April hingegen ließ ihr Sandwich unberührt. Sie hatte überhaupt keinen Hunger. Ihr war eher schlecht, durch die Schmerzen, die sie innerlich erleidete. Gott, es raubte ihr beinahe den Verstand, doch sie würde diesen Leuten nicht ihre Schwäche vor ihrer Stärke beweisen. Sie nippte nur knapp an der Cola, doch statt einem süßen Geschmack, breitete sich für sie nur Bitterkeit aus. "Oh, okay.. Danke.", murmelte sie nur, ohne eine Miene zu verziehen und nahm einen weiteren Schluck. Sie fragte sich, ob Arved wohl endlich ihren Schmerz spürte, doch der Gedanke an ihn ließ wut in ihr auftreiben. Aber es war nicht ihre Wut. Es war auch nicht die Wut auf ihn. Du wut ging nicht von ihrem Kopf aus, sie versteckte sich in ihr, fühlte sich jedoch weit entfernt an. Würde jemand sie fragen, könnte sie das Gefühl unmöglich beschreiben. Es dauerte eine kurze Zeit, ehe sie begriff, dass es Arveds Wut sein musste. Diese Verbindung war wohl doch tiefer als gedacht.
Hastig schüttelte sie den Kopf, um sich von dem Gedanken zu befreien. Schnell wechselte sie das Thema. "Du, Liron, sag mal... Gideon hat mir so ein Armband gegeben, ehe wir ausgebrochen sind. Weißt du, was das war? Die Wachleute, sie haben durch uns hindurch gesehen. Was war das...?"

Liron hatte derweil sein Handy neben sich Auf den 'Tisch' gelegt und durch bekommende Nachrichten gescrollt. Als sie ihn wieder ansprach, hob er den Kopf. "Armband..." er brauchte ein paar Minuten bis er es verstand. "Achso, ganz einfach wir haben, während er dich raus geholt hat, unten interessante Dokumente mitgehen gelassen und gleichzeitig eine Bombe unten installiert. Sonst hätten die Hunde unser eindringen doch gar nicht bemerkt." er Knüllte die leere Verpackung zu sammen und musterte sie kurz. "Eigentlich hätte ich die Bombe auch vor Ort hoch gehen lassen können, doch er wollte es erst in dem Moment wo ihr raus gekommen seid. In seinem Armband war lediglich ein Sensor der bestimmte Wellen übertragen hat, auf die die Bombe unten reagiert hat. Zu dem hat sie Gideons Kräfte teils auf dich übertragen." als er bemerkte, dass sie ihr Sandwich gar nicht aß zog er ihn zu sich und opferte sich für ihn. "Seine Gäbe besteht vorwiegend in der Sinnesmanipulation, deswegen konnte man uns auch weder sehen noch hören, noch durch irgendwelche Sensoren erfassen. Praktisch, was?"

Eine Bombe? Sie hatte das gar nicht mitbekommen und wusste auch nicht recht, was sie davon halten sollte. "Ziemlich praktisch.", stimmte April ihm zu, nachdem er geendet hatte. Die Bombe konnte jedoch kein allzu großes Ausmaß gehabt haben, denn das hätte sie wohl mitbekommen. Und dem Service zumindest ein wenig das Handwerk zu legen, könnte ja nicht schaden. Leise seufzte sie und versuchte noch immer keine Miene zu verziehen. Stattdessen Tat sie so als müsse sie sich ein gähnen verkneifen. "He.. Würde es dich stören, wenn ich mich erst einmal schlafen lege? Es war ein anstrengender Tag für mich."

Wieder lautete seine Antwort nur "Nö." als er hintergeschluckt hatte setzte er erneut an. "Nö, für kannst gehen. Die ganz linke Tür führt zum Zimmer." erklärte er ihn noch. Er fand es ja schmeichelhaft, das Gideon ohne soweit vertraute, dass er sie bei ihm ließ, doch eigentlich war er nicht so der Babysitter-Typ.

"Gut, danke." Sie lächelte leicht und erhob sich. Rasch hob sie ihre Tasche auf und sah noch einmal zu Liron. "Und... ähm... Wo finde ich das Badezimmer?" Sie hasste es jemanden offensichtlich durch Unwissenheit zu nerven, doch diese Wohnung war ihr nun einmal fremd.

"Das ist gleich die erste Tür, wenn man rein kommt." erklärte er ihr, mit einem Blick über den Rand seiner Dose. Wie konnte man jetzt nur müde sein? Gut, sie war wahrscheinlich in einer ganz anderen Verfassung als er, zudem war sie ja immer noch ein Laie. Wie aussichtslos die Sache mit ihr vielleicht wahr, so interessanter und aufregender war die Tatsache, dass die Hunde sie suchen kommen werden. Die letzte Zeit war extrem eintönig gewesen, doch endlich passierte mal wieder was. Nur Gideon's Plan konnte Liron noch nicht genau nachvollziehen. Aber wer konnte das schon?

"Danke." Sie entschloss sich zuerst das Bad aufzusuchen, ehe sie zu Bett ging. Unsicher folgte sie seiner Beschreibung und öffnete die erste Tür. Gut, sie war im richtigen Raum. Möglichst leise Schloss sie hinter sich die Tür. Das Bad war modern und in schwarz und weiß gefliest und ziemlich geräumig. Neben einer Dusche gab es auch noch eine Badewanne mit kleinen Düsen, die vermutlich einen Whirlpool ersetzen sollten. Alles in dem Raum glänzte als sei es unbenutzt und ein paar frische Handtücher lagen neben dem Waschbecken bereit. Auch im Bad gab es ein Fenster, weshalb zu aller erst die Jalousie hinunter ließ, um mögliche Spinner zu vermeiden. Endlich konnte sie ihren Gesichtszügen freien Lauf lassen, endlich war sie einmal allein. Sie riss den Knauf des Wasserhahns hoch und ließ eiskaltes Wasser in die Schale fließen, während sie sich selbst immer wieder welches ins Gesicht spritzte. Ihr war spei übel und Schmerz wollte einfach nicht enden. April wollte schreien, weinen, kotzen. Irgendetwas tun, damit es endlich aufhörte. Aber das war nicht möglich. Es hörte nicht auf, auch das wasser half nichts. Für einen Moment schwankte sie, weil ihr schwindelig war und im nächsten Moment sah sie sich nur noch zum klo hasten und sich darüber übergeben. Inständig hoffte april, dass das Rauschen des Wassers die andere Geräuschkulisse übertönen würde. Aber selbst wenn. Sie hatte das Zimmer sorgfältig zu gesperrt. Obwohl, das würde wohl kaum etwas ändern.
Wenig später hörte es endlich auf. Sie fühlte sich elendig. Jetzt war sie endlich von ihm weg, das Band riss immer mehr, und doch bereitete er ihr immer noch schmerzen. Und selbst nach dem übergeben ging es ihr genauso wie davor. In ihren augen brannten Tränen, doch sie ignorierte es und spülte. Danach wusch sie sich das Gesicht, putzte sich die Zähne, um den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen und atmete tief durch. Nicht einmal sah sie sich dabei im Spiegel an. Sie konnte nicht schon jetzt die ganze Wohnung zerstören. Erst als sie glaubte, sie könne Liron wieder unter die Augen treten, ohne dass er sofort Gideon rufen würde, weil er glaubte, sie würde sofort scheitern und zum Institut zurückkehren, verließ sie den Raum, die Tasche unterm Arm. "Gute Nacht.", murmelte nur und verzog sich in ihr neues Zimmer.
Auch hier erwartete sie bereits eine beinahe vollständig gläserne Wand. Dieses Haus bot wohl totale Transparenz. Schnell zerrte sie die Vorhänge zu, ehe sie sich dem restlichen Zimmer zuwandt. Ähnlich wie der Rest der Wohnung war auch dieses Zimmer ziemlich geräumig. Als Boden war Teppich ausgelegt, die Wände waren hell gestrichen. In der Mitte stand ein großes Bett. Riesig sogar. Es war wie auf ein Podest gehoben, sodass es zwei Stufen höher stand als der Rest der Möbelindustrie. Wie auf einem Präsentierteller. Dazu gehörten zwei Nachttische, die mit jeweils einer Lampe bestückt waren, ein Kleiderschrank, sowie ein Bücherregal und ein Schreibtisch. Letztere waren beide jedoch komplett leer geräumt und unbestückt. Dafür wäre wohl ein anderes Mal Zeit.
Schnell glitt sie aus ihrer Kleidung, hinein in ihr Nachthemd. Dann drückte sie ihre letzte kleidung, die schuluniform, eohne weiteres hinein in den Mülleimer, der unter dem Schreibtisch stand. Nur die zwei Fotos hatte sie vorher daraus entfernt. Ruhig betrachtete sie beide. Erst das mt ihrem Vater, danach das von dem alten Arved und ihr. Sie würde es Ihnen beweisen. Ihnen beiden. Sie war stark. Schnell schob sie die Bilder in eine Seitentasche und verschloss diese wieder, ehe sie sich einfach rücklings in ihr Bett fallen ließ. Das war also ihr neues Leben. Bei dem Gedanken, drückte der Schmerz noch etwas fester zu. Leise stöhnte sie auf und zog wimmernd die Beine an den Oberkörper. Dieses Institut machte sie zu einem krüppel durch bloße Abwesenheit.

Liron wartete bis sie endgültig in dem Schlafzimmer verschwand, ehe er vom Tisch aufstand. Das konnte ja heiter werden. Er warf den überflüssigen Müll in den Mülleimer und platzierte sich auf die Couch. Er legte die Hand in den Nacken und ließ diesen zweimal knacken. Er zückte sein Handy und beantwortet ein paar Mail's, ehe er den Fernseher anstellte. Als er, Gelangweilt von dem Programm was gerade lief zum Tisch zurück sah, fiel ihm die zwei Briefe auf, welche er vorhin achtlos dort abgelegt hatte. Irgendwelche Werbung in ne Anfrage zu irgendwas. Mit einem kurzen Blick über die Schulter versicherte er sich, dass die Zimmertür wirklich zu wahr, dann richtete er seinen Blick kurz auf die Briefe zurück, ehe er sich gänzlich dem Fernseher widmete. In Zwischenzeit züngelte eine kleine Flamme über das Papier. Erst färbte sie es nur schwarz, dann fraß sie es Stück für Stück auf, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.

~
Es war bereits morgen und durch die Vorhänge versuchten sich erste Sonnenstrahlen hindurch zu zwängen, doch erreichten sie April nicht. Dieses schlief noch immer, wenn auch sehr unruhig. Nicht selten murmelte sie leise etwas unverständliches oder zuckte krampfartig. Auf ihrer Stirn glänzten Schweißperlen und auch sonst schwitzte sie, weshalb abwechselnd Hitze und Kälte über ihr zusammenschlugen. Es war erstaunlich, dass sie trotz Schmerz und Aufregung schlafen konnte, doch nachdem sie lang genug wach gelegen hatte, übermannte sie der Schmerz letztlich und ließ sie in etwas ähnliches wie eine Ohnmacht fallen, was ihr zumindest ein wenig Ruhe schenkte. Allerdings wühlten ihre Träume sie nur noch stärker auf. Sie träumte von Arved, wie schon oft, doch diesmal fühlte es sich Real an, wenn auch ein wenig verschwommen. Er legte sich mit Hodge an und wollte unbedingt zu ihr. Er sagte, er würde nicht einfach tatenlos rumsitzend, wenn sie in Gefahr war. Diese Worte machten Ihr klar, dass es nur ein blöder Traum sein konnte, ein Wunschdenken. Der neue Arved dachte nur an sich.

Liron hatte die Nacht nur so viel geschlafen, wie sein Körper wirklich brauchte. Nun saß er auf der Couch, im schneidersitz, neben sich eine Packung kleiner Schokoladen Tafeln und spielte irgendein belangloses Spiel. Er musterte kurz den Controller, dann das surrende Handy neben sich. Also war Gideon nun doch der Meinung, sie trainieren zu können. Nicht das er es angezweifelt hätte, doch eigentlich hatte Gideon besseres zu tun. Aber in sowas konnte sich Liron leider nicht einmischen und so musste er einfach dafür sorgen, dass April nicht in die Reichweite der Hunde kam. Mehr war es ja nicht, laut Gideon's Aussage...>>

Über Nacht hatte es Arved leider nicht nur bei einem Wutausbruch belassen. Und dennoch hatte er letztlich erkannt, daß er April in dieser Nacht nicht mehr finden könnte. Seine Wut auf alles um ihn herum, pulsiert zu laut in seinem Kopf, um das er auch nur einen klaren Gedanken fassen könnte. Er wusste, dass er mit dem, nur weiter weg von April rutschte, was ihn wiederum abermals zornig machte. Hodge hatte irgendwann die Versuche unterlassen, ihn zu beruhigen, selbst Flo hatte er schicken wollen, doch dieser kam noch nicht einmal zu Wort. Arved hatte sich nun in April's Wohnung zurück gezogen und sich einfach nur die die Mitte der geräumigen Stube gesetzt. Die ganze Nacht über war er wach gewesen, innerlich von Wut zerfressen. Irgendwann war da nur noch die Wut und so überraschte es ihm nur umso mehr, als er sich selbst einen einzigen Namen flüstern hörte. Immer wieder, als könne er dadurch wieder eine bessere Verbindung zu April aufbauen. Ob sie ihn hören würde? Wenigstens der kühle Nachtwind trug seine schmerzverzerrten Sorte mit sich. "Ap...April..."
Als die Sonne durch die Fenster schien, spiegelte sie sich in den ganzen am Boden liegenden Scherben wieder, wodurch der ganze Raum voller Reflektionen war. Das Zimmer war nicht mehr als bewohnbar einzustufen. Alles lag Kreuz und Quer und dazu in mehrere Teile zerbrochen um den auf dem Boden sitzenden Jungen herum. Er hätte seine Fähigkeit gerne genutzt, um April zu finden, doch zu dem Zeitpunkt, war alles in ihm nur explodiert. Mit leeren Blick sah Arved auf und starrte zu der Tür, die nach draußen in den Flur führte. Ein Neuer Tag, Zeit seine Herrin wieder zu finden. Er schloss die Augen ein weiteres Mal und konzentrierte sich, soweit es in seiner Verfassung möglich war. //April, wo bist du...?// angestrengt versuchte er die gestrigen Gefühle wieder aufzugreifen und irgendwie zurück zu verfolgen. Ehe würde er sterben, als Hodge die Suche nach ihr zu überlassen!

>April, wo bist du..?<, hauchte die Stimme in ihr Ohr und ließ April aufschrecken. Schon riss sie die Augen auf und saß aufrecht im Bett. Panisch riss sie den Kopf herum, blickte in alle Richtungen, doch es war niemand in dem Raum. Wo war die Stimme hin?! Sie könnte schwören, dass man gerade mit ihr geredet hatte. Stöhnend hielt sie sich den Kopf, als sich alles zu drehen begann. Sie drohte den Verstand zu verlieren, wenn sie jetzt bereits Stimmen hörte. "Reiß dich zusammen, April!", ermahnte sie sich knurrend und schob sich aus dem Bett. Ohne weiteres zog sie die Klamotten an, die Gideon ihr am Vortag gegeben hatte. Es war alles in schwarz gehalten. Eine enge schwarze Hose, die jedoch ziemlich dehnbar war, ein schwarzes Top und eine Lederjacke. Das wüste rote Haar band sie lieblos zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Für was machte sie sich schon schön? Zum Trainieren wohl kaum. Aus ihrer eigenen Tasche nahm sie sich ihre grünen Chucks, da diese wohl am praktischsten waren. So verließ sie das zimmern, um heraus zu finden, ob Liron bereits wach war. Und das war er. Unbeholfen tappte sie zu der Couch. "Guten Morgen."

Liron drehte den Kopf über die Schulter und sah zu April, welche gerade aus dem Zimmer heraus kam. "Morgen." lautete seine Antwort. "Hast ja lange geschlafen." bemerkte er am Rande. "Falls du Hunger hast, kannst du ihm Kühlschrank nachschauen, auch wenn ich es bezweifle." er steckte sich noch eine letztes Stück Schokolade in den Mund, dann stand er auf. Er trug die selben Klamotten wie am Vortag, da Man ihm versichert hatte, dass auch er heute trainieren durfte. "Zur Not nimmst du es einfach mit. Da du lange Geschlafen hast, sollten wir uns jetzt auch beeilen, wenn du schon mal wach bist."

"Wenn ich zulange geschlafen habe, dann hättest du mich doch auch wecken können.", entgegnete sie achselzuckend und ging zum Kühlschrank. Selbst wenn sie nicht wollte, sie musste etwas essen, sonst würde sie nicht durchhalten. Letztlich entschied sie sich für einen Apfel. Sie legte ihn auf den Küchentisch, da sie den zur bot später essen konnte und verschwand noch einmal kurz im Bad, ehe sie sich schließlich bei ihrer Rückkehr über den Apfel her machte. "Was steht jetzt an?"

"Ich werde dich dorthin bringen wo wir gestern ebenfalls gewesen sind und dort wirst du absofort trainieren. Keine Ahnung warum, aber Gideon hat es so bestimmt." er schaltete den Fernseher aus und schnappte sich seine Jacke und den Helm wieder. Er ging zu dem Tresen und legte den Helm darauf. "Nimm du ihn, ich hab noch einen zweiten." ohne auf eine Einwilligung zu hören verschwand er in dem Schlafzimmer, wo sie schlief, und holte aus dem Kleiderschrank einen identisch aussehenden zweiten Motorradhelm. "Bereit?"

Sie nahm einen letzten Bissen und hoffte ihn nicht wieder aufzustoßen, dann nickte sie. "Schätze schon." Sie warf ihren Müll schnell weg und klemmte den Helm unter den Arm, ehe sie sich zu Liron gesellte. Im laufen svhloss sie noch ihre Jacke. "Von mir aus können wir."