Ravenna
Rannte durch die endlosen Flure, während Tränen ihre Wangen hinab kullerten. Sie wusste nicht wohin sie gehen sollte. Wieso war sie gegangen?! War sie wirklich so töricht?! Sie rannte um die Ecke und stieß mit jemanden zusammen. Schniefend hob sie den Kopf. "!James!", rief sie als sie ihr Gegenüber erkannte. "Bitte! Sie müssen einen Arzt rufen! Irgendetwas stimmt mit Nicolas nicht. Bitte... Schnell! Ich... Ich muss wieder zu ihm..." Die Tränen liefen weiter hinab, aber Ravennas Gesichtsausdruck war plötzlich hart und entschlossen. Ohne James reden zu lassen, drehte sie sich um und rannte zurück. Als sie in das Zimmer stürzte, war er jedoch nicht mehr dort, wo sie ihn zurück gelassen hatte. "Nicolas?", rief sie und sah sichum. Die Balkontür stand weit offen und sie rannte nach draußen. Dann schien ihr Herz still zu stehen. Da lag er. Blut rann seinen Arm hinab und um ihn herum hatte sich eine große rote Lache gebildet. "Nicolas..." Allein der Anblick tat ihr so weh, als wäre es ihre eigene Wunde. Schnell kniete sie sich zu ihm. "Was hast du nur getan?!"
Sie riss sich ein Stück Stoff von ihrem Morgenmantel ab und wischte das Blut weg, doch es kam immer neues nach. Sie zitterte am ganzen Körper. Irgendetwas musste sie doch tun können... Sie kramte ein kleines Nähetui aus ihrer Manteltasche, ein Trick den sie von ihrer Anstandsdame gelernt hatte. 'Man weiß nie, was passieren kann', hatte sie immer gesagt.
Zittrig führte sie den Faden durch das Nadelöhr und begann seine Wunde zu zunähen, wobei sie den drang sich zu übergeben versuchte zu unterdrücken.

Ravenna
Spürte wie er sich regte, als sie gerade den Faden abriss, weil sie fertig mit nähen war. Ihr rannen noch immer tränen über dasGesicht. Sie lehnte ihre Stirn an seine und schloss die Augen. "Was hast du getan, Nicolas?", murmelte Ravenna abermals leise.

uRavenna
nickte. "Ja..." Vermutlich hatte er das schon garnicht mehr gehört, dann sie spürte, dass sein Körper wieder ein Stück zusammen sackte. "Bitte halt durch...", flehte sie leise.
Mit einem lauten Plautzen wurde die Tür aufgerissen und eine Horde Menschen kam herein gestürzt. Ein Mann mit einer komischen Aktentasche - vermutlich der Arzt-, ihre Mutter, Nicolas' Eltern, die wahrscheinlich von ihrer Mutter mit gezogen wurden, James, dem sie all das ja gesagt hatte, ein Zimmermädchen und ganz hinten ein ihr nur sehr gut bekanntes Gesicht - Ihr Vater.
Er war schon da? "Hier!", rief sie um auf sich aufmerksam zu machen. Alle stürzten auf Nicolas zu. Nur ihr Vater nicht. Er zog sie zu sich hoch und schloss sie in die Arme, wo sie in Ruhe weiter schluchzen konnte. Ihr Vater liebte sie - ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter. Aber irgendetwas war anders. Er war dünner geworden... und älter - richtig knittrig. Sein Haar war nun komplett grau. Konnte man so schnell altern. Und er war ungesund blass. War er krank?

Ravenna
Wurde alles zu viel. Sie ließ ihren Vater los und drehte sich um. "Jetzt sind hier alle einmal still! Denkt ihr eigentlich auch mal an Nicolas? Mir reicht es! Ich will, dass jetzt alle hier verschwinden! Die einzigen, denen der Zutritt zu diesem Raum gewährt ist, sind der Arzt und James. Alle anderen verschwinden hier! Auf der Stelle!" ihr Gesicht war rot von dem Geschrei. Sie war wütend auf die anderen und überfordert mit der gesamtsituation.

Ravenna
Folgte Nicolas' Blick. "Es ist wohl jetzt ein schlechter Zeitpunkt euch einander vorzustellen...", murmelte sie. "Vater das ist mein Verlobter Nicolas of Grey. Nicolas, das ist mein Vater Mortimer O'Notley." Ihr Vater lächelte matt. "Freut mich sehr. Sie haben wirklich Glück mit meiner kleinen Prinzessin."

Ravenna
Der Graf nahm seine Hand an und schüttelte sie fest. "Ich würde ja sagen, sie sollten auf meine Kleine aufpassen, aber so wie es gerade aussieht, ist es andersrum ...", erklärte er kalt.
Ravenna schmunzelte und sah zu Nicolas. " Du solltest dich hinlegen... Und Vater... Vielleicht solltest du dich um Mutter kümmern."
"Um dieses alte hysterische Weib?", hörte man ihn nur grummeln, dennoch wandte er sich zum gehen. "Hör nur auf zu weinen,Liebling."
Erst jetzt fiel Ravenna auf, dass über ihr Gesicht noch immer vereinzelt Tränen liefen. "Freudentränen... Das sind nur Freudentränen. Ich bin froh, dass es euch gut geht..."

Ravenna
Krabbelte zu ihm aufs Bett und kniete sich neben ihn. "So... Und jetzt erzählst du mir, was los ist."

Ravenna
"Doch. Aber du hast zukünftige Ehefrau und Mutter vergessen."
Sie krabbelte näher und legte sich neben ihn. "Ich dachte, ich hätte dich verloren...", murmelte sie und sah zu dem Deckenhügel unter dem sich Nicolas verbarg.