Raviva hielt die Augen geschlossen und atmete ruhig. Sie schlief nicht, aber in seinen Armen würde es wohl darauf hinaus laufen. Sie war vielleicht nicht die gefühlvollste Person auf Erden, aber einfach in seinen Armen zu liegen und ein wenig zu kuscheln... Das machte alles für einen Moment perfekt, gab ihrem leben wieder einen Ansporn, einen Sinn. Vielleicht würde auch er sie eines Tages lieben können. Vielleicht noch nicht heute oder morgen,,. Aber vielleicht irgendwann. Sie konnte nichts verlangen. Er war bei ihr geblieben, trotz allem. Er hat bisher mehr für sie getan als jeder andere...

~Hast du dir wirklich eingebildet du könntest es ewig durch und aufrecht halten?~ wieder kicherte die Stimme wieder so gehässig. //Nein hör auf!// rief Lain in Gedanken. Verdammt noch mal, was sollte das? Er ballte seine Hände zu Fäusten und zog den Arm von Raviva zurück. Dann erhob er sich im Bett, er stand auf und zog sich seien Hose an. Ohne ein Wort verließ er das Schlafzimmer und schloss die Tür leise hinter sich. Er durchquerte das Wohnzimmer und trat auf den Balkon. Der Tag war im vollen Lauf und jeder ging seinem typischen Alltag nach. Er zog eine Zigarette aus der Packung in seiner Hose und zündete sich eine an. Egal, ob es Raviva gefiel oder nicht, er brauchte sie halt! Er zog kräftig an ihr und blies den grauen rauch ebenso schwungvoll aus. Er sah den Rauchfahnen nach und seufzte geistesabwesend.
~Ich bleibe trotzdem noch da!~

Raviva öffnete die Augen, aber er war bereits weg. Soviel dazu. Sie spürte Tränen in ihr Aufkommen als plötzlich aller Schmerz in ihren körper zurück kehrte. Nein, sie würde nicht weinen. Sie weinte nie. Es wäre von ihr viel zu viel verlangt endlich einen normalen Typen abzubekommen. Schnell zog sie sich Pullover und zumindest ein Höschen über, dann lugte sie aus dem Raum. Er rauchte. Das war also so dringend. Sie hob die Packung vom wohnzimmertisch auf und nahm eine heraus, dann trat sie zu ihm auf den Balkon hinaus. Die Kälte Tat so gut auf den Wunden... " hast du Feuer?"

Lain drehte verwundert den Kopf zu Raviva um. Seine Augen waren etwas geweitet und in seinem Mund klemmte die qualmende Zigarette. Für einen kurzen Moment konnte er nichts sagen oder tun, dann lächelte er sie leicht dankbar an und zog ein Feuerzeug aus der Hosentasche. Er hielt es an ihre Kippe und ließ eine kleine Flamme aus dem gerät schnippen, dann steckte er es wieder ein. Er legte seine Hand an den Mund und nahm seine Zigarette, zwischen Zeigefinger und Mittelfinger, aus seinen Mund und blies den Rauch aus.

Raviva blickte über die Dächer der Stadt hinweg und schwieg, während sie den Rauch durch ihre Lungen wirbeln ließ und ihn letzten Endes wieder ausstieß. Was sollte sie nun noch sagen, wenn ihm ein blöder Glimmstängel so wichtig war. Sie wollte jetzt nicht allein im Bett liegen, dann fühlte sie sich so verbraucht, einfach nur eine billige Nummer für zwischen durch. Lieber hier draußen mit ihm gemeinsam die Welt hassen...

Lain starrte ebenfalls zu den Dächern und runter auf die Straßen. Was denn bloß los? Gerade so machte er doch alles kaputt. Aber was gab es schon zum kaputt machen? Früher oder später würde eh jede Maske fallen und er würde die Wahrheit sagen müssen. er sollte lieber die Zeit noch nutzten, die ihm mit Raviva und diesem Lain blieb. Doch was machte er? Er stand draußen, rauchte eine und schweig. //Wie kindisch.//

Raviva blickte kurz zu ihm. Dieses schweigen brannte sich in ihre Seele ein. "He, Lain... Das, was ich vorhin gesagt habe... Also..." Sie starrte auf ihre Füße. "Wir können das auch vergessen, wenn es dir unangenehm ist..." Ihre stimme blieb Rau und leise. Sie konnte ihn jetzt einfach nicht ansehen. "Ich wollte dir damit nichts aufzwingen... Aber nach all dem, was passiert ist..." Wieso zum Henker Schnitt sie ausgerechnet so ein bescheuertes Thema an?!

Lain lächelte kurz und drehte sich zu ihr um. Sein Blick war warm und liebevoll, doch sie sah es eh nicht, da sie zu Boden sah. "Es ist in Ordnung..." Das Lächeln verschwand als er sich wieder den Häusern zu wand. "Ich habe mich in keiner Weise verpflichtet gefühlt oder gezwungen." erklärte er ihr. "Ich versteh dich gut" //Doch ich kann diese Worte nie zu dir sagen können! Warum verstehst du das nicht?// sein Blick wurde kurz wieder traurig. "Ich hoffe du nimmst es mir nicht böse, wenn ich auf den richtigen Moment warte, bis ich es dir sage. Meiner Meinung nach muss das was besonderes sein." log er. Also war es jetzt entschieden. Er würde die Maske weiterhin aufbehalten, er würde weiter spielen und alles um ihn herum mit allen Mitteln am Leben halten, bis der Vorhang fiel. Er würde es für sie tun. So ist es das beste. Irgendwann würde sie ihn vielleicht verstehen. Er verabschiedete sich von dem nachdenklichen Gesicht und schlüpfte perfekt in seine Rolle.

Sie nickte langsam und nahm wieder einen Zug, sog den Rauch lang und tief in sich auf. "Ich bin nicht gut in sowas.", murmelte sie und der Qualm waberte zwischen ihren Lippen hervor, während sie sprach. "Ich hätte es sogar verstanden, wenn du das weite gesucht hättest. So wie die Typen zuvor. Eigentlich hätte ich gedacht, du würdest das schon tun, nachdem du das mit dem Kind erfahren hast. Vielleicht... Habe ich es dir deswegen vorher nicht erzählt. Ich wollte nicht, dass du gehst... Und jetzt bist du immernoch hier. Dabei habe ich nichts mehr. Kein Geld, keine Schönheit, kein Kind, keine Wohnung, keinen Psychologen, nein, nichtmal einen festen Job. Was zum Geier hält dich bei mir überhaupt noch? Du bist das letzte, das mir geblieben ist..." Endlich sah sie ihn wieder an, aber ihr Blick wirkte irgendwie verloren.

"Frag bloß nicht, sonst überlege ich es mir noch anders!" er schnippte seine fertige Zigarette weg und ging zu ihr. Er legte ihr die Arme um den Körper."Du bist schön, du hast den Job bestimmt noch und das mit dem Geld wird auch wieder!" erklärte er zuversichtlich. Dann musterte er die Zigarette in ihrer Hand."Seit wann rauchst du?" oô

"Eigentlich hatte ich es mir vor eine ganzen Weile abgewöhnt...", gestand sie ihm. "Aber es ist ganz praktisch, wenn man nicht allein sein möchte." Sie nahm einen letzten Zug, dann warf sie die Zigarette einfach unachtsam vom Balkon. "Oder etwa nicht?"

"oh ja, dass stimmt wohl." er schob ihr eine Strähne hinter das Ohr, die ihr wahrscheinlich gar nicht wirklich im Gesicht hing. Doch das schien seit kurzem ein unbewusster Reflex geworden zu sein. Er lehnte sein Kinn gegen ihren Kopf und schloss für einen Moment die Augen. Seine Arme blieben um ihren Körper geschlungen."Vertraust du mir?" fragte er nach einer kurzen Pause.

Auch Raviva schloss die Augen und seufzte. Wieder so ein Moment, der so wunderschön war und wahrscheinlich im nächsten Moment schon zerstört wird. Ob sie ihm vertraute? Na rate mal. Sie war kein Mensch, der jedem blind verfiel. Deshalb antwortete sie ihm wahrheitsgemäß mit "Ja." Natürlich vertraute sie ihm. Er war der einzige Mensch, den überhaupt irgendwas kümmerte, wenn es sie betraf. Selbst wenn es eine unerwiderte Liebe war, die sie in ihm fand, so wusste sie dennoch, dass sie ihm nicht egal war. Sie würde ihm sogar ihr Leben anvertrauen.

Lain ließ die Augen geschlossen, doch als hätten die Worte ihn verhext, beruhigte sich sein Atem und ein stilles, kaum erkennbares Lächeln zuckt ein seinen Mundwinkeln. Er wusste nicht ganz warum er es so dringen gehabt hatte, sie dies zu fragen, doch jetzt hatte er die Antwort. Er legte sein Gesicht auf ihrer Schulter ab und und legte seine Arme um ihre Oberarme und verharkte die Hände hinter ihrem Rücken, sodass er sie so dicht es ging bei sich hielt. Wahrscheinlich sah es so aus, als würde er sich bei ihr ausheulen, doch für ihn war es alles andere als zum heulen. Er sauge ihren Geruch in sich auf und strich dann letztendlich mit dem Finger über ihren Rücken. "danke..." murmelte er in ihre Schulter.

Raviva musste lächeln und schmiegte sich an ihn. "Wofür?" Sie sah das alles plötzlich als selbstverständlich - nicht wie bei den anderen Männern. Und wenn einer von ihnen, seinen Dank ausdrücken sollte, dann war das wohl sie. Er gab ihr das Gefühl einen Sinn zu haben...