Ihr Blick haftete ängstlich an Arved, während sie sich schwankend aus dem bett schob. Es war demütigend in so einem Moment nur in Unterwäsche und Pullover vor den Männern zu stehen, doch etwas anderes blieb ihr nicht übrig. "Was wollt ihr? Ich komme nicht zurück, nie wieder.", erklärte sie, doch ihre Stimme zitterte. "Benutzt ruhig eure Waffen, sie werden euch nichts nützen. Macht nur." Die hellen augen glitten kurz durch den Raum, auf der suche nach ihrer Kleidung, doch immer kehrte ihr Blick zu Arved zurück. "Ich brauche keinen Beschützer. Stell dich deinen Freunden nicht in den Weg, nightmare." Eine andere Anrede wäre für sie nicht möglich gewesen. Arved zu sagen bedeutete Nähe. Diesen Fehler hatte sie schon zu oft getan. Ihr Blick erkaltete nun. In der Hoffnung, dass man sie passieren ließ, ging sie zu ihrem kleiderstapel und fischte sich vorerst ihre Hose heraus, um sie anzuziehen. "Du musst doch ein braver Hund sein, sonst gewinnst du nicht bei der nächsten Preisverleihung. Und du willst diese rosa Schleife doch bestimmt gerne."

"Hören Sie auf sich zu bewegen." rief der zweite Mann in ihre Ansprache. "Ich Bitte Sie ein letztes Mal, ordnungsgemäß her zukommen und uns zu begleiten." Der Mann hatte ihre Bewegung mit dem lauf seiner Waffe verfolgt, sodass er abermals direkt auf sie zielte.
"Ich brauche keine Schleife..." griff Arved ihre Worte wieder auf. "ich will auch nicht irgendeine Preisverleihung gewinnen. Das einzige wonach ich mich sehen bist du." erklärte er wahrheitsgemäß. "Und deshalb, werde ich mich immer zwischen sie und einer Waffe stellen." mit diesen Worten stand der junge Mann abermals vor seinem Kollegen.
"Geh zur Seite, Nightmare!" fauchte dieser. "Du hast ebenfalls deine Befehle, also steh nicht dazwischen."

"Sie sind still!", blaffte sie den Mann an. "Sie wissen nicht, wen sie vor sich haben!" Ihre Stimme klang eisig, während sie sprach. Eisig und Mark durchdringend. Langsam Schritt das Mädchen auf Arved zu. "Und? Liebt dich Hodge jetzt immernoch? War es das wert?", knurrte sie leicht, doch im nächsten Moment wurde sie lauter. Es war Zeit ihm zu beweisen, dass sie sich verändert hatte. "Liebt er dich jetzt immernoch?! Hm?!" Obwohl man den Schmerz aus ihren Augen lesen können, regierte wut und Hass ihre Bewegungen. "Du sehnst dich nicht nach mir. Du sehnst dich nach Ruhe. Du sehnst dich nach dem Ende dieser Qualen. Du sehnst dich nach seiner Liebe. Nein, nach mir sehnst du dich nicht. Nach meiner Liebe, meinem Vertrauen. Du willst doch nur, dass die Welt nach außen glücklich scheint. Du bist nur ein Hund, abgerichtet, verständnislos, farbenblind. Lieber sterbe ich, als in eurer Bilderbuchwelt mitzuspielen."

"Du verstehst das Falsch." setzte Arved an, wobei er sich zu ihr umdrehte und sie direkt ansehen wollte, doch dafür bewegte sich der andere Mann noch zu sehr. "Hört endlich auf mit reden." rief er erneut. "Sie kommen mit und Du bist still, Nightmare." fuhr er die beiden erneut an. "Sonst werde ich sie erschießen." warnte er Arved. Etwas, was er hätte vermeiden sollen. Denn damit schrillten bei diesem die Alarmglocken auf, die Alarmglocken welche sich um die Sicherheit seiner Herrin sorgten. Ein Schritt nach vorne, die Hand auf den Lauf der Waffe und eine kurze Drehung der Hand, schon hielt Arved die Waffe in der Hand.
"Sie werden ihr nichts antun, davor muss ich noch mit ihr reden." sichtlich verstimmt, mit aus dem Grund, weil April ihn nicht zuhören wollte. Er drehte die Waffe in der Hand und schlug dem Mann mit dem Griff kraftvoll an den Kopf. Der Schlag war präzise und sicher, sodass es nicht lange dauerte bis dieser umklappte und auf dem Boden liegen blieb. Mit einer schwungvollen Drehung stand Arved April gegenüber und funkelte sie an. "Ich bin nicht hier, weil ich mich nach Ruhe sehne oder nach der Liebe von Hodge. Dafür könnte ich einfach dort bleiben oder dem ganzen ein schnelles ende bereiten. Ich bin hier, weil ich es will und weil ich wieder an deiner Seite sein will. Das ist der Grund, kein andrer."

April schüttelte ungläubig den Kopf und sah kurz zu dem Mann am Boden. "Du willst nicht an meiner Seite sein.", behauptete sie stur, ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Stimme schwankte. "Du lügst! Du bist ein Lügner." Hinter ihr ertönte ein knacken. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und versuchte all diese verwirrenden Gefühle, die bei seinem Anblick in ihr aufkamen, zu unterdrücken. Trotzdem spürte sie, wie Tränen sie erfassten. "du lügst, du lügst, du lügst!", schrie sie ihn heulend an und wischte sich übers Gesicht. In diesem Moment war ihr klar, dass sie diesen Jungen noch immer liebte, zumindest den, den sie in ihn zu sehen glaubte. Ebenso wusste sie, dass sie niemals zu ihm zurückkehren konnte. Trotzig sah sie ihn am, während sie versuchte ihr schluchzen zu unterdrücken. Sie wollte doch stark bleiben. Hastig wischte sie mit dem Ärmel über ihr Gesicht. "Du bist ein verlogener Hund!"

"Wieso? Weil ich wieder zurück an deine Seite möchte, weil DU mir nicht glaubst?" forderte Arved zu wissen. Während er äußerlich gefasst und kontrolliert wirkte, tobte es in ihm. "Jeder kann mal Fehler machen und meiner war es dich anzulügen, doch der größte war, dich danach aus der Tür gehen zu lassen." besorgt warf er der Scheibe hinter ihr einen Blick zu. Sie war bereits von gefährlich tiefen Rissen durchzogen, sodass es ein Wunder war, dass sie noch hielt. Bei dem Anblick der Scheibe kam in Arved ein weiterer Gedanke auf. "Auch du bist eine Lügnerin. Du behauptest du könntest alles hinter dich lassen, aber das wirst du nicht können."

"Ich kann und ich werde!", blaffte April, ihr Körper verkrampfte sich noch stärker. "Ich werde kämpfen bis Hodge den Tod erlangt hat, so wie es seine gerechte Strafe ist. Und ihr Hunde... Ihr Hunde werdet mit ihm untergehen. Was ist ein Hund, ohne sein Herrchen?" Vor ihrem inneren Auge tauchte ein Bild auf. Sie sah Arved vor sich liegen. Überall trug er Wunden aus denen unhaltbar Blut strömte. Die Verletzungen, die er hatte, könnten nur zu einem qualvollen Tod geführt haben. Er lag in Scherben. Tausende kleine Scherben waren es. Auch in den Wunden steckten sie. Sie glaubte sogar ihn noch schreien zu hören. Er schrie nach ihr, flehte sie an, sie solle bleiben. Ein quälender Schmerz durchzog ihren Körper und April hielt sich verzweifelt den Kopf. Sie würde ihn töten, sie hatte ihn vielleicht bereits getötet. Hilflos sackte sie zusammen unter diesem Schmerz, doch noch hielten ihre wackeligen Knie dem Gewicht stand. "Ich werde alles vernichten, Arved.", presste sie hervor. "Mir bleibt doch nun gar keine andere Wahl." Mit allen Möglichkeiten versuchte das Mädchen die Augen offen zu halten. Ausgeliefert blickte sie ihren Hund an, das rote Haar verdeckte ihr leicht die Sicht, da es ihr tief ins Gesicht hing. "Du wirst sterben - Langsam, schmerzvoll... Und wenn dann das Band reißt, dann zerrst du mich mit dir in den Tod." Plötzlich spielte sich ein Lächeln auf ihre Lippen, doch es war aufgesetzt, unecht und voller Leid. "Wir werden sterben, Arved. Aber vorher... Vorher will ich die Welt brennen sehen."

Arved starrte seine Herrin ungläubig an, doch dieser Ausdruck veränderte sie schnell in sorge. "Nein, du wirst nicht sterben. Nicht so lange ich es verhindern kann und das gilt auch für Verletzungen." wieder machte er einen keinen Schritt auf April zu. "Wenn ich sterben muss, damit du leben kannst, dann ist das kein Problem." arved überlegte innerlich, ob er ihr es erzählen sollte, doch wann bekam er schon eine weitere Chance mit ihr hier so zu reden? "Jede Nacht die ich weit entfernt von dir verbracht habe, konnte ich kein einziges mal die Augen schließen. Der Schmerz raubte mir in jeder Minuten den Atem. Doch... Die Tatsache, dass du viel mehr als ich aushalten musstest hat mich durch halten lassen. Ich will mit allen Mitteln verhindern, dass du wieder diesen Schmerz durch machst und das durch mein verschulden. Ich…" er machte eine kurze pause, "habe mir oft die Frage gestellt, wie oft muss ich sterben, nur weil ich damals bei dem Unfall nicht gestorben bin und wie oft muss ich sterben, damit wir quitt sind."

"Hör auf!", schrie sie an, ihr Atem ging inzwischen schwer. "Hör auf soetwas zu sagen oder ich schwör dir, ich reiße das gesamte Gebäude ein! Hör auf von quitt sein zu reden. Wir sind niemals quitt. Hier geht es nicht um dich! Es geht um den Service und seine Vergehen. Es geht um Hodge. Du bist nur eine kleine Figur in diesem Spiel. Nicht einmal deinen Namen kenne ich. Du bist nicht mein Arved, hör auf so zu reden wie er. Hör auf so auszusehen wie er. Hör auf so zu tun, als seist du er." Als er auf sie zu kam, machte sie einen Schritt zurück und presste sich an das Fenster. Die einzelnen Risse schnitten in ihr Fleisch, ließen sie bluten. "Siehst du denn nicht, wie ich leide?", ihre Stimme war ganz leise und versagte, während sie sprach. Er hatte keine Ahnung.

Wie erstarrt stand Arved an der Stelle fest, wo er gerade stand. Was genau in ihm vorging, konnte selbst er nicht sagen. Alles in ihm drehte sich. Er wusste, dass er ein fremder für sie war, dennoch tat er alles für Sie. Er wusste, dass er sie belogen hatte und das sie sich deswegen von ihm abgewandt hatte. Er wusste, dass sie nie quitt sein konnten und das sie litt. Doch trotz alle dem, zerbrach ihn der Gedanke, sie noch einmal gehen zu lassen. "Aber wenn ich gehe, wirst du noch mehr leiden..." ertönte nach einer Länge pause seine raue stimme, "Das kann ich nicht zu lassen. Auch wenn ich nicht an deinen ehemaligen SeSe heran reiche, werde ich dich trotzdem nicht weiter so fortfahren lassen. Mir ist egal, was ich durch machen muss, doch wenn du jetzt gehst, dann wird all der Schmerz wieder kommen und vielleicht noch um einiges stärker. Und…das will ich nicht. In all der vergangenen Zeit konnte ich jeden deiner schmerze, jeden Alptraum, aber auch jeder freudiger Moment fühlen, als wäre ich selbst dabei gewesen oder als wäre ich du selbst. Was auch immer du machst, mache auch ich durch, doch das kann nicht soweiter gehen. Vielleicht können wir es auch nur auf mich übertragen!"

"Aber du warst es nicht! Du warst nie dabei! Du bist nur eine Erfindung aus Hodges kranker Fantasie." Verächtlich schnaubte sie. "Übertragen? Nein, der Schmerz hält mich am Leben. Er erinnert mich daran, dass ich kämpfen muss, um mein Ziel zu erreichen. Und wenn es danach vorbei sein soll, dann wird er gehen." Hinter ihr begann die Scheibe mit Bröseln. Langsam lösten sich Scherben aus dem Glas heraus und stürzten in die Tiefe. "Zu dir werde ich jedoch niemals zurückkehren. Man hat mir alles genommen: meinen Vater, mein normales Leben, meinen Arved, meinen Glaube an Besserung. Ich will nur meine Rache. Wenn der Schmerz vergeht, werden wir beide wissen, dass es vorbei ist." Mit einem letzten Ruck, riss es die Scheibe auseinander und eisiger Wind zog an ihr vorbei. Sie stand nicht einmal einen Fuß breit entfernt von der klaffenden Öffnung, die in nahezu bodenlose Tiefe führte. "Ich werde nicht zu lassen, dass noch mehr unschuldige in dieses Leben geführt werden."

Arved's Augen ruhten unentwegt auf ihr, der Körper bereits nach vorne zu springen, falls sie fallen sollte. Wie sollte er sich konzentrieren können, auf eine Besserung, wenn ihm die ganze zeit nur durch den Kopf schoss, was er machen würde wenn sie fiel. "Du musst das doch überhaupt nicht tun. Du musst nicht in das Institut zurück, davon rede ich nicht. Ich will doch nur, daß du an meiner Seite bist..." bei diesen Worten machte er nun doch einen weiteren Schritt auf sie zu und streckte dabei die Hand aus, um sie berühren zu können. Nur einmal. Warum konnte er sie mir erreichen, egal wie sehr er sich anstrengte? "Bitte geh von dem Abgrund weg." flüsterte er fast.

"Ach ja? Wie stellst du dir das vor, hm?!" Ihre Stimme zitterte inzwischen nur noch stärker. "An deiner Seite... was glaubst du wird dann passieren? Dass ich alles einfach vergessen werde? Dass sie uns nicht suchen und finden werden? Nicht nur das Institut, auch Gideon, sie kommen alle, um uns zu vernichten. Glaubst du, dass es irgendetwas ändern würde? Ich bin eine Deserteurin und du bist ein Verräter. Wieso sollte ich dir vertrauen? Wieso sollte ich zu dir zurücklaufen?" Als er näher kam, zuckte sie reflexartig zurück. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und ein Schrei entfuhr ihr, während sie sich versuchte irgendwo festzuhalten.

Er hatte zuvor gedacht, er müsste sich selbst erst dazu bringen sich zu bewegen, doch bereits als sie einen Schritt nach hinten machte, schoss seine Hand eigenständig vor. Mit dem ergreifen ihres Armes, machte er auch erst einen Schritt vor und dann einen großen zurück, um sie von dem Abgrund fern zu halten. Er hielt sie eng an sich, als er paralysiert die Kante fixierte. Wie wild hämmerte sein Herz ertrunken in dem Adrenalin gegen seine Brust, unfähig sich zu beruhigen. "Weil ich dich nie aufgeben werde, April. Ich würde mich für dich gegen alles auf dieser Welt richten, sobald du es nur sagen würdest." schwor er ihr.

April lehnte wimmernd an seiner Brust. Für einen Moment schwieg sie, ihre Finger bohrten sich verkrampft in sein Fleisch, während sie versuchte zu realisieren, was hier vor ging. "Du hättest mich fallen lassen sollen.", schluchzte sie, ihre Stimme klang kraftlos. "Du hättest das nicht tun dürfen." Ihr Herz pochte laut, pumpte das Blut bis hoch in ihre Ohren, sodass sie für einen Moment den Lärm aus dem Nebenzimmer vergessen musste. "Du willst dich um meinetwillen gegen etwas richten?" Langsam hob sie den Blick. "Richte dich endlich gegen mich." Mit diesen Worten schob sie ihn von sich. Sie ertrug es nicht, dass er sie so hielt, dass sie sein herz schlagen hören konnte, dass sie seine Stimme so nah hörte, seine Wärme spürte. Langsam ging sie zu ihrem Bett und zog die Bilder unter dem Kissen hervor, das eine von ihrem Vater und das andere von ihrem alten Arved. Kurz wischte sie sich über das Gesicht. "Gib mich auf., bitte, es tut so weh. Du weißt, es ist hoffnungslos." Während sie sprach, sah die rothaarige in die Augen des abgebildeten Jungens. Der Blick des echten Arveds könnte sie nicht standhalten.