Der Mann sah Lain an. "Raviva wird wohl wieder auf die Beine kommen, wenn es wohl auch einige Zeit dauern wird. Aber immerhin ist sie stabil. Nur für das Kind konnten wir leider nichts mehr tun. Etliche Quetschungen und letzten Endes vermutlich Herzversagen und -stillstand. Wir konnten nichts mehr tun. "

Lain bekam die letzten Worte schon nicht mehr mit. Ein rauschen hatte sich in seinen Ohren breit gemacht und er musste er kurz blinzeln, um auf den Satz des Arztes ein gehen zu können. "Moment! Kind? Sagten sie Kind?! Raviva war schwanger?! Wie alt war denn das Kind?"

Der Arzt nickte langsam. "Ja, Raviva war schwanger und das bereits im Anfang des dritten Monats. Sie wussten es also garnicht? Raviva hat ihnen nichts erzählt?"

Lain erstarrte. "Anfang....Anfang des dritten Monats...heißt das, das Kind" er schluckte. "ist von mir." er wurde blass und starrte durch die Scheibe Raviva an. //Warum hast du es mir denn nicht gesagt?!// er war Vater gewesen! Er hatte ein Kind gehabt! Und jetzt, hatte sein Werk es getötet.

Wieder nickte er. "Also war es eine ungeplante Schwangerschaft.", schlussfolgerte er. "Jetzt gilt es ersteinmal Raviva wieder auf die Beine zu helfen und herauszufinden, ob sie es wusste. Es ... es tut mir sehr Leid."

Lain nickte bloß. Er schloss kurz die Augen und beruhigte sein Herzrassen. "Wars das? Und... kann ich zu ihr rein?"

"Ja. Falls etwas ist, dann rufen sie einfach oder fragen sie eine Schwester." Er nickte Lain zu und wandte sich dann zum gehen ab.

Lain betrat den Raum und musste im selben Moment feststellen, dass das Piepen hier drin noch lauter war, als draußen. Er zog sich einen Stuhl, der an der Wand stand zu dem Bett und setzte sich drauf. Er sah ravivas regloses Gesicht an und schüttelte leicht den Kopf. „Warum hast du es mir nicht gesagt? Hattest du Angst? Was war es..?“ er stütze die Ellenbogen auf dem Lagen und lehnte seinen Kopf gegen seine Arme. Er hatte so viele fragen, doch gleichzeitig fühlte er sich so leer. Er wusste im Moment selber nicht, wie er reagieren würde, wenn er erfahren würde, dass er Vater war. Würde er sich freuen? Würde er seine Arbeit einstellen? Er schloss die Augen und holte tief Luft. Das desinfektionsspray stach in seiner Lunge und das Piepen bohrte sich in sein Gedächtnis ein. Er überlegte noch einmal kurz, dann stand er wieder auf. Hier drin hielt er es nicht aus. Er schob den Stuhl wieder zurück und beugte sich über Raviva. „Warum? Warum hast du es mir nicht gesagt? Vielleicht wäre dir dann das hier erspart geblieben! Verdammt noch mal, Raviva, WIESO?!“ er musste wohl ganz schön fertig aussehen, wie er so verzweifelt auf sie herabsah. Er strich ihr eine Strähne aus den Augenwinkel und ab ihr einen kurzen Kuss auf die trockenen Lippen. Dann drehte er ihr den Rücken zu und verließ den Raum. Er schloss leise die Tür und ging den leeren Flur entlang. Unten verabschiedete er sich von dem Arzt und verließ das helle Krankenhaus. Er schaffte es bis zu seinem Auto, dann überkam ihn der Wutanfall. „Scheiße noch mal!“ fluchte er laut und schlug mit der Faust auf das Dach seines Autos. Den Schmerz spürte er kaum. „Warum nur?!“ er raufte sich durch die Haare und lehnte sich auf das Autos. Er setzte sich nach langer Zeit in das Auto und startete den Motor. Er musste hier weg.

Grelles Licht blendete in Ravivas Augen und nach ein paar Mal blinzeln, schaffte sie es endlich die Augen zu öffnen. Nur langsam wurde ihr Umfeld klarer und sie sah noch, wie das grelle Licht sich entfernte. Das Licht kam von einer kleinen Taschenlampe, die ein Mann in weißer Kleidung hielt. "Sie ist wach...", hörte sie eine Stimme sagen. Verwirrt sah sie sich um. Die Stimme musste der Schwester gehören, die auf der anderen Seite stand. "Raviva?", fragte der Mann. "Können sie mich hören?"
Sie wollte nicken, aber sobald sie sich bewegte, durchzuckte sie ein schrecklicher Schmerz. "Ja...", murmelte sie.
Er nickte kurz der Schwester zu und widmete sich dann wieder ihr. "Ich bin Dr. Dorian. Sie sind im Central Hospital. Können sie sich erinnern, was als letztes passiert ist."
"Die Bombe...", schoss es ihr durch den Kopf und sie sprach es im selben Moment auch schon aus.
"Sie haben ihr Bewusstsein verloren und waren in einem Koma artigem Zustand die letzten 3 Tage. Wir sind froh, dass Sie wieder da sind. Wie geht es ihnen?"
"Wie soll es mir schon gehen?", entgegnete sie ein wenig patzig und wollte sich auch schon im Bett aufrichten, auch wenn es noch so weh tun sollte.
"Nein, nein, Sie bleiben mir schön liegen. Sie sind gerade erst dem Tod von der Schippe gesprungen." Wieder blickte er zu der Schwester. "Rufen sie ihren Freund an. Sagen sie ihm, sie ist endlich wach." Die Frau verschwand und Stille kehrte in dem Raum ein, während der Arzt sich einen Stuhl heran zog, sich setzte und sie weiterhin begutachtete.
Ihren Freund? Sie hatte keinen Freund, oder? Sofort schoss ihr ein Bild von Lain durch den Kopf. Hoffentlich ging es ihm gut. Bei dem Gedanke fiel ihr etwas anderes ein und gerade als sie fragen wollte, sprach der Arzt es auch schon an.
"Raviva, wussten sie, dass sie schwanger waren?", fragte er gerade heraus.
"Ich...", verdutzt sah sie ihn an. War das so schnell feststellbar? "Ja... Ich habe letzte Woche einen Schwangerschaftstest gemacht. Positiv. Ich wollte es nicht glauben, hab sofort versucht einen Termin beim Gynäkologen zu machen, aber sie wissen ja, dass es Wochen dauert, bis man so einen Termin hat."
"Wissen Sie wer der Vater ist?"
Sie schwieg eine kurze Weile. "Ja..." Ja, das wusste sie nur zuuu gut.
"Wissen Sie auch, wie lange Sie schon schwanger sind?"
"Ich weiß nicht, nein... Zwei, drei Wochen vielleicht?"
Der Mann seufzte und massierte sich kurz die Schläfen. So langsam schlich sich eine düstere Vorahnung ein. "Was ist los? Was wollen sie damit andeuten."
"Raviva, sie sind nicht in der dritten Woche, sondern im dritten Monat schwanger gewesen. Das Kind hatte bereits ein schlagendes Herz. Wir..."
Doch Raviva unterbrach ihn. "Wieso reden sie in der Vergangenheit."
"Das Kind... Es hat all das nicht überstanden. Es erlitt Quetschungen und dann versagte sein Herz... Es tut mir sehr Leid."
Raviva sah denn Mann geschockt an, dann schloss sie die Augen. Wieso? Wieso sie? Sie war... Mutter gewesen... Drei Monate lang. Sie spürte wie Tränen in ihr Aufstiegen, aber sie wollte nicht weinen.
"Würden... Würden sie mich für einen kurzen Moment allein lassen?", fragte sie noch mit geschlossenen Augen.
"Natürlich.", murmelte er und schon konnte sie hören wie er aufstand und den Raum verließ.
Scheiße nochmal... Verdammte Scheiße!

Als das Telefon klingelte stand Lain gerade in der Küche. Er machte sich gerade daran Spiegelei zu machen, do an den Rändern wurden die Eier bereits dunkel. Er schob die Pfanne vom Herd und lief durch die Wohnung, auf der Suche nach dem Telefon. Die letzten drei Tage, waren der absolute Horror. Er hatte kaum etwas gegessen und kaum geschlafen. An dem Tag, wo er das mit seinem Kind erfahren hatte er seine Wohnung… etwas demoliert. Den nächsten Tag hatte er damit verbracht wieder auf zu räumen und sich wieder ein zu kriegen und am gestrigen Tag hatte er an einer neuen Bombe gebaut. Er hat fast zwei Anläufe gebraucht, doch nun war sie fertig. Seine Wohnung sah ziemlich chaotisch aus, doch ihn störte das relativ wenig, immerhin war es seien Wohnung. Er fand das Telefon auf der Couch und meldete sich. „Spreche ich da mit Mr. Cartwright?“ LAin verdrehte die Augen. Sie hat doch gewählt, wenn sie die richtige Nummer angegeben hat, dann wird sie wohl bei ihm raus kommen. „ja das tun sie, wie kann ich ihnen helfen?“
„Ich bin Krankenschwester des Central Hospital und wollte ihnen mitteilen, dass ihre Kollegin bzw. Freundin auf gewacht ist.“ Als Lain eine Zeit lang nichts sagte, fragte die junge Frau abermals nach, ob er noch dran wäre. „Äh…ja ich bin noch dran. Ist sie heute auf gewacht?“
„Ja, sie hat heute auch über ihren Zustand erfahren. Wir wollten ihnen bloß Bescheid geben.“
„vielen Dank.“ Er legte auf. Wie würde sie wohl reagieren? Ob sie es gewusst hat oder erfuhr sie es auch erst jetzt? Sein Blick wanderte zu dem Karton auf seinem Küchentisch, mit der fertigen Bombe drin. Doch gleichzeigt ertappte er sich dabei, wie er überlegte wie er ihn am besten los wurde. Er konnte jetzt nicht einfach so auf hören. Er schüttelte leise lachend den Kopf. „ließ er sich gerade durch eine Schwangerschaft von seinem Plan abbringen? Wie tief war er bloß gesunken?! Trotzdem würde dich wohl jetzt so einiges ändern.
Er kehrte in die Küche zurück und musterte seine verbrannten Spiegeleier. Er konnte jetzt überhaupt nichts essen. Warum hatte er die überhaupt gemacht? Er schnaubte und ließ die Pfanne einfach stehen. Er nahm seine Jacke vom Harken und schloss die Haustür. Als er im Treppenhaus war, ging er noch einmal kurz zu seinem Postfach und checkte, ob er Post bekommen hatte, doch als es hinter ihm auf den Treppenstufen knarrte grinste er breit. „na? Gibt es heute wieder irgendetwas Interessantes?“ fragte er, ohne sich um zu drehen. Er schloss das Holz fach und drehte sich dann erst zu der Mieterin unter ihm um. Die ältere Frau hatte die Arme in die Hüften gestemmt und baute sich auf der Treppe auf. „Mr. Cartwright, sie treiben ihre Spielchen zu weit! Ich werde wohl oder übel den Vermieter informieren müssen!“ Lain lächelte bloß kalt. „Machen sie es doch, ich werde wohl meinen Spaß hier haben dürfen, oder etwa nicht? Sie stecken ihre Nase doch auch überall rein.“
„Ich verbitte mir solche Vorwürfe!“ entgegnete sie empört. „Wieso?“ Lain sah sie verwundert an. „Ach weil sie es gerade sagen, wie geht es denn ihrer neuen Bettgeschichte? Älter oder Jünger?“ Die Frau gab ein empörtes hohes Schnauben von sich und beeilte sich die Treppen hoch zu kommen. „Richten sie schöne Grüße ihren neuen Kater aus!“ und schon knallte die Tür oben zu. Lain kicherte leise und begab sich auf den Weg zu sein Auto. Doch kaum trat er nach draußen, verschwand das Lächeln. Er hatte doch jetzt wirklich besseres zu tun, als sich mit dieser alten frau zu unterhalten!

Raviva hatte die ganze Zeit über gegen die Tränen angekämpft, aber irgendwann überkamen sie sie dann doch. Sie war sogar zu schwach die Tränen eigenhändig weg zu wischen. Diese Hilflosigkeit machte ihr gleich noch tausendmal mehr zu schaffen. Es gab wahrscheinlich kein Körperteil, dass nicht verbunden war. Sie wusste der Arzt beobachtete sie die ganze zeit über, auch wenn er sich Mühe gab, nicht weiter auf zu fallen - dennoch, er Tat es.
Wie sie all das hasste. Dieser Bombenleger würde dafür bezahlen. Aber das größte übel war, dass sie sich schrecklich nach Lain sehnte und gerne wüsste, was er wohl denken würde. Es war schrecklich so allein zu sein. Jetzt wurde ihr wieder klar, wie wichtig Freunde waren. Aber sie hatte halt niemanden, den es interessieren würde...

Lain riss die Tür auf und stürzte überstürzt in den hellen Raum. Seine Haare standen in alle Richtungen und er hatte einen gehetzten Gesichtsausdruck. "Tut mir leid, schneller ging es nicht!" entschuldigte er sich und beruhigte sich, als er Raviva sah. Er sah kurz zu dem Arzt und dann zu Raviva. Er lächelte sie sanft und warm an. "hey, wieder wach?"

Raviva erschrak sich, doch als sie sah, dass es Lain war, wurde aus ihrer noch immer gequälten Miene ein erleichtertes Lächeln. Er war tatsächlich hergekommen. "Hey... ", murmelte sie. Was sollte man schon zu dem Vater seines toten Kindes sagen? Hoffentlich sah er nicht, dass sie geweint hatte... "Ja, wieder wach... Wie... wie geht es dir?"

Lain lächelte bitter und kam neben ihr Bett. "naja, was soll man schon sagen.... du hast mir einen echten schrecken eingejagt! Wehe du machst das noch mal!!!" er sah sie ernst an, doch darauf folgte gleich wieder ein freundliches Lächeln.

"'tschuldigung...", nuschelte sie und sah ihn an. "War das kleine Mädchen denn nun in diesem Haus? Hab ich versagt?"