April sah ihn erstaunt an und schmunzelte schließlich. "Das ist das erste mal, dass wir frei sind, Arved. Wir sind zusammen frei und können uns einen Moment der Ruhe gönnen, zusammen. Immerhin sind wir dafür bestimmt zusammenzugehören." Langsam näherten sie sich dem Ufer. "Wer weiß, wie viel Zeit uns bleibt."

Aus irgendeinem Grund brannte Arved die Frage auf der Zunge, ob sie denn auch ihn als völlig frei bezeichnen könnte, doch er konnte es in letzter Minute wieder runter schlucken. Sie wünschte sich also, dass er mit zu ihr ins Wasser kam. Mit diesem Gedanken machte er zwei Schritte zurück, trat mit dem rechten Fuß auf seine linke Hacke und entledigte sich so seiner beiden Schuhe. Erst der Pullover, dann das Shirt
Und zum Schluss seine Hose, bis er ebenso wie April lediglich in Unterwäsche da stand, was in seinem Fall eine boxershorts war. Das erste Gefühl, als er bis zu den Knöcheln im Wasser stand, war absolute betäubende Kälte. Er konnte nicht länger beurteilen woher der Schmerz nun kam und warum ihm im ersten Augenblick der Atem fehlte. Doch hatte April recht, nach ein zwei Schritten, wenn allmählich der ganze Körper von dem kalten Nass bedeckt war, stellte sich ein Gefühl der vollkommenen Freiheit ein. Als könne man das erste mal wirklich frei auf atmen.

Die rothaarige schwamm ihrem Beschützer entgegen und ergriff unter Wasser prompt seine Hand, um ihn etwas weiter hinaus zu ziehen. In der Kälte des Wassers, war ihre Hand das einzig wärmende, selbst wenn auch diese langsam erkaltete. Er verstand vielleicht nicht, wie sehr er ein Teil von ihr war, dass es nicht so etwas gab wie allein sein, da er bei ihr war, ob er wollte oder nicht. Sie waren durch Herz und Geist verbunden.

Je mehr Züge sie schwammen, desto mehr kroch die Kälte in die Muskeln und machte jede Bewegung immer schwerfälliger. Arved ließ sich von April führen, ihre Hand schien das einzige zu sein, was in dieser Kälte ihm Halt gab. "Es ist so lange her, seit ich das letzte mal baden war." Brach er die Stille .

"Das kommt mir bekannt vor." Liebevoll zog sie ihn zu sich und hielt sich mit langsamen fließenden Bewegungen an der Oberfläche. "Ich habe ganz vergessen, dass es so angenehm ist." Entspannt lehnte sie den Kopf zurück und seufzte. Die Kälte hatte ihren Körper erfasst, doch hatte sie sich lange nicht mehr so gut gefühlt. Es schien ihr für einen Moment über die Angst hinwegzuhelfen. "Wenn Sie uns finden, müssen wir in Unterwäsche fliehen.", murmelte sie zusammenhanglos und grinste bei der Vorstellung, während sie ihn ansah.

Auch Arved kam nicht umhin bei ihrer Bemerkung breit zu grinsen. "Oh, da kenne ich eindeutig schlimmeres. Die Nachbarn werden sich nur erschrecken." auch er hielt sich mit langen Armzügen an der Stelle und über Wasser. Das Wasser war dunkel und tief genug, dass es ihm nicht einmal gewährt war seine eigenen Füße Unterwasser erkennen zu können. Bei ihrem Kommentar musste sich jeden der junge Mann ebenfalls zurück halten, um nicht unpassend in verwegene Fantasien zu geraten. Fast schon ertappt sah er sich nun dir Umgebung aus dieser Perspektive an. "Anscheinend kommt kein weiterer auf die Idee, zu dieser Zeit schwimmen zu gehen." sagte er, wobei man den Ton von Erleichterung deutlich hörte.

"Zum Glück.", fügte die rothaarige hinzu. "Dann wäre es hier kaum zu genießen. Ich habe es lieber, wenn wir allein sind." Sie lächelte ihn an und schwamm näher, nur um ihn einen kurzen Kuss auf die Wange zu drücken. Danach spritzte sie ihm kindisch Wasser ins Gesicht. "Lass uns ein wenig Spaß haben." Sie holte tief Luft und tauchte mit einem Mal unter, bevor sie einige Meter weiter wieder an die Oberfläche zurückkehrte. "Dann Beweise mir einmal, was du so drauf hast. Wer als erstes", kurz sah sie sich um, dann deutete sie auf ihr Ziel, "da ist." Schon kraulte sie los. Sie erinnerte sich genau, dass Arved sie in der Schule, vor all dem, in allem geschlagen hatte. Das würde dieses mal wohl nicht anders sein, doch sie würde sich den Versuch nicht nehmen lassen.

Arved musste vorerst das Wasser aus seinen Augen blinzeln, ehe er April hinterher schauen musste, welche längst los geschwommen war. "Na warte!" rief er ihr hinterher und tat es ihr gleich. Sie war immer noch in Form, dass musste er ihr lassen, trotzdem sparte er bei seinen Zügen immer die Hälfte an Kraft, sodass er nah an sie heran kam, sie jedoch nie zu fassen bekam. Die hatte Recht, dass sie alleine waren, machte es um einiges entspannter und besser. Arved wusste ziemlich gut, dass er, bei anderen Besucher, ständig auf geschaut hätte. Er hätte mehr ihre Bewegungen studiert, als auf April zu achten, auch wäre er höchst wahrscheinlich nicht ins Wasser gegangen. Nein, er hätte draußen Gewartet, wäre vielleicht sogar auf und abgegangen, hätte alle fixiert und sie in Gedanken gewarnt auch nur in April's Richtung zu schauen. Doch das musste er nicht tun, hier war niemand. Außer ihnen beiden.

So erreichte April auch als erste das selbst gewählte Ziel, weit entfernt vom Ufer an dem ihre Sachen nun lagen. Wenige Züge weiter spürte sie bereits wieder Erde und Steine unter den Füßen, sodass. Sie aufrecht stehen konnte. "Gewonnen!", rief sie und wandte sich mit einem triumphalen Grinsen Arved zu. "Bist du wirklich so langsam oder tust du nur so?" Mit der rechten Hand fuhr sie sich die nassen roten Strähnen aus dem Gesicht, die sich unter Wasser aus dem Zopf gelöst haben. Sie wünschte sich, sich immer so schwerelos fühlen zu können wie unter Wasser. Mit jedem Zug wurde ihr etwas wärmer, mit jedem Zug verlor sie eine Sorge. Alles löste sich von ihr, alles bis auf den Gedanken an Arved.

"Gegen dich komm ich halt nicht an." log der junge Mann, nicht gerade überzeugend. Im Gegensatz zu ihr, lag Arveds Ziel nicht darin, den sicheren Boden wieder unter den Füßen zu spüren, sondern in etwas anderem. Kaum konnte er stehen, überquerte er den entstandenen Abstand zu April, bis er nah vor ihr stand. Die Hand zu einer klaue geformt, fuhr seine Hand durch ihr nasses Feuer an Haaren, ehe er ihren Kopf damit leicht nach hinten neigte, um ihr direkt in das schöne Gesicht sehen zu können. Der folgende Kuss hatte den selben Geschmack wie das Wasser um sie herum, doch er hätte den Drang danach nicht länger unterbinden können. Zur Begründung lächelte Arved danach nur schräg und betitelte sein Tun mit den Worten: "Da hast du deine Belohnung."

Mit seinem Kuss stahl sich auch ein ehrliches Lächeln auf ihre Lippen. Auch als er sich von ihr löste, blieb es bestehen. Ihre hellen leuchtenden Augen betrachteten den jungen Mann, bevor sie den Kopf etwas nach vorne, an seine nackte Brust lehnte. Gegen seinen Brustkorb schlug laut und schnell sein Herz, immer und immer wieder. Nachdem sie kurz in der Position verharrte, die Arme um seinen Körper geschlungen, wanderte ihr Blick wieder zu ihm hoch und ein leises Lachen entfuhr ihr. Es war das erste mal seit langem, dass sie so etwas wie Glück empfand. Gerne hätte sie ihm gesagt, wie froh sie darüber war, dass er bei ihr war, doch würde das wohl kaum der Stimmung nützen. Stattdessen meinte sie rothaarige nur: "Ich steh auf Männer ohne Uniform, weißt du das?" Das war nur teilweise wahr. Seit sie Arved kannte, sehnte sie sich nach nichts anderem als seiner unmittelbarem Nähe. Mit mehr hatte es wohl nichts zu tun.

"Dann hast du unheimliches Glück, dass ich mich auf weiteres von dieser befreit habe." ohne Vorwarnung legte er seine Hände an ihre Taille und stützte sie hoch. Die Arme so positioniert, dass sie ihm nicht so schnell aus den Armen gleitete, hob er den Kopf und kam nicht daran vorbei sie an zu grinsen. "Sogar so weit, dass ich fast nichts mehr trage. Aber weißt du auf wen ich 'stehe'." er ersparte sich die Floskel: 'auf was' er stand, denn die Tatsache, dass er anschließend, alle Eigenschaften von April aufzählen müsste, würde etwas Zeit in Anspruch nehmen. Statt also weiter zu reden sahen seine blauen Augen weiterhin zu April's empor, seine Antwort war ja sehr offensichtlich.

Quietschend versuchte sich April auf seinen Schultern abzustützen als er sie hochhob. Sie hatte keine wirkliche Angst, dass er sie nicht halten könnte, denn seine starken arme hatten ihren Körper sicher im Griff und sie war sich sicher, dass er aufgrund seiner Ausbildung gar nicht in der Lage wäre, sie fallen die u lassen. Und letztlich wartete unter ihr nur etwas kaltes Wasser. Das Mädchen wollte bereits rufen, er solle sie weder runter lassen, als sie zu ihm hinab sah. Diese blauen Augen brachten sie eines Tages noch um den Verstand. Sie hatte es noch nie erlebt, dass man sie so ansah. So sanft und vertraulich, ganz liebevoll und doch ein wenig schelmisch. Zusätzlich kam dieses verwirrende Gefühl in ihr auf, wenn sie ihn so sah, den muskulösen fast nackten Körper an dem ihren spürte. Sie hatte sich noch nie einem Menschen so unfassbar nahe gefühlt. Doch anstatt ihm zu sagen, wie sehr sie für ihn empfand, grinste sie ihn an. "Wehe du lässt mich einfach fallen." Es machte keinen Unterschied, was sie ihm sagte, glaubte sie.

"Niemals." ihm war sehr wohl bewusst, dass ihre Worte sich auf ihre jetzige Situation bezog und sie einfach nicht ruckartig wieder los gelassen werden wollte. Doch ohne das er etwas dagegen machen konnte, bezog Arved ihre Worte auf ihre Beziehung. Auf alles was geschehen war oder höchstwahrscheinlich noch passieren würde. "Ich lass dich niemals fallen." wiederholte er seine Worte, nur viel leiser und mehr an sich selbst gerichtet, als wolle er sich selbst an dieses alte Versprechen erinnern, was er eins gegeben hatte. Ihm wurde erst im nachhinein bewusst, dass er die Augen nieder geschlagen hatte, als er es nun bemerkte, sah er hastig wieder zu ihr auf, als könne sie durch diese kurze Zeit des weg Sehens einfach verschwinden. Nur flüchtig tauchte in seinem unbeschwerten Lächeln, Bitterkeit auf. Bitterkeit darüber, dass er es einfach nicht lassen konnte nur schlechtes zu sehen oder ständig Angst zu haben. April's Welpe wurde immer mehr zu einem Angsthasen. Einem Feigling, welcher ihr zwar mit schönen Worten zu reden konnte, aber noch nicht einmal vollends daran glaubte sie für ewig sicher beschützen zu können. Arved hielt es nicht länger aus, ihr nur in die Augen zu sehen. Nur langsam ließ er sie runter, wobei er nicht beabsichtigte sie gänzlich wieder ab zusetzten, denn kaum reichte sein Kopf an ihren, pressten sich seine Lippen auf ihre und seine Arme hielten sie nur noch fester an sich. Mit diesem Kuss begann alles in dem jungen Mann zu schreien, auch wenn er sich zur Ruhe zwang würde er es nicht verhindern, dass die Worte auch zu ihr durchdrangen. //Ich brauch dich so sehr! April!//

Überrumpelt von den vielen Gefühlen, die sie im nächsten Moment überfielen, hielt die rothaarige inne, bevor sie sich den küssen ihres Beschützers hingab und die Arme um seines Hals schlang. Sie wusste, dass diese gefühlswelle nicht allein von ihr ausging, nein, dieses Mal hörte sie Arved in ihrem Kopf schreien. Er klang so hilflos, so verzweifelt, so sehnend. Sie dachte immer, er wäre der Stärkere von Ihnen, aber nun war sich April nicht mehr sicher. War er wirklich stark genug? Es zerbrach ihr beinahe das Herz, ihn so zu hören. Wie ein Welpe, der sein Herrchen jaulend zurückrufen wollte, weil er es vermisste. Für einen Moment zweifelte das Mädchen, dass ein solch intimen Gedanke überhaupt bis zu ihr vordringen sollte. "Arved.", brachte sie nuschelnd zwischen seinen Lippen hervor, bevor sie sich leicht von ihm drücken konnte. "Arved,", begann sie erneut. "Dir ist bewusst, dass ich dich hören kann, oder?" Sie musste ich einfach Gewissheit haben.

Wenn er ihr ehrlich geantwortet hätte, dann hätte er ihr sagen müssen, dass er es eigentlich versucht hatte zu verbergen und zu unterdrücken, doch das konnte er nicht. Es war eigentlich sehr gut so, dass sie doch nicht alles kannte was jn ihm vorging, auch wenn er sich manchmal das Gegenteil wünschte. April muss so viel mit sich selbst und ihrer eigenen Umgebung zurechtkommen, dass so etwas sie wahrscheinlich nur noch mehr bedrücken würde. Gerade als er reflexartig nach einer passenden Lüge suchte, brach er sich selber abrupt ab. Er wollte nicht länger lügen, doch die Wahrheit sagen würde es vielleicht nur verschlimmern. Wie Arved so also innerlich zerstritten war, entschied sich sein Körper über seinen Kopf hinweg. Der junge Mann reckte wieder den Kopf nach vorne und hauchte April einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Hör einfach nicht hin...." flüsterte er ihr anschließend zu, ehe er den Kopf wieder zurück zog. Der Ausdruck in seinen Augen hatte wieder den schelmischen Glanz angenommen, als sich ein wissendes, Schräges lächeln über sein Gesicht zog. Es wurde von einem tiefen Atemzug verfolgt und dann von einen tiefen Kuss, während er sich ohne Vorwarnung samt April in den Armen nach hinten ins kalte Wasser fallen ließ.

Arved gab ihr keine Chance sich zu wehren oder auch nur aufzuschreien, schon tauchte April in die eisigen Tiefen des blauen Nass. Um sie herum stiegen kleine Blasen auf, als sie ein wenig ihrer verbliebenen Luft erschrocken durch der Nase ausstieß. In seinem Kuss raubte sie sich den lebensnotwendigen Atem, um den Kuss beibehalten zu können. Für einen kurzen Moment sah sie Arved an, bevor das Wasser zu stark in ihren Augen schmerzte. Seine wilden schwarzen Haare wurden von dem Wasser zerzaust und spielt, seine Haut wirkte blasser, doch sein Körper noch gestählter. Sie hätte diesen Moment gerne festgehalten, um ihn immer wieder sehen zu können, doch bereits im Original war er verschwommen, sodass ihr bereits jetzt nur die Erinnerung daran blieb. Im kalten Wasser sehnte sie sich mehr denn ja nach seinem warmen Körper, nach der Wärme, die er ausstrahlt, wenn sie zusammen waren. Sehnsüchtig drückte sie sich fester an seinen Körper und sank noch etwas tiefer dem sandig-steinigen Boden entgegen. //Arved//, ihr einziger Gedanke war er. Sie würde niemals aufhören an ihn zu denken, ebenso wie sie nie aufhören würde, der Stimme in ihrem Kopf zu lauschen, die ihrem Welpen gehörte.

Die Luft die beide zum Atmen brauchten, war es hier unter Wasser oder generell in dieser viel zu schnellen Welt, teilten sie sich beide untereinander, während es Kusses, gleich, wie weniger sie dadurch immer wieder wurde. Arved hatte nach einiger Zeit ebenso einen Blick auf April gewagt und musste so feststellen, dass sie eingehüllt war, von ihrem eigenen Feurig rotem Haar. Desto tiefer sie sanken, desto dunkler wurde alles um sie, doch das Rot vor ihm schien selbst den noch so kleinen Lichtfetzen einzufangen und ihm um einiges Stärker wieder abzugeben. Sein ganz persönliches Feuer, was egal wo er war, nur für ihn brannte und ihn sicher immer wieder zu ihr, nach Hause, führen würde. seine Antwort auf das eine Wort und ihrer Tat war leicht vorhersehbar: auch er hielt sie nun so dicht, wie sie sich an ihn zog, bei sich. //Meine Herrin, Meine Liebe.// versprach er ihr in Gedanken.

~
Mit einem seufzen ließ sich April auf der Bettkante nieder. Trotzdem sie schon vor einigen Stunden vom See zurückgekehrt waren, glänzten ihre Haare immer noch nass. Die nasse Kleidung hatte sie erneut gegen Arveds Jacke eingetauscht, die sie auch nicht vor hatte wieder her zu geben. Langsam ließ sie sich zurück auf die weiche Matratze sinken und blickte zur Decke. Seit dem schwimmen fühlte sie sich so befreit und hatte neue Hoffnung. Sie fühlte sich Arved näher denn je und das gab ihr Ei nötige Kraft an ihr überleben zu glauben. Für einen kurzen Moment hatte sie alle Probleme in den Wind schießen können. Entspannt fuhr sie sich durch das rote Haar. "Das war längst überfällig...", murmelte sie.