Prim

Unruhig griff ich nach dem engen und knappen Kleid, in das ich mich widerwillig hinein warf und mich schließlich angeekelt im Spiegel betrachtete. Mein projiziertes Ich musterte mich aus gerunzelter Stirn und konnte nicht fassen, dass ich meine Würde und meinen Kleidergeschmack für zwei absolute Vollidioten aufgab, damit ich diese besser töten konnte.
Der weiche Stoff schmiegte sich fest an meinen Körper und betonte so noch deutlicher meine schlanke Figur, die gleichzeitig kurvig und proportional war. Mein Haar hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und meine Augen zusätzlich mit etwas Schminke aufleben lassen.
Ich hasse Make-up., dachte ich leise in Gedanken und glitt schließlich langsam aus der Haustür, um mich zum geplanten Wald zu begeben.

Bin in fünf Minuten da, Jungs!

Xoxo, Prim ♥

Normalerweise würde ich niemals die Worte "Xoxo" oder das Symbol eines Herzens in einer SMS verwenden, aber meine eigenen Wünsche waren momentan nicht halb so wichtig wie meine Pflichten.
Mit geschickten Schritten bewegte ich mich in den Wald und war froh darüber, keine High Heels angezogen zu haben. Immerhin wollte ich noch einen Funken meiner eigenen Persönlichkeit beibehalten und keine Beauty-Bitch vorheucheln.
Ich war alles andere als das.
In meinen Stiefeln verbargen sich zwei scharfe Dolche, die ich gut zu gebrauchen wusste, sollte man dies von mir verlangen.
Meine Gedanken kreisten ununterbrochen über Jace und sein perfekt geschnittenes Gesicht, sowie seiner einzigartigen Ausstrahlung, dass ich kaum bemerkte, dass ich schon längst angekommen war und mich einem vermeintlichen Lagerfeuer näherte, das von einem schmalzigen Gelächter erfüllt war.

Prim

"Siehst echt scharf aus, Babe!", meinte der Rothaarige dessen Namen ich mir nicht mal denken konnte und griff mit einem anzüglichen Lächeln nach meiner Taille, ehe sein Blick sofort zu meinem Dekolléte glitt.
Ein widerlicher Pfiff ertönte aus seinem Mund, ehe seine Augen ein wildes, bestialisches Flackern annahmen, das teils vom Alkohol und teils von seiner Natur kommen musste.
Ich zwang mich ein künstliches Lächeln aufzusetzen und ihm nicht seine fummelnde Hand abzuhacken, die sich geradewegs einen Weg nach unten bahnte.
Sein Freund näherte sich uns unweigerlich und drängte seinen Freund ans Rand des Feuers, um selbst ein wenig von meinem Körper zu erhaschen. Dieser verlor sofort das Gleichgewicht und landete glucksend auf dem Boden, ehe er dort bewegungsunfähig verharrte.
Ekelhaft. Sie sind so ekelhaft. Als bin ich nur irgendein Objekt, das sie für ihre Befriedigung brauchen. Deshalb hasse ich sie.
Ich hasse sie alle.
Verbitterung schmückte für wenige Sekunden mein Gesicht, ehe ich mich wieder fasste und widerwillig meine Arme um den Hals des Typen schlang, dessen eklige Alkohol-Fahne mir ins Gesicht wehte und auch er bedrohlich zu schwanken und mit der Erdanziehung zu ringen schien.
Etliche Flaschen lagen leer getrunken auf dem Boden und schimmerten dunkel im Schein der lechzenden Flammen.
"Gibs mir so richtig...", lallte er und grinste boshaft, ehe er mich plötzlich unerwartet gegen den Baum drückte und mich eisern festhielt.
Erschrocken wand ich mich in seinem starken Griff und versuchte verzweifelt an das Messer an meinem Bein zu kommen, zu dem ich plötzlich keinen Zugang mehr hatte.
Mist!
Panisch fuchtelte ich mit dem Armen hin und her, aber er schien keineswegs davon beeindruckt zu sein.
"Ohhh, wie süüüß. Glaubst du ich erkenne kein Femininum? Ich bin ein Anhäger der Masculinium, zwar nicht der Auserwählte, aber ein Mitglied.", meinte er lachend.
Mein Gesicht war zu einer versteinerten Maske verzogen, die absolute Ausdruckslosigkeit widerspiegelte.
Selbst mit meiner jahrelangen Ausbildung und den gefeilten Techniken, die mir beigebracht wurden, konnte ich momentan nichts anfangen.
Ich war gefangen.
Jace ... Ich wünschte Jace wäre hier ...

Schade :( Aber na gut, ich antworte mal schnell :D
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Prim

Fassungslos beobachtete ich Jace dabei, wie er aus dem Nichts geschossen kam und meinem Angreifer, der ihn ganz offensichtlich kannte, ein Messer durch die Brust rammte und den zweiten ebenfalls zur Strecke brachte.
Ein Blutschwall ergoss sich aus dem Inneren der Opfer und ließ meine Muskeln erzittern.
"J-Jace...", flüsterte ich geschockt und blickte erstarrt auf die beiden erblassten Körper hinab, dessen Gesichter zu einer Maske des Verrats verzogen waren.
Seine eigenen Brüder ... Er hatte seine eigenen Mitglieder getötet.
Für ... mich.
Ich schenkte ihm einen dankbaren, als auch verständnislosen Blick, ehe meine Knie in sich zusammenfielen und mein Körper haltlos auf den Boden sackte.
Meine Lippen bebten unaufhörlich und meine Augen blieben an Jaces schwachen Umrissen haften, die vom Schein des Feuers verzehrt wurden.

Prim

Wehrlos und völlig aufgelöst ließ ich es zu, dass er mich in seine Arme zog und beruhigend auf mich einredete. Noch immer floss das frische Blut grausam und unheilvoll vor meinem inneren Auge; verschwand letztendlich in der Tiefe der Klippe, die mit der Dunkelheit verschmolz.
Die gleiche Schwärze legte sich über meine Lider, die völlig ausdruckslos den Stoff von Jaces Jacke musterten, von dem ein herber männlicher Geruch ausging und mich sanft umschmeichelte.
Mein Herz begann nun wieder taktvoll und gleichmäßig zu schlagen, während mein Puls allmählich an Normalität gewann, aber nicht an Ruhe.
Etwas anderes lockte aus meinem Wesen eine völlige Unruhe aus und eben diese ging von ihm aus.
Seine Aura, seine Präsenz, seine Nähe. All diese Dinge schienen in solch einer Kombination vollständig meine Sinne zu lähmen. Ich konnte nur haltlos nach vorne blicken und nicht meine Glieder rühren.
Das elektrisierende Gefühl seiner Fingerspitzen auf meiner Lippen; der besorgte Ausdruck, der seine blauen Augen mit Furcht und Angst zuschnürte; verdunkeln ließ.
Mit einem Mal schafften es meine Stimmbänder wieder Zugang zu meinem Geist zu finden und eine Gestalt zu formen.
Unsicher versank ich in dem ewigen Meer seines Blickes und zitterte leicht.
"Jace ... Warum hast du das getan? Wir ... sind Feinde.", flüsterte ich leise und deutete auf all das scharlachrote Blut, das vom Feuer einen unheilvollen Schein besaß.
Das Blut seiner Brüder.

Prim

Leiser als zuvor glitt meine Stimme über meine Lippen und formte ein weiteres, raues Flüstern. Der Anblick seiner ebenso erschütterten Augen ließ in mir ein eiskaltes Gefühl innewohnen, was nicht so schnell zu verblenden war, wie es anfangs gehofft hatte.
Eine unvorstellbare Totenblässe erstreckte sich plötzlich über meine feinen Züge und ließ mich vollständig erschauern. Mich so plötzlich in seinem Schoß wiederzufinden war seltsam und irritierend zugleich, aber auf eine komische Art und Weise auch beruhigend.
Die Wärme, die von seinen Beinen ausging, schien geradewegs das zerklumpte und erfrorene Etwas in meinem Inneren zu verschlingen und mit einem Mal aufzutauen. Ich wehrte mich nicht einmal gegen dieses wundervolle Gefühl und lehnte mich stattdessen seufzend gegen seine starke Brust, von der ein rasendes Pulsieren ausging.
Auch wenn die grausamen Bilder nicht aus meinem Kopf verschwanden, verspürte ich dennoch einen Funken Hoffnung inmitten meiner zerstörten Seele.
"Ja, allerdings.", murmelte ich leise und erwiderte sein sanftes Lächeln.

Prim

Ein melancholischer Ausdruck gewann die Überhand in meinen leeren Augen, ehe es von einer anhaltenden Unruhe eingeholt wurde.
"Ja, da hast du Recht.", murmelte ich leise und genoss das Gefühl seiner starken, feingliedrigen Finger auf meinem Rücken, die mir eine stechende Gänsehaut entlockten. Mein Tod wäre verhängnisvoll für mein Volk ausgegangen.
Die Masculinum hätte die oberste Streitkraft gewonnen und uns in den ewigen Abgrund stürzen lassen.
Seltsamerweise war der Gedanke Jace zu verlieren grausamer, als die Vorstellung meinem Stamm hätte etwas geschehen können.
Entsetzt schoss ich in die Höhe und schenkte seiner vertrauenserweckenden Gestalt einen misstrauischen Blick. Das doch so warme Blau, das an die Restbestandteile einer tosenden Brandung erinnerte und ein schmelzendes, beinahe lebhaftes Grau in sich trug, schien nun mein Inneres in Aufruhr und Schrecken zu versetzen.
Ich konnte nicht einfach dem schimmernden Goldton seines feinen Haares Einhalt gebieten, mich so leicht auf all das einlassen.
Wie dumm konnte ich nur sein und vergessen, dass sie charmante, doch so verführerische Wesen sein konnten?
Perfekte Spieler.
Bitterkeit benetzte meine Miene und konzentrierte sich mit geballter Ladung auf seine Wenigkeit.
Meine Worte schienen in der Luft zu erzittern, genauso sehr, wie meine Stimme zu ertauben schien unter dem Einwand meines zuckenden Körpers.
"Das ist ein Trick, Jace. Nicht wahr? Du spielst, so wie du es mit allen getan hast.", meinte ich unter tränenerstickter Stimme und krampfhaftem Schlucken.
Meine Beine schienen das endlose Eis zu verlassen, das sich mit dem Boden verwurzelt und mich festgehalten hatte. Plötzlich war es so einfach loszulassen und sich unbeschwert in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen, die eine berechtigte Distanz zwischen uns schuf.
Ich kann ihm nicht vertrauen.

Prim

Die Ehrlichkeit, die sich in seiner Stimme manifestierte, klang zunächst glaubwürdig, als auch nachvollziehbar. Ich konnte nicht anders, als meine Lippen zu einem sanften Lächeln zu verziehen und die vorherigen Zweifel von einem warmen Ausdruck in der Miene verklingen zu lassen.
Ich wollte so sehr daran glauben; mich festhalten an diese winzige Hoffnung, dass er es ernst meinte, was er mir zuvor versichert hatte.
Plötzlich hielten meine sich bewegenden Glieder inne und musterten sachte die Fäden seiner hellblonden Haare, die sanft in sein blasses Gesicht fielen.
"Du ... würdest mir nicht wehtun, oder Jace?", hakte ich vorsichtig nach und musterte ihn verletzt.