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"Wieso beneidenswert?" mit fragendem Blick, ließ sich Sophie in das Polster eines Sessels sinken, der gleich in Marú's unmittelbarer Nähe stand. Sie platzierte ihr Kleid sorgfältig, ehe sie die Augen wieder zu der Blonden erhob. "Es sind doch nur einfache Zeichnungen über etwas zu groß geratene Hunde. Oder denkst du, dass mein Vater tatsächlich wilde Wölfe gesehen haben könnte?" bei dieser Frage, konnte man deutlich hören, wie begeistert sie von dieser Möglichkeit war, aber auch wie gerne sie dabei gewesen wäre. "Hast du denn schon einmal einen wilden Wolf gesehen?"


Marús Augen weiteten sich bei Sophies Worten. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie sich so gut wie mit ihren Worten selbst verraten hatte.
Und doch natürlich hatte sie schon einen Wolf gesehen. Einen ganz besonderen Wolf sogar, wenn sie ehrlich war. Doch er war keines Falles 'wild'. Zumindest hatte sie ihn noch nie so erlebt. Er konnte sich ziemlich gut an die Menschen anpassen.
Doch anstatt ihr das zu sagen, verbannte sie ihren erschrockenen Ausdruck aus ihrem Gesicht und hob schüttelnd den Kopf. "Nein, ich habe noch nie einen wilden Wolf gesehen. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie so groß sind."

Sophie sank zurück in die bequeme Lehne, den Kopf leicht gehoben, als würde sie in ihrer ganz persönlichen Welt schwelgen. "Ich würde gerne mal einen wilden Wolf sehen oder generell wilde Tiere. Ab und zu quartiert ein Zirkus entweder auf dem Marktplatz oder am Rande der Stadt, doch diese Tier sind nicht mit den Natur verbundenen Tieren zu vergleichen. Mehr wirken sie wie abgerichtet." leise kicherte sie über ihre eigenen Worte. "Aus mir spricht die Erziehung meines Vaters. Er hat etwas ähnliches auch stets gesagt. Wenn ich so zurück denke, hat er neben dem Wintergarten mit seinen ganzen Blumen, wohl auch die Tiere der Wildnis ganz gerne gemocht. So ein Spinner." sie musste über die Vergangenheit auf lachen, ehe sie wieder Marú ihre Aufmerksamkeit zukommen ließ. "Ich denke, dass die Tiere wunderschön sind. Das kann man bereits an der Zeichnung erkennen, wie eindrucksvoll sie sein müssen. Lass uns irgendwann mal einen Wildpark besuchen gehen oder wo auch immer man Wölfe finden könnte." schlug sie vor.


"Die Idee hört sich überaus gut an." Stimmte sie ihrer Freundin zu. "Wie wäre es wenn wir mal auf die Jagd gehen, ohne natürlich Tiere zu erlegen. Vielleicht können wir ja dort Wölfe in ihrer Natur beobachten." Oder ich frage einfach Nate, ob er sich in einen Wolf, diesmal für dich, verwandelt, spottete sie humorlos in Gedanken. Doch schon im nächsten Moment taten Marú ihre unausgesprochenen Worte auch schon wieder leid. Sie wollte ja gar nicht so denken, auch wenn es die Situation zurzeit es wirklich schwer machte, nicht solche zynischen Gedanken zu hegen.

"Dafür haben wir im Moment nur die falsche Jahreszeit." lachte Sophie, den Rücken nun bequem gegen die Lehne der Sessels gelehnt. "Im Moment haben wir Frühling, zu der Zeit haben die Wildtiere doch eher Jungen, oder?" gleich drauf lachte sie erneut auf, dieses Mal nur entschuldigend. "Verzeih, ich kenne mich wirklich zu wenig mit den Tieren aus, vielleicht sollte mein nächstes Buch eher von der Tierwelt handeln, als von noch einer Reise. Allmählich habe ich das Gefühl, bereits die gesamte Welt bereits zu haben, ohne aber etwas in meinem genaueren Umfeld zu wissen." sie schüttelte über sich selbst den Kopf. "Das sollten wir wirklich schleunigst ändern."


"Also zu dieser Zeit beginnt doch eher die Paarungszeit." Unweigerlich musste sich die junge Frau fragen, ob Werwölfe dem gleichen Drang unterlagen, wie es normalen Wölfen auch erging. Schnell verwarf sie diesen Gedanken jedoch, da sie solche Szenarien sich in keinster Weise ausmalen wollte. Das war einfach nur unangebracht. "Aber wir können uns das einfach für die Zukunft aufheben. Wir haben ja noch ewig Zeit." Wechselte dann aprubt das Thema, immerhin war sie ja eine anständige junge Dame, die nicht mal im Traum an so etwas dachte, oder an so jemanden.

„Das stimmt.“ stimmte Sophie ihrer Freundin zu, zu mehr kam sie auch gar nicht. Denn nur wenige Sekunden nachdem sie geendet hatte, wurde die Tür aufgestoßen. Zielstrebig betraten die Männer die Bibliothek und obwohl Caleb den Bücherregalen tatsächlich einen flüchtigen Blick widmete, kam er zielstrebig auf die beiden Damen zu, als wäre er bereits an diesem Ort schon einige Mal gewesen. „Verzeiht, dass ich eure gemeinsame Zeit unterbreche, aber der Tag ist schon um einiges fortgeschritten, daher müssen wir allmählich den Heimweg antreten.“ Schildete Caleb auch gleich den Grund für sein abruptes Eintreten. „Wir haben leider auch noch andere Verpflichtungen, daher it die Zeit des Abschiedes nun gekommen.“ Während seine grünen Augen noch gerade die Gastgeberin entschuldigend angesehen haben, so erkaltete sie, als sie bei Marú endete und sie nun streng ansahen. Er würde keine weitere Diskussion dulden. Er hatte für heute und auch in den letzten Tagen generell, zu oft nachgegeben und dies mussten ihn weder Vince noch der Süden vor die Augen halten, das wusste er sehr gut selbst.
Sophie seufzte bedauernd. „Das ist sehr traurig, aber ich versteh schon. Ich bin Ihnen ja dankbar, dass sie überhaupt heute für mich Zeit gefunden haben.“ Damit erhob sie sich. „Wenn du möchtest, kann ich bis zu unserem nächsten Treffen, alle Skizzenbücher meines Vaters suchen, damit du sie dir dann ansehen kannst.“ Bot sie an. „Wir sind nämlich die alten Aufzeichnungen meines Vaters durch gegangen und sind dabei auf Zeichnungen gestoßen, die Marú gefallen haben.“ Klärte sie die zwei Männer auf. „Und was für Zeichnungen wären das?“ fragte Caleb nach, wobei er die Frage am liebsten gleich wieder zurück nehmen wollte. Jetzt war er daran schuld, dass sich dies noch länger zog.


"Es sind nur ein paar Zeichnungen, die Hunde oder Wölfe, vermutlich mit ihren Besitzern zeigen." Speiste sie das Thema halbherzig ab, als sie sich langsam erhob. Dabei schloss sie die Bücher in ihrer Hand und legte sie behutsam auf die Sitzfläche.
Sie drehte sich zu Caleb und strich dabei halbherzig den Stoff ihres Kleides glatt. "Sie waren wirklich interessant und auch sehr detailliert gezeichnet." Nun wandte sie sich an Sophie und lächelte ihre Freundin an. "Und ich freue mich schon auf unser nächstes treffen." Doch trotz dass sie lächelte, hatte ihr nur der Blick Calebs gereicht, damit sich ihre gute Laune verschlechterte.

"Ganz meinerseits." entgegnete Sophie. "Und ich will doch hoffen, dass dieses Wiedersehen in nicht allzu weiter Zukunft stattfinden wird." fügte sie ihren vorherigen Worten hinzu und lächelte nicht nur Marú vielsagend an, sondern auch die zwei Männer in ihrem Rücken. "Wirklich Schade, dass es nur so kurzweilig war, aber eigentlich bin ich ja froh, dass ihr überhaupt Zeit gefunden habt." sie hatte einen Arm um ihren Körper gelegt und ihren anderen auf eben diesen gestützt, sodass ihre Hand nun unter ihrem Kinn lag. "Sie müssen ja wirklich viel zu tun haben, Mr. Grayson." ihre braunen, großen Augen hoben sich und fixierten den Größeren der beiden Männer.
"Sie haben ja keine Ahnung." antwortete dieser darauf. Schnelle Schritte verrrieten ihm, dass die junge Dame ihren Standort gewechselt hatte und ehe man sich versah, stand sie direkt vor Caleb, den Kopf zu ihm auf gerichtet. "Dann kommen Sie wohl auch nicht zu der großen Geburtstagsfeier, der Fürstin, oder? Dabei könnte ich meine Bücher verwetten, dass Sie ebenfalls eine Einladung erhalten haben. Unterhielten Sie sich nicht einst mit ihr?" neugierig funkelten die Augen zu Caleb auf, während er nur ein höfliches Lächeln dafür übrig hatte. "Wie Sie es gerade so schön gesagt haben." er nahm, ohne eine Aufforderung, die freie Hand von Sophie an sich und deutete einen Kuss auf den Handrücken an. Als er anschließend von ihrer Hand wieder ihren Blick suchte, erhielten seine grünen Augen ein wissendes Glänzen. "Ich habe mich lediglich mit ihr unterhalten." Caleb gab ihre Hand frei und stellte sich wieder aufrecht hin, ehe er abschließend ein letztes Mal den Kopf zum Abschied neigte. "Ich wünsche noch einen schönen Abend." erklärte er die Förmlichkeiten und den Abschied für beendet, da er sich danach auch bereits umdrehte. Vince tat es ihm gleich, nach dem er unglücklicherweise noch das übertriebene winken von Sophie in seine Richtung, bemerken musste. "Kommen Sie? Fräulein Marú Blackwood." die frage war unnütz gewesen, doch der Mann konnte es sich nicht lassen, sich genauso noch ein letztes Mal im Türrahmen um zu drehen und das Mädchen mit einem kurzen Blick zu bedenken. Ein Blick der deutlich von der Ironie in seinen Worten zeugte.


Auf die letzten Worte von Caleb, gab die Blondine keine Antwort. Stattdessen ignorierte sie den herablassenden Ton, Übergang seinen Blick und drehte sich mit einem Lächeln wieder zu Sophie.
"Wärst du so lieb und begleitest uns noch mit zum Ausgang?"
Doch ehe Sophie antworten konnte, henkelte sich Marú auch schon bei ihr unter und ging mit ihr, die zwei Männer vor ihnen, zum Ausgang.
Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete sich die junge Frau von Sophie und ging zu der wartenden Kutsche.
Da die beiden Männer schon in die Kutsche gestiegen sind, war sie die letzte die in jenes Gefährt stieg. Caleb und Vince saßen ihr gegenüber, sodass sie allein auf der gepolsterten Bank saß.
Sie richtete ihren Blick auf die an der Tür stehenden Sophie und winkte ihr, mit einem kleinen Lächeln, zu, ehe sich auch schon die Kutsche in Bewegung setzte und sie irgendwann das aus ihrer Sicht verlor.

Kaum hatte sich die Kutsche in Bewegung gesetzt, lehnte Caleb den Kopf gegen die wand in seinem Rücken. Es fühlte sich als würde eine nie dagewesene Anspannung, endlich von ihm abfallen und er konnte endlich aufatmen, frei von der Last. Mit einer kurzen Bewegung öffnete er die obersten zwei Knöpfe und schob anschließend den Zeigefinger zwischen seiner Haut und dem Kragen. Sein Blick war wie so oft ausdruckslos durch das Fenster nach draußen gerichtet, während er den Hemdkragen auf schob und sich so das beklemmende Gefühl nahm. Dieses Treffen hatte sich unnötig in die Länge gezogen und ihm dazu gezeigt, dass sich etwas ändern musste.
Draußen hatte sich der Tag bereits zum fortgeschrittenen Abend gefärbt, sodass bereits die Straßenbeleuchtungen in Takt waren. Der Himmel war wolkenverhangen und verriet, dass es in der Nacht höchstwahrscheinlich zu Niederschlägen kommen würde. Doch auch ohne ihn zu sehen, wusste Caleb, dass dort oben am Himmelszelt jemand lauerte. Er konnte es spüren, dass die Zeit immer näher kam und wahrscheinlich in der kommenden Woche reif war. Mit einem kurzen Seitenblick, bestätigte sich Calebs Vermutung, auch Vince hatte den Blick nach draußen und zum Himmel gerichtete. Ihresgleichen wurden jeden Monat von ihm ausgelacht und jedesmal wurde ihnen das vergehen eines weiteren Monats vorgezeigt. Innerlich rümpfte der Schwarzhaarige Mann die Nase, er lachte ganz schön laut heute. Der Mond hinter den Wolken.


Wie auch die Männer, die vor Marú saßen, richtete sie den Blick aus dem kleinen Fenster der Kutsche. Eine andere Möglichkeit gab es auch nicht, da sie sich weder mit Vince, geschweige denn mit Caleb unterhalten wollte.
So hing sie ihren Gedanken nach, während die Welt außerhalb der Kutsche immer mehr von der abendlichen Dunkelheit verschlungen wurde.
Als sie eine Brücke erreichten, zeigte ihr der Anblick jener, dass sie die Hälfte des Weges zu Calebs Anwesen geschafft hatten und somit die Stadt verließen. Die flackernden Lichter der prunkvoll verzierten Laternen, die das steinerne Geländer der großen Brücke säumten, spiegelte sich in dem unruhigen Wasser des breiten Flusses.
Der Anblick wirkte beruhigend auf die blonde junge Frau in der Kutsche, da sie die Wellen verfolgte, die von den vereinzelten Stegen, die ins Wasser ragten, gebrochen wurden. Doch so sehr sie die Aussicht auf das Wasser auch genoss, so schnell verschwand er auch wieder und wurden von vereinzelten Häusern ersetzt. Die Häuser auf der anderen Flussseite standen nicht so eng, wie die Anwesen die im inneren der Stadt standen.
Umso weiter sie sich von der Stadt entfernten, umso mehr erinnerten die Häuser, die an der Straße standen, an Landhäuser. Doch diese erkannte Marú immer schwerer, da es immer dunkler wurde, trotz dass immer mehr der Frühling den Winter verdrängte.
Nun machten die Häuser weiten Feldern platz, also brauchten die Kutsche nicht mehr lang, ehe die darin saßen an ihrem Ziel ankamen.
Marú wandte ihren Blick wieder in das innere der Kutsche, doch kaum glitt ihr Blick zu den beiden Männern, hasteten ihre Augen auch schon zu einem anderen Fleck.
Jener Fleck waren ihren Hände, die sie unbewusst so verschlungen hatte, dass ihr Daumen wieder über mal über die Innenseite ihres Handgelenkes streichen konnte.
Ein kleines Ruckeln der Kutsche kurz darauf, verriet ihr, dass sie die Einfahrt zum Anwesen passiert hatten. Kaum ein paar Minuten danach hielt die Kutsche wieder mit einem leichten Ruckeln und ihnen wurde die Tür geöffnet.
Marú signalisierte mit aufstehen und dem leichten anheben ihres Rockes, dass sie die erste war die aus der Kutsche stieg. Ohne einen höflichen Blick über ihre schmalen Schultern lief sie die Treppen zu der großen Eingangstür, die auch soeben geöffnet wurde. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen wünschte sie den Bediensteten einen angenehmen Abend und stieg die Treppen in die erste Etage hinauf. An dem Gästezimmer angekommen, indem sie schlief, schlüpfte sie durch die Tür und schloss sie lautlos hinter sich.
Nun war schon mehr als einen Woche vergangen, die Marú in dem großen Anwesen, mit dem Rudel zusammenleben musste.
Dabei begann jeder Tag gleich.
Entweder sie wurde früh wach und aß mit Nate und ein paar anderen aus dem Rudel Frühstück oder Nate weckte sie und fragte sie, wie immer fröhlich, ob sie nicht mit ihm Frühstücken wolle, ehe er zur Schule musste. Natürlich stimmte sie jede Male zu. Danach begleitete sie Nate zur Tür und verabschiedete ihn.
Immer mit der gleichen Aussage, dass sie ja sonst nichts weiter zu tun hätte, wenn Nate sie fragte, warum sie das tat oder ihr sagte, sie bräuchte das nicht zu tun.
Nachdem Nate das Haus verließ, begab sie sich auf schnellsten Weg zur der Bibliothek im Erdgeschoss und suchte sich einige Bücher aus. Sie suchte bewusst Bücher aus, in denen etwas über Elfen-Mischlinge, Elfen im Allgemeinen oder Werwölfen stand.
Danach ging sie immer in ihr Zimmer hinauf und kam für den Rest des Tages, im Normalfall, nicht mehr hinaus. Immer darauf bedacht, Caleb nicht über den Weg zu laufen, da er die letzte Person war, mit der sie sich unterhalten wollte, aus Angst, dass sie etwas schlechtes von ihm zu hören bekam.
Doch an schönen Tagen zog sie es mindestens einmal am Tag in den großen Wald hinter dem Anwesen. Sie hatte gelesen, dass Elfen sehr naturverbunden waren.
So ergab es auch für sie einen Sinn, wenn sie auf dem breiteren Fensterbrett in ihrem Zimmer saß und anstatt in das aufgeschlagene Buch in ihrem Schoß zu schauen, nach draußen starrte und das hin und her wiegen der Blätter im Wind beobachtete. Dabei bemerkte sie vereinzelt, wie einige Männer aus dem Rudel, im laufe des Tages, in den Wald verschwanden.
Wenn der Tag dämmerte wartete sie immer darauf, dass Nate wieder durch die Flure, zu ihr ins Zimmer geschlendert kam, und sie mit seinem typischen Nate-Lächeln nach ihrem Tag fragte. Dabei erzählte sie immer wieder das gleiche und wechselte schnell das Thema und fragte im Gegenzug nach seinem Tag. Auch wenn er seinem ebenfalls als stetig gleichbleibend beschrieb, drängte Marú ihn dazu ihr von seinem Tag zu erzählen, da sie sein Schulleben unheimlich interessant fand. Danach wiederum aßen sie immer zusammen Abendbrot und entweder sie machten noch einen kurzen Spaziergang oder gingen auf ihre Zimmer und zu Bett.
Dieser Morgen begann, indem sie diesmal von Nate geweckt wurde, sich umzog und dann mit ihm wieder frühstückte. Danach begleitete sie ihn mit zur Tür und verabschiedete sich mit den Worten, dass sie ihm einen schönen Tag wünschte. Nachdem sich die Tür hinter Nate schloss drehte sie sich um und ging abermals zur Bibliothek, auch wenn sie sich jetzt schon Bücher aussuchte, die nichts über Elfen oder Werwölfen schrieben.
Auf den Weg zu ihrem Zimmer unterhielt sich kurz mit Arthur, da dieser heute nicht in der Früh verschwunden war und ihr über den Weg gelaufen ist.
An diesem Tag hatte sie es geschafft die Bücher, die sich ausgesucht hatte, bis zu den Mittagsstunden fertig zu lesen, sodass sie wieder nach unten ging, die Bücher zurück stellte und sich neue nahm. Doch dieses mal ging sie nicht wieder nach oben, sondern setzte sich in einen der ledernen Sessel und las dort weiter.

Caleb ließ den Kopf auf die Rücklehne seines Stuhles sinken und starrte die Decke und einen kleinen Ausschnitts des Fensters an, was in seinem Rücken war. Egal wie sehr er sich heute zur Konzentration ermahnte, viel es ihm deutlich schwerer. Er konnte zwei direkte Faktoren als Gründe ausmachen: 1. heute Nacht war Vollmond und 2. Er ging dieser Beschäftigung nun schon zwei Wochen, ohne wirklich Ergebnisse zu haben. Eine viel zu ermüdende Arbeit, wie er allmählich empfand. Zwar wurden in den Schriften Thesen aufgestellt und einige Argumente aufgelistet, welche dafür sprechen, doch handfeste Beweise suchte man in den Schriften vergeblich. Hinzu kam, dass seit einer halben Stunde immer wieder durch den Eingang ins Haus hinein kam und zu seinem Übel, konnte er fast jeden ihrer Schritte hören, obwohl er in der dritten Etage, in einem geschlossenen Raum saß. Caleb erklärte seine Niederlage gegenüber den Aufzeichnungen, als er sich erhob und die gebundenen Bücher zu klappte. Für heute sollte es reichen. Wie auf Kommando öffnete sich die Tür zur Bibliothek und Vince trat in das Arbeitszimmer. "Nate ist jetzt auch wieder zurück." informierte dieser Caleb überflüssigerweise. Doch mit anderen Worten, war dies eine Aufforderung alles fertig zu machen, da die Sonne bereits dem Horizont gefährlich nah kam. "Sehr gut, damit sind wir vollzählig." der schwarzhaarige Mann kam hinter seinem Tisch hervor und ließ ihm laufen seinen Nacken knacken. Da er in den letzten Tagen kaum sien Arbeitszimmer verlassen hatte, bestand seine tägliche Kleidung lediglich aus einer schwarzen Hose und einem schwarzen Hemd, jegliche überflüssige Kleidung war hier nur im Weg. Als er zu Vince kam, da dieser immer noch in der Tür stand, legte er diesem kurz eine Hand auf die Schulter. "Du solltest dich zügeln. Mit deiner Anspannung vergeht die Zeit nicht schneller." ermahnte er diesen, da Vince' Unruhe und Spannung förmlich greifbar war.
Die beiden Männer durchquerten wenig später die Eingangshalle, in der die Treppe endet und betraten das Esszimmer, in dem sich die restlichen Rudelmitglieder befanden. Bis auf einer. "Wo ist dein Bruder?" fragte Caleb direkt, als er die Lücke neben Arthur bemerkte. Dieser hob nur die Schultern.
"Ist doch offensichtlich." lautete seine Antwort und Caleb bereute es, eine so sinnlose Frage gestellt zu haben. "Dann hol ihn, gerade er sollte hier als erster stehen." brummte der Alpha, woraufhin der Blondschopf zügig aus dem raum verschwand.
"Der Junge ist fast am ruhigsten von uns allen." lachte Sam, welcher sich auf einen der Stühle niedergelassen hatte, in der Hand ein Glas Wasser. "Das Mädchen scheint ihn wirklich gut zu tun. Immerhin kann er sich so mal mit jemanden richtig unterhalten." Jedoch rümpfte Caleb daraufhin nur die Nase. Es war allgemein bekannt, dass er das Mädchen mehr als Belastung, als als Hilfe an sah und daran würde keiner so schnell etwas ändern können. "Aber was macht sie jetzt hier unten? War sie nicht die ganze Zeit über in ihrem Raum?" als Caleb's Antwort von allen nur ein unschlüssiges Schulterzucken war, drehte er sich auch schon bereits um. "Sei nicht zu streng mit ihr." rief Sam ihm hinterher, als der Anstalt machte den Raum zu verlassen. Bei seinen Worten konnte man zustimmendes schmunzeln hören. "Ich doch nicht."
Nate sich in einer der anderen Sessel fallen gelassen und ließ derzeit seine blauen Augen erneut die Regale voller Bücher abklappern. "Hast du es dir zur Aufgabe gemacht, sie alle zu lesen?" fragte er Marú, nachdem nach seinen letzten Worten eine Pause entstanden war. "Bei deiner Geschwindigkeit, ist das wahrscheinlich lediglich eine Monats Aufgabe." breit grinsend sah er das blondhaarige Mädchen an, ehe auch bereits die Tür zu Bibliothek geöffnet wurde. "Arthur!" rief Nate überrascht und sofort saß er aufrecht in dem Sessel. "Was ist los?" fügte er hinzu, da sein Bruder nicht reagiert hatte. Stattdessen wirkte er angespannt, wie er so direkt auf sie beide zu kam. "Du sollst mit kommen, es ist gleich Abend." eigentlich reichte dieser Satz, um den Kleineren zu begründen, was los war, doch dieses Mal legte er fragend den Kopf schief. Nate blinzelte kurz, ehe er sich entsann, was sein Bruder meinte. "Oh..." mehr brachte er nicht heraus. "Hat das denn nicht noch etwas Zeit? Ich würde gerne noch etwas bei Marú bleiben."


Ein leises Kichern ertönte von Nates Seite. Anschließend hob sie wieder den Blick und schaute zu jenem hinüber. "Wenn ich ehrlich sein soll, dann ja. Etwas anderes kann ich hier ja auch nicht machen." Sie hatte noch zeit das zu sagen, als die beiden auch schon gestört wurden.
Kurz hörte sie den beiden Brüder zu, bevor sie ihr provisorisches Lesezeichen, welches ein Bindfaden war, in das Buch legte und zuschlug.
"Was ist denn los?" Unterbrach sie Arthur und Nate auch schon.
Schon wieder hatte sie das Gefühl ein unwissendes Kind zu sein. Doch so würde sich wahrscheinlich jeder Außenstehender fühlen.

"Es ist Vollmond." Nate hatte als erster gesprochen, doch nun waren beide blauen Augenpaare der Brüder auf Marú gerichtet. Für jeden Bewohner dieses Hauses, reichte dieser Satz als eindeutige Antwort, doch mit ihrem prüfenden Blick und ihrem Abwarten, versuchten die beiden heraus zu finden, ob auch das blondhaarige Mädchen verstand. Jedoch sah Nate nicht kontinuierlich zu seiner Freundin, da seine Augen für einen kurzen Augenblick den Fokus auf seinen Bruder an seiner Seite legten. Er war wieder angespannt und brachte lediglich knappe Sätze heraus. Jeden Monat spielte sich das gleiche ab und jedes Mal hatte Nate das Gefühl, dass sich eben diese Anspannung stets gegen ihn richtete. Arthur wich seinem Blick und seinen Fragen aus. Auch im Verlauf der Nacht, war er stets darauf bedacht, nicht in allzu großen Kontakt mit dem Jüngeren zu sein. Es war nicht das Problem, dass Nate jeden Monat aufs neue ignoriert oder gemieden wurde, viel mehr schmerzte es, dass scheinbar alle anderen in diesem haus den Grund kannten. Nur er nicht.


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