Nicolas:
"Das selbe könnte ich dich auch fragen, meine Liebe!", sagte ich streng. "Nur, dass du eher weniger herumspazierst, als Geige spielst.", raunte ich. Wieso fragte sie eigentlich noch? Wahrscheinlich war es bei us beiden der gleiche Grund: Ich konnte nicht schlafen, sie konnte nicht schlafen. Und schon war die Sache geklärt, meinerseits.

Nicolas:
"Das war jetzt aber auch nicht gerade nett...", protestierte ich leise. Doch in gewisser Weise hatte sie Recht. Wir musstenn uns mit unserem Schicksal abfinden... Und ich sollte meinen Teil dazu beitragem. "...Und was machen wir jetzt?", wollte ich von ihr wissen. Doch dann kam mir wieder in den Sinn, was mir bevorstand: EINE Hochzeit, und zwar nicht nur ihrgendeine x-beliebige, sondern meine eigene... Ich hatte wirklich keine Lust mich für mein ganzes Leben auf eine Frau festzulegen... Vielleicht war ich wirklich ein MIstkerl, aber daran würde sich so schnell nichts ändern. "Ich will dich nicht heiraten!", rief ich furchvoll aus.

Nicolas:
Ehrlich gesagt, enttäuschte mich das schon... Schon allein deswegen, weil sonst jede Frau mich hätte heiraten wollen und jetzt geriet ich an die einzige, die sich eine Hochzeit mit mir nicht einmal im Traum vorgestellt hätte. "... Jetzt kannst du allerdings daran nichts mehr ändern...", sagte ich nachdenklich. Gott, diese Frau war die einzige, die mich nicht heiraten wollte! War das nicht eine gewaltige Ironie des Schicksals?

Nicolas:
Endlich hatte sie dieses nervige 'Sie' abgelegt.. Ich konnte es wirklich nicht leiden, wenn man mich siezte... "Wie meinst du das?", fragte ich zum Thema ihrer Ansprache mit den Affären. Was wollte sie wissen? Ob ich sie sozusagen 'betrügen' würde? Oder ob wir das beide tun sollten? Die Idee war gar nicht so schlecht. Nachdenklich schaute ich zur Decke... Ein gefallener Engel starrte mir mit roten Augen entgegen. Wieso war Ravenna in diesem Zimmer untergebracht? Hier waren überall solche okkulten Deckengemälde... Wie auch in meinem Zimmer... Aber zu ihr passte das nicht.. Oder vielleicht doch? Jagten ihr diese Deckengemälde nicht Angst ein, so wie den anderen jungen Frauen, die des öfteren zu mir zu Besuch kamen?

Nicolas:
"Achso... Von mir aus," ,antwortete ich, aber vermutlich hätte ich das sowieso geetan. Ravenna schaute genau wie ich zum gefallen Engel hinauf. "Wundere dich nicht, falls du mal in mein Zimmer kommen solltest. Da sieht es überall so aus...", warnte ich sie. Ich wusste nicht warum, aber ich liebte diese düsteren Malereien und alles was in diesem Stil war. In der Hinsicht gehörte ich ebenfalls nicht zu den anständigen, normalen Adeligen Englands. Ich konnte einfach nichts haben, was mit Feiern und Fröhlichkeít zu tun hatte. Ein weiterer grausamer Punkt einer Hochzeit: Die Feier, die das Vermögen der Familie ziemlich dezimieren würde... Tausende, und abertausende Leute würden kommen. Egal ob adelig oder bürgerlich, reich oder arm. Alle, die kommen wollten, würden bei der Trauung dabei sein. So hatte es meine Mutter gewollt. Ihr Angagement für die armen Bürger war bemerkenswert, so sagte man. Leider bekam ich Zuhause nicht unbedingt viel davon zu spüren.

Nicolas:
"Nicht wirklich... Sie gehören nur zu mir...", murmelte ich. Würde sie mehr wissen wollen? Anscheinend wohl nicht, denn sie kehrte wieder zum eigentlichen Thema zurück. Sie hatte vermutlich Recht. Ich würde wahrscheinlich der einzige von uns beiden sein, der soetwas konnte. "Nun ja...", meinte ich deswegen peinlich berührt und schaute ihr fragend in die Augen. Waren sie etwa wirklich lila? Diese Augenfarbe hatte ich noch nie bei jemand anderem gesehen... Merkwürdig.

Nicolas:
Ich wandte mich Ravenna zu. Ihre Augen glänzten mir traurig entgegen. Was war nur los? Ihre tapfere Maske drohte zu brechen. Warum nur? Ich verschob diesesThema auf einen späteren Zeitpunkt und widmete mich ihrer Frage. "Sieh mich an.", meinte ich und deutete auf meinen schwarzen Ledermantel, der noch ganz nass vom Spaziergang im Regen war. "Ich gehöre nicht mehr zur Familie. Meine Eltern wollten nur, dass ich dich jetzt heirate, damit ich ihnen endlich aus den Augen verschwinde.", erklärte ich. Meine Eltern waren nicht gut auf mich zu sprechen, auch wenn meine Mutter das gegenüber Fremden nicht zeigte, sondern stets ihr Lächeln behielt. Meinem Vater war ich schon seit meiner Geburt unwichtig. Er hatte sich nie um mich gekümmert. Das hatte immer James erledigt und mit ihm seine Frau Emily, die auch bei uns arbeitete. Ich hatte eine stärkere Bindung zu dem Personal des Hauses, als zu meinen Eltern. In jeder Hinsicht ungewöhnlich. Ich war ungewöhnlich und dafür schämten sich meine Eltern in Grund und Boden. Wenn es keiner bemerkt hätte, hätten sie mich vermutlich im Kindesalter verkauft. Da sie das nicht getan hatten, taten sie es jetzt: Durch die Hochzeit.