Siana
Ich hörte ihn meinen Namen flüstern und quietschte leise auf. Schnell kam ich zu meinen Beinen und rannte an dem Feuerschmetterling vorbei in seine Arme und küsste ihn frontal auf den Mund. Meine Brust flatterte wie der brennende Schmetterling, der aufgeregt seine Kreise um unsere Köpfe zog. Ich schloss die Augen und umklammerte seinen Hals-ein bombastisches Gefühl.

Derek:
Ich nahm sie überrascht in meine Arme und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. "Siana", flüsterte ich noch einmal, als sie sich von mir löste, "freust du dich etwa so mich zu sehen?" Ich hatte überhaupt nicht erwartet, dass sie so reagieren würde. Ich hatte eher vermutet, sie würde fragen, warum ich sie vor all den anderen geküsst hatte. Allerdings hatte sie das nicht getan, und das ließ mich Freude fühlen. Ich spürte, wie sich Feuer in meinem Bauch ausbreitete und mich wärmte. Ich hatte mich nur selten so lebendig gefühlt. Das Feuer schien sich zu verändern, fühlte sich an, als würden sich Schmetterlinge in mir tummeln, als ob sie raus wollten. War das etwa Liebe? Fühlte sich so Verliebtheit an? Es war so ein wunderschönes Gefühl, so anders als alles, das ich jemals gespürt hatte...

Siana
Als ich mich wieder von dem Kuss löste, sah ich Dereks überraschtes Gesicht und wurde rot. War ich zu voreilig? Ging ihm das zu schnell? Wollte er mich gar nicht küssen? Ich weiß nicht, warum ich immer so schnell panisch werde, aber ich war ziemlich erleichtert, als sich seine Miene in ein Lächeln verzog. Ich sah mich um. Zwar liebte ich diesen Ort mehr als alles andere, aber trotzdem würde ich gern mal woanders mit ihm hingehen. Nach draußen vielleicht, irgendwo in die Natur. Die meisten Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit spielten sich zwischen diesen schweren dunklen Regalen ab und ich sehnte mich nach etwas Freiheit. Ich sah zu ihm hoch und fragte: "Sollen wir vielleicht mal irgendwo anders hingehen? Raus aus der Academy, meine ich. In den Wald oder an die Küste oder so."

Siana
Insgeheim dachte ich auch an den Winterball. Ob er mich wohl fragen würde? Ich sah ihn fragend an. "Wir könnten auch in die Stadt, aber dort sind immer so viele Menschen..." Derek würde mich verstehen. Schließlich war auch er kein Freund großer Menschenmassen.

Derek:
Den Kuss hatte ich eigentlich leidenschaftlicher erwidern wollen, doch sie hatte sich so schnell zurückgezogen, dass ich das gar nicht hinbekommen hätte können. "Ugh, Menschen... Da hast du recht, meine Schöne.", stimmte ich ihr leise zu. "Wo soll's denn hingehen?", flüsterte ich ihr ins Ohr, zog sie an mich und nahm sie hoch, um sie herumzutragen. Als ich sie durch die Gänge mit den Regalen trug, kam mir in den Sinn, dass wir kaum woanders zusammen gewesen waren, als hier in der Bibliothek... und außerdem musste ich sie unbedingt noch wegen des Balls fragen. Nicht, dass ich dann zu spät kam und sie schon einen anderen Tanzpartner hatte... "Wie wäre es, wenn wir zum Strand hinuntergehen?" Darum, dass es ihr zu kalt werden konnte, musste ich mir zum Glück keine Sorgen machen.

Siana
Ich kicherte, als er mich auf einmal hochhob und zwischen den Regalen entlang lief. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schaute zu ihm hoch. "Ja, gerne", antwortete ich. "Ich bin schließlich gern im der Nähe von Wasser" Sein Körper war so angenehm warm. Ich kuschelte mich an ihn und fragte dann lachend: "Du hast jetzt aber nicht vor, mich bis da runter zu tragen, oder?"

Derek:
Daran hatte ich gar nicht gedacht... Gut, dass ich sozusagen den perfekten Ort ausgesucht hatte... "Dochdoch", meinte ich und ein Lächeln stahl sich über meine Lippen. Ich musste es zumindest versuchen sie bis zum Strand zu tragen.

Siana
Ich hielt mich mit meiner Hand an seinem Oberteil fest, obwohl ich mir sicher war, dass ich nicht fallen würde, täte ich es nicht. Am Anfang machte mir etwas Sorgen, dass mir etwas kalt werden könnte, weil ich nicht mal meine Jacke dabei hatte. Aber als wir draußen waren, merkte ich, dass eine solche Wärme von Derek ausging, dass eine Jacke völlig überflüssig wäre. Manche schauten uns etwas schief an, und ich hasste es, wenn Leute mich so ansahen. Mich überhaupt ansahen. Also schloss ich die Augen und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. "Du bist so schön warm!", murmelte ich verträumt.

----------------------->Strand

Siana
Ich rannte in die hinterste Ecke der Bibliothek zu dem roten Sofa, auf dem ich immer las, und warf mich mit dem Gesicht nach unten auf das Polster. Verzweifelt schluchzte ich in den Stoff. Ich bin einfach vor Derek weggerannt. Wieso habe ich das getan? Und dann hab ich alles an Ana ausgelassen, sie erbarmungslos angeschrien. Wieso bin ich in letzter Zeit nur so ein rücksichtsloses egoistisches Miststück? Oder war das schon immer meine wahre Seite, die nur jetzt erst zum Vorschein kommt? Ich presse mein Gesicht in das Kissen, um mein Schluchzen zu ersticken. Der Widerhall in dieser Bibliothek ist furchteinflößend.

Siana
Schluchzend hebe ich den Kopf und schaue mich verwirrt um.
"Wer ist da?". Ich setzte mich auf und wischte mir mit dem Ärmel meines Kleides die Tränen aus dem
Gesicht.

Siana
Ich unterdrücke meine Tränen mehr oder weniger erfolgreich und sage "Du hast Recht. Ich mach mir wahrscheinlich nur unnötig Gedanken. Es ist dumm." Meine Stimme hallt durch die Regale und wird ein leises Echo zurück. Wie es wohl klingen würde, wenn ein Chor hier drin singen würde? Bei dem Gedanken, dass ich gerade mit einem wildfremden Jungen, den in nicht mal sehe rede, wird mir irgendwie mulmig zumute. Ich ziehe meine Beine auf das Sofa und umklammere sie mit meinen Armen.

Siana
Daraufhin lief ich in die Richtung, woher ich die Stimme vermutete und sah einen Jungen lesend auf dem Fensterbrett der Bibliothek sitzen. Ich lehnte mich an das Regal mit den Krimiromanen und grinste. "Wow."