"Aber wenn du mich nicht getroffen hättest.... " beharrlich griff Arved abermals das Thema auf, auch wenn sie es vielleicht nicht besprechen wollte. Oder sie konnte es mit einem Lächeln ab tun, er nicht. "Ich kann mich nicht an alles erinnern, doch gäbe es eine Möglichkeit, dass... Wenn ich nicht zu dir gekommen wäre, dass dann so einiges nicht geschehen wäre?" fragte er nach.

Sie sah ihn an, dann setzte sie sich auf und ging von ihm runter. "Du erinnerst dich bestimmt nicht, du hast es auch nie mitbekommen, glaube ich.", meinte sie mit ruhiger Stimme. "Ich habe dich mit nach Hause gebracht. Irgendwie... Ich weiß nicht genau, doch ich glaube, dass es ein Moment war, wo mir klar geworden ist, du bist für mich mehr als nur ein idiot. Aber du hast mich wohl in dem Moment aufgegeben - ich weiß nicht, was damals war. Als ich gegangen bin, habe ich schritte gehört. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass du es wärst, doch es war ein fremder Mann. Er hat mich gepackt und versucht zu seinem Auto zu zerren. Ich bin mir sicher, dass er mich vergewaltigen wollte. Aber du hast mich gerettet." Sie senkte den Kopf, während sie erzählte. "Was also, wenn du nicht gekommen wärst?"

"Jemand anderes wäre um die Ecke gekommen und hätte alles getan, um dich zu beschützen. Jemand der es vielleicht nicht vergessen würde." er schwieg für einen Moment, bis er die Stille nicht mehr aushielt. "Wie habe ich dich gerettet?" fragte er jetzt und es klang schon.fast drängend. Als musste er es unbedingt wissen, um es sich zu merken und nie wieder zu vergessen.

"Nein, es war niemand in der nähe, niemand hätte mich gefunden. Er hat mich eine abgelegene Straße gebracht und in sein Auto gezwungen. Ich weiß nicht einmal wie du mich hast finden können, doch plötzlich standest du vor dem Auto. Der Mann zog eine Waffe, drohte dich zu erschießen. Und dennoch gingst du nicht weg. Du standest fest und hast darauf beharrt mich wieder zu bekommen. Ich hatte solche Angst um dich, aber er schoss nicht. Und in diesem Moment habe ich das erste mal die Kräfte gespürt. Alles um uns herum ist in tausend Teile zersprungen. Das hat mir natürlich noch mehr Angst gemacht. Der Mann war vertrieben, aber ich saß in diesem Auto fest. Du bist zu mir gekommen, starrtest mich erschrocken an und versuchtest mich zu beruhigen. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Dein Hemd war offen, nicht einmal Schuhe hattest. Trotzdem hast du mich mich von den Fesseln befreit, mich hoch gehoben und bist ohne eine Miene zu verziehen mit mir über die Scherben gestiegen, um mich zu deiner Wohnung zu bringen." Stolz lächelte sie, doch ihre Haare hingen ihr vereinzelt ins Gesicht. Vielleicht sah er es ja gar nicht. "Mir war nicht klar, dass ich jemandem so viel bedeuten könnte."

Arved blieb stumm, unfähig etwas zu sagen. Das hatte er getan? Warum konnte er sich an kein einziges Bild davon erinnern? Er schluckte schwer. "Ich würde es wieder tun." sagte er und es klang neutraler als beabsichtigt.

"Ich weiß." Sie sah zu ihm. "Ich hätte das selbe für dich getan, aber es ist nun einmal immer andersherum." Vorsichtig Strich sie sich eine Strähne hinters Ohr. "Wenn ich dich nicht hätte, dann wäre ich nun vermutlich schon einige Male missbraucht oder ermordet worden. So oft hast du mich vor Gideon gerettet, so oft vor mir selbst. Ich schulde dir so viel. Und ich danke dir."

"Du schuldest mir nichts. " meldete sich nun Arved wieder zu Wort. Er fühlte sich, als würde sie über eine Film Figur reden. Jemanden, den Arved nicht kannte und wahrscheinlich auch nie kennenlernen wird, doch trotzdem wird er ständig mit ihm verglichen. Sie erzählt was die Figur alles in ihrem Film getan hat und obwohl Arved es faszinierend fand, wie sie über ihn redete, musste er unweigerlich feststellen, dass sich durch ihre Erzählungen ein stechen in seiner Brust breit gemacht hatte. Ein stechender Schmerz der Eifersucht. Was konnte der Kerl schon? Es war, als fühlte er sich von dieser Figur bedroht und herausgefordert. Demonstrativ drückte sich Arved ruckartig hoch, reckte den Kopf und küsste April ohne jegliche Vorwarnung.

Dankbar dafür, dass sie nicht weiter reden musste, erwiderte sie seinen überraschenden Kuss. Er hatte ihr wieder unweigerlich vor Augen geführt, wofür sie das alles tat. Es ging hier nicht nur um sie, es ging auch um ihn. Es ging um ihr Ziel ihn glücklich zu sehen. Eines Tages würde sie ihn vielleicht langweilen. Er wäre sie als Person und auch als seinen Job leid. Das dürfte so niemals geschehen. Und es konnte auch nicht sein, dass sie auf ewig in seiner Schuld stand. Er sollte sie nicht auf ewig beschützen müssen, sie wollte auch nicht auf ewig vor dem Rest der Welt in diesem Institut versteckt sein. Es klang albern, doch sie stellte sich ab und zu vor auch noch in vielen Jahren mit Arved zusammen zu sein, mit ihm wegzugehen von diesem Ort und ein ganz neues Leben zu beginnen. Sie stellte sich vor wie sie vor dem Altar standen oder wie sie als alte Leute von der Veranda aus ihren Enkelkindern beim spielen zu sahen. Sie liebte diesen Jungen, aber diese Fantasien waren so abgedroschen, dass April sie nicht einmal Arved anvertrauen könnte. Noch lebten sie in dem jetzt. In dem Moment, wo sie sich einfach nur küssten, weil es das war, was sie am Leben zu erhalten schien.

*Q* Fuck ey, ist das Süß!!

Mit dem Kuss, verschwand der Schmerz aus seiner Brust. Denn nun war es Arved, der April küsste und nicht irgendein anderer. Es überraschte Arved selbst, dass er auf so etwas eifersüchtig war und auch noch versuchte anzugeben. Aber vor wem denn? Hier war doch keiner, April gehörte ihm im Moment ganz alleine. Doch plötzlich meldete sich eine Stimme in seinem Kopf. Es war weder seine, noch April's. Es war die einer jungen Frau, die April unheimlich ähnlich sah. Sie erzählte von ihrem Mann und über eine Methode jemanden wie April zu kontrollieren bzw. zu beruhigen. Noch im selben Moment verharrte Arved in seiner Reaktion und mit dem wiederhallen der Worte, in seinem Kopf, färbten sich seine Wangen dezent rot. Wie kam er jetzt darauf? Und vor allem, wann war das gewesen?

Aprils verbundenen Händen strichen sanft seine Brust hinauf und legten sich dann um seinen Hemdkragen, um ihn bei sich zu halten. Behutsam löste sich sich von seinen weichen Lippen und schlug die Lider hoch, damit sie ihn ansehen konnte. "Arved, liebst du mich?" Er hatte es ihr ja bereits gesagt, doch sie wollte es noch einmal aus seinem Mund hören.

Arved verhaspelte sich für einen Moment und sah sie dadurch erst perplex an. Warum bekam er diese verdammt peinlichen Worte nicht mehr aus dem Kopf? "J...Ja" verdammt, dass musste sehr unglaubwürdig wirken. "Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken." entschuldigte er sich. "Ich weiß, jetzt klingt meine Antwort vielleicht gelogen, doch ich meine es ernst." er fuhr sich mit.einer Hand, soweit es möglich war, durch das wirre schwarze Haar. "Ich liebe doch und ich werde alles tun, um dir eine richtiges normales Leben zu ermöglichen. Mir ist es egal was andere sagen... Es ist ja meine Entscheidung. " er gab es auf. In sowas wurde er eindeutig nicht ausgebildet. "Das klingt sowas von schräg..." knirschte er und senkte den Kopf.

"Das klingt überhaupt nicht schräg." Vorsichtig zog sie ihr Bein wieder über seine und kniete nun über Arved. Sie legte einen Zeigefinger unter sein Kinn und hob es an. Kurz küsste sie ihn, dann blickte sie bettelnd zurück in seine Augen. "Sag es noch einmal.", säuselte sie, sein gehaspelt ignorierend. Er war so süß rot geworden. Wieso?

Arved sah wehleidig zu ihr auf. Da musste er wohl durch... "Ich liebe dich und ich werde dich mein Leben lang beschützen." wiederholte er seine Worte. Da sie ihn mehr oder weniger ablenkte, war die Röte weites gehend zurück gegangen, doch noch nicht gänzlich. Immerhin befanden sich die Worte immer noch in seinem Kopf.

April strahlte ihn an, dann überfiel sie ihn wieder mit ihren stürmischen Küssen. Er liebte sie, nur sie, obwohl sie wahrscheinlich viel zu ängstlich war. Langsam löste sie sich von seinen Lippen und machte sich stattdessen über seinen hals her. Er brauchte mindestens einen fleck, der hodge rot vor Wut werden ließ. Und dann noch einen, der nur ihr gehörte. Niemand sollte es noch einmal in Frage stellen können.

Arved kam gar nicht richtig hinter her, doch sie schien sich wohl sehr über seine Worte zu freuen. Er legte ihr einen Arm auf den Rücken und ließ sie nur machen, auch wenn er nicht genau wusste, was das werde sollte. Nun fühlte er sich wieder überlegen. Überlegen, demjenigen, über den sie die ganze Zeit gerade hatte. Wie oft der Kerl sie auch gerettet hatte, nun war er es, der April in den Armen hielt. Oder anders gesagt, derjenige auf dem sie im Moment saß. >w<