~Willkommen~ |
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Seufztend über seine Worte, senkte Marú ihren Kopf, sodass ihre Locken leicht über ihre zierlichen Schultern fiel. Einerseits verstand sie seinen Gemütszustand, doch sie bemühte sich ja freundlich zu sein, wenn auch nicht immer erfolgreich.
Stumm folgte sie den beiden bis zu der Kutche und wartete schließlich auch bis beide Männer eingestiegen waren. Als letztes stieg sie dann in die Kutche, worauf die Tür von dem Kutcher geschlossen wurde.
Schweigend setzte sich auf den Platz gegenüber von Caleb und drehte ihren Kopf zum Fenster.
Nervös strich sie sich mit ihrem rechten Daumen immer wieder über das kleine Mal an ihrem linken Handgelenk.
Es war eine unbewusste Reaktion, doch sie tat es fast immer wenn sie übermäßig nervös war. Es war eine Angewohnheit, die sich schon in ihrer Kindheit angeeignet hatte.

Der Mann ihr gegenüber hatte genauso die Augen auf die Welt außerhalb dieser Kutsche gerichtet und verfolgte die Strecke, die er mehr als nur auswendig kannte. Wie gerne er auch diese Stille genoss, musste dennoch einiges geklärt werden. "Sobald wir Ihr bescheidendes Heim erreicht haben, werden sie alle Utensilien zusammen suchen, welche sie unbedingt benötigen." richtete er das Wort an seine Gegenüber, ohne jedoch die Augen von dem Fenster abzuwenden. "Falls dort irgendwelche Fragen aufkommen werden, werde ich einspringen. Aus jenem Grund sitze ich überhaupt in diesem Gefährt." auch ohne hinzusehen, drehte Caleb den Stock in seiner rechten Hand immer wieder hin und her. Da sie ihren nervösen Ticks nachkam, steckte sie mit ihrem Gehabe an, was dem Mann unangenehm schnell auffiel. Als er dies bemerkte, packte er den Stock, hielt ihn damit fest und sah sie direkt an. "Soweit unser Vorhaben verstanden?"


Schon als er die ersten Worte aussprach, drehte sie, wenn auch langsam, ihr Gesicht zu ihm. Stumm zuckte Marú dann leicht zusammen als er endete. Sein Blick fühlte sich regelrecht so an, als würde er sie durchdringen. "Ja. Es ist ja nicht wirklich schwer zu verstehen." Als sie sprach, schien ihre Stimme und der Ausdruck in ihren Augen ausdruckslos und leer.
Der Gedanke, dass sie nicht mit ihren Eltern reden oder eher diskutieren müsste freute sie, doch die Vorstellung an ihre all zu nahe Zukunft, ließ sie so erkalten.
Marú wandte ihren Blick wieder auf die Landschaft außerhalb der Kutsche, da nun für sie das Gespräch für beendet schien.

Das es nicht schwer zu verstehen war, wusste Caleb selbst, doch bei ihr war er sich nicht ganz sicher. Außerhalb der Kutsche lief das übliche Treiben an einem normalen Morgen ab. Die arbeitende Bevölkerung bahnte sich ihren Weg durch die überfüllten Gehwege und die Kutschen bewegten in einer großen Schlange langsam durch die Straßen und Gassen. Der Mann lehnte seinen Arm wieder gegen den kleinen Vorsprung vor dem Fenster ab, dem Blick wieder nach draußen gerichtet. Da er seinen täglichen Spaziergang heute morgen verschieben hatte, würde er wohl heute abend dem nachkommen. Er hielt die Tradition bereits eine weile, dass er früh am Morgen durch das große Gelände des Anwesen spazieren ging. Doch gewisse Umstände haben den heutigen vereitelt, wobei er dennoch warten musste. Leider tat dieser Gedankengang seinem Gemütszustand weniger gut, als gedacht, sodass er leise mit den Zähnen knirschend, in Gedanken sich wünschte, dass der Kutscher schneller fuhr.


Durch die Menschenmassen, die auch sie sah, kündigte sich das innere der Stadt an. Also auch die nahe Ankunft an dem Anwesen ihrer Eltern.
Doch als sie weiter die Menschen so betrachtete musste sie leicht bitter lächeln. Nun fragte sie sich, ob all die Leute, dort außerhalb der Kutsche, wirklich menschliches Naturell entsprachen. Bevor sie ihren Gedanken aber wirklich weiter führen konnte, hielt die Kutsche auch schon ruckelnd an. Kurz darauf wurde die Tür vom Fahrer geöffnet, sodass sie aussteigen konnten. Doch diesmal war es Marú, die sich als erstes von ihrem Platz erhob und aus der Kutsche stieg.
Nun stand sie vor einem riesigen Haus, was von allein den Stand, der darin wohnenden Personen, erahnen ließ. Im Gegensatz zu Calebs Anwesen, war dieses eher dominant und einschüchternd. Eine steinerne Treppe führe zu der, aus dunklem Holz bestehende, verzierte Doppeltür.
Im hinteren Teil des Anwesens fand man einen kleinen, penibel fein angelegten Garten, den man von der Straße aus nicht sehen konnte.
Marú wandte ihren Kopf nochmal zum inneren der Kutsche, ehe sich die großen Türen des Hauses öffneten und eine kleine, dunkelhaarige Frau, mit einem schwarz-weißen Kleid, zu sehen war, die eindeutig zu den Bediensteten gehörte.

Caleb stieg als nächster aus, machte ein Schritt weg von der Kutsche und blieb dann stehen. Ohne Ausdruck, verfolgten seine Augen die Konturen des Gebäudes. Kaum spürte er, dass Vince neben ihn trat, warf er den Stock von seiner linken in seine rechte Hand und lief los, dem Mädchen hinter her. Noch hielt er sich hinter ihr, unter anderem, da dies ihr vertrautes heim war, was sie ihr Zuhause nannte. "Wissen diese Leute von dem Vertrag?" vince hatte sich dezent zu ihm gebeugt und ihm diese Worte zu geraunt, wo sie noch einen sicheren von ihr hatten. Seine Antwort war ein kurzes kopfschütteln. "Daher kommt auch ihr Unwissen. Die Menschheit soll unberührt von den Geschehnisse in unsere »Welt« bleiben und so auch hier. Ich nehme keine Anwesenheit eines Elfen wahr."
Verwundert hob sein Begleiter eine Braue. "Aber müsste da nicht einer sein?" doch weiter wurden seine Fragen nicht beantwortet. Caleb's Augen ruhten wieder vor ihm, auf den Rücken des Mädchens.


"Wo ward ihr denn?" Fragte die Frau besorgt, als Marú die Steinstufen hinaufstieg.
Sie wiederum schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Keine Sorge Mary. Ich war über Nacht in der Obhut der beiden Herrschaften." Sie wies hinter sich auf Vince und Caleb.
Kurz nachdem sie dann mit Mary in die große Eingangshalle trat, kamen schon ihre Eltern in den Raum. "Wo warst du?" Erklang auch schon die scharfe Stimme ihrer Mutter, worauf Marú innerlich seufzte.
"Wie ich schon sagte, ich war über Nacht in der Obhut von Mr. Grayson und seinem Begleiter." Erklärte sie nochmal ihre Worte.

Caleb sah sich kurz in der Halle um, wobei er unbewusst vergleiche mit seinem eigenen Anwesen aufstellte. Sein Entschluss jedoch war, dass er recht zufrieden mit seinem völlig überfüllten Heim war. Auch wenn er gerne weiter versucht hätte sich wegen seine aufkommende Ermüdung zu beschäftigen, jedoch bemächtigte das geschehen vor ihm sich seiner Aufmerksamkeit. Er hielt sich grundsätzlich aus solchen familiären Konflikten raus, beziehungsweise gänzlich aus häuslichen Angelegenheiten. Da man bedenken musste, dass er ähnliche Probleme tagtäglich bei sich selbst ertragen musste. Nur leider würde er um diese Auseinandersetzung nicht drumherum kommen können, nicht bei ihr.


"Das gehört sich aber nicht für eine junge Dame." Fuhr ihre Mutter gleich fort zu meckern. In dem Moment legte Marús Vater ihrer Mutter eine Hand auf die Schulter.
"Beruhig dich erstmal Elisabeth. Es muss bestimmt einen Grund gegeben haben, dass sie über Nacht bei den beiden Herren genächtigt hat." Versuchte er seine Frau zu beruhigen und wandte sich an seine Tochter. "Es gab doch einen driftigen Grund, nicht wahr Marú?"
Als ihr Vater sie ansprach, blieb sie stumm und warf einen flehenden Blick zu Caleb. Sie wusste einfach nicht, wie sie auf diese Frage hätte antworten können.
Und immerhin, hatte er ja gesagt, er würde es klären, rettete sie sich mit dem Gedanken.

Der Mann hinter ihr verstand sofort und stand auch so gleich neben ihr und schenkte dem Ehepaar ihm gegenüber ein charmantes Lächeln. "Am besten stelle ich mich erst einmal vor. Mein Name ist Caleb Grayson und ich werde mich in nächster Zeit Ihrer Tochter annehmen. Ich bin ihr immer öfters auf den vergangenen Festen begegnet und dabei ihr außerordentliches Talent bemerkt, welches ich gerne fördern würde." erklärte er, deutlich, langsam und klar, damit die Menschen ihm gegenüber auch ja alles verstanden und vielleicht auch eigene Schlüsse ziehen würden. "Ich stehe hier also als ihr zukünftiger Privatlehrer. Außerdem erfordert die Förderung ihrer Tochter stündliche Observation, daher werde ich sie in mein eigenes Anwesen beherbergen. Dort ist sie wohl behütet." fügte er schnell hinzu. Caleb hoffte inständig, dass er dieses mal an vernünftige Eltern geraten ward, also vernünftig zu seinem Vorteil. Es war nicht das erste mal, dass er vor Eltern stand und ihnen erklären musste, dass er sich ihrer Kinder Annahm und es verlief auch nicht immer reibungslosx doch gerade heute wünschte er sich für alle Beteiligte, dass es funktionierte.


"Ich wusste gar nicht, dass unsere Tochter so eine begabte Pianistin ist." Der Mann Caleb gegenüber erwiderte dessen Lächeln. "Aber wollen sie sich Marú wirklich aufbürden? Verlangen sie denn kein Honorar?"
"George, ich bitte dich." Funkte auch schon die ältere Version von Marú dazwischen. Nur die Augenfarbe der beiden Frauen unterschieden sich. Denn im Gegensatz zu Marús grünen Augen, waren die ihrer Mutter dunkelbraun. "Sie kann doch nicht bei ihm einziehen." In dem Moment klang Marús Mutter unglücklicherweise fast genauso wie sie selber. " Ich werde es mir verbeten, dass meine Tochter unverheiratet bei einem Mann wohnt!" Diskutierte die Frau weiter mit ihrem Mann, der darauf nur seufzte.
George drehte sich nun direkt zu seiner Frau und schaute sie eindringlich an.
"Wie wäre es, du gehst zurück in den Salon und beruhigst dich erst einmal. In der Zwischenzeit kläre ich alles weitere mit Mr. Grayson." Trotz das seine Worte wie ein nett gemeinterVorschlag klangen, wusste sie, dass es keiner war. Ohne ein weiteres Wort, drehte sich die Frau um und verschwand empört aus dem Raum.
"Sie sind sich wirklich sicher Mr. Grayson?" Wandte sich der Hausherr wieder an Caleb, während er nochmal einen kurzen Blick auf seine Tochter warf, die ein wenig abseits stand und sich unbewusst wieder die Innenseite ihres Handgelenks rieb.

Der Angesprochene nickte entschlossen. In Gedanken war er froh, dass die Frau nicht allzu viel in dieser Familie zusagen hatte, denn dies hätte alles nur viel komplizierter gemacht. "Ich bin mir allen Konsequenzen bewusst, doch ich kann solch ein Talent nicht einfach außer Acht lassen. Sie müssten doch wissen, dass sie etwas ganz besonderes ist." bei seinen letzten Worten, warf er der Betroffenen einen viel sagenden Blick zu. "Und machen sie sich keine Sorgen mit dem heiraten." kam Caleb mit heiterem Unterton zu seinem Gesprächspartner zurück. Ihre Tochter hat bestimmt einen interessanten Männer Geschmack."


Doch Marú erwiderten Calebs Blick nur misstrauisch auf seine Worte hin.
"Natürlich ist sie etwas ganz besonderes. Schließlich ist sie ja meine Tochter." Wieder warf er einen nun stolzen Blick zu dem Mädchen.
Diese räusperte sich darauf kurz und lächelte dann ihren Vater an. "Wenn es keine weitere Probleme zu besprechen gibt, würde ich mich entschuldigen und meine Kleider packen."
Mr. Blackwood begutachtete Caleb nochmal prüfend, ehe er nickte. "Nein, geh ruhig."
Marú nickte eifrig, schaute kurz zu Caleb und drehte sich auch sogleich zur der großen, elegant geschwungen Treppe. Bevor sie jedoch jene erklomm, drehte sie sich nochmal um. "Mary, wärst du so lieb und hilfst mir dabei?" Eilig nickte die angesprochene Frau und folgte stumm Marú mit in ihr Zimmer.
"Kommen Sie doch mit in den Salon." Bot Mr. Blackwood den beiden Herrschaften freundlich an. "Haben sie Durst oder Hunger?"

"Etwas zu trinken kann doch nie schaden." ging Caleb freudig über das Angebot ein. Er musste sich selbst eingestehen, dass er in dem Moment, wo es um das Thema »Tochter« ging, beinahe etwas eingeworfen hätte, was alles weitaus komplizierter gemacht hätte. Aber es war am besten, wenn die Menschen weiterhin so unwissend und naiv blieben wie sie im Moment ohnehin waren. Bevor er dem Hausherren gefolgt wäre, schenkte er der Person seine Aufmerksamkeit, welche von alles außer Acht gelassen wurde. Wie ein Schatten hatte sich Vince von der Wand gelöst, an die er sich zuvor gelehnt hatte, und stand nun hinter Caleb. "Komm ruhig mit, sie wird es schon alleine schaffen." Vince verzog eine Grimasse, jedoch veranlasste dies im Augenblick das aufkommende Gähnen. "Als interessiert mich, was sie macht." brummte er nach dem er fertig war.
Caleb's Antwort bestand aus einem kurzen klopfer auf die Schulter des Gegenübers, ehe er sich umdrehte und dem Mann folgte.


Der dunkelhaarige Mann brachte Caleb und Vince in den Salon, in dem auch Elisabeth saß.
"Bitte setzen Sie sich doch." Er wies auf die eleganten Sitzmöglichkeiten, die aus einer Couch und zwei Sesseln bestand, die U-Förmig angeordnet waren. Er selber selber setzte sich auf den noch freien Sessel, seiner Gattin gegenüber. "Haben Sie einen bestimmten Wunsch, was sie trinken wollen?"
In der Zwischenzeit durchquerten die beiden Frauen den Flur, im ersten Geschoss, bis sie die letzte Tür erreichten.
Marú stieß jene auf und trat in das Zimmer ein. Es hatte im Grunde die gleiche Einrichtung, wie die in Calebs Anwesen. Nur waren diese hier in ausschließlich hellen Tönen getaucht.
"Holst du die Koffer? In der Zeit kann ich meine Kleider schon rauslegen." Wandte sich die blonde an Mary, die darauf wieder nur nickte. Als die Bedienstete aus Marús Sichtfeld verschwunden war, machte sie sich daran ihren Schrank zu öffnen und ihre Kleider auf ihrem Bett zusammen zu legen. Zwar war es eigentlich eine Sache der Diener Solche Tätigkeiten zu erledigen, doch Marú war, trotz ihrer Erziehung, eine der Personen, die so etwas schon immer überflüssig fand und es lieber selber machte.

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