~Willkommen~ |
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„Ja tatsächlich!“ Es klang fast schon wie ein Ausruf, als die blonde auf Oleanas frage antwortete. „Ich konnte nicht zuordnen, woher die Stimmen kamen. Geschweige denn, dass ich verstanden habe, was sie erzählten, aber ich habe das Gemurmel und Gerede gehört.“ Während Marú sprach, weiteten sich langsam ihre Augen.
Man konnte es nicht anders sagen, aber es überstieg wortwörtlich ihrer Vorstellungskraft, als sie realisierte, dass die Bäume gesprochen haben. Als wäre es ein Märchen...
Kurz schüttelte sie ihren Kopf und schaute wieder auf die Blumen vor sich, als sie eine Blüte mit ihren Fingerspitzen berührte. Es war wirklich herzzerreißend, dass manche Blumen ihre Stimme verloren haben. Es war das schlimmste auf der Welt, wenn man nicht gehört wird und keiner sieht, das man etwas zu erzählen hatte...
Die letzte Frage der Königin ließ Marú wieder aus ihren getrübten Gedanken in das jetzt zurück kommen. Ihr Blick, aus ihren grün leuchtenden Augen, richtete sich wieder auf die Frau neben sich, während ein beklemmtes Lächeln ihre Lippen zierte. „Es tut mir leid, aber ich kenne kaum etwas von eurer Welt.“ erklärte sie, wobei sie gleich wieder zum sprechen ansetzte: „Eigentlich weiß ich gar nichts...“ gab sie dann zu.

Oleana versuchte die Elfin aufzumuntern, in dem sie ihr ein aufrichtiges Lächeln schenkte.
„Das muss dich nicht betrüben.“ versicherte sie ihr sogleich, damit sich Marú nicht etwas auf lastete, was nicht ihr Fehler war.
„ich kenne Caleb schon sehr lange und er hat noch nie viel erzählt. Jedenfalls nicht, seit dem er dort ist, wo er nun steht. Sieh es ihm bitte nach.“ Oleana widerstand noch knapp der Versuchung zu dem grauen Wolf zu schauen. Sie war nicht bei allen Geschichten dabei, die man sich über ihn erzählt. Aber selbst die vereinzelten die sie miterlebt hatte, reichten aus, damit sie ihn verstand. Auch wenn er sich nur schwer verstehen ließ. Das letzte was er brauchte, war das Mitleid einer Königin, die stets behütet aufgewachsen war. Jemand der nicht wusste, wie es dort draußen wirklich verlief.
„Außerdem,“ sie hatte tief Luft geholt und zu ihrem Lächeln zurück gefunden. „vielleicht hatte er gewollt, dass ich dir alles erzählen kann. Immerhin kann ich dir auch alles gleich zeigen.“ Sie zupfte eine Blume auf der Wiese zurecht, welche sich sogleich wieder aufrichtete, als hätte sie nur darauf gewartet, dass sie jemand aufwecken und mit Energie versorgen würde.
„Wo fange ich da nur am besten an. Es gibt so viel zu erzählen, aber ich will dich auch noch überrumpeln oder gar verängstigen.“ gestand sie ihre Unsicherheit ein.
Die Nymphe räusperte sich leise, nahm eine aufrechte Haltung an, als müsse sie dem Gesagtem Gewicht verleihen.
„Fangen wir ganz von vorne an.“ es klang noch immer so, als müsse sie sich überlegen, was sie sagen und was sie verschweigen sollte. „Hier leben drei Völker der Nymphen miteinander. Wir sind alle so gleich, wie wir verschieden sind. Es ist vielleicht etwas viel auf einmal für dich, also scheu dich nicht, mir zu sagen, wenn du genug hast für heute. Du hast heute auch schon viel erlebt.“
Oleana hob ihre Hand und zupfte eine Feder aus ihrem Haar, welche dort als Verzierung ihren Platz hatte. Danach nahm sie die hell rosa, fast weiße, Rose hinter ihrem rechten Ohr hervor und platzierte sie neben der weiß-schwarz gesprenkelten Feder, auf ihrem Schoß. Als letztes berührte sie ihre Krone und fuhr mit den langen fingern einer der Ketten entlang, welche sich von dieser abzweigten. Am Ende dieser waren verschieden große Perlen befestigt, wovon sie eine löste.
Sie blickte auf die drei Gegenstände vor sich hinab und sah dabei beinahe verträumt aus.
„Diese drei Objekte repräsentieren die drei Elemente unseres Volkes. Die Faunen,“ ihre Hand berührte die Feder. „Die Floren,“ ihre Finger wanderten weiter und strichen liebevoll über ein äußeres Rosenblatt. „Und die Caliden.“ nun hielt sie die helle Perle zwischen Daumen und Zeigefinger empor. „Alle drei sind Bestandteil unserer Welt und tragen gleichermaßen dazu bei, diese zu beschützen.“
Revy war hellhörig geworden, als sie mitbekam, worüber die Königin mit dem Mischling sprach. Es kam nicht häufig vor, das ihre Welt erklärt wurden musste. Die meisten wussten um ihre Geschichte und die die sie nicht kannten, sollten sie auch nicht gehört haben. Doch nun, dass ein Wesen ihrer Welt aus der Menschenwelt kam, musste die Geschichte wohl erzählt werden. Revy wusste, das die Königin nicht alles erzählen würde. Auch ihr Volk besaß vergangene Episoden, welche ihren jetzigen Frieden bedrohten.
Die Füchsin verschränkte ihre Arme vor der Brust und rümpfte die Nase.
„Als ob die Schwimmer viel dazu beitragen.“ schnaufte sie mürrisch, da sie die letzten Worte der Königin aufgeschnappt hatte. „Die ruhen sich doch nur auf der Ausrede, mit dem Wasser aus.“
Revys Aussage war, ihrer Meinung nach, vollkommen berechtigt, auch wenn sie sich nicht eingestehen wollte, woher ihre größere Abneigung den Caliden gegenüber herrührte. Hatte sich doch ihre jetzige Anführerin nie nehmen lassen, ihrem Mann zu nahe zukommen.


Auf Oleanas Worte über Caleb schaute sie nur kurz über ihre Schulter, um ihn kurz zu betrachten. Jeglichen Kommentar und Worte behielt sie für sich. Sie wollte nicht, dass er irgendwas falsch versteht oder wütend auf sie wäre. Ihre Augen wanderten entlang, bis sich ihre Blicke trafen.
Schnell suchte sie etwas anderes zum anschauen und drehte schließlich ihren Kopf und damit auch ihren Blick zu Oleana zurück.
Auch wenn es von außen so wirken musste, als wäre Marú anwesend, so hörte sie aufmerksam zu. Ihre Augen folgten Oleanas Hand, die auf die Gegenstände zeigte, welche ihr Volk widerspiegelten.
„Kann es sein, dass es ähnlich wie bei den Elfen ist?“ Hakte sie nach. „In der Zeit bei Caleb habe ich Aufzeichnungen über die Elfen gelesen und habe herausgefunden, dass sie sich auch in verschiedene Gruppen aufteilen.“ Erklärte Marú schnell, damit Oleana ihren Gedankengängen folgen konnte. „Wie unterscheiden sich die Floren, Faunen und... Caliden voneinander?“ Fragte sie, wobei sie kurz eine Pause machte, um sich an den letzten Namen zu erinnern.
Killian an Revys Seite schmunzelte, als er ihre Worte gehört hat. Er wusste ganz genau woher ihre Abneigung herrührte. Nicht nur einmal musste er seine Freundin zurückhalten, weil sie innerlich kochte vor Wut. Doch, wenn er immer wieder in diese Situationen hineingezogen wurde, hatte er immer das Gefühl, dass es mehr belustigend für das Oberhaupt der Caliden war, als dass sie wahres Interesse Cassian galt. Na gut, Caliden waren immer interessiert, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie nie wirklich ernsthafte Absichten hatte. „Atme tief durch Revy.“ flüsterte er ihr zu, wobei ein Grinsen in seinen Mundwinkeln zuckte.

Oleana nickte zustimmend. „Das stimmt, unsere Völker mögen sich in ihrer Struktur sehr ähneln.“ Sie überlegte wie sie der Elfin ihr Volk zeigen könne ohne sie vielleicht zu sehr zu verschrecken.
„Wir sollten vielleicht mit etwas beginnen, was dir mittlerweile auch bekannt vorkommen sollte.“ Die Nymphe richtete sich gerade auf und straffte ihre Schultern. „Ich habe gehört, dass du wohl bereits erwacht bist, das heißt ein paar Elemente müssten dir bereits vertraut sein.“ sie zögerte kurz. Auch wenn die Königin der Nymphen alle Macht ihrer Völker besaß, so war es doch eine Seltenheit, dass sie diese Fähigkeiten selbst einsetzte.
Manchmal kamen sie ihr fast etwas fremd vor. Etwas was jeden Tag bei einem ist, ohne das man es bemerkte und plötzlich soll man es wahrnehmen, akzeptieren und einsetzen. Oleana bildete sich ein, aufgrund dessen das junge Mädchen neben ihr in ihrer Situation verstehen zu können.
Vielmehr kamen die Kräfte der Königin nur zum Einsatz, sollte sie ihren treuen Wächtern ein Geschenk machen oder einen Streich spielen. Manchmal fürchtete sie sich davon, ob ihr Volk es missbilligte, dass sie die Kräfte einsetze, statt sich vollends auf ihre Beschützer zu verlassen. Auch wenn ihr keiner je etwas Böses wollte oder gar angetan hatte. Jedenfalls beschützte Cassian sie davor, sollte es bereits geschehen sein.
Doch nun, während die Königin sich mit Marú unterhielt, schien sie mehr Vertrauen zu fassen. Beinahe kam sie sich lächerlich für eben diese Gedanken vor.
„Die Floren besitzen ganz ähnliche Kräfte, auch wenn ich sie dir nicht alle zeigen oder aufzählen kann. Aber sie können zum Beispiel dass hier.“ Oleana nahm die helle Rose von ihrem Schoß und hob sie für sie beide sichtbar in die Luft. Fast unbewusst legte sie ihren Kopf schief, in genau diesem Augenblick änderte sich die Farbe der sonst weißen Rose in ein stechendes blau.
„Ich finde blau passt ganz gut zu deinem schönen blonden Haar.“ sie lächelte kindlich, während sie ihre Wahl erklärte. Dann legte sie die Blume vor ihrem Schoß auf dem Boden. Sie hatte kaum ihre Hand weggezogen, da reckte sich die Blume ihr hinterher. Als hätte sie Wurzeln erhalten wuchs sie um ein paar Zentimeter in die Luft und breitete ihre Blätter zu einem kleinen Busch aus. Nun schmückten drei weitere Blüten den leinen, blauen Rosenbusch.
„Das ganze geht natürlich etwas größer, aber ich will dir keine Angst einjagen.“ Der Strauch schien bei den Worten der Nymphe durchzuatmen und ließ seine Blätter etwas sinken.
„So werden wir hier beschützt.“
Oleana hob den Kopf wieder, da sie zuvor den Strauch beobachtet hatte, und da Marú an.
„Unser Volk teilt sich dann noch in die Faunen und in die Caliden ein. Die Caliden existieren durch das Wasser. Es schenkt ihnen Leben und ermöglicht ihnen das Leben. Sie und das Wasser sind so gleich wie sie verschieden sind. Ich...“ Oleana kam ins stocken. „Ich glaube es ist etwas schwierig davon eine Kostprobe zu geben. Aber ich bin mir sicher, dass Cyanrain nachher auch mit uns zu Abend isst und sie wird dir bestimmt alles zeigen wollen.“ fügte sie zuversichtlich hinzu.
„Und die Faunen...“ nachdenklich legte sie ihre rechte Hand unter ihr Kinn. „Wie zeige ich dir das am besten.“ plötzlich kicherte sie. Sie hatte die perfekte Idee.
„Revy kommst du einmal kurz her?“ während die rothaarige fragend schauend zu ihnen herüber kam, wandte sich die Königin noch einmal an die Elfin. „Du hast bestimmt schon bei Caleb die Wölfe gesehen, oder? Sonst wird das für dich vielleicht etwas ungewohnt.“
Als Revy bei ihrer Königin angekommen war niete sie sich direkt zu Boden, damit sie auf Augenhöhe mit beiden Frauen war. Auch wenn sie bereits ahnte warum sie gerufen wurde, warf sie Killian einen raschen Blick zu. „Warum wurde er nicht gerufen? Er hatte doch die perfekte Taschengröße.“ ehe sie sich versah, hatte sie ihren Gedanken laut ausgesprochen.
Oleana kämpfte damit das Lächeln bestmöglich zu unterdrücken, als sie Revy ihre Absicht erklärte.
„Ich dachte du wärst angemessener, da Marú ja nur die Wölfe kennt.“
Revy ließ ihren Nacken knacken, in dem sie ihre linke Hand gegen ihren Hals stemmte.
„Die Wölfe sind eh viel zu groß und unpraktisch. Brauchen die nicht ewig dafür?“ beinah gehässig warf sie dem Alpha einen Blick zu, welchen dieser nur wissend lächelnd erwiderte.
„Aber mir solls recht sein.“
Die junge Frau hatte sich zuvor bereits mit etwas Abstand zu den beiden gesetzt, sodass sie nun genügend Spielraum hatte. Sie genoss es jedes einzelne Mal. Auch war sie durchaus froh, dass Oleana sie gerufen hatte. Für sie war dieser Schritt noch immer das beste an jedem einzelnen Tag. Sie wusste nicht wie sich die Wölfe dabei fühlten, ob ungeübte schrien oder verkrampften. Ob der Alpha es einfach nur versteckte oder ob sie sich doch ähnlicher waren, als es den Anschein hatte. Aber hier, hier schmerzte nichts. Hier war einzig allein das vor freudige Kribbeln in Revy Bauch.
Die rothaarige Frau spannte ihren gesamten Körper an und warf ihren Oberkörper zurück, wobei sie ihre linke Hand nach hinten ausstreckte, um sich aufzufangen. Es machte den Anschein als würde sie einen Handstand versuchen, doch ließ sie die Beine sogleich wieder fallen. Nur das jetzt dort keine Beine mehr waren. Die Frau war in sich geschrumpft und hätte es mit ihren Haaren nicht begonnen, so würde man keinen Zusammenhang sehen können, zwischen Revy und dem Fuchs, der nun an ihrer Stelle saß. Der Fuchs war deutlich größer als seine Artgenossen aus dem Wald, doch glich in allen anderen Eigenschaften ihnen aufs Haar. Neckisch legte der Fuchs den Kopf schief wobei sein Schwanz stetig abwartend hin und her zuckte.


Als Oleana sprach, nickte Marú aufmerksam. Das tat sie während des Gespräches sehr oft. „Ja das bin ich.“ bestätigte Sie Oleanas Annahme, dass Marús Kräfte zum Teil erwacht waren.
Gespannt folgte ihr Blick auf ihren grünen Augen, als die Königin ihre Kräfte demonstrierte. Mit dem Oberkörper beugte sie sich langsam ein wenig nach vorn, als sich die Rose einfärbte. Ein erstaunter Laut kam ihr über die Lippen, als Marú weiter die Rose betrachtete, wie sich veränderte und größer wurde.
Kurz schüttelte sie ihren Kopf und blinzelte, um aus dem Staunen wieder heraus zu kommen. Sie blickte zu Oleana auf und nickte wieder. „Ein wenig bin ich damit vertraut.“ Sie zeigte auf die Blaue Rose. „Ich habe schon mal beobachtet, wie die Pflanzen um mich herum meine Emotionen zeigten. Vor allem wenn ich traurig bin, wirkt es so, als ob sie mir Trost spenden wollen. Oder sogar die Trauer nehmen wollen.“ Erklärte die junge Elfe. Wieder verstummte Marú, als Oleana weiter sprach. Sie wollte keinesfalls unhöflich wirken, indem sie die Königin unterbrach.
Doch aus eine Unbekannten Grund, ja eine Art Bauchgefühl, war sie fest überzeugt, dass Oleana ihr es nicht übel nehmen würde, wenn Marú es mal passieren würde. Dafür strahlte sie eine zu Große Ruhe und Freundlichkeit aus.
Kurz schmunzelte Marú innerlich, was man an einem kurzen zucken ihres Mundwinkel erkennen konnte. Sie sprach mit einer Königin. Hätte man ihr das noch vor ein paar Wochen gesagt, wäre sie trotz ihrer Standes ungehalten lachend vom Stuhl gefallen. Schnell wischte sie den Gedanken wieder beiseite um der Königin zuzuhören. Da setzte sich auch schon Revy vor die beiden.
Marús Augen weiteten sich, als sich die Frau direkt vor ihr verwandelte. Vor Staunen stand ihr Mund sogar leicht offen. Ungläubig schaute sie kurz zu Oleana und dann wieder zu Revy, die nun ein Fuchs war. Sie brauchte nicht fragen, ob sie gerade träumte. Immerhin hat Nate ihr bewiesen, dass es diese Wesen und diese Welt gab.
„Ich… ich.“ Stammelte Marú. „Das ist unglaublich!“ Ihre Augen leuchteten vor Staunen. „Nate… ein Werwolf aus Caleb’s Rudel, hat sich mir zwar mal in seiner Wolfsgestallt, aber seine Verwandlung habe ich nicht gesehen!“ Erklärte Marú den Nymphen. „Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass das alles wahr ist.“ Sie lachte kurz unbeholfen. „ In so einem Moment frage ich mich oft, wann ich aus meinem Traum aufwache.“ Kurz schüttelte sie ihren Kopf und wandte sich dann an Revy. „Aber Sie sind wunderschön!“

Oleana legte Marú verständnisvoll die Hand auf die Schulter. Sie konnte sich vorstellen, wie es der jungen Frau im Augenblick ergehen musste, auch wenn sie selbst nie an dieser Stelle gestanden hatte. Sie hatte nie die Gelegenheit diese neue Welt kennenzulernen. Nicht so.
Noch bevor sie etwas zu Marús Worten sagen konnte, meldete sich auch schon Revy zu Wort.
Der Fuchs zischte nur abwertend, während der buschige Schwanz hin und her zuckte. „Als ob man unsere Verwandlung mit den der Köter vergleichen könnte.“ mit einem stolzen Blick bedachte sie die Männer, welche sich weiterhin im Hintergrund hielten.
„Sie durchleben nicht einmal im Ansatz das Gleiche. Ein Wunder, wenn sie es überhaupt steuern können. Immerhin,“ der Fuchs erhob sich und schlich um die Königin und der Elfin herum, wobei er sich nicht entgingen ließ, sie mit seinem Schwanz zu streifen. „wir sind nicht von dem Mond abhängig. Wir sind Herr unserer Sinne und Emotionen.“ Revy setze sich neben Marú wieder hin.
„Hast du einen Wolf schon einmal bei Vollmond gesehen? Oder hast du schon einmal eine Rage gesehen?“
„Revy, es reicht.“ zwar ihre Stimme noch immer ruhig, doch sprachen Oleanas Augen den Ernst ihrer Worte. „Ich bedanke mich, dass du unserem Gast deine Verwandlung gezeigt hast.“ fügte sie mit dem Lächeln von vor wenigen Sekunden hinzu.
Revys Ohren zuckten unruhig. Sie neigte den Kopf ehrfürchtig und trat von der Elfin zurück.
„Aber es steht ihr zu zu wissen, was für Monster sie sind.“ murmelte sie leise. In einer fließenden Bewegung stand sie wieder aufrecht auf ihren zwei Beinen neben den beiden Frauen. Sie richtete ihre hohen Zopf, ohne dass es dafür einen Grund gab. Alles an ihrer Kleidung lag noch an Ort und Stelle, als wäre ihr Fuchs eine Illusion gewesen. Nur ihre wachsamen Augen waren geblieben, in denen sich das Misstrauen ihrer Worte noch immer zeigte. Es stand ihr nicht zu der Königin zu widersprechen, dass war ihr klar. Und wenn jene verlangte, dass sich Marú ihr Wissen selbst aneignete, dann durfte sie dem nicht im Weg stehen. Und doch, es lag in ihrer Natur skeptisch zu sein und vor allem Wölfen nicht zu trauen.
Rrevy sah über ihre Schulter zu den beiden Männern. Hatten diese die letzten Minuten damit verbracht sich auszutauschen und über irgendetwas zu diskutieren und lagen nun die grau-grünen, stechenden Augen des Alphas auf ihr. Der andere sprach noch, doch wusste der Fuchs, dass Caleb ganz genau sie betrachtete. Er wusste was sie gesagt hatte und er wusste, was sie meinte. Nun sagte sein Blick, dass sie schweigen sollte. Abschätzig schnalzte sie mit der Zunge, als sie sich wieder neben Killian stellte. Sie hasste es, dass Caleb davon ausging sie würde schweigen. Sie tat es für ihre Königin, nicht um ihn zu beruhigen. Doch zeigte ihr Schweigen, dass sie ihn verstanden hatte, eine Tatsache, die sie überraschend wütend machte.
Oleana lächelte Marú an und wollte wieder das Wort erheben, als sich eine weitere Person zu der Gruppe gesellte. Ehrfürchtig stellte sich der Mann neben den bereits anwesenden Rittern und verbeugte sich respektvoll. Der Mann hatte halblanges grauschwarzes Haar, die er zum teil in einen kleinen Zopf am Hinterkopf gefasst hatte. In ihnen hatte er auf der linken Seite eine weiße Feder geflochten. Als er seinen Blick hob sahen die beiden Frauen schwarze Augen an, welche um die Pupille einen gelben Kranz besaßen. Sein Bart besaß die gleichen grauen Strähnen die auch seine Haare aufwiesen. Doch war das auffälligste an ihm die schneeweiße Eule die seine rechte Schulter zierte.
„Meine Königin, Fräulein Marú, Killian, Revy.“ er nickte seinen Kumpanen kurz zu.
„Ich erhielt die Anweisung die beiden Damen zu dem angerichteten Essen zu führen. Es ist soweit alles vorbereitet.“
„Avan.“ mit einem freudigen Lächeln erhob sich die Königin. „Und Kaspar. Schön euch zu sehen.“
„Vielen Dank für die Nachricht. Ich hoffe du hast etwas Hunger, Marú.“ mit den letzten Worten hielt sie der Elfin die Hand hin.


Sogleich beruhigte Marú sich wieder, als sie Oleanas Hand auf ihrer Schulter spürte.
Marú folgte dem Fuchs mit ihren Augen. Sie öffnete schon den Mund und wollte ihr gesagtes erklären. Aber auch Nate und die Wölfe. Den Grund dafür konnte sie sich nicht erklären. Vielleicht fühlte sie sich ihnen vertraut, da sie während des Vollmondes ihre Kräfte nicht kontrollieren konnten, so wie es Marú zu jeder Zeit ging oder sie wollte den Frieden wahren. Sie kannte Caleb’s impulsive Seite und sie wollte nicht, dass sich bei so einem Zusammentreffen ein Gewitter zwischen den Gemütern entlud. Doch als sie zu ihrer Erklärung ansetzen wollte, hörte sie schon Oleanas Befehl. Ihre Worte klangen nicht herrisch, doch wusste Marú, dass dieser Weg des Gespräches zu Ende war.
Jedoch konnte sie Revys Worte nicht überhören. Tatsächlich hatte sie die Wölfe noch nicht bei einem Vollmond gesehen. Es war nur schemenhaft und nicht ganz erkennbar. Doch was meinte sie mit Rage? Vor ihrem inneren Auge wollte sich kein Bild auftun, indem sie beides verbinden konnte. Vielleicht sollte sie es sich merken und bei Gelegenheit Sam fragen…
Eine kurze Erschütterung durchfuhr Marú, als sie die flüsternden Worte von Revy hörte. Monster? Nate war kein Monster. Geschweige denn Arthur, Sam, Luke, Adrien und Kael. Selbst Caleb und Vince würde sie nicht so betiteln. Es war schwer sie als nett zu bezeichnen, aber Monster? Nein.
In Gedanken versunken bekam sie kaum mit, dass jemand fremdes an sie heran getreten war. Erst als der Mann sprach blickte Marú nach oben, in das bärtige Gesicht. Gebannt von seinen einzigartigen Augen, bemerkte sie erst einen Moment später die Eule auf seiner Schulter. Was ein schönes Tier und wie ruhig es dort saß!
Ruhig folgte Marú dem Gespräch zwischen dem Mann und Oleana.
Marú legte ihre Hand in Oleanas Hand und erhob sich. Sie bedankte sich bei der Königin, dass sie ihr aufgeholfen hatte. Kurz strich sie sich über den Rock ihres Kleides, um ihn zum einen glatt zu streichen und zum anderen von dem Blütenstaub der Blumen zu befreien.
„Angerichtetes Essen hört sich wirklich gut an.“ Schwärmte Marú mit einem Lächeln auf den Lippen, als sie Oleana langsam folgte.

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