Noch während Arved mindestens genauso krampfhaft wie April versuchte den Kuss beizubehalten, spürte er dennoch wie die Verbindung immer schwächer wurde. Auch wenn er es ihr selbst vor einiger Zeit vorgeschlagen hatte, sträubte er sich innerlich dagegen, sie nun wirklich los zu lassen. Doch durch sein ankämpfen dagegen, hatte er das Gefühl, dass die Verbindung langsam verblasste. Doch hier in ihren Köpfen konnte er sie nicht festhalten, nicht hier. Dafür musste er in der richtigen Welt etwas bewirken und endlich einen Schritt nach vorne machen, nicht nur in ihren Träumen. Arved war es nun derjenige, der den Kuss brach, wobei er seinen Kopf jedoch vorerst seitlich an ihren lehnte. Es war doch gut, dass sie sich entschieden hat, warum also war er es nu wieder, der seine Meinung schlagartig geändert hatte?
"ich liebe dich..." flüsterte er in ihre Haare, bevor er seinen Kopf zurück zog, er würde diesen Traum nun beenden müssen, da es ihn sonst noch mehr mit nahm. "pass auf dich auf, ja? Vielleicht sehen wir uns doch noch einmal wieder." er schenke ihr ein hoffnungsvolles lächeln, doch trotz seiner Bemühung, spürte er etwas in seinem Auge. Erschrocken stellte er fest, dass tatsächlich eine einzelne Träne seine Wange hinab glitt. Wie erbärmlich sah wirkte nun das? Doch zu seinem Glück, begann die Welt um sie bereits zu verschwimmen. "Verzeih mir..." murmelte Arved noch zum Schluss und versuchte erneut zu lachen, doch dadurch folgte nur eine weitere Träne. War sie denn jetzt wirklich weg?

"Nein...", panisch glitten ihr Blick hin und her, versuchte gegen das verschwommene anzukämpfen. "Nein...", immer wieder wiederholte sie dieses Wort, wobei sie immer schneller und lauter gegen das Wirrwarr ansprach. Verzweifelt Griff sie in das nichts um sich herum und versuchte Arved aufzuhalten, obwohl sie wusste, dass es nichts nützen würde. Im nächsten Moment war die Verbindung endgültig zusammengebrochen. Schwärze umfasste das blasse Mädchen und sie spürte, wie sie fiel.
Panisch riss sie die Augen auf. Die hellen Wände des Raumes schlugen ihr grell entgegen. Sie spürte wie die Hitze im Raum und etwas heißes lief ihre Stirn hinab. Ihr Körper war in Schweiß gebadet. April brauchte einen Moment, um sich an die Umgebung zu gewöhnen und ihr rasendes Herz zu beruhigen, dann aber blieb sie still liegen. Er hatte geweint. Sie hatte die Träne in seinem Gesicht gesehen. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Nein, es konnte nicht sein. Sie wusste nicht einmal, ob er dazu in der Lage wäre. Sie musste es sich eingebildet haben. Trotzdem spürte sie wieder das Stechen in ihrem Herzen. "Mein kleiner Welpe, was machst du nur?", flüsterte sie leise. Diese Nacht würde wohl zu nichts führen. Sie hätte sich ein für alle Mal damit abfinden sollen. Sie würden ihr ihren Welpen wegnehmen und sie selbst würde nichts dagegen tun können. Bei diesem Gedanken entfuhr ihr ein verzweifeltes schluchzen und sie Biss sich auf die Unterlippe, um dieser Verzweiflung Einhalt zu gebieten. Langsam schob sie sich aus ihrem Bett. Ihre nackten Füße trafen auf den kalten Boden der Wohnung. Jeder Schritt wurde mit einem leisen platschen auf dem Boden vertont. Langsam öffnete sie die Tür und sah hinaus. Erst jetzt erinnerte sie sich daran, dass es nicht die selbe Wohnung wie zuvor war. Liron lag nicht auf der Couch und sah fern oder schlief oder was auch immer er sonst getan hatte. Könnte sie wirklich einfach zu ihm? Vorsichtig tappte sie zu der anderen Tür, hinter der sich Lirons Zimmer verbarg. Ihre Hand näherte sich verunsichert der Klinke, ehe sie zurück zuckte. Würde sie stören? Würde sie ihn wecken? Wäre er wütend oder genervt?es war bestimmt kindisch... Langsam zog sie die Hand an ihre Brust und haderte mit ihren Entscheidungen. Letztlich entschied sie sich jedoch dafür. Liron war ihr Freund. Er wusste bestimmt längst, wie es um sie stand. Erneut hob sie die Hand, klopfte jedoch diesmal an, ehe sie die Klinke hinab drückte. "Liron?", fragte sie zögernd und öffnete die Tür nur einen Spalt breit.

Da sein Zimmer lediglich mit Bett und Schrank ausgestattet war, konnte sich Liron auch nicht anderweitig beschäftigen, sodass er stattdessen die Aufzeichnungen für den nächsten größeren Auftrag in den Händen hielt. Zwar peinigten sie das Institut immer wieder, um sie auch aufzuscheuchen, doch ihre großen Aufträge betrafen auch andere Einrichtungen oder Gebiete. Institute waren auf der gesamten Welt verteilt und überall waren die selben Probleme mit den kontern aufgetreten. Es galt nun also alle zusammen zu rufen und dem ein ende zu setzten, doch bis dahin fehlten noch Waffen, Lebensmittel, andere Utensilien und vor allem Geld. Der Auftrag, den Liron nun in den Händen hielt bezog sich ausschließlich auf das beschaffen von Waffen, an welchem fast alle sehr begabten Jäger teilnahmen. Abgesehen von gideon natürlich. Ein klopfen und eine stimme rissen ihn aus dem Gedanken und er hob dir dunklen Augen zur Tür. Überrascht musste er feststellen, Dass es April war, doch gleichzeitig stellte er sich die Frage, wer ansonsten überhaupt noch klopfen hätte können. "Was ist denn los?" verwundert neigte sich sein Kopf dezent zur Seite. "Irgendwas vorgefallen?"

Mit einer langsamen Bewegung schob April die Tür auf. "Nichts wichtiges... Du hältst es bestimmt für kindisch." Ohne bereits etwas wirklich wichtiges gesagt zu haben, blickte sie entschuldigend zu ihrem Freund. "Ich hatte... Ach, es war nur... Ich habe schlecht geträumt, schätze ich.", brach sie die Begegnung mit Arved herunter. "Kann... Kann ich etwas bei dir bleiben?" Ihr Blick glitt zu den Blättern. "Woran arbeitest du so spät noch?"

Zwar sah Liron das Mädchen immer noch verwirrt an, stimmte jedoch mit einem nicken zu. "Von mir aus, also wenn es dir nix ausmacht..." er verstand ihren plötzlichen Sinneswandel einfach nicht. Ständig wollte sie all die schmerzen und Alpträume alleine durchleben und nun stand sie in seiner zimmertür und fragte ob sie bleiben durfte. Bei der Frage nach den Blättern hob er sie kurz an und sammelte auch die übrigen neben ihm auf. "Das sind Ablauf-, Geräte-, Zeit- und Grundrisspläne für das nächste große Ding." erklärte er. "Gideon hat sie jedem gegeben, damit wir uns schon darauf vorbereiten, aber Keine Sorge, du musst nicht daran teil nehmen." fügte er eilig hinzu. Er rutschte auf dem Bett auf die eine Seite und da es ein Ehebett war, hatte sie neben ihm nun genügend Platz.

Das rothaarige Mädchen setzte sich zu ihrem Beschützer auf die freie Seite des Betts, doch sie wirkte immer noch unruhig. Bedrückt blickte sie auf ihre Finger und schob mit den Nägeln an ihrer Haut, weil sie nicht wusste, wie sie sich ausdrücken sollte. "Steht... Steht auf dem Plan etwas von Arved?", fragte sie schließlich, obwohl sie sich nicht einmal komplett sicher war, ob sie laut genug gesprochen hatte, dass man überhaupt einen Ton hören könnte. "Gideon will ihn beseitigen, ist das der Auftrag. >das nächste große Ding<?", verwendete April seine Worte.

Liron sah April an und schüttelte den Kopf, wobei seine Miene dabei rächt ausdruckslos war. Er wusste nicht ob er es gut heißen sollte, dass sie nun selbst bei dem Aufträgen nach diesem Köter suchte, vorteilhaft war es alle male nicht. "bei diesem »ganz großen Ding« geht es darum möglichst viele Waffen zu beschaffen, also ein Auftrag unabhängig von den Zwingern. Da sind jedoch auch schon welche geplant." er seufzte leise. "Für den habe ich noch etwas Vorbereitungszeit, da er nicht nur etwas entfernt von hier stattfindet, sondern auch andauern wird. Aber keine Angst." er versuchte sie aufmunternd anzulächeln. "Bei deinem nächsten werde ich auch dabei sein, da ich noch etwas Zeit Habe."

Matt erwiderte april sein Lächeln, dann legte sie sich hin und zog die Beine an ihren Körper. Wieder herrschte betretenes schweigen. "Glaubst du, Gideon wird es wirklich tun? Ich meine, meine Hund aus dem Weg schaffen...", fragte sie zögernd, während sie auf ihre Knie starrte. "Was wird mit mir passieren, wenn er nicht mehr lebt? Ich bin doch nur hier, weil ich Informationen durch die Verbindung erhalte... Oder wird es der Schmerz sein, der mich umbringt." Sie war in den letzten Monaten oft Gefahr gelaufen dem Tod ins Auge zu sehen, hatte quasi mit jeder Möglichkeit gerungen, und doch war es erst jetzt soweit, dass sie ihren wirklichen Tod in dem Tod Arveds sah.

"Das weiß ich nicht." antwortete liron wahrheitsgemäß, jedoch nicht gerade stolz über diese Antwort. "Ich würde es dir gerne sagen, um dich darauf vorzubereiten, doch so richtig weiß das niemand. Ich muss auch ehrlich zugeben, ich kenne viele vom Institut und auch einige Ausreißer, aber keiner hatte so eine starke Bindung zu seinem Hund wie du." er fasst die Blätter zu einem Block zusammen und sortierte sie nach der Wichtigkeit. "Ich weiß nur nicht, ob das gut oder schlecht ist und das mit gideon… zutrauen könnte ich es ihm. Hilft nur abwarten." wieder eine Aussage die ihm innerlich widerstrebte. Seine dunklen Augen bedachten sie abermals mit einem bemitleidenden Blick. "Kannst du deshalb nicht schlafen? Weil du darüber nach denkst?"

Seicht nickte das Mädchen. "Ich habe alles hinter mir gelassen, Liron. Ich bereue es nicht, das Institut hinter mir gelassen zu haben, im Gegenteil. Ich stehe voll und ganz hinter dieser Entscheidung und auch hinter euch. Aber ich habe ihn in blinder Wut zurück gelassen. Er hat mir so oft weh getan, manchmal absichtlich, manchmal ohne dafür das geringste zu können. Er ist... Er ist doch nur ein kleiner Welpe, er weiß nicht, was er tut... Er wurde von hodge manipuliert, umerzogen..." Ihre Haltung verkrampfte sich. "Du weißt wie stark das Band ist, also weißt du sicherlich auch, wie schwer es für mich ist, eben dieses zu lösen. Er ist ein schlechter Hund, aber er ist ein guter Mensch, wie du und ich." Eine Träne rann ihr Gesicht entlang. "Wenn er nicht überlebt, weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Teil mir und welcher ihm gehört, in meinem Kopf herrscht Chaos. Wo fängt das Band an, wo endet es? Ich weiß nichts mehr, Liron... Nichts..." Verzweifelt sah sie zu ihm, es war das erste Mal, das ihr Blick den seinen suchte. Sie war verwirrt und überfordert, von Emotionen quasi überrannt. Er war ihr einziger Freund, der einzige, dem Sie vertrauen konnte, doch war sie sich nicht sicher, ob er ihr nach diesen Worten noch traute.

Es dauerte einige Zeit bis Liron sich nach ihren Worten überhaupt regte. Er hatte nur ins nichts gestarrt und ihre Worte immer wieder sich ins Gedächtnis gerufen. "Das, was du mir eben gesagt hast." setzte er nun mit rauer stimme an. "Kann deinen tot bei den Jägern bedeuten." nun ließ er es zu, dass sich ihre Blicke kreuzten, wobei seiner sie ernst fixierte. "Und das ist auch der Grund, warum Gideon deinen Hund töten will." liron drehte sich zu ihr und sein Blick wurde eindringlicher. "April, du darfst das, was du mir gerade gesagt hast, niemandem anderen erzählen. Gideon wird nie einem Köter Gnade gewähren, doch durch diese Worte wird er auch dich töten. Da kannst du noch so nützlich sein. Ich kann dir nicht versprechen, dass dein Hund... Welpe am leben bleibt, aber ich kann während des Auftrages ein Auge auf ihn werfen. Dann musst du ihm aber befehlen, weg zu bleiben!! Ich bezweifle, dass Gideon extra nach dem suchen wird, da der doch immer zu dir kommt." versuchte er es ihr irgendwie in den Schädel zu hämmern.

Flehend sah sie zu ihrem Beschützer auf. "Du darfst Gideon das nicht erzählen, Liron, versprich mir das. Du bist mein einziger Freund, ich vertraue dir, bitte sag es ihm nicht. Ich weiß, ich mache viele Fehler, das weiß ich wirklich, aber ich kann nicht anders." April drückte sich aufgeregt wieder hoch. "Noch darf er mich nicht töten! Nicht solange ich nicht meine Rache an hodge erhalten habe. Danach wäre es mir egal, aber ich will nicht, dass all das umsonst war. Bitte, Liron, ich flehe dich an, sag es ihm nicht! Er wird früh genug einen Grund finden."

"Ich werde es schon nicht tun." antwortete Liron schnell, damit sich April nicht länger aufregen musste. "Und jetzt beruhig' dich, um diese Uhrzeit solltest du eigentlich schlafen." noch kurz behielt er sie im Auge, ehe er sich wieder ablehnte und den Kopf gegen sie Wand kippen ließ. Hätte Gideon ihn damals gesagt, welche Anstrengungen auf ihn zukommen würden, wenn er sie ihn seine Obhut nehmen würde, dann hätte er es sich bestimmt noch einmal anders überlegt. Obwohl Gideon ihn ja eigentlich dazu bestimmt hatte.

"Danke." Matt ließ sie sich auf seine Worte hin wieder in die Kissen sinken. Wieder schwieg sie eine Weile. "Es tut mir leid, Liron.", murmelte april und drehte sich dann von ihm weg. "Ich sollte dich nicht in meine Unsicherheiten mit hinein ziehen. Ich habe einfach ein wenig Angst, schätze ich. Schlaf... Schlaf gut, ja?" Sie schloss die Augen und zog die Decke eng an ihren Körper.

Liron sah noch einen Moment stumm ihren Rücken an, ehe er innerlich seufzend die Augen schloss. Es war ja nicht so, als hätte er abspringen können, wenn er dies nicht länger wollte. Unschlüssig hob er die Hand und legte sie anschließend etwas plump auf ihre Schulter. "Mach dir darüber mal keinen Kopf. Ich bin groß genug, um zu wissen worauf ich mich ein lasse. Dazu, angst ist gesund. Und wenn man mich fragt," er machte einen kurzen Pause und warf der Welt durch das offene Fenster einen Blick zu. "dein Köter hat bestimmt auch Angst." innerlich knirschte er mit den Zähnen, da es ihm missfiel zu überlegen was in den Schädeln dieser Köter vor sich gehen könnte, doch anders schaffte er es wohl nicht sie wieder aufzuheitern.