Kyle
Etwas in mir fühlte sich, als wäre ich kurz davor zu platzen. Oder kilometertief zu fallen. Oder in Flammen aufzugehen. Wahrhaftig, das ist der schönste Moment meines Lebens. Ich lasse langsam von ihren Lippen ab, aber lasse sie nicht los. "Ich liebe dich", füstere ich. "Bitte geh nicht weg." Mein Daumen streicht sanft über ihre Wange, während ich rede. "Bitte bleib bei mir."

Kyle
Besorgt schaue ich zum Krankenhaus. "Trevor dreht gerade ein bisschen durch. Ich habe ihm gesagt, dass du gegangen bist. Du solltest ihn irgendwann mal besuchen. Aber ich glaube, das ist gerade kein guter Zeitpunkt. Außerdem schäft er jetzt sowieso." Ich blicke wieder zu May und dann zum regnerischen Himmel und frage: "Willst du vielleicht mit zu mir kommen? Ich wohne gleich da vorn um die Ecke." Ich stockte. "Ich könnte uns etwas zum Abendessen machen." Alles, was ich fertig brachte, waren Spaghetti Carbonara und mit etwas Glück ein Spiegelei. Aber ich ließ mir nichts anmerken. "Ich war schon seit über einer Woche nicht mehr zu Hause. Trevor und ich haben zwischendurch in kleinen Motels übernachtet." Ich nahm ihre Hand und fragte nochmal "Also, hättest du Lust zu mir zu kommen?"

Kyle
Sie sah sich nachdenklich in meiner Aula um. Erinnerte sie sich an etwas? Wohl kaum, damals sah es hier noch ganz anders aus. Meine Eltern wohnten hier mit uns, bis unser Vater starb und ich Mum in das Altersheim geben musste. Wenigstens ist sie glücklich dort. Um uns etwas abzulenken, führte ich sie ein wenig durch das Haus. Durch die Aula in den Wohnraum, zu den Schlafzimmern, die Bäder, die Sauna, die Küche und so weiter. Mein Atelier hob ich mir bis zum Schluss auf. Ich liebte diesen Raum. Die Panoramaseite war bestimmt noch geöffnet. Sie bietet einen traumhaften Blick über die New Yorker Skyline. Ich öffnete die große Schiebetür und ließ ihre Hand los. Während sie langsam den Raum betritt, lehne ich mich in den Türrahmen und knipse das kleine Licht in der Mitte des Raumes an, wo die umgekehrte Staffelei mit dem Steinaltar für meine Farben standen. Ich bin gespannt, was sie zu dem Bild sagt...

Kyle
"Das habe ich in der Nacht gemalt, nachdem ich dir das Kleid gekauft habe. Du bist so wunderschön, May." Ich lief ihr entgegen und legte meine Hand auf ihre Schulter. "Du hast mich damals schon umgehauen." Ich erinnere mich noch daran, wie ich meine überglücklichen Gefühle auf immer etwas anderes abgeschoben habe, bis mir klar wurde, dass May sie verursachte. Ich bin mir sicher ich mache meinen Bruder bald zu meinem Erzfeind, aber diesen Gedanken versuchte ich weit, weit weg zu schieben. Viel lieber ließ ich mich von May verzaubern. "Wie hab ich dich nur verdient?", sagte ich verträumt.

Kyle
"Solange du willst.", sagte ich mit einem weiten Grinsen im Gesicht. Ich sah ihr in die strahlenden Augen, die mich total fesseln, und sage dann: "May, ich muss dir was beichten... Ich kann nur Spaghetti kochen."

Kyle
Ich bin mehr als erleichtert und lache mit ihr. Wie lang habe ich schon nicht mehr so gelacht? "Ich helfe dir, wo ich kann.", sage ich und führe sie zurück in die Küche. Normalerweise kocht meine Haushilfe, aber die hab ich ja fürs Erste entlassen, bis ich wieder komme. "Es ist alles da.", sage ich. "Das ist der Gewürzschrank. Dort drüben sind sämtliche Zutaten, wie Mehl und Zucker und so drin. Und in den oberen Schränken sind die Küchengeräte. Der Kühlschrank ist mit allerlei Lebensmitteln vollgestopft." Ich sehe sie grinsend an und füge hinzu: "Ich fühle mich schrecklich, dich sofort in die Küche zu verfrachten zu müssen."

Kyle
Ich erschrak fürchterlich, als sie plötzlich aufsprang und nach einem Telefon fragte. "Was ist los?" Wen wollte sie nur anrufen? Diesen Giovanni vielleicht? Dann fielen mir die zwei Weisen wieder ein, von denen sie erzählt hatte... Wie auch immer. Ich lief zu der Kommode, nahm dort das Telefon aus der Station und reichte es May.

Kyle
"Du hast mir gerade einen ganz schönen Schock eingejagt", gab ich zu. "Aber egal. Es ging um Danyel und Lilly, nicht wahr? Erzähl mir von ihnen. Wie hast du sie kennengelernt?" Ich nahm einen Bissen und seufzte. Mein Gott, schmeckte das gut! Wo hat sie nur so kochen gelernt?