Eilig wischte sich das blasse Mädchen übers Gesicht, um die Träne zu verbergen, die auf das Kissen Tropfen wollte. "Du musst das nicht sagen, Liron.", murmelte sie. Es war nicht so leicht, wie er sich das vermutlich vorstellte. Er liebte sie. Er hatte es ihr gesagt, doch das könnte sie Liron nicht erklären, sie hatte bereits zu viel gesagt. Sie ließ seine Hand auf ihrer Schulter ruhen. Zwar war er eher grob, doch es gab ihr das Gefühl nicht allein sein zu müssen. "Hast du je gesehen wie ein Hund gestorben ist? Hast du je dabei seinen Schützling gesehen?"

Liron ließ sich Zeit mit der Antwort, da er selbst über jene nachdenken musste. So richtig war er nie dabei gewesen. Zwar hatte er schon einige Köter getötet und auch ein paar Schützlinge, wobei sie dies eigentlich vermeiden wollten, doch dabei hatte er nie den anderen Part gesehen. "Nein, habe ich nicht. Ich weiß wie es aussieht, wenn diese Hunde sterben, aber nie habe ich gesehen, wie es dabei dem Schützling ergangen ist. Immerhin versuchen beide ja einander zu beschützen, auch wenn der Hund das besser hinkriegt als die meisten Schützlinge." und dennoch warfen sich immer wieder welche vor ihre verletzten Haustiere. Eigentlich war das doch echt bescheuert, sie wissen ja ganz genau, dass sie nichts ausrichten können. Dumm und verletzlich sind die Menschen, die solche Tiere in ihr Herz lassen. Und dennoch lag neben ihm genau eine solche Person, welche er dennoch versuchte genauso zu schützen.

Stumm nickte April. Das hatte sie sich gedacht, doch helfen Tat ihr das nun nicht. Egal wie sehr sie sich innerlich wehren würde, sie wusste genau, dass sie in Arved immer den Jungen sehen würde, den sie liebte und dies würde auch der Grund dafür sein, dass sie ihn beschützen würde. Zähne knirschend drückte sie ihr Gesicht in ihre Decke. "Ich habe ihn schon einmal sterben sehen, meinen Hund. "Es hat weh getan, mein Verstand schien zu zerspringen... Ich war noch nie in meinem Leben so verzweifelt, Liron. Letztlich ist nicht der Hund von seinem Herrchen, sondern das Herrchen von seinem Hund abhängig."

Bei ihren Worten musste Liron daran denken, dass er einst zu solch einem Hund erzogen werden sollte. Ob es dann auch bei ihm jemanden gegeben hätte, der die selben Schmerzen wie April mit ihrem Tier durch machte? Eilig schüttelte er den Kopf, um sich schleunigst von diesem unnötigen Gedanken zu befreien. "Wie dem auch sei." unterbrach er das Thema. "Es bringt nix darüber nach zu denken wie verletzlich du durch diesen Hund bist, sondern wie wir deine Stärken ausbauen können. Nur so kommen wir überhaupt weiter." stellte er klar den Plan klar. "Außerdem warst du die mit Erwartungen an die ganze Sache dran gegangen bist. Vielleicht überlegt sich Gideon das ganze ja auch anders oder er tut es überhaupt nicht." auch wenn Liron in Gedanken wusste, dass es bereits solche Vorfälle gegeben hatte.

"Vielleicht hast du recht.", gab April nun nach und beendete somit das Thema. "Vielleicht tut er ihm nichts." Obwohl sie genau wusste, dass sie unter keinen Umständen jetzt schlafen könnte, schloss sie die Augen und versuchte den Atem zu regulieren. Vor ihren Augen sah sie immer wieder Arved und sie sah auch wieder das Bild von ihm, tot, durchbohrt von Scherben. Wenn er sterben würde, wäre es ganz allein ihre Schuld.

Innerlich erschöpft ließ Liron den Kopf gegen die Wand kippen und schloss für einen Augenblick die Augen. Mit diesem Mädchen passierte wirklich immer wieder etwas. Nicht das er dieses Leben bereute, doch es zerrte anders an den Nerven, als seine bisherigen Aufträge. Dennoch würde selbst das es nicht schaffen, dass der Schlaf ihn einholen würde. Es war viel zu lange her, dass er wirklich eine komplette Nacht durch geschlafen hatte, von den kurzen Nickerchen die er im Hauptquartier machte, abgesehen. Es waren nur kurze und oberflächliche Phasen, sodass er jederzeit hätte wach sein können. Doch April, neben sich, wünschte er einen richtigen Schlaf, doch dabei konnte er ihr nicht weiter helfen. Der einzige, der dies vielleicht vermag, war auch gerade der der ihr den Schlaf raubte. Diese Frequenz reichte aus, dass er in Gedanken verächtlich schnaubte. Hunden konnte man noch nie trauen.

Die Motorräder glitten trotz der hohen Geschwindigkeit nahezu lautlos über den Asphalt. Wie Schatten wanderten sie durch die nächtlichen Straßen und ließen sie danach lautlos zurück. Ihr Ziel war ein übliches: Das Institut.
April sah zu Liron, um dessen Körper sie ihre Arme geschlungen hatte, während er sie zielsicher durch die Dunkelheit steuerte. Es waren diesmal andere Leute mit ihr unterwegs. Sie kannte keines der Gesichter, doch vermutete sie, dass es sich dieses Mal um höher gestellte handelte. Immerhin hatte dieses Mal sogar Gideon seine Finger im Spiel. Trotzdem er nicht anwesend war, würde er handeln. Es fühlte sich beinahe an, als würde er sie diesmal streng überwachen. Einzig und allein April wäre die Schwachstelle. Viel mehr hatte man ihr nicht verraten über diesen Auftrag, doch sie glaubte zu wissen, was das Ziel war. Es war Arved. Sie war sich sicher, dass er das Ziel war, egal was Liron oder andere behaupteten, um ihr Ruhe zu verschaffen. Sie wollte ihnen gar nicht glauben. Dies brachte sie Nacht für Nacht um den Verstand. Doch ist es nicht ihre Aufgabe. Ihr Auftrag war es der Lockvogel für die anderen Seses zu sein und sie abzulenken, damit sie -was immer es auch war- beschaffen könnten. Damit hatte sie gar nichts zu tun. Würde sie ihren Auftrag gut ausführen, würde Gideon vielleicht endlich glauben, dass sie bereit war, es mit höheren Aufgaben aufzunehmen. Sie wollte doch eigentlich nur ihre Rache an hodge.
Die Motorräder hielten. Sie waren da. Schweigend stieg sie vom Motorrad. Erst als sie spürte, wie ihre Beine leicht nachgaben, merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte.

Auch Liron stieg von dem Rad ab und zog sich den Helm von dem Kopf. Es hatten gute sechs Räder hier gehalten, von dessen mindestens eine Person nun stieg. Es gab schon vergleichsweise größere Aufträge, wie einer der auch bald anstand, doch seit einiger Zeit waren es mal etwas mehr, die sich an diesem Institut zu schaffen machten. Wenn es schon einmal in der selben Stadt lag? Zwei Straßen Ecken weiter, standen zwei Vans, wobei in einem dieser beiden sogar der Mann stand, der es schaffte sie hier unentdeckt agieren zu lassen. Vorerst. Lirons Augen richteten sich kurz auf April, um ihr zusprechend zu zunicken, ehe er sich an die restlichen Anwesenden wendete. Er gab ihnen das Zeichen, dass jeder an seine Position gehen sollte, da nicht alle den Vordereingang verwendeten. Gleichzeitig signalisierte er mit einem Tippen an das Ohr, das ihre Befehle von dort kamen. Für heute hatten alle ein Headset erhalten, sodass sie sich mit anderen besser verständigen konnte, da dieses mal das Team mehr verstreut war.
"Für dich geht es auch gleich los." raunte er April zu, als sie beide und noch zwei anderen, sich auf den Haupteingang zu bewegten. Über den Ohrenstöpsel konnte er hören, dass nun alle an den Platz waren wo sie starten konnte, sodass er den Befehl zum zugreifen geben konnte. Sollte alles nach Plan verlaufen, dann waren sie in gut einer halbe oder einer Stunde hier wieder raus, dann hatte April auch wieder etwas Ruhe. Doch während die noch unentdeckten Eindringlinge dem Gebäude immer näher kamen, saß bereits innerhalb jenes Gemäuer eine Person, die ihre Ankunft bereits erwartete.

April sah noch einmal ängstlich zu ihrem Beschützer, dann vernahm sie einen Befehl. Es wurde Zeit sich zu trennen. Zögernd sah sie zu dem Band an ihrem Handgelenk, dann verließ sie die kleine Gruppe mit schnellen Schritten, während sie versuchte ihren wackelnden Kopfhörer fester in ihr Ohr zu drücken. Erst als sie das große Gebäude erkannte, blieb sie stehen und ließ prüfend ihren Blick gleiten. Es war ihr altes Wohnhaus, vor dem sie nun stand. In wenigen der vielen Fenster brannte noch immer Licht, die meisten Schützlinge schienen bereits zu schlafen. Sie waren doch alle bereits an den Trott gewohnt. Sie fragte sich, in welchem der Zimmer Johann wohl gerade schlief. Ob Soshi bei ihm war? Ob es wohl mit ihnen funktioniert hatte? Eilig schüttelte sie den Kopf und verbannte den Gedanken, während sie langsam weiter ging und mit dem Blick ihr eigenes Zimmer suchte. Sie fragte sich, ob bereits jemand anderes eingezogen war, doch nachdem sie es fand, bezweifelt sie es. Sie Fensterscheiben waren zerbrochen, eines hing schief und ein Knauf war abgebrochen. Ihr Vorhang hing nur noch in Fetzen, die Gardinenstange hing schief über beide Fenster. Der Rest das Hauses schien so fein und gepflegt, nur nicht dieses Zimmer. Wieso hatten sie es nie repariert? Das Mädchen hatte keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn es ertönte ein schrilles Signal in ihrem Ohr. Das war dann wohl Ihr Zeichen. Sie Streckte den Arm aus und zeichnete mit einer straffen Bewegung eine Linie in die Luft. In der oberen Etage zerbarsten alle Fenster noch im selben Moment. Nun riss sie sich das Armband vom Handgelenk. Man durfte sie ruhig sehen. Sie hatte die letzten Tage hart trainiert und jedes Szenario Dutzende Male durchgespielt, sie sollten nur kommen. Sie konnte Schreie hören, Rufe nach Hunden, doch sie interessierte sich nicht dafür. Schon riss sie die Fenster der nächsten Etage ein. Jedes zerbersten erfüllte die ganze Umgebung mit Lärm. Lichter gingen an in anderen Zimmern, doch nur wenig später kamen auch aus diesem schreie. Es konnte nicht lange dauern bis die Hunde ihre Schützlinge erreichen würden. Dann würde sich April die Lichter vornehmen und alles was sie fand Schritt für Schritt zerstören, wie es ihr befohlen wurde.

Liron sah April länger nach, als er sollte. Er als die ersten Schreie ertönten, wies er seine Beine an sich zu bewegen. Bereits als Gideon den Auftrag vorgestellt hatte, war er dagegen gewesen, April ganz alleine sichtbar werden zu lassen, doch nur so würden auch wirklich alle kommen. Anscheinend war April eine Person die von beiden seiten begehrt wurde, was Gideon schamlos ausnutzte. Während sie also die Hunde dazu brachte ihrer eigentlichen Aufgabe nach zu kommen, nämlich ihre zugeteilten Mutanten zu beschützen, würden die anderen abermals in die Laboratorien einsteigen. Doch eine kleine Gruppe, von welcher Liron das Kommando besaß, würde ebenfalls in das Büro von Hodge einbrechen, was wohl das Highlight für diesen Abend war. Viel Glück, wünschte Liron April noch in Gedanken, bis er mit vier anderen die Treppen hoch rannte, bemüht darum, nicht mit entgegen kommenden Hunden zusammen zu stoßen.

Ly lachte vergnügt, als er dem zerbersten jeder einzelnen Scheibe zusah. "Ist das nicht herrlich?" rief er und nur einen Wimpern schlag später war er hinter April und legte ihr die Arme auf die Schulter, um sich auf dieser abzustützen, wobei sie dies wahrscheinlich nur so spürte, als würde vergleichsweise eine dünne Glasscheibe auf ihrer Schulter liegen. "So einfach kann es sein. So leicht funktioniert es." es war ihm deutlich anzuhören, dass das alles hier ihm einen heiden Spaß machte. "Hör wie sie schreien." klirrte seine Stimme. "Noch eine scheibe." forderte er sie auf. "Und noch eine und noch eine und noch eine." bei jedem zerspringen von Glas, wurde sein grinsen immer breiter und unnatürlich, sodass seine spitzen Zähne sehr gut abzählbar waren. "Nur so funktioniere ich. Nur so bin ich wirklich gut. Du hast mich viel zu lange warten lassen." flüsterte er nun in April's Ohr und tippte ihr dabei mit seinen langen Fingernägeln gegen die Schläfe. "Viiiiiel zu lange."


Johann schreckte aus seinem dämmer Schlaf auf. Er hatte sich für den heutigen Abend ein neues Buch besorgt und war wohl drüber eingeschlafen, wie er jetzt bemerken musste. Leise Gähnend erhob er sich von seinem Bett, wo neben auf dem kleinen Abstelltisch eine Lampe den Raum spärlich beleuchtete. Woher kam all der Lärm? Über ihn konnte er schnelle Schritte hören, aber auch dumpfes gepolter und Schreie. Erst als er es schaffte, die Augen richtig auf zubekommen und damit auch wirklich wach wurde bemerkte er den kalten Windhauch, der ihm entgegen kam und das leise schmerzen an seinen Fußsohlen. Mit großen Augen fixierte er das zerstörte Fenster und die Scherben auf seinen Boden, wo zwischen er stand. "Was zum-" stieß er aus und zuckte zurück. Das erklärte nun wirklich alles, was in diesem Augenblick das Wohngebäude in solch eine Aufregung brachte. Bedacht nicht auf Glassplitter zu treten, suchte er sich einen Weg zu dem kaputten Fenster, um nun abermals die Luft anzuhalten. Vor dem Gebäude stand eine einzelne Person mit erhobenem Arm, doch selbst wenn es dunkel war und nur die Lichter durch die Fenster den Platz davor erleuchteten, erkannte Johann die Gestalt ziemlich schnell. "April..." flüsterte er, doch ehe er ihr zu rufen konnte, hörte er wie seine Tür gewaltsam aufgerissen wurde. "Johann?!" wurde sein Name laut gerufen und kurz darauf tauchte ein gehetzte Soshi in seinem Zimmer auf. "So-" wollte der Junge an setzte, doch sofort schnitt sein SeSe ihn das Wort ab. "Warum stehst du in den Scherben? Und komm weg vom Fenster." herrschte er ihn an und hob ihn gleich darauf auch schon hoch. "Lass mich runter, ich kann das auch alleine. Was ist da los? Was ist passier?" forderte Johann im selben Atemzug zu wissen. "Ein Übergriff von Idioten." knirschte Soshi darauf und setzte ihn vor erst auf dem Bett an. Er hob sofort den Fuß des Jungens an und inspizierte die feinen Schnitte an dessen Sohle. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so dreist sind und sogar Kinder angreifen." Johann konnte anhand des schnellen heben und senken der Schulter erkennen, dass sich sein SeSe wohl sehr beeilt hatte, um hier her zu kommen. "Da unten steht April. Was hat sie mit dem ganzen zu bedeuten?"
"Das bedeutet, dass es wohl mächtig Ärger gibt.Aber das ist für dich egal. Ich bringe dich jetzt hier weg. Nur so bist du sicher."
"Aber warum sie alleine?" hakte der Junge weiter nach.
"Das ist sie nicht. Das ist sie ganz bestimmt nicht."

Für Arved reichte das erste Schreien um sich von der Bettkante zu erheben. Für gewöhnlich wäre er genau in diesem Gebäude, wo nun der erste Anschlag von statten ging, doch nach dem 'entlassen' aus dem Keller, hatte man ihn zwangsweise in das Hauptgebäude gesteckt und dort zu einem Zimmer zugeteilt. Natürlich war die Tür abgeschlossen wurde und nur einmal am Tag wurde sie geöffnet um einmal Essen und zum anderen Hodge rein zu lassen. Doch gerade durch dieses Dasein, was er seit kurzer Zeit führte, hatte er sich mehr und mehr auf April's Anwesenheit konzentriert und sie damit bereits erwartet. Er ging zu der Tür und legte seine Hände flach gegen das Holz. Er musste nicht fragen, ob die Leute ihn dort draußen raus lassen würden, er hatte sich bereits den Schlüssel geborgt und war daraufhin nicht mehr auf die Hilfe der anderen angewiesen. Halte durch April, gleich bin ich bei dir. Gleich befreie ich dich.

Gideon beugte sich auf den unbequemen Stuhl in dem geräumigen Van nach vorne. Es hatte zwar etwas gedauert, doch sie hatte es geschafft sich in das Kamerasystem des Institut einzuschleusen, sodass er nun sein Werk mit eigenen Augen verfolgen konnte. Mit ihm saßen noch zwei weitere hier und fixierten ebenfalls den Monitor, der viele kleine Ausschnitte der Kameras zeigte. Die Gruppen hatte sich aufgeteilt, April war bereits in Aktion getreten und die Hunde waren fast alle bei ihren Schützlingen. Das klappt doch alles bestens. Gleichzeitig, wie jeder Trupp nach einem bestimmten Ort strebte, gab ein einen, der das Gebäude noch nicht betreten hatte und dies auch nur dann tun würde, wenn es ihnen befohlen wurde. Passt mir ja auf unser kleines Vögelchen auf. Gideon lehnte sich wieder zurück. Noch hatte sich der Köter nicht blicken gelassen, doch auf dieses Tier war Verlass, er würde ganz bestimmt kommen, gerade jetzt, wo sein Begehrtes Mädchen ohne Schutz war.

April war beinah taub für die Geräusche in Ihrer Umgebung. Scherben verschmolzen mit schreien, Schreie mit Angst, Angst mit Blut. Der Lärm um sie herum nahm zu, doch in ihren Ohren Klang der Lärm nur noch wie eine Wand aus Lauten, eine Mauer, die sich um sie herum bildete. Doch durch diese Mauer drang eine Stimme zu ihr, sie wurde berührt und angefeuert. Obwohl die Stimme neben ihr erklang, erfasst sie ihren ganzen Körper und erschütterte sie bis ins Mark. Erschrocken fuhr sie herum und erkannte, wer sie dort anspornte. Sie sah in das breite grinsen, in die begeistert leuchtenden Augen, die das Chaos um sich bestaunten. Er forderte mehr, doch seine Stimme löste in ihr noch größere Angst auf. Jemand wie sie sollte ohne eine Miene zu verziehen den Auftrag ausführen, doch als April sich nun dem anderen zuwandte, sah man all die Angst in ihren Augen, die Abscheu gegenüber dieser Aufgabe und die widerspenstige Unterwerfung unter Gideons Kommando. Die rothaarige war komplett erblasst, ihre Augen lagen panisch auf ihrem Umfeld. Sie kannte viele der Schüler, auch wenn sie nur wenige mochte, doch sie war mit ihnen vertraut genug, um sich vor dieser Aufgabe zu scheuen und tiefes Mitleid zu empfinden. Es widersprach jeder ihrer Eigenschaften nun so vorzugehen und doch wandte sie sich wortlos von Ly ab, nickte knapp und riss zitternd die nächsten Fenster ein. Obwohl sie noch nicht fertig mit den Fenstern war, entschied sie sich vorerst ein paar der Lichter zu löschen, die erst vor kurzem angestellt wurden. Sie sollte es den anderen Hunden nicht zu leicht machen. Ly an ihrer Seite brannte für die Vernichtung und machte sie mächtig. Sie entschied, was in diesem Haus vorging, ganz nach Plan. Sie hatte immer recht behalten: mit Glas kann man nicht retten, nur vernichten. Sie war allein für das zerstören geschaffen.

"Lass uns einfach alles kaputt machen." säuselte das Wesen ihr immer weiter. Ihm war ihr Blick nicht entgangen, ganz im Gegenteil es spornte ihn sogar an. Die Risse wurden großzügiger und tiefer, während sein lachen sich unter die Schreie mischte. "Die Angst hilft dir längst nicht mehr, April. Sie lässt dich durch mich nur viel stärker werden." sein Kopf drehte sich zur Seite und er fixierte das Gebäude einige Meter neben ihnen, was keiner sehen konnte, doch April fühlen konnte, war dass sich auch die Risse in diese Richtung zogen. "Lass uns auch dieses Gebäude zerstören. Jetzt, wo wir endlich frei gelassen sind. Lass uns dort auch alles zerbersten lassen, dann können wir noch mehr schreie hören."

Alle Augen und Aufmerksamkeit galt April, wie es geplant war, so dass Liron und die anderen ihren Aufgaben genauso nachkommen konnten. Doch als er endlich das gewünschte knacken des Schlossen hörte, welches er gerade versucht hatte zu öffnen, erhaschte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Hinter ihm standen nur noch zwei Personen. "Wo sind die anderen zwei?" verlangte er von den beiden zu wissen, doch die sahen sich nur verwundert an und zuckten mit den Schultern. "Gideon." verlangte Liron so gleich über das Headset zu wissen."Mir fehlen zwei Männer, könnt ihr sie sehen?"
"Alles in Ordnung." lautete die Antwort. "Fahre einfach fort, die sind von mir mit etwas anderem beauftragt wurden."
Skeptisch warf er den leeren Platz noch einen Blick zu, dann öffnete er die Tür.

"Sei still!", fauchte das unsichere Mädchen erbost und machte einen Schritt zurück. "Das ist nicht die Aufgabe." Vor ihrem inneren Auge tastete sie die verschiedenen Räume nach Dingen ab, die man zerstören kann. Es ging jetzt nur darum die Hunde weiterhin zu beschäftigen. Nun mussten vor allem die unteren Stockwerke unter den Scherben leiden, sonst würden womöglich bald die Seses ihren Weg nach draußen finden. Prüfend sah sie sich um. War irgendjemand in der Nähe? Wieder blickte sie zu Ly. "Lass mich in Ruhe meine Arbeit machen. All die anderen Tage hast du mich auch in Ruhe gelassen!" Wieder zersprangen Lichter und ließen die Zimmer in Schwärze versinken. Inzwischen hörte sie bereits ein paar der Schützlinge winseln und weinen, ab und zu entdeckte sie Schatten in den Fenstern. Das waren die Zimmer, die sie sich sofort vornahm. Wenn alles vorbei war, würde sie vermutlich endlich Gideons vertrauen Erlangen und würde vielleicht auch endlich über das Institut hinweg kommen. Vielleicht wurde es auch Zeit.... Ihr Gedanke riss ab. Sie musste sich zusammenreißen, sonst übernahm Ly vermutlich die Kontrolle.

Ly rümpfte die Nase, jedenfalls so weit dies ein Wesen wie er machen konnte. Gut sichtbar war nur, dass sein grinsen sich abgeschwächt hatte. Doch lange zögerte er nicht, immerhin wollte er sich hier nicht seinen Spaß verderben lassen. Wann kam er schon dazu richtig Schaden zu verursachen. Bei April eh viel zu selten.

Auf den Treppen des Institutes herrschte blankes Chaos. Man rief sich etwas zu oder versuchte die aufgewühlte Truppe zu beruhigen. Einige SeSe's hatten es bereits geschafft ihre Schützlinge durch den hinteren Ausgang in das Hauptgebäude zu bringen und nun saßen teils weinende und zitternde Kinder in der Eingangshalle oder in den Aufenthaltsräumen. In dem Durcheinander viel Arved kaum aus, nicht wenn eh alle fast gleich aussahen. Es hatte etwas mehr Zeit in Anspruch genommen die zwei Typen vor seiner Tür zu überwältigen, als er erst gedacht hatte. Doch letzten Endes hatte er sie eingeschlossen, wie sie zuvor ihn und den Schlüssel tief in seine Hosentasche gesteckt. Er hatte geplant ruhig und besonnen an die ganze Sache zu gehen, doch es reichte aus, als er hörte, dass eine einzige weibliche Person dieses Chaos gestiftet hatte und immer noch vor dem Haus stand, dass sein Puls sich verschnellerte. Er musste ruhig bleiben und durfte nicht vor eilig handeln, da er solch eine Gelegenheit vielleicht nie wieder bekam. Arved würde mit nach draußen gehen, wenn die anderen den Befehl erhalten würden, so würde er nicht auffallen. Auch mussten hier noch andere von den Jägern sein, April würde hier nicht alleine auftauchen. Doch wo konnten die stecken? Noch ehe er etwas in dieser Richtung hätte tun können, hörte er jemanden laut seinen Namen rufen.
"Arved, was zur Hölle machst du hier draußen?" verlangte Soshi zu wissen, der es nun ebenfalls hier her geschafft hatte. Auch wenn es bis jetzt gerade mal ein halbes Duzen hier her geschafft hatte, würde es noch einige Zet dauern, ehe der Rest überhaupt erst einmal beruhigt worden war.
"Ist das noch von Belangen? Ich bin es halt." antwortete Arved abwehrend, wobei sein Blick auf Soshi's schulter hingen blieb. Er hatte sich seinen Schützling wohl kurzerhand über die Schulter geworfen, was diesen alles andere als erfreute. Johann hämmerte auf den Rücken seines Beschützers ein und fluchte unentwegt. "Jetzt lass mich endlich runter, du Idiot." diesmal kam Soshi seinem Wunsch nach und setzte ihn sanft auf dem Boden ab.
"Da drüben ist ein heides Durcheinander." mit den Daumen zeigte der junge Mann in Richtung Wohngebäude.
"Das war April." rief Johann sogleich und fixierte Arved auch gleich darauf. "Warum stehst du also noch hier drin?" forderte er schroff zu wissen. "Geh gefälligst daraus und pass auf April auf. Wer weiß was sie dazu getrieben hat."
Arved blinzelte verwundert. "Äh.... Aber ich wollte gerade schauen wo der Rest der Eindringlinge sind, vielleicht-" versuchte er sich zu erklären, doch auch hier schnitt Johann ihm das Wort ab. "Das schaffen auch andere. Geh da jetzt endlich raus." wiederholte der Junge. Mehr brauchte Arved nicht. "Dann passt ihr auf euch auf, die stecken hier irgendwo. Du weißt was ich meine, Soshi." er wartete auf keine Antwort, sondern bahnte sich daraufhin sich seinen Weg mit den anderen in Richtung den Wohnungen. Doch statt wie alle anderen die Treppen oder gleich in die Zimmer zu ihren Schützlingen zu eilen, ging Arved auf den Fronteingang des Gebäudes zu. Es war bei weiten nicht so eine große Halle wie im Hauptgebäude, doch es reichte aus, dass er sich vor die halb gläserne Tür stellte, die das einzige Hindernis noch zwischen April un ihm darstellte. So viel zu seinem Plan. Doch er hatte schon immer viel zu sehr improvisiert. Noch leuchtete hinter ihm Licht, sodass er vielleicht Glück hatte, dass April ihn sehen würde, als er die Tür aufstieß. Er machte nur einen kurzen Schritt nach draußen und blieb dann wieder stehen. Er lächelte leicht, als er April nun richtig sehen konnte. er brauchte keine Angst mehr haben, wenn er die Augen schloss, dass der Traum wieder vorbei war, diesmal war sie wirklich hier. Und sie war in Gefahr.

Gideon musste sich eingestehen, dass er für einen Augenblick ungläubig den Bildschirm angesehen hatte. Der Winkel der Kamera war nicht weit genug, um sein Gesicht sehen zu können, doch es ließ sich leicht beantworten, wessen Silhouette dort im Eingang stand. Auch das versteckte Team, was April im Auge behalten sollte, meldete den selben Schatten. "Der Köter ist tatsächlich aufgetaucht. ertönte die blecherne Stimme aus dem Headset. Für dieses Team hatte Gideon extra eine zweite Frequenz erstellt, damit April nicht gleich alles mit bekam. "Das ist er wirklich..." murmelte Gideon, ehe er sich schnell das Mikro schnappte. "Noch nicht eingreifen. Wartet bis er nah genug ran kommt, viel Chancen habt ihr nicht. Wenn er sich nicht bewegt, dann müsst ihr näher ran. Und versucht ihn gleich zu töten. Noch einmal soll der Hund nicht noch einmal von den Toten erweckt werden." befahl er seinen Leuten und lehnte sich wieder zurück. Sorry, kleine April, aber er hat sich einmal zu viel eingemischt.

April hielt für einen Moment schwer atmend inne, bevor sie ein weiteres Zimmer verwüstete. Das verwenden ihrer Kräfte zerrte an ihr. Wie lange sie diese Verausgabung noch aushielt, wusste sie selbst nicht. Kurz schwankte sie. Trotz Lys Unterstützung wurde sie schwächer. Nein. Noch war es nicht vorbei. Sie musste durchhalten. Schon riss sie das nächste entzwei. Inzwischen bildete sie sich ein, dass das klirren der Scherben eine Melodie ergab. Wild wirbelte sie die schieben durcheinander, als seien sie ein kaputtes Windspiel. Es war zu früh, um aufzugeben. Ein einzelner Lichtstrahl erschien in ihrem Augenwinkel. Er breitete sich über dem Boden aus, ehe ein Schatten durch ihn hindurch stieg. Erschrocken fuhr sie herum. Die Augen der rothaarigen weiteten sich erschrocken als sie die Gestalt nicht allzu weit entfernt von sich erkannte. Panisch wich sie zurück. Was tat er denn hier? War sie geradewegs in eine Falle getappt? Ungläubig schüttelte sie den Kopf und sah sich in alle Richtungen um. Was tat er hier. Wieder hörte sie in dem Haus Dinge zerspringen, doch dieses Mal hatte nicht sie darüber entschieden. Wieder wankte sie einen Schritt zurück. Das verlief nicht nach Plan. Verzweifelt versuchte sie den Kopfhörer wieder fester in ihr Ohr zu drücken. Hatte sie einen Funkspruch verpasst?