Sofort, als April es ihm befahl, kehrte sich Arved um und schloss die Tür hinter sich. Sein Kopf war erschrocken leer, als der abermals den Flur entlang lief. Dafür machte sich allmählich etwas anderes aufmerksam. Seit ein paar Minuten fühlte sich sein Rücken unangenehm warm an. Er konnte mit einen mal alle Einstiche und Risse in seiner Haut fühlen und konnte nachvollziehen wie stark sein Blut in den Adern pulsierte. OB es an dem Eisenanteil in seinem Blut lag? Immerhin war Eisen das einzige, was ihm stets eine Hilfe war. Doch statt tiefer darüber nachzudenken, hob er schlagartig den Kopf, als er Schritt vernahm. Soshi stand wenige Meter von ihm entfernt da, an seiner Seite der hellhaarige Johann. Arved nickte dem blondhaarigem SeSe dankend zu. "Hab Dank. Sie wartet in ihrem Zimmer. Du weißt wo es ist." er wies Soshi die Richtung. Dieser nickte knapp und schob den Jungen an seiner Seite schon die die gewiesene Richtung. In dem Augenblick, wo er der SeSe Arved flankierte konnte dieser hören: "Denk dran, dass Hodge uns nachher noch sehen will." wurde er erinnert. Arved nickte, auch wenn Soshi dies bestimmt nicht mehr sah. Als er weiter ging, in dem Glauben sich halbwegs unter Kontrolle zu haben, konnte er; ähnlich wie bei April's Ausbruch, etwas neben sich klirren hören. Doch er musste nicht hinschauen, um zu wissen was es gewesen war. Er hatte es gespürt, als hätte er es mit den eigenen Händen getan. Die metallene Deckenleuchte hatte sich komplett verdreht und sich wie unter schmerzen gewunden. Er hatte sie eh noch nie gemocht.

Als Soshi die helle Tür öffnete, schlüpfte der weißhaarige Junge auch schon herein. Er hatte immer noch seine Schuluniform an und Soshi trug auch seine Schultasche. "April." rief der Junge. "Was ist passiert? Immerhin wurde ich auf deinen Wunsch hier herbestellt. Nicht das ich den Unterricht vermisse." er grinste kurz, was selbst für ihn lang war. "Also raus damit."
Sein SeSe stellte sich wie ein Schatten hinter seinem Meister, die unnatürlich blauen Augen ebenfalls auf April gerichtet.

April hob den Kopf und auch ihre Mutter schrak aus den Gedanken hoch. Doch bevor April sich über Johanns Anwesenheit freuen konnte, heftete sich ihr Blick an dessen Sese. "Ich will keinen Sese hier haben, verzeih. Du kannst draußen warten, hier bist du nicht erwünscht, Soshi." Ihr Blick war kühl, selbst wenn ihre Augen rot waren vor weinen. "Wieso leistest du nicht Arved Gesellschaft. Oder bin ich jetzt schon eine Gefährdung für meine Freunde?"

Doch der Blondhaarige Mann schenkte dem Mädchen bloß ein lächeln, wessen Bedeutung nur er alleine kannte. "Darum geht es nicht. Ich bin dazu verpflichtet meinen Herren zu beschützen, auch wenn es fernab Ihres Wollen ist. Ich gehorche auch nur den Befehlen meines Herren." erinnerte er April.
Doch bevor er mehr sagen konnte, stellte sich Johann vor ihn. "Schon gut, ich hab verstanden."brummte er. "Warte doch draußen. Du sagtest doch eh, dass du noch zu einer dieser Besprechungen gehen müsstest. Schwirr schon ab." damit drehte er sich wieder zu April. Soshi verneigte sich knapp. "Wenn Ihr etwas wünscht, müsst ihr nur rufen." mit diesen Worten verließ der groß gebaute Mann den Raum.

April sah Johann dankbar an. "Danke, dass du gekommen bist. Ich... Du bist der einzige Mensch hier, dem ich noch vertrauen kann." Kurz stockte sie und deutete auf die Frau neben sich. "Das ist übrigens meine Mum. Mum, das ist Johann. Er ist ein Mitschüler von mir. Er ist sowas wie der einzige Mensch, den es interessieren würde, wenn mir etwas zustößt. Ich meine natürlich aus ungelöstesten Gründen. Deswegen wollte ich dich auch bei mir haben, Johann..."
Ihre Mutter lächelte den Jungen an. "Du bist aber ein süßer.", stellte sie fest. April seufzte. Es war wirklich hoffnungslos. Wieder wandte sie sich dem Jungen zu. "Es... Es ist aus mit Arved."

Johann zuckte bei dem Kommentar von der Frau zurück und kam nicht umhin, dass er knall rot im Gesicht wurde. "W-was?!" schnell wandte er den Blick ab. "Das ist jetzt eine peinliche Eigenschaft...." er holte tief Luft und ging auf April's letzte Worte mit der nötigen Ernsthaftigkeit ein. "Wieso?" seine Augen fixierten nun das Mädchen, was er als seine Freundin bezeichnete. "Was ist vorgefallen?! Er ist dein SeSe, deswegen te soetwas gar nicht erst vorfallen."

"Ich habe dir doch erzählt, wie es um uns beide gestanden hat. Ich liebe ihn wirklich, sogar sehr..." Wieder begannen Tränen ihre Wangen hinab zu kullern als sie abermals erzählte, was passiert war. "Dieser Secret Service hat ihn kaputt gemacht. Dieser hodge zieht die Strippen nach seinen Wünschen. Er hat meinen Arved getötet! Er hat ihm das Herz rausgeschnitten und durch das eines anderen ersetzt!" Verzweifelt hielt sie die Hände vor das Gesicht. Sie sah bestimmt schrecklich aus. Vielleicht liebte Arved sie auch deshalb nicht. "Alles war eine Lüge. Alles, was im Institut passiert ist, war ein einziges Schauspiel."gequält sah sie zu Johann. "Bitte, du hast mir erzählt, wie sehr du soshi magst. Bitte, halte dich von ihm fern. Er ist auch nur ein Teil des Service'. Ich will nicht, dass du das durch machen musst. Die Leute hatten recht. Es gibt seine Gründe, weshalb solche Beziehungen verboten sind. Bitte, fall nicht so auf den Service herein wie ich." Sie wollte ihn doch nur beschützen.

Johann sah April mit undurchsichtigem Blick an. "Also ist Arved jemand anderes?" er brauchte darauf keine Antwort, doch mit der Frage fasste er alles noch mal zusammen. Er ging ihre Worte noch einmal ganz genau durch, wobei er seine Hand an seinen Hals legte, was einer seiner Ticks war, wenn er nachdachte oder nervös war. "Soshi gehorcht mir blind, das ist sein Auftrag. Sonst hätte sein Leben keinerlei Sinn mehr. Warum sollte ein Secret Service seinen Meister als hintergehen?"

Soshi stand derweil draußen vor der Tür und schritt nervös auf und ab. Was wollte April Honderway nur so dringend alleine mit seinem Herren besprechen? Es machte ihn rasend, dass er es nicht erfahren durfte. Erst zu spät bemerkte er den Schatten an der Wand gelehnt. "Arved. Was geht dort drinnen los und verallgemeinern woher kommt der plötzliche Wandel deinerseits?"
Arved hatte die Arme verschränkt und die Augen geschlossen, als müsse er über etwas nachdenken. "Meine Herrin will deinen Herren vor dir und mir warnen." sprach er es ohne weiteres aus. Er war nicht blöd und konnte denken was dort drinnen vor sich ging, zudem konnte er aus irgendeinem Grund April's Gefühle wahrnehmen. "Und mein Wandel geht dich nichts an."
"Hör zu! Dein ganzes Theater zieht meinen Herren da mit rein. Ich warne dich, wenn er dabei irgendeinen Schien abbekommt, knöpfe ich mir deine Herrin vor!" drohte der blondhaarige und war dabei nah an Arved heran getreten. Der schwarzhaarige öffnete die Augen und so kreuzten sich zwei gefährlich blitzende Blicke. "Diese Warnung kann ich nur zurückgeben. Ich werde nicht zu lassen, dass du meiner Herrin zu nahe kommst!" zischte er. Und so standen sich zwei bissige Hunde gegenüber welche, wenn auch mit unterschiedlichem vertrauen von den Herrchen, alles für diese tun würden und sich damit im eigenen Revier bedroht fühlten.

"Darum geht es doch gar nicht. Du sagtest, du magst Soshi. Du magst ihn wirklich, nicht? Wünschst du dir denn nicht, dass er genauso empfindet? Ohne, dass du es ihm befielst. Einfach, weil du du bist. Verstehst du?" Sie sah ihren Freund verzweifelt an. "Ich will doch nur, dass dir das nicht passiert. Du weißt nicht, wie weh so etwas tut." Sie deutete in dem Raum, der mit Scherben geflutet war. "Willst du das? Die Kontrolle verlieren?"

Johann schüttelte den Kopf. Es hatte sich eine nachdenkliche Falte zwischen seinen Augenbrauen gebildet und sein Blick war mehr dennje ernst und prüfend. "Ich verstehe es nur noch nicht ganz..." räumte er ein. "Das mit der Kontrolle ist bei mir nämlich so eine Sache. Jeder SeSe ist ganz speziell auf seinen Meister abgestimmt. So auch bei Soshi und mir. Wenn er in meiner unmittelbaren Nähe ist, dann erscheint es mir unmöglich die Kontrolle zu verlieren, anders sieht es bei größeren Abstand aus. Allein der Bestand von der schule hier her ist kritisch." erklärte er. Bei ihren Worten, was das Gefühl betraf musste er schmunzeln. "Mögen? Ja, ich mag ihn wohl sehr, auch wenn das Wort »Mögen« wohl bereits unpassend ist." er fuhr sich das weiße Haar aus dem Gesicht, auch wenn es ihm gar nicht die Sicht versperrt hatte. "Ich vertraue dir April. Wenn du sagst, dass etwas mit den SeSe's nicht stimmt, dann werde ich dir glauben."

Ein kurzer Blickwechsel und die Fronten waren, jedenfalls draußen vor der Tür, geklärt. Soshi lehnte sich gegen die gegenüberliegende Wand und starrte ungeduldig auf die Tür. "Hat es mit dem Unfall zu tun?" setzte er erneut an. Doch der Junge Mann ihm gegenüber stöhnte bloß leise. Er legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke. "Wie war das noch mal? Ach ja: es geht dich nichts an!" knurrte er.
"Ich wusste doch, warum sich alle so über deine Freundlichkeit gewundert haben. Deine Herrin sollte dich wohl eher mehr an der kurzen Leine führen."
"Als wäre es was anderes bei dir. Wir können gerne das alte Gespräch weiter führen. Diesmal über deinen Herren. Damit auch mehr Misstrauen auf deiner Seite ist. Dann habe ich wenigstens etwas unterhaltsames."

Sie sah den Jungen stützend an, dann sprang sie trotz der Schmerzen auf und fiel ihm um den Hals, "Danke. Danke, dass du mir glaubst. Jeder hier will mir wieder nur Beruhigungsmittel initiieren, damit ich keinen Lärm mache. Sie nicken nur, lächeln, aber nichts davon ist wahr. Ich will hier weg..."

Johann legte nur einen Arm um sie, doch trotzdem erwiderte er die Umarmung. "Glaub ich dir gerne. Nach allem was du durch machen musstest. Doch vielleicht ist es hier nicht ganz so schlimm. Besser als dort draußen allemal." fügte er hinzu. Deswegen hatte sie also Soshi raus geschickt. Ohne Zweifel, sein SeSe wäre ihr ins Wort gefallen und hätte versucht die Dinge richtig zu stellen. Wenn er es auch gut meinte, es würde nur das untermauern was April ihm soeben erzählt hatte. "Was hast du jetzt vor?"

April drückte sich noch ein wenig fester an ihn. "Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich traue mich nicht ihn anzusehen, keine Sekunde lang. Immer wenn er da ist, könnte ich erneut weinen und meine Kräfte entfesseln. Wie soll ich so jemandem mein Leben anvertrauen? Auf ewig?! Er wollte immer, dass ich dieses Institut niemals verlasse. Selbst, wenn ich meine Kräfte beherrschen könnte. Wie kann er mich nur hier einsperren wollen?" Sie schluchzte verzweifelt. "Ich habe mir wirklich eine Zukunft mit ihm vorstellen können.. Ich bin so dumm."
Mrs honderway sah seufzend zu ihrer Tochter und dem fremden Jungen. Sie wollte ihr Baby niemals so sehen. So unglücklich und verletzt. Sie hatte April zu ihrem Schutz diesem Institut überlassen, weil sie wusste, dass Arved sie vor all dem beschützen würde. Nun war sie sich jedoch nicht mehr sicher.

"Also ist es dein SeSe, der für diesen Anblick verantwortlich ist." Johann strich ruhig über ihren Rücken. "Ich werde nachher noch Einmal mit ihm reden und dann werden wir gucken, was für eine Lösung wir finden. So kann es doch nicht ewig weiter gehen. Vielleicht kann ich Soshi auch zu deinem Schutz abstellen." überlegte er laut, auch wenn er im Hinterkopf genau wusste, dass Soshi dies nie machen würde. Er würde ihn nie alleine lassen. Aber irgendwas musste er doch für April tun können.

"All diese Sese's werden von Hodge gesteuert. Hodge ist doch für all das verantwortlich! Ich kann niemanden von denen Vertrauen. Hodge hat gewonnen!" Weinend sah sie ihn an. "Aber danke, dass du es versuchst. Aber all das hat keinen Zweck." Sie ließ die Arme sinken. "Ich muss hier weg. Hodge, Arved, Gideon. Die Leute die mein Leben zerstören. Meine Feinde, sie sind alle hier. Ich kann das nicht."

"Aber..." setzte er an. Er hatte eigentlich vor zu sagen, dass ihr SeSe nicht der Feind ist, doch das würde sie ihm nicht glauben. Nicht nach allem was geschehen war. "Willst du fliehen?" fragte er dann etwas anderes. Wo würde sie dann hingehen? "Was wirst du machen, damit das Institut dann nicht einbekommt? "