prolog relativ kurz war, sind hier die ersten Teile etwas ausführlicher ♥








Levrai - Schattenweiße

Drängt helles Blau in
dunkle Stämme
färbt Schnee noch Ränder
eines nahen Waldes

In der Schattenweiße des
geflüsterten Frühlings
lebt
erwartungsvolles Sehnen







Fast schon ehrfürchtig betrachtete ich die sich kräuselnde Wasseroberfläche des Flusses, das mir schräg gegenüber lag. Normalerweise hatte ich nichts übrig für kühle Spiegelungen, die Ähnlichkeiten mit einer in sich versinkenden Welt hatten, aber diese hier schien besonders auf die winterliche Kälte abgestimmt zu sein. Unzählige Eiskristalle benetzen faserartig die Spitzen der Äste und verliehen dieser farblosen Stille ein noch verlockenderes Antlitz. Mit einem trägen Seufzen näherte ich mich der glatten Oberfläche und verharrte einige Minuten in regloser Starre. Diese angeborene Ruhe darauf faszinierte mich augenblicklich, sodass ich beinahe den Eindruck bekam, selbst in diese unberührte Harmonie hineingezogen zu werden. Argwöhnisch wandte ich mich wieder ab und versuchte nicht zu ergründen, was sich unter der bläulichen Tiefe befinden könnte oder dem Drang, dieser verführenden Nuance nachzugeben. Weißer Dampf trat aus dem Inneren meines Mundes und wirbelte gespenstisch in der gefrierenden Luft umher, die nicht einen einzigen Funken Wärme versprühte. Aber man hatte mir gesagt, dass dieser Ort von allumfassender Kälte verzehrt wurde.
Calura.
So manche Sagen rankten sich um diese leblose Senke, die nur für jene Wesen betretbar war, die ihn auch zu schätzen wussten.
Die Niveus.
Unsere Gaben beschränkten sich auf den Schein des Winters, dem Blizz. Er trug die Abkürzung des Schneesturms: die Ursprungsform der eisernen Kälte und gleichzeitig das verstecke englische Wort des Glücks. Diesen Ort zu betreten, war fast so, als würde man seinen ersten Atemzug vollführen; in der frischen Blässe von Morgentau; Reif. Eine endlose Bereicherung an Lebendigkeit.
Meine unablässigen Gedanken fanden letztendlich einen Platz in der hintersten Ecke meines Bewusstseins, als ich die kristallenen Pfeiler der besagten Eis-Höhle entdeckte, in der sich genug Magie befand, um meine geschwächten Kraftreserven aufzufüllen.
Einige Schneeflocken, dessen fein verarbeiteten Konturen in der schwachen Sonne sichtbar waren, kreisten unheilbringend vor dem Eingang der bläulichen Dunkelheit, als würde sich dort drinnen etwas Widersprüchliches befinden, welches dem Winterschein überhaupt nicht zu gefallen schien.
Misstrauisch blinzelte ich die weißen Schichten, die sich schwerfällig auf meine Lider gelegt hatten, fort und näherte mich vorsichtig der unscheinbaren Größe der Höhle.
Plötzlich wurde ein heftiger Windstoß in meine Richtung gesandt, der meine braunen Haare vollkommen durcheinander wirbelte und ein heiseres Flüstern zu mir trug. Irritiert blickte ich um mich, konnte aber keine andere Gestalt erspähen, die sich aus den Massen des Schnees einen Weg zu mir gebahnt hätte. Ich sog scharf die Luft ein, als ich erkannte, dass es sich um eine Irrlicht handeln musste, das mir Botschaft verkünden mochte.
Gespannt hielt ich den Atem an und lauschte den Worten des winzigen Schimmers, der neben mir in den Flocken verschwand.
>>Ivy, Ivy!<<, fiepte die aufgeregte und hohe Stimme der Gestalt. Unwillkürlich fragte ich mich, woher es meinen Namen wusste, aber momentan erschien mir das nur von begrenzter Wichtigkeit. Das sekundenschnelle Flattern ihrer Bewegungen irritierte mich zunächst, verlangsamte sich aber nach einigen hysterischen Rufen aus ihrem zierlichen Inneren.
>>Was ist, Irrlicht?<<, erkundigte ich mich kühl und musterte es mit wachsender Ungeduld. Ich konnte mich kaum dem wundervollen Schein entziehen, der seine magischen Hände nach mir ausstreckte, sodass ich nervös meine Füße im Schnee versinken ließ.
Das Irrlicht nahm einen zerstreuten Gesichtsausdruck an, das bei ihrer winzigen Größe schon in sich zusammenzufallen schien.
>>Dort drinnen ...<<, begann es stockend und senkte den glühenden Blick, >>befindet sich etwas Gefährliches. Gebt Acht!<<
Und mit dieser letzten Warnung verschwand es in den dichten Flocken, die sich von der tiefen Schwärze des Himmels abhoben.
Mit zusammengekniffenen Augen glitt mein Blick erneut zu dem verborgenen Eingang, der ein eisiges Leuchten von sich gab. Im Grunde genommen würden schon die dicken Wände ausreichen, um mich erneut mit Blizz zu versorgen, das ich dann für meine weitere Ausbildung als Niveus brauchen würde.
Kälte spielte um meine kühlen Wangen herum, die mich aber keineswegs zu stören schien. Als ein Wesen des Winters gehörten diese niedrigen Temperaturen zum Alltag und glücklicherweise waren sie auch zur Gewohnheit geworden.
Ohne auf die Warnung des Irrlichts zu hören, betrat ich die geschliffene Rundung des Eingangs und wurde prompt von einer tief sitzenden Dunkelheit empfangen, die sich an den blauen Eis-Wänden der Höhle widerspiegelte. Ein erstauntes Atmen wich aus meiner Lunge und hallte unzählige Male im Inneren, bis ich mir genervt die Ohren zuhalten musste.
Ich bekam das Gefühl mich im Herzstück eines riesigen Eis-Klumpens zu befinden, das von glitzernden Zapfen und Stalaktiten zusammengehalten wurde. Im Zwielicht wurden diese durchsichtigen Wunder besonders sichtbar.
Plötzlich vernahm ich aus dem hinteren Bereich ein seltsames Knurren, das sich im Inneren der Höhle wie ein ohrenbetäubendes Brummen anhörte. Meine linke Brusthälfte begann unregelmäßig zu schlagen und zog sich schmerzlich zusammen, als ich tänzelnde Schatten in der Finsternis ausmachen konnte, die eine verhüllte Gestalt offenbarten.
Ängstlich schob ich mich an eine kühle Wand und ignorierte das stechende Gefühl in meinem Rücken, das sich dort manifestiert hatte.
Eine unnatürliche Schwärze glühte dunkel in den Augen des Wesens, das mir einen feindseligen Blick zuwarf; als würden die Schatten selbst darin ruhen.
>>Wer b-bist du?<<, fragte ich zittrig und spürte wie meine Stimme immer schneller versagte, als sich ein kaltes Lächeln auf den Lippen des Wesens formte. Ich erkannte, dass es sich um einen jungen Mann handeln musste. Alles an seinem Äußeren deutete darauf hin, dass er kein normaler Mensch war, sondern ein fremder Krieger einer anderen Streitmacht. Keine freundlichen Farben schmückten sein Haupt; alles war von dieser selbstverständlichen Finsternis durchzogen, als wäre er persönlich aus der Schöpfung der Nacht entsprungen.
Ich erstarrte zu Eis, als seine tiefe, melodische Stimme zu Wort kam und direkt auf mich gerichtet war.
>>Mein Name, meinen wahren Namen brauchst du nicht zu erfahren, du bist seiner nicht würdig.<<, erwiderte er mit solcher Herablassung dass ich erneut nach Luft schnappen musste.
Dann erschien erneut ein Lächeln in seinen Zügen; schmal und keineswegs freundlich. Eher, als wurde er dazu gezwungen überhaupt eine Gefühlsregung zu zeigen.
>>Allerdings nennen mich viele hier Leigh.<<, meinte er ruhig und sachlich, während sich das dunkle Glühen in seinen Augen verstärkte; zu einem Schleier des Unergründlichen wurde.
Leigh ..., dachte ich im Stillen und musterte ihn genauer.
War das nicht ein Name, der mir schon einmal in der Schule begegnet war? In meinem normalen, nicht verwunschenen Leben?
Erst jetzt fiel mir auf, wie elegant und schneidig seine Kleidung auf mich wirkte; als wäre sie von einer geschickten Hand kreiert worden.
Ich schluckte, als ich mich vage an die Einzelheiten erinnerte.
Leigh war der Verkäufer aus dem Modegeschäft.


zuletzt bearbeitet 22.06.2013 12:50 | nach oben springen

#4

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:29
von TheIronFey (gelöscht)
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So :) Badabadam, noch mehr Teile :D Ich poste ab sofort bei den weiteren Teilen immer das Bild am Anfang und wenn ich Lust habe noch eins, hoffe, das stört niemanden oder ist euch zu viel :) Wie dem auch sei, viel Vergnügen ^^








Ein spöttisches Grinsen formte sich auf seinen Lippen; gänzlich davon abweichend, wie ich ihn im Gedächtnis behalten hatte: Ruhig, introvertiert und nicht besonders gesprächig.
Im Grunde genommen wie sein Bruder Lysander, der ebenfalls in meinem Jahrgang war und sich kein bisschen von ihm unterschied. Zumindest was die Kleidung und den in sich gekehrten Charakter betraf. Bestimmt besaß er eine gespaltene Persönlichkeit; ein sogenanntes Doppelleben. Im einen heuchelte er seine kühle Fassade und im anderen war er dann … so etwas.
Ich bemühte mich eine ruhige Miene beizubehalten und das hypnotische Dunkel seiner Augen zu ignorieren.
Seine Haare fielen ihm in fransigen Strähnen vom scharfkantigen Gesicht, während seine Hände von der gleichen durchscheinenden Schwärze durchzogen wurden, wie der Rest seines Körpers.
Sie verschwanden beinahe schon in diesen rauchigen Nebelschwaden, die sich zerfetzt von seiner starren und angriffslustigen Haltung abhoben.
Kopfschüttelnd fokussierte ich diese widersprüchliche Erscheinung und legte einen düsteren Unterton in meine Stimme.
>>Was bist du, wenn ich fragen darf? Ein Dämon, ein Geist oder womöglich nur eine Einbildung?<<, fragte ich mehr an mich gerichtet und verzog nachdenklich meine zerfurchte Miene; musterte ihn genauer.
Ich bekam als Erwiderung nur erneutes Gelächter, welches schließlich in einem immerwährenden Kichern verschwand.
>>Dummes Wesen. Denkst du solche Geschöpfe sind auch nur annähernd so machtvoll, wie ich es bin?<<
Er lächelte dämonisch und ließ imposant noch mehr von seiner dunklen Materie aufwirbeln.
Ich verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust und genehmigte mir einen riskanten Versuch heute einmal besonders frech und respektlos zu erscheinen.
Immerhin hatte er mir in wenigen Sekunden bewiesen, dass er wirklich die Bescheidenheit in Person war.
>>Das hat nicht meine Frage beantwortet.<<, erklärte ich sachlich und kühl, während sich meine anfängliche Angst nach und nach in Luft auflöste, hinter den dichten Eiswänden verschwand.
>>Und außerdem wüsste ich nicht, was so besonders daran sein soll, ein paar Rauchschwaden tanzen zu lassen. Natürliche kenne ich diese künstlichere Demonstration an, aber ich bezweifle, dass du mich ernsthaft mit etwas verletzen könntest, was nicht einmal existiert.<<, beendete ich mit sarkastischem Unterton und deutete auf seine Spielereien hin, die nicht wirklich zu ergreifen waren.
Augenblicklich verfinsterte sich seine Miene, sodass er im jetzigen Zustand mehr Ähnlichkeiten mit seinen seltsamen Schatten gewann.
Kurz vollführte mein Herz sprunghafte Schläge, als er mit bedachten Schritten näher kam und mit seinen eleganten Schuhen den rutschigen Grund des Bodens zum Erschüttern brachte.
>>Du glaubst also, dass alles was ungefährlich aussieht,es auch gleichzeitig ist?<<
Ich wich zunehmend bedroht zurück und zuckte unter seiner tiefen, gefährlichen Stimme zusammen, die immer dunkler und verschwörerischer wurde.
Ich versuchte mir nichts von meiner Irritation anmerken zu lassen, obwohl ich zugeben musste, dass seine Aussagen, die von einer gewissen Weisheit erfüllt waren, mich mit jeder verstreichenden Sekunde immer mehr in Beklommenheit hüllten.
Seine Anwesenheit legte sich schwer und ermüdend über mich, sodass ich nicht in der Lage war meine einzelnen Gliedmaßen zu bewegen oder irgendetwas Sinnvolles zu sagen. Ein Klumpen aus Kälte tanzte unangenehm in meinem Inneren und ließ mich für eine kurze Zeit betäuben, bis er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt war.
Aus dieser einheitlichen Perspektive bekamen seine finsteren Augen schon eine ganz andere Bedeutung.
Von meinem sicheren Platz aus hatte ich sie als dunkel beschrieben, aber nun wo er unmittelbar vor mir stand, musste ich verblüfft den Mund öffnen und mich dem künstlichen Stillstand seines Blickes hingeben.
Seine Augen waren nicht einfach nur schwarz. Eher schienen sie eine gewisse Intelligenz zu besitzen, die sich lebend und atmend über mehrere Schichten dieses Abgrunds erstreckte, das als solches zu erkennen war.
Sie spiegelten Tod und Verderben wider; Unheil, Hass und Verdammnis. Und trotz all dieser Gegensätze und Paradoxen erschienen sie mir dennoch beschützend und flackernd – atemberaubend.
Diese Dunkelheit konnte sprechen. Vielleicht nicht mit Worten oder komplexen Satzstrukturen, aber dennoch mit einer vagen, schleierhaften Seele.
Ich schluckte fasziniert.
>> … und genau deshalb seid ihr Niveus erbärmlich. Ihr unterschätzt die Kraft des Unsichtbaren und wiegt eurer jämmerliches Dasein in Sicherheit. Zu welchem Zweck?<<
Verwirrt hob ich eine Augenbraue und empfing sein verärgertes Gesicht, als er bemerkte, dass ich ihm die ganze Zeit über nicht zugehört hatte.
Zeit?
Wann waren ihm denn Worte aus dem Mund geschlüpft?
Nachdenklich kehrte ich in mich selbst und musste erst jetzt feststellen, dass ich meine Umgebung nur rauschend wahrgenommen hatte; so als würde man in der Tiefe eines Meeres versinken oder dem Schlaf.
Gedämpft und unverständlich; schwindend.
Und das nur wegen dieser lebendigen Schwärze.
Benommen richtete ich meinen Blick auf etwas anderes, um nicht wieder von diesen irrenden Schatten überwältigt zu werden.
Mir fiel auf, dass er mir wirklich näher gekommen war, als ich es mir erwünscht hätte, sodass ich weiterhin etliche Schritte zurückwich, bis ich schließlich an den kalten Pfeiler der Eishöhle traf.
Auf meinen Fingern breitete sich üblicherweise ein Netz aus fehlender Wärme aus. Eine brennende Spur die schließlich meine Hände gefrieren ließ.
Aber als Niveus war diese Tatsache weder unangenehm, noch lebensbedrohlich.
>>Was willst du hier?<<, ergriff ich wieder das Wort und versuchte den Faden wiederzufinden.
Ich war ursprünglich hierhergekommen, um Kraft zu gewinnen und mich nicht mit einem fremden Psychopath herumzuschlagen, der sich für den Teufel höchstpersönlich hielt.
Er gähnte gelangweilt und musterte mich intensiv; ein zusätzlich verschmitztes Lächeln aufgesetzt.
>>Das könnte ich dich auch fragen, Snowwhite.<<
Er zwinkerte mir hämisch zu und löste bei mir ein entnervtes Stöhnen aus. Ich hatte wirklich keine Lust einen neuen Spitznamen zu bekommen und zu allem Überfluss auch noch einen so lächerlichen.
Plötzlich erhob sich aus all dem Dunkel,das um ihn herum schwebte, ein schwarzer Rabe heraus, der krächzend und mit flatternden Schwingen aus der Höhle flog.
Erschrocken wich ich zur Seite und beobachtete höchst amüsiert, wie Leigh fassungslos nach draußen eilte und dem längst verschwundenen Vogel hinterher rief.
>>Tenebra! Komm wieder her!<<, schrie er aufgelöst und fuchtelte genervt mit den Händen in der Luft, um den Raben anzulocken. Ich beobachtete das alles aus sicherer Entfernung und musste ein angebrachtes Kichern unterdrücken.
Er drehte sich gereizt und mit funkelnden Augen zu mir um, sodass ich augenblicklich verstummen musste.
Eine einzelne schwarze Feder versank im gegensätzlichen Weiß des Schnees und hinterließ eine undefinierbare Melancholie in mir.
>>Du nennst deinen Raben „Finsternis“?“, fragte ich und musste über diesen kreativen Einfallsreichtum schon abschätzend die Stirn runzeln. Eine einfache Ableitung aus dem Lateinischen; eine machtvolle Sprache, die zwar für die Menschen ausgestorben war, aber für die Anderen durchaus noch von Wichtigkeit zeugte.
Mittlerweile bekam ich den Eindruck, dass von ihm keine Gefahr ausging, selbst wenn ich mir da nicht so sicher sein sollte.
Sein Grinsen verflüchtigte sich und nun erschien anstelle davon eine grimmige Miene.
>>Joar. Probleme damit?<<, fragte er gereizt und kniff feindselig die Augen zusammen, während ins einer Stimme ein Anflug von Verachtung mitschwang.
Bevor ich irgendetwas dazu erwidern oder er meine Reaktion überhaupt verinnerlichen konnte, trat er zurück in die Höhle und zog aus seiner Seite ein schattenumschlungenes Schwert heraus, welches er mit aller Sorgfalt betrachtete.
Etwas eingeschüchtert und erneut von Misstrauen erfüllt, hielt ich mich nahe der Wand und beobachtete ihn wachsam.
Die Klinge glich, wie eigentlich alles an ihm, einem einzigen unendlichen Abgrund.
In seinem Gesicht erschien plötzlich wieder dieses anfängliche amüsierte Etwas, das auf mich eine widersprüchliche Wirkung hatte.
Plötzlich richtete er das Schwert geradewegs auf mich, sodass ein erneutes Zucken über meinen Körper erging.
Seine Miene war zerfressen von all diesen Schatten.
>>Niveus. Du wolltest wissen wer ich bin?<<
Ein markerschütterndes und grausames Lachen ertöne aus seinem Inneren, welches mir sämtliche Nackenhaare aufstellte.
Dann trat er mit einer edlen Verbeugung nach vorne und blickte mit einem bestialischen Lächeln zu mir hinauf.
>>Darf ich mich vorstellen? Bellatores Damnatorum. Corvus<<
Ich schluckte paralysiert, als auch schon die Klinge seines Schwertes an meinen Hals ansetzte.
Er war ein Krieger der Verdammten. Der Anführer. Sein Zeichen der eines Raben.
Gnadenlos und dunkel.



zuletzt bearbeitet 22.06.2013 12:51 | nach oben springen

#5

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:29
von TheIronFey (gelöscht)
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So, das sind die letzten Teile des 1.Kapitels, viel Spaß damit ^^ Falls ihr euch fragt wer der Typ auf dem Bild ist: Ben Barnes :) Vom Mädchen habe ich allerdings keinerlei Auskunft xD Und sorry wenn es etwas zu viel ist. Bei mir mittlerweile Standard x.x









Es kostete mich einige wertvolle Minuten, bevor ich die Schärfe des Schwertes an meiner Kehle überhaupt realisieren konnte. Zu sehr war ich damit beschäftigt, das statische Rauschen in meinen Ohren wegzublenden, das von meinem wild gewordenen Herzschlag verursacht wurde und nun ein unkontrolliertes Beben meiner Brust verursachte.
Man könnte meinen, das ich mittlerweile durch das tiefe Schwarz seiner Augen blicken konnte, um das ruhelose Treiben dahinter zu ergründen.
Er war ein Wesen von abgrundtiefer Dunkelheit, welches mir zuvor schon viel früher aufgefallen sein sollte.
Mein Atem ging stoßweise und mühevoll, je mehr Druck er auf die Klinge ausübte, um mir die Luft wegzuschneiden und einen gewissen Schmerz auf die Stelle zu konzentrieren.
Ein reflexartiges Zittern erging über mich, das die anbahnende Verletzung an meinem Hals nur noch mehr provozierte.
In meinem irritierten Blick lag pure Verständnislosigkeit, welches in eine anhaltende Panik überging und ihn offensichtlich zu amüsieren schien.
>>Was w-willst du hier?<<, kam es mit versagender Stimme aus meinem Inneren, das von einem erstickten Ton begleitet wurde.
Statt mir zu antworten verzog Leigh seine sinnlichen Lippen zu einem noch grausameren Lächeln, ehe sich seine Schritte meinem Gesicht näherten, sodass sein eigenes unmittelbar vor mir stand.
In mir bahnte sich ein noch nie dagewesenes Pochen in meine Blutbahnen, sodass ich meine Aufmerksamkeit für einen kurzen Augenblick darauf konzentrieren musste.
Irgendetwas an seiner Präsenz schien mich mehr und mehr zu verwirren; aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Mit erneuter Starre versank ich in der Dunkelheit seiner schwarzen Rabenaugen, ehe ein angenehmer Schauer über meinen Rücken ging.
Das süffisante Grinsen verstärkte sich um seine Miene herum, bis er schließlich mit einer kurzen, eleganten Geste um meinen Körper herumgewandert war.
Kurz musste ich schockiert die Luft einziehen, weil es so aussah als würde er den todbringenden Stoß vollführen wollen, aber es stellte sich heraus, dass er noch eine Weile mit mir spielen wollte.
Hätte ich genügend Zeit und Ruhe gehabt, um mit einem magischen Siegel meinen Blizz aufzufrischen, wäre es gar nicht erst zu dieser Situation gekommen.
Ich hätte ihn mühelos in eine glänzende Eisschicht gehüllt; sämtliche Gliedmaßen zur Bewegungslosigkeit gezwungen, sodass er mir nun hoffnungslos ergeben wäre.
Aber da er wusste was ich war, hatte er meine Strategie schon im Voraus durchdacht und mich mit sarkastischen Bemerkungen abgelenkt.
Ich sog scharf die Luft ein, als sich seine freie Hand um meine Taille herum legte und mich an seinen muskulösen Körper zog.
Die Krieger der Verdammten waren geschickt darin mit den Gefühlen anderer zu spielen, sie schamlos für ihre Unterhaltung auszunutzen und diese armen Kreaturen letztendlich auszubeuten, sodass sie nur noch ein Schatten ihrer selbst waren.
Eine leere Hülle; ohne Bedeutung oder einen besonderen Wert.
Ich schauderte bei dem Gedanken an ihre grausame, sadistische Natur.
Selbst bei den eisigen Temperaturen in der Höhle benetzte eine unfassbare Hitze meinen Körper, ohne dass ich etwas Sinnvolles dagegen unternehmen konnte.
Mit der einen Hand das Schwert an meinen Hals angesetzt und mit dem anderen an meiner Hüfte, bildete dieses Bild einen schrägen Kontrast zu dieser Situation.
Ich ließ mir meine aufwallenden Hormone nicht anmerken und gab ein feindseliges Zischen von mir.
>>Beantworte meine Frage, Bellatorus Damnatorum, oder ich werde -<<
Sofort wurde ich bei meiner wütenden Drohung unterbrochen, als sein Arm mich enger an ihn schmiegte; das scharfe Schwert noch fester an meinem Hals angesetzt und er sein Gesicht zu mir wandte; ein kühles, ausdrucksloses Gesicht hervorgezaubert.
Ich schluckte nervös, ehe sich das Pochen mittlerweile in ein schmerzhaftes Hämmern verwandelte.
>>Dein Blizz ist verbraucht, du kannst rein gar nichts tun.<<, erwiderte er mit einer so schneidenden Schärfe im Unterton, dass ich kurz den Zugang zu meinen Gedanken verlor. Seltsamerweise lag in der Kälte seiner Stimme noch zusätzlich etwas Sanftes, was mich ebenfalls völlig zu verwirren schien.
Ein unheilvolles Krächzen zerriss die plötzliche Stille und als ich meinen Blick in die Richtung der Geräuschquelle warf, erspähte ich seinen Raben, der geradewegs auf ihn zugeflogen kam und sich mit seinen leuchtenden schwarzen Schwingen auf seiner Schulter niederließ.
Ich wand mich unter dem starrenden Blick des Vogel, welches mich mit einer taktischen Intelligenz zu beobachten schien.
>>Hallo, Tenebra.<<, grüßte ihn Leigh und schenkte dem Vieh ein beinahe liebevolles Lächeln, was bei ihm einfach nur unwirklich schien.
Wie ein Fetzen aus einem Alptraum.
Kurz kam ich zu dem Entschluss mich zur Wehr zu setzen, allerdings würde das so gut wie nichts bringen, da er mich fest im Griff hatte.
Frustriert verharrte ich in der gezwungenen Position und wartete angespannt auf sein weiteres Vorhaben, das mir nicht lange verwehrt blieb.
>>Ich sage dir was ich hier will und möglicherweise kommst du hier auch unbeschadet heraus.<<, verkündete er zu meiner Überraschung und ließ mich gewisse Hintergedanken erahnen, die sich auch schnell bemerkbar machten.
>>Allerdings.<<, und das sagte er mit einem zuckersüßen Flüstern, welches mich noch mehr benebelte,
>>wirst du mir ein wenig deiner Lebenskraft spendieren.<<
Ein eisiger Mantel legte sich bei seinen Worten über mein Haupt und ließ mich pure Verzweiflung verspüren.
Ich kannte die Gerüchte, die sich um die Krieger der Verdammten rankten und wie dieser „Lebenskraft-Entzug“ tagelange Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervorrufen konnte.
Durch die dünnen Fasern meiner Kleidung spürte ich deutlich sein stoisches, völlig in sich gekehrtes Herz, das nicht eine Sekunde aus seinem gleichmäßigen, kontrollierten Takt fiel.
Angewidert verzog ich mein Gesicht und nickte nur äußerst widerwillig zu seinen Anforderungen.
Entweder ich wollte lebend hier heraus und musste dafür einige kranke Nächte in Kauf nehmen oder ich beendete mein viel zu junges Leben in einer verborgenen Eishöhle.
Er wusste, dass ich danach zu schwach sein würde, um den Spruch zu verwenden, der meine Kräfte entfesseln würde.
Die Wahl fiel mir nicht besonders schwer, weshalb ich nur noch eine schwache Zustimmung meinerseits geben konnte.
Ein widerliches Lachen wich aus seiner Kehle, ehe er zu meiner Erleichterung das Schwert senkte und in seiner Scheide verschwinden ließ.
Kurz überkam mich ein brennender Schmerz, der sich rötlich von meinem Hals abhob, allerdings war ich froh einigermaßen wieder zu Luft zu kommen und nicht mehr die Kälte der Klinge spüren zu müssen.
Ich schöpfte neue Hoffnung und wollte mich gerade von ihm befreien, als er mich auch schon mit beiden Händen fest an sich zog und sein Kinn auf meinen Kopf legte.
Sein verführerischer Geruch tänzelte um meine Sinne und verursachte eine noch intensivere Benommenheit, als es ohnehin schon der Fall war.
>>Na, na, nicht so schnell Snowwhite. Ich habe nicht gesagt, dass du dich befreien darfst.<<
Sein spöttisches Grinsen manifestiere sich schon beinahe in meinem Bewusstsein, aber ich versuchte krampfhaft Geduld zu üben und das stete Flattern in meiner Magengegend zu ignorieren.
Ich hielt gespannt inne und bewegte mich keinen einzigen Zentimeter. Stattdessen betrachtete ich geistesabwesend einen schimmernden Eiszapfen, der von der Decke hing.
>>Schon viel besser. Also. Ich bin aus dem selben Grund hier wie du. Natürlich bin ich kein Niveus und muss irgendeine jämmerliche Kraft aus den Wänden hier schöpfen. Viel mehr geht es mir um die natürliche Finsternis, die hier vorhanden ist. Das ist meine Macht.
Das Shira<<
Bei seinen Worten musste ich ungläubig auf meine Unterlippe beißen, sodass schon einige Tropfen Blut daraus strömten.
Wie konnte mir nur entgangen sein, dass hier in jeder Ecke Dunkelheit lauerte? Lichtlose Schwärze, die in jedem Winkel dieses Gebiets verborgen war.
Ich schauderte.
Plötzlich schlich sich erneut seine Stimme in meinen Kopf und hallte hypnotisch an den Wänden der Höhle wider.
>>Kommen wir jetzt zu dem Part, wo du deine Gefälligkeit einlösen musst.<<, meinte er sanft und strich mir behutsam über die Hüfte, das sogleich eine brennende Spur darauf hinterließ.
Bevor ich näher diese zerfressende Mischung aus Panik und Herzflattern ergründen konnte, legte sich urplötzlich wieder der finstere Schleier über uns, der schon anfangs um ihn herum gewirbelt war.
Wir wurden vollkommen in seine schwarzen Rauchschwaden eingehüllt, die ein abwechselndes Zucken von sich gaben.
Schatten wurden zum Leben erweckt, von lebendigen Stimmen durchzogen, sodass ich den Eindruck bekam, dass sich noch mehr Personen in diesem Mantel aus Dunkelheit befanden.
Urplötzlich legte sich eine noch nie dagewesene Müdigkeit über meine Lider, die es mir erschwerte, noch länger die Augen offenzuhalten und bei Sinnen zu bleiben.
Aus diesem dämmrigen Zustand, kämpfte sich seine leise, aber durchaus verständliche Stimme zu meinem Verstand, bis ich vollkommen das Bewusstsein verlor und mich endgültig seinen Kräften hingab; begleitet von dem Krächzen des Raben.
>>Süße Träume, Snowwhite...<<


zuletzt bearbeitet 22.06.2013 12:51 | nach oben springen

#6

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:46
von TheIronFey (gelöscht)
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So, meine Lieben :3 Hier der 2.Kapitel, die ersten Teile, wünsche euch viel Spaß :)









Augen des Wahns - Von mir

Zieht Schatten über
vereiste Blüten
Malt schwarze Muster in
schwingende Fluten
Und riskiert einen Blick
gewagt; versteckt
In die ewige Finsternis
des Dunkels








Ein versengender Schmerz brachte mich widerwillig zu Bewusstsein und ließ meine orientierungslosen Augen wild durch die unverändert kalte Gegend schweifen.
Rauschende Bilder flackerten sinnlos vor meinem inneren Auge umher, die ein einzelnes, verhangenes Gesicht offenbarten; vor Fälsche verzogen.
Dunkel, leblos, finster.
In meinen Kopf manifestierte sich ein gleißendes Pochen, das von einer zusätzlichen Schwere begleitet wurde.
Mit zittrigen Gliedern wand ich mich in meiner eigenen Benommenheit und konnte durch meinen verwandelten Blick nichts zum Stillstand bringen, das von meinen Augen in spastische Zuckungen verzerrt wurde.
Ein irres Kichern formte sich in den Winkeln meines Verstandes zu einem boshaften Lachen, das ich nicht zum Stoppen bringen konnte.
Beinahe brachte es die Fragmente meines Durchhaltevermögens zum Zerbersten, da ich auf einem schmalen Grad zwischen Wahn und Realität balancierte.
Überall registrierte ich schleichende Schatten, die in den Wänden der Höhle verschwanden und ab und zu hervorlugten, um mich mit glühenden Augen anzustarren.
Mühevoll öffnete ich meine bleischweren Lider, die mich erneut dazu zwangen, in einer bewegungsunfähige Starre zu verweilen.
Ohne den Gedanken an etwas Festes.
Denn nichts das greifbar war, schien in meine Hände zu fallen.
Alles verschwamm, löste sich innerhalb weniger Sekunden auf oder entfernte sich augenblicklich, wenn ich danach zu greifen versuchte.
Lichtpunkte fielen auseinander, schwirrten leidenschaftslos in den unzähligen Eiszapfen umher, ehe sie vollkommen von Schwärze verschluckt wurden.
Taube Hände krallten sich in den eiskalten Grund, die ich erst nach näherem Betrachten als meine feststellen konnte.
Sie waren gerötet, leblos; wie das Innere meines Wesens.
Ein schwacher Hauch wich aus meiner Lunge und nahm weißliche Konturen an; schwebte wie eine Chiffre, ehe es ebenfalls vom Nichts verschlungen wurde.
Unbändige Hitze fand einen Platz in meinen Zellen; bohrte sich stechend und gierig in jede einzelne Faser, die nicht davon vereinnahmt wurde.
Ich schwankte.
Das eben genannte Gesicht, welches ich immer noch nicht identifizieren konnte, bewegte sich schnell und zuckend - direkt vor mir; ein undeutliches Lächeln aufgesetzt, welches von schwarzen Augen geformt wurde.
Transparent und unwirklich kreiste es in der Leere umher, ehe es sich endgültig in meine Richtung bewegte und ein schwaches Flüstern mit sich trug.
>>Süße Träume, Snowwhite.<<
Irritiert musterte ich das schmelzende Wesen, das mehr und mehr im Boden versank und ein durchdringendes Kichern von sich gab, das an den dichten Wänden widerhallte.
Die Schatten, die in seinen Zügen huschten, hielten inne und tänzelten nun um meinen steifen Körper herum.
Wo bin ich und was ist das?
Die Fragen erschienen nur äußerst abgehackt und stumpf in meinem Kopf, da es den Anschein hatte, dass sie von einem Gewicht gehalten wurden, das mir das Denken erschwerte.
Dumpfe Geräusche drangen in mein Bewusstsein, vertrieben noch das letzte Stück Sinnesschärfe, das übrig geblieben war.
Schimmernde Tropfen, die von der Decke hinunter getragen wurden, bedeckten mit zunehmender Kälte mein Gesicht, welches ich in diesem Moment des Wahnsinns nicht ausmachen konnte.
War es oben, unten oder doch verschwunden?
Ich war mir nicht sicher.
Da es eine Unmöglichkeit war sich aufzusetzen, verharrte ich weiterhin in diesem rauschartigen Zustand, während sich eine leise Stimme versuchte zu meinem Verstand durchzusetzen.
>>Ivy?<<
Verwirrt löste sich mein Geist von den bösartigen Wahnvorstellungen und haftete nun an etwas Leuchtendes, das sich vor meinen Augen an eine Gestalt festsetzte.
Goldbraune Augen betrachteten mich besorgt und verschwammen ausdruckslos in den unzähligen Blautönen der Höhle.
Meine Lippen schienen wie eingefroren und auch meine Stimme war belegt und von unzähligen Ketten umzäunt.
Das matte Blond, das in der Höhe verschwand, näherte sich unweigerlich meinem Körper und bedeckte mich mit einer nie dagewesenen Wärme.
Weich wie Federn.
Gierig schlang ich meine verkrampften Finger darum, um noch mehr von dieser in sich gekehrten Harmonie zu ergattern.
>>Was hast du nur getan?<<
Bewegungsunfähig ließ ich den erbosten Unterton über mich ergehen, den der Jemand bei mir einwendete.
Er kam mir vertraut vor, bekannt; Ein Bild von Verbundenheit.
Aber von all diesen Halluzinationen konnte ich keinen gewissen Anhaltspunkt dafür bekommen.
Bevor ich mich näher auf seine Worte konzentrieren konnte, wurde ich von einem dichten, fleckigen Schwarz eingefallen, das sich wie ein Schleier vor meine Augen gelegt hatte.
Müde und vollkommen erschöpft gab ich mich freiwillig diesem befriedigenden Nichts hin und wurde stumm vom Rest der Außenwelt abgeschirmt.
Ein einzelnes Geräusch drang noch leise und unverständlich zu meinem unscheinbaren Dämmerzustand.
Es waren leise Schritte, die im dichten Schnee versanken, sich von der Senke entfernten.
Gestochen scharf hüllten sie mich ein, als wäre ich selbst an dieser Bewegung beteiligt.
Dann wurde ich vollkommen von den Fasern der Dunkelheit eingenommen.
Wieder einmal.


zuletzt bearbeitet 22.06.2013 12:51 | nach oben springen

#7

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:54
von TheIronFey (gelöscht)
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Hier kommen jetzt noch mehr Teile vom Kapitel, viel Vergnügen ♥








Schwärze.
Ein undurchdringbarer Schleier aus dunklen Fetzen; sich aus all diesen farbenfrohen Nuancen erhebend.
Ich.
Finster und lichtlos; von allumfassendem Nichts geprägt.
Schatten.
Wesen, die sich aus tänzelnder Finsternis formen; ohne Wärme existieren.
Jeder einzelne einzigartig, wirbelnd, dunkel.
Abgrundtief.
Flüsternd und in der ruhelosen Nacht versteckt.
Vom Licht verzehrt.
Nur ein Schritt.
Ein Atemzug.
Zwischen Tod und Leben.
Ein schmaler Grat, der diese beiden Gegensätze voneinander trennt und wieder zusammenfügt.
Schleichend bewege ich mich auf dieses leblose Treiben zu und lasse mich voll und ganz von dem schwebenden Gefühl hypnotisieren.
Ich ergreife einen Hauch des Dunkels in meinen Händen und erfühle seine eiskalten Umrisse.
Gierig flackert er in meinen Händen, glüht lebendig wie das Innere einer schwarzen Perle, ehe es sich zu einem spöttischen, wahnwitzigen Lächeln formt, das von sinnlicher Röte geprägt ist.
Augen, in denen die rauchige Finsternis schimmert, umschließt mich mit einer nie dagewesenen Eleganz.
Und dann erscheinen die Konturen dieser Gestalt und lassen mich erstarren.
Eine dichte Eisschicht ummantelt meinen Körper, ehe seine tiefe, melodische Stimme diese Hülle zum Zerbrechen bringt und ein widerliches Lachen zur Schau stellt.
„Träumst du von mir, Snowwhite?“


Hitze umspielte meinen Körper und vereinnahmte gebührend den Rest meiner zertrümmerten Wahrnehmung.
Meine Augenlider flatterten haltlos; fixierten sich auf verschwommene, ineinander gehende Möbelstücke, die in einem altertümlichen Stil gehalten wurden.
Zumindest erkannte ich das zwischen einigen, nichtssagenden Wimpernschlägen.
Diese scheinbare Transparenz entlockte aus mir eine vermehrte Irritation, die sich beim Anblick einer schlanken, silberhaarigen Person verstärkte.
Seltsame Gedanken schwirrten in einem steten Kreis in meinem Bewusstsein, formten noch nie dagewesene Worte.
Als ich dieses metallische Silber erhaschte, bekam ich den Eindruck, dass sein Kopf von Mondlicht beschienen wurde, als dieser in die Nähe einer Lampe trat und mich mit einer undefinierbaren Miene musterte.
Unter meinem betäubten Körper erfühlte ich den Ansatz eines Sofas und tastete dementsprechend neugierig danach, während ich mir Mühe gab meinen Kopf auf diese vertraute Person zu richten und nicht wild hin und her zu schwenken, um mir noch mehr von den zerberstenden Kopfschmerzen anzutun.
Entfernt manifestierte sich ein Spitzname in mein Gedächtnis, welches automatisch aus meinen rauen Lippen wich – So leise, das man meinen könnte, meine Stimmbänder wären gerissen.
Jedenfalls fühlte es sich genau so an.
>>Lys … ?<<
Schon nachdem mir dieses eine Wort aus dem Mund gekommen war, musste ich ein unweibliches Krächzen von mir geben, welches den besagten Lys vor mir besorgt zusammenzucken ließ.
In seinen Zügen spiegelte sich Unglauben wider und als ich einen näheren Blick auf seine verschiedenfarbigen Augen warf, erfühlte ich plötzlich haargenau die Schwere, die sich in meinem Körper bildete.
Der vergoldete Bernstein schien mit dem schimmernden Grün eines Waldes zu verschmelzen und bildete einen seltsamen Kontrast zu seinem scharfkantigen Gesicht.
Einzelne weiße Strähnen lösten sich aus seiner Haarpracht und fielen ihm in sein geschärftes Sichtfeld.
Dann endlich schien ich seine Aufmerksamkeit zu bekommen und eine Hand löste sich von seinem Körper und legte sich dann mit einer natürlichen Kühle auf meine erhitzte Stirn.
Eine angenehme Kälte empfing mich und für einen kurzen Augenblick schien dieser winzige Hauch von Eis meine Sinne wieder klar werden zu lassen.
Das statische Rauschen welches ich zuvor die ganze Zeit vernommen hatte, legte sich nun rapide, weshalb seine Worte nun verständlicher für mich waren.
>>Ivy. Könntest du mir bitte erklären, weshalb du in diesem Zustand bist? Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht.<<, erklärte er sachlich und ruhig, allerdings mit einem Hauch fremder Wut in der Stimme.
Erst jetzt realisierte ich, dass Ly-, Lysander mein Mitbewohner war und wusste, dass ich das Blut eines Niveus besaß.
Mir hatte er versichert, dass es bei ihm ebenfalls der Fall sein würde, allerdings hatte er mir verschwiegen, dass sein Bruder der Anführer einer gemeingefährlichen Elite-Truppe war, die ganz Calura bedrohte.
Es war mir ein Rätsel wie es genetisch überhaupt möglich war, dass zwei so gegensätzliche Kreaturen doch von den selben Eltern abstammen konnten.
Lysander hätte mit mir mitkommen können, um seinen Kräften ebenfalls mehr Ausdruck zu verleihen, aber er hatte mir erzählt, dass er zusätzliche Macht nicht benötigte, wenn sein Blizz noch vollständig war.
Er unterbrach jäh meine Gedankengänge und fixierte mich mit einem ernsten, intensiven Blick.
Mit dieser ausdruckslosen Miene verlieh er seinen eher warmen und freundlichen Augen eine widersprüchliche Härte, sodass ich unkontrolliert anfangen musste zu schlucken.
>>Ich wiederhole mich ungern, also sage mir, was genau vorgefallen ist.<<, setzte er wieder an und schenkte mir ein entnervtes Seufzen.
Über sein Mitgefühl konnte ich nur grimmig die Augenbrauen verziehen, war mir aber durchaus der verheerenden Lage bewusst.
Ich wusste nicht, wie ich ihm klarmachen wollte, dass sein Bruder mir meine halbe Lebenskraft entzogen hatte, sodass ich seinen erwartungsvollen Blick nur unbeholfen erwidern konnte.
Schließlich hatte er selbst nie etwas davon erwähnt, sodass ich mir nicht sicher war, wie genau ich mein Befinden erklären sollte.
Leighs gefährliche Miene schnitt mir wieder eisern ins Bewusstsein und erinnerte mich an seine tänzelnde Drohung mit seinem Schwert, dessen Klinge mir beinahe die Luft abgeschnitten hatte.
Automatisch erfühlte ich die brennende Spur an meinen Hals und unterdrückte ein erneutes Schlucken, während ein flatterndes Gefühl meine Magengrube erfüllte.
Stattdessen versuchte ich meine Nervosität in den Griff zu bekommen und erwiderte Lysanders Blick mit neu gewonnener Entschlossenheit.
>>Leigh … ist mir über den Weg gelaufen.<<


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#8

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 12:55
von TheIronFey (gelöscht)
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Hallu, meine Kekse (Ich spreche jeden als Nahrungsmittel an, gewöhnt euch daran) ♥ Hier habe ich auch schon die letzten Teile parat, wünsche euch viel Freude :3








Für einen winzigen Augenblick war jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen; verhangen und eingefroren, so als würde sich eine dünne Eisschicht über die einzelnen Linien ziehen, die seine ausdruckslose Miene zusammenhielten.
Das vorhin schimmernde Farbenspiel seines ungleichen Augenpaars verblasste zu einer kränklichen Nuance, welche ein gräuliches Flackern mit sich trug.
Dort wo das sanfte Grün einen schrägen Kontrast zum leuchtenden Goldton bildete, weiteten sich die schwarzen Pupillen und verschluckten so die flüssigen Farben, die rapide an den Rand gedrängt wurden.
Wenige Wimpernschläge später hatte sein Gesicht auch schon wieder den üblichen Ausdruck angenommen, der Lysanders typische Ruhe und scheinheilige Seriosität perfekt widerspiegelte.
Allerdings verrieten mir diese kurzen Momentaufnahmen auch, dass ich ihn vollends durchschaut hatte.
Argwöhnisch betrachtete ich ihn durch den unveränderten Nebel, der meine Sinne zu einer irreführenden Mischung aus Wahn und Schwindel verband.
Dann erhob sich aus der Verschwommenheit meiner Eindrücke seine einheitliche und gelassene Stimme, in der gespielte Irritation mitschwang und mir ein belustigtes Seufzen entlockte.
Ich liebe es Leute lügen zu hören, wenn ich selbst die Wahrheit kenne.
>>Und? Hast du ihm wenigstens erklärt was los ist, anstatt wie bei mir das Thema zu wechseln?<<, beschwerte er sich, während er mir einen streng väterlichen Blick schenkte.
Ich setzte als Erwiderung ein falsches Lächeln auf und wusste vorerst nicht ob ich wütend oder verständnisvoll über seine erfundene Aussage und die Tatsache seines Familiengeheimnisses reagieren sollte.
Zunächst hatte ich die Vermutung gehabt, dass er selbst nicht in Leighs Abstammung und seinen Machenschaften eingeweiht war. Aber das erschien im ersten Augenblick nicht nur vollkommen unrealistisch, sondern seine sekundenschnelle Alarmbereitschaft hatte ihn diesbezüglich schon längst verraten.
Ich versuchte mich so gut wie möglich auf einen festen Punkt bei seinen Augen zu konzentrieren, um seiner lächerlichen Behauptung besser entgegen wirken zu können.
>>Nicht ganz.<<, setzte ich knapp an und durchbohrte ihn mit einem ungerührten, vorwurfsvollen Blick. Obwohl meine Stimme immer noch recht belegt war, fiel es mir durch meine zurückgewonnene Entschlossenheit nicht mehr so schwer etwas zu sagen.
Meine Eltern hatten mich in seine Obhut geschickt, weil unsere Familien seit mehreren Generationen eine innige, sowie freundschaftliche Verbindung hegten und sie sich sicher waren, dass ich bei Lysander bestens aufgehoben wäre und ich ihm vollends vertrauen könnte.
Dessen war ich mir nun gar nicht so sicher.
>>Vielmehr war er die Ursache.<<, beendete ich kühl, ohne seine unveränderte Miene dabei aus den Augen zu lassen, damit ich jede winzige Reaktion sofort erschließen konnte.
Unglauben flackerte in seiner Miene auf, die sich in einem verständnislosen Stirnrunzeln verlor.
Er bemerkte meinen wachsamen Ausdruck, mit dem ich ihn beobachtete und versuchte sich sein nervöses und größtenteils beunruhigtes Verhalten nicht anmerken zu lassen.
Allerdings drangen seine inneren Gefühle so unkontrolliert nach außen, dass ich sie innerhalb weniger Sekunden alle identifizieren und verinnerlichen konnte:
Wut, welche sich als schmale Linie auf seinen Lippen manifestierte und als eisiges Knurren aus seiner Kehle wich.
Bittere Enttäuschung, die sich deutlich in seinen verkniffenen Augen abzeichnetet und bis zu seinen verhärteten Wangenknochen einen beschaulichen Weg fand.
Und zu guter Letzt der winzige Funken Hoffnung in seinen matten Augen, der gänzlich von seiner widersprüchlichen Skepsis zunichte gemacht wurde.
Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie umfangreich der wirbelnde Ansturm seiner Emotionen und Gedanken doch sein musste.
Ein klägliches Schnauben ertönte aus seinem Inneren und als er sich kurzerhand aufrichtete, verschwommen seine tänzelnden Umrisse ineinander und ließen mich zusammenzucken.
Fragend richtete ich meinen Blick auf seine undefinierbare Miene, die von unzähligen Emotionen gleichzeitig besetzt wurde.
Ein verunsicherter Ausdruck glitt durch meine erstarrten Züge und erfüllte den minimalen Abstand zwischen uns mit zittriger Anspannung und einer dunklen Vorahnung.
Und ehe ich mich versah, zerriss er diese schwankende Kluft mit einer hasserfüllten Ankündigung, sodass er meine einzelnen Fasern gefrieren ließ.
>>Ich muss jemandem einen Besuch abstatten.<<, meinte er so frostig, dass ich beinahe die Schärfe seines Untertons bedrohlich in der Luft zischen hören konnte; wie eine Klinge, die bereit für den todbringenden Hieb war.
Und wie das Weiß des Schnees, verschwand er.
Lysander.


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#9

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 13:03
von TheIronFey (gelöscht)
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So. Trotz der Tatsache, dass ich übermorgen eine Mathe-Klausur schreibe, die ich höchstwahrscheinlich bis in alle Einzelheiten failen werde, habe ich dennoch etwas Neues verfasst. Ich kann leider auch nichts gegen meine Schreibsucht tun xD
*schiebt euch das Kapi förmlich ins Gesicht*
Ich entschuldige mich dafür, dass ich so umfangreich schreibe, sodass es kaum ein Ende nimmt x.x
Trotzdem viel Spaß euch allen :3









Calura – Parole der Eingangstore – Von mir

Eine dunkle Erinnerung.
An lebendiges Weiß.
Tänzelndem Eis.
Und steter Wachsamkeit.







Ruhe.Stille.
Flackernde Schwärze, die wie bei meinem Besuch in der Eis-Höhle vor meinem geistigen Auge projiziert wurde und an Kontrolle gewann.
Schwach. Mein Blizz war schwach. Und dennoch gelang es mir die flüchtigen Wahnvorstellungen für eine gewisse Zeitspanne aus meinem Bewusstsein zu verdrängen.
Auch wenn diese markanten Wortfetzen ab und zu Gestalt widernatürliche Gestalt annahmen und wie surrende Bienen durch die abendliche Atmosphäre wanderten.
Abtrünnig.
Goldene Streifen fielen vom großen Panoramafenster des Wohnzimmers aus in die freie Geräumigkeit und malten rötliche Schatten an das unberührte Weiß der Wände.
Dieser seltsame Kontrast schien meine vor Wahn zerfressene Vorstellungskraft bestens anzutreiben und erinnerte mich geradewegs an eine schneebedeckte Weite, die von den allumfassenden Flammen eines Feuers verzehrt wurde.
Stöhnend rieb ich mir die schmerzenden Augen, um die tänzelnden Bewegungen zum Stillstand zu bringen und die zusätzlich heraufbeschworene Geräuschkulisse von einem Flackern wegzublenden.
Mein ruheloser Blick fiel auf einen Stapel verschmierter Papiere, die achtlos auf dem reflektierenden Glastisch verteilt waren.
Fragend biss ich mir auf die Unterlippe, als ein vertrautes Gefühl meinen Magen erfüllte.
Die schwarze Tinte war in einer eleganten Schrift versehen, allerdings waren die Worte darauf aus dieser Ferne heraus kaum zu entziffern.
Ich – oder vielmehr mein halluzinierender Verstand – erkannte verschlungene Ornamente, die eine dunkle Fließrichtung angenommen hatten und sich finster vom hellen Licht der Abendsonne abhoben.
Ein wildes Schimmern formte sich im abgrundtiefen Inneren und vervollständigte sich zu einem nur allzu durchtriebenen Gesicht, mit dem ich heute schon bedauerlicherweise Bekanntschaft machen durfte.
Erschrocken schnappte ich nach Luft und selbst nach mehrmaligem Blinzeln verschwand nicht der selbstgefällige Ausdruck auf seiner dickflüssigen Miene, die von einem wahnwitzigen Lächeln umrahmt wurde.
>>Ich folge dir überall hin, Snowwhite ...<<, säuselte die verführerische Stimme und entlockte ein anhaltendes Keuchen meinerseits.
Jetzt wo ich alleine war und mich auf nichts Festes konzentrieren konnte, wurde der bedrohliche Unterton noch greifbarer, sodass ich einen Hauch Leben in seiner illusionistischen Anwesenheit erhaschen konnte.
Verwirrt kniff ich die Augenbrauen zusammen, um einerseits dieses schaurige Bild zu vertreiben und mich andererseits wieder zusammenzureißen.
Als ich mein Denkvermögen aber näher auf die vertraute Umgebung konzentrierte, schoss ich reflexartig in die Höhe, nur um dadurch noch stärkere Kopfschmerzen zu verursachen und einen übermächtigen Schwindel in meine Motorik einfließen zu lassen.
Erschöpft fuhr ich mir mit der zitternden Hand durchs Haar und wünschte mir niemals diesen lebensmüden Versuch gewagt zu haben.
Schlagartig wurde mir bewusst, dass Lysander sich zu einem „gewissen Jemand“ begeben wollte, um ihm in der Tarnung seiner Worte entgegen zu kommen. Bestimmt würde das Ganze weder in einem netten Kaffeekränzchen enden, noch angenehme Unterhaltungen heraufbeschwören.
Beinahe konnte ich das zischende Aufeinanderprallen von Eis und Dunkelheit heraus kristallisieren, welches in einem ungleichen Gefecht verschmelzen und gefährliche Kombinationen zur Schau stellen würde.
Angespannt wollte ich den ersten Schritt Richtung Tür wagen, aber erneut verdichtete sich der verschleiernde Nebel um meine Sinne und ließ meine unkontrollierten Glieder erschlaffen; die Tür in eine unsymmetrische Verzerrung verwandeln.
Mit einem dumpfen Aufprall wurde ich aufs Sofa zurückgeschleudert und von einer instinktiven Müdigkeit ergriffen.
Das Letzte was ich erblickte war ein verblasster Kreis aus Licht, welches von der nahenden Dunkelheit meines Verstandes verdrängt wurde.
Ich fragte mich unwillkürlich: Wie oft, bis ich vergesse was es heißt, Helligkeit wahrzunehmen? Wie oft musste ich noch in der Leere der Schatten wandeln, bis es ein Ende nahm?
Ein träges Treiben erfolgte sogleich in meinem Inneren; ließ mich in ein endloses Nichts fallen, das aber keineswegs von bösem Ursprung schien.
Leise. Fallend.
Wie dicht umrahmte Schneeflocken.
Matt und glänzend; ein Abbild des Winters, das von außen nach innen drang.
Die natürliche Ruhe von draußen schien auch in mich einzufließen und eine sichere Zuflucht zu finden.
Golden spürte ich die Strahlen auf meiner Haut. Aber sie trugen keine Wärme.
Der blasse Schein des Sommers war stets verschluckt von der grausamen Kälte des Winters.
Eine mickrige Erscheinung neben dieser grazilen Schönheit.
Auch dieses Mal.

Ein bläuliches Leuchten drang in regelmäßigen Abständen in meine geschlossenen Lider; ließ mich vertraute Lebendigkeit spüren.
Das Gefühl eines eisigen Hauchs umschmeichelte meine Wangen und trug den starken Geruch von Kälte mit sich; Starre.
Ein Anflug von schierer Fassungslosigkeit schien meine geweiteten Augen zu benetzen, als ich diese öffnete.
Vor mir erstreckte sich die zeitlose Weite einer Welt, von der ich längst dessen Existenz in Frage gestellt hatte; eine entfernte Erinnerung.
Nun war diese Fülle an Realität so greifbar, dass ich scharf die Luft einziehen musste.
Gewundene Pfade aus vereisten Blütenblättern schlängelten sich makellos durch die unmöglichsten Abzweigungen.
Die weißen Rosen die den Weg säumten, wurden von der unversehrten Kristallscheibe des Himmels angestrahlt und verströmten einen kalten, aber betörenden Duft; funkelten wie winzige, gefangene Diamanten, auf denen sich der fein verarbeitete Frost widerspiegelte.
Das Wappen von Calura.
Abertausende Schneeflocken wirbelten beinahe choreografisch in der arktischen Luft umher und schlossen jede noch so kleine farbige Stelle ein; als besäßen sie eine künstliche Intelligenz.
Ich war so von dieser unberührten Schönheit verblüfft, dass ich kaum den Blick von all diesen Einzelheiten abwenden konnte; gierig im Stillstand des ewigen Weiß versunken.
Calura.



zuletzt bearbeitet 22.06.2013 13:03 | nach oben springen

#10

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 13:05
von TheIronFey (gelöscht)
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Badabadam ~ Teil 3-4, viel Spaß :3








Sekunden vergingen. Einzelne, sich ziehende Sekunden, in der das immer gleich bleibende Weiß schon als markante Blendung ins Auge stach.
In Calura existierte keine richtige Sonne oder ein anhaltendes Strahlen, welches von einer natürlichen Quelle abstammte.
Vielmehr ein gestaltloses Zwielicht; schemenhaft in jeder freien Ecke verteilt.
Staunend ließ ich meinen Blick über die ebenmäßigen Schnee – und Eisflächen wandern, die im gleichmäßigen Kontrast von Helligkeit und Dunkel aufeinander abgestimmt waren.
Nach mehrmaligem Hinsehen wunderte ich mich zunehmend über die Abwesenheit der Wächter, die den Eingang stets bewachen sollten; wahre Bewohner von den Eindringlingen unterscheidend.
Mit fragender Miene untersuchte ich die edlen und eingefrorenen Marmortore Caluras, die von unzähligen Ornamenten verziert waren und nun ein träges einladendes Leuchten von sich gaben. Einige Rosenbüsche waren übersät von Dornen, die in eine zarte Frostschicht eingehüllt waren und den Umfang meines Daumen besaßen.
Eisblumen breiteten sich auf den schmalen Blättern aus und nahmen mit ihren verschlungenen Mustern
lebendige Formen von Kristallen an, die eine tänzelnde Abwechslung zu den starren Blüten boten.
Seufzend strich ich über die vielen Details meiner kleinen Heimat, dessen tragbare Kälte schon vollkommen greifbar geworden war, als besäße diese einen eigenen Herzschlag.
Calura war trotz ihres ewig monotonen Weiß in der Lage jederzeit für neue Überraschungen offen zu sein.
Meine Schritte hinterließen ein dumpfes Geräusch im Schnee und zerstörten so die immerwährende Gleichheit, die ich innerhalb weniger Sekunden zunichte gemacht hatte.
Es gab in Calura keine feste Herrschaftsform, sondern nur Niveus-Bewohner mit einem besonders hohen Adelstitel. So kam es, dass meine und Lysanders Familie weitreichend zu den angesehensten Geschäftsleuten gehörten, die hochrangig und von potenzieller Wichtigkeit waren.
Als mein Bewusstsein nur kurzzeitig den Jungen mit den silbernen Haaren und den einzigartigen Augen kreuzte, konnte ich spüren, wie das gewaltige Eis Caluras mit seinen messerscharfen Spitzen auf mich niedergeschossen kam und den Rest meines Körpers erfolgreich betäubte.
Eine feuchte Spur bildete sich auf meinen Wangen, die sofort von der winterlichen Kälte besetzt wurden.
Unwillkürlich machte ich mir Sorgen um den einzigen Jemand, der mich seit so vielen Jahren beschützt und getröstet; mir Gehör geliehen und mir Verstand eingebläut hatte.
Seine schwachen Umrisse erschienen abstrakt vor meinem geistigen Auge und formten ein bekanntes Abbild völliger Gelassenheit. Das was ich in der Wohnung erlebt hatte, war das komplette Gegenteil dieses Jungen.
Nun wo ich, oder vielmehr meine Seele an diesem unfassbar magischen Ort verweilte, hatte mein wahnsinniger Verstand deutliche Schärfe gewonnen und konnte die beiden Richtungen „links“ und „rechts“ besser voneinander unterscheiden und Grenzen setzen.
Da mein Verdrängungsmechanismus erfolgreich eingesetzt hatte, folgte ich dem schmalen verschlungenen Pfad zu dem Heimatort der Eis-Elfen:
Der Baum der Weisheit.
Neben all den unzähligen Geschichten, die sich um diese zeitlose Senke rankten, wusste man nur allzu genau, dass der Blizz an dieser Stelle der Inbegriff an Übermaß war.
Während manche sich stundenlang auf die mühselige Suche in weniger beschaulichen Plätzen machten, konnte man beim Baum der Weisheit mehr als genug von dieser überirdischen macht schöpfen.
So verlockend der Gedanke auch schien; mit der bloßen Seele konnte man keineswegs einen direkten Zugang zur Energiequelle finden.
Zumal es sowieso nur für die wenigen Privilegierten bestimmt war, die in Calura gewisse Heldentaten vollbracht hatten.
Wie dem auch sei; der Baum würde die bloße Erscheinung meiner Seele nicht wahrnehmen können und durch die zusätzliche Abwesenheit meines Körpers auch keinen stabilen Bezug zu meinem Wesen herstellen.
Allerdings stand es dort jedem offen sich aufzuhalten und eine Rast einzulegen, wobei sich die vielen Elfen, die diesen heiligen Ort strikt als ihren Besitz beanspruchten, nach längerer Zeit argwöhnisch werden könnten und Dauer-Besucher von Nicht-Helden oder autoritären Persönlichkeiten nur äußerst ungern willkommen hießen.
Wie gut, dass ich ausnahmsweise Mal nicht zu den genannten Fällen zählte und hier sogar als hoch wertgeschätzter Niveus-Bewohner galt. Nicht dass es es mich kümmern würde. Es erschien mir in gewissen Situation nur wie eine praktische Tatsache.
Unbeschwert führte ich meine Weg also fort, bis ich endlich an der besagten Stelle angelangt war und die vertraute Umgebung aus leuchtenden Augen musterte, in denen sich das anfängliche Staunen widerspiegelte.
Normalerweise hätte ich vor den Eingangstoren eine Parole aufsagen müssen, um als gebürtige Bewohnerin anerkannt zu werden, aber da aus unerfindlichen Gründen keine Wächter anwesend waren, stellte sich das als belanglose Feststellung heraus.
Ehrfürchtig betrat ich das von weißen Ranken überwucherte Tor und näherte mich mit gefesselter Miene den kristallenen Ästen des Baumes, die von feinen zerbrechlichen Verzierungen ummantelt wurden. Ab und zu begegnete ich tänzelnden Eis-Elfen, die in ihrem heiteren Gesang innehielten, um mich aus neugierigen Augen zu beobachten, die die scharfe Bläue ihres Namen in allen Ehren vertraten.
Kalt und umwerfend.
Ich gab mir Mühe mich nicht allzu sehr von dieser anziehenden Schärfe hypnotisieren zu lassen und mich stattdessen auf ihre winzigen Körper zu konzentrieren.
Ihre zartgliedrigen Flügel, die aufgeregt umher flatterten, besaßen zackenförmige Konturen, die bei näherem Betrachten vom Luftwiderstand verlangsamt wurden.
Von unzähligen Blicken durchbohrt, wandte ich mich beunruhigt von ihnen ab und glitt auf den hellen Stamm des Baumes zu, dessen blattlose Krone sich gierig in den Himmel schraubte.
Wortfetzen aus alten Legenden kamen mir in den Sinn, die ich wie eine endlose Schleife in meinem Kopf wiederholte.
Erinnerungen aus längst vergessenen Zeiten.

>>So rein ihr Eis im kühlen Grund.
Weiß aus purer Vollkommenheit.<<
Mit wenigen Schritten vollführte ich eine elegante Umrundung um den eingefrorenen Baum, dessen kalte Splitter sich wie scharfe Klingen in den Boden gruben.
Eine einzelne Hand legte ich auf die raue und kalte Oberfläche, sodass ein brennendes Pricjeln durch meine Finger fuhr.
Konzentriert schloss ich die Augen und erfühlte das uralte Leben; den pulsierenden Herzschlag, der unter toter Rinde einen leblosen Schlaf führte.
In sich gekehrt.
>>Eine Farbe des Nichts,
glänzend im Licht.<<
Die Worte wichen melodisch aus meinen kühlen Lippen und hingen milchig weiß in der wärmefreien Luft. Mir gefiel die transparente Klangfarbe, die sich auf meiner Zunge ausbreitete und mir ein melancholisches Lächeln entlockte.
Heimat.
Plötzlich durchzuckte ein so stechendes Bild meine Wahrnehmung, dass ich erstarrt und mit offenem Mund innehielt; unfähig meine Hand zu lösen oder einen einzelnen, vernünftigen Atemzug zu führen. Selbst jetzt, wo meine Lider vor Schock geweitet waren, löste sich der Traum nicht von der Realität, oder zumindest das, was als solches bekannt war.
Statt Calura zu sehen, zwang mich der Baum dazu, das Bild näher und aufmerksamer zu betrachten. Dessen wortlose Aufforderung brachte mich dazu, verwirrt die Augen zusammenzukneifen.
Der nervöse Gesang der Eis-Elfen im Hintergrund quetschte sich schmerzhaft in meine Schläfen, sodass ich ein wütendes Zischen von mir gab, was einige von ihnen verstummen ließ.
Gegen meinen Willen richtete ich meinen Blick auf das projizierte Geschehnis, dass in meinen Kopf eingepflanzt wurde.
Was ich sah …
waren Leigh und Lysander.


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#11

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 22.06.2013 13:06
von TheIronFey (gelöscht)
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Gefrorene Eispartikel hafteten glitzernd als feine Muster an den unebenen Stellen einer vertrauten Glastür, die von der Kälte beschlagen wurde und sich ein transparentes Kleid auf dessen schwacher Reflexion ausbreitete.
Verwirrt kniff ich die Augen zusammen und versuchte krampfhaft durch diese Fassade aus Weiß hindurch zu blicken.
Allerdings konnte ich im Inneren nur schwarze Schemen erkennen, die ein paar Sekunden zuckten und sich in Bewegung versetzten.
Unschlüssig glitt mein Blick zu meinen Armen und ich sog erschrocken die Luft ein, als mich ein sich in die Länge ziehendes Nichts empfing.
Plötzlich erkannte ich mich selbst als unbeteiligten Beobachter, als sich meine Hände als unsichtbare Körperteile heraus stellten und auch der Rest meines Wesens in ein gespenstisches Zwielicht gehüllt war.
>>Was um alles in der Welt …?<<, fragte ich unbeendet in die Stille hinein, ohne dabei meine eigene Stimme wahrnehmen zu können.
Panisch versuchte ich meine Beine in die Richtung der Glastür zu bewegen, die sich nach und nach als ein von Schnee eingekleidetes Gebäude manifestierte.
Entsetzt musste ich feststellen, dass ich mich keinen Zentimeter von der Stelle wegbewegt hatte, in der ich mich zuvor befand.
Es schien als wäre ich in einer zeitlosen Starre gefangen, in die mich jemand bewusst hinein platziert hatte.
Krampfhaft versuchte ich mich an Einzelheiten zu erinnern und als mir meine Vision von Calura ins Gedächtnis kam und die Tatsache, dass Lysander verschwunden war, erschien vor meinem inneren Auge der eingefrorene Baum, der von unzähligen Eissplittern eingekeilt war.
>>Still, Ivy. Finde die Wahrheit heraus. Aber erst, wenn du bereit dazu bist.<<, erschlich es sich in meinen Kopf und ließ meine umliegende Haut, die ich nicht sehen konnte, erzittern.
Der Baum von Calura … Anscheinend musste er eine Verbindung zu mir aufgebaut haben, um mir irgendetwas zu zeigen, was ich dringend sehen musste.
Aber was konnte das nur sein?
Ich schloss konzentriert die Augen und antwortete stumm in Gedanken:
>>Ich bin bereit.<<, versicherte ich der uralten Seele des Baums und wurde prompt nach wenigen Augenblicken ins Innenleben des Gebäudes befördert, das sich als Leighs Modegeschäft herausstellte.
Ich schluckte aufgelöst, während mein Herz in meiner unsichtbaren Brust zu einer furchtbar unregelmäßigen Melodie heranwuchs, gegen den Widerstand kämpfte.
Nun wusste ich was der Baum mit mir vorgehabt hatte.
Mein Geist wurde von meinem Körper getrennt und nun in die Gegenwart der echten Welt befördert, damit ich erkennen konnte, was Lysander vorhatte, ohne von meinem halluzinierenden Verstand beeinträchtigt zu sein.
Eine wütende, in einer fremden Tonlage existierende Stimme drang sich augenblicklich in meine Richtung und stellte mir sämtliche Nackenhaare auf.
Unbeirrt glitt mein Blick durch die freundliche Atmosphäre, die alles andere als Wahnsinn und dunkle Schwärze offenbarte, wie ich es zuvor erlebt hatte.
Inmitten all dieser fließenden, schimmernden Stoffballen, die penetrant aufgereiht waren, erkannte ich eine vertraute Gestalt, dessen gleichgültiger Gesichtsausdruck fragend zu dem von Lysander huschte.
Ich lugte zwischen einigen teuren Kleidern zu den Beiden hindurch und betrachtete mit wachsender Sorge die wutverzerrte Miene von Lysander, die seinen Bruder geradewegs aus finsteren Augen durchbohrte.
Gold und Smaragd.
Momentan in einer irreführenden Mischung, die so keinen Sinn ergab, oder Wärme verlieh.
Nicht so wie immer.
>>Was hast du Ivy angetan?<<, fragte er mit einem fordernden Unterton, der keine Lügen oder Ausreden duldete.
In seinen Zügen schwang eine seltsame Mischung aus Ungeduld und Kontrolllosigkeit mit, die sich besonders in seinen angespannten Kiefermuskeln bemerkbar machte.
Eigenschaften, die niemals auf Lysander zutreffen würden.
Ich war gelähmt vor Schock.
Das dämmrige Licht fiel in einem schrägen Winkel in Leighs unveränderte Maske, die völlige Verständnislosigkeit und Kälte vortäuschte.
In diesem Halbdunkel wirkten seine dunklen Augen nur noch schattenhafter und schimmerten in einer abgrundtiefen Nuance.
Er schien so wie immer zu sein.
Das musste sein anderes Ich sein.
Die Fassade seiner eigentlichen Persönlichkeit.
>>Bruderherz, ich weiß beim besten Willen nicht wovon du sprichst.<<, log Leigh und sprach in einer melodischen, aber auch ruhigen Stimmlage.
Lysander schien zunehmend verärgerter zu werden und stemmte zornig seine Hände gegen den geschliffenen Marmortresen, der vom Strahl der Lampe in helle Einzelheiten reflektiert wurde.
Eis und Feuer mischten sich in seine Züge; ließen ihn fremdartig wirken; boshaft.
Ich erzitterte unter dieser neuen Körperhaltung.
Das konnte definitiv nicht Lysander sein.
Diese wechselhaften Gefühle schienen wohl in der Familie zu liegen.
>>Du weißt genau wovon ich rede und auch wie wichtig sie mir ist. Das hättest du nicht tun dürfen.<<, flüsterte er finster und krampfte seine Finger zusammen, sodass die Knöchel weiß hervortraten.
Instinktiv schob sich meine nicht vorhandene Hand in seine Richtung; wollte ihn berühren, beruhigen, zur Besinnung rufen, konnte die eskalierende Szene allerdings nicht mal im Entferntesten erreichen.
Meine Entscheidungsfreiheit wurde mir in diesem Moment genommen, sodass ich nur tatenlos zusehen konnte, wie eine jahrelange, familiäre Bindung brach, die so lange Zeit aufrecht erhalten wurde.
Tränen traten mir in die Augen und verschwanden im transparenten Nichts meiner wangenlosen Konturen.
Lysander knurrte bestialisch und schloss kurzzeitig die Augen, um sich zu fangen und wandte sich frustriert von seinem Bruder ab, um für einige Minuten Ruhe und Gelassenheit zu schöpfen.
In diesem winzigen Moment glitten Leighs Augen in einer beinahe unnatürlichen Vorahnung zu meinem schwebenden Geist und durchbohrten mich genugtend.
Ein spöttisches Lächeln formte sich auf seinen vollen Lippen und ließen mich in dem Wissen zurück, dass er Bescheid wusste was vor sich ging.
Mein Inneres verwandelte sich in eine lebloses Unterfangen und war gefangen im Bann seiner Dunkelheit.
Plötzlich verschwamm das manifestierte Bild vor meinen Augen und ich wurde wieder unsanft in die Realität zurückversetzt, die mich ins Wohnzimmer von Lysander brachte.
Alles tänzelte in einer verwirrenden Abfolge von Bildern und Wahrnehmungsstörungen, aber ein Bild haftete noch als letzte Vorsehung in meinem Bewusstsein; stechend und scharf; als würde es sich provokativ in meinen Verstand drängen:
Undzwar Lysanders Faust.
Wie sie in das makellose Gesicht seines Bruders schlug.
Zum ersten Mal.


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#12

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 09.07.2013 13:06
von TheIronFey (gelöscht)
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Perlmutt und Onyx – Von mir

Schwingen aus Weiß,
erheben sich zart,
von der finsteren Zeit,
die Schwärze untermalt
Die Flügel der Nacht,
durchdringt ein Flüstern,
vermehrt von Schatten
in ihren edlen Federn






Weiß.
Unendliches Weiß, das sich unberührt über eine in sich gekehrte Landschaft erstreckte.
Dichte Schneeflocken, die in einem wilden Wirbel um mein Gesicht tanzten und meine verschwommene Sicht einnahmen.
Winter.
Ich lächelte begnügt, streckte mein Gesicht mit geschlossenen Augen Richtung Himmel; der Ort des magischen Ursprungs.
Erleichtert atmete ich die klare, eiskalte Luft ein, die meine Lungen mit Frische erfüllte und genoss das schmelzende Gefühl der Flocken, die auf meinen Wangen einen Rastplatz fanden.
Ich konnte Calura förmlich schmecken; spüren, ergreifen.
Es war mir noch nie näher als zuvor.
>>Hey, Träumerin!<<, ertönte eine vertraute Stimme hinter mir, die mich erschrocken zusammenzucken ließ.
Ich wirbelte überrascht um mich herum und blinzelte in die unscheinbare Gegend, die keine einzige Farbe manifestieren ließ.
So jäh aus meinen Gedanken gerissen zu werden, war selbst für mich eine unerwartete Begebenheit.
Bevor ich auch nur die schemenhafte Gestalt im milchigen Sturm des Schnees erhaschen oder auch nur ansatzweise reagieren konnte auf das was folgte, landete schon eine mittelgroße Kugel, die ich als Schneeball entlarvte, direkt in meinem ausdruckslosen Gesicht.
Ein frostiges Gefühl breitete sich auf meiner Miene aus und ließ meine Muskeln für einen Moment lang ertauben, bis ich den Anschluss hatte, mir die eisigen Partikel aus den Zügen zu wischen.
Für einen Niveus war Kälte zwar nicht unangenehm, aber durchaus irritierend, wenn es aus dem Nichts kam.
Ein spöttisches Lachen ertönte, das mir wütend zusammengekniffene Augen entlockte und eine minimale Wut auf denjenigen, der es gewagt hatte, mich so aus der Fassung zu bringen.
Aus dem zwielichtigen Nebel trat ein Junge heraus, der mir nur mehr als bekannt war.
Fast jugendliche Formen zogen sich über sein hämisches Grinsen, das von makellosen Zähnen erfüllt war.
Etwas irritiert musterte ich seine silbernen Haaren, die in diesem ewigen Grau-Weiß kaum auszumachen waren.
Ganz zu schweigen von den Flocken, die sich auf seinem Kopf häuften und ihm schräg auf die schwarz umrandeten Wimpern fielen, die ihm längliche Schatten ins Gesicht warfen.
Er überragte mich um knapp einen Kopf und offenbarte mir ein vertrautes Augenpaar, das von seltenen Farben vertreten wurde.
Schimmerndes Gold und edles Grün.
Zwei Tupfer Leben im ewigen Trist des Winters.
Mein anfänglicher Zorn verblasste sofort und schrumpfte zu einem winzigen Funken zusammen, der mein Gesicht nur grimmig wirken ließ.
Ich zitterte.
>>Man, bist du langsam.<<, schimpfte Lys und wuschelte mir wie üblich durch meine widerspenstigen Haare, die sich als sanfte Locken um mein Gesicht ringelten.
Gereizt schob ich seine Hand beiseite und musterte ihn feindselig, ohne etwas darauf zu erwidern.
>>Hey, war doch nur ein Witz.<<, versuchte er mich zu beschwichtigen und nahm wieder eine ernste Miene auf.
So kannte ich ihn schon eher.
>>Ist dir kalt?<<, fragte er auf mein Zittern hin und nahm eine besorgte Miene an.
Ich seufzte theatralisch und musterte ihn besserwisserisch.
>>Wir können nicht frieren, Lys.<<, korrigierte ich ihn aufmerksam und erntete dabei einen finsteren Blick aus seinen hellen Augen.
Amüsiert begann ich zu kichern und ihn in seine Bauchgegend zu pieksen.
Er zuckte unter diesem Einwand wie üblich zusammen und zog mich grinsend in eines seiner berühmt berüchtigten Schwitzkästen.
>>Wir können aber Kälte wahrnehmen, Dummerchen.<<, verbesserte er mich lachend, während er belustigt beobachtete, wie ich versuchte mich aus seinem starken Klammergriff zu befreien.
Für einen Dreizehnjährigen hatte er ganz schön an Stärke gewonnen.
>>Lass mich los!<<, protestierte ich kreischend und unterdrückte ein erheitertes Lachen, als er anfing mich mit seinen geschickten Fingern zu kitzeln.
>>Falsche Antwort.<<, tadelte er mit einem gespielt dramatischen Unterton und breitete plötzlich seine langen, weißen Engelsschwingen aus, die er geradewegs um meinen zappelnden Körper legte.
Sofort hielt ich erstarrt inne und ließ mich in den warmen, seidenen Kokon seiner vollkommenen Flügel einhüllen.
Eine sanfte Röte spielte um meine Wangen herum und meine Augen füllten sich erneut mit Staunen und Faszination; leuchteten voller Begeisterung.
Er war eines der seltenen Träger des Wintersiegels, das ihm ermöglichte diese wunderschönen, perlmuttfarbenen Schwingen zu besitzen, die im Schein des Schnees eine glänzende, matte Oberfläche annahmen.
Lys war etwas Besonderes.
Er zog mich beschützerisch zu sich und schlang seine frei liegenden Arme um meinen Rücken, um mich voll und ganz an seine Brust zu drücken, in der ein verwirrendes Rasen beiwohnte.
Ich klammerte mich an seine dünne Jacke unter der ich sein Herz erfühlen konnte und zuckte bei dieser plötzlichen Nähe erschrocken zusammen.
Sein Kopf sank hinunter, um mich verwirrt zu betrachten und nahm dabei einen verschmitzten Ausdruck im Gesicht an.
>>Dir ist physisch gesehen kalt, also reagiere nicht jedes Mal so empfindlich auf meine Flügel, du hast sie schon so oft gesehen.<<, schimpfte er scherzend und strich mir behutsam übers Haar.
Ein angenehmer Schauer breitete sich auf meinem Rücken aus; ließ mich Geborgenheit und Schutz empfinden.
Ich wusste, dass ich sie schon unzählige Male zu Gesicht bekommen hatte, aber jedes Mal war dieser Anblick eine Faszination, die mich unmittelbar in seinen Bann zog.
Ich strich staunend über die weichen, fließenden Konturen seiner Federn, die minimal von Eis durchzogen wurden.
Sein Tattoo auf seinem Rücken diente nur als Tarnung.
In Wirklichkeit war es ein magisches Band, mit dem er seine Schwingen beschwören konnte.
Es war atemberaubend.
Unsere Eltern hatten uns nach draußen geschickt, damit wir spielen konnten, solange wir noch die Möglichkeit dazu hatten.
Früher oder später mussten wir uns unseren auserwählten Pflichten beugen.
Aber zum Glück lag diese Verantwortung noch in weiter Ferne.
Ich kniff angestrengt die Augen zusammen, als ich einige Meter weiter dunkle Schwärze erhaschen konnte, die so von all diesem leeren Weiß gänzlich abhob.
Anders als Lys, der geradewegs mit der Umgebung verschmolz, war die unheimliche Gestalt weiter vor uns in unübersehbare Dunkelheit getaucht.
Ängstlich drückte ich mich an Lys und blickte neugierig nach oben, um genauer seine vielseitige Miene zu studieren.
Sie war in Sorge gehüllt, aber vielmehr war es Vorsicht und Wachsamkeit und eine feine Spur von Feindseligkeit, die seine hellen Augen verdunkelte.
>>Lys, wer ist das?<<, fragte ich leise und versteckte mich Schutz suchend unter einem seiner großen Flügel.
Der Schleier des Schnees hob sich kurzzeitig und offenbarte ein schauriges Gesicht, das von finsteren Schatten geprägt war.
Die dunklen Knopfaugen des Jungen waren direkt auf mich gerichtet; hasserfüllt, boshaft, voller Abscheu.
Er schien eindeutig älter als Lysander zu sein, der wiederum ein Jahr älter war als ich.
Erneut begann ich zu zittern und gefesselt, teils paralysiert die schwebenden Haare des Jungen zu mustern, die vom Wind zum Tanzen gebracht wurden und wie geschliffene Schwärze vom Licht verschluckt wurden.
Ängstlich wandte ich den Blick vom durchbohrenden des fremden Jungen ab und musterte erwartungsvoll Lys, der kaum die Augen von ihm lösen konnte.
Er seufzte nach einer endlosen Minute des Schweigens, richtete seinen Blick aber immer noch nicht auf mich.
Monoton flüsterte er:
>>Das ist Leigh. Mein Bruder.<<


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#13

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 09.07.2013 13:09
von TheIronFey (gelöscht)
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Ein sanftes Raunen riss mich aus den Nebelschwaden meiner Erinnerung.
Auf meiner erhitzten Stirn ruhte eine eisige Hand, die den fiebrigen Wahn und den dunklen Abgrund meines Verstands tilgte.
>>Lysander? ...<<, fragte ich benommen und klammerte mich an die verwirrenden Fetzen der vorherigen Begebenheit.
Dunkle, schattenumschlungene Aura.
Ein Junge, der sich stets von uns ferngehalten hatte.
Vor mir.
Leigh.
Ich wollte mich aufrichten, aber sanfte Hände drängten mich zurück.
Mein Geist war schon viel klarer; noch leicht zerstreut wegen all dem Kraftentzug, aber ich konnte dennoch eine gewisse Schärfe verspüren.
Da ich wusste, dass die Halluzinationen normalerweise mehrere Tage andauerten, kniff ich verwirrt die Augenbrauen zusammen und entdeckte eine kleine Viole in der sich eine klare, bläuliche Flüssigkeit befand und das Wappen Caluras trug.
In ihr perlten am Rand des Glases nur noch wenige Tropfen des seltsamen Extrakts.
Mein Blick irrte zu dem von Lysander, erhaschte ein ausnahmsweise lächelndes Gesicht.
>>Lys, was ist da drin?<<, fragte ich argwöhnisch und benutzte den Spitznamen einer längst entfernten Erinnerung.
Als Erwiderung gab er mir nur einen sanften Kuss auf die Stirn und setzte sich neben mich auf das Sofa, sodass ich sein ganzes, fremdartiges Profil zu Gesicht bekam.
Erschrocken sog ich die Luft ein, als ich an seinem linken Auge ein blaues Veilchen erkennen konnte, das sich eindeutig stark von dem satten Grün darin abhob.
Augenblicklich rief ich mir das letzte Bild in Erinnerung, als der Baum mir die Gegenwart projiziert hatte.
Lysanders Faust in Leighs Gesicht.
Aber anscheinend schien sein älterer Bruder das Blatt gewendet zu haben.
Sofort vergaß ich meine vorherige Frage und stellte stattdessen eine viel entscheidendere.
Mein Herz raste und fühlte sich schwer und verklumpt in meiner Brust an, so als würden noch weitere belastende Dinge daran haften und es in die Tiefe ziehen.
>>Das war Leigh ...<<, erkannte ich atemlos und streckte vorsichtig meine rechte Hand nach ihm aus, um sein verletztes Gesicht zu berühren.
Lysander protestierte nicht, schloss seufzend die Augen und gab ein leises Stöhnen von sich, als meine Fingerspitzen vorsichtig die verletzte Stelle berührten.
Die Haut war von einer undefinierbaren Hitze durchzogen, die sich pulsierend von seinem restlichen Körper abhob.
Beinahe mechanisch öffnete er wieder seine von dichten Wimpern umrahmten Lider und beugte sich vielversprechend über mich, um mich direkt mit seiner Wunde zu konfrontieren, als auch seinen benebelnden Augen.
>>Ja. Er war das, Ivy. Es wird Zeit, dass du einige Dinge über ihn erfährst.<<, verkündete er mit belegter Stimme und lehnte sich mit tiefen Atemzügen im Sofa zurück.
Ich wartete gespannt darauf, dass er anfing zu reden, um die Lücken meines Gedächtnisses zu füllen, die von den Beiden aufgerissen wurden.
Und das tat er daraufhin auch.
>>Ich wurde schon früh nach meiner Geburt direkt von meinen Eltern vorgezogen, da ich das legendäre Wintersiegel besaß, was nur selten innerhalb einer Niveus – Reihe vorkam. Deshalb waren sie besonders stolz auf mich. Allerdings war Leigh es, der nie die Ehre hatte als Niveus geboren zu werden. Er ist verflucht, eine missratene Existenz, weshalb er bei uns zu Hofe auch nur selten etwas richtig machte.
Statt dem Wintersiegel hatte Leigh das Mal der Verdammten.
Alles was seine Hände berührten, verwandelte sich in schwarze Asche, färbte Helligkeit in Finsternis und verdarb jede junge Seele, die Unschuld besaß. Deshalb hielten mich meine Eltern von ihm fern, als auch von dir.
Schon früh verbrachte er viel Zeit ihm Exil, da er von vorne herein von jedem Niveus verstoßen wurde. Ich habe nie so über ihn geurteilt, er war mein Bruder und ich habe ihn immer geliebt, aber er war blind vor Wut und Starrsinn, weshalb er auch mich letzten Endes im Stich gelassen hatte.
Er verbündete sich mit den Bellatorus Damnatorum, dem Ursprung seines Mals und wurde aufgrund seiner dunklen Seele als ihr Leutnant ernannt; zum Anführer dieser skrupellosen Mörder.
Ich habe ihn gewarnt; ihm gedroht, dass wenn er dich auch nur anfassen würde, ich bereit wäre mich mit ihm zu duellieren und ihn ebenfalls zu vernichten.
Aber ich habe begriffen, dass ich noch brüderliche Gefühle für ihn besitze.
Er ist mir nicht egal, wie alle anderen aus meiner Familie.
Trotz allem hätte er dich nicht verletzen dürfen. Er streunt umher, auf die Suche nach nährender Dunkelheit, junger Lebenskraft und dir hat er sie entzogen. Ich wollte dir das alle schon viel früher anvertrauen, aber ich wusste nicht wie.<<
Eis.
Zerschmetternd, gewaltsam.
Eine unbändige Kraft lähmte und versteinerte meine Sinne und gab mir das Gefühl ich hätte einem Trugbild gelauscht.
Lysanders Blick ruhte erwartungsvoll und besorgt auf mir, als ich keine Reaktion zeigte und meine Augen sich in der Leere verloren.
Ich konnte nicht wahrhaben, was er mir da gerade erzählt hatte; nicht realisieren, wie viel Leid und Schmerz Leigh in sich trug und keine andere Lösung gefunden hatte, als sich mit den Todfeinden der Niveaus zu verbünden.
Und ebenfalls konnte ich nicht die Qual von Lysander erfassen.
Bittere Tränen standen mir in den Augen; verharrten dort eine ganze Weile lang, bis sie in einem unablässigen Rinnsal meine Wangen entlang streiften.
Ich wollte die Beiden von ihrem Schmerz erlösen; ihnen all diese grauenvollen Jahre ersparen, von denen sie geprägt worden waren.
Wissen wie es war, so viele offene Wunden zu tragen.
Nun konnte ich verstehen, warum Leigh mich bis in den Tod nicht ausstehen konnte.
Seine Familie behandelte mich selbst schon wie ihr eigen Fleisch und Blut, als wäre ich die längst verschollene Tochter dieser reichen Adelsklasse.
Und auch Lysander hatte mich stets liebevoll behandelt.
Dieses Bild in meiner Erinnerung musste Leighs Geist zertrümmert; all die bröckelnden Fassaden zum Einsturz gebracht haben.
Und aus dem Rauch stieg dann seine Wut empor, die sich nach Rache sehnte.
Und sie bekommen hatte.
Wortlos nahm mich Lysander in seine Arme, versuchte mich mit allen Mitteln zu trösten.
Selbst wenn ich nicht beteiligt war an ihrem Leid, konnte ich mitfühlen wie furchtbar sich dieser Familienzwist anfühlen musste; diese unentwegte Fehde zwischen Geschwistern.
Und so als wäre ich wieder ein zwölfjähriges Kind, klammerte ich mich an die warme, Schutz bietende Geborgenheit meines besten Freundes, der mir schon früh gezeigt hatte, was es hieß zu vertrauen und einander zu haben.
In Gedanken spürte ich seine mächtigen Schwingen um mich; wie sich mich erneut in dieses wohlige Paradies aus Sanftmut zogen.
Ich konnte sie erfühlen.
Jede einzelne perlenweiße Feder.


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#14

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 09.07.2013 13:11
von TheIronFey (gelöscht)
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Nach einer endlosen Weile lösten wir uns voneinander und blickten uns ratlos in die Augen.
Meine vor Tränen verschmiert, seine ausdruckslos und nachdenklich.
Man könnte sogar meinen, dass sich eine vermehrte Blässe um seine Miene gelegt hatte, die beinahe schon heller war als Schnee.
Schneeweiß.
>>Snowwhite ...<<
Als wir Leighs dunkle und verhängnisvolle Umrisse wieder ins Gedächtnis kamen; wie er systematisch mit seinem Geist meine Lebenskraft aus mir herausgesaugt hatte, zuckte ich unweigerlich zusammen.
Diese Vorstellung war zu grauenerregend, als dass ich mich noch eine Sekunde länger damit beschäftigen könnte.
Lysander musterte mich aufmerksam und versuchte mein undefinierbares Gesicht zu ergründen, welches gleichzeitig in Angst und Entschlossenheit gehüllt war.
>>Du musst sicher Hunger haben.<<, meinte er in die Stille hinein, um so auf ein weitaus angenehmeres Thema zu kommen, als die Tatsache, dass er mit dem Todfeind verwandt war, der bereit wäre uns alle ins Unglück zu stürzen.
Und es vielleicht schon längst getan hatte.
Die Einzelheiten meiner Vision von Calura, dem Baum und meiner kleinen Reise in die Gegenwart wollte ich vorerst nicht mit Lysander teilen, da er ohnehin schon mit genügend anderen traumatischen Ereignissen beschäftigt war.
Instinktiv griff ich mir mit der freien Hand auf meinen knurrenden Magen, der erst jetzt wo er diesen Hunger erwähnt hatte, zum Einsatz kam.
Seufzend lehnte ich mich gegen das bequeme Sofa und betrachtete weiterhin die seltsame Viole, dessen ursprünglicher Inhalt mit weiterhin ein Rätsel war.
>>Ja, den habe ich.<<, gestand ich, ohne den Blick von dem edlen Glas abzuwenden.
Lysander bemerkte meinen forschen Blick und gähnte beherzigt.
Er griff nach der kleinen Viole, sodass meine Augen sich sofort zu ihm wenden mussten und lächelte beruhigend.
>>Keine Sorge, das ist kein Gift, sondern Morgenfrost von Calura; Das beste Heilmittel, das es gibt. Geradewegs destilliert, gesäubert und mit weiteren Extrakten versehen, die dich nicht umbringen werden. Dadurch sind deine Halluzinationen vorerst verschwunden.<<, erklärte er sachlich und reichte mir den winzigen Behälter, in dem sich kaum noch etwas von der Flüssigkeit befand.
Ich sparte mir die Frage wie er an dieses teuer Mittel gekommen war, da seine Familie ohnehin reich und angesehen war und von daher mühelos zu solchen Luxusartikeln Zugang hatte.
>>Trink das abends vor dem Schlafengehen noch einmal leer, dann solltest du über alle Berge sein. Dass du dich ab sofort von ihm fernhalten sollst, muss ich nicht noch zusätzlich erwähnen, oder?<<
Ich nickte teilnahmslos und strich liebevoll über die glatte Oberfläche, in der sich die Tropfen wie schimmernde Perlen am Rand sammelten und schließlich eine Spur nach unten zogen.
Ein Relikt meiner Heimat.
Ich konnte noch immer nicht realisieren, was sich alles ereignet hatte; welche belastenden Informationen nun auf mir ruhten, die Lysander völlig alleine tragen musste.
Selbst wenn ich mir gewünscht hätte von alldem erspart geblieben zu sein, war ich umso glücklicher darüber, dass mein bester Freund nicht mehr diese Bürde geheim halten musste.
Dadurch hatte er mir sein bedingungsloses Vertrauen geschenkt.
Als er gerade in die Küche wollte, um einige Kleinigkeiten zu kreieren, stand ich vorsichtig vom Sofa auf und griff reflexartig nach seiner Hand.
Ein dunkler Schwindel packte wieder meine Sinne, der sich aber aufgrund des Heilmittels wieder nach einigen Sekunden verflüchtigte.
Es war ein ungewohntes Gefühl wieder meine Beinmuskeln zu bewegen; sie zu spüren und sie einzusetzen.
Ich hatte das Gefühl sie seit Jahren nicht mehr benutzt zu haben; aber die freie, unbeschwerte Empfindung, die beim Gehen damit verbunden war, glich diese unangenehme Tatsache wieder aus.
Seit Lysander mir das mit seinem Bruder erzählt hatte, hatte sich eine unangenehme Stille zwischen uns gelegt, die ich mit aller Mühe versuchte einzureißen.
Fragend drehte er seinen Kopf in meine Richtung und musterte mich erwartungsvoll.
Ich nahm tiefe Atemzüge und fixierte meinen Blick zu seinen verschiedenfarbigen Augen, die mich mit gemischten Gefühlen betrachteten.
Eigentlich konnte ich aus seiner Miene herauslesen, dass er ahnte was ihm bevorstand, aber insgeheim wünschte er sich, dass ich ihm eine nebensächliche Frage über das Essen stellen würde.
Dem war nicht so.
>>Wird Leigh … mich umbringen?<<
Die Worte hingen als schwarze Materie in der Luft und verklumpten jegliche Formen des Zusammenhalts.
Zuerst erhaschte ich in seiner Miene Verständnislosigkeit; so als würde er es kaum fassen, dass ich seinen Bruder als einen Mörder bezeichnete.
Wenige Sekunden darauf begriff er, dass Leigh ein eben solcher war und blickte seltsam entschlossen und melancholisch.
>>Nein, Ivy, das lasse ich nicht zu.<<, erwiderte er mit fester Stimme und schenkte mir einen intensiven Blick, bei dem sowohl Gold, als auch Grün einen gefährlichen Glanz annahmen, die die Worte in der Luft mit einer finsteren Feindseligkeit zum Zerbersten brachten.
Ich nickte mit einem eifrigen Schlucken und versuchte mir nicht die widerlichsten Szenarien auszumalen, in denen Leigh mich mit seinem dunklen Schwert an die Wände seines Modegeschäfts schmücken würde.
Allein der bloße Gedanke daran war schaurig und furchteinflößend.
Dann folgte ich Lysander in seine antike Küche und betrachtete die verschiedenen viktorianischen Kunstwerke, mit denen er sein ganzes Haus dekoriert hatte.
Ich war froh darüber, dass Leigh hier nicht als Mitbewohner tätig war und im Besitz einer eigenen Wohnung war.
Sobald ich mich mental und physisch wieder einigermaßen gebessert hatte, könnte ich auch zurück zu meinem eigenen Haus, wobei mir die Vorstellung alleine in einer verlassenen Wohnung zu sein, wo Leigh jederzeit unbemerkt hineinkommen könnte um mich zur Strecke zu bringen, äußerst zuwider war.
Aber schließlich musste ich mich auch zu wehren wissen.
Und das wenn es sein musste auch ohne meinen besten Freund.


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#15

RE: ღWinterscheinღ

in Fanfictions 09.07.2013 13:18
von TheIronFey (gelöscht)
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Levrai - Mondlicht
&nbsp;
Im&nbsp;Mondlicht&nbsp;wandern harte Schatten
Schein der Wünsche, zweifelnd Licht
Verwirf das Schlafen bis der Tag
In Sonnenglut von&nbsp;
Neuen Träumen spricht






Ein angenehmer Duft erfüllte die Küche und drang vertraut in meine Erinnerungen ein; schloss rapide die dunklen Lücken, die Leigh in der Kluft meines zertrümmerten Verstands hinterlassen hatte.
Je tiefer ich mich in das Gefilde dieser Finsternis begab, desto stärker spürte ich den Drang laut aufzuschreien.
Eine gewisse Grausamkeit spiegelte sich in dem systematischen Entzug meiner Lebenskraft wider; ein Hauch von unbeirrter Raserei.
In diesem letzten Augenblick erschien er mir wie eine willenlose Bestie, die sich nur seinen Trieben und Instinkten gebeugt hatte; ohne jegliche Vernunft oder auch nur den Ansatz eines Gewissens.
Kalt, mechanisch, skrupellos.
Das Antlitz eines Monsters.
>>Ivy? Willst du Soße auf deine Spaghetti oder doch eher Parmesan-Käse?<<, erkundete sich Lysander und riss mich mit forscher Stimme aus meinen dunklen Vorstellungen.
Da meine Kochkünste ein einzigartiges Talent von Katastrophe besaßen, war ich umso glücklicher darüber, dass er das an meiner Stelle übernahm.
Ich nickte eifrig, ohne überhaupt seine Frage verinnerlicht zu haben und erntete so einen verwirrten Blick aus seinen hellen, glänzenden Augen.
>>Soße oder Parmesan?<<, wiederholte er artikulierend und musterte mich diesmal wachsamer.
Ich wand mich kurze Zeit später bei dieser unwohlen Beobachtung und versuchte mich auf die verschlungenen Ornamente seiner Wände zu konzentrieren, die Eleganz und Sittlichkeit ausstrahlten.
Keineswegs Anonymität.
>>Parmesan.<<, erwiderte ich knapp und lief mit verschränkten Armen hin und her; stets dabei bedacht eine neutrale Miene aufgesetzt zu haben, damit er nicht hinter die Fassade meiner Maske schauen konnte, in der Angst und Schrecken lauerte.
Meine Füße gaben ein dumpfes Geräusch von sich und mein Blick verlor sich in der Ferne seines gepflegten Gartens; wo das unberührte Weiß des Schnees von dem silbrigen Mondschein ausgeleuchtet wurde und das Gefühl erweckte, im Inneren Diamanten gefangen zu haben.
Ein träges Leuchten; ein kristallenes Glitzern, welches sich über die weitläufige Landschaft erstreckte und jeden Winkel Farbe einnahm.
Bläuliche Reflexionen wurden kühl zurückgeworfen und überboten die ansehnlichen Sterne, die selbst schon von einem funkelnden Leuchten überzogen waren und sich vereinzelt in der unergründlichen Schwärze des Himmels türmten.
Einzelne Wolken bauschten sich mit dunklen Rändern vor dem Mond auf und verhüllten das volle Strahlen dieses mystischen Körpers.
Beinahe überstieg dieses zwielichtige Bild den Rest meiner fantasievollen Vorstellungen und untergrub die verzerrte Miene eines gnadenlosen Kriegers.
Mein Blick haftete auf einer blattlosen Eiche, die ihre eisigen Äste in den Himmel ausbreitete und die stille, leblose und in sich gekehrte Atmosphäre des Winters deutlicher unterstrich; diese zeitlose Idylle einfing.
Die Spitzen voller Frost; das Holz von dem Schneekleid ummantelt; perlig wie Tränen tropften sie von den rauen Anfängen des Baumes und verloren sich zunehmend am Ende der Wurzeln.
Transparent war ihr Inneres; wie Glas, das bereit war zu zerbrechen.
Und am Fuße des Stammes häuften sich blutrote Beeren, die von einzelnen Flocken geküsst wurden.
Ich gab ein nostalgisches, wehmütiges Seufzen von mir und nahm gegenüber von Lysander Platz, der den vollen Teller der Mahlzeit auf meine Seite gestellt hatte und selbst schon mit dem Essen anfing.
Da ich ihn nicht verärgern oder gar melancholisch machen wollte, erwähnte ich nicht meine Sehnsucht nach Calura und die Vision, die ich zuvor gehabt hatte.
Lustlos stocherte ich in der dampfenden Köstlichkeit herum, dessen weißer Dunst mir beinahe schwindelerregend um die Nase herum wehte.
Lysander schenkte mir einen skeptischen Blick und deutete auf die Gabel in meiner Hand, die ich kein einziges Mal zu meinen Mund geführt hatte.
>>Weißt du, das benutzt man zum Essen.<<, meinte er besserwisserisch und betrachtete mich besorgt.
Als Erwiderung warf ich ihm nur einen giftigen Blick zu und nahm ihm zuliebe einige Bissen, die ich gezwungenermaßen hinunter würgte.
Ich weiß noch wie ich vor wenigen Minuten behauptet hatte viel Hunger zu haben, aber jetzt wo ich mich an all diese furchtbaren Begebenheiten erinnerte, starrte ich nur mir wachsender Appetitlosigkeit auf meine mir vorgesehene Portion, die Lysander schon nach wenigen Minuten vollends verschlungen hatte.
Mein Blick huschte unbeirrt zu seinem und nach einem kurzzeitigen Schweigen bemerkte er endlich den flehenden Ausdruck in meinem Gesicht.
Seine Züge wurden weicher und er räumte widerwillig meinen Teller weg, ohne dabei seine enttäuschte Miene zu verziehen.
Diese wortlos telepathische Kommunikation klappte wirklich gut bei uns.
Ich biss mir schuldig auf die Unterlippe und richtete mich mit mitleidigem Blick auf, nur um eine entnervte Haltung von ihm zu registrieren.
>>Aber maul nicht herum, wenn du wieder Hunger hast.<<, grummelte er, während ich ihm lächelnd die seidigen Strähnen tätschelte.
>>Bist ein braves Hundi, Lys.<<, meinte ich grinsend und wurde prompt von einem messerscharfen Blick durchbohrt.
Ich zog mich mit erhobenen Händen zurück und überließ ihm den Abwasch, da er auf meine Frage hin, ob ich ihm nicht helfen dürfe, nur schnippisch meinte, ich solle mich ins Gästezimmer verdrücken und dort eine Weile schlafen.
Obwohl ich ziemlich gereizt war über diese Aussage, da ich ohnehin schon die ganze Zeit bewusstlos war, gehorchte ich ihm trotzdem, da er sich so viel Mühe für mich gegeben hatte, für das ich auf jeden Fall dankbarer sein konnte.
Schmunzelnd ging ich die Treppen zu den verschiedenen Zimmern hoch und betrat ohne noch einmal zu überdenken ob es der richtige Raum war, die liebevoll umgesetzte Einrichtung.
Konturlose Gegenstände empfingen mich, die von der Schwärze der Nacht verschlungen wurden, aber dennoch von einer leichten Helligkeit erkennbar waren, die durch die cremefarbigen Vorhänge des Zimmers drangen.
Die strahlende Spur des Mondscheins.
Mit tiefen Atemzügen versank ich in der warmen, weichen Bettdecke, die mich in einen wohligen Kokon einhüllte und schloss mit steigender Geborgenheit die Lider und fühlte mich augenblicklich von der gemütlichen Vertrautheit dieses Zimmers beschützt.
Als die Dunkelheit des Raumes fast schon zu meinem Bewusstsein drang, ließ mich ein reflexartiges Zittern aufschrecken, was sich in meine Glieder manifestiert hatte.
Erschrocken öffnete ich meine nun geweiteten Augen und verspürte innerhalb weniger Momente des Wohlbehagens plötzliche Leere, die sich fremd in jeden Winkel des Zimmers einnistete.
Eine seltsame Fälsche lag in der Luft und schien sich überall vorzufinden, wo ich argwöhnisch meinen Blick darauf warf.
Die beigefarbenen Wände, die vorhin noch Freundlichkeit und Zuversicht ausgesandt hatten, wirkten nun vom verzerrten Schein des Mondes verschluckt und in eine undefinierbare Kälte eingehüllt.
Atemlos richtete ich meinen erstarrten Blick zu der Ursache dieser plötzlich fremden Umgebung und schlug entsetzt die Hand vor dem Mund, welches von muskeldurchzogenen Fingern umschlungen wurde.
Und schmerzhaft zudrückte.
Ein abtrünniges Schmunzeln formte sich auf den Lippen des Angreifers, der sich unmittelbar auf mein Bett begeben hatte und nun mit wilden, flackernden Augen sein Opfer musterte.
Mich.
Mein Mund war zu einem Schrei geformt, der schlicht und ergreifend von all dieser lähmenden Schwärze erstickt wurde.
Finstere Nebelschwaden umschmeichelten den Körper des Jungen, auf dessen Schulter ein einzelner, unheilvoller Rabe thronte, der mich aus seinen leblosen Kopfaugen beobachtete.
Ich sah sein Gesicht.
Immer noch so geheimnisvoll und dunkel wie ich es in Erinnerung hatte.
Umrahmt von scharfkantigen Strähnen, die ihm in seine unveränderte Miene fielen; ihm noch mehr Autorität verliehen, die mich sofort einschüchterte.
Ohne Blizz war ich machtlos.
Und so hautnah wirkte diese Maske der Emotionslosigkeit nur noch irreführender.
Betäubende Angst bahnte sich einen schwindelerregenden Weg zu meinem Inneren.
Ich schluckte monoton.
>>Psst … Keinen Mucks, Snowwhite.<<, flüsterte er verhängnisvoll und ließ die Schatten um ihn herum in ein einstudiertes Zucken befehligen.
Ich hatte den Eindruck, dass jede falsche Bewegung tödlich für mich enden würde.
Aber meine eingefrorenen Glieder konnte ich sowieso nicht mehr rühren.
Das Innenleben meiner Brust schien sich in ein rasendes Spiel zu verwickeln, das keineswegs ein Ende nahm.
Nicht nach fünf Sekunden.
Nicht nach fünf Minuten.
Ich war gefangen; wie so oft, in seinen grotesken Augen, die jede einzelne Farbe absorbierten.
Wie ein Abgrund.
Ein personifizierter Abgrund.


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