//So richtig weiß ich das leider auch nicht.// gestand er Wolf, wobei man ihm dabei zusehen konnte, wie dabei seine Ohren an Höhe verloren und sogar betroffen zur Seite abklappten. //Nur einmal ließ mich Caleb bei einer Versammlung Mäuschen spielen, doch dies ist auch schon einige Zeit her. Was ich erfahren habe ist, dass es eigentlich fünf große Rudel auf der gesamten Welt gibt. Es ist sehr selten, dass alle zusammen treffen, dies geschieht nämlich nur bei Versammlungen oder einmal im Jahr zur Jagdsaison. Sie sind in die vier Himmelsrichtungen und der Mitte eingeteilt, also Norden, Süden, Osten, Westen und das Zentrum. Wir zählen mit zu dem Zentrums, wobei sich dies oft aufteilt, so weit ich das beurteilen kann.// der Wolf schlug nun eine andere Richtung ein, welche er damit zeigte, dass er seine Flanke leicht gegen Marú schmiegte und sie so weiter rechts führen wollte. //Die sind wahrscheinlich so etwas wie Kläne oder Familien bei euch, so richtig kenne ich mich mit Elfen nicht aus. Er erzählt leider nicht allzu viel.// mit einem Mal klang die Stimme des Wolfes schmollend, als stände Nate wieder als Mensch vor ihr und nicht in Form eines großen Tieres. // Und ja, es ist uns einfach strengstens untersagt uns zu verwandeln. Ich darf mich auch erst seit einem guten halben Jahr eigenständig verwandeln.// fügte Nate nun stolz hinzu.

Der Wolf bejahte ihre Frage mit einem weiteren Niesen. //Daher ist es recht selten, dass alle an einem Ort sind. Dann wäre unser gesamtes Land ja voll!// man konnte das Lachen des Jungen aus der Stimme deutlich hervor hören, ehe das Tier neben Marú aufmerksam den Kopf hebte und Ohren spitzte. //Gefunden.// stolz verschnellerte Nate seinen federnden Schritt, bis er mit seiner Begleitung auf eine kleine Lichtung trat. Hier hüllte die Sonne alles ein, sodass es einem fast noch wärmer vor kam. Dazu leuchtete hier das Gras saftig grün und selbst die Blumen schienen hier anders zu wachsen und auszusehen, als außerhalb dieses Waldes. //Das ist meine Lieblings Stelle. Hier bin ich auch oft mit ihm zusammen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass dieser Fleck Wiese dann noch schöner aussieht.// neugierig wie sie es fand, knickte der Wolf abermals ein Ohr ab und fixierte das Mädchen neben ihm mit schrägem Kopf.

Mit ein paar Schritten folgte das Tier dem Mädchen, ehe es seine Hinterläufe einknickte und sich hinsetzte. //Hier im Wald wimmelt es nur so von solchen Orten, als wäre dieses Gelände wo ganz anders.// sprach Nate den Gedanken aus, der ihn jedesmal bei diesem Anblick aufkam. //So ähnlich stell ich mir deine Welt vor. Also die Welt der Elfen.// fügte er eilig hinzu. //Doch wissen tu ich es leider nicht. Falls du irgendwann etwas darüber erfährst, kannst du es mir ja verraten.// der Wolf hatte zuvor den Kopf leicht gehoben, um zu den Baumkronen empor zu sehen, doch nun lagen seine blauen Augen wieder auf Marú und der Kopf zeigte wieder eine dezente Schräglage auf. Aus dem nichts jedoch, musste er ihren Anblick abbrechen und stellte stattdessen aufmerksam die Ohren auf. Er drehte seinen Kopf in die Richtung aus der sie gekommen waren, dort wo das Gebäude stand. //Ich schaff das auch alleine.// brummte Nate leise, ehe er wieder zu Marú sah.

//Auf dich aufzupassen, natürlich.// antwortete der Jungwolf prompt, als sei es ganz offensichtlich. //Am Haus steht einer, um zu kontrollieren, dass auch ja nichts schief geht. Wenigstens hier könnte man mir vertrauen.// es war deutlich zu hören, dass dieser Fakt stark an seinem stolz kratzte. Mit einer ausladenden Kopfbewegung drehte er sich zu Marú und nahm ihr vorheriges Thema wieder auf. //Warum darfst du denn nicht teilhaben? Du gehörst ihr doch längst an! Das ist das gleiche, wie wenn ich sagen würde, ich werde wohl nie ein Wolf sein können.// das Tier entspannte sich immer mehr, bis es sich sogar neben dem Mädchen in das Gras fallen ließ, den Kopf weiterhin gehoben und den Blick auf sie gerichtet. //Es ist längst ein Teil von mir, ob ich es nun will oder nicht. So auch bei dir: du bist schon in dieser Welt. DU musst sie jetzt nur noch akzeptieren. //

Der Wolf rückte so zu dem Mädchen, dass er sie gut im Blick hatte. Während er in Gedanken zu ihr sprach, glitt seine Rute rhythmisch über den Boden hin und her. Für außenstehende müsste es wirken, als würde nur das Mädchen sprechen und das Tier würde ihr aufmerksam zuhören, jedoch nicht in das einseitige Gespräch mit einsteigen. //Manchmal. Man muss aufpassen, was man sagt und wie viel man von seinen Fähigkeiten preis gibt. Doch die Menschen machen es einem nicht schwer es geheim zu halten.// kurz zögerte Nate, ehe seine Augen die wieder erblühte Blume betrachteten. //Meine Eltern haben es bemerkt. Nicht das ich ein Werwolf bin, aber das etwas mit mir nicht stimmte. Sie wollten mich abstoßen und aussetzten, doch als Caleb in der Tür auftauchte und versicherte, ich könnte dennoch eine gute Zukunft haben, waren sie einverstanden ein bis zweimal im Monat ihren Sohn wieder Willkommen zu heißen. Caleb gab mir damit die Chance ich selbst zu sein, aber dennoch unter Menschen wandeln zu können.// Die Stimme klang nun heiser und die sonst so strahlenden Augen hatten ihren Glanz verloren und wirkten, als würden sie nie mehr zu ihm finden. //Mein großer Bruder ist früh von zu Hause abgehauen, die Grund habe ich schließlich selbst spüren müssen, da wollten meine Eltern, dass wenigstens ich ihren Träumen gerecht werde. Hier habe ich alles was ich mir je erträumen könnte. Freunde, meinen Bruder, eine Vaterfigur und ich kann ein halbwegs normales Leben führen. Dafür halte ich diese Seite gerne geheim, aber ich weiß trotzdem ganz genau wo ich hingehöre und wohin ich immer wieder zurück finden will.// damit endete Nate. Der Schleier hatte sich von seinen Augen gelöst und nun sah es aus, als würde das große Tier neben Marú tatsächlich Andeutungen von Tränen in den blauen Augen haben. Doch ein schnelles blinzeln und ein kräftiges Schütteln mit dem Kopf, machte es fast unmöglich dies nachträglich nachzuweisen.

Erstaunt über ihr handeln, hatte das Tier seinen Kopf gehoben und sah, soweit es ihm möglich war, nun auf das Mädchen herab. Doch schnell wich das Erstaunen und Nate lehnte seinen Schädel so, dass er Marú entgegen kam. //Ja, meine Eltern sind beide Menschen und haben bis jetzt auch noch nie von Wesen wie Werwölfen oder Elfen gehört.// die blauen Augen des Wolfes tasteten den Rand der kleinen Lichtung ab, ohne ein Ziel zu haben, wonach sie suchten. Auf eine eigenartige Weise tat es gut, jemanden die eigene Welt zu erklären, vielleicht konnte man sie so selbst besser verstehen. Im Rudel brauchte niemand zu erzählen welche Sorgen er zu tragen hatte, da sie sich oft sehr ähnlich waren oder jeder seine eigene Erfahrung und Vergangenheit mit dem Tier in sich hatte. Seinen menschlichen Freunden konnte es Nate auch nicht erzählen und selbst fast alle Elfen wussten über groben Fakten der Wölfe bescheid. Und dennoch war er hier und erklärte es seiner Elfe. //Ich wurde von einem anderen Wolf gebissen, sodass ich zum Werwolf nun werden kann. Es gibt unter den Werwölfen nur drei bekannte Arten an Wölfen: Die Unreinen, welche also gebissen worden sind und als Mensch geboren sind, die Reinen und die Alphas, wobei für einen solchen Wolf die Voraussetzung gegeben sein muss, dass er von Anfang an ein Wolf gewesen ist.//

Der Wolf horchte ihren Worten und ohne eine Bewegung oder ein Wort, schien es, als hätte das Tier ihre Worte offensichtlich zur Kenntnis genommen. //Der Biss eines Wolfes ist kein Fluch in dem Sinne, auch wenn ihn viele als solchen empfinden. Mit dem Biss, wird eine Art... menschlich ausgedrückt, ein Gift in die Blutbahn des Betreffenden injiziert. Leider kann ich dir nicht die genauen Einzelheiten erklären, was genau geschieht, da ich es nicht weiß, obwohl es mir selbst passiert ist.// trotz das seine Worte voller Ironie und Bitterkeit hätten sein können, klangen sie mehr wie eine Entschuldigung, für sein mangelndes wissen auf diesem Gebiet. //Für solche Fragen, musst du die Älteren fragen. Ich weiß nur, dass das Gift so intensiv ist, dass es innerhalb eines Menschen ein Tier entstehen lässt, was sich unter bestimmten Bedingungen, sogar das komplette Sein des Menschen aneignet.// als sein Blick auf seine eigenen Vorderläufe fiel, stellte Nate seine Ohren auf, als sei ihm wieder etwas wichtiges eingefallen. //Ich hab von Arthur gehört, dass da das Gift ziemlich schnell wirkt, es sich die Statur und das Aussehen des Tieres aus den Vorlagen der Menschen zieht. Ich zum Beispiel: Ich habe als Mensch blonde Haare und blaue Augen, Als Wolf besitze ich beides genauso. Nur reine Wölfe sehen meist anders als Wolf aus, als in ihrer menschlichen Form.//

Das Tier regte sich einige Zeit nicht, selbst als sie längst fertig gesprochen hatte. //Ich glaube vielen Werwölfen erging es wie dir in diesem Moment. Also sei nachsichtig, wenn sie nicht alle so sind wie viele hier.// als seine Augen sie nun ansahen, trugen sie eine Entschuldigung in sich, als würde er sich für jede je entstandene und noch entstehende Unannehmlichkeit der Wölfe entschuldigen. //Lass uns aufbrechen. Noch ist das Wetter gut und ruhig. Wer weiß wie schnell es sich ändert.// Nate erhob sich, wobei er anschließend seinen Pelz flüchtig durch schüttelte. Aufgezwungen? Viele würden ihr in diesem Punkt bestimmt zustimmen. Doch spätestens nach den ersten Verwandlungen, vergaß man bereits ein Leben davor. //Zu dem erwartet uns Caleb bereits.//