~Willkommen~ |
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Liron starrte ungläubig auf April herab, ehe sich ein Körper endlich bewegte. Er kniete sich neben das Mädchen, doch auch hier war er unfähig etwas zu tun. Er konnte ihr wieder nur zuschauen, wie sie Schmerzen erleiden musste. "Nein, nicht schon wieder!" sein Kopf schnellte hoch und er funkelte Gideon an. "Geh runter und beende das! Du bringst sie nur noch um!"
"Ach was." winkte Gideon nur ab und sah weiterhin genüsslich zu. "Sie stirbt davon nicht." er schüttelte kurz den Kopf. "Ich kann auch nicht runter, Liron." es klang fast als würde er beinahe anfangen zu lachen, begleitet von Aprils Schreien. "Ich hab keinen Schlüssel. Es wird erst enden, wenn der Hund zusammenbricht." versprach er ihm. "Das habe ich mir zuvor noch bestätigen lassen. Sieht so aus, als müsstet ihr beide diese Nacht wieder hier verbringen."
Der Weißhaarige sah in das entsetzte Gesicht seines Untergebenen, ehe dieser nach Aprils Schulter griff. "Ihr wisst doch noch, wo die Zelle ist, oder?" der Mann sog die Luft ein, verschränkte die Arme und lehnte sich lässig gegen die Wand, die goldenen Augen stets auf das am Boden liegende Mädchen gerichtet. "Ich wäre jetzt gerne da unten. Auch wenn du wahrscheinlich mehr raus lässt als er."


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 25.05.2016 16:55von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Schreiend fuhr April aus dem Schlaf. Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihr Atem ging schnell. Panisch blickte sie sich um, während sie gegen die Tränen ankämpfte. Erleichtert entdeckte sie Liron neben sich. "Oh Gott...", murmelte sie dankbar und berührte ihn vorsichtig, um sicher zu gehen, dass er echt war. Hilflos wischte sie sich über das heiße Gesicht und zog die Beine an den Körper. Sie raufte sich kraftlos das rote Haar. Wieder war es einer dieser Träume. In der Nacht durchlebte sie immer wieder die dunkle Zeit in der Zelle, sie glaubte die Schmerzen wieder zu spüren, doch dieses Mal sah sie vor sich Arved. Sie sah ihn leiden. Wieder und wieder und sie konnte nichts anderes tun, als ihm zuzusehen. Inzwischen schrie er sie regelmäßig an. Er gab ihr die Schuld, er hasste sie, verabscheute sie zu tiefst. Sie war sich sicher, dass er recht hatte, aber das machte die träume nur noch schmerzlicher. Es ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Nicht seitdem sie zusammen in einen Raum gesperrt waren. Es lag bereits mehrere Wochen zurück und doch fühlte es sich jedes Mal aufs neue so frisch und unverzeihlich an, als wäre sie diejenige gewesen, die ihn an diesem Tag gefoltert hatte.

Liron presste die Augenlider erst zusammen, ehe er eins öffnete und neben sich schaute. Als er noch schlaftrunken die zusammengekauerte Gestalt neben sich wahr nahm, riss er beide Augen auf und saß wenig später auch aufrecht da. „April?! Ist alles in Ordnung?“ durch die schnelle Bewegung hämmerte sein Herz wie wild und sein Blut rauschte in den Ohren. Er hatte zuvor wenig mitbekommen, doch irgendetwas musste ja dafür verantwortlich sein, warum er aufgewacht war. „Geht es dir nicht gut?“ seine Augen weiteten sich. „Wieder die Schmerzen?“ Liron hatte die Hoffnung längst verloren, dass Gideon April wirklich vollständig in Ruhe lassen würde. Nicht nachdem, was er damals gehört und gesehen hatte. Gideon liebte zuzusehen wie sie leidete, doch da er in den drei Monaten nie wirklich bei April gewesen war, so lag die Vermutung nahe, dass er in der Zeit sich an dem Anblick des Hundes ergötzt hatte. Dieses Spiel würde nie ein Ende finden, nicht solange der Hund nicht endlich tot war.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 25.05.2016 20:59von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
"Ich..." durcheinander blickte sie Liron an und brach den Satz ab. Stattdessen rannen die Tränen nun nur noch schneller und sie lehnte ihr Gesicht an Lirons Schulter. "Es war so real...", winselte sie und begann leise mit Schluchzen. Der Schock ließ ihren ganzen Körper beben. Sie klammerte sich fest an ihren Beschützer. "Wann ist es endlich vorbei?" Sie wollte endlich vergessen. Dazu gehörte nicht nur der Schmerz, sondern auch Arved. Wenn Gideon so keine Macht mehr über sie hätte, könnte er sicherlich auch ein besseres Leben führen. Doch sie schaffte es einfach nicht. Deshalb blieb der Schmerz und die Angst, die stete Verzweiflung und das Schuldgefühl. Sogar die Distanz zu Arved spürte sie, trotz seines Vergessens. Es musste endlich ein Ende haben. "Er gibt mir die Schuld... Ich bin daran Schuld... ich hab ihm das angetan."

Liron griff nach Aprils Schultern, um sie langsam aufzurichten. „April, nein. Du bist nicht daran schuld!“ er schloss sie in die Arme. „Wie auch? Du kannst nichts dafür, dass man ihn foltert. Viel mehr bist du hier das Opfer.“ Er seufzte leise. „Gideon macht das doch nur, um dich zu zerbrechen.“ Er war sich nicht sicher, ob er froh darüber war, dass der Grund nur ein einfacher Traum war. Doch wenn schon ein Traum so etwas auslösen konnte. „Du bist unschuldig…“ wiederholte er erneut und strich behutsam über ihren erhitzten Rücken. „Gideon trägt die Verantwortung.“ Es musste ein Ende finden. Noch ein bisschen und April würde tatsächlich daran zerbrechen, jedenfalls das was von April noch übrig war, nach dem vermeintlichen Tod des Hundes.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 25.05.2016 21:32von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
"Ich muss ihn befreien.", murmelte sie an seiner Seite. "Ich muss ihn befreien und ganz weit weg bringen. Irgendwo hin, wo ihn niemand mehr findet, nicht einmal ich. Er kann doch nichts dafür..." Ihr Griff verkrampfte sich, während ihre Tränen nach und nach von Lirons Oberteil aufgesogen wurden. Unglücklich zog sie die Nase hoch, wobei sie ein wenig von Lirons Geruch in sich aufnehmen konnte. Er beruhigte sie. Er, seine Anwesenheit, sein Geruch, doch es reichte nicht. Sie weinte dennoch. Sie hatte trotzdem Albträume. Es reichte so einfach nicht mehr. Bald musste eine Lösung gefunden werden. "Ich muss zurück ins Hauptquartier.", meinte sie plötzlich und ließ noch im selben Moment ihren Freund los, um sich fertig zu machen. Sie würde keine Ruhe mehr finden. Nein, sie musste endlich besser werden. "Ich muss trainieren. Ich muss endlich in der Lage sein, ihn helfen zu können. Vielleicht vergibt er mir dann." Anscheinend hatte die Rothaarige nun den Verstand für die Realität verloren und vermischte Traum mit Wirklichkeit. Eilig kletterte sie aus dem Bett, um sich schnell etwas anzuziehen. In der Eile wischte sie sich nur Schweiß und Tränen mit dem Stoff ihres T-Shirts aus dem Gesicht und kramte ihre Sachen hervor. Dabei murmelte sie immer wieder leise wirres Zeug vor sich hin. Es ging einzig allein darum besser zu werden, um endlich Arved helfen zu können. Sie musste ihm einfach helfen, selbst wenn er es nicht wollte. Er musste aus dem Keller raus, ehe er die letzte Erinnerung, den letzten Teil von ihr, endgültig verlor.

Liron starrte dem Mädchen entgeistert hinterher. „Meinst du das jetzt ernst?!“ entfuhr es ihm. Völlig überrumpelt warf er dem kleinen Wecker auf dem Nachtschrank einen Blick zu. „Gott, es ist erst kurz nach Sechs.“ Liron sah wieder zu April. „In deinem Zustand hat das doch keinerlei Sinn. Bitte, April. Das bringt doch nichts.“ Seine Augenbrauen waren ernst zusammen gezogen, während er ihren Bewegungen folgte. Sie gab ihm das Gefühl, dass, egal wie viel er sagen würde, sie würde sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Wegen einem Hund, verlor sie nun auch noch den Verstand. „Wie soll er dir überhaupt vergeben, wenn du überhaupt nichts getan hast? Außerdem kannst du nicht mal zu ihm. Das kann niemand, außer Gideon.“ Sein Blick wurde flehender. „April…“ er wusste selbst, wenn sie sich nicht abbringen lassen würde, könnte er unter keinen Umständen einfach wieder weiter schlafen. Er würde sie begleiten. Egal wohin, egal um welche Uhrzeit.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 25.05.2016 22:27von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
April hielt in ihren schnellen Bewegungen inne. "Was soll ich denn sonst tun, Liron? Wie lange soll ich noch abwarten? Er leidet! Er leidet wegen mir!" Wieder rannen ihr die Tränen die roten Wangen hinab. "Ich schaffe es einfach nicht, ihn zu beschützen! Immer hangle ich dieses Band entlang, in der Hoffnung, ihn endlich wieder zu finden, aber er ist weg! Und trotzdem kann ich sein Leid spüren und seine Schmerzen. Wenn es noch schlimmer wird, dann wird einer von uns sterben! Egal wer es ist, es wird den anderen ebenfalls töten. Ich kann ihn nicht noch einmal verlieren! Ich darf das einfach nicht zulassen." Sie zog sich ihr Schlaf-shirt über den Kopf und tauschte es gegen ein anderes, dann zog sie sich eine Hose und eine Kapuzenjacke über. Inzwischen trug sie nur noch Sachen, die sie sich von Liron geliehen hatte. "Ich kann nicht schlafen und nicht essen, weil ich weiß, dass er ganz allein dort unten ist und sich Stück für Stück weiter verliert. Er ist ein Teil von mir und ich bin ein Teil von ihm. Er verliert mich, Liron." Schniefend sah sie ihn an. "Das erste, was er verliert, bin ich." Ihr Blick wurde mit jedem Satz verzweifelter und ihre Stimme wurde schwächer. Sie zögerte und blickte zwischen Liron und der Tür hin und her. "Du hast mir ein Versprechen gegeben, damals in der Zelle. Du hast gesagt, du würdest mich von den Schmerzen erlösen, wenn die Zeit reif wäre und ich mich selbst vergessen würde. Entweder du tust es oder du hilfst mir jetzt. Ich will nur ins Hauptquartier und besser werden, mehr erwarte ich gar nicht von dir." Im nächsten Moment fühlte sie sich schlecht, weil sie so grob mit ihm sprach. Er konnte nichts dafür und hatte sie auch nicht aufgehalten. "Es ist früh, ich weiß. Du kannst sofort wieder nach Hause oder dort schlafen..", versuchte sie sich zu zähmen. "Es tut mir Leid, Liron. Du weißt, ich kann nicht anders."

Lrion hatte ihr die ganze Zeit zugehört, innerlich längst wissend, was er tun würde. „Dann hol dir aus der Küche wenigstens noch etwas zu trinken oder was kleines zu Essen. In der Zeit bin ich auch fertig.“ Er würde sie definitiv nicht ohne etwas dergleichen einfach los gehen lassen. Auch wenn die Wahrscheinlich gering war, dass sie etwas aß, so sollte sie wenigstens etwas trinken. „Als könnte ich dich dort alleine zurück lassen.“ Brummte er, was auf ihre letzten Worte anspielte. Schlafen war in seinem Zustand eh längst unmöglich. So erhob er sich schleunigst, um sich ebenfalls seine Klamotten zu holen und sich zu bekleiden. Als er fertig war, fuhr er sich mit den Händen über den Kopf in den Nacken, wo er sie für einen Augenblick hängen ließ und sie ineinander verhakte. Es war für ihn nichts neues so früh ins Hauptquartier zu fahren, doch hatten sich seit einer ganzen Weile die Motive verändert, warum der dorthin fuhr. Leise Seufzend schnappte er sich seine Jacke und zog sie sich über. "Dann lass uns mal los machen."


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 25.05.2016 23:16von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
April nickte und lief in die Küche. Statt jedoch nach etwas zu suchen, was ihr schmecken könnte, sammelte sie ein paar Dinge für Liron. Es war der Versuch, ihr Aufbrausen wieder gut zu machen, doch würde diese Kleinigkeit es nicht im geringsten relativieren. Schnell lief sie zu dem jungen Mann zurück, um so bald wie möglich aufzubrechen. Sie war wirklich eine Last, musste sie sich eingestehen. Nun blickte sie ihn entschuldigend an. Sie würde ebenfalls alles dafür tun, dass es ihm gut ging. Doch für dieses eine Mal noch hatte Arved Vorrang. Vielleicht würde sie danach aufgeben, sie wusste es nicht. Zunächst musste sie allerdings stark genug werden, um all das zu erreichen.

Liron nickte ihr knapp zu, ehe er erst in den Flur trat und anschließend auch die Wohnung verließ. Für ihn war es nichts ungewöhnliches früh zum Hauptquartier zu fahren, meistens waren früher Aufträge schuld daran, doch in der letzten Zeit waren solche frühen Treffen immer seltener geworden. So nahm Liron April, wie jeden tag erneut, mit sich auf dem Bike, über die bekannten Straßen, über das bekannte verwilderte Gelände und in die gewohnte offene Halle. Alles war gleich, bis darauf, dass heute die Stadt erst gerade begann wieder mit atmen. Auch die Luft war noch etwas kühler gewesen, doch wenn der Mann so zurück dachte, hatte er den Unterschied kaum mehr mitbekommen. Tief in Gedanken hatte er die tägliche Routine abgearbeitet, bis er den Knopf drückte, mit dem er den Aufzug rief. "Wie lange hast du vor, zu trainieren?" erhob er seit der langen pause des Schweigens die Stimme.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 26.05.2016 20:21von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Die Rothaarige hing die Fahrt über den eigenen Gedanken nach, doch sie war zu aufgewühlt, um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Stattdessen zerfraßen sie innerlich die Schuldgefühle. Sie machte sich Vorwürfe, nun auch aus diesem Grund, dass sie immer wieder Liron in ihre Probleme mit hinein zog. Sich deswegen zu ärgern war eindeutig zu spät, denn sie hatten längst das Hauptquartier erreicht. Sie nahm es gerade erst wirklich wahr, wo sie bereits waren, als Liron sie ansprach. Verwirrt blickte April auf und sah sich unwirsch um. "Keine Ahnung...", murmelte sie, nachdem sie kurz über seine Worte nachdachte. "Am liebsten, bis ich umkippe." Immerhin wüsste sie dann, dass sie alles in ihrer Macht stehende getan hatte, um ihn zu beschützen.

Liron verzog eine Grimasse. "Damit machst du niemanden eine Freude." tief holte er Luft, damit er nicht begann ihr einen Vortrag zu halten. "Ich weiß, dass du vor allem dir selbst beweisen willst, dass du alles tust, um den Hund zu retten." er machte eine kurze Pause und sah sie dabei an. "Aber wie schon gesagt, wenn du dich durch zu hartes Training auch noch fast umbringst, bringt das gar nichts." er betrat den angekommenen Aufzug und wartete bis April es ihm gleich tat, nur um anschließend ihn wieder in die Tiefe zu schicken.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 28.05.2016 20:12von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Der rote Schopf zuckte in die Richtung Lirons. Aprils Gesichtsaudruck wirkte nun wahnsinnig. Das würde sie schließlich auch werden. Derzeit war sie bereits wahnsinnig vor Sorge und ruhelos. "Was solls?", rief sie plötzlich aus und folgte Liron. "Was macht den Unterschied? Wenn ich ihn nicht befreie, wird es niemals jemand tun und dann werden wir beide zwangläufig qualvoll dahin siechen." Wieder rollten Tränen über ihr Gesicht. "Ich muss", betonte sie erneut, "ihn einfach retten können. Ich muss ihm irgendwie helfen können, aber ich bin immer zu schwach gewesen, viel zu schwach." Aufgelöst ließ sie die Hände fallen und ihre Haltung sackte ein. "Ich schulde ihm so viel und ich will ihn nicht aufgeben. Wenn ich ihn aufgebe, war alles umsonst, dann ergibt nichts auf dieser Welt mehr Sinn, dann habe ich nichts, was mich mehr hält. Wenn ich jetzt nichts tue, dann..." SIe gab auf, Liron würde es nie verstehen. Wieso auch? Arved war ein Hund, ein Köter, nichts weiter - genau das war an diesem Ort. Er gehörte hier nicht hin, hier hasste man ihn. Diese Träume würden niemals verschwinden, wenn sie nun nichts tat. Denn er würde weiterhin zwischen all dem Hass leben und ihre Liebe würde ihn nie erreichen. Sie würde niemals wieder erleichtert aufatmen können, wenn sie nicht alles in ihrer Macht stehende getan hätte. "Er wird so oder so sterben, ich werde sicherlich erneut zu langsam sein."; fügte sie kraftloser hinzu. "Aber bis dahin werde ich keine Ruhe geben! Und wenn er erneut in meinen Armen stirbt, ich werde bei ihm sein! Ich lass ihn nicht noch einmal alleine." Ihr Gesicht war viel mehr eine verunstaltete Grimasse, als sie dies nun in die Richtung ihres Freundes schrie. Sie wollte ihn gar nicht anschreien, sie wollte ihm keine Szene machen, doch die Tränen übermannten sie immer wieder. Als sie realisierte, dass sie ihn angeschrien hatte, zuckte sie zurück. "Es.. Es tut mir Leid.", sie konnte ihn nun nicht einmal mehr ansehen. Es war nicht einmal seine Schuld, sie hatte das nicht gewollt,doch wie immer musste er den Kopf dafür hinhalten. Schniefend zog sie den Kopf ein und lief weiter den Flur entlang, die Lippen fest aufeinander gepresst. In ihr tobten so viele ungeordnete Gefühle und Gedanken, dass sie die Kontrolle verlor.

Es wäre gelogen, wenn Liron behaupten würde, dass er nicht zusammen gezuckt war, als sie ihn an geschrien hatte. Doch er erwiderte nichts auf ihre Worte. Auf kein einziges. Sie hatte ihn wieder vor Augen geführt, was sie alles für ihren Hund tun würde und wie weit sie für ihn gehen würde. Liron hatte einige Momente erlebt, in denen er fest geglaubt hatte, das April perfekt zu den Jägern passte und hier auch zu Hause war, doch nun verschwand dieser Eindruck fast im Minutentakt ein bisschen mehr. Hatte sie nicht erst versprochen das Institut samt der Hunde und ihren, zu vernichten. Und jetzt? Jetzt brachte sie sich selbst an ihre eigenen Grenzen, nur für ein Tier. Ein Tier, was dies noch nicht einmal mitbekam. Liron konnte und vielleicht wollte er sie und ihre Welt auch nicht mehr langer verstehen. Dafür war er zu lange in der Welt der Jager aufgewachsen, um die Verbindung zwischen Herrchen und Hund zu verstehen. Er dachte an die Hündin, welche weiterhin ihr leben im Keller fristete. Sie lief April such hinterher und ließ alles über sich erdulden. Hunde waren doch nichts weiter als gezüchtete »Dinger« an denen alle ihre Wut ablassen konnten. Zwar sicherten sie ihren Herren ein guter Leben, doch am Ende starben sie für sie oder endeten in einem schwarzen Keller. Das wars. Mehr hatte ein Hund nicht zu tun und dennoch erhielt einer davon die Liebe eines Mädchens, welche er nicht einmal zurück geben konnte.
Mit einer tiefen Falte zwischen den Brauen und einem Gedanken versunkenen Blick, begleitete Liron April bis zu der Halle, in welcher sie bis jetzt stets trainiert hatte. Vor der Tür, welche er bereits geöffnet mit dem Fuß offen hielt, drehte er sich nun zu der Rothaarigen um. "Ich werde mich zwei flure weiter, in einen der Aufenthaltsräume hin legen, sollte etwas sein, komm bitte vorbei." er schluckte leise. Er wusste, sie würde nicht kommen. Wenn sie sich zwischen der Bewusstlosigkeit für ihren Hund und ihrer Gesundheit für Liron entscheiden müsste, würde sie sich stets ins Unglück stürzten. Dies hatte sie ihm soeben versprochen. "Ich werde in einer halben Stunde vorsichtshalber eh vorbei kommen."


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