"Das will ich für dich hoffen. Es liegt in meiner Natur Dinge schnell aufzuspüren, also kannst du dich nicht allzu lange vor mir verstecken." der Junge hob das Kinn in die Luft, als wäre er etwas ganz besonderes und jeder müsste es sehen.
"Das kann sie auch so nicht." ertönte eine tiefere Stimme und mit ihr waren nun auch die Schritte deutlich zuhören. Als sich Nate umdrehte, musste er feststellen, dass Caleb und Vince bereits die Helle betreten hatten, ohne das er wirklich darauf geachtet hatte. Vielleicht benötigte er wirklich noch etwas mehr Training, überlegte lachend in Gedanken. Doch er traute sich nicht, etwas zu Caleb zu sagen, da man es ihm auf den ersten Blick ansehen konnte, dass sein Gemüt längst nicht abgekühlt war. Stattdessen sah er zu, wie sich die beiden Männer ihre Mäntel bringen ließen und sich so fertig machten. Nach langem innerlichen Hin und Her, holte der Blonde nun doch Luft und wurde auch gleich wieder in seinem Vorhaben unterbrochen. "Falls du mich ein weiteres Mal fragen willst, wann dein Bruder nach Hause kommt, dann muss ich dich jetzt bitten, nicht länger zu nerven." Nate wusste schnell, dass sich Caleb wirklich Mühe gegeben hatte, es harmlos klingen zu lassen, damit er nicht verletzt war. "Ich wollte gar nicht fragen!" log er zu seiner Verteidigung.
"Na dann ist ja gut, denn er hat gerade das Tor passiert." Der Mann sah nun in freudige, große Augen, welche sich bei ihn stumm bedankten. Mit einem Seufzer wandte er sich nun an das Mädchen. "Können wir?"

Caleb und Vince taten es Marú gleich, auch wenn Caleb am Fuße der Treppe noch einmal stehen blieb, um Arthur, der nun auf seiner Höhe war, an de Schulter festzuhalten. "Ich hab es gefunden." antwortete der Ankömmling, ohne das ihm eine Frage gestellt worden war. Sein Nachbar nickte, womit für ihn anscheinend das Thema vorbei war, da er nun ein anderes an schnitt. Dazu beugte sich Caleb dicht zu Arthur's Ohr, nicht da er sich sorgen machte, dass er ihn sonst nicht hören konnte, sondern damit das Gehör des Kleinen in der Halle eingeschränkt wurde. "Du übertreibst es mit der Distanz. Ich habe keine Lust ewig eure Mutter zu spielen, wie wäre es also, wenn du die Dinge langsam zur Ruhe kommen lässt?" er erwartete keine Antwort, da er sich auch wieder gerade aufrichtete, doch Arthur schien seine Worte nicht kommentarlos auf sich beruhen zu lassen. "Als hätte ich es mir gewünscht- du weißt am Besten was das Problem ist." rief der junge Mann und zeigte damit nicht nur, dass Caleb den gewünschten Punkt getroffen hatte, sondern wie sehr ihn dieses Thema auch mit nahm. "Aber ist es nicht langsam Zeit den trotzigen Jungen abzulegen?" der schwarzhaarige Mann ging blieb noch einmal vor dem Eingang der Kutschte stehen, da die anderen beiden bereits eingestiegen waren. "Du kannst es durch dieses Verhalten nicht ändern. Du wirst es nie wieder ändern können." mit diesen Worten ließ er den Blonden mit geballten Fäusten zurück, während die Tür zur Kutsche geschlossen wurde und sich das Gefährt in Bewegung setzte.
Arthur knirschte mit den Zähnen, unschlüssig auf wen genau er nun wütend war. Erschreckend war nur, kaum drehte er sich zum Eingang und sah in die leuchtenden blauen Augen, machte die Wut einem anderen Gefühl Platz. Ein Gefühl, was ihn immer wieder bei diesen Anblick begann zu zerfressen. Schuld. Der Junge auf der Schwelle wartete geduldig, bis sein Bruder die Treppen erklommen hatte und nun durch die Tür ging. An dieser stelle hielt er, hob die Hand und fuhr mit ihr kurz durch das blonde lockige Haar des Kleineren. "Mit diesem Verhalten ähnelst du wirklich sehr einem braven Haushündchen." Arthur griente Nate schräg an, ehe dieser ihm einen Schlag gegen die Schulter versetzte. "Ich zeig dir gleich wer hier das Hündchen ist!" rief der Kleinere. "Wir können das gerne austragen." Unweigerlich musste Arthur leise lachen. "Du meinst wie das Haustiere so machen?" noch einmal strich er seinem Bruder durch das Haar, doch dieses Mal mit ein andere Absicht, welche er jedoch nicht aussprach. "Also gut, und was muss der Verlieren tun?" wissend grinsen sah Nate zu ihm nach oben, "Oh, da weiß ich genau das richtige!"

"Da werden Sie wohl in der Bibliothek in meinem Anwesen suchen müssen. Ich habe nicht jedes Buch im Kopf." Caleb sah keine Notwendigkeit darin das Mädchen anzusehen, stattdessen wanderte sein Blick ziellos in der Welt außerhalb dieses engen Raumes umher. "Aber seien Sie gewarnt, ich besitze keinen Märchenbücher für keine Kinder. Es könnte Schriften geben, die ihresgleichen anderes beschreiben, als es manche wahr haben wollen. wobei die Anzahl in dieser Bibliothek recht gering ist." fügte er etwas leiser hinzu. Er hatte sich früher immer darüber aufgeregt, dass er überhaupt solche Schriften bei sich führte, auch hatte sich seine Meinung bis heute nicht wirklich stark geändert, doch nun waren die Umstände andere und er musste gezwungenermaßen sogar neue suchen. Darüber nachzudenken war ein Fehler, denn jetzt erinnerte er sich an den gestrigen Tag zurück. "Tz, 'Früher'." ahmte er leise das Wort des Nordens nach, wobei lediglich Vince wissen konnte, aus welchem Zusammenhang es stammte.

Caleb hätte beinahe laut aufgelacht, konnte sich aber im letzten Moment noch zurückhalten. Stattdessen klopfte mit seinen Fingerknöcheln gegen das Holz der Kutsche. "Wen belügen Sie hier? Denken Sie, ich hätte es nicht bemerkt?" fragte er herausfordernd, ohne einen Einwand von ihr zu dulden. "Solange ich nicht zu Hundert Prozent sicher bin, dass meine Einrichtung keinen Schaden nimmt, werde ich nie aufhören Sie zu warnen, auch wenn es mehr Warnungen für die Folgen ihrer Taten sein werden." vielleicht würde seine Gegenüber schnell merken, dass sie sich einen reichlich ungünstigen Tag ausgesucht hatte, um mit ihm über etwas zu diskutieren. Doch sie konnte so etwas anscheinend nicht einmal richtig abschätzen, anderes hatte Caleb das Mädchen auch nicht eingeschätzt. "Und verschonen Sie mich mit der 'jungen Dame', von der sind Sie nun wirklich noch einiges Entfernt, höchstens für das menschliche Alter. Aber sie leben nicht länger unter Menschen." die grünen Augen hatten während seiner letzten Sätze das Mädchen fixiert, doch sie waren um nichts weicher, als seine Worte. "Sie können von Glück reden, dass man es Ihnen erlaubt sich wenigstens noch wie ein Mensch zu verhalten."

"Ihr Recht?" Caleb hatte nicht vor irgendetwas auf sich sitzen zu lassen oder wie es sich für einen 'Erwachsenen' gehörte nachzugeben. Er würde sich doch nichts von so einem jungen Ding vorhalten lassen. "Nicht Ihr Recht, sondern Ihr Glück, dass sie umgeben von Dummheit aufwachsen durften, ohne dass Sie jemand außerhalb Ihrer farbenfrohen Welt entdeckt hat. Sie sind weit mehr ein Teil meiner Welt, als Sie es wahrhaben wollen, wobei Sie zum Glück nicht gänzlich meiner Welt angehören." Auch der Mann verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust, in seinem momentanen Zustand war es unwahrscheinlich, dass er sich so schnell wieder abreagierte, wenn er nur aus dem Fenster sah. "Wie Sie sich verhalten ist mir völlig gleich, solange meine Einrichtung nicht darunter leiden muss oder sonst jemand in meinem Rudel, doch Sie können von Glück reden, dass es Leute gibt die sich um ihr Wohlergehen sorgen, sonst wäre der Ort wo Sie nun leben, der dümmste Ort, Sie hin zu schicken. Also erzählen Sie mir nichts von Recht, wenn ihr Leben nur noch von anderen abhängt, da Sie alleine nichts auf die Reihe bekommen."

"Sie glauben gar nicht wie oft ich diese Möglichkeit in den letzten vier Tagen bereits in Betracht gezogen habe." versprach er ihr. Ihre erste Frage traf genau den Punkt, der ihm die ganze Zeit einfach keine Ruhe ließ. Warum sollte sie bei ihm sein? Ihm war es egal ob ein Orakel, was er zuvor noch anerkannt hatte, sie zu ihm geschickt hatte, man sollte doch wissen, dass er nicht der passendste dafür war. Das Mädchen vor ihm wollte doch keine Hilfe, stattdessen würde es sich dazu entscheiden freiwillig bei Menschen zu leben. Wenn er sie also in ein Gefängnis sperren würde, hätte er zwar sie als Problem weniger, doch damit würde er sich die Elfen zum Feind machen. Ein Volk was doch froh war, wenn die eigenen Problemfälle weg waren, aber wenn sie umgebracht werden, dann gehörten sie wieder dazu. Ermüdet nahm der Mann war, dass die Kutsche längst gehalten hatte und in just diesem Moment die Tür geöffnet wurde. Ein kalter Blick in die Richtung von Marú, damit sie wusste, dass sie als erste raus sollte, mehr würde der Mann wohl nicht mehr in ihre Richtung ausdrücken, es sei denn sie legte es unbedingt darauf an. Dieser Besuch zeigte ihm ein weiteres Mal, wie viel er eigentlich für einen Mischling tat, den keiner haben wollte. Caleb war der einzige, der genügend Kraft besaß sie vielleicht zu kontrollieren? Von wegen, rümpfte er innerlich die Nase.

Nur wenige Sekunden, nachdem die Gäste ihre Kutsche verlassen hatten, wurde die Tür des Anwesens aufgerissen und eine freudig rufende Sophie stürmte mit offenen Armen auf Marú. Nachdem sie diese gedrückt hatte, sah sie sie mit großen Augen an. "Einen wunderschönen guten Tag, Marú. Was hat das denn so lange gedauert? Das nächste Mal müssen wir eine frühere Zeit ausmachen, damit wir mehr Möglichkeiten haben über den Tag hinweg." sie lachte kurz auf, ehe ihr Kopf an der jungen Frau vorbei lugte, zu den dahinter stehenden Männern. "Auch Ihnen wünsche ich einen angenehmen Tag, meine Herren." begrüßte sie die beiden. "Es steht alles bereit und wartete nur darauf, dass Sie alle endlich erscheinen." Sophie drehte sich wieder um, blieb aber auf der gleichen Höhe wie Marú. "Lasst uns endlich rein gehen. Ich habe mir erlaubt den Tee im Wintergarten servieren zu lassen. Dort ist es zu dieser Jahreszeit bereits angenehm warm und auch die Pflanzen entfalten seit einiger Zeit ihre Pracht. Es wird dir gefallen." vorfreudig hakte sich Sophie bei ihrer frisch gefunden Freundin unter und führte sie in das Innere des Gebäudes. "Wir können zwischen durch, auch die Bibliothek besuchen gehen." fügte sie verschwörerisch hinzu.
Caleb ließ sich mit dem Eintreten Zeit. Er musste zugeben, dass ihm dieses Gebäude ein Stück kleiner als sein eigenes vorkam. Vielleicht lag es auch daran, dass hier die Anwesen enger aneinander gepresst stehen und damit gedrungener wirken, als sein frei stehendes, weitläufiges Gelände. Doch hier würden es die Jungs keine Woche aushalten. Mit einem Seufzer drehte er sich zu der immer noch offen stehenden Tür um, durch diese nun Vince trat. Caleb hob nur kurz den Kopf und schon begann Vince mit sprechen: "Ich habe mich, wie du es gesagt hast, umgeschaut, doch hier scheint es im Moment noch ruhig zu zugehen. Nur ist es eine bloße Frage der Zeit, bis unser Besuch hier bekannt wird." es schien als würde der Braunhaarige noch einmal tief durchatmen, um dann bestätigend zu brummen. "Ihr Geruch lässt selbst nach einigen Meter nicht an Intensivität nach. Hier drinnen ist es zwar noch intensiver, doch draußen ist es genauso unschwer zu verfehlen."
"Vor allem wenn man gezielt danach sucht." fügte Caleb nachdenklich hinzu. "Hier sind viele Menschen und auch wir sind hier, damit sollte ihr Geruch wenigstens etwas abgeschwächt sein." beide Männer wussten, wie aussichtslos es war, zu versuchen einen derart starken Mischling zu verstecken. Auf Caleb's Gelände bewegten sich fast zehn Werwölfe, doch selbst da reichte das Wissen über ihren dortigen Aufenthalt, um den feinen Geruch zu bemerken. "Nun gut, deswegen sind wir ja auch hier." damit drehte sich der Größere in die gleiche Richtung, in der die beiden Frauen gegangen waren und folgte ihnen, Vince natürlich stets an seiner Seite.