"Wie du meinst." Achsel zuckend verfrachtete Liron seine Hände wieder in seine Hosentaschen. "Ich habe Obst gekauft und da ich schon gegessen habe, hab ich es dir einfach neben's Bett gestellt. Falls du doch wieder Hunger bekommst, irgendwann musst du mal was essen." mit einem nicken deutete er auf den Teller auf dem Nachtisch und fuhr sich lässig durch das Haar, wobei er dieses mal sogar schräg grinste. "Ich gebe dir noch einen Tag frei, wehe du bist danach nicht mehr die alte." warnte er sie. "Also Schlaf gut." damit drehte er sich wieder um und spazierte aus dem Zimmer, jedenfalls hatte er das vor. Doch stattdessen bog er scharf ab und blieb vor dem finsteren Fenster stehen. "So wird das nie was..." murmelte er und zog die Jalousien ein Stück auf, genug um den blauen Himmel und die sonne zu erkennen. Ebenso kippte er das Fenster an, sodass zwar frische Luft rein kam aber keine Kälte. "Jetzt lass ich dich in Frieden."

April beobachtete den jungen Rebellen ruhig. "Danke, Liron.", murmelte sie und man konnte den Ernst aus ihrer Stimme heraus hören. Sie verdankte ihm derzeit ihr Leben. Ihm, und Arved. Ginge es nach Gideon, hätte sie längst das Zeitliche gesegnet. So jedoch hatte sie einen Freund, der sich gut um sie kümmerte, einen einzelnen Verbündeten in dem Chaos, das sie selbst geschaffen hatte. Das, was er für sie getan hatte, konnte sie nie wieder gut machen. Es gab keine Worte, keine Taten, keine Versuche, die ihre Dankbarkeit mildern oder ihre Schuld ausgleichen konnte. Liron hatt sie beschützt vor dem Tod. In letzter Zeit stand sie gefährlich oft vor diesem und irgendwann würde Liron sie nicht mehr in Schutz nehmen können. Es war Zeit, die Zähne zusammen zu beißen. Als der Mann den Raum verlassen hatte, schloss sie kurz die Augen, dann richtete sie sich auf. Es war Zeit auf eigenen Beinen zu stehen. Sie hatte Angst vor dem, was Arved zustoßen würde oder bereits zugestoßen war. Er liebte sie... Das hatte er gesagt. Er sah so verzweifelt aus - Es war doch nur ein Traum, unterbrach sie diesen Gedanken. Machte es denn einen Sinn daran zu glauben? Konnte sie ihm wirklich einfach so wieder vertrauen? Vorsichtig tastete sie über ihre Hosentasche und zog dann erleichtert die beiden Bilder hervor, die sie einige Tage zuvor noch hatte retten können. Kurz betrachtete sie das Bild ihres Vaters. "Du hättest stolz auf mich sein sollen. Jetzt hast du wohl kaum noch einen Grund dazu... Ich bin zu weich, ich bin nicht du.", murmelte sie, ihre Stimme trug Abschaum gegenüber sich selbst in sich. "Ich wollte doch nicht, dass es so ausartet, Dad. Ich wollte doch nur... Nur... ich weiß auch nicht." Sie seufzte. Musste sie sich wirklich vor einem Bild verteidigen? War sie so einsam? So verzweifelt? So beklemmt? Langsam drückte sie sich an dem Bettfosten hoch. Es kostete sie einiges an Kraft und schmerzte ungemein. Trotzdem machte sie weiter. Die Zähne fest aufeinander gepresst, versuchte sie den Schmerz zu bezwingen. Sie konnte nicht aufgeben, sie durft nicht aufgeben. Wenn sie Gideon gegenüberstehen würde, dürfte sie keine Schwäche zeigen. Bei ihnen gab es keine Aufpasser, die alles auf sich nahmen, es gab keine sauberen und gut ausgestatteten Krankenflügel, es gab keine Ärzte, keine Wissenschaftler oder irgendetwas. Sie durfte sich nicht auf Liron ausruhen, der all dem noch am nächsten kam. Es konnte nicht riskiert werden, dass Liron daraus Konzequenzen ziehen musste. Sie musste jetzt fit sein, als sei es auf Knopfdruck. Wimmernd, zitternd und ächzend wandelte sie das Zimmer entlang. Ganz kleine Schritte machte April, doch sie weigerte sich, auch nur einen weiteren Gegenstand als Stütze zu verwenden. Dieses Trauerspiel führte sie fort, bis sie das kaputte Fenster erreicht hatte. Wie irre, klammerte sich das dürre Mädchen an den Fenstergriff und riss dann das Fenster auf, um noch mehr dieser kalten Luft zu erhalten. Als sei sie kurz vor dem ersticken, sog sie die Luft in die Lungen und ließ sich gegen das Fensterbrett fallen, an welches sie sich klammerte, um nicht komplett zu stürzen. "Es tut mir so leid.", flüsterte sie. "Ich habe versagt..." Ihre Kraft ließ nach und sie spürte, wie ihre Beine nachgaben und ihre Hände das Gewicht nicht halten konnten. Sie sackte erst zusammen, dann riss es ihren Oberkörper nach hinten. Nahe der Bewusstlosigkeit lag sie am Boden, den Blick an die Decke gerichtet, während glitzernde Tränen stumm aus ihren AUgenwinkeln tropften. Das war dann also wohl ihr Schicksal... Sie lag am Boden, zu schwach, um sich auch nur zu erheben. Ein Witz war sie. Sie war zu nicht mehr Nutze als zu einem Fußabtreter. Dennoch kämpfte sie weiter gegen den Schmerz und die Ohnmacht. Sie würde an dieser Stelle liegen, auch am nächsten Morgen. Sie würde sich nicht rühren, nur die Decke anstarren, während sie alles nocheinmal durch ging. Sie würde nicht schlafen, nicht dem Drängen ihres Körpers nachgeben. Und wenn es nicht mehr war. Diesesmal gab sie nicht nach. Nur die Augen aufbehalten - mehr nicht.

~
Die Nacht war vorbei, ehe Liron auch nur ansatzweise in den Genuss von Schlaf kam. Er hatte zu Beginn noch das ganze Zeug in die eine Tasche gepackt, die er bei ihrer Flucht noch mit nehmen konnte. Dem Rest der Nacht hatte er auf dem viel zu kleinen Sofa gelegen und Löcher in die Decke gestarrt. Innerlich könnte mal wohl sagen, hatte er sich auf das Treffen mit Gideon vorbereitet. Doch kaum stahl sich der erste Sonnenstrahl zwischen den Jalousien in das dunkele Zimmer, war der junge Mann auf den Beinen. Er konnte keine Minute länger ruhig liegen. Er gab April noch etwas Zeit, indem er erst einen ausgiebigem Badgang hinter sich brachte. Mit einem Handtuch auf den Schultern und noch immer leicht tropfenden Haaren, öffnete Liron nun die Tür zu April's Schlafplatz. Doch statt sie in dem eigentlich dafür vorgesehenen Bett aufzufinden, musste er feststellen, dass sie weit daneben lag. Mit schnellen Schritten, durchquerte er den Raum und kniete sich neben ihr auf den Boden. "April?!" rief er laut, in der Annahme sie hätte das Bewusstsein verloren oder etwas in der Art. Fluchend suchte er den Raum mit den Augen Ab, als könne er hier irgendwo die Ursache für ihren Zustand finden. "Was zur Hölle machst du denn hier?!" Liron erhob sich wieder und zog die ebenfalls hier heruntergezogenen Jalousien wieder hoch, sodass das warme Morgenlicht den Raum ausfüllte. Dabei war es ihm egal, ob man möglicherweise die kaputte Scheibe erkennen könnte oder nicht. Er war nicht hier um sich um Einrichtungen zu kümmern, seine Aufgabe galt eigentlich auf dieses Mädchen aufzupassen, doch irgendwie hatte er das Gefühl sie zog negative Sachen einfach an.

April's blick glitt langsam von der Wand und richtete sich schließlich auf den jungen Mann. Ein mattes und entschuldigendes Lächeln Stahl sich auf ihre Lippen, doch man könnte ihre Verzweiflung nahezu greifen. "Ich hatte wirklich gedacht, ich könne es alleine schaffen.", murmelte sie und ein verabscheuendes schnauben entfuhr ihr. Sie verabscheute sich selbst. Trotzdem hielte sie Liron schwach die Hand entgegen. "Hilfst du mir hoch?" Man könnte sehen, wie sie zitterte. Sie war blass, hatte kein Auge zu getan. Hätte sie es doch getan, wäre Arved wohl zurück gekehrt. Es war noch nicht an der Zeit für ein weiteres Wiedersehen.

Liron war nicht fähig etwas anderes als ein stummen nicken von sich zu geben. Dieses Mädchen machtebihn in jeglicher Handlungsweise sprachlos. Doch schnell umfasste er die eiskalte, weiße Hand und konnte schwören, dass selbst ihr Puls ebenso wie ihr Lebenswille nicht mehr zu spüren war. Behutsam half er ihr ganz langsam sich zu erheben, währenddessen und auch danach, sehr darauf bedacht, dass er sie sofort auffangen konnte, wenn sie umkippen würde. "Was wolltest du denn bitte machen? Und warum hast du nicht gerufen?!" diesesmal war sein Blick voller Vorwurf. "Ich war ein Zimmer, direkt nebenan!" erklärte er ihr mit Nachdruck. "Du hättest einfach rufen müssen, dann müsstest du jetzt nicht so Unterkühlt und kraftlos sein. Was bringt das überhaupt?! So kannst du dich noch nicht mal bei der Fahrt an mir festhalten." doch schnell beruhigte sich der junge Mann wieder, wobei er tief durch atmete. "Egal, jetzt müssen wir dich erstmal wenigstens halbwegs wieder Auf Vordermann bringen."

"Ich wollte einfach nicht, dass du...", sie brach den Satz ab. Was wollte sie nicht? Dass er sich keine Sorgen machte? Dass er weiter schlief? Dass er sie in Ruhe ließ? War sie so egoistisch? Nein, sie wusste, dass sie eine Belastung war und er blieb bei ihr, obwohl er bereits viel zu viel wusste. Aber die Ebene, die ihre Freundschaft erreicht hatte, sollte vorerst unausgesprochen bleiben. "Auf Vordermann bringen?", wiederholte sie seine Worte und nickte schließlich. Trotzdem schien es ihr beinahe Ausweglos in diesem Zustand. "Gideon wird mich sowasvon umbringen, wenn ich dort auftauche."

"Dann müssen wir nur dafür sorgen, dass du nicht ganz so schlimm aussiehst." erklärte er mit Nachdruck, da er diese negative Denkweise gerade nicht brauchte. Ohne zu fragen, buchsierte Liron April auf ihr Bett und setzte sie dort auf der Kante ab. "Als erstes machst du erst mal ein warmes Bad, damit dein Blutkreislauf wieder in Schwung kommt. Dann mach ich dir Frühstück und du ziehst dich warm an. Das mit der Rückfahrt können wir noch nach hinten verzögern, damit du dich überhaupt festhalten kannst." ratterte der junge Mann den Plan runter, welchen er sich gerade überlegt hatte. "Und du," ´seine Augen richteten sich intensiv auf das Mädchen. "Du strengst dich jetzt gefälligst an, dass du wieder fit wirst und glaubst nicht, dass du dem ganzen alleine trotzen kannst. Das kannst du nämlich noch nicht. Sieh es ein." vielleicht klangen seine Worte hart und ein mancher, hätte ihn dafür verurteilt, doch er hatte genügend mitbekommen um zu wissen, was ihr grobes Ziel war und dieses würde sie in ihrer jetzigen Verfassung niemals erreichen.

April nickte knapp. "Danke, Liron." , erklärte sie aufrichtig und versuchte ihm ein Lächeln zu schenken. Nachdenklich vergrub sie die Fingernägel in der Matratze. Arveds Bild war vor ihrem inneren Auge aufgetaucht. Er hatte sich auch immer so beharrlich um ihr Wohlergehen gesorgt, selbst wenn es keinen anderen interessiert. Er hätte bestimmt nicht gewollt, dass es so endet. Wäre nicht der andauernde Schmerz in ihren Glieder, würde sie glauben müssen, dass er die Nacht nicht überstanden hatte. Vielleicht schmerzte es auch deswegen so. Sie wusste rein gar nichts über seinen Verbleib. Ihr Blick wurde etwas dunkler. Hatte sie nicht gesagt, dass sie ihn nicht liebte. Hatte er nicht behauptet, sie nicht lieben zu können. Hatte sie nicht Rache am Institut geschworen. War es nicht Zeit loszulassen. Schwer seufzte sie und blickte in den Raum. "Verzeih, Wo kann ich das Bad finden?"

Liron hatte April überall soweit unterstützt, wie es ihm möglich war, auch hatte er darauf geachtet, dass er ihm Zeitplan für ihre Rückreise blieben. Gideons Laune musste nicht noch schlimmer sein, als sie bei ihrer Ankunft eh schon sein würde. Während der Fahrt, musste Liron sich immer selbst versichern, dass April noch hinter ihm saß und genügend kraft besaß, sich an ihm festzuhalten. Er war zu tief drin, um sich jetzt zurückzuziehen und sie alleine zu lassen. Man müsste unweigerlich feststellen, dass dieses Mädchen es irgendwie schaffte, dass man sie unterstützte auch wenn sie den Ärger nur so anzog. Sie steht für ihre Meine, verteidigt diese und geht ihren Weg, doch auch bricht sie unter ihren eigenen Emotionen zusammen und steht genau dazwischen, ohne zu wissen wo hin. Sie ist anstrengend, ja. Doch genauso, ist sie stark.
Liron musste bitter schmunzeln, als ihm sein Gedankengang bewusste wurde. Seine Maschine war langsamer geworden, sodass sie nun gemächlich über den holprigen Hof des verlassenen Fabrik Geländes rollte. "Da wären wir..." seufzte er, als er endlich zum stehen kam. "Mann, hab ich diesen Anblick vermisst." damit zog er sich den Helm vom Kopf und richtete sein Haar, indem er mehr halbherzig durch die Strähnen fuhr. "Alles okay, dahinten?" wandte er die Frage und auch seinen Kopf zu April, auf dem Sitz hinter ihm.

April's Oberkörper schwankte leicht und noch war sie nicht ganz gewillt von Liron abzulassen. Sie atmete tief durch und lehnte kurz ihren Kopf an seinen Rücken. "Nur etwas schwindelig, das ist alles." Im Gegensatz zu Liron vermisste sie die Hallen dieser Organisation nicht im geringsten. Wieder musste sie sich ihr Ziel vor Augen halten. Arved retten, Hodge vernichten. War die Reihenfolge nicht ursprünglich eine andere gewesen? Seufzend hob das rothaarige Mädchen den Kopf an und stieg dann von dem Bike. "Zeit, der Höhle des Löwen einen Besuch abzustatten, schätze ich. Tatsächlich vermisste sie beinahe ein begrüßungkommitee, das sie abführen würde. Wenn Gideon wüsste, wer in ihren Gedanken bei ihr gewesen war, als sie ihren letzten Atemzug hatte tun wollen, wäre sie endgültig geliefert. Sie konnte nur hoffen, dass er dem niemals auf die schliche kommen würde,

"Die Wortreich treff'n ziemlich gut zu." stimmte der junge Mann zu, welcher gerade noch die Helme unter dem Sitz verstaute und den Zündschlüssel tief in seine Jackentasche stopfte. Auch wenn April nicht dort runter wollte und Liron ebenso spürte, dass er sich innerlich auf das schlimmste vorbereitete, musste man unweigerlich feststellen, dass sie schneller unten waren, als Liron recht war. Ehe er sich versah trat er durch dir erste stählerne Tür, wobei ihnen dort bereits die ersten entgegen kamen. Es herrschte also wie immer reger Betrieb hier unten, als hätte sich nie etwas verändert. Naja, was hatte sich schon verändert? Es war mal wieder vorgekommen, das die Hunde ein Loch in die Erde gebuddelt haben und dabei auf ein Mitglied gestoßen sind. Das da zufällig das neuste Mitglied, ein Verräter der Hunde war, machte es zwar unangenehmer, dennoch war es noch im ertragbaren. Man zog sich also einfach für eine Woche zurück und machte dann dort weiter wo man zuvor aufgehört hatte. Ein Ablauf, der bei allen eigentlich zur Routine geworden war, doch Liron schien wohl nicht als einziger zu merken, dass es diesesmal anders war. Auf dem Weg zu Gideons "Büro" erkundigte er sich bei Kumpanen, was in der vergangenen Zeit geschehen war und musste sich an hören, dass die Hunde, wie sonst auch, weiterhin suchten, doch dieses Mal waren sie teilweise sehr nah dran, wieder fündig zu werden. Eine Tatsache, die nicht gerade Begeisterung hervor rief.
Vor der Tür blieb der Dunkelhaarige stehen und holte tief Luft. Bevor er die Tür dann letztlich öffnete, warf er dem Mädchen noch einen flüchtigen Blick zu, dessen Grund er selbst nicht wirklich wusste. Statt irgendwelche Pläne zu entwerfen oder zu beschprechen oder gar einfach nur abzulehnen, saß Gideon diesesmal auf der heruntergekommenen altem Couch, welche er sich wohl hier her geholt hatte. Sie stand gegen die Wand gelehnt, im hinteren Teil des grauen Raumes. Der Mann hatte den Kopf auf die Lehne abgestützt und starrte dem Rauch seiner Zigarette nach, welche er sich zwischen die Lippen geklemmt hatte. Anscheinend, hatte er ein weiteres Mal das Rauchen für sich entdeckt. Ehe Liron ansetzten konnte, ertönte die tiefe, jedoch scharfe Stimme von der Couch. "Gab es Stau? Oder warum seid ihr so spät dran?" die goldenen Augen ruhten plötzlich auf den beiden, ohne das er sich offensichtlich bewegt hatte. "Unter anderem. Es kam heute ne' Menge zusammen." tat es der Angesprochene lässig ab. "Wie geht es dir, April?" folgte die nächste Frage, ohne das Gideon der vorherigen Antwort auch nur Beachtung schenkte. "Hast du in der Woche weiter an deiner Technik gefeilt? Du hattest ja genügend Zeit dazu."

"Mir geht es gut,danke.", erwiderte April eilig. "Liron hat sich als sehr guter Begleiter erwiesen. Ich denke, ich komme gut voran mit meiner Technik." Geschickt wich sie dem Term "diese Woche" aus. Er war ungeduldig und aufbrausend. Sie wollte einen Ausbruch dringend verhindern. Sie kannte den Mann gut genug, um zu wissen, zu was er fähig war. Ihr war es bereits oft genug gegönnt, eine Kostprobe zu erhalten. Kurz schielte sie zu ihren Händen. Die Narben von ihrer ersten Begegnung waren nie verschwunden.

"Ist das so..." langsam, fast schon unnatürlich gediegen erhob sich der Mann und stellte sich frontal den beiden Ankömmlingen gegenüber. Seinen Kopf hielt Gideon schräg und entnahm mit der Rechten die Kippe seinen Lippen. Seine Augen verharrten dabei unverändert auf April. "Verbessert, also. Na dann wird es dich freuen zu hören, dass ich dich in der nächsten Operation mit eingeplant habe. Sie wird erst in 4 Tagen starten, aber deine Schonzeit ist nun vorbei. Es ist Zeit sich zu bewähren. Da kann ich deine neu verbesserte Technik ja zu Gesicht bekommen, nicht wahr?"

Es war nicht zu überhören, dass Gideon alles andere als in Plauder Stimmung war, wie er im Moment vorgab. Ganz mitbekam tat es Liron nicht, doch unbewusst war er einen Schritt nach vorne gegangen und stand so schräg vor April. "Es wäre trotzdem nicht so praktisch sie unnötigen Belastungen auszusetzen. Ihre Wunden können immer wieder aufreißen, da sie noch nicht richtig verheilt sind."

April hob die Hand, um Liron's Reden zu unterbrechen. "Ist schon gut, Liron.", mischte sie sich ein und versuchte Ihre wahren Gefühle möglichst gut zu verbergen. Statt entgeistert zu winseln oder um etwas Zeit zu bitten, richtete sie sich entschlossen an Gideon. "Was... Was wird das für ein Auftrag sein.", fragte sie, doch konnte sie selbst hören, dass ihre Stimme heiser klang. Sie hatte nicht geübt, sie hatte sich die meiste Zeit kaum geregt. Nein, sie hatte sich immer nur von Liron helfen und bemuttern lassen. Entschlossen wehrte sich die rothaarige dagegen, ihrer inneren Verzweiflung Luft zu lassen. "Ich werde alle Aufträge gewissenhaft und sorgsam ausführen." Das war der Preis, den sie hatte zahlen müssen.

"Oh, das glaube ich." gestand ihr Gideon zu. Seine Augen ließen von ihr ab, wenn auch nur um zu beobachten wie er die Zigarette in einer dafür vorgesehenen schale ausdrückte. "Die Frage ist nur, mit welcher Qualität führst du diese Aufträge aus." sein Kopf und seine Augen kehrten in ihre alten Positionen zurück, sodass der Mann sie gut im Blick hatte. "Jeder, der sich hier befindet kann meine Aufträge mit 100% Verlässlichkeit und 1a Qualität ausführen. Jeder, außer du. Klar, die paar Aufträge in der Vergangenheit hast du auch ziemlich gut ausgeführt, aber da waren meine Männer an deiner Seite." Gideon steckte die Hände in die Hosentaschen und machte einen Schritt auf sie zu, wobei es mehr wie ein Schlendern war. "Die Frage ist, wie sehr kann ich mich auf dich verlassen, nach dem ganzen? Wie weit bist du willig zu gehen? Oder muss einfach nur irgendein Dackel an kommen, mit seinem Schanz wedeln und du nimmst ihn zurück?! Oder folgst ihm sogar?!" diesmal war sein Ton schärfer geworden und seine Laune war ziemlich deutlich am kippen. "Was willst du dagegen tun?"