"Und wie willst du das anstellen?" Fragte sie, mit dem Blick auf ihre Hände gewandt. Schon vorher hatte sie versucht die aufgekommenen Tränen in ihren Augen zurück zu halten, doch ein innerlichen Damm brach in ihr und Tränen liefen ihr über die blassen Wangen. "Allein meine Mutter ist daran schuld. Hätte sie das nie getan, wäre ich jetzt nicht eine Person, die von allem und jeden umgebracht werden wollte oder immer noch will." Während Marú sprach konnte man hören, wie ihre Stimme immer wieder zwischen verschieden hohen Oktaven hin und her wankte, damit sie nicht anfing lauthals zu schluchzen. "Auch meinte Caleb, dass ich für meinen Körper zu viele Kräfte abbekommen habe und diese nicht kontrollieren könnte." Wie um es zu beweisen, fingen jegliche hölzernen Gegenstände in dem Zimmer an leise zu knacken, worauf anschließend sich wieder kleine Risse bildeten.
Als sie das bemerkte hob sie entsetzt den Blick und sah ihre Umgebung an. Ihre Augen weiteten sich und endeten dann bei ihrem Gegenüber. "Genau das meine ich!" Schluchzte sie nun leise und kauerte sich auf ihrem Bett zusammen, sodass sie ihre Beine an ihren Körper zog und die Arme darum schlang. "Ich weiß nicht was ich dagegen machen soll. Es ist einfach da und ich kann das nicht kontrollieren. Wenn ich etwas fühle passiert in meiner Umgebung irgendwas." Erklärte Marú es ihm kurz weinend und legte ihre Stirn auf ihre Knie.

Erschrocken weiteten sich ihre Augen, als Nate sie an sich zog und sie seine Arme um ihren Körper spürte. Obwohl er ihr viel Mut zu sprach, waren ihre Gedanken weiterhin pessimistisch.
Vorsichtig schob sie eine Hand zwischen ihnen zu Ihrem Gesicht hoch und wischte sich die Tränen weg. "Dann hoffe ich, dass du genügend Zuversicht für uns beide hast." Schniefte Marú und schaute Nate ins Gesicht. "Im Moment habe ich selbst vor mir angst. Was wenn ich jemanden hier verletze? Vor allem dich. Das könnte ich mir nicht verzeihen." Wurde sie nun wieder etwas leiser und lehnte sich leicht gegen ihn. Auch wenn Marú ihn kaum kannte, war sie froh ihn zu überhaupt zu kennen. Sonst würde sie sich noch einsamer fühlen, als sie es jetzt schon tat.
Und trotz Nates Zuspruch vergrößerten sich die Risse unter ihrer Angst weiter in den Gegenständen.

Noch kurz drückte sie sich gegen Nate, ehe sie die Kraft fand seiner Bitte nach zu kommen.
Mehrmals atmete sie tief durch, bevor ihn sacht ein minimales Stück von sich weg schob. Noch einmal wischte sie sich über das tränennasse Gesicht und erst dann konnte sie ihm wieder ins Gesicht schauen. "Ich bereite dir sorgen, nicht wahr?" Fragte Marú ihn dann unvermittelt. "Wenn es so ist, tut es mir leid. Du bist nur der einzige, dem ich hier vertraue." Gestand sie ihm. Schon den ganzen Nachmittag über hatte sie nur auf sein erscheinen gewartet, da sie das Gefühl hatte er könne ihr ein Freund werden.

Marú blinzelte kurz verwirrt, ehe sich ein schüchternes Lächeln sich in ihre Mundwinkel schlich. "Was soll das heißen »so ist wie ich«?", Fragte sie eher aus der Neugierde heraus, anstatt nach Komplimenten zu betteln.
Derweil hatte sie sich wieder weitestgehend beruhigt, sodass die Risse sich wieder zurückbildeten, bis alles wieder wie vorher aussah. Sie konzentrierte sich nicht auf ihren Schmerz, sondern auf den Jungen ihr gegenüber.

"Wenn man es so will bin ich ja auch ein Mensch, zwar nur zur Hälfte-" Zwar leuchteten ihre Augen bei seinen Worten auf, obwohl sie immer noch traurig wirkte. "Doch es ist besser als nichts, oder?" Keck zwinkerte sie Nate zu und beugte sich leicht zu ihm vor. "Also wenn ich so offen sein soll, dann bitte ich dich auch nicht mehr traurig drein zu schauen. Sieh' ich versuche es auch." Nun tauchte ein größeres Lächeln auf ihrem Gesicht auf auch wenn noch ein wenig bitter wirkte. "Dieser Tag soll doch nicht so enden, wie der gestrige Tag es tat."

Schnell nickte sie als Antwort auf seine Frage. "Ja! Riesigen Hunger sogar." Sie grinste Nate verschmitzt zu, als sie langsam vom Bett herunter rutschte. Mit einem leisen Tapsen lief sie zu den Schrank rüber und öffnete ihn dann, um sich die flachen Absatzschuhe heraus zu holen.
Marú setzte sich zurück, neben Nate, auf ihr Bett und raffte ihr Kleid ein wenig an.
Noch schnell zog ihre Schuhe an, ehe sie sich zu Nate wandte und ihm wieder ein Lächeln schenkte. "Ich wäre soweit."

Ein leises Kichern kam über ihre Lippen, während sie von dem Bett aufstand und mit einem dankenden Nicken durch die Tür ging. "Ich geh doch auf keine Schule, oder hast du das vergessen?" Fragte sie ihn mit einem breiten, eigentlich nicht damenhaften, Grinsen, als sie den Kopf zu ihm umwandte. "Ich hatte mein Leben über immer nur Hauslehrer. Aber ich wäre so gern auf in eine Schule gegangen. Weißt du, wie langweilig Einzelunterricht ist?" Ningelte sie, wobei sie den Kopf in den Nacken legte und wieder ein leises Kichern kam ertönte.