Doch Noch während Arved die letzten Utensilien in der Küche verstaute, dachte er über ihre Worte nach. Er würde sobald er fertig war einen Rucksack packen. Sie hatte recht, es wäre vielleicht wirklich voraussichtlicher stets das nötigste dabei zu haben. Das Gefühl der Flucht würde wohl noch ewig anhalten. "Dann warte hier kurz." beeilte er sich zu sagen, ehe er aus der Küche verschwand und in die zweite Etage verschwand. Bei ihrem flüchtigen Einkauf hatte er sich neben Lebensmitteln uns Klamotten auch einen Rucksack geholt, damit er all die Sachen auch praktisch verpackt tragen konnte.
Wie April es aufgezählt hatte, sammelte er alles zusammen was er glaubte, was dazu gehörte, und beeilte sich anschließend wieder nach unten, zurück zu April zu kommen. Da er sich nicht traute oder es vielleicht auch gar nicht wollte, unterließ er es April nach seiner Jacke zu fragen, sondern nahm sich zusätzlich einen Pullover mit. "Bin bereit." meldete er sich, als er unten wieder angekommen war.

Während sie alleine in der Küche zurückblieb, atmete April tief durch. Sie dürfte ihre Sorge auf keinen Fall an Arved auslassen. Sie musste sich zusammenreißen! Schweigend flocht sie das rote Haar zu einem Zopf und zog sich die Kapuze der Jacke über den Kopf, als ihr Beschützer zurückkehrte. Sie ging an dem jungen Mann vorbei und zog sich die schwarzen Stiefeletten an. "Ich auch." Fragend drehte sie sich um und hielt ihm ihre Hand entgegen, damit sie endlich losgehen konnten.

Nachdem Arved die Pullover über gezogen, seine Schuhe angezogen und letztlich sich den Rucksack aufgeschulter hatte, ergriff er April's Hand. Auch schloss er die Tür ab und vergrub den Schlüssel in der Hosentasche, da er sich sonst steig fragen würde, ob der Schlüssel wirklich im Inneren des Rucksacks war. Er würde April den selben Weg führen, wie er erst heute Morgen lang gerannt war, und würde er kurz vor der nächsten Einfahrt zu einem weiteren Haus auf den Waldweg einbiegen. Auch wenn er zu April's Wohl versucht hatte die Gedanken an das vergangene so bestmöglich zu unterbinden, kam er nicht umhin an Soshi und Flo zu denken. Hodge würde sie ganz sicher beschuldigen ihn unterstützt zu haben. Innerlich seufzend, schmunzelte er matt, Soshi würde dann bestimmt eine Entschädigung dafür haben wollen. Wahrscheinlich wieder etwas vollkommenes banales, was er später eh nicht gebrauchte und sogar an seinem Herren abtreten würde. Hoffentlich ging es beiden gut.

April hob seine Hand an und küsste zärtlich die Fingerknöchel. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Einige Zeit schwieg sie. Sie schien permanent fernen Gedanken nachzuhängen und keinerlei Konversation zu wünschen. Irgendwann jedoch zuckte sie zusammen und kehrte geistig an Arveds Seite zurück. "Arved,", begann sie ein Gespräch, "meine Kräfte... Sie laufen wieder aus dem Ruder. Ich sorge mich um deine Sicherheit. Pass auf, ja?"

Automatisch wurde sein Griff um ihre Hand fester, als sie ihre Sorge aussprach. "Sorg dich nicht zu sehr um mich." Arved musste schlucken, damit er deutlich sprechen konnte. "Ich weiß mich zu schützen, aber trotzdem danke." fügte er mit einem dankbaren Lächeln hinzu und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Es würde nichts dabei herauskommen, wenn er zu tief auf dieses Thema einging. Er konnte sich so viel Gedanken und Sorgen machen wie er wollte, er könnte ihr wohl nie helfen oder sie überzeugen, dass ihre Kräfte nicht nur von Bösem zeugten. Doch dazu fehlten ihm einfach die Beweise, stattdessen hatte er das Gefühl, dass ihre Fähigkeiten mehr negative Beweise aufweisten, als er je dagegen halten konnte.

Wieder wurden ihre Schritte nur von den Geräuschen der Umgebung untermalt und Stille hielt die Spannung zwischen ihnen. April grübelte nun darüber, wie sie das Gespräch aufrecht erhalten konnte. Es war so schrecklich kompliziert geworden, die Angst zurückzudrängen, ihn anzusehen und sich keine Sorgen machen zu müssen - überhaupt Angst und Sorge für einen Moment zu vergessen. Langsam stieß sie die Luft aus und sah ihren Sese von der Seite an, immer noch den nachdenklichen Gesichtsaudruck tragend. Immernoch schweigend lehnte sie sich schließlich an seinen muskulösen Arm und genoss seine Wärme. "Mein kleiner Welpe...", flüsterten ihre Lippen. Kurz schloss das Mädchen die Augen. "Ich werde jedem furchtbar weh tun, der versucht, dich mir wegzunehmen."

"Das trifft sich doch gut." erhielt April als Antwort von ihrer Seite. "Dann muss ich mir nicht länger Gedanken darüber machen, ob nur ich so denke." auch wenn sie sich noch eben an seinen Arm gelehnt hatte, legte er gerade diesen nun um ihren Oberkörper, um sie nun für längere Zeit an dich spüren zu können. "Immerhin sollte dir Begriff »Welpe« auch zeigen, dass ich sehr schnell Besitzergreifend bin. Aber das müsstest du ja schon wissen." eigentlich hatte er geplant, den letzten Satz nicht auszusprechen, doch warum sollte er jetzt noch seine Gedanken zurückhalten? Sie waren auf der Flucht, sie hätten nur noch sich und keiner stand zwischen sie. Wenn nicht jetzt alles aussprechen, wann dann? Wann würden sie denn dann endlich wieder zurück zu sich selbst finden? Während sie weiter dem Weg folgten, konnte Arved nicht davon lassen sein Gesicht sacht in ihr feuerrotes Haar zu schmiegen, wobei er immer wieder leise ihren Namen murmelt, ohne das er selbst die genaue Bedeutung für dieses Tun kannte. Zwar hatte es April selbst zu ihm gesagt, doch es war selbst nach kurzer Zeit auch ihm aufgefallen, wie stark die Verbindung zwischen sie beiden waren und dass er so auch ihren Gemütszustand fühlen und auch ihre intensivsten Gedanken hören konnte. Und so ersparte er sich Luft zu holen und die Worte laut auszusprechen, stattdessen hielt er sein Gesicht nun etwas länger gegen ihren Kopf gelehnt, hatte die Augen vor der Welt verschlossen und konzentrierte sich auf die den Gedanken, den er ihr so oft schon in seinen schlaflosen Nächten versucht hatte zu sagen. //April Honderway, ich liebe dich... Endlich kann ich es dir sagen//

April vernahm seine Worte. Seine Lippen bewegten sich nicht und doch war jede einzelne Silbe klar, jedes Wort schloss sich in ihr Herz. Sie lächelte, es war wieder das selbe traurige Lächeln wie so oft zuvor. Ihre Augen glänzten nass vor Rührung, während sie die Lippen zusammenpresste, damit sie nicht mit weinen begann. Seine Worte waren so ehrlich, so warm, so vertraut, so hoffnungsspendend. Er hatte ihr einst gesagt, er könnte ihre Gefühle niemals erwidern, hatte ihr das Herz somit gebrochen, doch nun schmiegte sie sich fester an den Jungen. Sie glaubte, dass dies keine wirkliche Antwort benötigte, sie hätte auch keine über die Lippen gebracht, ohne den Moment zu ruinieren. //Ich würde mein Leben für dich geben, Arved.//, erwiderte sie im Gedanken. //Ich lasse dich nie wieder allein zurück.//

So schwebten nun beide in Gedanken. Der einzige Ort wo sie wirklich offen ihre Gefühle aussprechen konnten, ohne das es die falschen Ohren hören konnten. Arved erwischte sich dabei, wie er nur kurzfristig April sacht auf den richtigen Weg lenkte, da sie nun von dem Hauptweg weg mussten, um den See zu erreichen. Wenn er sich konzentrierte, bildete er sich ein, durch die Baumstämme und das Unterholz, bereits die Wasseroberfläche funkeln zu sehen. Obwohl die Sonne an dem klaren Himmel stand, spendete sie keine Wärme, mehr war es ein kribbeln was sich an den Stellen ausbreitete, wo sie einen berührte. Wobei Arved in seinem jetzigen Zustand nicht mehr hätte unterscheiden können, ob er wirklich noch die Sonne meinte oder längst wieder bei April war. So hätte er es auf viele Faktoren schieben können, doch mit einem Mal hatte er das Gefühl, als würde die Kälte aus seinen Knochen weichen.

Nur wenig später erreichten sie ihr Ziel. April fiel es deutlich schwer, sich für einen Moment aus der stillen Schweigsamkeit zu lösen, die sie auf ihrem Weg begleitet hatte. Es war als würden sie nicht länger Worte benötigen, um sich zu verständigen. Als sie nun den See erblickte, musste sie leicht lächeln. Er hatte nicht zu viel versprochen, dieser Ort wirkte idyllisch und ruhig, genau das, was sie brauchten vermutlich. Außer ihnen war niemand hier, wie es aussah, man konnte den Platz gut überblicken. Es erleichterte das rothaarige Mädchen sichtlich. Fragend blickte sie zu Arved. Jetzt waren sie hier, und nun? Planlos tappte sie an seiner Seite noch ein Stück weiter auf das klare blaue Wasser zu.

Auch Arved folgte ihr, bis er so nah es ging an das Wasser trat, ohne dass seine Schuhe nass wurden. Er hockte sich hin und streckte seine Finger dem blau entgegen, bis sie ins Wasser tauchten. "Was will man auch von einem See erwarten in solch einer Gegend." lautete seine Einschätzung, ohne das er zuvor etwas gesagt hatte, als hätte er nur laut seinem Gedanken geantwortet. "Am besten wir warten noch, bis die sonne draußen ist, dann kommt es einem nicht ganz so kalt vor." er erhob sich wieder und drehte sich April wieder zu. Immer wieder blieb sein Blick an ihrem wunderschönen Haar hängen, auch heute morgen hatte es dieses Thema gegeben. Vielleicht lag es daher auch nur an der noch recht kargen Umgebung, doch gerade hier leuchteten ihre Haare umso mehr. Unwillkürlich hob sich langsam seine Hand, doch ehe es zu offensichtlich wurde, zog er sie zurück und fuhr sich stattdessen durch das schwarze Haar.

Sehnsüchtig blickte April der glatten Wasseroberfläche entgegen, nahm ihren Beschützer nur im Augenwinkel wahr. „Ich habe keine Lust so lang zu warten.", entgegnete sie. „Wir sind jetzt hier." Man konnte ihr anhören, dass sie sich noch längst nicht in Sicherheit wähnte und lauernd blieb. Erneut widmete sie Arved einen fragenden Blick, ehe sie entschlossen noch einen Schritt auf das Wasser zu tat. „Die Sonne wird mir beim trocknen helfen." Schon zog sie sich die Jacke aus, ihr weites T-shirt fiel gleich darauf daneben auf den Boden. Schon striff sie auch die schwarze Hose ab, gemeinsam mit den Schuhen. In Unterwäsche ging sie auf das Wasser zu. "Du kannst gerne warten, bis die Sonne kommt." Das eiskalte Wasser umschloss ihren blassen dünnen Körper, doch sie wagte sich noch tiefer hinein. Es löste eine Gänsehaut aus, doch es störte April nicht. Irgendwie tat das kalte auf diese weise ganz gut. Sie wünschte sich, einfach nur ffür einen Moment zu vergessen.

Arved sah April hinterher und ertappte sich dabei, wie sich währenddessen ein seliges schmunzeln auf seinen Zügen ausbreitete. Sie könnte noch so plump oder überschwänglich in das Wasser stürzten, er würde an ihr immer etwas faszinierendes und elegantes finden. Da er ihr vorerst vielleicht etwas Zeit für sich selbst gewähren wollte, ließ er sich auf den steinigen Boden nieder. Es war nur ein einfacher Waldsee, sodass man keinen allzu traumhaften Strand erwarten konnte, mehr war es eine Mischung aus sandigem Boden, teilweiser Wiese und Steine, doch mehr war ja auch nicht nötig. Arved begnügte sich im ersten Moment damit, die Umgebung mit seinem Blick abzutasten, doch nachdem er bemerkte, dass seine Augen immer wieder zu dem roten Haarschopf im Wasser zurück fanden, gab er den Versuch auf und blieb gleich mit seiner Aufmerksamkeit und Augen bei April.

April schwamm einige Meter und ließ sich dann etwas auf dem Rücken treiben. Befreit seufzte sie und schloss kurz die Augen. Das Wasser umschloss sie langsam, zog sie in die Dunkelheit. Neugierig öffnete sie die Augen wieder und blickte sich unter der spiegelglatten Oberfläche in der ruhigen Tiefe um. Viel gab es jedoch nicht zu sehen. Eine viel schönere Sicht hätte sie zu Tage. Mit einem Zug tauchte sie auf und blickte an Land zu ihrem Beschützer. Ein Lächeln spielte sich auf ihre Lippen, als sie bemerkte, dass auch er zu ihr sah. „Seit wann ist mein kleiner Welpe denn wasserscheu?", rief sie ihm zu und machte rückwärts wieder einen Zug auf die Mitte zu. „Es ist herrlich, Arved, absolut herrlich." Es war wahr. Im Wasser fühlte sie sich so schwerelos und unbelastet, als wären all ihre Sorgen hinfortgespült worden. Ein kichern schallte zum Ufer. "Komm doch auch!"

"Wer sagt, dass ich Wasserscheu bin?" rief er ihr seine Antwort von seinem Sitzplatz zu. Dennoch erhob er sich anschließend und trat, so weit es im trockenen Zustand möglich war, an den See. "Ich…" kurz überlegte er noch, ob er es sagen sollte, doch die Frage, warum sollte er es verschweigen, siegte. "Ich wollte dir nur etwas zeit für dich lassen. Du sahst so aus, als würdest du es so sehr genießen." während er sprach ging er leicht, wie ein Hund am Wasserrand entlang. Doch währenddessen bemerkte er auch, dass er die dunkel wirkende Wasseroberfläche seit einigen Minuten misstrauisch musterte. Wie lange war es überhaupt her, dass er in solch einem See oder einem Meer baden war?