"Das Süße, bleibt mein kleines Geheimnis." er gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie sich auf eines der Motorräder, auf welchem bereits jemand saß, hinten drauf setzte sollte. Die zwei Männer waren vollkommen in schwarz gekleidet, anders als Gideon hatten sie versucht möglichst unauffällig zu bleiben. Auch die Spiegel der Helme waren geschwärzt, sodass die Gesichter dahinter verborgen blieben. Gideon zog ein schwarzen breiten Streifen Stoff aus der Hosentasche und hielt ihn April hin. "Nennen wir es Privatsphäre."

Knapp nickte sie und wandte ihm den Rücken zu, damit er das Band um ihren Kopf binden konnte, sodass sie nichts mehr sah. "Schade, dass du meinen Worten so wenig traust, stellte sie fest, ehe sie sich auf das Motorrad helfen ließ. Schon jetzt hatte sie die Sorge zu fallen, doch noch führen sie ja nicht einmal. Noch nie in ihrem Leben ist sie auf einem Motorrad mitgefahren, weshalb sie vorsichtshalber die Arme, um ihren fremden Fahrer schlung. Sie war jetzt eine von ihnen. Sie war bereit alles zurück zu lassen. Durch die Augenbinde konnte sie sich auch nicht noch einmal umdrehen und zurücksehen, als könne sie etwas bereuen. Es war zu spät und er war schuld. Doch der neue Pakt würde ihr wohl ihre neu gewonnene Freiheit erneut einschränken. Egal. Sie war nicht mehr weggesperrt. Weggesperrt in diesen engen Käfig, zusammen mit dem Jungen, den sie geglaubt hatte zu lieben.

Gideon lachte, als auch er sich einen Helm aufsetzte und die verspiegelte Scheibe hinunter klappte, sodass auch sein Gesicht verborgen war. "Ein Wunder, dass du mir so einfach vertraust." noch im Klang seines letzten Wortes, ließ er den Motor seines Bikes aufjaulen. "Immerhin will ich dich immer noch töten."damit fuhr er vor, mit dem Wissen, dass die anderen beiden folgten. Kaum bog er um die erste Ecke, erkannte er einen schnellen Schatten, der eilig auf das Institut zu rannte. Das hatte ja gar nicht so lange gedauert, wie er gedacht hatte. Gideon hatte fast den Verdacht, dass der Köter schon vor dem Alarm los gerannt war, wenn man die Entfernung der Schule beachtete. "Wuff." gab Gideon grinsend von sich und löste das unsichtbare Schild, was die drei Räder vor den Augen anderer verborgen hatte auf. Sonst wurde es doch zu schnell langweilig. So sah wenigstens April's Bluthund die wahren Täter, auch wenn er sie unmöglich einholen konnte.
Der Fahrer des Motorrads, auf dem April saß, gab ein kurzes Geräusch von sich, was wie ein leises kichern klang. Er war das letzte in der Reihe und so fuhr er später als Gideon los. Er erwartete, dass das Mädchen hinter ihm schlau genug war sich festzuhalten, denn er würde definitiv keine Rücksicht nehmen. Und so schoss auch wenig später ihr Motorrad vor.

April erstarrte bei Gideon's letzen Worten. Er wollte noch immer ihren Tod? Aber sie war doch auf seiner Seite! Schwer schluckte sie. Worauf hatte sie sich da eingelassen? Doch nun gab es kein zurück mehr. Zur Bestätigung dieses Gedankens ertönte im selben Moment ein leises kichern, ehe die Maschine unter ihr aufjaulte und sich in Bewegung setzte. Erschrocken, durch den plötzlichen Schwung, klammerte sie sich noch stärken an ihren Fahrer. Der Wind peitschte Ihnen entgegen, während sie immer weiter beschleunigten. Der Fahrtwind schmerzte in ihrem Gesicht, weshalb sie es gegen den Rücken des Vordermanns drückte, und jedes Mal, wenn eine Kurve kam, glaubte sie den Halt zu verlieren, weshalb sie nicht selten aufquietschte. Gideon hatte Recht. Jetzt war ihr Leben als unschuldiges Schulmädchen entgültig vorbei. Schon spürte sie ein ziehen in ihrer Brust und ihre Haltung verkrampfte sich. Es fühlte sich komisch an, als würde innerlich etwas zerbrechen. Sie biss die Zähne zusammen, doch sie wusste was es war. Doch das unsichtbare Band zu Arved bekam noch mehr Risse. Nicht nur ein Sese war unfähig ohne seinen Schützling. Andersherum verlief es wohl genauso. Doch die Freiheit war diesen Schmerz Wert. Nur endlich weit weg von diesen Verrätern,

Es war eine Fahrt von einer halben Stunde, ehe Gideon sich endlich aufopferte ihr die Augenbinde wieder abzunehmen. Zwischen durch hatten sie mit den Motorrädern ihr Ziel erreicht, sie wurde von dem Rad runter geholt, einen gang entlang geführt und in einen quietschenden Schwer-last Aufzug gebracht, mit dem alle 4 Personen einige Zeit nach unten fuhren. Erst als man sie auf einen Stuhl setzte, löste Gideon den Knoten. Sie befanden in einer gigantischen Lagerhalle. Sie wurde von Eisensäulen in zwei Reihen gestützt und war in der Mitte tiefer gelegt, sodass lediglich am Rand eine Empore war, die sich wie ein Balkon um die die halle spannte. Die Kanten waren mit gelb-schwarz gestreiften Folien beklebt, was das Dasein als Lagerhalle noch Einmal unterstützte. An der Decken waren zwei rot angestrichene Kräne angebracht wurden, welche auf Schienen an der Decke hin und her gefahren konnten. An den Wänden verrieten dicke Eisentüren, dass sich noch mehrere Räume hier befanden und man konnte ahnen, dass dies nicht der einzige große war. April's Stuhl stand in der der Vertiefung, ziemlich in der Mitte. Die Emporen waren voll besetzt mit Schaullustigen, welche hinunter zu Gideon und dem Neuankömmling schauten. Viele trugen entweder ein ähnliches outfit wie Gideon, meistens noch mit dem dazu gehören Jackett auf dem Arm oder trugen komplett schwarz.
"Willkommen in deinem neuen zu Hause. Das ihr mir das Mädchen ja auch ordentlich behandelt." rief er an die Zuschauer gewandt, welche zur Antwort nur ein belustigtes Raunen zu hören gaben. Giddon deutete neben April, wo ein Haufen von, ebenfalls schwarz, Klamotten lag. "Die kannst du dann später anziehen."

Als man die Augenbinde endlich löste, stach das Licht grell in ihren Augen. Sie hörte das Raunen vieler stimmen, ehe sich ihre Sicht soweit beruhigt hatte, dass sie Schemen und letztlich den ganzen Raum und seine Besetzung erkennen konnte. Erschrocken zuckte sie zurück als sie sah, wie viele Augenpaare auf sie gerichtet waren, weshalb ihr Stuhl zu schwanken begann. Hastig versuchte sie sich zu beruhigen und sah sich stattdessen die Halle Genauer an. Wo waren sie? Wo konnte es so einen Ort geben. Ihr Gesichtsausdruck ging nun von dem erschrockenen in ein kindliches staunen über. "Wow.", murmelte sie, ehe Gideon erneut die Stimme erhib und sie auf den kleiderhaufen aufmerksam machte. Sie nickte und erhob sich verunsichert. Durfte sie überhaupt aufstehen? Vor so vielen Augen dürfte sie sich keine Fehler erlauben. Vorsichtig bückte sie sich und hob die Kleidung auf. "Und nun?"

Gideon sah ihr gelassen dabei zu, bis sie sich wieder an ihn wandte. "An diesem Ort sind wir nur, wenn wir uns für Besprechungen oder Einsätze treffen. Ansonsten leben wir alle in privaten Bereichen." erklärte er ihr. "So wirst auch du bei jemanden anderen über Nacht bleiben und erst morgen wieder hier herkommen. Es sei denn du hast großes Verlangen danach auf kaltem Beton zu schlafen." fügte er hinzu und deutete auf den Boden auf dem sie standen. Der Boden war an manchen Stellen pechschwarz gefärbt, als hätte man unterschiedlich große Lagerfeuer errichtet und sie bis zu dem kalten Stein abbrennen gelassen. Auch waren tiefe Kratzer in dem Beton und Schleifspuren. Die Halle musste so einiges bereits einstecken.

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, nein, kein Bedarf. Aber bei wem soll ich denn nun bis dahin bleiben?" April traute sich kaum zu fragen, ob er sie zu ihrer Mutter lassen würde. Unruhig ließ sie den Blick schweifen. "Werde ich die Klamotten jetzt auf ewig tragen müssen?"

"Du kannst auch gerne mit deiner Schuluniform herum spazieren, dann erkennen dich hier wenigstens alle. Ich zwinge dich zu nichts. Aber dann erkennen nicht nur wir dich wieder." es könnte ihm eh egal sein. Er hatte sie dort rausgeholt, jetzt war sie dran ihren Teil einzulösen. Doch wenn sie wieder in die Fänge bin dem Intstut fallen würde, dann würde er sie umbringen. Ganz einfach.
"Wegen deiner Übernachtung..." er hob den Kopf und sah die Leute an, welche entweder auf der Mauer saßen oder sich gegen das Geländer oder gegen die Wand lehnten. "Liron?" rief Gideon nach oben. "Schwing dein Hintern hier runter."
Ein junger Mann schälte sich aus der Masse, dachte aber gar nicht daran, runter zu kommen. Unter dem Arm geklemmt hielt dieser einen Motorrad Helm und ebenso seine schwarze Jacke. Nun Da er den Helm nicht mehr trug, konnte man ihn auch besser erkennen. Er besaß schwarzes kurzes Haar, was im Licht einen rötlichen Schimmer besaß, wodurch es meistens mehr dunkelbraun oder dunkelrot wirkte als schwarz. Zu seinem Pech stand es trotz seiner Kürze, vor allem hinten und im Pony Kreuz und Quer. Er trug eine schwarze Weste mit Kapuze, welche man eher meistens über einen Pullover oder etwas in der Art zog. Dazu eine schwarze Hose und schwarze hohe Stiefel. Selbst seine Augen wirkten dunkel. Sie besaßen eine Farbe aus der Misch von dunkelblau und grau. Mit seinem Outfit hatte er es extrem leicht, einfach in der Nacht zu verschwinden.
"Ich bleibe gerne hier oben, endlich kann ich mal auf dich herab schauen." scherzte der Junge Mann. Er ging zum Rand und hockte sich dort hin, die Arme auf den knien abgelegt.

April sah ebenfalls zu dem jungen Mann hinauf. Liron, also. Sie erinnerte sich an die Stimme. Sie gehörte zu dem kichern, das vor ihr ertönte, ehe sie los gefahren waren. Das war er also. Schüchtern lächelte sie den Jungen an, wusste jedoch nicht, was sie sagen sollte, weshalb sie sich wieder an Gideon wandte. "Und meine Mum?"

"Fast hätte ich es vergessen." entfuhr es Gideon theatralisch. "Wenn hat sich noch mal um die Mutter gekümmert?" rief er aus. Wieder nur Gemurmel, bis eine weitere Person hervor trat, bzw. Zwei. Denn neben dem Mann tauchte noch eine andere Frau auf. "Wir haben sie aus der Stadt gebracht. Sie steht unter ständiger Beobachtung, sodass wir die Köter bemerken, bevor sie überhaupt die richtige Straße haben." lachte der Mann. Während die Frau mit der Hand einen Umschlag hoch hielt. "Hier steht dann die Adresse."
Zufrieden grinsend wandte Gideon sich an April. "Du siehst, ich habe alles Eingehalten, nun bist du an der Reihe."

"Danke." April nickte erst den beiden, dann Gideon zu. "Kann ich sie sehen? Kann ich nicht auch bei ihr wohnen? Ich werde mein Versprechen natürlich einhalten, Gideon. Du brauchst dich nicht zu sorgen. Ich werde mein bestes geben. Und du solltest wissen, dass ich eine Menge ehrgeiz besitze." Sie grinste, obwohl sie noch immer Schmerzen hatte. Es war als wolle sie eine Kraft immer brutal zu Arved zurückzerren. Es packte ihr her, umschloss es fest und zerrte daran, sodass jedes Organ in ihrem Körper am liebsten versagen wollte. Sie würde nicht zurück kehren! Und doch war ihr dieser Schmerz lieber, als der Schmerz, der mit Arveds täglichem Anblick und seiner eingefrorenen Stimme verbunden war.

"Du kannst sie sehen, aber noch nicht gleich." er machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach. "Denk dran, du bist immer noch in deiner Probezeit. Da kann noch eine große Menge an Dingen schief gehen." mit diesen Worten, war für ihn das Gespräch beendet. Er kehrte ihr den Rücken zu und schlenderte los. "Wollt ihr die ganze Nacht hier herumhängen? " richtete er sich beim Gehen an alle. "Jetzt schwirrt schon ab. Morgen will ich hier auch nur die sehen, die hier wirklich etwas zu tun haben. Der Termin für das Treffen mit allen ist erst in 4 Tagen." nach seiner Ansage bewegte sich sofort die ganze Masse und verteilte sich in alle möglichen Richtungen. "Das gilt auch für dich April." ertönte Gideon's Stimme noch ein letztes mal.

Wieder folgte nur ein nicken ihrerseits, während sich alles um sie herum in Bewegung setzte. Nervös erklimmte sie die Treppen und gesellte sich schüchtern dem Fremden zu. "Du bist also mein ominöser Fahrer? Liron, richtig?" Unruhig knirschte sie mit den Zähnen. Sie wusste nicht ganz, was sie sagen sollte, weshalb sie einfach nur die Klamotten an ihren Körper presste und unsicher den Jungen ansah.

"Und du bist meine ängstliche Mitfahrerin." entgegnete er, während er sich geland wieder aufrichtete. Seine dunklen Augen funkelten sie amüsiert durch den ins Gesicht hängenden Pony an, wobei seine Augen nicht von den Strähnen bedeckt wurden. "Bist wohl noch nie Motorrad gefahren, was?" er winkte mit der Hand, um ihr zu deuten ihm zu folgen, als er sich auch schon um drehte und ebenfalls auf eine etwas größere Ausgangstür zu steuerte. Wie alle anderen bestand diese ebenfalls aus dickem Eisen und besaß statt einer klinge ein Rad. Doch an dieser Tür konnte man ähnliche Spuren wie auf dem Boden ausfindig machen. "Zu blöd, dass du jetzt noch mal mit fahren musst."