April hingegen fiel es schwer, sich nun überhaupt von der Stelle zu bewegen. Auf ihren Lippen lag ein unsinnig närrisches grinsen, welches sie verbergen wollte, es aber nicht konnte. Ein wenig Widerwillig wandte sie sich von der Stelle ab, an der zuvor noch Arved stand, und lief eilig ins Bad, wo sie über dem Waschbecken bereits von ihrem knallroten Spiegelbild erwartet wurde. Irgendetwas war dieses Mal anders als die Male zuvor, an denen sie Arved die Liebe gestanden hatte. Sie war schon immer schwer und schmerzlich verliebt in ihn, doch nun raste ihr Herz so viel schneller und lauter. Ihr Körper kribbelte. Sie fühlte sich so glücklich, dass sie schreien könnte, auch wenn sie es nicht tat. Und erst jetzt wurde ihr klar wieso. Und obwohl es einen bitteren Nachgeschmack hatte, ließ es das Mädchen noch stärker strahlen. Dieses Mal liebte er sie auch, oder besser, ebenso stark wie sie ihn. Stolz sah sie ihrem Spiegelbild entgegen und belud anschließend die Zahnbürste mit zahncreme. Sie könnte nie in Worte fassen, wie glücklich sie war.

Es war schnell getan, die Fenster im Wohnzimmer, Küche und in den anderen Räumen zu überprüfen. Arved hatte sich dieses abendliche Ritual mit der ersten Nacht, die sie in diesem Haus verbracht hatten, angewöhnt. Er ging jedes Zimmer ab, verschloss alles, zog alles zu und warf noch einmal einen letzten prüfenden Blick nach draußen. Dieses Mal fühlte er sich weitaus gestärkter, als zu den anderen vergangenen Abenden. Überfürsorglich versicherte er sich ein zweites Mal, ob die beiden Türen wirklich geschlossen waren, wobei die Terassentür wie immer zu Letzt dran war. Mit einem tiefen Atemzug, lehnte der junge Mann seine Stirn gegen das kalte Glas der Tür und genoss die Kühle, die sich dadurch in seinem Kopf breit machte. April’s Worte waren ihm eindeutig direkt zu Kopf gestiegen. Er bezweifelte, dass er diese Nacht einen ruhigen Schlaf haben werden würde, nach diesem Geständnis hatte sein Körper definitiv anderes vor, als sich zur Ruhe zu legen. Ein langes lautstarkes Ausatmen, dann stand Arved wieder aufrecht und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Also dann, den kalten Schlüssel der Türen in der Hand und ein lautes, verliebtes Herz in der Brust, machte er sich daran zur Treppe zu gehen und diese letztlich auf zu erklimmen, blind und taub für das, was eigentlich gerade jetzt wichtig gewesen war. Mit seiner ersten Stufe der Treppe, löste sich einer der Schatten aus dem Wald, dessen goldene Augen blankes Entzücken ausdrückten.

Ungefähr zur selben Zeit, in der Arved zum Zimmer zurückkehrte, wusch sich die rothaarige noch einmal kurz das Gesicht, trocknete es vorsichtig ab und kehrte in das Schlafzimmer zurück. Lässig lehnte sie sich an den Türrahmen, als sie sah, dass ihr Beschützer ebenfalls nur wenige Schritte entfernt von ihr war. "Und? Ist die Luft rein." Sie vermutete keine Auffälligkeiten, weswegen ihr die Antwort eigentlich gleich war. Lächelnd Streckte sie stattdessen die Arme nach ihm aus, nur um diese kurz darauf um ihn zu schlingen und sich an ihn zu schmiegen. Die Arme, um sie um seinen Hals geschlungen hatte, zog sie ihn etwas zu sich und gab ihm einen kurzen Kuss, der nach ihrer minzigen Zahnpasta schmeckte. "Das war ein wirklich schöner Tag.", stellte sie fest. "Danke." Nur durch ihn hatte sie für einen Moment all ihre Probleme vergessen können. "Lass uns ins Bett gehen." Noch immer lächelnd sah sie in seine unnatürlich blauen Augen und die strahlte ein wenig mehr. Arved nightmare, mein kleiner Welpe, wegen dir werde ich eines Tages noch den Verstand verlieren.

Arved bildete sich ein, dass April über einen winzigen Augenblick ein Stückchen an Schönheit gewonnen hatte, doch innerlich den Kopf schüttelnd, musste er den Gedanken verwerfen. Als könnten drei Worte eine derartige Wirkung haben. Nickend stimmte er ihrem Vorschlag, würde es nur nicht dieses andere Gefühl in ihm geben, was seinen Körper lahm legte. Er wusste nicht woher genau es stammte, es hatte sich heimlich zwischen all die glücklichen Gedanken gefressen und weigerte sich zu verschwinden. Seine Augen verloren an Glanz und das Lächeln verstarb noch im gleichen Moment. "April..." eilig suchte er nach den richtigen Worten. "Wie wäre es, wenn du schon mal ins Bett gehst und ich noch mal runter gehe. Dann bringe ich die Teller gleich runter." log er. Doch konnte weder sie noch er etwas dagegen tun, dass er sich sofort die Teller schnappte und wieder zur Tür ging. Mit April's Frage war ihm etwas bewusst geworden, zudem hatte er sich dadurch auch noch einmal alles ins Gedächtnis gerufen, was er vorher so achtlos nur zur Kenntnis genommen hatte, da sein Kopf von April besetzt war. "Lass die Tür einfach hinter mir zu." das waren seine letzten Worte, ehe er wieder verschwunden war.

Doch April dachte gar nicht daran, diese grundlose stimmungsänderung einfach auf sich beruhen zu lassen. Besorgt runzelte sie die Stirn und lief ihm hinterher. Am Treppenabsatz blieb sie stehen. "Arved, ist alles in Ordnung?", fragte sie und in ihr breitete sich ein unwohles Gefühl aus. "Ist etwas passiert?" Sie hätte ihn gerne zurückgehalten, aber er war so schnell umgekehrt, dass sie nicht schnell genug reagieren könnte. Hilflos blickte sie die Treppe hinab. "Was...?" Sie verstand nicht, weshalb er so plötzlich von ihr weg wollte. Sie verstand nicht, weshalb sie die Tür schließen sollte. "Was ist los?"

Arved hielten ihre Worte an dem Fuße der Treppe auf. "Ich muss es selbst überprüfen, ob ich richtig liege." beantwortete er ihre Fragen. "Doch gerade weil ich mir nicht so sicher bin, wäre es besser, wenn du wieder zurück ins Zimmer gehen würdest." erst jetzt drehte er seinen Kopf über die Schulter und sah zu ihr auf. "Es ist das Beste für dich, wenn du nicht raus kommst, bis ich wieder bei dir bin." ein kurzer bittender Blick, dann riss sich der junge Mann von ihrem Anblick und verschwand um die nächste Ecke. Zu erst sah er nach der Wohnungstür, doch nachdem er die Klinke hinunter gedrückt hatte, zeigte sie ihm, dass sie immer noch abgeschlossen war, wie er sie zuvor verlassen hatte. Sein nächstes Ziel war die Terrassen Tür. Bevor er sich wieder vor die Scheibe stellte, war er noch schnell in die Küche verschwunden, als er zurück kam, trug er in der Hand eine 9mm, die Waffe, die er zur Sicherheit in eine der Schränke versteckt hatte. Die Waffe hatte er bei seiner Flucht aus dem Institut mitgehen lassen, auch wenn er inständig gehofft hatte, nicht von ihr Gebrauch nehmen zu müssen. Nun stand Arved barfuß in der dunklen Stube und starrte die Glasscheibe an, welche das einziges Hindernis zwischen ihm und der Nacht da draußen bildete. Seine Blauen Augen huschten von Schatten zu Schatten, ohne zu wissen wonach sie genau suchten, doch desto länger er hier stand, desto klarer wurde es ihm, dass er sich nicht getäuscht hatte. Da draußen war ohne Zweifel etwas. Plötzlich riss er die Waffe hoch und zielte exakt auf einen Punkt, ohne das sich zuvor etwas geändert hatte. Sein Blick hatte jede Freude verloren und fixierte nun nur noch den Punkt hinter der Scheibe an. "Hab ich dich du Schwein." knurrte er.

Liron stand gleich in der ersten Reihe, am Rande des Waldes. Alle waren darauf bedacht nicht aus dem sichern Schatten der Bäume zu treten. Nur Gideon hatte sich vor einigen Minuten los gelöst und stand nun mitten auf der Terrasse. Doch machte sich keiner Sorgen um ihn, dank ihn waren sie überhaupt so weit unbemerkt geblieben. Mit dem Wissen der Unsichtbarkeit warteten alle geduldig auf das Zeichen von ihrem Anführer, der dort vorne amüsiert das Gebäude betrachtete. "Wie lange will er da noch stehen?" raunte einer seiner Kollegen Liron zu. "So lange wie er braucht. Er wird uns schon bescheid geben, wenn es los geht." jeder einzelne von ihnen war in seine typischen schwarzen Kluft hier aufgetaucht und jeder besaß mindestens eine offizielle Waffe, die restlichen fügte jeder individuell hinzu. Um ehrlich zu sein, hatte Liron auch mit mehr Hunden gerechnet, doch abgesehen von dem einen hier, war ihnen noch keine über den Weg gelaufen. Sie werden nachlässig. Im gleichen Moment, wie der Gedanke durch seinen Kopf schoss, legten alle die Waffen an und ein einstimmiges raunen ging durch das Funkgerät. der Hund stand in dem Raum zu ihnen und richtete seine Waffe auf die Scheibe. // Ganz ruhig.// erhob jemand die Stimme. //Der weiß doch gar nicht wo der hinzielt.// kaum war das Knistern verschwunden, sprach jemand anderes, was veranlasste, dass jeder automatisch einen Schritt auf das Gebäude zu machte. //Oh doch, der Köter weiß ganz genau wo er hinzielt.// lachte Gideon und hob seine Hände in die Luft, als würde er sich ergeben. //Du hast mich wohl gewittert, kleiner Drecksköter.// dann zerriss ein Schuss die Stille der Nacht.

Widerwillig war April den Befehlen ihres Beschützers gefolgt und kehrte mit langsamen zögernden Schritten in das Schlafzimmer zurück. Sie hatten sie gefunden, so viel war ihr nun klar. In diesem Fall gab es keine Vermutungen, nur Tatsachen. Nachdenklich ging die auf und ab, löschte schließlich angespannt alle Lichter des Raumes. Ihr Herz schlug hoch bis zu ihren Ohren. Wer war schneller gewesen? Das Institut oder die Jäger? Sie wusste nicht, vor wem sie sich in diesem Moment fürchtete. Sie sollte sich nicht in diesem Raum verstecken, sie müsste Arved zur Seite stehen und ihm helfen. Wieso rührte sie sich nur nicht? Verzweifelte durchquerte sie ein weiteres der vielen Male das Zimmer. Es war so unglaublich still und doch verharrte sie. Wieso? Wenn sie ihre Kräfte nehmen würde, dann - Ein lauter Knall durchbrach den Gedanken. Ein Pistolenschuss. Ohne die Kontrolle über ihre Beine zu haben, stürzte die rothaarige nach vorne und riss die Tür auf. "Arved!", schrie sie panisch und hastete die Treppe hinab um ihm zur Hilfe zu eilen. Versprochen oder nicht, sie würde keine Sekunde weiter in diesem Raum verschwenden. Sie hatte ihm geschworen, dass sie jedem wehtun würde, der ihm auch nur zu nahe kam. Er war in größerer Gefahr als sie.

"Dummkopf." brummte Gideon zu sich, als er sich, nachdem drei weitere Schüsse gefallen waren, gegen die Hauswand lehnte. Den ersten Schuss hatte einer seiner Untergebenen abgefeuert, der anscheinend glaubte klug damit zu handeln. Dabei hatte Gideon doch vorgehabt, dass der Köter zu erst schoss, aber nein. "Alles muss man selber machen." nun hatte auch er seine Waffe geladen und bereit, doch er bezweifelte, dass der Hund noch immer an seiner vorherigen Stelle stand. Lediglich der letzte Schuss kam von ihm und dieser hatte Gideon nur um Haaresbreite verfehlt. //Teilt euch auf, die eine Hälfte bleibt auf ihrem posten und schießt wenn ICH es sage und die anderen gehen durch die Haustür rein.// erteilte er die neuen Befehle an die Leute und ein leises Rascheln verriet ihm, dass sie sich bereits in Bewegung gesetzt haben. Hoffentlich machte sich die Suche nach ihnen nun endlich bezahlt und sie konnten etwas Spaß mit dem Hund haben. Immerhin war hier irgendwo ja auch noch April, die hatte er ja auch noch irgendwo versteckt.

Arved war in den sicheren Schatten des Zimmers gewichen und fixierte die Welt außerhalb dieser kaputten Scheibe. In der rechten Hand hielt er weiterhin die entsicherte Waffe, die Linke hob er dagegen in die Luft, um April, welche höchstwahrscheinlich jeden Augenblick um die Ecke biegen würde, davon abzuhalten tiefer in den Raum zu treten. Er hatte ihren Schrei laut und deutlich gehört, er musste sich sogar davon abhalten, nicht sofort seine Position aufzugeben und zu ihr zu gehen, um sie zu beruhigen. Er hatte den Kugel gut ausweichen können, da sie durch die Entfernung, wahrscheinlich mehr geraten waren, als zielsicher abgefeuert. "Ich bin hier, April." meldete er sich gedämpft zu Wort, um die nun entstandene Stille zu durchbrechen. "Aber bitte bleib bei der Treppe." beeilte er sich hinzu zufügen. "Dort bist du sicherer."

April hatte bereits die letzte Stufe erreicht als Arveds Stimme zu ihr vordrang. Abrupt blieb sie stehen. "Oh Gott sei dank.", entfuhr ihr ein beinahe lautloses schluchzen. Hilflos presste sie sich eine Hand auf den Mund, um keinen Laut von sich zu geben und das schluchzen zu dämpfen. Ihr Herz raste so schnell wie nie zuvor und mit der freien Hand klammerte sie sich hilflos an das Geländer, damit ihre zitternden Beine nicht komplett nachgaben. Sie war bereits vom schlimmsten ausgegangen, aber wirklich schrecklich wurde es erst durch die immer stärker wachsende Angst, die jeder Schuss, jeder Schritt, jedes noch so kleine Geräusch in ihr auslöste. Ohne es kontrollieren zu können, rollten Tränen ihre Wangen hinab. Sie wollte eigentlich stark bleiben und Arved in seinem Kampf helfen, doch die Sorge machte sie wahnsinnig. Alles, was sie versuchen konnte, war Ly im Zaum zu halten, damit sie sich selbst nicht verriet. Und allein das raubte ihr bereits jetzt die letzte Kraft. Sie wollte ihn fragen, ob es ihm gut ging, wie viele es waren, ob Gideon bei Ihnen war oder es doch Hunde waren, aber sie blieb stumm. Jedes Wort blieb ihr im Hals stecken, während sie versuchte ihre Beine davon zu überzeugen, ihren Körper weiter zu tragen.

//Liron, kannst du den Hund sehen?// ertönte Gideon's Stimme nach einer Pause wieder durch das Funkgerät. Liron hatte bei dieser Aktion, einen Platz in der letzten Reihe abbekommen, was er alles andere als begrüßte. Nicht das er hier hinten nichts anrichten konnte, doch seiner Meinung nach, war er vorne von besserer Verwendung. Doch heute lag er auf einem kleinen Hügel, der sich zwischen den Bäumen versteckte, und beobachte das Geschehen im Haus durch sein Visier. Gideon hatten in unbedingt als Scharfschützen hinten gewollt, warum erklärte sich nun auch. //Ja.// lautete seine Antwort, was der Wahrheit entsprach. Da sich der Hund nicht bewegte erschwerte es das anvisieren in der Dunkelheit, dennoch konnte er recht gut die Umrisse erkennen. //Ich will, dass du auf sein Bein zielst. Bring ihn nicht gleich um, immerhin plane ich mit den beiden noch einiges.// Liron kniff die Augen zusammen, als könne er dadurch schärfer sehen. //Aber kann der die nicht einfach-// er wurde unterbrochen, da mit seinen Worten zeitgleich der Countdown von Gideon durchgegeben wurde. //3, 2, 1, Schieß.// Kaum kam der Befehl verschob Liron das Geschütz auf das gewünschte Ziel und drückte ab.

Arved schmunzelte, als er ihre Worte hörte. auch er musste sich eingestehen, wie gerne er sie jetzt bei sich gehabt hätte oder wenigstens ihre Wärme gespürt hätte, doch damit würde er sie nur unnötiger Gefahr aussetzten. "Hab keine Angst." nahm er das Flüstern wieder auf. "Sie werden dir nichts tun, auch kam der Schuss ziellos, sodass keine Gefahr bestand." er nahm seine Hand wieder runter und positionierte sie zu seiner Rechten. "Sie werden sehr wahrscheinlich auch durch die Haustür kommen, sodass du am besten wieder hoch ins Zimmer gehen solltest." Arved hatte es zu verdanken, dass er verwundert wieder zur Scheibe geschaut hatte, da er sich eingebildete hatte eine Stimme gehört zu haben, sodass er nun das un verkennbare leuchten ihm gegenüber im Wald auf blitzen sah.Das ist viel zu offensichtlich. schoss es dem jungen Mann hektisch durch den Kopf. Gideon würde nie einfach so, ein solches kopfloses Manöver anordnen. Mit diesem Gedanken durchstieß die Kugel sauber das Glas, ihr Ziel ohne Veränderung im Visier. Doch sie würde es nie erreichen. Arveds Hand schoss vor und mit ihr entstand wie eine Unsichtbare Wand, welche die Kugel in eine der Wände einige meter von ihm entfernt lenkte. Es war lange her, dass er seine Fähigkeiten eingesetzt hatte. Auf der einen Seite lag es daran, dass Hodge ihn unter Arrest und damit ein Verbot über genau die se Fähigkeiten erhängt hatte und auf der anderen Seite hatte schon jede Bewegung ohne April so weh getan, wie sollte er dann noch die nötige Kraft für so etwas aufbringen und für wen überhaupt, wenn sie nicht da war. Genau diese lange Pause machte sich nun bei dieser Aktion bemerkbar. Er fühlte sich als hätte er eine weite Strecke zurückgelegt und müsste sich nun auf einen winzig kleinen Punkt in der Ferne konzentrieren können. Die anschließenden Schüsse unterstützten dies nur noch, doch alle lenkte Arved dennoch gekonnt ab, so dass weder er noch April Gefahr lief von einer getroffen zu werden. "Verdammt." fluchte er leise, während er ein, zwei Schritte zurück machte. "Geh am besten jetzt gleich wieder hoch." griff er das voran gegangene Thema wieder auf, die Waffe nun erhoben und zum Schuss bereit.

"Ich kann nicht...", antwortete sie verzweifelt winselnd. Sie würde jederzeit seinen Befehlen folgen, doch dieses Mal war sie vom Schock gelähmt. Es war schwer genug, sich auf den Beinen halten zu können, doch nun auch noch eben diese in Bewegung zu setzen, schien ihr unmöglich. Inzwischen benutzte sie auch die zweite Hand um sich festzuhalten. "Arved, ich hab solche Angst.", schluchzte sie leise und ließ nun noch einmal eine Hand los, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Das war sicherlich nicht das, was er hören wollte, doch er war sicherlich in der unterzahl und sie war ihm eindeutig keine Hilfe. Trotzdem versuchte sie sich loszueisen und einen Schritt zu machen, doch ihr Körper gehorchte ihr einfach nicht. Was, wenn ihm was geschah? Sie könnte ihm nicht helfen, aber sie musste es zumindest versuchen. Nur in diesem Moment konnte sie nicht einmal sich selbst helfen.

Arved's Augen sprangen hin und her, um auch ja keine Stelle draußen außer Acht zu lassen. So war es auch nicht zu übersehen, wie sich eine Handvoll Schatten zielstrebig auf ihren Standort zu bewegten. Warum verhielten sie sich jetzt so auffällig? Sein Schädel arbeitet e auf Hochtouren, nur um alle möglichen Fallen abzuwägen. Er musste April in Sicherheit bringen, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch durch die Haustür kommen würden. Bei diesem Gedanken, drehte er sich schlagartig zu genau dieser um, streckte die Hand nach ihr aus und schien eine unsichtbare Wand zu verschieben. Damit ließ er die beiden Schlösser verkannten und auch die Scharniere bäumten sich auf, um sich nur noch stärker in das Holz der Tür zu verhaken. Vielleicht hielt sie das wenigstens etwas auf, auch wenn sie schnell auf sie Fenster umsteigen werden würden. Es war das leise knarren der Terrasse, was den jungen Mann wieder herum schießen ließ. Er hatte sie viel zu nah ran kommen lassen. Auch wenn es in diesem Moment vielleicht schlauer gewesen wäre, zu April zu gehen und sie mit sich ins Zimmer zu nehmen, bewegte sich sein Körper von ganz alleine in die Richtung der Feinde, gesteuert von dem Gedanken, dass er sie um jeden Preis von April fernhalten musste. Die Scheibe hielt nur noch einen Schuss aus, welcher von Arved stamme, ehe sie in sich zusammen krachte. Sein Schuss verwundete den Schatten nur an der Schulter, doch demzufolge konnte jener die Waffe nicht abfeuern, welche er erst auf den Hund gerichtete hatte. Auch wenn er nun direkt an der Schwelle zur Terrasse stand, übertrat Arved sie nicht, sondern versuchte die Angreifer von diesem Punkt aus zu Orten und aufzuhalten, auch wenn er damit ein perfektes Ziel darstellte. Die Terrasse war nicht ebenerdig, sodass sich ganz leicht welche hinter der Kante verstecken könnten, was ein deutliches Problem darstellte. Prüfend machte der Hund also einen Schritt auf das Holz der Terrasse, gleichgültig, ob er sich durch die Scherben die Füße aufschnitt. Ich kehre gleich zu ihr zurück, versprach er sich in Gedanken, als er nun an der Kante stand. Tatsächlich mindestens vier lehnten dicht gegen die stützen und von dem angrenzenden Wald konnte er nun erkennen, dass dort noch Weitere warten. Durch sein Tun waren nun alle Augenpaare die er aus machen konnte, auf ihn Gerichten und für einen Augenblick schien die Welt die Luft anzuhalten und stille kehrte ein. Plötzlich musste sich Arved abermals umdrehen, nur um festzustellen, dass hinter ihm jemand stand. Er war zu unvorsichtig gewesen. Es ging zu schnell, um das genaue Gesicht seines Gegenübers zu erkennen, lediglich die unnatürlich blauen Augen konnte er deutlich sehen, ehe der Angreifer ihn an der Schulter packte und nach hinten stieß. Durch seine Überraschung war Arved unfähig sein Gleichgewicht zu halten und merkte wie er nach hinten die Kante runter kippte. "Verdammt…" fluchte er leise, "April…". Kurz danach schlug er auf der nassen Wiese auf.

April erhielt keine Antwort, was sie noch mehr verzweifeln ließ. "Arved, wo bist du?", sie wollte nur zu ihm. Sie hatte weniger Angst, wenn sie sah, was er tat oder wo er sich befand. Die Ungewissheit und sein ständiges Verlangen, sie in Sicherheit zu wissen und sich zur Not selbst zu opfern, machte es ihr unmöglich ruhig zu bleiben. Sie sorgte sich nicht um ihr Wohlergehen, nein, sogar vor dem eigenen Tod fürchtete sich weniger als davor, dass ihrem Welpen etwas zustieß. Um sie herum war es still, als zu plötzlich einen dumpfen Schmerz verspürte. Unaufgefordert machte sie einen großen Satz nach vorne, um ihrem Beschützer zu Hilfe zu eilen. In diese Richtung schien sich ihr Körper noch bewegen zu können. "Arved!", entfuhr es ihr leise und panisch. Sie stürzte in die Richtung, in der sie seine Stimme das letzte mal vernommen hat. "Arved, wo bist du?!"

"Ich bin hier." die Stimme des jungen Mannes zeugte noch von seiner Eile. Er hatte versucht so wenig Zeit wie nur möglich für den Weg hier her zu brauchen. Auch wenn er versuchte seinen Atem halbwegs zu beruhigen, damit er April keine Sorgen bereitete, war es nicht vermeidbar gewesen, dass man ihm die Hektik anhörte. Diesesmal kam er ihr entgegen, da er durch ihre Worte genau hörte, wo sie sich befand. Der Schwarze Haarkopf kam um die Wand, die die Treppe von dem Wohnzimmer ab grenzte. "Sie werden sehen wahrscheinlich jeden Augenblick durch die Haustür kommen, vielleicht sollten wir besser wieder ins Zimmer gehen, wo wir herkommen." seine grellen blauen Augen suchten noch einmal seine Umgebung ab, wobei er nicht umhin kam, zur Terrasse zu schauen, doch das Problem dort war so gut wie beseitigt. "Viel Zeit haben wir nicht. "

Die Rothaarige sah zu Arved und fiel ihm im nächsten Moment für wenige Sekunden um den Hals. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange. "Geht es dir gut? Bist du verletzt?" Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich, ihre Finger umklammerten krampfhaft seine. Atemlos zerrte sie ihn die Treppe hinauf und zurück in ihr Schlafzimmer, wo sie die Tür hektisch schloss. "Mach mir nicht solche Angst!", schluchzte sie als sie sich zu ihm umwandte. Ihre Wangen waren noch immer nass und vom Kinn tropften vereinzelt Tränen. "Was tun wir denn jetzt?"