Johann zuckte zusammen und starrte April schon fast entsetzt an. "Woher kennst du diesen Namen?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Er hat mich ein paar mal versucht zu töten." Vorsichtig zog sie ihre Bluse ein Stück hoch, um ihm den verband zu zeigen. "Busunfall. Ich könnte schwören, er ist dran Schuld gewesen.". Erklärte sie Johann.

Johann starrte den Verband nicht lange an und sah schnell zur Seite. "Also haben sie dich gemeint." murmelte er. "Hat Gideon irgendwas gesagt?" fragte er auf einmal dringlich und sah sie ernst an.

April seufzte. "Gideon sagt viel, wenn der Tag lang ist." Skeptisch musterte sie Johann. "Wovon sprichst du? Wer hat mich gemeint, womit?"

"Ich habe mal ne Versammlung der ganze SeSe's mitbekommen, weil ich nach Soshi gesucht habe. Das ist schon ne ganze Weile her. Da kannte ich mich noch nicht im Institut aus." er fuhr sich abermals durch das Haar. "Dabei hörte ich, daß sie über eine Person namens Gideon redeten, dass er angeblich außer Kontrolle geraten war und das er jemanden wie uns manipulierte." erinnerte er sich an dir Worte. "Damit meinten sie wohl dich."

Nachdenklich nickte sie. "Er ist daran Schuld, dass sich Arved an uns nicht mehr erinnert. Aber er ist irgendwo auch der Grund dafür, dass wir uns letzten Endes auch vertragen haben. Ich hab Arved das mit dem Institut nie geglaubt..."

"Das Gefühl kennen ich." meinte Johann grinsend. "Als Soshi es mir erzählt hatte, dachte ich sofort er würde mich belügen. Doch gleichzeitig wünschte ich, dass er recht Hatte." Johanns Blick verlor sich kurz, dann schlug irgendwer mit einem harten Gegenstand auf die künstlerische Mauer und bat um Ruhe. Der "Unterricht" begann.

April konnte nur matt schmunzeln. "Ich habe mir gewünscht, er würde lügen." Dann sah auch sie nach vorne.

Diesmal sah der Lehrer wirklich aus wie ein Mensch. Seine Haare besaßen das typische menschliche dunkelbraun, welches jeder zweite Mensch trug. Seine Augen waren ebenfalls dunkel, doch nicht so dunkel, dass man ihn als unnatürlich einstufen konnte. Trotzdem musste er etwas an sich haben, was ihn qualifizierte diesen Kamp zu leiten. Schwache oder neue Lehrer haben keinerlei Befugnis die Kämpfe zu leiten, da sie manchmal eingreifen mussten. Zu diesem Zeitpunkt war nichts schlimmer, als das man sich selber nicht kontrollieren konnte. Der Mann wirkte trotzdem nicht wie ein Mensch. Trotz seines menschlich aussehenden Körper, war sein Modegeschmack eindeutig nicht von dieser Welt. Er trug einen Frack und einen Zylinder. Um den Zylinder war ein buntes Band gebunden und zu einer großen Schleife gebunden, von welcher die losen Enden über die Hutkrampe hinaus lagen. Die Ärmel seines Fracks waren am Ende einmal umgeschlagen wurden, und der innere Stoff war zu sehen. Dieser besaß dieselben Muster wie die Schleife um seinen Hut. Die Knöpfe seines Fracks waren statt schwarz, gelb und grün abwechselnd. Der hintere Teil seines Fracks, welcher länger war und ihn dadurch bis in die Kniekehlen reichte, war in zwei Teile geschnitten und sah aus wie die Flügel einer Schwalbe. Auch dort konnte man den bunten inneren Stoff sehen. Verwunderlich war, dass er trotz seinem bunten auftretend schwarze stiefel und einen normal schwarzen Stock bei sich trug. Diesen hatte er nun in den Sand gestützt und ließ seinen Blick über die anwesenden Schüler gleiten. „Ich hoffe einfach mal, dass nun alle anwesend sind.“ Rief er und schenkte den Schülern ein freundliches Lächeln. „Ich werde die heuten Kämpfe leiten und ich freue mich auf eine Menge Spaß und spannende Minuten.“ Begann er. „Heute wird es keine Freiwillige geben und die Gegner werden stets aus verschiedenen Klassen sein.“ Der Mann machte kurz eine Pause und fuhr dann fort. „Wie vor jedem Kampf werde ich euch auch heute mit den Regeln vertraut machen. Regel Nummer eins…“
Johann hörte schon nicht mehr zu. Obwohl er bis jetzt nur zweimal gekämpft hatte, hatte er sich jedes Mal die Kämpfe angeschaut und so kannte er den Regeln in und auswendig. Doch die Lehrer waren anscheint verpflichtet jedes Mal aufs Neue die Regeln zu erklären. Johann musterte die Reihen unter sich und ließ seinen Blick zum Eingang schweifen. Er erkannte einen Schatten, der sich gegen die andere Tribünen Seite lehnte. Sie hatte die Arme verschränkt und den Kopf leicht gesenkt. Johann kannte diese Statur doch. Als er die Augen etwas zusammen kniff, erkannte er sie auch. Es war der Schulsprecher höchstpersönlich. Wer hätte gedacht, dass er ausgerechnet heute hier vorbei schauen würde. Jetzt, da Johann wusste wer das war, konnte er ihn auch besser erkennen. Er trug, wie jeder andre hier, auch die Schulunifrom. Da er den Kopf nach vorne geneigt hatte, verdeckten seine weißen Haare die Sicht auf sein Gesicht, doch aus irgendeinem Grund glaubte Johann, dass er grinste.
Der Lehrer war endlich mit den Regeln fertig und klatschte kurz in die Hände. „Dann kann es ja los gehen.“ Rief er und wandte Johanns Klasse den Rücken. „Als erstes…“ er schien zu überlegen, aus welcher Klasse er den ersten Kandidaten nahm. Für einen Moment hatte Johann geglaubt, er würde sich zu Rick’s Klasse drehen, doch stattdessen drehte er sich zu einer anderen. Diese Klasse mochte er noch weniger. Menschen würden sie als Streber bezeichnen, doch jeder wusste DASS sie gut waren. Bei den letzten Meisterschaften waren alle Sieger aus dieser Klasse. Der Lehrer hob die Hand und zeigte willkürlich in die Mitte der Schüler. Sein Finger zeigte auf einen schwarzhaarigen Jungen mit strahlend blauen Augen. Seine Haare hatte er zu einem hohen Zopf hoch gebunden, außer zwei Strähnen, die rechts und links von seinem Pony hingen. Er erhob sich anmutig aus der Menge und bahnte sich einen Weg durch die sitzenden Schüler. Nun drehte der sich der Lehrer einmal um sich selber. Es sollte viel zu schnell gewesen sein, um jemanden gutes auszuwählen, doch trotzdem drehte er sich zielstrebig um und sah zu seiner Klasse. Auch jetzt hob er den Arm und zeigte mit dem Finger auf den heuten Gegner des anderen Jungens.
Johanns Herz setzte diesmal keinen Moment aus, sondern behielt seinen ruhigen und gelassenen Puls bei. Hatte er damit gerechnet? Ja, irgendwie schon. Er erhob sich, als der Finger direkt auf ihn zeigte.

April sah ein wenig erschrocken zu Johann. Das er ausgerechnet jetzt ausgewählt werden musste... Kurz hielt sie ihn zurück. "Viel Glück."

Johann drehte den Kopf kurz zu April und nickte ihr zu. „Danke. Doch leider gewinnt man hier nicht mit Glück. Es tut mir leid, das du jetzt so ein schlechtes Bespiel hast.“ Entschuldigte er sich und bahnte sich dann ebenfalls einen Weg durch die besetzten Bänke. Als Johann dem Jungen gegenüber stand, bildete er sich ein, das er hörte, wie die Schüler die Luft anhielten. In den Wochen nach seinem ersten Kampf, hatten die anderen Schüler immer gemieden. Er hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt, sie hielten ihn wahrscheinlich für gefährlich. //Wie dumm die doch sind// hatte er damals gedacht und seine Gedanken haben sich bis jetzt auch kein bisschen verändert. Sein zweiter Kampf entstand nur, da ihn jemand herausgefordert hatte. Er wollte sich wohl damit rühmen, dass er gegen den gewonnen hatte, den alle mieden. Tja, diesen Kampf hatte Johann gewonnen. Seitdem wollte niemand mehr gegen ihn kämpfen. Außer Rick. Dieser Blödmann wartete nur darauf, endlich gegen ihn an zu treten.
Der Lehrer mit dem Zylinder lächelte erst Johann, dann seinen Gegner freundlich an und nickte. „Reicht euch die Hände und stellt euch vor.“ So machte man es jedes Mal. Man sollte wohl nie den Namen des Gewinners oder Verlierers vergessen. Der Junge Johann gegenüber machte einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Mein Name ist Lucian Wayland. Meine Fähigkeiten liegen in der Luft.“ Johann nahm die Hand an und drückte sie kurz. „Mein Name ist Johann Faraway. Meine Fähigkeiten liegen in der Gestalt.“ Der Leiter eines Kampfes achtete stets darauf, dass nur die zwei Schüler die Worte seines gegenüber hörte. So hörte kein andere wie sie hießen oder was sie konnten. Soll wohl eine Art Schutz für die Kämpfer sein. Beide Jungen nickten sich zu, drehten sich um und gingen zielstrebig auf die entgegensetzte Seite des anderen. In einem Viereck waren flache Steine in dem Sand mehr oder weniger vergraben. Sie waren dafür da, dass die Schüler ihre Kräfte benutzen durften. Da auf dem ganzen Haus eine Art Zauber lag, damit sich keiner verwandeln konnte und die anderen angreifen konnte. So wie die zwei Steine den Zauber aufhoben, so sperrten die anderen zwei die Kräfte wieder ein. Dort würden beide dann am Ende stehen, bevor sie sich von einander verabschiedeten. Als Johann sich um drehte, sah Lucian ihn bereits mit seinen durchbohrenden Augen an. Irgendwas in seinem Blick sagte Johann, dass er wusste, da Johann seine Kontrolle verlieren konnte. //Was mach ich hier? Ich würde jetzt viel lieber was lesen.// brummte er in Gedanken. Er holte tief Luft und erwiderte den Blick unbeeindruckt. „Bringen wir es hinter uns.“
Dann ertönte der Ton, der den Kampf eröffnete.

Gespannt verfolgte April das Geschehen, jedoch auch ziemlich nervös. Was wenn er sich verletzen würde? Sie drückte ihm fest die Daumen, dass alles gut werden würde.

Johann hatte überlegt ob er den ersten Angriff machen sollte, doch Lucian war eindeutig schneller und so ersparte er ihn auch so einige Anstrengungen. Dazu ermöglichte Lucian mit seinem ersten Angriff, Johann etwas mehr über ihn zu erfahren. Johann war aus einer ähnlichen Richtung wie Lucian. Beide stammten aus dem Norden und beide besaßen definierte Dinge, die sie stets bei sich trugen. Der Unterschied waren nicht nur die verschiedenen Fähigkeiten, sondern auch, dass Lucian’s ‚Zeichen‘ auch gleich seine Waffe war. Mit einer schnellen Handbewegung fuchtelte er schon fast vor sich in der Luft und zog dann in aller Ruhe einen perfekten geraden Strich senkrecht zum Boden, nach unten. Dort an der Stelle, wo der unsichtbare Strich in der Luft hing, dort tauchte nun ein dünner Stock auf. Er schimmerte bläulich und besaß am Ende der einen Seite, die nach oben zeigte, rot-blaue Fäden mit Anhängern daran. Johann’s Gegner ergriff den Stock und hielt ihn ähnlich wie ein Schwert. Der wartete doch jetzt etwa nicht darauf, dass Johann auf ihn zu kam? Oder etwa doch? Johann seufzte und fuhr sich kurz eine Strähne aus dem Haar. „Wenn‘s unbedingt sein muss…“murmelte er. Er machte einen normalen Schritt nach vorne, dann sah es aus als würde er zum Sprint ausholen, doch beim nächsten Schritt war er auf einmal verschwunden. Im selben Moment wirbelte Lucian den Stab herum und der Sand vom Boden wurde aufgewirbelt. Der Sand drehte sich um den ganzen Kampfplatz und bildete eine Art Wand, zwischen dem Publikum und den Kämpfern. Doch er war dazu verpflichtet immer wieder ein kurzes Sichtfeld zu lassen, damit der Lehrer den Kampf mit verfolgen konnte. Sonst würde er disqualifiziert werden. Lucian hielt seinen Stock wie ein Schwert vor seinem Oberkörper, bereit jeden Angriff zu parieren. Doch der schlag kam nicht von vorne oder von hinten. Er kam direkt unter ihm. Wie aus dem nichts wurde er von seinen Füßen gerissen und wie ein Blattpapier durch die Luft geschleudert. An der Stelle wo er stand, tauchte nun Johann wieder auf. Mit der Ausnahme, dass sich seine Gestalt verändert war. Von der Statur und allem sah er noch genauso aus wie davor. Doch unter dem Hemd der Uniform zogen sich langsam schwarze Male. Im ersten Moment sahen sie aus wie Tiger streifen, doch in Wirklichkeit waren sie etwas abgewandelt. Ebenso hatte er sich ein kleines Souvenir zugelegt. Zwischen seinem Hemd und seiner Hose guckte ein langer und geschwungener weißer Tigerschwanz hervor. Jeder normale Mensch wäre durch den Schlag ungalant auf dem Boden auf geprallt. Doch Lucian landete elegant erst mit dem einen, dann mit dem anderen Fuß auf dem Boden. Doch noch im selben Augenblick schien er wieder vor zu preschen, auf Johann zu. So verlief der Kampf die ganze Zeit. Immer wieder ging der eine auf den anderen los, doch dieser schien den Angriff ohne Schwierigkeiten ausweichen zu können oder parieren. Wahrscheinlich würde es den ganzen Tag noch so weiter gehen, würde Lucian nicht einen entscheidenden Fehler begehen. Er sorgte dafür, dass der Lehrer die vollkommende Sicht auf den Kampf verlor, während die zwei Schüler unentwegt weiter kämpften. So war der Lehrer gezwungen einen schrillen Pfiff auszustoßen. Der Lehrer stieß seinen Stock vor sich auf den Boden und im selben Moment verschwand der Wirbel und die beiden Schüler verharrten an ihren Stellen. Sie waren ungefähr zwei Schritte entfernt, es war gut zu sehen, dass sie sich gerade wieder angreifen wollten. „Lucian Wayland, sie haben gegen die dritte Regel dieses Kampfes verstoßen, so wird dieser Kampf beendet. Damit es keine weiteren Auseinandersetzungen auf beiden Seiten gibt, geht dieser Kampf unentschieden aus.“ Erklärte er, gefolgt von einem Raunen in der Masse an Schülern. „Bitte begebt euch an eure Startplätze.“ Fügte der Lehrer hinzu. Ohne eine Miene zu ziehen, drehten sich beide Jungs um und kehrten zu den flachen Steinen zurück. Beide sahen aus wie davor, jedenfalls auf dem ersten Blick. Lucian hatte keinen Stock mehr bei sich und Johann hatte weder Schwanz, noch die Male. Das einzige was sich verändert hatte war ihre Kleidung und ihre Haut. Beide hatten Schürfwunden oder sogar tiefere Wunden. Die Schuluniform war teilweise sogar zerrissen, doch meistens blieb es dabei dass sie dreckig war. Wie auf Kommando traten beide Schüler gleichzeitig auf die Steine und warteten einen kurzen Augenblick. „Der Unterricht ist hier mi beendet.“ Rief der Lehrer in die Stille hinein. „Ihr zwei begebt euch bitte in das Krankenzimmer und der Rest von euch.“ Er drehte sich zu den anderen Schülern. „Ihr verschwindet zu euren nächsten Fächern.“ Damit war es vorbei und die Schüler erhoben sich. Die Klasse von Lucian liefen eilig zu der Bande und riefen ihm etwas zu, manche liefen sogar zu ihm. Johann blieb auf seiner Seite einsam. Er fuhr sich die jetzt grauen Strähnen aus dem Gesicht und machte sich auf dem Weg zum Ausgang. Eigentlich konnte er stolz auf sich sein, doch er wollte nicht gewinnen, nur weil sein Gegner einen Fehler begangen hatte. Er blieb an der Bande stehen und sah zu April auf. Johann zwang sich zu einem Lächeln. „Sorry, dass du ausgerechnet so einen krottigen Kampf sehen musstest.“ Entschuldigte er sich.

April hatte den Kampf unruhig verfolgt. Ihre Augen waren viel zu langsam, um verstehen zu können, was direkt vor ihr wirklich vorging. Ein greller Pfiff ließ sie erst aus ihrem tranceartigen Zustand aufschrecken. Der Kampf war unheimlich spannend, doch es verwirrte sie gleichzeitig auf so viele Weisen. Dann standen sie alle auf und gingen. Für einen kurzen Moment ergriff sie innerlich schon den Panik. Wo war Johann? Sie hatte durch die vielen Leute den Überblick verloren. Es wollte sie auch niemand beachten oder mitnehmen. Mit einem mal war sie auf sich gestellt, doch dann tauchte er auf. "Johann! Es geht dir gut." Bestürzt lief sie zur Bande und umarmte ihn erleichtert. Für alle anderen schien das völlig normal, wie sportunterricht, aber sie erinnerte es eher an Gladiatorenkämpfe,

Johann konnte sich vor Überraschung kaum bewegen. "Ach herrje, was ist denn auf einmal los?" fragte er bestürzt, da ihn ihre Reaktion total überrumpelte. Dann tätschelte er sie über den Kopf. "Das war doch nun wirklich nicht so gefährlich, dass du jetzt so besorgt sein musst." lächelte er, weil eigentlich freute er sich, da sie die einzige war die es interessierte. Gleichzeitig jedoch schmerzte durch die Umarmung sein Körper. Er hatte wohl etwas mehr abbekommen als gedacht.^^''