~Willkommen~ |
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Mit ihren Worten hatte April Johann die Wut genommen, sodass sich seine hellen Augen nun nur erschrocken weiteten. "Tod...?" er senkte den Kopf. Angestrengt überlegte er, ob das überhaupt möglich war. Konnten ihre Beschützer zu einfach sterben. Gerade als er seinen Kopf zu Soshi drehen wollte, zuckte er zusammen und sah sofort wieder April an. "Aber... wieso wollte man auf dich scheißen?" seine Augen hielten nicht bei seiner Freundin, sondern glitten nun weiter zu dem weißhaarigen Mann, der immer noch auf seinem zu vorigen Platz stand und der ganzen Szene mit einem vergnügtem Grinsen gefolgt war. "Sie waren es, nicht wahr? Von hier hätte niemand geschossen." kopfschüttelnd lachte Johann humorlos auf. "Und du gehst zu seinen Mördern. Ich weiß nicht was alles bei euch vorgefallen ist, ich wurde aufgehalten, sodass ich keinerlei Suche starten konnte, doch ich bezweifle es, dass Arved wollte, dass du weiterhin stur bei diesen Mördern bleibst." Johann ging vorsichtig auf das Mädchen zu und legte ihr zusprechend eine Hand, sacht auf die Schulter. Er schluckte kurz, ehe er weiter sprach, doch es schien, als hätte er mit diesem schlucken, all seinen Frust verschwinden lassen. "Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe." entschuldigte er sich nun. "Ich kann nur vermuten wie schmerzhaft es sein muss, ihn verloren zu haben, doch ich würde es dir nie wünschen, so etwas zu erleben." als der Junge seinen Kopf hob, den er zuvor schuldbewusst gesenkt hatte, konnte man kommende Tränen vermuten. "Es tut mir so leid, dass ich dir keinerlei Hilfe bin. Deswegen wollte ich dir wenigstens hier helfen, doch du verschwindest immer wieder. Du lässt mich einfach hinter dich zurück." die weißen Haare Johann's rutschten nach vorne, als er ein weiteres Mal seine Augen verdeckte, in dem er seinen Kopf nach vorne hängen ließ. "Du wirkst du so weit weg und alles was ich kann, ist dich anschreien, obwohl dich doch gar keine Schuld trifft. Erbärmlich, oder?" ein schniefen störte immer wieder seine Worte. "Ich bin eben doch, ein Kleinkind."


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 28.01.2016 23:01von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
April sah den Jungen nun unverwandt an. Sie ging zu Arveds Mördern, das stimmte zwar, doch gleichzeitig war es nur die halbe Wahrheit. Die wahre mörderin Arveds war sie, also blieb ihr nichts anderes übrig. Und nachdem sie nun Hodge gegenübergestanden hatte, wollte sie auch nicht ins Institut, ins Hauptquartier allerdings ebenso wenig. Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter, doch sie zuckte nicht einmal. Sie hörte ihn reden, doch es schmerzte ihm zuzuhören, da er schniefte. Ihr Blick wurde hilfloser. "Johann...", begann sie, doch sie wusste nicht einmal, wie sie den Satz beenden sollte. Sich der möglichen Konsequenzen bewusst, nahm sie den schniefenden Jungen nun in den Arm. Vermutlich würde es Gideon wütend machen, aber sie hatte keine Angst mehr vor seinen Bestrafungen. Jeder quälende Schmerz trieb sie näher an den Abgrund. Eines Tages wird es Gideon übertreiben und dann wird ihr Körper nicht mehr stand halten. Von ihrem Körper gelöst, könnte sie endlich zu Arved. Wovor sich also fürchten? "Du klingst genau wie er.", flüsterte sie nahe seines Ohrs und drückte den weißhaarigen fest an sich. "Weine nicht meinetwegen, das ist die Tränen nicht wert. Du bist doch ein großer Junge." Zärtlich gab sie ihm einen Kuss auf die Wange Und strich ihm rhythmisch über den Rücken, um ihn zu beruhigen. "Liebe deinen Hund niemals zu sehr.", riet sie ihm und zog den Kopf zurück, um ihn anzusehen. Jetzt könnte man sehen, dass ihr Gesicht von Tränen überströmt wurde. "Damit rettest du euer beider Leben." Mit diesen Worten ließ sie ihn los. "Sie werden Arved bald ersetzen und dann geht das Spiel weiter...", murmelte sie, doch mit dem Verlust der Wärme, die sie bei ihm empfunden hatte, wurde ihr Blick wieder leerer. Nun machte sie einen Schritt zurück.

Johann hob die nassen Augen zu ihr und wischte sich eilig die Spuren der Tränen von seinen glühenden Wangen. "Warum sollte eine Freundin es nicht wert sein zu... Weinen." das letzte Wort sprach er leiser aus, da ihm noch während er sprach die Peinlichkeit dieses Wort und dessen Bedeutung bewusst wurde. Wenn April so sprach, musste der Junge ihr gegenüber zugeben, dass es in ihrer jetzigen Verfassung auch dieser Ort nicht der richtige für Sie war. "Aber wo willst du denn sonst hin?" fragte er laut, als hätte man zuvor seine Gedanken ebenso gehört. "Hier erhältst du einen neuen SeSe, was den Schmerz nur vergrößert, doch bei den Jägern lebst du unter seinen Mördern." niedergeschlagen gestand sich Johann ihre fast schon auswegslose Situation ein. "Keiner wird dich in Ruhe lassen. Aber wenn du schon nicht hier leben kannst, dann versprich mir wenigstens, dass du auf dich achtest." setzte er auch gleich an, da ihm dies einfach keine Ruhe ließ. "Ich passe auf meinen Secret Service schon auf, den hab ich gut im Griff, aber ich will mir nicht immer ausmalen müssen durch welche Hölle du nun wieder durch musst und ob du beim nächste Überfall hier wieder vorne an der Spitze stehst." Johann musste unweigerlich an die Nacht denken, wo die Jäger die Wohnungen der Schützlinge angegriffen hatte. "Versprech es... Irgendwie... "
Gideon sah seufzend auf seine imaginären Uhr. Es war ihm durchaus bewusst, dass sich kleine Kinder nie kurz halten konnten, doch dies hier zog sich wirklich unnötig in die Länge. Draußen warteten die anderen und dazu bahnte sich bei ihm der Huber an. Gerade als er sich in Bewegung setzte, um auf die beiden zuzugehen, glitt plötzlich ein Schatten lautlos zwischen ihm und den Kindern. Schmunzelnd musste Gideon dem Hund zugestehen, dass er ihn wirklich nicht kommen gesehen hatte. Die wurden also doch noch besser, schön wenn sie sich wenigstens auch einmal anstrengten. Der Blondhaarige sagte nichts, er stand nur da und versperrte ihm den Weg. Zu allem Überfluss schien er auch April mit in seinen Schutz nehmen zu wollen. Kaum war ein Köter tot, mischte sich gleich ein anderer ein, ob er involviert war oder nicht. Wie lästig sie doch waren, brummte Gideon in Gedanken, doch das Sinnbildliche knurren des Typen im gegenüber, war fast greifbar.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 30.01.2016 00:07von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Leidend sah die rothaarige den Jungen an. "Das kann ich dir nicht versprechen.", entgegnete sie beinahe entschuldigend. Ihre rechte Hand legte sich auf ihre Brust, an die Stelle unter der sie ihr Herz vermutete. Die dreckigen Finger verkrampften sich im Stoff der schlichten Jacke. "Ich kann ohne ihn nicht leben, wie sehr ich es auch versuche. Er ist ein Teil von mir, der meinen Händen entrissen wurde. Ich weiß nicht, wie lange ich das durchhalten kann, wie lange es dauern wird bis mein Körper den Schmerz nicht mehr erträgt. Ich sehne mich nach nichts, außer nach ihm. Ich kann weder essen, noch schlafen, ich kann weder gehen, noch stehen, meine Gedanken rennen im Kreis. In mir schreit eine Stimme vor Schmerz. Sie weint laut und verzweifelt, ruft immerzu nach Arved.", offenbarte sie ihm leise winselnd, während sie Johann fixierte. Langsam klappte ihr Kopf vor, sodass sie nun zu Boden wahr. Ihre Finger ließen vom Stoff ab und fuhren durch ihr Haar. "Ich habe solche Schmerzen, ich will nicht mehr.", fügte sie beinahe tonlos hinzu. Einige Momente hielt sie inne und regte sich nicht. "Leb wohl, Johann, ich muss gehen..." Schon drehte sie sich um und sah fragend zu Gideon.

Sofort riss der Junge die angstvoll geweiteten Augen hoch und sah April nach. "Das versprich mir wenigstens das wir uns noch einmal sehen werden." er wollte wenigstens dieses Versprechen. Er wollte irgendetwas, was ihn wieder, wenn auch nur ein wenig, zu Ruhe kommen ließ. Diese Unsicherheit machte ihn eines Tages noch verrückt. "Für mich bist du nie eine Verräterin gewesen und wirst es auch nie sein." beeilte er sich zu sagen, aus Angst es wieder zu verpassen es ihr zu versichern. Er würde weiter warten. Wenn April nun ihren Secret Service verloren hatte, dann wollte er wenigstens jemand sein, zu dem sie jederzeit zurückkehren konnte, wenn sie wollte.
Gideon hob den Kopf, als er eine Bewegung hinter dem Hund wahrnahm. Anscheinend hatte April vor das Gespräch langsam zu beenden. Gefühlte drei Stunden zu spät. Während sie hier in aller Ruhe gequatscht haben, war es Gideon nicht entgangen wie sich immer mehr Köter am Rande der Eingangshalle versammelt hatten. Er war nah genug dem Ausgang, sodass sie es sich noch nicht gänzlich getraut hatten, sie einzukreisen, doch höchstwahrscheinlich warteten bereits einige draußen. Und wieder stellte sich dem Mann die Frage, ob April das absichtlich machte. Egal was sie tat, sie tat beiden Seiten gleichzeitig nicht gut. Sie brauchte sich nur zufällig mit einem Jungen zu unterhalten und schon verschaffte sie einer Seite einen Vorsprung, verdrehte sie einem Hund den Kopf, so schadete sie der anderen Seite. "Haben wir es langsam?" brummte er, nicht laut, aber doch laut genug, dass es wenigstens der Köter hören konnte. Als dieser alarmierend die Ohren aufstellte, grinste der Mann nur. "Du wirst sie hier leider nicht behalten können. Sie gehört zu mir und wenn du nicht aufpasst, passiert deinem Herrchen auch mal das gleiche."
Natürlich sprang der SeSe darauf an und machte einen Schritt auf den Weißhaarigen zu. Auch wenn er sich recht gut unter Kontrolle hatte, konnte Gideon ihn nur zu gut die Angriffslust ansehen. Je länger April brauchte, desto größer wurde sein Wunsch, den Hund noch etwas zu ärgern. Immerhin ließ er sich so gut provozieren. Diese Eigenschaft erinnerte ihn unweigerlich an einen anderen Köter, der genauso war. Nur dieser hatte einmal zu oft gebellt und war in seinem jetzigen Zustand nicht länger als Haustier zu gebrauchen.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 30.01.2016 21:48von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Mit schmerzverzerrtem Gesicht wandte April den Kopf ihrem Freund zu. "Ich kann und ich werde dir nichts versprechen, Johann. Alles... Alles, was ich noch habe ist dieses Bild und das Blut, das an meinen Händen klebt, sein Blut! Das ist alles wofür ich noch leben kann. Er hat sich für mich geopfert und alles aufgegeben, damit ich lebe, aber ich lebe nicht länger." Sie starrte nun auf das bis in ihren Händen. "Bald wird das Bild verblassen... Dann... Dann wird alles anders.", fügte sie etwas leiser hinzu und steckte das Foto in die Jackentasche. "Gib es auf, vergiss es einfach." Zähne knirschend ging sie an soshi vorbei und kehrte zurück. Zurück im Hauptquartier würde Liron auf sie warten. Sie bereitete ihm sicherlich noch mehr leid, als sie es bisher getan hatte, doch vielleicht hielt Gideon an seinen Worten fest und würde sich zumindest darum kümmern, dass er genug zu essen bekam. Bald müsste er vielleicht nicht mehr vor der Zelle sitzen sondern könnte sein Leben ohne sie leben. So hingegen bereitete sie nur Ärger. Aprils Blick galt nun Gideon als sie auf ihn zukam, doch wich ihr Blick dem seinen aus. "Entschuldigung... Ich wollte den Aufenthalt hier nicht in die Länge ziehen. Können wir endlich umkehren." Sie wollte Johann nicht mehr sehen, sie wollte ihm keine Erklärungen geben. Sie sehnte sich nach der kleinen Zelle. Sie wollte allein sein, sie wollte das Gefühl haben, dass sie eine Strafe absitzen musste, für ihre Schuld. Vielleicht könnte sie sich dann eines Tages den Tod ihres geliebten Welpens verzeihen, wenn sie es auch bezweifelte.

Gideon grinste nur um so schräger, als April an ihm vorbei ging und ihn aufforderte, endlich mit ihr zu verschwinden. Er hatte recht behalten und der Köter hatte das nachsehen, doch dies genügte Gideon nicht. Die Leute lebten hier eindeutig noch viel zu ruhig und abgeschottet von der grausamen wahren Welt, da draußen. Natürlich hatten seine Männer hier und da etwas Aufruhr gestiftete, doch im Nachhinein betrachtete, war er viel zu gnädig mit April's zusätzlichen Begegnungen. Das war das gleiche wie mit dem Köter. Mit diesem Gedanken im Kopf zog der Mann seine Waffe, die er stets mit sich trug, aus der Innentasche seiner Jacke und führte sie in Richtung seines Ziels.
Johann hatte den Kopf sinken lassen und hatte April und damit auch den grinsenden Mann den Rücken zu gedreht. Er wollte nicht noch einmal untätig zusehen, wie sie zu ihm ging. Er hatte es versucht, doch am Ende hatten ihre Worte ihm gezeigt, wie aussichtslos es war, sie für sich zu gewinnen. Irgendwo hatte sie ja auch Recht, doch etwas in ihm weigerte sich dies hinzunehmen.
Auch sein Schatten ging nicht sehr zuversichtlich aus dieser Unterhaltung, auch wenn er nicht wirklich teil genommen hatte. Doch das Wissen, dass sein Herr hinter ihm bereits geweint hatte ohne das er etwas tun konnte, wurde Soshi fahrlässig und drehte sich zu Johann um. Der hängende Kopf, die verkrampfte Haltung, sein ganzes Auftreten ließ ihn einen schritt in seine Richtung machen und seine Hand zart an dessen schulter legen. Er wollte etwas sagen, doch was hätte in dieser Situation noch Sinn gemacht? "Joh-" setzte er an, doch er würde nie dazu kommen, es auszusprechen, was ihm noch eben durch den Kopf ging. Stattdessen ertönte ein Knall und mit ihm wurde sich Soshi sein Fehler bewusst, denn nur eine Sekunde nach dem unverkennbaren Geräusch, was die Stille zerrissen hatte, stockte der Junge vor ihm. Er riss seinen Kopf nach oben, ehe dieser samt des Körpers zu Boden ging. Panisch schoss Soshi zu den Eindringlingen herum und musste mit ansehen, wie der weißhaarige Mann die Waffe wieder an ihren ehemaligen Platz zurück steckt, absichtlich langsam, damit es der Hund auch ja sah. Ehe er sich eilig seinem Herren zu wandte, nahm er noch die stumm lachenden Worte des Mannes wahr: >Schöne Grüße.<, dann folgte auch dieser dem Mädchen.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 02.02.2016 19:33von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Mit dem Schuss, der die Stille brach, zuckte auch April zusammen. Noch in der Sekunde, in der sie schreiend herum fuhr, durchzuckten sie die Bilder des letzten abends. Der Moment des Schusses, die Kugel, die durch Arveds Fleisch dringt, seine letzten Worte, der fehlende Puls. Nun sollte dieses Geräusch auch noch eine andere Erinnerung erhalten. Mit weit aufgerissenen Augen musste sie mit ansehen, wie Soshi den blutenden Jungen in den Armen hielt, sie sah das Leid mit an, ihrem eigenen sehr ähnlich. "Nein, nicht schon wieder.", murmelte sie und wankte einen Schritt zurück, auf die beiden zu. Panisch schüttelte sie den Kopf. "Nicht auch noch er! Nein, bitte, nein! Nicht er! Nicht schon wieder! Johann..." Sie Streckte den Arm aus als wolle sie die längst gefallene Kugel noch aufhalten. "Johann.. Es.." Ihre Sicht verschwamm und ein schrilles fiepen dröhnte in ihren Ohren, während alles begann sich zu drehen. "Nicht..." Ihre Beine gaben nach, sie stolperte und fiel zu Boden. Sie erkannte nichts von ihrer Umwelt außer wenigen formlosen gestalten. Es schepperte, gemeinsam mit ihrem Aufprall, als die großen Fensterscheiben der Eingangshalle zerbarsten. "Bitte... Nicht er!", winselte sie mit letzter Kraft. "Er ist doch nicht einmal ein Hund..." Sie kämpften doch auch für diese Kinder! Verzweifelt versuchte sich April hochzustützen, während sie haltlos schluchzte und sich die Erinnerung an Arved mit Johann vermischten. Ihr Körper sackte zusammen, ihre Arme könnten sie nicht halten. Des rote Haupt schlug auf dem Boden auf, während April langsam in die Bewusstlosigkeit tauchen wollte.

Als Gideon's Schritte ertönte, als er zu der, am Boden kauernden, April ging, schoss der Kopf des Hundes in blinder Wut ein weiteres Mal zu dem mann herum. Er hielt den Jungen in den Armen, den Kopf hoch gestützt, das Blut an den Händen und die Angst im Herzen. Die Kugel hatte die Schulter des Jungen durchschlagen, doch das Blut durchtränkte die Kleidung, als wäre der zierliche Körper von Kugeln übersät wurden. "Ich bring dich um!" schrie der Hund wütend. Er wollte sich bereits auf den Mann stürzen, doch das kaum merkliche zucken der Hand von dem Jungen in seinem Arm, ließ ihn innehalten. Doch der Mann neben April schenkte dieser Wut keinerlei Beachtung. diese Worte hatte er bereits so oft gehört und erst gestern hatte er jemanden erschossen, der eben diese Worte auch an ihn gerichtete hatte. Wie einfach diese Tölen doch gestrickt waren. "Selber schuld, wenn du nicht aufpassen kannst. Diese Worte hätte ich auch gerne deinem Kumpel gestern gesagt, doch irgendwie war er recht schnell nicht mehr ansprechbar und mit Leichen sprechen, macht nun wirklich keinen Spaß." theatralisch seufzend, las Gideon April von dem Scherben übersäten auf und hielt sie nun in seinen Armen, die goldenen Augen auf den Hund gerichtet. Dieser hatte sich ebenfalls bereits aufgestellt und so standen sich zwei Männer gegenüber, die jeweils einen bewegungslosen Körper in den Armen hielten. Mit dem Unterschied, dass April nicht blutete. Zum glück, sonst hätte sich Gideon noch die Kleidung versaut, dann hätte er sie wahrscheinlich auch eher hinter sich her geschleift. "Wenn du mich wirklich umbringen willst, dann werde ich mich auf unser nächstes wiedersehen freuen, der letzte hat, wie schon gesagt, sein Versprechen leider nicht halten können. Bis dahin, noch einen schönen Tag." Gideon kehrte sich schwungvoll um, der Hund hatte genug mit seinem Herrchen zu tun, es war also zu bezweifeln, dass dieser ihn nun noch hinterher setzte, aber sein Blick war viel versprechend gewesen. Er musste schon sagen, dass es so viel unterhaltsamer war, Liebenden Menschen den geliebten Partner zu rauben, als Freunden. Der anschließende Wille, war ein ganz anderer. Oder er war gar nicht vorhanden, fügte der Weißhaarige gedanklich hinzu, als er das bewusstlose Mädchen in seinen Armen sah. Jetzt musste er sie auch noch tragen, ihre Schuld wurde mit jedem Tag tiefer.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 02.02.2016 21:35von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
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Die graue Decke schien schon wieder ein Stück näher gekommen zu sein, der dunkle Raum ebenso begrenzt. Wie so oft lag April auch diesen Morgen schon früh wach und starrte die farblose Leere an. Wieder ging eine Nacht, die schlaflos vergangen war, vorrüber. Die Rothaarige war längst daran gewöhnt, vor wie auch nach Arveds Tod. Sofern sich niemand entschied das Licht anzuschalten lag sie in der Dunkelheit und wartete. Arved war nun bereits seit gut drei Wochen tot, falls sie die Tage richtig eingeschätzt hatte. Hier unten verging die Zeit anders, Tageslicht war für sie in dieser Zeit ein Fremdwort geworden. Aprils Rücken schmerzte von der harten Pritsche, ihr Kopf hämmerte, als würde jemand tatsächlich darauf einschlagen. Der Schmerz hingegen, den sie immer empfunden hatte, wenn sie zu weit von Arved weg war, war nun fort. Sie hatte die Verbindung zu ihm verloren und nichts würde sie zurückbringen. Er war tot. Nachdem sie das gespürt hatte, nahm der seelische Schmerz, den sie verspürte, noch mehr zu und brachte sie um den Schlaf. Inzwischen war es so, dass sich ihr Körper den nötigen Schlaf selbst suchte, weshalb ihr Körper in uneinschätzbaren Zeiträumen nachgab und sie dazu zwang zu schlafen - allein schaffte sie es nicht. Inzwischen weinte sie auch nicht mehr. Sie hatte weder Kraft noch Möglichkeit zu weinen. Tränen holten Arved sowieso nicht zurück. Außerdem war ihr Körper inzwischen zu ausgetrocknet, um noch Tränen hervor bringen zu können. Die ersten Tage hier unten hatte sie kaum mitbekommen, essen konnte sie nicht, trinken erhielt sie nicht. Nach langem Bitten und Flehen erhielt sie von Gideon ein Glas Wasser. Noch im selben Moment, in dem sie danach gegriffen hatte, war es in ihrer Hand zerschollen und hatte nichts als eine splittrige Pfütze hinterlassen. Mit einer spitzen Rüge hatte Gideon sie für einen weiteren Tag zurückgelassen. So ging es weiter. Sie erhielt jeden Tag ein Glas, bis sie dem Verdursten so nahe war, dass man ihr einen Becher schickte, den sie greifen konnte. Dieses Spiel war zur Routine geworden. Mit Essen verlief es wenig. Oftmals hatte April das Essen verschmäht, dann jedoch überkam sie den Hunger. Sie flehte um essen, erhielt es und dann übergab sie sich im nachhinein. Selten hatte sie die Zelle verlassen, nur für ein paar bewachte Trainingseinheiten. Inzwischen stank sie absonderlich, weshalb sie Arveds Jacke nicht mehr trug, um sein Andenken nicht länger zu beschmutzen.
Dieser Tag allerdings, so viel wusste April, würde entscheidend sein. Sicher würde man sie zu erst baden und herausputzen, nur um sie dann vor Gideon zu stellen. Sie würde sich heute unter Beweis stellen müssen und ihre geübten Kräfte vorstellen. Man wollte sehen, wofür es nützte sie am Leben zu erhalten, auch wenn Gideon sie erhalten würde, um die Qual jedem vorführen zu können, der überzeugt werden müsste. Sie war das Paradebeispiel, eine leere Hülle, ein mageres Püppchen. Inzwischen war sie nur noch eine hagere blasse Gestalt, zittrig, kaum in der Lage den eigenen Körper zu tragen und doch gab sie nicht auf. Arved hatte ihr Leben mit seinem eigenen geschützt, nun musste sie beweisen, dass diese dumme Tat nicht umsonst gewesen war. April tastete in der Dunkelheit herum und griff nach dem Stil des Gesuchten. Sie setzte sich auf und tastete den in der Dunkelheit formlosen Gegenstand ab, um sich zu versichern, dass es wirklich ihre Haarbürste war, danach begann sie das wüste Haar zu bürsten. Sie tat dies inzwischen oft. Viel mehr war ihr oftmals gar nicht erlaubt. Arved hatte dieses Haar geliebt. Sie schaffte es nicht länger für ihn hübsch zu sein, doch wenigstens etwas ihrer selbst wollte sie erhalten. Also bürstete sie das lange glänzende Haar in der DUnkelheit und wartete darauf, dass man sie endlich holen kam. Mehr als warten konnte sie schon lange nicht mehr.

Liron stand vor der bekannten Eisentür und starrte das Rad an, was anstelle einer Klinke zum öffnen dieser schweren Tür galt. Nur wenige Tage nachdem Gideon April mit zum Institut genommen hatte, wurde Liron von seiner Strafe befreit und es war ihm zugestanden wurden, wieder seine Wohnung zu beziehen. Er hatte wieder eine neue erhalten und musste nicht länger provisorisch in einem Hotel nächtigen. Er musste bei dem ersten betreten feststellen, dass ihm die neuen Räume mit einem Mal leerer und stiller vorkamen, als zuvor. Mit einem bitteren lachen, musste er zugeben, dass er tatsächlich nachgeschaut hatte, in welchem Zimmer April am besten schlafen sollte. Mit den tagen und Wochen legte es sich wieder, doch Gideon schickte ihn dennoch gerne los, um nach ihr zu sehen, nur da er wusste, dass es ihn immer noch nicht losließ. So stand er auch an dem heutigen Tag hier und wappnete sich für den nun kommenden Anblick. ein letzter tiefer Atemzug, dann drehte er das Rad um die Achse und zog die Tür auf. Das schwache künstliche Licht hinter seinem Rücken tastete den schmalen Raum ab und durchschnitt die Dunkelheit. "Guten Morgen, April. Ich bin hier, um dich abzuholen." begrüßte der junge Mann die Bewohnerin dieser Dunkelheit. "Wir gehen erst zu den Duschen, auch hab ich bei mir neue Klamotten, für dich." er hob die Plastiktüte in seiner Hand hoch, als würde sie es interessieren. Erst nach und nach schob er die Tür weiter auf, als versuche er April Schritt für Schritt an die Helligkeit wieder zu gewöhnen. Doch jedesmal wenn er ihr in die Augen sehen konnte, wirkten sie auf ihn, als hätten diese sich längst vor jeden Farben und jeder Helligkeit verabschiedet. Liron musste an das vergangene Gespräch denken, indem sie ihn fragt hatte, ob er je zugesehen habe, wie der Schützling oder der Hund darauf reagierte, wenn der jeweilige andere Part starb. Damals hatte er diese Frage verneinen müssen, doch nun sah er es und erlebte es hautnah. Eine Erfahrung auf die er gerne verzichtet hätte und ein Anblick, der sich sein Leben lang in sein Gedächtnis gebrannt hatte.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 03.02.2016 20:53von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
Nur langsam wandte April den Kopf um und sah ihren Besucher an. Ihr Blick glitt an ihm vorbei und tastete den hellen Raum vor sich ab, als könnte dort noch jemand anderes auf sie warten. Die Helligkeit stach in ihren Augen, zu lange hatte sie in der Dunkelheit verbringen können. Langsam ließ sie den Arm mit der Bürste sinken und legte sie behutsam beiseite, dann schob sie sich von der Pritsche. Für einen Moment schwankte sie, hielt sich fest, um ihre Beine an die Last zu gewöhnen, dann wankte sie auf Liron zu und lächelte ihn leicht an. Sie glaubte zumindest zu lächeln, doch zuckte lediglich ihr Mundwinkel, für mehr reichte es nicht. Hoffnungsvoll tastete ihr Blick die Tüte ab, als würde sich noch mehr als Kleidung darin verbergen. Doch auch etwas zu trinken würde sie nicht hoffen können. Duschen und neue Kleidung war mehr als sie in der letzten Zeit bekommen hatte. Auch dass Liron es war, der sie holen kam, beruhigte sie. Sie war sich sicher, dass er ihr nicht vergeben hatte, aber er war trotzdem bei ihr. Sie würde ihn nicht noch einmal enttäuschen, bestimmt nicht. "Ist denn schon mein Geburtstag?", hakte sie scherzend nach. Die Stimme des Mädchens klang brüchig, da sie nur noch selten genutzt wurde, zusätzlich klang es, als hätte es sich längst seinem Schicksal hingegeben. Sie wussten beide, dass April nur als Gideons Puppe herausgeputzt wurde, um ihn zu unterhalten.

"Heute gleich es eher einem faulen Nikolaus." Liron brachte dem Mädchen ihm gegenüber ein Lächeln an dessen Stelle über die Lippen. Es war bekannt was folgte, doch da musste er nicht der verdrehten Szene in die Hände spielen. Ob es Gideon oder auch April gefiel oder nicht, doch Liron positionierte sich ohne Aufforderung oder sich die Erlaubnis einzuholen, neben April. Er nahm ihren Arm, legte ihn sich selbst auf die Schulter und schlang einen Arm seinerseits um ihren mageren Körper. "Während du unter der Dusche stehst, werde ich die Reste vom Frühstück suchen gehen. Etwas wird sich zusammen kratzen lassen." erklärte er sachlich, während er bereits den ersten Schritt nach vorne gemacht hatte, bedacht darauf langsam genug zu gehen, damit April mitkam. "Die anderen sind beschäftigt, also ist ihnen das gleichgültig was mit den Resten passiert." die Tüte, die er bei sich trug, wurde zu seinem Pech heute morgen kontrolliert, dass er auch ja nichts mit zu ihr führte, doch nun bereitete alle irgendetwas vor. Natürlich würden alle zuschauen, wenn Gideon April zu sich in eine der großen hallen rief, doch das Leben für alle ging weiter und so bemerkten wohl nur zwei Jäger, dass für ein Mitglied das Leben längst aufgehört hatte, obwohl sich das Herz dazu entschieden hatte weiter zu schlagen.


RE: ~SECRET SERVICE ~
in RPG's 03.02.2016 21:27von ~Valar Dohaeris~ • Graduation | 8.223 Beiträge
"Oh, gib dir keine Mühe.", murmelte April nur. "Du solltest es nicht darauf ankommen lassen, erwischt zu werden, es bleibt sowieso nicht drin." Sie war Liron wirklich dankbar dafür, dass er ihr half, doch sie würde ihm niemals diese Schuld zurückzahlen können. Er war viel zu gutmütig. Und die gutmütigen Menschen die ihr bisher geholfen hatten, sind nie ohne einen Schaden davon gekommen. "Gideon ist schon wütend genug. Es wäre kontraproduktiv, ihm nun auch noch vor versammelter Mannschaft vor die Füße zu brechen." Für einen Moment sah sie zu ihrem Helfer auf. Es war so schön, nicht allein sein zu müssen. In seiner Nähe kehrte ein wenig Wärme zurück in ihren Körper. "Wenn man sieht, dass du mir hilfst, wird man dich bestimmt bald nicht mehr zu mir lassen und naja... du bist der einzige, der überhaupt in meine Nähe will...", suchte die Rothaarige nach Worten. Sie hätte nach "Gib dir keine Mühe" vermutlich aufhören sollen. Das helle Licht stach noch immer in ihren Augen, ließ ihren Kopf noch stärker schmerzen, sie noch schwächer werden, und doch genoss sie es, für einen Moment nicht allein sein zu müssen, sondern einen Freund an ihrer Seite zu haben. Das war alles, was sie noch hatte, und es stand ständig in Gefahr, ebenso verlorer zu gehen.

Doch Liron dachte gar nicht daran, sich abwimmeln zulassen, stattdessen schlug er unbeirrt die Richtung zu den Duschen ein. Bereits seine Fehler zuvor hatten dafür gesorgt, dass seine Stellung nicht länger die war, die er davor gehabt hatte. Er musste also so oder so von vorne anfangen, also machte es nichts, wenn er ihr nun weiter half. Würde Gideon das vollkommen missfallen, dann hätte er ihn nicht hier her schicken dürfen, mit diesem Risiko hätte auch er rechnen müssen.
Zu seinem Glück befanden sich die nächsten Duschen auf der gleichen Etage wie sie sich bereits befanden, sodass der Weg sich nicht unnötig in die Länge zog. Liron half April ohne Zwischenfälle durch die einmal schmalen und dann wieder breiteren Gänge, Hallen und Räume zu gelangen, bis vor ihm die bekannte Tür mit dem schrägen Aufdruck: 'Duschen' auf tauchte. Bei den Jägern gab es keine Geschlechter getrennte Duschen, alle teilten sich die gleichen räume, wenn man also unter sich sein wolle, dann musste man die richtige Zeit abpassen. Der junge Mann drückte die Tür auf, die auch hier aus schweren Stahl bestand. Dahinter waren zwei aneinander liegende Räume. Einer der mit Bänken und schmalen Spinten voll gestellt wurden war und über eine zweite Tür zu dem größeren Raum, zu den Duschen führte. Dieser Raum war wohl der einzige, der nicht länger die grauen kalten Wände besaß, sondern wirklich helle Fließen, auch wenn diese beim näheren Hinsehen von ihrem richtigen alter erzählten.


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