April hatte das Gespräch an der Tür von ihrem Platz aus gut verfolgen können. Sie hatte sich beinahe gedacht, dass Gideon versucht, Liron von ihr zu trennen, doch nun erkannte sie unter den Neuankömmlingen Arved. Aufgeregt begannen ihre Augen mit funkeln, doch dieses Leuchten erlosch, als sie sah, dass Gideon noch nicht fertig war. Im nächsten Moment sah sie zu, wie man dem schwarzhaarigen die Waffe entgegen streckte. Ein krachen war aus dem Raum zu vernehmen. April hatte die Hände lautstark auf dem Tisch abgestützt und war aufgesprungen. Panisch starrte sie Arved an, welcher nicht eine Regung zeigte, während Gideon bereits seinen Tod prophezeite. Ihr Herz raste und jeder Schlag schien sich schmerzend durch ihren zierlichen zerbrechlichen Körper zu ziehen. "Bitte...", sie winselte bereits, obwohl sie noch nicht einmal lange in diesem Zimmer war. "Hör schon auf, Gideon." Ihr Blick klammerte sich an den seltenen Anblick ihres einstigen Beschützers. Er konnte doch gar nichts dafür. Noch hatte er nicht einmal etwas getan.

Doch war es nicht Gideon, welcher die Unterhaltung und damit dieses Theater beendete. Es war Liron. April's Reaktion hatte ihm das offenbart, was er seit Monaten immer wieder verdrängte, doch was ihm immer wieder zusetzte, wenn er es sah oder hörte. Sie entschied sich immer und immer wieder für den Hund. Und dieser musste sich dafür nicht einmal rühren. Es lag ihm bereits auf der Zunge, das bittere Lachen, von jemanden, der sich erneut verraten fühlte, jedoch schluckte er es auch diesmal wieder hinter. Anscheinend hatte sein Blick es verraten oder die Tatsache, dass er nun schweig, jedenfalls nahm Gideon die Waffe wieder hinunter und steckte sie wieder weg. "Wie schön, dass wir uns einigen konnten." er drehte sich zu dem Hund um und bedeutete ihn den Raum zu betreten. "Die zwei Stühle sind für euch. Ihr habt ungefähr eine halbe bis ganze Stunde, dann hole ich euch wieder ab. Im Nebenzimmer wird er hier sein, damit du auch ja nichts dummes machst. Ich will April nicht sofort tot wissen." knapp lachend machte der Mann einen Schritt nach hinten, sodass der Hund eintreten konnte. "Dann wünsche ich euch eine schöne Zeit." mit diesen Worten schloss Gideon die Tür schwungvoll und schloss sie ab. Liron starrte vor sich auf den Boden, ehe er die Augen hob und den Weißhaarigen fixierte. "Und was willst du jetzt von mir?!"

"Dieser Typ schafft mich.", erschöpft fiel April zurück auf den Stuhl, doch ihr Herz raste noch immer panisch. Sie hörte wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Gideon sperrte sie also ein als sei dies eine Strafe für sie. Ingeheim grübelte die Rothaarige bereits, was genau der Zweck dieses Unternehmens sein sollte. War es ein Test? Wen von ihnen testete der Mann? Nun blickte April beinahe schüchtern zu Arved, der zuvor erst eingetreten war. "Hey...", nuschelte sie verlegen. War das ihr Ernst? 'Hey'? Sie könnte sich in diesem Moment selbst schlagen. Es war als sei sie ein hilfloses Schulmädchen, das versuchte ein wenig Eindruck bei seinem kalten desinteressierten Schwarm zu schinden. Wie lächerlich... Schnell räusperte sie sich, um die Peinlichkeit dieses Ärgernisses zu überspielen und erneut Worte zu finden. "Wie geht es dir?" Nach einem kurzen Zögern schob sie den Stuhl neben sich ein wenig Weg vom Tisch, um ihm unterschwellig zu bedeuten, dass er sich neben sie setzen könnte.

Es war eine völlig belanglose Frage, dennoch verzog der Mann, welcher nun mit April in diesem Raum stand, innerlich eine Grimasse. Diese Frage, verbunden mit einem breiten grinsen und einem geheuchelten ‚Guten Morgen‘ hatte er jeden Morgen, jeden Tag gehört, sobald Gideon es einräumen konnte, ihn im Keller zu besuchen. Doch nun stellte eine ganz andere Person eben diese Frage, welche er mit einem Schlag unbedingt beantworten wollte. Er wollte ihr sagen wie es ihm erging und ergangen war. Warum er die Verbindung unter innerlichen Schmerzen unterdrückte, sie kaum ansah, versuchte nicht mit ihr zu reden und warum er dennoch in dem letzten Monat ständig nach ihr gesucht hatte. Dennoch war seine Antwort ein einzelnes, bedeutungsloses Wort, verbunden mit einem knappen Zucken der Schulter. „Gut.“ Als sie ihn mit ihrer Bewegung einlud sich neben ihn zu setzten, glitten seine Augen sofort zu der geschwärzten Scheibe, hinter welcher das Augenpaar des Mannes lauerten, welcher ihn nach diesem Treffen für jeden vermeintlichen Fehler bestrafen würde. Nur was erwartete er dort zu sehen? Natürlich konnte er nichts erkennen, obgleich der Mann dahinter überhaupt reagiert hatte. Hier war er auf sich allein gestellt, ohne Reaktionen von anderen, an welchen er sich orientieren konnte. Als er bemerkte, dass die Pause nach ihrer Aufforderung immer größer wurde, setzte sich sein Körper langsam in Bewegung. Er streckte die Hand nach dem kühlen Stuhl aus, zog ihn zurück, sogar etwas von ihr weg und setzte sich anschließend. Der Schwarzhaarige verschränkte die Arme vor der Brust, sodass man nicht erkennen konnte, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren. So neben ihr zu sitzen, ließ unweigerlich die Bilder des vergangen Monats aufkommen. Ohne Vorwarnung hatte Gideon ihn mit nach oben genommen. Ohne genauere Erklärung und ohne Anweisungen, nur ein Verbot: Er durfte April Honderway nicht zu nahe kommen oder sie ansprechen. Wobei er auch dies einschränkte, sobald er in Begleitung einer der beiden befugten Personen war. Die anderen Jäger waren alles andere als erfreut zu sehen, dass der Hund auf einmal mitten unter ihnen wanderte, welche sie vor Monaten eigentlich getötet hatten. Er hatte in der Zeit ein paar Schläge oder schroffe Behandlung über sich ergehen lassen, doch was war das schon, im Vergleich zu der Folter, das Ziel stets vor sich zu sehen, es jedoch nie greifen konnte. Auch war er in diesem Monat überraschenderweise auf zwei der Aufträge mit genommen wurde. Mindestens so überraschend wie, als er bemerken musste, dass bei einen der beiden sogar April anwesend war. Er hatte sich lange zurück halten können, doch in dem Augenblick wo jeder seinen Motor startete, hatte sich sein Kopf wie von selbst bewegt und seine Augen weigerten sich von ihr zu lösen. Allerdings kam mit ihrem Anblick auch die Wut zurück. Warum musste er dort unten Schmerzen erleiden, weil er an ihre Seite wollte, doch hier oben nahm einfach ein Jäger seinen Platz ein. Es reichte daran zurück zu denken, wie er den Jäger auch hier wieder gesehen hatte, darum kämpfend mit hier drinnen zu sein, das der Schwarzhaarige nun mit dem Kiefer knackte. Seine Fingernägel bohrten sich innerhalb der Faust in seine Handfläche. Schmerz war sein ständiger Begleiter gewesen und erinnerte ihn immer wieder daran was er wollte und vor allem wen er um jeden Preis wollte.

Gideon pfiff ein unbekanntes Lied, während des Aufzugs wieder zum stehen kam. Er hatte Liron mit sich in die unterste Etage genommen. Erneut.
„Was soll ich hier?“ brummte Liron genervt und hörbar lustlos. „Der Köter ist doch jetzt oben.“
„Du vergisst, dass wir zwei haben.“ Trällerte Gideon und erinnerte seinen Begleiter damit an einen weiteren lästigen Störenfried. „Und warum muss ich wegen der jetzt hier runter, wenn ich auch da oben sein könnte?“
„Ganz einfach: Du wirst mir Informationen beschaffen.“ Während die beiden Männer sprachen, folgten sie dem gleichen Gang, wie vor einem Monat, bis sie vor der gewünschten Tür standen. „Du warst doch mal einer meiner besten Männer und hinzu kommt, dass die meisten bereits versagt haben, an ihr.“ Seufzend blieb der Weißhaarige stehen. „Hunde sind stur, das ist bekannt, doch sie scheint besonders hartnäckig zu sein. Doch ich sehe es immer so toll an April, du Liron, hast ein Händchen für Problemfälle. Deshalb bis du hier.“ Begeistert von seiner Idee griff der ältere der beiden nach dem Türgriff.
„Willst du mich eigentlich mit Absicht ärgern! Hör auf mich zu verarschen! Was soll ich bei dem Köter?! Lass mich gefälligst hoch, um dabei zu sein!“ Liron platzte der Kragen. Er sah es nicht ein, dass er sich nur mit Hunden herum plagen musste, während er bei den wirklich wichtigen Sachen nicht dabei sein konnte.
„Wieso denn? Dort oben will dich keiner haben. Wer braucht dich denn bitte?“ mit diesen Worten ließ Gideon den Jüngeren verstummen. „Sie hat um ihn gebettelt, nicht um dich. Mal ganz unter uns, du machst deine Aufgabe toll, doch am Ende… Tja.“ Unschuldig zuckte er mit den Schultern. „Dort oben bis du nur im Weg, also rein hier und zeig was du noch drauf hast.“ Damit öffnete der Mann schwungvoll die Tür und stieß Liron hinein. „Es gibt nur einen Stuhl, der müsste hier gleich neben der Tür stehen. Viel Spaß! Oder eher viel Erfolg.“ Damit knallte die Tür wieder zu, nachdem der Kopf von Gideon hinaus verschwunden war.

"Schön.", sie lächelte ihn sanft an und nickte ein paar Mal, bevor sie merkte, dass sie übertrieben reagierte. Peinlich berührt räusperte sie sich. "Schön.", wiederholte sie etwas leiser und sah auf ihre Finger, während er sich mit etwas Abstand zu ihr setzte. Es war schön seine Stimme zu hören, obwohl er sie abwies. "Weißt du...", begann sie nach kurzem Schweigen. "Ich habe dich vermisst, Arved, so komisch es dir vielleicht erscheinen mag." Langsam drehte April den Kopf zur Seite, um ihn anzusehen. Nun entfloh ihr sogar ein kurzes leises Lachen. "Es ist schon seltsam... Ich habe dich angefleht zurück zu kommen und nicht tot zu sein und...", sie schluckte schwer und wandte den Blick erneut ab. Als sie nun erneut ansetzte, klang ihre Stimme kratzig: "...Und da bist du tatsächlich." Unruhig kratzte sie mit einem Finger an der Nagelhaut ihres Daumens. Er wies sie ab. Alles an ihm schrie nach Ablehnung. In der Stille hörte man nur ihren Stuhl knarzen und das leise Scharben ihrer Füße auf den Boden. Sie war sichtlich nervös und unsicher. Nachdenklich nagte die Rothaarige auf ihrer Unterlippe. Es gab so viele Dinge, die sie ihm sagen wollte, die er hören sollte, doch er erinnerte sich sicherlich nicht. "Wenn wir nur lang genug gefahren wären, dann wären wir vielleicht sicher gewesen... ", murmelte sie gedankenverloren. "Ich hätte stärker sein müssen, ich hätte dich beschützen müssen.." Tief atmete das Mädchen durch. Sie waren kaum fünf Minuten in diesem Raum, es war noch nicht die Zeit gekommen, vor ihm das Herz auszuschütten und doch machte sich April selbst Vorwürfe, die nun aus hier heraus brachen.

Die Tür krachte. Es war nur für einen kurzen Moment ein wenig heller geworden, bevor die Dunkelheit wieder dominierte. "Oh, Frischfleisch.", kam es amüsiert aus einer Ecke des Raums. Im Dunklen ertönte ein helles metallisches Klirren, dann war es still. Die Stille hielt für einen kurzen Moment, gefolgt von langsamen Schritten, die sich langsam dem Eindringling näherten. Die Schritte rissen ab. Die Hündin war stehen geblieben. "Oh, du bist es, Feuerteufel." Eine kleine Flamme flackerte auf und erhellte den Raum nur bedingt. Immerhin konnte man nun die Gestalt erkennen, die an der gestrafften Kette im Dunkeln stand. Die junge Frau stand gerade, ebenso souverän wie am ersten Tag, als sie hier eingetroffen war - von EInschüchterung keine Spur. Tatsächlich erinnerte sie nun an eine Barbiepuppe, die draußen im Regen vergessen wurde. Sie mochte etwas verschmutzt aussehen, aber die makellosen geraden Züge waren ihr ebenso geblieben wie die Figur. Selbstsicher stand sie dem Mann gegenüber und erst nach genauem Hinsehen konnte man erkennen, dass ihr Körper mit Wunden verziert war. Ihr Gesicht hingegen glich noch immer dem einer Puppe. Ein gehässiges Grinsen lag auf ihren Zügen, sicher überspielte dies die Aussichtslosigkeit ihrer Lage. "Gerade als ich angefangen habe, dich zu vermissen.", jammerte sie sarkastisch und blies die Flamme aus. "Was will man jetzt schon wieder? Ich werde euch nichts erzählen." Wieder klapperte die Kette und die Schritte kehrten zurück in die Ecke. "Es sei denn, man lässt mich meinen Auftrag erfüllen. Und dafür brauche ich das Mädchen."

Ein tiefer Atemzug, war das einzige was den Schwarzhaarigen abgehalten hatte, nicht aufzugeben. Er wollte ihr so sehr antworten, sie nicht länger unwissend lassen, doch wie konnte er, wenn er wusste, dass sie daraufhin wieder Schmerzen erleiden musste. Noch ein Atemzug, dann ein Blick zur Tür. Sie war abgeschlossen, dies war vorhin nicht zu überhören, so bot sie keine Fluchtmöglichkeit für ihn. Jetzt wusste er auch warum Gideon aus dem nichts mit diesem Einfall kam. Selbst wenn der Hund alles vergessen hatte, war dort immer noch der Schmerz. Die Tatsache, dass er nun hier neben ihr saß, sie berühren konnte, sie fühlen konnte und dennoch sich nicht rühren durfte brachte ihn in diesem Augenblick fast um den Verstand. Er musste hier raus, um ihr nicht noch mehr Probleme zu bereiten, allerdings weigerte er sich zeitgleich, sie zu verlassen, wenn er endlich bei ihr sein konnte. Eine Stunde, so hatte man es ihm gesagt musste er hier sitzen. „Ja…ich lebe…“ er wusste nicht warum er es sagte, vielleicht um irgendetwas zu sagen, damit diese Stille sie nicht er drückte oder um sein schnell schlagendes Herz zu übertönen. Er wollte nicht zuhören wonach es ihm sehnte, er wollte nicht hören wie sehr er sie berühren wollte. Er wusste es längst und das war die härteste Strafe.

„Halt die Fresse.“ Knurrte Liron. In dem Augenblick wo sie für einen kurzen Augenblick durch das Feuer Licht in die Halle gebracht hatte, griff er nach dem Stuhl um ihn mit sich etwas in die Mitte der Halle zu nehmen. Nur nicht zu weit. Wütend fiel er auf den aufgeklappten Stuhl, verschränkte die Arme und lehnte sich angespannt zurück. „Ich bin zu 100 % angepisst, also lass diese dummen Kommentare.“ Es war nur eine kurze Pause, in welcher er die Worte von dem Hund überdachte, ehe er weiter sprach. „Du wirst sie nie kriegen, also vergiss deinen dämlichen Auftrag. Hier hat ein Hund eh wenig zu melden.“ Danach schwieg der junge Mann. In Gedanken war er längst wieder oben und malte sich aus, was wohl passieren würde. Der Köter würde sich nicht trauen ihr etwas anzutun, nicht wenn er wusste was sonst passieren würde. Allerdings sollte seine bloße Anwesenheit auch ausreichen, dass April Hoffnung schöpfen würde. Liron verzog eine genervte Grimasse. Er brauchte jetzt wirklich dringen etwas, was er zerstören konnte.

Überrascht blickte April auf, als Arved ihr antwortete. Kurz blickte sie zu ihm, dann erinnerte sie der Blick zur Scheibe daran, dass sie nicht allein waren. Wieder herrschte dieses angespannte Schweigen zwischen ihnen. "Arved..."; begann sie erneut, doch fiel ihr nichts ein, was sie hätte sagen können. Zögernd wanderte ihr Blick schließlich zu ihm zurück und letztlich wandte sie ihm auch ihren Körper entgegen. Mit einem eindringlichen Blick musterte sie ihn. Sie wirkte nun nervös und durch den Wind, und obwohl sie versuchte ihn anzulächeln, wirkten ihre Augen feucht. "Die Verbindung... Wo ist sie hin? Wieso darf ich dich nicht mehr spüren? Wieso ist alles um mich herum immer nur Schwärze. Wieso wusste ich nicht, dass du lebst." Hilflos versuchte sie ihm eine Emotion zu entlocken. "Dich nur einmal bei mir spüren..." Sie hatte selbst nicht bemerkt, dass sie ihre Finger nach seiner Hand ausgestreckt hatte und zog sie nun eilig zurück. Schnell umfasste sie die Hand mit der anderen und ließ den Blick wieder schweifen. "Entschuldige." Erst jetzt dachte sie daran, dass er sich nicht erinnerte. "Entschuldige, meine Finger sind nur etwas kalt..." So verzweifelt sehnte sie sich nach einer einzigen warmen Berührung.

"Ach ich bitte dich.", hallte die Stimme der Frau spöttisch aus der Dunkelheit. "Du bist immerhin auch bei Gideon. Und du stinkst förmlich nach 'Hund', wie ihr es nett. Erzähl mir nicht, dass es etwas anderes als ein antrainierter Instinkt ist, weshalb du dem Mädchen auf Schritt und Tritt folgst. Du bist nicht einen Deut besser, als die Leute, die du so verabscheust." Amüsiert schnaubte die Hündin und lehnte sich an die Wand. "Nebenbei, wieso bist du nicht bei ihr, kleines Teufelchen? So viel Hingabe für seinen Job habe ich das letzte Mal bei Arved Nightmare beobachten dürfen. Welch eine Ironie, nicht wahr?", stellte Keye mit einem theatralischen Seufzen fest. Wieder begann sie mit dem Feuer zu spielen und ab und zu tauchten in der Dunkelheit ein paar Funken auf. "Was bist du für sie? Was ist sie für dich? Habe ich Grund dafür eifersüchtig zu werden? SOlche Kleinigkeiten beschäftigen euch doch hier, oder? Weihe mich ein."

Die zweifarbigen Augen lagen unbewusst auf seiner Hand, welche April noch vor kurzem ergreifen wollte. Als der Schwarzhaarigen den Blick nun hob und erst sie und dann wieder die nackte Wand ansah, fragte er sich, ob er es zugelassen hätte. Hätte er die Hand liegen gelassen und ihr damit die Erlaubnis gegeben oder hätte er sie zurück gezogen. Was hätte Gideon sehen wollen, was hatte er geplant? Mit diesen Fragen im Kopf, hörte er sich leise auf atmen und richtete die Augen wieder zur Tür. Es war gut, dass sie ihn nicht berührt hatte, wer weiß ob er sich danach noch zurückhalten konnte. Doch dann lagen seine Augen auch schon auf ihren Händen. Ihr war kalt? Ehe sich auch sein Körper von selbst bewegte starrte er die Wand ein weiteres mal an. "Hättest' die Jacke behalten sollen." brummte er, erfolgreich gleichgültig, auch wenn es in ihm danach schrie, ihre Hände in seine zu nehmen.

Liron hob in der Dunkelheit die Augenbrauen und sah skeptisch in die Richtung, aus welcher die Stimme der Hündin zu ihm drang. Sie wollte es gerade heute, gerade jetzt wirklich drauf anlegen. "Von wegen antrainiert." knurrte er. "Was sollen die ganzen Fragen, als würde dich so was überhaupt interessieren. Gegenfrage: wie kommst du zum Feuer? Wurde dir der Umgang quasi in den Spritzen eingepflanzt oder bluffst du nur? Vom Alter her, müsstest du längst vor meiner Generation durch sein, sodass du wahrscheinlich kein geborener Mutant bist." Liron sah es nicht ein, dass er sich von einer Hündin einen Rat in Hinblick auf seine Taten oder seinen Beziehungen geben musste. Er wollte nur seinen Auftrag ausführen und dann wieder hoch, zu April. Doch bei dem Gedanken kam er leider doch ins stolpern. Ja, was war sie für ihn? Was war er für sie? Konnte das kurze Jahr im Zwinger tatsächlich so etwas bewirkt haben. Er schnalzte leise mit der Zunge. Als wenn er sich jetzt über saß Geschwätz eines Hundes Gedanken machte. Zudem war dieser auch noch angeleint und spukte nur große Töne.

Unruhig ließ April ihre Fingerknöchel knacken, als könnte das die Wärme zurück bringen. "Ach, du brauchst die Jacke dringender.", winkte sie ab. "Sie hat mir geholfen, als ich ganz allein war. Sie war all mein Reichtum und meine letzte Erinnerung. Zumindest dachte ich das, doch nun sitzt du hier an meiner Seite. Ich brauche nicht länger diese Jacke, es ist schließlich etwas ganz anderes, was ich will." Auch die Rothaarige blickte nun die Wand an. "Allein sein ist schrecklich... Du hattest niemanden. Jetzt hast du mich."

"Ach weißt du, es interessiert mich tatsächlich. Es ist so schrecklich langweilig hier unten. Du hast ja keine Ahnung wie das ist, wenn alle um dich herum ein so grässliches geistiges Niveau haben.", jammerte die Blonde im Dunkeln und tappte wieder ein paar Schritte umher. "Aber findest du diese Fragen nicht etwas intim? Ich werde hier schon ganz rot." Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Für eine so lange Zeit in dieser Zelle war sie viel zu heiter. Scheinbar hatte Hodge seine Prototypen inzwischen ausgebaut. "Ich kenne nicht einmal deinen Namen und soll dir nun Einblicke in mein Leben geben, wie unhöflich. Da sitzt man in seiner kleinen Zelle unter der Erde und alle Männer mit Charme sind mit einem Mal verschwunden. Du solltest wissen, dass es vieles gibt, dass du nicht über mich weißt. Zum Beispiel...", die Frau legte eine Hand ans Kinn und tat als würde sie angestrengt überlegen, was sie mit einem langgezogenen 'hm' vertonte, "...Zum Beispiel bin ich unglaublich gelenkig." In der Dunkelheit funkelte ein breites weißes Grinsen auf. "Das wolltest du doch jetzt hören, oder, kleines Teufelchen?" Sie schabte mit einem Fuße über den Boden. "Egal, weshalb dich Gideon geschickt hat, es hat keinen Sinn."

Während sie gesprochen hatte, waren die Augen ihres Sitznachbars bereits wieder auf Wanderschaft gegangen, auch wenn sie ihr Ziel schneller erreichten, als es ihren Besitzer lieb war. So sah der schwarzhaarige Mann nun ein weiteres Mal auf die Hände des Mädchens neben sich. Allein. Das Wort schnitt sich durch seinen Kopf. Sie waren beide in der gesamten Zeit alleine gewesen, auch wenn man stets darauf geachtet hatte, dass man sie nie ohne Beaufsichtigung ließ. Er konnte nicht von sich behaupten, dass er alleine gewesen war. Er nicht. Wie sehr er es sich auch wünschte, um sich selbst zu rechtfertigen. Er hatte nie in Unwissenheit leben müssen, ob sie noch lebte oder wie es ihr erging. Er hätte es sogar sie spüren lassen, dass sie nicht alleine war, dass sie nicht um seinen Tod trauen musste, dass er sie nie zurückgelassen hätte, doch für was hatte er sich entschieden? Die Verbindung zu unterdrücken, sich abzuwenden, sie ihm Unwissen zu lassen. Sie alleine zu lassen. Vor ein paar Monaten schien dieser Plan auch der einzig wahre zu sein, doch nun zweifelte der Mann die Gültigkeit dessen längst an. War es ihr dadurch besser ergangen oder hatte er damit nur sich selbst zufrieden stellen wollen? „Dumm.“ Ehe sich er sich versehen konnte, war das Wort seinen Lippen entflohen und es zu widerrufen schien unmöglich. Nicht wenn man seine jetzige Fassung betrachtete. So kehrte er nur den Kopf wieder ab, legte ihn in den Nacken und schloss die Augen. Ja, das Wort beschrieb sein Tun gut. Er hatte doch nur aus Eigenvorteil gehandelt. Hatte er je dabei ihr Wohlergehen im Sinn? Hatte er überhaupt an sie gedacht? Innerlich lächelnd, bohrten sich seine Nägel noch tiefer in seine eigene Haut und in das darunter liegende Fleisch. Oh ja, er hatte an nichts anderes denken können.

„Mein Name?“ wieder wiederholte Liron einfach nur ihre Worte, ohne wirklich über sie nachzudenken. Er hörte sie, sie kamen an, er kannte ihre Bedeutung, doch wurden sie so schnell von dem Geschehen über ihnen verdrängt. „Wenn du so gelenkig bist, warum befreist du dich dann nicht? Warum lässt du dich dann so einfach fangen? Tust du nicht auch das was man dir sagt? Dann hast du doch gar kein Recht dich über die Leute hier aufzuregen.“ Eine kurze Pause, welche ausreichte, dass seine Wut allein an einem weiteren Gedanken, abermals anwuchs. „Und nenn' mich nicht Teufelchen, du Hexe!“ knurrte er nun. „Ich will überhaupt nichts von dir und deinem Körper wissen. Von einem Hund schon gar nicht. Ich hab‘ bloß gefragt, wie du gelernt hast mit dem Feuer umzugehen. Nichts weiter.“ Es ärgerte ihn, dass er die Frage überhaupt gestellt hatte. Gideon hatte ihn lediglich gesagt Informationen zu sammeln. Nicht welcher, nicht in welcher Art. Er hatte keinerlei Anhaltspunkte. Doch seine gestellte Frage, was ihr Feuer betraf, war nicht wegen Gideon gestellt wurden. Er, Liron, hatte es wissen wollen. Allerdings wurde ihm das zweite Mal an diesem Tag vor Augen geführt, dass es irrelevant war, was er wollte. So war es schon immer, nur musste er unweigerlich feststellen, dass ihn jetzt störte. Unfähig länger zu sitzen stand der junge Mann abrupt von dem Stuhl auf und ging zwei Schritte, die Arme vor der Brust verschränkt. Wieder ging er die Worte des Hundes durch. Keinen Sinn? Wenn es keinen Sinn hatte, warum war er dann hier? Liron wusste selber, dass er aufhören sollte weiter auf die Hündin zu hören, da es ihn nur noch wütender machte. An diesem Tag schien er alles um sich herum in Frage zu stellen. Sachen, welche er sonst einfach zu hingenommen hatte. Sauer trat er gegen den Stuhl, auf welchen er noch vor kurzem gesessen hatte. Dieser Tag sollte so schnell wie möglich enden.

Als er nun dieses Wort in den Raum warf, verkrampfte sich die Bewegung des Mädchens, dann hielt es inne. "Mag sein, ich höre ja schon auf mit reden.", murmelte April verletzt und zog den Kopf etwas ein, während sie nun auf die Tischplatte vor sich starrte. Dumm, das Wort hallte in ihrem Kopf wieder. Es war das einzige, das er dazu zu sagen hatte. All ihr Reden prallte wie an einer Mauer ab. Verzweifelt fuhr sie sich durch das rote Haar und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. Sie hatte sich so sehr gewünscht bei ihn zu sein, doch obwohl sie ihm nun nahe war, schien er ihr ferner denn je. Eine Tatsache, die sie geahnt, jedoch verleugnet hatte. Ihr Körper bebte und sie spürte wie Tränen in ihre Augen treten wollten. Sie wollte ihn berühren, sie wollte sein Herz schlagen hören, seine Wärme spüren. Sie wollte dieses ruhige zuversichtliche Lächeln sehen, dass sie durchhalten ließ. Schwer und langsam stieß sie die zuvor beinahe komplett angehaltene Luft aus. Im nächsten Moment schepperte es. April hatte sich energisch am Tisch hochgedrückt und der Stuhl war umgekippt. Nachdem sie sich selbst erschreckte durch das laute Geräusch, sah sie zu Arved. "Entschuldige...", murmelte sie verbissen. Eilig wandte sie den Blick ab, damit er die glasigen Augen nicht sehen konnte. Sie setzte ein paar Finger an die Lippen und begann abwesend an den Nägeln zu knabbern, während sie geistesabwesend vor dem Tisch auf und ab ging, um sich irgendwie abzulenken. Sie hatte schon einmal einen Jungen geliebt, der so aussah wie er. Damals hatte er dem kaum standhalten können. Es wäre dumm, den selben Fehler erneut zu begehen.

"Wuff.", kläffte die Hündin sarkastisch aus der Ecke. Seufzend kam sie dem dunklen Umriss entgegen. "Da ist aber einer schlecht gelaunt. Hab ich dich beleidigt oder bist du immer so? Der einzige, der sich aufregt bist du. Lass mich mal raten, wieso." Wieder begann sie lautstark mit grübeln und blieb in seiner Nähe stehen, da wo die Kette am weitesten gespannt war, ohne sie zu verletzen. "Ich habe vorhin gehört, dass man Nightmare abgeholt hat. Ich spekuliere jetzt mal ganz wild: Oben ist das Mädchen, Gideon, Nightmare... Sie sind sich ganz nahe. Es macht dich wahnsinnig. Sie sollte bei dir sein, bei keinem anderen! Nicht wahr? Ich liege richtig, nicht? Oh bitte, sag mir, dass ich richtig liege!", säuselte sie und kicherte. Wenn er ihren Fragen auswich, würde sie den seinen auch weiterhin ausweichen. Die puppenhafte Blondiene zuckte mit den Schultern. "Was solls, bei mir ist es doch ganz nett. Ich meine, ist doch ganz romantisch: Schummriges Licht, kalte Luft, ich trage ein Halsband - wir haben sogar super süße Spitznamen für den jeweils anderen!", provozierte sie ihren Gegner.

Der Mann an ihrer Seite hatte bei ihren nächsten Worten kaum hinhören können, so tief war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Erst das laute Krachen des Stuhles neben ihm, ließ ihn seine Augen öffnen und den Kopf heben. Was er nun sah, war ein Mädchen was gedankenversunken auf und ab lief. Verwirrt blinzelte, während seine Augen ihren Schritten folgten. Warum war sie nun so aufgebracht? Sofort ging er ihr Gespräch der letzten Minute durch, um den Auslöser zu finden. So kam er auch bei seinem letzten Wort an, welches er unbewusst ausgesprochen hatte. Skeptisch hob sich eine Braue von ihm. War das ihr Grund, obwohl es nicht einmal sie betraf? Er rutschte auf seinem Stuhl nach vorne und beugte sich zur Seite, um den umgefallenen Stuhl wieder aufzustellen. Er wusste nicht wie er ihr sagen sollte, dass er sich selbst damit meinte, ohne… die Augen fanden die schwarze Scheibe. Es war schier unmöglich es ihr zu erklären. Wie sie, musste auch er hier die Zeit absitzen, in der Hoffnung, dass Gideon sie beide bald raus holen würde. Leise Seufzend lehnte sich der Mann also wieder zurück, hob die Beine an, um seine Füße auf den Tisch abzulegen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss erneut die Augen. „Mach nicht zu laut.“ Murmelte er, während er sich samt Stuhl leicht nach hinten kippte. Er könnte hier nicht schlafen, auch wenn sie an seiner Seite war. Zu hoch war die Gefahr, dass ihm etwas entging.

Ehe sich Liron versah, hatte sich sein Körper von alleine bewegt. Er kam der zynischen Stimme entgegen und streckte seine Hand zielstrebig nach ihrem Hals aus. Ihm war es gleich, ob er es erwischte oder nicht, aber zu seinem Glück griffen seine Finger nach dem Halsband, an welchem er die Frau nun unsanft die letzten Zentimeter zu sich zog, was die Kette klirren ließ. „Halt mal die Luft an!“ knurrte er. „Spinn dir zusammen was du willst, doch glaub ja nicht, dass alles so funktioniert wie du es dir wünscht. Sie soll nicht bei mir sein, aber sie sollte definitiv nicht alleine bei diesem Köter sein.“ Auch wenn er nichts erkennen konnte oder wenn nur grobe Umrisse, wanderten seine Augen an der dunklen Gestalt vor ihm hinab. „Aber ein Hund würde das nicht verstehen, viel mehr macht er Witze aus seiner aussichtslosen Lage, um eben das zu überspielen. Wirkt schon etwas mickrig, findest du nicht auch, Hexe?!“ seine Worte hatten einen unüberhörbaren abfälligen Tonfall, doch mit ihm war es nicht zu überhören, dass er grinste. „Musst‘ dich für was ganz großes Halten, aber was bleibt dir schon anderes übrig. Weggeworfen, festgehalten und alleine.“

April ging noch einige Male auf und ab. Selbst als ihr ehemaliger Beschützer etwas sagte, blickte sie nur kurz auf und knabberte weiter an den Nägeln. Das war neu. Schließlich blieb sie direkt vor der großen Scheibe stehen und betrachtete ihren Welpen im Spiegelbild. Wieder fuhr sie sich durchs Haar. Sie musste etwas sagen, selbst wenn er sie wieder und wieder abwies. Es war sinnlos - Gideon hatte gute Arbeit geleistet. Fraglich war, wie viel Arved überhaupt noch in seinem Körper steckte... - Nein, unterbrach April den eigenen Gedanken. Wenn sie jetzt aufgab, dann war es vorbei, dann wäre all die Zeit sinnlos gewesen, dann wäre all die Arbeit umsonst. "Arved, ich liebe dich.", warf sie mit einem Mal in den Raum, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. "Ich habe hart für diesen Moment gearbeitet und selbst wenn es jetzt verschenkte Liebesmüh ist, ich werde jetzt nicht aufgeben. Das schaffe ich kein weiteres Mal. Ich kann dich nicht noch einmal verlieren, deswegen darf das jetzt nicht aufhören." Langsam drehte sie sich zu ihm um und sah ihn verzweifelt an. "Du wirst mich nicht los."


Die Blonde japste kurz auf, als sie näher gezogen wurde, doch als sie nun grob das Gesicht ihres Gegenübers erkannte, lächelte sie nur charmant. "Oh, so ist das also.", stellte sie fest und eine Braue zuckte amüsiert. "Vorsicht, wenn du mir weiter so schmeichelst, bekomme ich noch ganz weiche Knie." Grinsend schnalzte sie mit der Zunge. Ihr Blick wanderte kurz zur Seite, als sei diese Situation ganz beiläufig, ehe sie weiter sprach. "Im übrigen liegst du falsch.", begann Keye den Feuerteufel zu korrigieren und hob belehrend den Zeigefinger. "Ich bin nicht allein. Ich hab ja dich." Sie kicherte und stubste mit dem bereits erhobenen Zeigefinger gegen seine Brust. Langsam wanderten ihre Finger von dort weiter nach oben. "Sag mir nur eins, kleines Teufelchen:", sie packte seinen Kragen und zog ihn tiefer, während sie ihre Stimme senkte, "Liebst du sie?" Nun blickte sie direkt in ein dunkles Paar Augen, ein gehässiges siegessicheres Grinsen im Gesicht.

Dieses Mal folgte er jedes ihrer Wörter ganz genau, ohne dabei sich zu bewegen oder gar die Augen zu öffnen. Viel mehr schafften es seine Mundwinkeln kurzfristig zu zucken, als hätte er nur mit Müh und Not ein Lächeln abgewehrt. „Is‘ ja auch abgeschlossen.“ Weiterhin mit geschlossenen Augen zeigte er mit dem Daumen auf die Tür. April hatte es tatsächlich geschafft, dass sein kompletter Kopf leer war. Nur ihre Worte liefen in Endlosschleife ab, damit sie auch ja nie mehr vergessen würde. Sie hatte wegen ihm so viel durch machen müssen, das zeigten ihm all ihre Reaktionen. Sie war mindestens genauso abgemagert wie er gewesen und vom Schlaf beraubt wurden. Sie sagte, sie habe hart gearbeitet, auch wenn die Chancen hoch standen, dass es umsonst wäre. Dies tat sie für ihn, einen abgerichteten Hund. ‘Ich liebe dich., dies waren ihre Worte gewesen. Der Mann atmete tief ein, dann erwiderte er lächelnd in Gedanken: Ich liebe dich auch, April. Das habe ich immer.

Auch Liron grinste nur, war es bei ihm eine Mischung aus Wut und genervten Zügen. „Das interessiert dich, was?“ es missfiel ihm, dass sie ständig darauf herum kauen musste und ständig wieder darauf zurück griff. Doch anscheinend, war für eine eingesperrte Hündin dies das einzige, was sie unterhielt. Traurig. Ob er sie liebte. Ob er April liebte? Nein, solche Gefühle waren das nicht. Er gab zu, dass es nicht länger Freundschaft war, aber sollten seine Gefühle für sie bereits so tief sein? Das bezweifelte er, vielleicht hoffte er auch, dass es nicht so war. Würde das doch nur alles verkomplizieren. Zudem hatte er keine Zeit für so etwas. Immerhin schien er hier erst mal einen Hund Manieren beibringen zu müssen. „Aber tut mir wirklich leid, diese Antwort musst du dir verdienen.“ Seine Augen kreuzten den siegessicheren Blick der Hündin. „Und nach deinen Worten und Wunsch, werden wir uns ja noch einige Male sehen. Dein Glück, Hexe.“

April entfuhr ein kraftloses Seufzen. Wieso sagte sie sowas? Es würde doch nichts ändern. Und doch war es einfach aus ihr herausgeplatzt. "Jedenfalls...", versuchte sie den Gedanken abzuschließen, "weiß ich jetzt, dass du sicher -oder so- bist." Wieder knabberte sie an der Nagelhaut um ihren Finger und blickte angespannt zu ihm hinüber. Frustriert ließ sie den Kiefer knacken und wischte sich über das Gesicht, dann lehnte sie sich an die Wand und rutschte zu Boden. Hier hatte sie ihn zumindest gut im Blick. Sie hatte lange nicht so viel Zeit mit ihm verbringen können. Ihr war eigentlich alles egal.

"Du hast gezögert.", ermahnte Keye ihren Mitspieler heiter und ließ ihn los. "Wenn du das so sagst, klingt das so,als wolltest du mich wieder besuchen kommen? Wieso sprichst du von meinem Glück? Du hast dich gerade eben dafür entschieden, mich wieder besuchen zu wollen. Mich, in meinem bescheidenen Heim." Schelmisch bleckte sie die Zähne. "Ich darf mir was verdienen, Feuerteufelchen? Das freut mich aber! Weil, du weißt schon, das einzige, was eine Gefangenschaft so attraktiv macht, ist ein Mann, der mir sagt, dass ich mich beweisen darf. Wobei", sie legte einen Finger ans Kinn, "wenn du mich noch länger so bei diesem liebevollen Kosenamen nennst, wird mir ganz heiß." Sie fächelte sich theatralisch Luft zu, bevor sie abrupt innehielt. "Gib doch zu, dass du mich wiedersehen willst. Sag nicht, dass ich die Erste bin, die dir Paroli bietet." Wieder folgte ein kokettes Grinsen. "Oder ist das tatsächlich dein erstes Mal?" Inzwischen wechselten Ernsthaftigkeit, Sarkasmus und Spott in ihrer Stimme ziemlich schnell.