"Wir sind ein barbarisches Volk. Ich könnte hier auch komplett nackt herum laufen und wären allen gleichgültig." Als sie fertig war, nahm er ihre Hand zog sie mit sich in das riesige Getümmel.
So wie alle mit sich selbst beschäftigt waren, konnten die beiden sich einfach durch die dichte Masse an Wesen drängen, ohne auch nur wahrgenommen zu werden, was sich zu Cyrills Vorteil erwies. Er lief noch eine weile die Hauptstraße entlang, ehe er wieder in eine Seitengasse abbog.
Dort wurde es wieder ein wenig ruhiger und er schaute kurz hinter sich zu Antlanta, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging.
Stumm drehte er seinen Kopf wieder nach vorn und erreichte somit eine weitere Hauptstraße. Dort wiederholte sich das Spielchen, wie auf der anderen Straße, sodass sie wieder, ohne gesehen zu werden, diese passieren konnten.
Er lief mit ihr immer weiter ins Stadtinner, bis er endlich stehen blieb und an die Tür eines reihenartigen Hauses klopfte.
Nach kurzer Zeit wurde jene Tür geöffnet und eine große, kurvige Frau war im Eingang zu erkennen. Sie war mit einer dunklen Sporthose bekleidet, die knapp unter ihrem Gesäß endete und das einzige war ihren Oberkörper bedeckte, war ein bauchfreies, eng anliegendes, schwarze Tank Top. Ihre braunen Locken hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden, der ihr fast bis zur Taille reichte. Sie war eine der Frauen, die genau wussten wie sie ihre Vorzüge am besten zur schau stellen konnten.
Als sie dann Cyrill halbnackt vor ihrer Tür stehen sah und seine Gesichtszüge reine Ungeduld ausstrahlten, fing sie fast an zu lachen.
"Ich brauche deine Hilfe, Shay." Sagte er, worauf er ein nicken von ihr bekam und sie zur Seite trat damit Antlanta und Cyrill eintreten konnten.

Als Cyrill und Antlanta nun eingetreten waren, schloss Shay hinter ihnen die Tür. Doch anscheinend reichte es der Brünetten nicht sie einfach nur die Tür zu schließen, sondern auch noch den Schlüssel darin umzudrehen, weil sie genau wusste, dass etwas nicht stimmte.
"Warum hast du das Engelchen durch die gesamte Stadt geschliffen?" Wollte sie, ohne weitere umschweife wissen. Dabei stemmte sie die Hände in Hüften und wirkte fast wie eine große Schwester, die ihren kleinen Bruder zurechtwies.
Derweil fuhr sich Cyrill durch sein verfilztes Haar und seufzte kaum merklich. "Sie sollte ja einige Zeit hier bleiben wegen dem Vertrag. Und kaum ist sie ein Tag hier, wollte sie auch schon jemand umbringen, auch wenn sie unter meinem Schutz steht. Es war einer dieser Bande die mich nicht als Herrscher akzeptieren." Er stöhnte kurz genervt auf. "Können die mich nicht einfach, wie alle anderen herausvordern?! Das würde alles viel einfacher machen." Jammerte er auch schon, wobei er weiter ins Innere des Hauses lief und sich auf die Couch im Wohnzimmer setzte.
Shay schaute ihm kurz hinterher, ehe ihr Blick wieder auf das zierliche Wesen neben sich konzentrierte. "Deshalb sieht sie so verstört aus." Rief sie ihm dann hinterher und legte ihre Hand auf Antlantas Rücken. "Komm doch erstmal mit rein und setzt dich Süße." Auch wenn es wie ein Angebot klang, schob Shay sie auch schon mit ins Wohnzimmer.

Shay lief mit einem Grinsen auf den Lippen an dem Engel vorbei und setzte sich neben Cyrill. "Hunde die bellen, beißen nicht." Sie zwinkerte Antlanta zu, zeigte jedoch im nächsten Moment auch schon auf den Sessel gegenüber der Couch. "Setzt dich doch wenigstens erstmal." Bot sie an und lehnte sich darauf zurück. Sie schlug ein Bein über das andere und verschränkte die Arme.
"Und? Was willst du jetzt machen?" Fragte sie, weiterhin den Blick auf Antlanta gerichtet.
"Ich bin mir noch nicht sicher. Auf jeden Fall kann ich sie jetzt noch nicht zurück schicken. Wenn das raus kommt, was hier passiert ist, ist der Waffenstillstand im arsch." Er beugte sich vor und stützte seine Arme auf seinen Knien ab. "Das will ich auf keinen Fall. Wenn mein Volk sich gerne umbringen will, dann können die das gerne gegenseitig machen. Aber ich habe diesen Krieg satt." Sprach er offen aus. Es schien so, als könne er bei Shay immer das sagen, was in seinem Kopf gerade vorging, ohne in irgendeiner Hinsicht verurteilt zu werden. Denn sie klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und nickte wissend.
"Also ist sie sowas wie deine Geisel?" Fragte sie neckisch, worauf Shay ein Kopfschütteln mit einem Grinsen erntete. "So könnte man ausdrücken." Nun blickte er zu Antlanta. "Keine sorge, ich handle nur zu deinem Schutz."

"Jetzt reicht es mir, du kleine Göre!" Erhob Shay die Stimme. Der neckische Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwand, stattdessen sah sie jetzt unheimlich wütend aus. "Keine Ahnung was dein Problem ist, aber anscheinend verstehst du nicht ernst der Lage. Hör auf wie ein pubertierendes Kind herum zu nörgeln und beiß die Zähne zusammen. Du kannst froh sein jetzt hier sitzen zu dürfen, denn im Normalfall bin ich allergisch gegen Federn. Ich mache das hier gerade aus reiner Nettigkeit und weil ich heute einen guten Tag habe. Ich könnte dich auch genau so gut auf die Straße setzen und abwarten was mit dir passiert."
Als sie sprach legte Cyrill ihr eine Hand auf den Arm um sie zu beruhigen. Sie stattdessen drehte ihren Kopf ruckartig zu ihm und funkelte ihn wütend an. "Es ist doch wahr Cyrill."
"Kannst du uns vielleicht einen Augenblick allein lassen?" Auch wenn es mit den beruhigenden Lächeln, was auf Cyrills Lippen lag, eher wie eine Bitte klang, wussten beide, dass es doch eher einem Befehl ähnelte.
Ohne weitere Worte fallen zu lassen, erhob sich die brünette Frau und verschwand aus dem Raum. Daraufhin wandte sich der Weißhaarige an Antlanta. "Ich weiß, ich bin nicht vertrauenswürdig, weil sich unsere Völker schon abertausendendene von Jahren bekriegen, und so weiter und so fort. Aber was ist dein Problem?"

Cyrill seufzte genervt auf und fuhr sich durch sein Haar. Warum waren Frauen, egal welcher Abstammung, nur immer so kompliziert. "Ja natürlich geht es um den Vertrag. Aber wenn es allein darum gehen würde, hätte ich dann wirklich durch Tunnel getragen, weil du angst hattest?" Hob er gleich wieder die Situation hervor. "Außerdem, wenn ich dich beschütze, verhindere ich ja gleichzeitig, dass der Vertrag zunichte gemacht wird. Und wenn ich nicht will, dass der Vertrag zunichte gemacht wird, muss ich dich beschützen. Das eine geht nicht ohne das andere." Versuchte er es ihr zu erklären, während er aufstand.
Er ging zu ihrem Platz hinüber und blieb dicht vor ihr stehen. Im nächsten Moment beugte er zu ihr runter, wobei er ihr Kinn umfasste und es abhob.
"Aber vielleicht habe ich einfach nur ein fable für Engel, was ich zu verschleiern versuche." Flüsterte er grinsend dicht an ihren Lippen. Dabei blitzte etwas in seinen roten Augen, was sie zwar erkennen konnte, doch nie erklären könnte, was es bedeutete.

Ein grinsen bildete sich auf seinen Lippen, ehe er seine Hand von ihrem Kinn löste und er einen Finger über ihre Kehle streichen ließ. "Ich mache mich also wieder nur lustig über dich? Gut, dass du Dinge über mich weißt, die ich selber noch nicht einmal weiß." Erwiderte er in einem ebenso leisen Tonfall wie zuvor. "Aber ich habe meine Gründe, warum ich das hier alles mache." Gab er ihr noch einen letzten Hinweis, ehe er wieder ein Stück zurückwich und auf sie hinab schaute.
"Ich möchte, dass wir erst einmal hier bleiben und den nächsten Tag abwarten, da wir heute nichts mehr erreichen können."

Sofort stürzte Cyrill hinter ihr her und drängte sie von dem Fenster weg. "Bist du verrückt?! Du wirst von wer weiß wie vielen Dämonen gesucht, da kannst du doch nicht einfach so aus dem Fenster schreien." Schnauzte er Antlanta an, auch wenn es eher seine Sorge um sie war, die ihn veranlasste so aus der Haut zu fahren, statt ihr eigentliches Handeln. Als er merkte, dass er seine Hand schon fast schmerzhaft um ihren Oberarm gekrallt hatte, ließ er sie augenblicklich los und schloss das Fenster.
"Tut mir leid." Entschuldigte er sich noch halbherzig. "Ja, wir haben sie zu hauf. Sie sind hier nichts besonderes."
Kurz darauf kam Shay wieder in den Raum und musterte beide einen Augenblick. Sie hatte ebenfalls Antlantas laute Worte gehört und dann auch die Maßregelung von Cyrill, weshalb sie auch wieder in den Raum kam.
"Bleibt ihr heute hier?" Wollte sie dann wissen, während sie mit verschränkten Armen im Türrahmen stand.
Cyrill drehte sich sofort um und nickte. "Wenn es dir keine Umstände macht." Entgegnete er, worauf sie kurz darauf auf ihn zu ging. Auch wenn sie ein wenig kleiner als er war, stellte sie sich vor ihn und tätchelte grinsend seine Wange.
"Ach der unbesiegbare Herrscher fragt mich nach meinem befinden. Das ist ja herzallerliebst." Lachte sie. "Dass ich das noch erlebe." Sagte sie zu sich selber und zwinkerte ihm frech zu.
"Wollt ihr in einem Zimmer schlafen? Oder lieber getrennt." Die letzten Worte sprach sie zu Antlanta, wobei Shay ihr auch ins Gesicht schaute.

Cyrill erwiderte ihren Blick, nur weitaus amüsierter als sie. "Natürlich teilen wir uns kein Zimmer." Nun wechselte sein Blick zu Shay. "Du hast doch noch zwei Zimmer über?"
Shay nickte auf seine Frage mit einem verschmutzten Lächeln auf den Lippen. "Für dich würde ich auch mein eigenes Zimmer hergeben." Lachte sie, ehe sie schon los lief. "Dann kommt mal mit."