Während April durch die Halle streunerte saß der Junge bereits wieder an seiner alten Stelle. Die Beine ebenso wie die Arme verschränkt und den Kopf dezent gehoben, was ihm einen genervten Ausdruck verlieh. Auch wenn kein Wind in der Halle wehte, bewegten sich die langen Ende fast rhythmisch hin und her. "Mann, bist du nervig. Dein Vater war irgendwie ruhiger drauf. Gut, das war auch unheimlich nervig." räumte der 'Junge' ein. "Ich schulde dir also was, und was wäre das bitte?! Eigentlich ist es genau andersherum. Ich hab dir oft genug den Arsch gerettet und mich ab und zu von dir benutzen lassen, obwohl du nicht einmal meine Herrin bist." Er machte sich keine Mühe, lauter zu reden, sie hörte ihn so oder so. Immerhin trug sie ihn ja stetig mit sich rum. Dass sie erst durch andere darauf gekommen war, dass er da war. Sie war wirklich hoffnungslos.

April fuhr herum. "Schön, dass du meinen Vater wenigstens kanntest!", blaffte sie aufgebracht, obwohl sie irgendwo erleichtert war, dass er noch da war, da sonst Gideon bestimmt ziemlich wütend geworden wäre. "Du hast ihn doch umgebracht! Und dann musstest du auch noch mein Leben zerstören! Wenn ich so nervig bin, dann hättest du dir jemand anderen suchen können! Ich habe wirklich nicht darum gebeten mir mein Leben ruinieren zu lassen! Du schuldest mir ein normales Leben!"

"Du raffst es aber auch nicht?" musste er sich hier echt mit einem Menschen streiten? Wie tief war er eigentlich gesunken? "Wir können uns nicht gerade aussuchen, an wen wir gebunden werden. In. Erster Linie werden wir immer an einen starken und strapazierfähigen Körper gebunden, auch wenn ich bei dir echt Pech gehabt habe. Bei jedem noch so kleinen Problem fängst du an mit heulen oder jammern." der Junge war das sitzen leid und so lag er auf den Boden, die Arme hinter dem Kopf. Besser gesagt, hatte er lediglich eine Hand unter dem Kopf, die andere spielte mit einem Gegenstand über seinen Kopf. Es war mehr ein gläserner Tropfen, der sich bei jeder Berührung durch seinen Finger, in eine andere Form verformte. "Zu erst werden wir an Familienangehörige vererbt, dann an Verwandte und dann erst an beliebige Personen. Wir können es uns nicht aussuchen, dass einzige was uns überlassen wird, ist die Zusammenarbeit mit unserem Träger. Entweder er bewährt sich und wir erkennen ihn an oder er schafft es nicht." erklärte er, diesmal in einem ziemlich monotonen Ton. "Ein normales Leben wäre schön nicht schlecht, was...?"

"Wenn du meine Probleme hättest, dann würdest du auch die ganze Zeit heulen.", verteidigte sie sich schroff und fuhr sich durchs Haar. "Ja, ein normales Leben wäre schon nicht schlecht." Sie fragte sich, wie es wohl wäre, wenn diese Kräfte nicht wären. Würde ihr Vater noch leben? Würden sie eine glückliche Familie sein? Es könnte so schön sein. Stattdessen plagten sie Schmerzen und sie drohte jeden Moment alles zu verlieren. "Bewähren sagst du? Muss ich dich erst beeindrucken? Hast du nicht gesehen, was für Mist ich bereits durchgemacht habe? Du bist schuld an dem Tod meines Vaters!"

Der Junge gab ein Geräusch von sich, was einem Gähnen gar nicht mal so fern lag. "Das will ich gar nicht bestreiten, auch wenn die Umstände vielleicht andere sind, als du und deine Mutter glauben zu kennen." fügte er hinzu. "Du musst mich nicht beeindrucken, dass ist für dich eh unmöglich. Du musst mir einfach nur einen Grund nennen, warum ich weiterhin an deiner Seite bleiben sollte." Der Gläserne Tropfen über ihn hatte nun die Form eines Messers. "Wenn dein Leben so zum heulen ist, dann lass es mich beenden."

"Nein, ich werde dich mein Leben nicht beenden lassen. Ich habe noch großes vor. Ich will alles gut machen. Ich kann mich selbst um meinen Frieden kümmern. Danach kannst du mir das Angebot nochmal machen." Nachdenklich sah sie den Jungen an. Einen Grund, weshalb er bei ihr bleiben sollte? "Ich glaube nicht, dass ich einen Grund habe, der dich genügend beeindrucken würde. Ich will nur alles wieder richten. Ich werde nicht aufgeben bis ich diesen Institut los werde. Ich will doch nur ein Leben, das nicht voll von diesem scheiß ist. Und wenn du dich gegen mich stellst, dann werde ich so lange kämpfen und trainieren, bis ich dich im Zaum habe, koste es, was es wolle."

Nun drehte sich der Kopf in ihre Richtung. Auch wenn seine Augen verbunden waren, schien es, als wüsste er ganz genau wo sie sich befand. "Du wirst also dafür kämpfen, dass ich bleibe?" da war wieder das klirrende Kichern, wie am Anfang. "Du hast Glück, wenn es um die Suche nach einem neuen Herren geht, bin ich unheimlich wählerisch und dazu viel zu faul." räumte der Junge an. Mit einem Schlag setzte er sich wieder aufrecht hin und sah sie breit grinsend an. "Du bist hier nicht die einzige, welche innerlich verdammt wütend ist, wenn du also langweilig bist, kann ich hier ungestört wechseln. Bis jetzt hab ich jeden Kampf mit anderen gewonnen. Wo ich es wirklich wollte." fügte er hinzu. "Also streng dich gefälligst an! Ich will meinen Spaß!"

"Das heißt, du arbeitest mit mir zusammen, solange ich mir Mühe gebe?", halte sie erstaunt nach. Hatte sie ihn etwa doch überzeugen können? "Vielleicht können wir ja beide unseren Spaß haben. Ich werde mir Mühe geben, Verlass dich drauf. Nur eines noch. Wie ist überhaupt dein Name?"

"So ist es noch positiv ausgedrückt. Ich schaue ob du es wert bist und wenn ja, musst du um mein Anerkennen kämpfen." Wieder platzierte der Junge seine Hände an seinen Hinterkopf und grinste breit. "Meinen Namen?" wiederholte er ihre Frage. "Welchen Namen denn bitte? Jetzt fängst du damit auch schon an." lachte er. "Was brauch ich einen Namen?" er zog wieder eine Hand hinter dem Kopf hervor und tippte wieder vor sich Auf den tropfen, worauf es sich in einen scharfen Splitter umformte.

"Nun, Gideon sagte mir, dass es so Leuchter wäre dich zu rufen. Also..." Sie sah den Jungen an. "Hast du denn keinen Namen?" Was bedeutete das, was er sagte? Sie verstand nicht ganz. Würde er ihr nun helfen oder nicht?

der Junge legte den Kopf schräg und verzog den Mund, die einzige Mimik, an der man erkannte, dass er nachdachte. "Mich leichter zu rufen..." er ließ sich alle Zeit der Welt, wobei er sich keinen Millimeter bewegte. "Du meinst diesen uralten Namen..." seufzte er nach der Pause. "Warum fragt jede Sau nach diesen Namen?" der Tropfen vor ihn teilte sich nun in zwei Teile und zeigte exakt zwei Buchstaben an. Ein 'L' und ein 'y'.
"Mein nerviger Name lautet »Ly«. Wenn der Kerl, der diese fabelhafte Idee damit hatte, also nen Namen meint, dann wahrscheinlich den. Fühlst du dich jetzt besser?!" als er die Mundwinkel hoch zog, erkannte man dass seine Zähne wie bei einem Hai spitz zu lief, und so wieder ein Beweis dafür waren, dass er nicht menschlichen Ursprungs war.

"Ly, also...", murmelte sie und nickte gedankenverloren. "Und, Ly? Wie geht es jetzt weiter? Du bekommst doch bestimmt etwas von dem Chaos in mir mit... Und... Und du kanntest meinen Vater. Wie war er so? Meine mum kann selten dabei objektiv bleiben. Eigentlich gar nicht. Obwohl sie auch nie wirklich von ihm redet, als sei er tot. Sie redet immer nur als sei er im Moment nicht da."

Die Grimasse wurde nur noch stärker und die Begeisterung über ihre Fragen hielt sich ebenfalls in Grenzen. "Weißt du überhaupt irgendwas?!" es war abermals das knacken, was in seiner Stimme mit schwang. "Ja ich bekomme leider so ziemlich alles mit. Du könntest mich manchmal echt verschonen." grummelte Ly. "Und ja, ich kannte deinen Vater, wie oft denn noch. Willst du mir jetzt ne strafpredigt halten, oder was?" man konnte auch ohne die Augen, dem Jungen sehr gut ansehen, dass er das Thema weder besonders prickelnd fand, noch das er eine Spur von Reue zeigte.

"Ich dachte nur du könntest mir von ihm erzählen." Traurig seufzte sie. "Egal. Es ist nur ziemlich komisch, wenn man plötzlich weiß, dass in deinem eigenen Körper noch eine andere Person lebt, die dich nichtmal leiden kann. "Und, nein, ly, ich weiß nichts. Ich bin dumm und unwissend, danke der Nachfrage. Macht dich das jetzt glücklich. Sie war nicht in der Stimmung sich jetzt auch noch dauernd etwas von diesem Typen vorhalten zu lassén.

"Verschon mich bitte..." Der Junge kippte zur Seite weg, sodass er wieder mit dem Rücken auf dem Boden lag, wenn auch nur im Spiegelbild. Er hatte wirklich keine Lust über ehemaligen Träger zu reden, doch gleichzeitig waren ihm schmollende und eingeschnappte menschliche Mädchen irgendwie unheimlich. "Dein Vater war gar nicht so anders, als du." begann er. "Auch wenn er nicht gleich wegen allem los geheult hatte." dieses Kommentar musste er einfach los werden, da das einzige war, was typisch für seine jetzige Trägerin war. Naja, und noch ein paar andere Eigenschaften, aber er wollte sie ja zum kämpfen bringen. "Das nervige an ihm war nur, dass er immer so eine Arsch Ruhe hatte. Da ist der ganz ruhig und versucht mich zu überreden." »Ly« rümpfte die Nase und schnipste den Tropfen weg, welcher bei der Berührung von ihm in tausend kleine Scherben zersprang. "Das gruselige war nur, dass er von jetzt auf sofort, auf einmal richtig laut wurde und drohte." wieder drehte sich der Kopf des Jungen zu April. "Das ziehst du doch etwa nicht auch noch ab, oder?!" D: