Lachend betrachtete Sam das Mädchen weiter. "Nein, Nein, wir sind nicht unsterblich. Wir besitzen nur eine etwas größere Lebenserwartung als die Menschen. Was das Alter angeht, bilde ich in diesem Rudel mit Adrian und Luke die ältesten, danach komm Caleb." der Mann rief sich jedes einzelne Alter ins Gedächtnis, doch am Ende konnte er die ganzen Zahl nicht länger von einander unterscheiden. "Danach kommt, jedenfalls soweit ich mich richtig erinnern kann, Kael, Vince und dann die Jungwölfe. Im übrigen," fügte er auch gleich im selben Atemzug hinzu. "Habe ich vorhin verrechnet, wir besitzen vier Jungwölfe, ich vergesse immer, Schwarz und weiß auseinander zu halten." gab er lachend zu, wobei er sich bewusst war, dass es den anderen auch oft so erging. "Du musst dir also keinerlei Sorgen machen, deine Reaktion sind wir durchaus gewöhnt. Nur ist sie mit der Zeit immer seltener geworden, da andere Wesen, eine ähnliche lange Lebensdauer haben. Nur die Menschen müssen sich mit ihrer knappen Zeit abfinden."

"400 Jahre sind eine sehr lange Zeit, irgendwann verschmelzen die Jahre so in einander, dass es wie ein einziger Moment scheint." gab er zu. Während sie gesprochen hatte, war es ihm gelungen das heiße Wasser zu trinken, sodass er nun die Pause zwischen seinen Sätzen dazu nutzen konnte, sich eine neue einzugießen. Doch dann erklang ihre letzte Frage und sein Blick richtete sich augenblicklich auf sie. "Sag nicht, sie sind dir noch nicht aufgefallen?!" lächeln stellte er die Kanne wieder beiseite und machte sich daran, Marú aufzuklären. "Damit meinen wir Tane und Fenris. Die beiden sind stets beisammen, es sei denn es ist gerade Vollmond. Doch da sie sonst nie von einander weichen, haben wir sie irgendwann nur schwarz und weiß genannt. Obwohl Tane rein ist, besitzt er als Wolf einen schwarzen Pelz und Fenris einen weißen, jedenfalls nach Kael's Worten. Daher die Bezeichnungen."

Sam sah sie mit hochgezogenen Brauen an, sagte jedoch nichts weiter, was zum Teil daran lag, dass er sich bereits denken konnte, worauf sie anspielte. "Du wirst sie sofort erkennen, wenn du sie siehst. Nur das mit den unterhalten wird schwierig." fügte er nach kurzem überlegen, schräg lächelnd hinzu. "Tane sagt kaum etwas und wenn beschränkt es sich auf das Minimum, und Fenris..." der Mann holte tief Luft. "Tja, der redet nur mit Kael oder vereinzelt mit Caleb, aber sonst, schweigt er nur." ein großer Zug von seinem Tee und die Tasse war erneut leer. Wenn Sam zurück dachte, dann trank er nach einer Vollmondnacht für gewöhnlich mehrere Kannen Tee, vielleicht war dies seine Variante, um wieder zu Kräften zu kommen. "War er diese Nacht eigentlich sehr laut?" stellte er nun eine Frage, während er sich ein weiteres mal die Tasse randvoll fühlte.

Doch Sam schmunzelte geduldig. Woher sollte sie auch all das Wissen haben? Er kannte seinen Alpha gut genug, zu dem hatte er auch einiges mit angehört, um zu wissen, dass dieser kaum Zeit finden würde ihre Fragen zu beantworten. "Zu erst solltest du wissen, dass nicht alle Jungwölfe die gleichen Probleme bei der Verwandlung in der Vollmondnacht haben, Tane zum beispiel hat keine. Die Probleme kommen mit der Tatsache, dass Fenris, Nate, Arthur und auch Vince durch einen Biss zum Wolf geworden sind. Gebissene oder auch Unreine sind viel anfälliger dem Mon gegenüber und müssen in den ersten Jahren lernen, mit dem Wolf umzugehen. Caleb hat bei allen das Erlernen übernommen und ihnen beigebracht wie es geht, nur Fenris nicht. Er weigert sich schon seit einer Ewigkeit sich zu verwandeln, doch die genauen Umstände kenne ich nicht." seufzend stützte Sam seine Ellenbogen auf den Tisch und legte auf die zusammengefalteten Hände sein Kinn. "Seit er hier ist, lässt er sich jeden Monat in den keller sperren, damit er auch ja nie jemanden anfallen würde, falls er nicht stark genug ist. Was dann passiert, kann dir Kael an seinem rücken zeigen, nachdem er einmal versucht hatte den Kleinen bei der Kontrolle zu helfen." Sam musste bei den Worten an Tane denken. Dieser hatte nie irgendwelche Schwierigkeiten bei der Verwandlung aufgewiesen, doch er war nicht nur Rein, sondern dazu auch noch gewöhnt sich stetig zu verwandeln. "Wenn ich so überlege," unterbrach er die aufkommende Pause. "Hatten gestern alle etwas mit sich zu kämpfen. Vielleicht liegt es an der Unruhe die du in unser eintöniges Leben gebracht hast." freundlich lächelnd sah Sam zu Marú, um ihr damit zu versichern, dass seine Worte ganz sicher nicht böse gemeint waren.

"Das wird er auch." seufzte Sam. Als Kael mit dem Jungen hier angekommen war und erzählt hatte, welche Eigenheit er mit sich brachte, konnte keiner glauben was er da hörte. Ein Werwolf, der sich seit mehreren Jahren weigerte sich zu verwandeln und dazu noch kaum ein Wort sprach. Erst wollte das Rudel die Vollmondnacht nur noch am Gebäude verbringen, in welchem der weißhaarige Junge seinen Schmerzen entgegensetzte, doch mit noch drei weiteren Unreinen, stellte sich dies als nicht umsetzbar heraus. Es endete damit, dass stets zwei ihre Aufmerksamkeit immer wieder zu dem Jungen richteten, damit sie auch ja etwas mitbekamen, falls dieser seinen Schmerzen erlag. "Kael versucht ihn auch immer noch zu überzeugen, es vielleicht noch einmal zu versuchen. Eine solche 'Diskussion' durften wir sogar einmal miterleben." sachte schüttelte der Mann den Kopf. "Sie war vorbei, ehe sie begonnen hatte. Fenris hatte zwar nichts gesagt, doch er war nur hinter Kael gegangen und hatte seinen Rücken berührt, danach ging er in sein Zimmer. Versteh einer die Jugend." überfordert mit diesem Thema, lehnte sich Sam, trotzdem lächelnd, zurück und streckte sich. "Ich glaube nicht, dass du uns Schwierigkeiten bereitest," ging er nun darauf ein, was sie anscheinend mehr beschäftigte, als er erst geglaubt hatte. "Jedenfalls nicht dem Rudel. Wie Caleb, als Alpha das sieht... dafür kann ich leider nicht bürgen." gab er offen zu und schenkte dem Mädchen ein freundliches, offenes Lächeln. "ich empfinde es als sehr angenehm, dass du vor allem unseren kleinen Nate etwas ablenkst. Er hat ja nicht viel mit uns Alten zu bereden und wenn, dann kennen wir das meiste entweder schon auswendig oder haben noch nie zuvor, von etwas dergleichen gehört. Meine Kindheit liegt 400 Jahre in der Vergangenheit, ich kann kaum mitreden, auch wenn ich wirklich versuche den Kleinen etwas aufzumuntern oder zu beschäftigen. Aber nur, wenn Arthur mal nicht kann."

"Das glaube ich dir gerne." räumte Sam, dezent nickend ein. "Aber es ist ja auch nur für deine Sicherheit. Hier bist du sicherer, als bei dir zu Hause. Die Silvermysten würden sich nicht in dieses Revier trauen." erklärte er ihr und griff dabei nach der warmen Tasse. "Aber du hast schon Recht, viel kann man hier wohl nicht machen, immerhin bewohnen sonst nur Männer dieses Anwesen." er konnte es sich ziemlich bildlich vorstellen, wie einer jungen Dame wie ihr, schnell die Beschäftigungen ausgingen. Doch wenn Tagsüber alle beschäftigt waren, dann war es schwierig sie raus zu lassen. "Ich könnte ja Caleb noch einmal darauf ansprechen." lautete sein Angebot. Während er trank überlegte er selbst, welche Beschäftigung es in diesem Haus noch gab, doch sie hatte schon recht, hier gab es kaum etwas. Vielleicht war das Haus und seine Bewohner einfach zu alt, um einer so jungen Dame noch etwas bieten zu können.

"Aber vielleicht tut es unserem Alpha auch mal ganz gut, nicht sofort seinen Willen zu bekommen." überlegte der Mann laut und nickte innerlich zustimmend. Alpha Wölfe waren zwar von der Statur ein Stück größer und trugen damit auch etwas mehr Kraft in sich, doch war dieses Dasein auch von einem Fluch gefristet: Wohin ein Alpha Wolf auch ging, ob es nun Werwölfe oder Menschen waren, jeder bemerkte eine Dominanz und seine hohe Stellung. Man konnte dabei leider nicht erwarten, dass jeder einen solchen Wolf mit offenen Armen empfing. "Vielleicht erinnert es ihn an seine wahre Aufgabe und wie es früher gewesen war." Sam lehnte sich erneut zurück, die Tasse wieder in der Hand. "Ich finde nämlich, dass er sich seit seinem Posten als Absoluter, ziemlich verändert hat. Gut, vielleicht liegt dies auch daran, dass eben in seiner Zeit, der Vertrag entstand." sprach Sam auch gleich seinen Gedanken aus, welcher ihm während seiner Worte gekommen war.