Die Frau führte die beiden Herren durch den Laden, der neben Körben auch andere hölzerne Gegenstände anbot. Hinter der kleinen Theke, die für die Kasse war, bog sie in einen hinteren Raum ab. Dort stand ein runder Tisch mit fünf Stühlen rings herum. Auf einen der Stühle saß ein ältere Mann, der zwischen den Lippen genüsslich eine Pfeife paffte. "Einen angenehmen Tag, Mein Herr." begrüßte Caleb diesen, welcher auch gleich erst auf sah und dann aufstand, um seinen Freund in die Arme zu nehmen. "Caleb Grayson." rief er erfreut aus. "Sie haben sich wirklich lange nicht mehr hier blicken lassen und ihr Beta ist ja immer noch ein uns der selbe." fügte er mit einem Blick auf Vince hinzu. Der Mann hatte bereits weißes Haar, was er ähnlich wie Caleb zu einem kleinen Zopf nach hinten gefasst hatte. "Was macht das Rudel? Noch alle bei bester Gesundheit oder gibt es schon erste Probleme mit den Partnern?"schnitt er ein übliches Thema für diese Zeit, in einem Plauderton an. "Alle erfreuen sich der besten Gesundheit und beklagen sich noch nicht eines Problemes." beantwortete Caleb die Frage. "Und wie steht es mit Ihrem? Ich hörte, dass es bereits erste Komplikationen gegeben haben soll."
"Sie haben ihre Ohren wirklich über all." lachte der alte Mann und setzte sich wieder und wies seinem Gegenüber an, es ihm gleich zu tun.
"Das sollte man in meinem Standpunkt auch durch aus dürfen. Ich habe sie erst neulich um etwas gebeten." wechselte er abrupt zu seinem eigentlichen Vorhaben. "Oh ja, dass war ein durchaus interessante Bitte." mit einem mal schien die Stimme im Raum zu kippen und die Augen des Mannes Caleb gegenüber verschmälerten sich. "Ich wusste ja gar nicht, dass es noch einen lebenden Mischling auf Seiten der Elfen gab beziehungsweise gibt. Ist es weiblich oder männlich? Ein Wunder, dass ausgerechnet Sie an solch ein Exemplar geraten sind."
Auch Caleb's Haltung war nun nicht länger lässig wie zuvor, stattdessen schien er angespannt. "Sie ist weiblich." seine Wortwahl war bedacht und überlegt und während er sprach wirkte es, als würde er seinen Gesprächspartner warnen, nicht zu weit zu gehen.
"Interessant. Sie ist hier, stimmst? Ist sie wie ihre Vorgänger?"
"Wer weiß." lautete die Antwort. "Haben Sie was ich wollte?"

"Es ist in unser heutigen Lage immer seltener geworden, dass jemand in der Vergangenheit gewühlt hat." noch immer hatte sich der alte Mann nicht von seinem Stuhl erhoben oder irgendeine Andeutung gemacht, der Forderung von Caleb nach zu kommen. "Eigentlich haben es bis jetzt alle langsam vergessen. Warum interessieren Sie sich ausgerechnet jetzt für die alten Schriften?"
"Ich interessiere mich nur für eine einzige Schrift und Sie wissen auch ganz genau welche ich meine. Den überwiegenden Rest der Geschichte habe ich selbst mit erlebt." der mann schnaubte, auch wenn es eine Mischung aus lachen und schnauben war. "Ihr Jungen Leute habt doch gar nichts mit erlebt."
"Nicht jeder kann sich an einem so langem Leben, wie Ihr es könnt, erfreuen." ging Caleb auf die Andeutung ein. "Deswegen kam ich zu Ihnen."
"Warum sollte ich es Ihnen aushändigen? Was für einen Gebrauch haben Sie gerade damit? Es hätte keinen Sinn, wäre man nicht in Besitz eines Mischlings, daher wusste ich, dass Ihnen einer zugeteilt worden war, doch wollen Sie das gleiche wie vor Hunderten Jahren durchführen?" er schindete Zeit, so viel würde jeder halbwegs normal denkende Mensch mitbekommen und ebenfalls fiel, wenn auch nur schwer, auf, dass er immer mehr anfing Vorwürfe zu machen. "Mit den heutigen Mitteln ist es vielleicht einfacher, aber ich bin immer noch der Meinung, man sollte sie nicht länger dulden. Wollen sie diesem Mischling etwa helfen?!" nun war die Stimme des Mannes zu einem knurren geworden, doch als Antwort kam ein weiteres, nur weit aus bedrohlicheres Knurren aus dem hintern Teil des Raumes. Vince lehnte nicht länger an der Wand, sondern stand nun aufrecht da und hob den Kopf als Herausforderung und gleichzeitiger Warnung an.
"Meine Zeit ist knapp bemessen," sprach nun Caleb, nach dem er einiges über sich ergehen lassen hatte. "Ich denke nicht, dass es klug wäre, wenn dieses Zusammentreffen Enden würde, wie Sie es gerade anstreben. Also noch einmal zu meiner Frage zurück: Können Sie mir bitte Schriftstück aushändigen oder können Sie es nicht?" Caleb's grüne Augen waren nun schmal und besaßen nicht länger den warmen Grün-Ton wie zuvor. Sie wirkten gar kalt , ebenfalls drohend und irgendwo in ihnen funkelte die verspielte Herausforderung. Er ließ viel über sich ergehen, doch auch er hatte eine Schmerzgrenze, welche schnell überschritten werden konnte. Mit einer Mischung aus einem grummeln und einem unterdrücktem Knurren erhob sich der Mann und drehte sich dem Raum hinter sich zu. Er öffnete eine weitere Tür und legte damit eine Reihe Bücherregale frei. "Verlassen Sie sich immer auf ihren treuen Beta?" fragte der Mann, als er zurückkehrte, ein staubiges Buch in der Hand. "Wollen Sie mich etwa eines bessern belehren? Soll ich denn auf Ihre Worte reagieren, wenn mein Beta nicht hier wäre?" Caleb erhob sich und auch wenn der höfliche Zweck längst überfällig in diesem Treffen war, behielt er das charmante Lächeln bei, was jedoch gerade beunruhigend wirkte. "Lieber nicht, mit einem Alpha sollte man sich nicht aus belanglosen Gründen anlegen." mit einem dumpfen Geräusch landete das Buch auf den Tisch.
"Halten Sie diese Sache etwa für belanglos?"

Caleb nahm das Buch an sich und wischte halbherzig über die Vorderseite, damit er die verblichene Schrift lesen konnte. "Warum haben Sie mir das nicht gleich gegeben? Das hätte einige unnötige Wortwechsel verhindert." seufzend klemmte er sich das Buch unter den Arm und bedachte den alten Mann noch einmal mit einem Blick. "Ich schätze Sie sehr, immerhin gehören Sie bald unseren Ältesten an, doch Sie maßen sich zu viel an. Das könnte Sie noch in einige Schwierigkeiten bringen." er wollte Vince folgen, der bereits den Raum durch die Tür verlassen hatte durch die sie hier her gelangt waren, doch als hätte er etwas vergessen, drehte er sich im Türrahmen noch einmal um. "Und vergessen Sie das Treffen der Rudelführer in zwei Tagen nicht. Das würde ich sehr bedauern." danach verschwand er wirklich. Zwar war die Unterhaltung anders verlaufen, als Caleb zuvor erhofft hatte, doch dadurch hatte sich auf erstaunlicher Weise seine Laune etwas gehoben, welche davor von dem unangenehmen Thema des Mädchens hinunter gezogen worden war. Bevor er den Laden gänzlich verließ schnitt die junge Frau ihn den Weg, im Türrahmen, ab, sodass Vince vorerst alleine ins Freie trat. "Wann besuchen Sie uns wieder, Mr. Grayson? Sie sind viel zu selten hier." beschwerte sie sich, wobei ihr Tonfall nur einen kleinen Unterschied zu dem zuvor angenommen hatte. "Früher waren Sie viel öfters hier." fügte sie hinzu.
"Und Sie können sich immer nur beschweren, nicht wahr?" Caleb neigte leicht den Kopf zur Seite, als er zu ihr herab sah. "Ich habe viel zu tun in meiner Position, daher ist es mir verwehrt Euch öfters zu besuchen."
"Dann versprechen Sie einfach, in der nächst folgenden Zeit hier öfters vorbei zu schauen." da er sich bereits abwenden wollte, hatte sie ihm eine Hand gegen die Brust gestemmt, damit er ihr auch zu hörte. "Ich Werde schauen, was ich machen kann." sacht nahm er ihre Hand und hauchte, wenn auch nur zu Beruhigung seiner Gegenüber, einen Kuss auf ihren Handrücken. "Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich werde bereits erwartet." noch ein kurzes Nicken, dann trat auch er auf die Gasse hinaus und drehte sich sogleich in die Richtung, in der das Mädchen stehen müsste. "Brav gewartet?"

"Ich habe in Erfahrung gebracht, wie man mit neugierigen kleinen Mädchen am besten umgeht." entgegnete er. Auch wenn er innerlich trotzdem ziemlich zornig aber auch enttäuscht dem alten mann gegenüber war, hatte sich seine Haltung bei weiten wieder entspannt und damit schien auch Vince langsam wieder runter zu kommen. "Jetzt müssen wir nur noch etwas für die Küche mitbringen, dann haben wir es geschafft. Zur Belohnung," seine Augen richteten sich, nach dem sie über den immer noch vollen platz gelitten waren, nun wieder auf das Mädchen. "können Sie gerne Vorschläge machen, was wir alles brauchen könnten." zwar hatte er wirklich nichts dagegen, doch zeitgleich hoffe Caleb, dass sie sich damit zufrieden gab und damit auch abgelenkt war. Ehe er sich also den Massen zu wandte lehnte er sich dezent zu Vince. "Bring das Buch zur Kutsche, anschließend ist es dir überlassen ob du dort wartest oder zurück kommst. Nur es wäre unklug mit diesem Buch hier herum zu laufen." dieser nickte und nahm das benannte Buch auch gleich an sich. "Ich werde wieder zurück kommen." legte Vince seine bereits getroffene Entscheidung dar und machte sich schon auf den weg.

Caleb war ihr gefolgt und sah sich ebenfalls um, wobei er wahrscheinlich weitaus besser das Gedränge überblicken konnte als sie. "Ich habe lediglich den Auftrag etwas mitzubringen, was leider nicht bedeutet, dass ich mich auf diesem Gebiet auskenne." gab der Mann offen zu. "doch Gewürze klingen für's erste doch recht akzeptabel." musste er ihr, wenn auch etwas leiser und mehr zu sich, zugestehen. Er brauchte nicht den Kopf zu heben, um zu wissen in welchen es solche Zutaten gab, die Gerüche hingen schwer in der Luft, auch wenn es teilweise schwer war sie genau zuzuordnen. "Kennen Sie sich damit aus? Für solch ein Wissen, braucht man ja auch nicht unbedingt die Erfahrung eines Marktes." fügte er noch hinzu. Während sie ging, achtete er darauf, dass er in unmittelbarer Nähe zu ihr stand bzw. ging, auch wenn es in diesem Gedrängel auch schwer zu vermeiden war. Für ihn war das bei weiten nicht der erste Marktbesuch, doch er würde dennoch diese Orte gerne meiden. Hier konnte einem wirklich die Nase absterben.

Caleb war ihr natürlich auch zu diesem Stand gefolgt und betrachtete ihn ebenfalls, nur schenkte er sich das vor beugen. Welche Kräuter was sind, konnte er auch gut von hier oben zu ordnen. "Ungewohnt, dass ein Mädchen wie Sie, sich mit solchen Sachen auskennt." sprach er seinen Gedanken aus. Während sie wahrscheinlich die Gewürze studierte, war seine Aufmerksamkeit längst nicht mehr bei dem Stand. Interessiert, was sich hier alles tummelte beobachtete er das Treiben um sie herum. Hinzu kam, dass er darauf wartete, dass Vince wieder zu ihnen traf.

Caleb hatte bei der Hälfte ihrer Erzählung nicht länger zugehört, sondern stattdessen Vince entgegen geschaut, welcher sich gerade zielstrebig seinen Weg zu ihm bahnte. Doch als Marú ihn dann ansprach, kam er kurz auf ihr Thema zurück. "Ich vertraue Ihnen da völlig. Wenn Sie in solch einem Gebiet so belesen sind, wie Sie vorgeben, kann Ihre Entscheidung nicht allzu falsch sein." danach sah er gleich wieder auf und daraufhin in die bekannten gräulichen Augen. "Was hat dich solange aufgehalten? Die Kutsche zu finden wird wohl kaum so viel Zeit in Anspruch genommen haben." weniger war es eine misstrauisch frage, mehr eine Frage aus reiner Neugierde.
"Einer lungerte an dieser herum und ich bin ihm gefolgt, als er sich aus dem Staub gemacht hat." antwortete Vince völlig ehrlich. Er stellte sich zu Caleb, sodass nun zwei groß gewachsene Männer dicht hinter Marú standen. "Hast du ihn wenigstens erwischt?"
"Leider nein, er hatte zu seinem Glück, zuvor den Neutralen Bereich erreichen können, sodass das aufholen keinen weiteren Sinn ergeben hätte."
"Schade. " seufzte der Mann neben ihm und richtete seinen Ärmel, wobei dies wahrscheinlich nur ein flüchtiger Zeitvertreib war, doch bei einem zweiten Blick erkannte man, dass er unter diesem an etwas zu kratzen schien. "Aber bleib weiter auf Bereitschaft. Selbst hier kann ich zwei ausmachen, doch ss würde nur noch mehr Aufsehen erregen, wenn wir sie hier zur Rede stellen. Dazu ist der Rat ohnehin nicht sonderlich erfreut. Also belassen wir es vorerst dabei, es sei denn sie machen den ersten Schritt."

Kurz irritiert musterte der Mann sie, ehe er ihre Worte verstand, zudem bemerkte er das misstrauische Gesicht der Verkäuferin. "Natürlich." beeilte er sich zu sagen und kramte aus seiner Jackett Innentasche das nötigste Geld, um dies anschließend der Frau auszuhändigen. "Damit sollte auch dies erledigt sein."
"Werden wir jetzt zurückkehren?" erkundigte sich Vince, welcher bereits einen Schritt aus dem Stand gemacht hatte.
"Das wäre jetzt mein Plan, da ich keinerlei Grund sehe weiter hier zu sein, oder hat das junge Fräulein noch etwas vor?" wenn sie schon einmal draußen waren, konnte er noch etwas Freigang geben. Sobald sie sein Anwesen erneut betreten würde, wäre diese Zeit eh für sehr lange Zeit vorbei. Warum konnte er sich, bei dem Gedanken daran, schon die Diskussionen vorstellen, die daraus entstehen werden?