Sie ließ ihn ebenfalls los und senkte den Kopf. Sie machte einen Schritt zurück und nickte kurz. "Willst du irgendwas bestimmtes machen?" Fragte sie ihn. Er war bestimmt trotzdem wütend auf sie. Wer konnte es ihm auch schon verdenken? Sie hatte ihn belogen, obwohl ihr Ehrlichkeit selber so wichtig war.
Mit drei einfachen hatte sie das Gefühl es geschafft zu haben ein Keil zwischen sie beide zu treiben, was sie nie beabsichtigt hatte. Sie hätte von Anfang an ehrlich sein sollen, sonst würde sie sich nicht in so einer unangenehmen Situation wiederfinden, wie diese jetzt.
Als sie weiterhin den Blick gesenkt hatte, lief ihr wieder eine Träne ihre leicht gerötete Wange hinab. Aiden wollte ja gar nicht weinen, doch sie konnte einfach nicht anders. Es sprudelte einfach aus ihr heraus und sie konnte nichts, aber auch gar dagegen tun.

Aidens Augen weiteten sich vor Schreck als er sie fest an sich drückte und nur benommen bekam sie seine Worte mit, da ihr nun viele Tränen die Wangen hinunter liefen, auf die sie sich konzentrierte. Auf einmal viel ihre ganze Last, die schwer auf ihren Schultern lastete, ab und sie schlang ihre Arme wieder um Freys Körpermitte. Eine weile weinte sie leise an seiner Brust, aus den unterschiedlichsten Gründen, bis sie auf einmal das Bedürfnis verspürte den weißhaarigen Jungen anzuschauen. "Tut mir leid. I-ich will ja gar nicht so viel weinen..." Entschuldigte sie sich mit rauer Stimme, da sie das Gefühl hatte einen riesigen Klos im Hals zu haben."...A-als ich gesagt habe, dass mich zuvor noch nie ein anderer Junge geküsst hat und ich so ein Gefühl auch noch nie vorher gespürt habe, habe ich nicht gelogen. Das kannst du mir glauben." Immer noch bekam sie ihre Worte nur stotternd über die Lippen, während Aiden sich fest an ihn drückte und ihre Finger sich in sein Shirt gruben. "U-und wenn du willst kann ich dir alles erklären." Schlug sie ihm vor, um sich zu rechtfertigen.

Als Aiden ihn so betrachtete zog sich irgendetwas in ihrem Herzen zusammen. Am liebsten hätte sie sich wieder in einem dunklen Zimmer versteckt und alles einfach herunter geschluckt, so wie sie es schon oft gemacht hatte. Doch das war jetzt etwas anderes. Diesmal konnte sie nicht einfach wegrennen.
Aiden beugte sich leicht zu Frey und küsste ihn liebevoll auf die Lippen.
Sie zog ihren Kopf nach einer Weile wieder zurück und auf einmal sah ihr Gesichtsausdruck aus als wäre sie kein naives Mädchen mehr. "Ich denke, dass ich dir das schuldig bin. Vielleicht tut es mir ja auch gut. Aber ich will nicht unbedingt dir hier in der Küche alles erzählen." Sie löste sich aus seiner Umarmung und griff nach seiner Hand, wobei sie wieder einmal ein wohliger Schauer durchzuckte. "Wie wärs, wir gehen in dein Zimmer?" Schlug sie vor, zog ihn aber schon im nächsten Moment sanft in die Richtung, bis Frey und Aiden beide sein Zimmer erreichten. Sie machte die Tür auf und zog ihn weiter sanft mit sich. Dann ließ sie seine Hand los, setzte sich auf sein Bett und klopfte neben sich auf die Matratze.

Aiden zog ihre Beine auf das Bett und umschlung sie mit ihren Armen. Wieder lächelte sie ihm zu und fing an zu überlegen. "Also wo fange ich an?" Fragte sie sich selber." Also, als ich sieben Jahre alt war wurden meine Eltern auf der Straße umgebracht. Es war auf dem nachhause Weg von einem Ballett und nur ich war mit ihnen dort, weil meine Brüder dort nicht hin wollten. Es war ein schäbiger Räuber, der nur das Geld meiner Eltern haben wollte, was sie bei sich trugen. Nur durch einen Streit, ich weiß aber nicht mehr worum es dabei ging, hat er beide erschossen, sich dann alles wertvolle geschnappt und hat mich alleine zurück gelassen. Er meinte noch zu mir, er könne kein so wunderschönes Kind umbringen, das brächte er nicht übers Herz. Aus Schock habe ich mich auf den Boden gesetzt und apathisch vor mich her ins nichts gestarrt, bis Fußgänger mich bemerkten. Sie riefen die Polizei. Es war nicht schön diese Zeit, weil es um Weihnachten war. So und als meine Mutter starb ging der Phönix in mich über, schlummerte aber noch zu der Zeit. Ungefähr ein Jahr später, als ich acht war, meinte mein Vormund das ich einen Jungen kennenlerne soll, der mich später heiraten wird um mich zu beschützen, weil ich ja ach so heilig bin. Doch Jonah, so heißt mein Verlobter, war als Kind und ist auch bis jetzt noch ein arschloch. Doch er wird dazu -naja das ist vielleicht das falsche Wort aber egal- ausgebildet und ihm wird erklärt wie er mich am besten vor allem und jeden schützen kann. Doch vor einem halben, dreiviertel Jahr brach der Phönix aus und um die Zeit entstand das Bild auf meinem Rücken und meine Schlaflosigkeit. Ab da an wurde ich mehr oder weniger eingesperrt. Sie meinten es wäre zu meinem besten. Mich hat das aber alles angekotzt. So und jetzt bin ich hier." Sie versuchte es kurz wie möglich zu halten aber Frey auch nichts weiter vorenthalten. "Und zu Jonah. Es war so das ich mit ihm öfters dann auf Bälle musste und er ist ein ziemlich selbstgefälliger Typ. Er ist extrem von sich überzeugt und hält sich für den besten. Er hat sich auch darauf etwas eingebildet, weil ich für ihn versprochen bin und einmal auf einem Ball hat er es dann auf die Spitze getrieben. Er hat zwar schon vorher sich ziemlich komisch und anzüglich mir
Gegenüber verhalten aber diesmal hatte er versucht... Ich weiß nicht wie ich das sagen soll." Kurz blieb sie still und überlegte angestrengt. "Er hat versucht mich dazu zu bringen, mit ihm zu schlafen. Das war vielleicht so vor einem oder zwei Jahren." Als sie ihm all das erzählte hatte sie Frey immer im Blick behalten um seine Reaktion zu sehen." Ich habe ihn sehr unsanft zurück gewiesen und ab da an hatten wir dann keine gute Beziehung mehr zwischen einander. Nur das einzige was ihm immer noch gefiel, war das ich seine Frau werde und dann gar keine Wahl mehr habe." Dann streckte sie ihre Hand aus und umfasste mit ihren Dünnen Finger seine Hand, während man in ihrem Gesicht ein kleines trauriges Lächeln erkennen konnte.

Blinzelnd beäugte sie den Jungen vor sich. Seine ersten Sätze auf ihr gesagtes verwunderte Aiden, aber einen längeren Gedankengang daran verschwendete sie nicht.
Doch irgendwo hatte sie sich gewünscht, dass er sagen würde, es würde alles gut werden. Deshalb senkte sie, währenddessen Frey ihr durch das Haar fuhr, den Kopf. Letztendlich aber fing sie an zu lächeln, denn er hatte gerade, mehr oder weniger, gesagt, dass er sie vor Jonah beschützen würde und das wäre besser als jedes andere Versprechen, was er ihr geben könnte. Wenn er das ehrlich meinte, könnte er ihr sonst das blaue von Himmel lügen und ihr wäre es egal. Aber das würde sie ihm nie sagen.^^"
Kurz darauf hob Aiden ihren Kopf wieder und schaute dem weißhaarigen Jungen ins Gesicht. "Vielleicht kommt es aber gar nicht mehr dazu, dass ich ihm eine reinhauen muss." Erwiederte sie dann nach längerer Stille. Sie presste ihre Hände auf ihre Oberschenkel, um zu vermeiden das sie wieder anfing an ihren Nägeln zu knaupeln.
Sollte sie Frey ihre Idee erzählen? Wäre das eine gute Entscheidung? -Egal, denn er wusste ja eh schon alles über sie. "Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt abzuhauen. Nachdem ich hier meinen Abschluss gemacht habe, würde ich einfach in einer Nacht und Nebel Aktion meine Sachen packen und von hier aus einfach verschwinden. Ich weiß, meine Brüder würde es sehr kränken, wenn ich einfach weg wäre aber die Vorstellung daran ein leben lang mit Jonah verheiratet zu sein, macht mir Angst. "

Aiden drehte sich so, dass sie ihn weiter anschauen konnte, zuckte dann aber unschlüssig mit den Schultern. "Ich weiß es noch nicht. Ich weiß nur, dass ich so weit weg von meinem zu Hause sein möchte wie nur irgend möglich. So das man mich dann nicht so schnell finden könnte. Den ich gehe stark davon aus, dass man mach mir suchen wird." Erzählte sie ihm." Ich denke ich werde mir dann irgendwo einen Job suchen, um zu überleben. "

"Ich brauche deine Hilfe auch nicht. Irgendwie werde ich das alleine schaffen." Erwiederte sie, vielleicht ein wenig trotziger als beabsichtigt. "Uuund ich denke nicht das für illegale Arbeit geschaffen bin." Meinte sie seufzend und ließ sich im gleichen Atemzug nach hinten auf die Matratze sinken, sodass sie neben Frey lag. Doch sie drehte sich so auf die Seite, dass sie ihn ansehen konnte, legte einen Arm unter ihren Kopf und zog ihre Beine leicht an.