Liebevoll lächelte sie und erwiderte den Kuss verliebt, doch noch immer nagte etwas an ihr. Vorsichtig zog sie den Kopf noch einmal zurück. "Wir könnten wir weg. Wir beide. Eines Tages müssen wir hier nicht mehr bleiben. Mein dad konnte dem Institut doch auch entfliehen. Das hier muss nicht für immer sein."

Arved musste sich eingestehen, dass er gehofft hatte, dass sie nicht ewig auf diesem Thema herum reiten würde, doch auch dies schien sich gerade erledigt zu haben. "April, du musst verstehen. Nur hier wirst du lernen können, damit umzugehen. Wie oft muss ich es dir denn noch versuchen zu erklären. Du weißt doch am besten, was deinem Vater passiert ist." hörte er sich selber sagen und bereute seine Worte auch schon im nächsten Moment.

"und wenn ich damit umgehen kann?", fragte sie trotzig. "Du kannst es doch auch. Vielleicht kann ich es auch irgendwann. Und dann kann mir das Institut nichts mehr bieten. Dann können wir hier weg."

"Davon rede ich doch die ganze Zeit. Solange du es noch nicht kannst, musst du hier bleiben, doch wenn du es kannst, dann sieht das ganze anders aus." er fuhr sich durch das wirre dunkle Haar und schloss für einen Augenblick die grellen Augen. Er hatte noch vor ein paar Tagen geglaubt, das Institut wäre für sie das sicherste Gebäude, doch diese Hoffnung hatte sich innerhalb nur eines Tages verflüssigt. "Das ich es kann, hat mit etwas ganz anderem zu tun."

"Fakt ist eines, Arved. Das einzige, was mir das Institut bieten kann, bist du. Und du willst, dass ich all das lerne. Also tu ich das. Das ist alles." Streng sah sie ihn an. "Ich bleibe keine Sekunde länger als nötig."

"Schon gut. Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden." er behielt es für sich, dass er auch nicht einwenden KÖNNTE. "Du solltest dich jetzt wieder ausruhen. Du hast nur morgen frei bekommen."

Gequält sah sie ihn an. "Manchmal hasse ich dich, Arved.", murmelte sie. "Du lenkst immer ab und verschweigst, sagst weniger als du eigentlich weißt. Du sagst nie die ganze Wahrheit. nichtmal, was du denkst, vertraust du jemandem an. Du nickst es immer bloß ab und denkst dir deinen Teil. Und wenn ich dich nicht so sehr lieben würde, wäre ich ziemlich sauer auf dich, aber tja, so ist es halt. Was würdest du mir anvertrauen? Deine Hand, dein Wort, dein schwert oder dein Leben? Dem schwachen wehrlosen Mädchen, das ich bin?" Es sprudelte einfach so aus ihr raus, es ließ sie nie los. Dieser junge war für sie ein Mysterium. Er war anders, vor Gideon. Nicht so verschwiegen. War es vielleicht nur eine Rolle, die er damals gespielt hatte? Vielleicht war es das Institut, dass ihn verändert hatte. "Ich bin hierher gekommen wegen dir. Ich habe gesehen, dass du tot warst. Du warst tot, Arved! Und dann kam die Wendung. Aber du bist anders geworden. Hodge manipuliert dich." Sie wollte mit ihm über all das reden, verstand er das? Hilflos suchte sie nach seinem Blick. "Was ist passiert? Hab ich mich verändert? Oder du? Was passiert an diesem Ort mit uns?. Dort, wo mir niemand mehr glaubt,,,"

Arved bemerkte erst, nachdem sie gesendete hatte, dass er die Luft angehalten hatte. Er hatte sich verändert? Ihre Worte schienen geradewegs durch ihn hindurch zu gehen, doch gleichzeitig hatte er Schwierigkeiten sie festzuhalten. Aber irgendwie wollte er sie auch nicht festhalten. Sie verglich ihn wieder mit dem anderen Typen. Der Kerl, der vorher an seinem Platz stand. Während er sich immer mehr in seine Eifersucht rein steigerte, verdunkelte sich sein Blick. "Anders sagst du..." es war, als stand er neben sich selbst. War er das überhaupt? Oder war es doch der andere? "Wen willst du denn?" sprach der Typ dort neben ihm weiter. "Dann bring es mir doch bei! Sag mir, wie er war, wie er gesprochen oder vielleicht sogar gedacht hat! Er scheint ja so viel besser gewesen zu sein. Wie war er? Hat er mit dir über all diese Dinge gesprochen? Hat er dir alles über sich, Hodge, dem Institut oder sogar über Gideon erzählt?"
Er wollte doch gar nicht ausrasten, doch sie hatte mit ihren Worten genau diesen Punkt gestriffen, wenn nicht genau getoffen, den er eigentlich nicht offen legen wollte. Er hasste den Typen. Der, der ich alles erzählt hatte, sie anscheinend vor allem beschützen konnte und ihre große Liebe bekommen hatte. Sie liebte dich gar nicht ihn! Er sah doch nur genauso aus, wie der den sie liebte. Sie war doch die die ihn an log! Er sprang von der Bettkante auf und ging drei Schritte von dem Bett weg. Seine Hände hatte er zu Klauen geformt und raufte sich das schwarz glänzende Haar. Warum konnte dieses Bild nicht einfach verschwinden?! Das Bild von seinem triumphierend grinsendem Spiegelbild.

"Arved...", versuchte sie es nun etwas ruhiger, doch man konnte die Verzweiflung in ihrer Stimme hören. "Bitte... Du bist alles, was ich habe... Aber es fühlt sich so an, als wäre ich nichts für dich. Nur ein Gesicht. Ein Gesicht, das dich immer hoffnungsvoll ansieht und das du nicht enttäuschen willst. Aber wozu?" Sie zögerte. "Manchmal bist du auf einmal mit deinem Blick total abwesend. Als würdest du durch alles hindurch sehen. Und ich frage mich, was du wohl denkst, versuche es zu erraten. Mal bist du so, dann bist du auf einmal wieder ganz anders. Rede mit mir. Wovon träumst du? Woran denkst du? Wonach sehnst du dich? Wer bist du? "

"Warum ich dich nicht enttäuschen will, fragst du?" wieder hatte er sich nur das heraus gefiltert, was seine Wut nur weiter antrieb. "Ich will dir beweisen, dass ich NICHT so wie der Kerl vor mir bin! Ständig erzählst du mir, wie er damals war und was jetzt alles anders ist! Wie würde es sich wohl für dich anhören?!" er hatte sie bis soeben noch angeschaut, doch nun hatte er ihr wieder den Rücken zu gekehrt. "Ich tue alles, damit Hodge dich hier in Ruhe lässt und dass ich wenigstens ansatzweise an das Image von dem Typen vor mir reiche, doch das schaffe ich nie. Jedesmal sagst du das du mich liebst, doch liebst du mich oder IHN? Ihn, der dir doch alles gesagt und alles für dich geopfert hat. Ich will nicht so sein..." bei seinen letzten Worten hatte er die Fäuste geballt und die Augen zusammen gepresst. "ICH HASSE DIESEN KERL, VON DEM DU REDEST!" rief er laut hinaus.

April stützte ihren Kopf in ihre Hände. "Du bist so ein Arsch.", presste sie hervor. "Ich habe mich dafür gehasst, dass du das alles durchmachen musstest. Ich war an allem Schuld. Und dann warst du weg und ich drohte innerlich zu zerreißen. Ohne dich bin ich nichts, aber das willst du ja nicht hören. Du hörst immer nur das, was dagegen sprichst. Und vielleicht hasst du ja gar nicht diesen Typen, sondern mich. Ich bin dir doch total fremd. Wie du mich angesehen hast als du die Augen aufgeschlagen hast. Ich dachte in dem Moment, ich wäre tot. Es tat so weh, dieser Blick. So gefühllos. Ich glaube, das war das schlimmste, was ich je gesehen habe. Und trotzdem schlug mein Herz so hoch. Jedes einzelne mal, wenn ich dich gesehen habe. Jedes mal höher, lauter,schneller. Aber ich weiß nicht mehr, was echt ist und was Theater. Als würden wir ständig aneinander vorbeireden. Als würde alles nur im Kreis laufen. Wenn du mich nicht lieben solltest, wenn dein Herz nicht einen Satz machen sollte, wenn du mich siehst, sei er noch so klein, dann ist das in Ordnung. Aber bitte lass mich nicht länger zappeln. Egal, wer du nun sein magst."

Er hörte nur was er hören wollte? Wohl wahr, doch wirklich zuhören tat sie doch auch nicht. Er durfte sich nicht mit seinem Schützling streiten, erreichen musste tun was sie sagte und musste dafür sorgen, dass es ihr gut geht. Sein Vorgänger hatte es geschafft. Da war wieder der Gedanke voller Neid! Warum konnten seine Gedanken nicht endlich davon ablassen? Er erinnerte sich doch selbst ständig daran. "Liebst du mich?" fragte er, als hätte sie zuvor nichts gesagt. "Kannst du mich genauso lieben, wie den Typen vor mir? Kannst du mich um meines Willens lieben? Gleichgültig ob ich so aussehe oder nicht."

Sie sah ihn an. "Aber natürlich liebe ich dich, Arved!", rief sie. "Mehr als alles andere auf dieser Welt. Du bist das wunderbarste und selbstzerstörerischste, was mir je passiert ist. Wenn ich dich nicht lieben würde, dann wäre ich jetzt nicht hier und würde dir all das sagen. Aber liebst du denn auch mich? Obwohl du nur die kaputte version von mir kennst? Nur das, was ich hier im Institut bin?" Fragend sah sie zu ihm auf. "Und wehe du lügst mich an."

Arved musste sich eingestehen, dass er bei ihren letzten Worten tatsächlich einige Zentimeter zurück gezuckt war und seine Augen sich ungläubig geweitet hatten. "Äh..." er sammelte seine Gedanken und um Zeit zu schinden fuhr er sich die Ponysträhnen aus dem Gesicht. "Ich kann dir darauf jetzt keine richtige Antwort geben. Aber eins steht fest, es ist mir reichlich egal war für eine Form ich von dir kenne. Immerhin machst du es mir so leichter dich zu beschützen." der schwarzhaarige Junge war offensichtlich überfordert mit der Lage und suchte innerlich wie wild nach einer Antwort. "Uns SeSe's ist es verboten, dass brauch ich eigentlich gar nicht zu erwähnen, doch ich breche eh schon eine verdammt große Liste an Regeln, also würde es auf diese eine auch nicht drauf ankommen... Sag mal verleitest du alle dazu, alles für dich in den Wind zu schlagen?" verlangte er zu wissen.

Gequält sah sie ihn an. "Arved, das klingt wunderschön, aber dieses Gestammel reicht mir irgendwann nicht mehr. Liebst du mich? Nun sag schon die Wahrheit. Ist es so schwer mir zu sagen, wie du empfindest?" Wieso redete er um die Antwort herum?! "Du bist nicht nur ein sese. Du bist ein frei denkendes Wesen, ein freies Individuum. Ich scheiß auf die Regeln dieses Ortes. Nur sag endlich, was du fühlst,"