Lain hob die Hand du der Binde um seinen Augen und streifte sie nach oben auf seine Stirn. Sein Blick traf direkt ihren und war erschreckend weich und einfühlsam. Verdammt, jetzt wurde er wieder so weich. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine beiden großen Hände und küsste die Tränen weg, dann suchte er wieder ihren Blick. Der Geschmack ihrer Tränen machte sich in seinem Mund breit und ließ seine Kehle wieder trocken werden. Eigentlich war es doch gut so, wenn sie verzweifelt war. Vielleicht ging sie dann auch freiwillig, dann brauchte er sich nicht mehr verstecken. Doch welcher Mensch, möge er noch so perfekt sein, war wirklich vernünftig? Er war es nicht. Obwohl alles in ihm schrie, auch wenn er sich zum Teil den Konsequenzen bewusst war und den ganzen Umständen, konnte er nicht einfach schweigen. "ich werde dich nicht verlassen. Wie verrückt du auch bist, ob du schwanger bist oder nicht... Ich bleibe hier bei dir. Vielleicht weil es dann einfach nur mühselig wäre, sich Vorwürfe zu machen, wenn dir etwas passiert oder weil ich mich einfach nach die sehne. Aber ich glaube es ist eher das zweite." er lehnte seine Stirn gegen ihre und sah ihr in die Augen. "bitte weine nicht..."

Raviva sah tief in seine Augen und biss sich auf die Unterlippe, um die Schluchzer zu unterdrücken, was es irgendwie nur noch schlimmer machte. In ihr stieg unendliche Dankbarkeit und neue Hoffnung auf. Wenn er sie so ansah könnte sie wieder alles in den Wind schießen, könnte sie wieder glauben, er würde sie lieben können. Irgendwie...
Seine Worte verschlugen ihr die Sprache für eine ganze Weile. Dann senkte sie den Blick. "Danke...", brachte sie nun leise hervor. Das war alles. Dabei hatte sie ihm soviel mehr zu sagen und doch wirkte alles neben diesem kleinen Wort so hinfällig. Wieder rollte ihr eine träne über die Wange und sie schloss die Augen, damit es nicht noch mehr wurden, selbst wenn es diesmal keine Tränen der Trauer und Verzweiflung waren.

Lain legte seine Arme um sie und umarmte sie bloß. Er wusste nicht, ob ein Kuss das ganze vielleicht eher zerstört hätte. Er konnte ihr Herz tatsächlich an seiner Brust pochen spüren. Natürlich hatte er es die ganze Zeit über gehört. Deswegen war es ja auch so schwer gewesen. Er zog mit der Hand das Band ganz von seinem Kopf und wickelte es um.sein Handgelenk. Er würde lernen ihr mehr Gefühle entgegen zu bringen. "Ach Raviva..." murmelte er und drückte ihren zierlichen Körper enger an seinen.

Raviva vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und schlang ihre Arme wieder um seinen Körper. Er blieb bei ihr... Er würde sie nicht verlassen. Er war hier... Ja, er war hier bei ihr, bei keiner anderen. Das sagte sie sich selbst innerlich immer und immer wieder. Sie konnte es nicht fassen, dass er sie nach dieser Show nicht hochkant rausgeworfen hat. Vielleicht bedeute sie ihm ja doch mehr als er es sagen konnte...
Wie war sie nur so abhängig geworden von der Zuneigung eines Mannes? Hatte sie dieses Thema nicht ursprünglich für immer abgeschlossen? In diese, Moment schwor sie sich, wenn sie wieder genügend Geld hätte, würde sie sich einem guten Psychologen anschaffen. Lain hatte es verdient neben diesem nervenaufreibenden Job zumindest eine Frau an seiner Seite zu haben, wegen der er sich freut nach Hause zu kommen. Die ihn das vergessen lässt und nicht noch mehr Probleme schafft. Nur war sie nicht sicher, ob sie jemals diese Frau sein würde....
Unsicher hob sie den Kopf und gab ihm einen kurzen Kuss in seine halsbeuge(?)* dann hauchte sie ein leise: "Vergissmeinnicht." Und lehnte sich wieder an seine Schulter. Es war ihr kleine Geheimnis. Etwas das nur ihnen gehören würde.


*naja halt nicht vorne sondérn an der Seite. Also so angrenzend an die Schulter. Wie heißt das?

Lain schloss die Augen und ließ die ganze Situation noch einmal vor seinen geschlossenen Augen ablaufen. Hatte er auch keinen Fehler gemacht? Was sollte diese Frage jetzt? Er hatte es getan und er würde es nicht bereuen. Er konnte doch wenigstens Etwas mal für sie tun. Er würde ihr versprechen, dass er diese Entscheidung nie bereuen würde. Wenn er etwas versprach dann hielt er es auch. Er hatte ein Versprechen bis jetzt erst zweimal brechen müssen. Doch hätte er es damals nicht getan, säße er jetzt nicht hier mit Raviva in den Armen. Dann wäre alles anders gelaufen. Seit dem hatte er jedes Versprechen gehalten, war es auch noch so riskant oder verrückt. So würde er auch dieses halten.
Er musste sich jetzt nur überlegen, wie er seinen wirklichen Job trotz alle dem nach kommen konnte. Wenn er sich ewig nciht meldete, dann würden seine Auftragnehmer bald nach ihn suchen kommen und dann wäre Raviva in Gefahr. Das alles würde bloß zu der Tatsache führen, dass er Raviva die Wahrheit sagen musste. //Wie anstrengend.// Ein Satz, den so viele Menschen wahllos und ohne tiefes Belangen benutzen, bindet ihn an eine Frau. Er musste sie beschützen, damit sie und er in Sicherheit waren. Er müsste sich also alles noch einmal neu durch denken. Unbewusst küsste er ihren Nacken, während er in Gedanken bereits die Risiken durch ging, die aufkommen würde, wenn sie wieder zur Polizei gehen würde. Würde sie es überhaupt tuen? Und wäre sie dort wirklich sicher? "Ich beschütze dich." flüsterte er noch einmal leise.

Raviva sah ihn an, dann nickte sie. Das glaubte sie ihm aufs Wort. Er hatte sie schon so oft beschützt. Letzten Endes war er der Mann, der sie vor sich selbst bewahrt hatte. Wenn er nicht wäre, dann hätte sie sich bestimmt schon längst in den Tod gestürzt. Und es hätte niemand bemerkt, das war doch der ganze Witz. Niemand hätte sie vermisst, niemand hätte um sie getrauert, niemand wäre wütend oder verstört gewesen. Er hielt ihr das wieder vor Augen. Und bei dem Gedanken reckte sie den Kopf und küsste ihn. Ihr Kuss war ganz sanft, richtig vorsichtig sogar-als hätte sie Angst er würde sie von sich stoßen, wenn sie zu stark wäre -, aber er war voller liebe und Dankbarkeit. Er hatte sie gerettet vor all den schlimmen Dingen, wer weiß, ob er das wusste...

Lain schloss die Augen und erwiderte den Kuss ebenfalls sanft. //Ach Raviva...// seufzte er in Gedanken. Sie wirkte manchmal wie ein kleines Mädchen, was an dem Jackensaum zupfte. Dann wirkte sie auf einmal wie eine Erwachsene Frau, die mit allem klar kam. Wahrscheinlich war genau das der Grund, warum er hier war. Weil sie ihn faszinierte. Er löste sich von dem Kuss und lächelte sie warm an, dann triftete sein Blick zu dem kleinen Wecker auf seinen Nachtisch und er erstarrte. "Scheiße!" stieß er aus und stand blitzschnell auf. Tja, das wars wohl. Er schnappte sich seine Hose und zog sie an. ""Durch dich hab ich die ganze Zeit vergessen." er riss den schrank auf und zog Hemd raus. Kurz bevor er hastig aus den raum rannte hielt er inne und sah Raviva fast schon liebevoll an. "Mach dir einen schönen Tag, ja?" dann lief er ins Wohnzimmer.

Als er aufsprang zuckte Raviva zusammen. Im ersten Moment hatte sie gedacht, sie hätte etwas falsch gemacht, als wäre das nur ein Vorwand, um zu gehen, aber sie kannte die Zeiten ja. Und in dem Moment, wo er innehielt und ihr zumindest einen letzten Blick schenkte, war ihr klar, dass es unwichtig war, was sie dachte. Weil er sie einfach mit anderen Augen sah, aber sie war ihm ganz und gar nicht egal. Trotzdem ließ sie den Kopf frustriert in das Kissen fallen und starrte die leere Seite neben sich an, während sie seinem hektischen Klirren lauschte. Wieder ein essen umsonst gemacht. Doch dann wiederholten sich in ihrem Kopf seine Worte. 'Durch dich habe ich die zeit vergessen.' Ein glatt triumphierendes lächeln spielte sich auf ihre Lippen. Das sah sie als Kompliment.

Lain fluchte immer noch, während er sein Jackett an zog und kontrollierte ob er auch wirklich alle wichtigen Sachen bei sich hatte. Das letzte was er brauchte, war ein unüberlegtes eiliges Handeln. Als er sich mindestens dreimal versichert hatte steckte er den Kopf noch mal ins Schlafzimmer. "Bis dann, Süße." er grinste sie breit an und beeilte sich dann die Wohnung zu verlassen. Er musste sich wohl oder übel irgendwo auf dem Weg was zu Essen holen, jetzt hatte er einfach keine Zeit für sowas.

Sie lächelte ihn an und im nächsten Moment hörte sie schon die Tür krachen. Vielleicht sollte sie sich auch nützlich machen? Eine kurze Weile noch blieb sie liegen, aber sie hielt die Stille in dieser Wohnung einfach nicht aus. In dieser Wohnung fühlte sie sich ohne Lain einfach deplatziert. Sie duschte sich, zog sich endlich mal wieder normale Klamotten an, packte Sportzeug in eine große Tasche und verließ mit dieser die Wohnung. Es würde zeit wieder ein wenig härter zu werden. Diese Geheule konnte ja keiner mehr ertragen. Wenn Lain das eher mitbekommen hätte, dann hätte er sie bestimmt nicht auf nem fremden Schreibtisch gevögelt. Es würde zeit für sie, sich wieder zu wehren. Sie wollte die alte Raviva zurück. Die, die schwerer zu haben war und nicht wie ein kleines Mädchen rum jammert. Unten stellte sie sich an die Straße und winkte ein Taxi an den Straßenrand. Dann gab sie dem Fahrer die Adresse für eine Polizeischule an und dieser fuhr los, nachdem er alles in sein navi eingegeben hatte.

Lain parkte das Auto und sprang heraus. Schnell schloss er ab und lief los. Doch desto näher er dem Polizeipräsidium kam, desto ruhiger und ausgeglichener wurde er und so stand er wie die Ruhe selbst in der Eingangshalle und durch querte diese. Er ging zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf, damit der Fahrstuhl herunter kam. Er machte sich innerlich auf die Rede von diesem kleinen Mann bereit und legte sich passende Antworten zurecht, damit er dann nicht sprachlos und unglaubwürdig wirkte. Mit einem leisen Pling öffnete sich die metallene Tür und trat in das innere des Fahrstuhles. In dem doch ziemlich großen Gebäude gab es 4 Aufzüge, so würde es nicht auffallen wenn dieser kurz nicht funktionierte. Also drückte er den Knopf, der den Strom abstellte und wartete bis der Aufzug zum stehen kam. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Er konnte diese ganzen Anrufe weder zu Hause noch auf Arbeit machen.

Das Auto stoppte und Raviva bezahlte den Betrag. Das bisschen Bargeld, das sie noch besaß würde langsam weniger, aber hier gab es nur Parkplätze für ein paar Streifenwagen. Aber hör konnte sie ungestört trainieren. Sie meldete sich an, zeigte Ausweis und alles sonstigen Papiere und dienstmarken vor. Einen kurzen Moment wartete sie, dann war alles überprüft und die Frau am Schalter gab ihr den Schlüssel für den Raum.
Raviva folgte den schier endlosen Fluren bis zum Ende und sah sich dann um. Der letzte Raum musste es sein. Sie schob den Schlüssel ins schloss und drehte ihn, bis die tür aufschnappte und sie eintreten konnte. Dieses Haus war mal soetwas wie ihr zweites zu Hause gewesen. Seufzend stellte sie das Licht an. Die Lampe flackerte kurz, dann breitete sich reges Licht in dem Raum aus. Schnell wechselte die Kleidung, dann zog sie ihre Boxhandschuhe aus der Tasche. Das könnte gleich schmerzhaft werden. Sie sollte sich ersteinmal aufwärmen. Langsam ging sie zu dem kleinen Schrank in der hintersten Ecke des Raumes. Sie zog ein Springseil heraus und breitete es aus. Dann schloss sie ihre Hände fest um den Griff. Genug der Verweichlichung. Sie schloss kurz die Augen, atmete ein letztes mal tief durch und begann dann. Beim ersten Sprung hätte sie am liebsten geschrien. Alles in ihr stauchte sich zusammen und der Schmerz breitete sich aus. Dennoch machte sie einen zweiten, einen dritten, doch das Gefühl verklang nicht. Es würde stärker, mit jedem Sprung, aber sie hörte nicht auf. Sie musste beweisen können, dass sie immer noch stark war.

Mit einen ebenfalls leisen Geräusch öffnete sich die Tür wieder und Lain trat in den grell beleuchtenden Flur. Er ging ihn entlang bis er in den größeren Raum kam, wo alle ihre Schreibtische und einige extra abgeschirmten Räume waren. Eigentlich mochte er diesen Raum und die Atmosphäre hier drine sehr, doch so eine kleine schmierige Ratte konnte es einfach nicht lassen, dies alles zu zerstören.
Lain setzte seine Tasche neben seinen Stuhl auf dem Boden ab und setzte sich. Mit einer kurzen Bewegung war der Rechner angeschalten und er hatte Zeit seine Jacke aus zu ziehen und sich am Automaten einen Becher Kaffee holen. Doch er schaffte es nicht zurück, denn die Ratte ihn bereits bemerkt. Wie ein Pfeil schoss sie auf ihn zu, baute sich vor ihn auf. Schweißgeruch und irgendein viel zu süßes Parfüm stieg in Lain's Nase und er musste sich zurückhalten den Kerl nicht angewidert an zu schauen. "Mr. Cartwright." trällerte der Kerl vor ihm und sah ihn mit den kleinen dunklen Augen an. "Wie kommt es, dass ich sie nicht vor einer" er sah demonstrativ auf seine viel zu große Armbanduhr. "Vor einer ganzen Stunde hier am Schreibtisch gesehen habe?" Der Typ wollte doch gar keine Antwort, warum fragte er ihn dann? Lain fand solche Leute einfach nur abartig! Solche Leute würden ohne jegliches Zucken zu schauen, wie ein Haus in die Luft geht. Lain holte tief Luft. Oh Nein, diese kleine fette Mann würde ihn jetzt nicht an seine beschissene Vergangenheit erinnern! "Entschuldigung, doch diese Verspätung ließ sich leider nicht um gehen. Haben sie ihren Bericht eigentlich schon fertig?" wechselte Lain das Thema und grinste den kleinen Mann an. Als dieser jedoch zögerte seufzte Lain. "Anscheint nicht. Sagen sie bescheid wenn sie fertig sind. Ich würde ihn mir gerne mal durch lesen." und schon ging er an ihm vorbei zu seinem Schreibtisch. Kaum saß er gesellten sich auch schon zwei neue Störenfriede, doch diese waren ihn weit aus angenehmer als die Ratte. "Wow Lain, wieder voll ein Schuss ins Schwarze." rief der jüngere der beiden. Es waren zwei junge Kerle, die in so ziemlich jeden Bombenfall an seiner Seite waren. Der ältere von beiden hieß John und hatte dichtes kurzes braunes Haar und einen sachlichen Blick. Doch dieser ging oft verloren, wenn er immer so frech grinste. Er war schon hier, als Lain angefangen hatte und in der Zeit hatte er sich kein bisschen verändert. Sein Spezial Fall waren die Infos in der Umgebung, über Personen, aber auch das zu schlagen und logische Denken. Er war ziemlich hilfreich, da er oft schneller als Lain sprechen konnte seine Schlüsse gezogen hatte, welche oft richtig waren. Der neben ihm hie? Noel. Er hatte halblanges blondes Haar und leuchtenden blaue Augen. Er war noch ein richtiges Kind und Lain fragte sich sehr oft, was er hier eigentlich machte. Und jedesmal bewies der Kleine ihm, dass er hier golden richtig war. Von der Statur war er sehr dünn und schmächtig, doch was machte schon der Körper. Seine Fähigkeit bestand darin, jede Information von etwas heraus zu bekommen. Gab man ihm 1 Minute am Rechner, konnte der Kleine dein ganzes Leben herausfinden, obwohl du noch nie an einem PC saßt. Außerdem konnte auch er ziemlich gut schlussfolgern.
Lain konnte sich nicht daran erinnern, das er auf einen der zwei je zu gegangen war. Aber aus irgendeinen Grund waren die zwei immer an seiner Seite und halfen ihn bei allen Fällen. Er hoffte wirklich, das die zwei ihm nie zu nahe kamen. Er mochte sie halt irgendwie.
LAin lehnte sich zurück und trank einen kurzen Schluck aus dem warmen Becher. "Wann kommt den jetzt eigentlich der andere wieder?" murmelte er und schielte zu der Ratte. Noel setzte sich ohne zu fragen auf seinen Tisch und biss von seinem Apfel ab. "Ich hab keine Ahnung, doch es sieht so aus, als wolle der Typ den Posten eh nicht abgeben." überlegte er mit vollen Mund.
"Noel, kau doch bitte hinter!" ermahnte ihn John. "Du lebst hier nicht alleine. Nicht jeder will zu schauen wie du den Apfel im Mund hin und her walzt." Doch Noel grinste bloß und machte den Mund extra weit auf. "Wiesooooooo? So schliiiiiiiimm?!" fragte er laut.
LAin grinste über die zwei und warf einen Blick auf seinem Computer Display. Verwundert sah er zu John. "Ist denn gar nichts passier?"
Im selben Moment hörte Noel auf herum zu albern und sah Lain an. Für den ersten Moment sah es aus, als wäre irgendwas passiert, da beide zu ernst aussahen. Doch dann grinste Noel breit. "irre, was?! Es ist einfach nichts mehr passiert. Kein Anschlag und keine Entführung. Nichts." er klang schon fast enttäuscht. Lain war enttäuscht und das konnte man ihm auch stark an sehen. "Ach Mann. Was machen wir dann hier?" brummte er und trank noch einen Schluck.
John hatte die Arme verschränkt und nickte. "Das fragen wir uns alle. Es heißt der Kerl da drüben." er nickte zu der Ratte. "Lässt es uns nicht wissen. Selbst unser Chef ist gerade nicht im Lande und wir haben keine Chance ihn zu erreichen."
"Aber is ja nicht so, als haben wir GAR NICHTS gemacht." unterbrach Noel ihn. Lain sah ihn fragend an und er fuhr fort. "Wir haben seit wir hier sind angefangen ein Täterprofil von unseren Bomben Anschlägen zu machen, da die das Hauptthema überall sind. Uns ist aufgefallen, dass unser großer Bombenleger schon vor einiger Zeit Topthema war. Er hat aber aus irgendeinen Grund ein ganzes Jahr pause gemacht. Zu dem Zeitpunkt war es hier ja schon fast langweilig." ningelte er.
"Fakt ist, dass unser Möchte-gern-Bombenking nach einem bestimmten Muster vor geht. " unterbrach John nun Noel. "nicht nach irgendwelchen sinnlosen Zeichen auf der Stadtkarte, sondern nach Emotionen."
"Emotionen?" wiederholte Lain. Innerlich grinste er breit. Wer hätte das gedacht?! Er arbeitete mit zwei der besten Polizisten zusammen, die ihm je begegnet sind. Sie waren die ersten die diese Vermutung überhaupt aussprachen und sie auch noch beweisen konnten. Es schien spannend zu werden.
"Wir sitzen gerade noch dran, doch es sieht so aus, als hätten wir bis Ende der Woche ein genaues Profil erstellt." stolz sah Noel zu Lain und biss abermals ab. "Und?" wollte er wissen. Lain nickte anerkennend. "Das klingt sehr vielversprechend. Doch ihr wisst, das morgen Freitag ist. Ihr habt noch heute und Morgen." LAin musste zu geben, dass er es mochte, wenn Noels Augen herausfordernd funkelten.
"Ist das etwa eine Herausforderung, Lain Cartwright?!" fragte er mit leicht gedämpfter Stimme. Der Apfel schien vergessen und das Funkeln schien gar nicht mehr auf zu hören. "Na klar. Wenn du es bis morgen schaffst, hast du was bei mir gut."
Freudig schrie der Junge Kerl auf. "Juhuuuuuuuu" Lain hat mich Herausgefordert!" rief er und warf beide Arme in die Luft. "hast du gehört, John?! Wir müssen uns sofort dran setzte!" Doch John hob abwehrend die Arme. "Halt mal, das ist euer Ding....Ich hab damit gar nichts zu tun."
Doch Noel war bereits vom Tisch gesprungen und packte John's Arm. "Ach Was. Da sind wir jetzt beide dran. Jetzt zier dich nicht so." und schon zog Noel ihn mit sich zu seinem Tisch.
Lain lachte leise und trank einen Schluck. Er liebte dieses Leben, was er gerade führte. Eigentlich wollte er es gar nicht mehr ändern. Doch wer fragte ihn schon?

Raviva glitt das Seil aus den Händen. Keuchend stützte sie die Hände auf die Knie und versuchte zu Atem zu kommen. Noch nie hatten ein paar Minuten Seil springen die schrecklichste Tortur ihres Lebens ausgemacht. Sie hob den Blick und sah in den großen Spiegel der die eine Wand ersetzte. Sie musterte ihr heruntergekommenes Spiegelbild und richtete sich langsam auf. „Wenn du anfängst mit heulen, schlag ich dich.“, warnte sie ihr Spiegel-Ich und wandte sich dann ab, um nach die Handschuhe zu holen. Vorsichtig zog sie diese über. Es war ein verdammt unangenehmes gefühl, diese roten Klumpen an den Händen zu haben. Sie fühlte sich nicht mehr siegessicher sondern verloren. Nicht im Hochflug, sondern im Fall. Einem Fall der nicht enden wollte.
Sie schüttelte kurz die Handgelenke aus, dann nahm sie ihre Position ein und schlug probeweise einmal nach vorne. In ihrem Spiegel konnte sie genau beobachten wie heftig sie zusammen zuckte. Trotzdem boxte sie mit dem anderen Arm ebenfalls einmal nach vorne. Wieder durchzuckte der Schmerz ihren ganzen Körper und sie zog sich mit einem lauten Ächzen zusammen. //Wehe, du gibst jetzt auf!//, ermahnte sie sich. //Sei keine Memme! Du schuldest es dir, du schuldest es deinem Job. Du schuldest es deinen Eltern! Letzten Endes.... Schuldest du es Lain!// Wütend riss sie den Kopf hoch und funkelte ihr Spiegelbild an, dann zuckte sie herum und begann wie wild auf den Boxsack einzuschlagen. Immer und immer wieder. Sie hörte sich selbst beim ersten Mal schreien, aber dann biss sie die Zähne zusammen und schlug immer und immer wieder zu – ohne Pause. Sie riss ihren Fuß hoch und trat gegen ihren stoffernen Gegner. Nein, von so etwas ließ sie sich nicht klein kriegen. Für einen kurzen Moment wankte alles, aber sie boxte und trat einfach immer wieder zu. Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen traten, über ihre Wangen liefen, doch sie hörte dennoch nicht auf.
Was tat sie hier nur? Für einen kurzen Moment hielt sie inne, da riss sie auch schon ihr lebloser Gegner von den Füßen und stieß sie um. Überrumpelt von dem Moment der Schwäche hockte sie auf dem Boden und schnappte nach der, plötzlich so knapp scheinenden Luft. Ja, was tat sie hier nur? Wieso heulte sie. Soviel Selbstmitleid gönnte sie sich doch sonst nicht. Wieder hob sie den Blick und starrte ihr Spiegelbild an. War diese Frau dort wirklich sie? Sie sah so anders aus mit den verquollenen Augen, dem Schweiß auf der Stirn und den zerzausten Haaren. Was war es, das sie so verändern konnte? Der Stress? die Verzweiflung? Lain? Sie wusste es nicht. Sie hatte doch keinen Grund zum weinen. //Aber es tut so weh...//, winselte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Wütend schlug sie auf den Boden und erhob sich dann wieder langsam. „Scheiße...“, murmelte sie. Am liebsten würde sie diesen bescheuerten Spiegel zerschlagen, aber das konnte sie sich nicht leisten. „Scheiße nochmal!“, schrie sie. Niemand war hier. Niemand war überhaupt in der Nähe. Sie konnte alles rauslassen. Nicht einmal Lain könnte sie hören. Unachtsam wischte sie sich die Tränen mit dem Arm aus dem Gesicht und wandte diesem gottlosen Spiegelbild den Rücken zu. Dann schlug sie wieder auf den Sack ein, die Miene versteinert. Kein Zucken, keine Tränen, kein Laut. Es war Zeit erwachsen zu werden...

Es vergingen viele Stunden, bevor Raviva sich unter der Dusche des Institutes wiederfand. Sie hatte in der vergangenen Zeit alles gemacht, was auf brutalste Weise schmerzen konnte. Boxen, Ausdauertrainig, Muskelaufbau, einem Hindernisparcour bewältigen und zu guter letzt Schusstrainig. Nicht einmal hatte sie versagt. Sie hatte nicht geheult, gejammert, geschrien oder nachgedacht. Sie hatte einfach nur gekämpft. Jetzt fühlte sie sich bis ins Knochenmark geschändet und kaputt. Der Schmerz ließ sie nicht los, ließ es ihr ab und zu schwarz vor Augen werden, dennoch stand sie noch halbwegs aufrecht. Jetzt konnte Raviva doch unmöglich aufgeben. Kreislauf und Schlafmangel machten sich durchaus bemerkbar. Sie wollte schlafen oder einfach nur die Augen schließen und still vor sich hin sterben. Ohne das es irgendjemanden interessierte. Jedes Glied ihres Körpers zitterte, als würde sie jeden Moment unter dem Gewicht zusammen brechen. Blind tastete sie sich vor und stellte das eiskalte, rauschende Wasser ab. Sie zog sich die nicht schwitzigen Sachen über und kehrte zu ihrer Tasche zurück, wo sie alles verstaute, die schwere Tasche schulterte und sich am Tresen abmeldete und ihren Schlüssel wieder abgab. An der frischen Luft angekommen hielt sie kurz inne und sog die saubere Luft tief in sich ein. Besser als dieser stickige Kram. Am liebsten hätte sie sich auf den Boden gelegt, die Augen geschlossen und geschlafen. Einfach einmal alles um sich rum vergessen und die Schmerzen zurücklassen. Stattdessen lief sie noch ein paar Blöcke weiter, bis sie sich sicher war, dass sie an der höchsten Grenze angekommen war. Matt stützte sie sich an der Hauswand eines, ihr fremden Hauses, ab und hielt an. Es war kaum auszuhalten. Ihr Körper krampfte sich zusammen und wieder schnappte sie nach Luft. Sie musste sich zu beherrschen wissen! Ausgezehrt, von allen Kräften verlassen, schleppte sie sich zum Straßenrand und rief ein Taxi herbei. Kraftlos ließ sie sich auf die Rückbank fallen und murmelte eine Adresse. Das Taxi fuhr los aber Raviva bekam es schon gar nicht mehr mit, sie war wie in Trance. Erst als der Wagen hielt und der Fahrer sie mehrmals darauf hinwies zuckte sie hoch, bezahlte und schob sich aus dem Wagen. Müde trat sie in den Fahrstuhl und ließ sich hoch zu der Wohnung fahren, wo sie wieder einmal das schloss klacken musste und sich dann wie ein Zombie Richtung Schlafzimmer bewegte. Vollkommen fertig ließ sie sich in die Kissen fallen, rollte sich zusammen und schlief tief und fest ein.