~Willkommen~ |
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Sophie führte die Gäste noch etwas tiefer in den Garten unter Glas, bis zu einem Tisch aus geschwungenem, weiß gefärbten Eisentisch, mit dazu passenden Stühlen. Die Tischplatte bestand aus Glas, sodass man auch von oben unbeschwert die eisernen Ranken des Tisches betrachten konnte. Auf dieser gläsernen Platte war nun das Servis bereit gestellt, mit den dazu versprochenen Kuchen. "Ach herrje, " begann die rothaarige junge Frau bedauernd, in Marú's Richtung. "Ich dachte, wir wären gestern bereits bei 'du' angekommen?" nur kurz konnte sie die traurige Miene aufrecht halten, ehe ihr Gesicht wieder von einem offenen Lächeln geziert wurde. "Nun kommt aber und setzt euch endlich. Wisst ihr eigentlich wie schwer es ist, nicht in Versuchung zu kommen, wenn man weiß, was für ein vorzüglicher Kuchen hier steht? Das grenzt an Folter." damit sank Sophie auf den erstbesten Stuhl und wies den Diener auch gleich an ihre bereit stehende Tasse zu füllen. "Was trinkt ihr?"
Caleb ließ seinen Blick durch den Wintergarten gleiten. Auch wenn auch hier ein sehr intensiver Geruchs-Wirrwar herrschte, so war ihm dieser weit aus mehr lieber, als der auf dem Markt. "Das muss ganz schön viel gekostet haben." raunte Vince seinem Nachbarn zu, da auch er kurz innegehalten hatte, um sich um zu sehen. Caleb's grüne Augen legten sich auf die zwei Mädchen, auch wenn sein Hauptaugenmerk bei Marú lag. "Ein Ort, wie für sie gemacht." murmelte er, doch noch im gleichen gestand er sich selbst, dass ihm sein Wald um einiges mehr gefiel, als ein paar Topfpflanzen unter einem Glasdach. Als nun die Gastgeberin ihr Wort auch in die Richtung der beiden Männer lenkte, hob Caleb reflexartig den Kopf und ging in Richtung des Tisches. "Ich würde mich mit einem schwarzen Kaffee zufrieden geben." gab er als Antwort, dieses Mal nicht allzu sehr darauf bedacht, möglichst freundlich und charmant zu klingen.
"Und Herr Vince?" lautete auch gleich die nächste Frage von Sophie, worauf hin einen genervten Seitenblick von Vince auf sich spürte. "Ganz normalen Tee." antwortete er nun auch.


Marú setzte sich ebenfalls auf einen der eisernen Stühle. "Ich würde ebenfalls einen Tee bevorzugen." Richtete sie ihre Worte, mit einem Lächeln, an Sophie. Doch sie konnte es einfach nicht lassen, ihre Augen auf die umliegenden Blumen zu richten. Sie zogen Marús Aufmerksamkeit nur so auf sich, wie die lockenden Rufe einer Sirene.
Letztendlich löste sie ihre Augen von dem wunderschönen Anblick, um wieder zu Sophie zu schauen.
"Ich glaube dein Garten hat es mir angetan." Lachte sie dann auf, während sich wieder ein Lächeln ihre Lippen kräuselten.

Zustimmend nickte Sophie und nippte bereits an ihrer gefüllte Tasse. "Ich lese hier unheimlich gerne drin. Unser Garten ist nicht so groß, sodass ich selbst im Sommer eher hier drinnen bin, doch hier vergisst man so schnell die Welt außerhalb dieses Glases." verträumt folgten ihre braunen Augen den Ästen der Bäume, bis hin zum Dach. Zwischen den Blättern stahlen sich nur vereinzelte Strahlen, der kühlen Frühlings Sonne, doch allein die reichten aus, um die draußen herrschende Kälte zu vergessen. "Du kannst jederzeit wieder vorbei kommen." ihre Augen hatten zurück zu Marú gefunden und lächelten sie nun an. "Ich beziehe dieses Gebäude fast alleine. Meine Eltern sind sehr oft auf Reisen und hier wird es einem sehr schnell langweilig." lachte Sophie, ehe sie nun ein größeren Schluck ihres Tee's nahm. "Daher ist es auch kein Wunder, dass sich kein Buch in meinem Besitz findet, was ich nicht schon gelesen habe."
Caleb hatte sich gezwungenermaßen ebenfalls auf einen der frei Stühle gesetzt, auch wenn er nicht unbedingt den Gesprächsthemen der beiden folgen wollte. Er gab ihnen also solange Zeit bis er seine Tasse geleert hatte. Als er den umherschweifenden Blick von Vince bemerkte, welcher sich ebenfalls hingesetzt hatte, neigte er seinen Kopf in dessen Richtung. "Denkst du, so etwas würde auf unserem Anwesen noch fehlen?" fragte er, sichtbar neckend, da beide Männer wussten, dass so etwas völlig überflüssig auf ihrem Gelände war. Vince sah daraufhin den schwarzhaarigen an, auch wenn seine grauen Augen vorerst das blonde Mädchen überflogen. "Mit Gitterstäben, anstelle Glas, wäre es ein idealer Zwinger." gab er scherzend zurück, bedacht nicht allzu laut zu reden. Schmunzelnd lehnte sich Caleb zurück, nahm die Tasse an sich und trank, unter anderem auch, um das nun entstandene breite lächeln zu verstecken. Vince hatte genau ins Schwarze getroffen.


Marús Augen glitten abermals zu den Pflanzen, auch wenn sie jetzt dem Blick von ihrer neuen Freundin folgten. "Das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man die Zeit hier schnell vergisst." Stimmte sie dieser zu.
Auf ihren Vorschlag, dass Marú jederzeit her kommen durfte, sagte sie bewusst nichts. Nicht, dass sie das Angebot abgeschlagen hätte aber, wenn sie an die gestrigen Diskussion mit Caleb dachte, wusste sie wie seine Meinung zu diesem Thema aussah.
Diesen Gedanken schob sie jedoch erst einmal zur Seite und widmete sich weiter dem Gespräch.
"So wie du redest, könnte man auch denken, du redest von mir. Meine Eltern verreisen auch sehr oft. Die Bücher in der Bibliothek meines Vaters habe ich schon mindestens zweimal von vorn bis hinten gelesen. In einem so großen Haus, wie das Anwesen meiner Eltern, ist mir schon oft die Decke auf den Kopf gefallen." Marú lachte selber leise über ihre Worte und hob dann ebenfalls die Tasse an ihre Lippen, um daraus zu trinken.

"Dann haben wir ja Glück, dass wir uns gefunden haben." lachte Sophie, welche ihre Tasse bereits wieder abgestellt hatte und sich stattdessen den kleinen Teller mit einem einzelnen Stück Kuchen zu sich gezogen hatte. Es war einer ihrer Lieblings Kuchen Sorten, ein einfacher Teig, welcher einen intensiven Geschmack nach Zitrone besaß und daher wunderbar zu dem Tee passte, den sie dazu tranken. Sie schnitt mit der kleinen Gabel ein Stück ab und steckte es sich in den Mund, während sie kaute arbeitete ihr Kopf bereits weitere Themen ab, über die man noch reden könnte. Nicht, dass sie dies benötigt hätte, sie könnte über alles mögliches reden, doch sie besaß das Gefühl, dass sie Marú schon gestern auf etwas aufmerksam gemacht hatte, was sie heute wieder ansprechen wollte. "Ich hab es wieder." rief sie, als hätten ihre Gäste ihre Gedanken mitverfolgen können. "Wolltest du nicht heute ein Buch von dir mitbringen? Wenn wir jetzt einmal bei dem Thema Bücher sind." fügte sie hinzu, damit ihr Sprung wenigstens etwas nachvollziehbar war. "Mir ist gestern bereits wieder aufgefallen, wie wenig Leute ein richtiges Buch überhaupt wertschätzen. Man blättert flüchtig durch die dünnen Seiten und legt es eilig aus den Händen, wenn einem nicht sofort bunte Bilder ins Auge springen." traurig seufzte die junge Frau, bei dem Gedanken daran, wie leer die meisten Bücherläden waren. "Zeitungen sind heutzutage die einzigen Schriften von den meisten geduldet werden."
Bereits das erste Thema, was die beiden Frauen anschnitten, zeigte sich der fade Verlauf des weiteren Nachmittags. Caleb bezweifelte überhaupt stark, dass Menschen über etwas anderes reden konnte, als die Leere ihres eintönigen Alltags. Nachdem der Mann die bereits leere Tasse abgestellt hatte , betrachtete er den vor ihm bereit gestellten Teller mit dem Kuchen. Im Vergleich zu seinem, war der Teller seines Nachbarns bereits alle, sodass er ihm ohne lange zu überlegen sein eigenen hin schob. Vince sah Caleb einen Augenblick kritisch an, doch lange konnte er dies nicht durchhalten und gab schließlich nach. Caleb stattdessen lehnte sich wieder zurück und wünschte sich eben diese Zeitung, über die ihre Gastgeberin im Moment sprach. Für Menschen schien die Zeitung jede Tag völlig gleich zu sein und die Themen schienen sich ständig zu wiederholen, doch für nicht-menschliche Wesen, war diese Papier Ansammlung durchaus hilfreich. Für den schwarzhaarigen Mann war es dazu auch durchaus unterhaltsam, der vermeintlich Unfehlbarkeit als zuzuhören. Die Menschen glaubten doch wirklich, all das gehörte ihnen. "Hätten Sie denn eine solche Zeitung eben bei sich?" mischte sich Caleb nun doch in das Gespräch der beiden ein. Sophie blinzelte daraufhin für einige Sekunden, doch für ein zögern reichte dies nicht, dann sofort winkte sie einem Diener und gab ihm die Aufgabe die heutige Zeitung aus dem Arbeitszimmer zu holen. "Sie überraschen mich, Mr Grayson. Haben Sie etwa auch Gefallen, an de großen Illustrationen?" fragte sie schräg lächelnd. "Gibt es dort denn sonst etwas anderes interessantes drin?"


Eilig suchte Marú nach einem Grund, der Entschuldigte, dass sie kein Buch mit hatte.
Sie konnte ja schlecht einfach sagen, dass aufgrund einer flüchtigen Begegnung zweier Personen, nun das Blut einer Elfe durch ihre Adern floss und sie dadurch eins der meist verhassteten Wesen war. Sie konnte ebenso wenig sagen, dass Caleb und Vince keine einfachen Männer waren, sonder Werwölfe, die obendrein auch noch dazu verpflichtet sind sie zu beschützen und sie aufgrund dessen bei ihnen Leben muss und dadurch nur ein einziges Buch hatte mitnehmen können und dieses obendrein auch noch ein kitschiges Kinderbuch war, welches sie versteckte, da ihr es peinlich war dieses als ihren größten Besitz zu kennzeichnen.
So hatte sie sich ebenfalls erstmal ihrem Kuchen gewidmet, der zugegebenermaße lecker war.
"Leider hat mein Vater es mir verboten, ein paar Bücher aus seinem Besitz mit hier her zu bringen. Sie sind ihm hoch und heilig und ich besitze selber keine Bücher. Ich habe lediglich immer die von meinem Vater gelesen." Sie setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und hoffte inständig, dass Sophie nicht weiter bohren würde. Sie wollte die Orangehaarige neben sich eigentlich nicht belügen. Sie war so unheimlich nett, doch wenn sie zu Caleb schauen würde, wüsste sie, was passieren würde, wenn sie Sophie alles der letzten Tage erzählen würde.

Bedauernd trübten sich die brauen Augen von Sophie. "Oh, dass ist wirklich Schade. Aber irgendwie nachvollziehbar." räumte sie noch im gleichen Atemzug ein. "Hast du dann wenigstens den Namen der Bücher und sind das zu viele." die junge Frau hatte den Kuchen schneller aufgegessen, als es ihr selbst lieb war, sodass es auch nicht sehr verwunderlich war, dass sie sich auch gleich ein neues Stück holen ließ. Dabei hatte der Diener die gewünschte Zeitung für Caleb gleich gebracht, welche Sophie nun an ihren Gast weiter reichte. "Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit helfen."
Mit einem nicken und das annehmen der ihm gereichten Zeitung, bedankte sich Caleb: "Das haben Sie sehr, vielen Dank." Danach faltete er das Blatt nun auf und fuhr damit fort, was er heute morgen bedauerlicherweise abbrechen musste. An dem heutigen Morgen hatte es ihm einfach an der Konzentration und der Motivation gemangelt, um sich durch dir Artikel, wie jeden Morgen, zu lesen. Jeden Satz hatte er ein weiteres Mal lesen müssen, da er bei jeder noch so kleinen Andeutung, an dem vorherigen Abend erinnert wurde, was seine Wut nur noch mehr steigerte. Als er dann zornig die Zeitung wieder zusammen gefaltet und vor sich auf den Tisch fallen gelassen hatte, mussten nun wirklich alle der anwesenden gewusst haben, wie es um seiner Stimmung stand. Doch nun besaß er endlich die Gelegenheit es wieder nachzuholen, da er den restlichen Tag mit Aufzeichnungen über Elfen beschäftigt war.


Wieder musste Marú ihre Frage, diesmal mit einem Kopfschütteln, verneinen. "Nein, leider haben ich die Titel nicht im Kopf. Aber es sind viele Bücher über die
Geschichten der Römer oder Ägypter. Vorallem hat er viele Bücher über die deren Götter. Diese Legenden und Sagen haben ich auch schon immer fasziniert." Fing sie nun an zu schwärmen. Sie hatte gar nicht beabsichtigt Sophie so vom Thema abzulenken, doch ihr war es auch recht, wenn sie nicht weiter in irgendwelche Details gehen musste. "Mein Vater hat viele Bücher über verschiedene Kulturen, deshalb habe ich mich hauptsächlich über solche Themen belesen."

"Legenden und Sagen?" wiederholte Sophie die Begriffe. "Ich muss gestehen, dass ich nicht allzu bewandert bin auf diesem Gebiet, trotz der großen Anzahl der Bücher, die ich in den Händen hielt." entschuldigte sie sich ehrlich. Sie hatte das neue Kuchenstück bereits wieder entgegen genommen und war bereits wieder dabei ihn Stück für Stück zu essen. "Was erzählen die Geschichten der verschiedenen Kulturen denn so? Jetzt hast du mich ganz neugierig gemacht." kicherte Sophie.


"Ich habe in einem Buch meines Vaters über die Entstehung der Welt aus der Sicht der Ägyptern gelesen. Die Menschen dort haben sich von Ort zu Ort zwar verschiedenen Geschichten, wie die Welt entstand, erzählt. Aber sie widersprachen sich nie wirklich." Fing sie an zu erzählen, aß aber ihren Kuchen weiter. "Die Legende die ich am meisten mag, ist die, in der erzählt wird, wie die Welt entstand. Es wird erzählt, dass es zum Anbeginn der Zeit kein Leben auf der Erde gab. Es gab nur Finsternis und das Urgewässer namens 'Nun'. Aus eigener Willenskraft erschuf sich der erste Gott Atum selber und stieg aus dem Wasser empor. An die Stelle an die er sich danach stellte, entstand dann Land. Dort ließ er sich nieder und brachte zwei Kinder hervor. Einmal seinen Sohn Schu der Luftgott und seine Tochter, die Feuchtigkeit Tefnut. Doch die beiden Kinder gingen eines Tages fort. Darüber hat der Gott Atum sehr geweint und aus seinen Tränen entstanden dann die Menschen." Sie endete mit der Erzählung und führte ihre Tasse an ihren Mund, um ein Schluck davon zu trinken. Der Tee war zwar schon etwas abgekühlt, doch er schmeckte immernoch gut. "Auch wenn es eine eher tragische Geschichte ist, gefällt sie mir trotzdem sehr. Vorallem die Vorstellung, dass aus seinen Tränen die Menschen entstanden." Als Jugendliche hatte sie diese Geschichte immer wieder gelesen und aus einem unerfindlichen Grund, hatte ihr immer die Tragik in der Geschichte gefallen.

Sophie war während ihrer Erzählung unfähig gewesen, etwas nebenbei zu machen. So hatte sie jedes Wort von Marú genau verfolgt und die Geschichte tief in sich eingenommen. "Aus Tränen eines Gottes." sie lächelte leicht. "Wenn man bedenkt, dass eine große Ansammlung von Menschen, wie auf einem Marktplatz, dann ein Meer aus Tränen wäre, wirkt unsere Dasein fast ein wenig traurig." die junge Frau lachte, als würde sie etwas amüsantes reden, ohne zu merken, welche Ironie in ihren Worten eigentlich lag. "Vielleicht sollte ich mich einmal nach diesem Buch umsehen." überlegte sie nun laut, sprunghaft von Thema zu Thema.
Caleb hatte bei der erzählten Geschichte unmerklich die Zeitung sinken lassen, auch nahm er die Sätze vor sich gar nicht mehr richtig auf, sondern folgte den Worten des blondhaarigen Mädchen. Die Menschen entstanden durch die Tränen dieses Gottes? Diese Worte verrieten bereits, dass die Geschichte von Menschen verfasst worden waren. Vielleicht wurde damit die tragische Existenz der Menschen gut beschrieben, doch dafür müsste man davon ausgehen, dass alle menschlich aussehenden Wesen Menschen waren. Sonst hieße es, dass alles andere Getier und Pflanzen war, dass es nichts dazwischen gab. Wie einfältig dieser Glauben doch war, brummte der Mann in Gedanken. Jedoch musste er sich gleichzeitig vor Augen führen, dass auch er ähnliche Bücher zusammen gesucht hatte. Vielleicht lag es daran, um sich auf den jeweiligen Wissensstand der jeweiligen Generation zu bringen oder auch um die Menschen verstehen zu lernen. Doch am Ende war immer die Abneigung gegenüber dieser blinden und egozentrischen Spezies. Wobei es da noch eine gab, die seine Abneigung lange trug und selbst in der jetzigen Zeit nicht viel dagegen unternahm.


"Wenn ich wieder-" Marú ertappte sich dabei, dass sie fast gesagt hätte, Wenn ich wieder das Anwesen meiner Eltern besuchen gehe, schaue ich nach dem Titel des Buches. Doch sie brach noch vorher ab, um ihre Wörter im Kopf nochmal zu überdenken.
"Wenn ich wieder zu Haus bin, schaue ich sofort nach dem Titel des Buches, um es dir dann sagen zu können." Verbesserte sie ihre Worte und lächelte Sophie wieder an. Diesen Satz hatte sie bedacht so formuliert, dass sie Sophie nicht anlügen musste.
Wenn sie so darüber nachdachte, dann würde sie ewig Menschen, die ihr nahe standen, anlügen müssen. Doch sie war keine Person, der es leicht fiel andere anzulügen. Sie war schon immer eher eine der ehrlicheren Personen.
So beschloss sie in Gedanken, ihre Worte ab jetzt weiser zu wählen und nur, wenn es unbedingt nötig war, zu lügen.

"Prima." Sophie klatschte in die Hände. In Zwischenzeit hatte sie erfolgreich ihr zweites Kuchenstück gegessen, dritte Tasse Tee geleert und ihren gefühlten zwanzigsten Blick in Richtung der Männer geworfen. "Da wir ja alle, anscheinend, mit dem Tee trinken fertig sind, kann ich dir ja das Haus zeigen." der Rotschopf neigte den Kopf in Marú's Richtung und fügte verschwörerisch flüsternd hinzu: "Und natürlich die Bibliothek."
"Wollen die Männer uns begleiten?" mit einem Schlag saß Sophie wieder aufrecht auf ihren Stuhl, die dunklen Augen zu Caleb und Vince gerichtet.
Eben hatte sich Caleb hinter seiner Zeitung noch aufgeregt, dass sich die Mädchen das Geflüster wirklich sparen könnten, da sie eh alles verstehen würden, als man auch schon das Wort an sie richtete. Sorgfältig knickte er die Zeitung zur Hälfte nach vorne ab, wobei sein erster Blick Vince galt, der diesen auch sofort erwiderte. Anschließend lächelte er die Gastgeberin entschuldigend an. "Ich denke wir werden hier bleiben. Immerhin wollen sie beide bestimmt auch einmal untereinander sein, ohne unter Beobachtung von uns zu stehen." scherzte er, doch mindestens eine der hier anwesenden Personen, wusste, dass er nur sehr selten Scherzte und dass diese Worte durchaus der Wahrheit entsprachen. Gleichwohl, dass die beiden Männer trotzdem eine Menge von ihrem Sitzplatz mitbekommen würden, selbst wenn die beiden ins Haus gehen würden. "Halten Sie sich also nicht an uns auf." entschuldigte sich Caleb.
"Wie Sie wünschen." damit stand Sophie auch schon und sah Marú auffordernd an, es ihr gleich zu tun. "Dann können wir ja los gehen."


Marú trank den letzten Rest ihres Tees aus und erhob sich sogleich mit einem freundlichen Nicken von ihrem Stuhl. " Natürlich musst du mir die Bibliothek zeigen." Sie lächelte Sophie ehrlich an und folgte ihr den Weg aus dem Wintergarten hinaus.
Auf dem Weg nach draußen, kam sie nicht umhin die vielen schönen Blumen zu bestaunen. Sie würde wahrscheinlich nie müde werden Blumen anzusehen. Sie hatte es in ihrer Kindheit schon immer gern getan und das hatte sich bis jetzt auch nicht geändert.
Kurz bevor sie gänzlich den Wintergarten verließen, bemerkte sie einen kleinen Fleck Nelken. Es waren nicht die gleichen, wie sie in dem Zimmer in Calebs Anwesen stehen hatte. Sie waren zwar auch weiß, doch der gefranste Rand der Blumen, war in einem zarten rosé Ton gefärbt.
Eigentlich mochte sie alle Nelken jeglicher Farbe, doch irgendwie gefielen ihr die weißen Nelken am meisten. Sie waren für sie schon immer Blumen, die rein und unberührt wirkten. Irgendwie verletzlich.
"Ich kann nur immer wieder sagen, dass du hier wunderschöne Blumen hast." Kam es dann auch schon über ihre Lippen, als sie mit Sophie aus dem Garten getreten war. Sie wandte sich nochmal kurz um, und strich sich dabei eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht.

"Vielen Dank." bedankte sich die junge Frau geehrt. "Doch bei diesen habe ich leider nicht so viel mitgewirkt, wie ich es mir gewünscht habe. Dieser Wintergarten ist eine Leidenschaft meines Vaters." verträumt schmunzelnd, drehte sich Sophie noch einmal zu dem Eingang des Gartens, der ebenso aus metallenen Ranken bestand, nur besaßen sie hier eine rostige Farbe. "Er hatte sich geweigert den Dienern den Garten zu überlassen, er hatte sie sogar manchmal richtig verjagt, als sie ihn helfen wollten." sie lachte bei den Gedanken auf und konnte sehen, wie sie als kleiner Wildfang neugierig um die Ecke gelugt hatte, heimlich, damit ihr Vater nicht bemerkte, dass sie schon wieder den Privatunterricht schwänzte. Sie hatte ihn früher unheimlich gerne dabei zu gesehen, wie er jede Pflanze einzeln eingesetzt hatte, als würde er ihnen persönlich viel Glück und Kraft wünschen. "Wenn er wieder ins Haus kam, sah er schrecklich aus. Überall war Erde. Im Gesicht, auf der Kleidung im Haar. Ihm bei seiner Beschäftigung im Wintergarten zu zuschauen oder dort zu helfen, war der einzige Grund, warum ich die Bücher beiseite gelegt habe." schwungvoll drehte sich die rothaarige zu Marú um. "Dann lass uns jetzt eben diese Bücher besuchen gehen, sonst schwelge ich noch viel zu lange in dieser Zeit." lachte sie herzlich und schlenderte bereits los.


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