Trevor
Hand in Hand verbeugten wir uns vor den klatschenden Leuten. "Verrückt, was?", sagte ich, den Blick wieder zu May gewandt. Ich lächelte mit einer Seite meines Mundes. Ich zögerte einen Moment, doch dann legte ich meinen Arm um ihre Schultern und geleitete sie in Richtung unserem Haus. Naja, Kyles Haus. Es war inzwischen schon ziemlich dunkel, aber Straßenlanternen spendeten in kontinuierlichen Abständen gerade genug Licht, um nicht hinzufallen. Der Regen ließ langsam nach und ungefähr auf halbem Weg verzogen sich die Wolken und enthüllten einen wunderschönen pechschwarzen Nachthimmel, bestückt mit glitzernden Diamantsternen, die mich enorm an Mays Augen erinnern. Plötzlich zog eine Sternschnuppe über uns hinweg "Da!", flüsterte ich und zeig dorthin wo die Sternschnuppe war. "Eine Sternschnuppe! Hast du die gesehen?" Sie schüttelte gerade den Kopf, als noch eine, etwas nördlicher, ihren goldenen Kratzer in die tiefschwarze Nacht ritzte. "Natürlich! Heut ist eine Sternschnuppennacht!", rief ich. "Die sind zweimal pro Jahr. Einmal Ende Februar am 24., und eine Anfang August.am Dritten. Heute!" Ich lächelte sie an. "Der Nachthimmel war schon immer so eine Art Hobby von mir", gab ich zu. Ich packte sie bei der Hand. Ich wollte sie zum Wellington-gebäude bringen. Das 10 Stockwerke hohe Bankiershaus war etwa einen Kilometer entfernt. Wir liefen lachend die Straße entlang. Wasser spritzte aus den Pfützen, in die wir traten. Dort angekommen, durchsuchte ich meinen Schlüsselbund. Der dritte, den ich versuchte passte. "Na also!" Sie sah mich erstaunt an, als sie durch die große Glastür ging, die ich ihr aufhielt. "Nicht fragen, einfach durch die Halle zu dem Aufzug dort drüben." Als sich die Stahltüren vor uns schlossen, fragte sie: "Wie vielter Stock?" -"Rate", sag ich. Sie lächelte und drückte auf die große schwarze 10. Wir standen in einem alten, aber durchaus eleganten Büro. Es war rießig. Schließlich war hier die 'Chefetage'. "Mein Großvater war hier früher Oberbankier. Bis er mit 56 an einem Herzinfarkt starb. Die Firma wurde aufgelöst und seitdem steht das Gebäude leer.", sagte ich und streichte mit dem Finger über den verstaubten Mahaghonitisch. "Die Stadt hat mir schon einige Angebote gemacht, aber es ist das einzige, was er mir vermacht hat..." Ich blickte zu ihr, doch sie betrachtete gerade ein paar alte Kinderbilder. Strichmännchen neben Häusern. Eine Familie auf einer Blumenwiese "Sind die von dir?", fragte sie. Grinsend nickte ich. Dass sie Kinderbilder von mir mehr schätzt, als dass ich ein Hochhaus habe, spricht in vielseitiger Weise für ihren umwerfenden Charakter. "Komm mit", sagte ich und öffnete die große gläserne Schiebetür. Ein kalter Wind bließ in das Büro. Ich nahm die Wolldecke neben der Tür und winkte May zu dem kleinen Balkon. An der Wand führte noch eine eiserne Leiter auf das riesige Flachdach des Hauses. Oben angekommen legten wir uns auf die Liege, die dort schon seit Ewigkeiten stand und deckten uns zu. Der Nachthimmel war klar und wunderschön. Immer wieder huschten Sternschnuppen über uns hinweg. Mir fiel ein, dass manche sich dabei etwas wünschten... Ich sah May von der Seite an, wie sie die Sterne beobachtete. Darauf achtete, keine Sternschnuppe zu verpassen. Sie war so wundervoll und ein unglaubliches Gefühl von Wärme durchströmt meinen ganzen Körper. Ich sah wieder zum Himmel auf und erklärte ihr einige meiner Lieblingsternbider. Den Delfin. Den Herkules. Den Schwan. Ich erzähte ihr die Legende des Großen Bären. Wie Zeus jemand aus Eifersucht in einen Bären verwandelte und für immer in den Himmel verbannte. Nach einer kurzen Pause sagte ich: "Ich war als Kind oft hier oben. Tagsüber stellte ich mir vor, Herrscher über die Welt zu sein und die Autos auf den Straßen zu kontrollieren." Ich lachte "Kleine Jungs eben. Nun, aber wenn mein Großvater nachts Überstunden machte (und das tat er fast täglich) lag ich immer nur auf dieser Liege und habe Löcher in die Sterne geguckt. Ich konnte Stunden damit zubringen allein hier zu liegen." Ich sah wieder in ihr Gesicht. "Aber zu zweit ist es irgendwie umso bezaubernder." Ich meinte nicht den Sternenhimmel.

(Upsi, hatte iwie Lust zu schreiben :D)

Trevor
Sie lag direkt neben mir auf der kleinen Liege. Ihr Kopf lag auf meiner linken Schulter. Mit dem rechten Arm deutete ich auf die diamantenklaren Sterne über uns. "Ich weiß, Trevor.", flüsterte sie immer wieder. "Ich weiß." Ich fragte mich, ob sie das wirklich tat, oder nur keine Lust hatte mir zuzuhören. Ich redete trotzdem einfach weiter. Zeigte ihr den Orion. Den Großen Wagen, und den Kleinen Wagen. Den Krebs im Norden. Die w-förmige Kassiopeia im Süden. Vega im Zenit. Irgendwann fiel mir auf, dass sie schon lang nicht mehr 'Ich weiß' gesagt hat. Ich blickte wieder zu ihr und sah ihre geschlossenen Augenlider. Ihre Brust senkte sich gleichmäßig auf und ab. Sie zitterte. Ich gab ihr die ganze Decke, hüllte sie versichtig darin ein. Wärmend legte ich meinen Arm um sie und zog sie etwas näher an mich. Ich fühlte mich seit Jahren nicht mehr so glücklich, wie in diesem Moment. Langsam legte sich ihr Zittern. Einen Moment lang überlegte ich, sie zu wecken und mit ihr ein Taxi nach Hause zu nehmen, aber ich wusste, dass ich das nicht übers Herz bringen würde. Also lag ich nur da. Auf dem Dach eines zehnstöckigen Hauses. Auf einer Liege mit May im Arm. Ich spürte, wie sie ein- und ausatmete. Der Duft von Pfirsich in meiner Nase. Der kalte Augustwind, der über meinen Körper fährt. Es war wundervoll. Ich sah May ins Gesicht, das im Schlaf noch viel schöner aussieht, als sonst. Ihre rosig zarte Haut, die langen Wimpern, die vollen Lippen - ich könnte sie ewig nur ansehen. Sie ist wie der Sternenhimmel für mich, als ich noch ein Kind war. Ihre Schönheit haute mich um und ich konnte nicht anders, als ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken. Wenige Minuten später war auch ich eingeschlafen.

Trevor
Ich erwachte durch Mays Hand, die sanft durch meine Haare strich. Meine Augen waren noch geschlossen, aber ich konnte ausmachen, das mein Kopf in ihrem Schoß lag. Ich ließ meine Augen zu und konzentrierte mich darauf, gleichmäßig zu atmen. Ich wollte nicht, dass May damit aufhört. Das breite Grinsen in meinem Gesicht konnte ich aber nicht aufhalten, und das verriet mich schließlich. "Guten Morgen", sagte May und ich öffnete schließlich meine Augen. Sie sah von oben auf mich herab, nur einen halben Meter über meinem Gesicht. Ihre Augen funkelten in ihrem einzigartigen Sternenglanz. "Guten Morgen Schönheit", antwortete ich, immer noch unfähig das überbreite Grinsen in meinem Gesicht zu mildern. Mein Kopf immer noch auf ihrem Schoß, fragte ich noch etwas schlaftrunken: "Wir sollten nen Kaffee trinken gehen oder so."

Tyler
Ich spielte mit dem Gedanken, mit May ins Andy's zu gehen, verwarf diese Idee aber schnell wieder. Ihr nicht zu sagen, dass sie dort gejobbt hat vor Jahren, ihr zu verheimlichen, dass wir uns dort vor 6 Jahren das letzte Mal gesehen hatten, während wir darin sitzen... Das wäre wie Lügen gewesen. Also gingen wir an Andy's vorbei und saßen uns in ein Frühstücksrestaurant namens 'ihop'. Wie üblich, bestellte ich meinen Kaffee mit Sojamilch und einem Stück Zucker. Dazu ein Paar Honigwaffeln. Ich lehnte kurz zu May, um eine Haarsträhne, die ihr irgendwie lustig abstand, wieder glatt zu kriegen und musste lachhen. Dann dachte daran, was sie damals gesagt hatte-dass sie irgendwann Kyle hinterherfährt. "Wann fährst du eigenlich weg?", fragte ich etwas bedrückt.

(sorry bin weggepennt. :P Gehe jetzt schlafen. ;* )

Trevor
Ich fragte mich, was in Kyle eigentlich vorgeht. Wie kann man seine neugewonnene Liebe nur monatelang allein lassen, nur um seine Karrierre zu pushen? Für May-hätte ich meine Karriere komplett aufgegeben. Nun, irgendwie mach ich das auch fast. Mein Agent ließ mein Handy im minutentakt klingeln seit vorletzter Woche, bis ich mein Handy in den Fluss geworfen habe. Es war ziemlich unüberlegt, zugegebenermaßen. Aber es hat mich einfach nur zu Tode genervt, dass er immer angerufen hatte. Das Singen meiner Depriballaden ist jetzt fürs erste abgehakt.
Sie wusste es wiklich! "Was? Wo der große Wagen ist, oder-" Ich stockte. "Oder..." Sie sah irgendwie beschämt auf den Tisch. "Du wusstest, dass ich dort immer gespielt hatte? Du wusstest von meinem Großvater? Du... Du kannst dich erinnern!" Eine enorme Ladung Hoffnung überrollte meine Brust. Wie damals, als ich May tagelang gesucht hatte. Hatte ich sie jetzt komplett gefunden?

Trevor
Sie war mit meinem Bruder zusammen. Ich wusste es natürlich, aber dennoch-Ihre Worte trafen mich hart... Tanzen im Regen. Sternschnuppen beobachten. Mit ihr lachen können. Es war nicht mehr und nicht weniger als Freundschaft. Natürlich nicht. Sie war mit meinem Bruder zusammen. "Schon okay", murmelte ich dennoch. Ich versuchte mich einfach darüber zu freuen, dass May's Erinnerungen nach und nach wieder hochkommen, aber irgendwie half das nichts. Sie war nämlich mit meinem Bruder zusammen. Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und nahm einen Bissen von meinen Pfannkuchen. Ich bin inzwischen ziemlich gut darin, Gefühle zu verbergen. Schließlich musste ich fünf Jahre lang so tun, als würde es mir Spaß machen, meine Songs, die alle sehr persönlich waren, vor hunderten von Leuten zu performen. Aber irgendwie war das leichter, als die jetzige Situation. Ich versuchte das Thema zu wechseln. "Wie viel Uhr ist es eigentlich? Ich habe meinem Agenten versprochen, ihn um 10 Uhr anzurufen." Hatte ich nicht. Aber ich war mir sicher, Lars wäre überglücklich, wieder von mir zu hören. Wenn überglücklich ewig lang anschreien heißt ala 'Was fällt dir ein?' 'Deine Fans machen sich Sorgen, Trevor' 'Wo bist du überhaupt, du Nichtsnutz?' und 'Weißt du überhaupt, was die Presse schon alles grausames über dich veröffentlicht hat?!'. Ich weiß nicht, aber jemand zum Anschreien scheint mir gerade ganz gut in den Sinn zu passen.

Trevor
Beschämt sah ich zur Seite. "Ja. Natürlich. Du siehst so etwas einfach." Ich fühle mich grausam. "Es ist nur..." Die Wörter drehten sich in meinem Kopf. May sitzt vor mir. Nach fünf grausamen Jahren. Und jetzt ist sie mit Kyle zusammen und... Die Ellbogen auf der Tischkante legte ich meine Stirn in meine Hände. Mein Kopf tat wieder weh. Aber natürlich nicht mehr so heftig wie die Tage nach dem Infarkt. Aber trotzdem. Er dröhnte. "Das ist gerade alles ein wenig viel für mich." Ich krallte die Fingernägel in meinen Schädel. Gleich vorbei. Geich vorbei. Die kurzzeitigen Attacken kamen in letzter Zeit immer wieder vor."Uff", entfuhr es mir. "Gleich vorbei.", sagte ich-diesmal laut. Ich musste mich irgendwie beruhigen. Dr. Drew hat gesagt diese Kopfschmerzattacken kommen von Stress, verschwinden wieder bei Beruhigung. Ich atmete langsam ein und aus. Gleich vorbei. Es half einigermaßen.