Nicolas:
Nun war es geschehen... So unerwartet, aber dennoch wahr. Ich drückte sie noch einmal so fest, dass sie vermutlich Blutergüsse bekommen würde... Alles war so unerklärlich. Am Abend hatte ich sie noch gehasst und nun? Ich konnte mir plötzlich nicht mehr vorstellen wie das möglich war... Wie hatte ich das nur geschafft? Konnte ich stolz auf mich sein? Sie war so warm unter mir... Es fühlte sich gut an. Als würde ich beinahe verbrennen... Ich sah ihr allerdings an wie sie sich anstrengen musste, wie viel Energie sie verbrauchte... Plötzlich kehrte die Müdigkeit zurück... Ich hörte sie nur noch das letzte Mal mit ihrer zarten, zerbrechlichen Stimme meinen Namen stöhnen und sank schließlich hinab in das Reich der Träume.

Nicolas:
Ich fiel und fiel... Einen tiefen Abgrund hinab. Was war das? Ich roch einen stechenden, aber dennoch süßen Geruch. Er ähnelte dem von Eisen. Schimmernde Rinnsale flossen den Abgrund hinab. Ich sah genauer hin. Sie glänzten rot. Blutrot. Meine Kehle drückte, sie war trocken, ich durstig. Ich vermutete stark, dass ich träumte... "Nicolas?", hörte ich Ravennas Stimme fragen. "Das kann ja wohl nicht wahr sein..." Nun war ihre Stimme nur noch ein Flüstern. Plötzlich landete ich. Es war eine weiche Landung. Ich sah unter mich. Und was ich sah, erschrak mich zutiefst. Unter mir lagen alle Mädchen, die ich jemals verführt hatte, allerdings lächelten sie nicht, sondern sahen mich aus starren Augen an. Waren sie tot? Das Blut wurde immer mehr... Es floss aus den Adern der Mädchen, denn sie hatten alle eine sichelförmige Wunde am Hals. Was hatte das zu bedeuten? "Das gibt Rache...", hallte eine Stimme in meinem Kopf. Das Blut stieg immer weiter an und schließlich ertrank ich darin...

Ein grelles Licht weckte mich. Wo war ich? Ich sah neben mich. Sah mich im Zimmer um. DAS war sicher nicht mein Zimmer... Ich streckte mich und stieß an einen Körper, deswegen drehte ich mich um. Da lag sie. Mit ihren langen dunklen Haaren. Ravenna. Sie war bis zu den Schlüsselbeinen zugedeckt... Und ich? Ich war splitterfasernackt. Nun... Was sollte ich tun? Die Sonne blendete mich. Schnell drehte ich mich um und legte mich vorsichtig zu ihr unter die Decke. Sofort schlummerte ich wieder ein...

Nicolas:
Nach einiger Zeit wachte ich wieder auf. Wie spät war es wohl? Ich entschied mich dafür mich nicht um die Uhrzeit zu kümmern, sondern streichelte Ravenna vorsichtig die Wange. Hoffentlich würde sie bald aufwachen...

Nicolas:
Endlich war sie aufgewacht. "Einen schönen guten Morgen wünsche ich...", machte ich einen dieser vornehmen Kerle nach. Danach lachte ich dreckig und küsste sie leidenschaftlich. "Morgen", murmelte ich nun und zwinkerte. Ich strich ihr vorsichtig mit meiner anderen Hand über den ganzen Körper. "Du willst aufstehen, oder nicht?", flüsterte ich. Doch dann klopfte es ab der Tür. Erschrocken sah ich sie an. Wer war das denn nun?

Nicolas:
Ich grinste. Hatte sie etwa Angst vor James? Hatte sie Angst, dass James uns verraten würde? "Was hast du denn?", flüsterte ich und zog sie wieder zu mir zurück. "James?", schrie ich hinaus. "Komm rein, mein Lieber." Darauf grinste ich Ravenna an und küsste sie. James kam wie immer seriös gekleidet und mit passendem Gesichtsausdruck hinein und meinte:"Ich nehme an das wollt ihr beiden geheim halten?" "Genau. So wie immer", zwinkerte ich ihm zu. "Richte den anderen aus, dass ich keinen Hunger habe..." Auf das Frühstück... Auf Ravenna schon... "... Und sie..." ich deutete fragend auf sie. "...sie ist krank. Sie musste sich vorhin übergeben..." Wieder grinste ich ihm zu und er lächelte zurück. "Jawohl, mein junger Herr.", meinte er und verbeugte sich. Schließlich trat er den Weg in den Korridor an.

Nicolas:
"Das ist mein Mädchen...", lobte ich sie. Ich fuhr ihr durch das Haar. Es fühlte sich immer noch so seidig an wie sonst auch. "So... Und jetzt beruhigst du dich mal wieder...", murmelte ich und schmiegte mich an sie. Wollte sie etwa weiter machen? Am frühen Morgen?

Nicolas:
"Ich dachte deine Mutter steht auf meiner Seite", zog ich sie auf. Ich strich ihr wieder vorsichtig über das Haar. "Oh, Ravenna...", säuselte ich leise. Ich wollte eigenartiger Weise nicht einmal frühstücken. Was war nur los mit mir?