~Willkommen~ |
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Fenris reagierte nicht sofort. In den ersten Minuten verfolgten seine Augen nur das Geschehen, was Ihm geboten wurde. Erst als sie Frage von Livian längst verklungen war, zuckte der schmale Körper zusammen und setzte sich in Bewegung. Er knappes Nicken, dann sank der Junge auf seine Knie zu Boden. Auch wenn er sich bereit erklärt hatte, saß er nun mit einem Abstand Livian gegenüber. Die Hände schob er zwischen seine Oberschenkel, zog die schultern hoch und neigte den Kopf nach vorne. Alles an seiner Handlung wirkte, als würde er sich für eine Strafe bereit machen, die er jeden Augenblick erhalten würde.
"Lieber nicht." Arthur schüttelte prompt den Kopf. "Ich kann dir bei weitem nicht das Wasser reichen. Dafür fehlt mir einfach deine Ausstrahlung." er zwinkerte ihr keck zu, ehe er an Ava vorbei zu seiner Zimmertür ging. Schwungvoll öffnete er sie und blieb wie immer, mit der Klinke in der Hand, an der offenen Tür stehen. Er deutete ihr einzutreten. "Und wieder einmal enden wir in meinem Zimmer. Leider fehlt uns immer noch ein schritt danach."
Auf seine erste Frage hin, schüttelte der Wolf die Ohren, wobei ein leises klatschendes Geräusch ertönte, welches durch die Ohren erzeugt wurden, welche aufeinander trafen. //Wenn du mit ihr Redest, setzt du sie nur wieder unter Druck.// murmelte Nate bedrückt. Trotzdem hatte sich seine Atmung wieder beruhigt und seine Panik war stuck für Stück verschwunden. //Glaubst du...// der Wolf richtete die blauen Augen in die Weiten des Waldes, während seine Gedanken weiter auf Narcis ein redeten. //Glaubst du wirklich, dass sie mich nicht hasst und dass ich wieder mit ihr befreundet werden kann?//


Livian beobachtete, wie der Junge vor ihm platz nahm.
Lächelnd hob er seine Hand und platzierte sie auf den weißen Schopf, um kurz dadurch zu fahren. "Du musst dich entspannen, sonst wird das nichts, Kleiner." Aufmunternd suchte Livian den Blick des weishaarigen, sodass er sich verbeugte, um in das nach unten gewandte Gesicht Fenris' zu schauen. "So wie beim letzten Mal." Hob er hervor, da die das letzte Mal so Vorrschritte gemacht hatte. "Außerdem ist es für mich leichter, wenn du mir entgegen kommst." Wieder bildete sich ein weiches Lächeln auf den hellen Lippen des Mannes.
Ava folgte stumm den Blonden in das Zimmer hinein. Dabei fragte sie sich, ob Arthur dumm oder einfach nur stur war. Sie hatte ihm bestimmt schon hundert Mal gesagt, dass er sich vergebens abmühen brauchte. Na gut, sie formulierte es nicht so, doch es belief sich immer wieder auf den Sinn.
Ava stand nun mitten im Raum, als sie den Blick wieder von der Blume in ihrer Hand zu Arthur hob und jene Hand, in der sie die Blume hielt, neben ihren Körper. "Und? Was schwebt dir nun vor?" Fragte die dunkelhaarige Frau ohne Emotion in der Stimme und Reaktion in den Augen.
"Natürlich glaube ich das!" Nickend machte er den Jungen Mut. "Und ich werde sie bestimmt nicht unter Druck setzen. Zumindest werde ich mich bemühen." Ein leises Lachen folgte seinen Worten. "Mach dir einfach keine Gedanken." Nun erhob er sich und schaute zu Nate hinab. "Ich werde mit ihr reden aber bitte lauf nicht weiter in den Wald hinein, um dich zu verstecken. Ich werde jetzt zu Marú hinein gehen und komme erst wieder heraus, wenn sie mit kommt. Also warte bitte hier auf mich." Erklärte er sich und wandte sich zum gehen.

Als Fenris bemerkte, wie sich der Mann zu ihm nach vorne beugte, hob er eilig den Kopf. Er war sich durch aus bewusst, dass er dem Elf entgegen kommen musste, immerhin gab dieser sein bestes um ihn zu helfen. Ein tiefer Atemzug folgte, ein knappes nicken, dann schloss der Junge die Augen. Er konzentrierte sich auf die warme stelle auf seinem Kopf, dort wo die Hand des Mannes durch sein Haar gefahren war. Er konnte ihm vertrauen, dies bewies Livian immer wieder aufs Neue, jetzt war Fenris an der Reihe.
Arthur nutze in der Zeit die Gelegenheit, seine Augen ein weiteres Mal über Ava's Körper wandern zu lassen. "So einiges." antwortete er, innerhalb eines hörbaren aus Atmens. "Warum fragen wir dies eigentlich stets mich?" er hatte die Stimme nun leicht gehoben und kam auf Ava zu. "Du beklagt dich jedes Mal, dass deine Anwesenheit hier völlig unnütz und langweilig ist. Dann schlage du nun etwas vor, was dir die Langeweile vertreiben würde."
Fast schon ungläubig folgten dir blauen Augen dem Elfen und der Junge war unfähig etwas darauf zu erwidern. Er war froh, dass er sich Narcis anvertraut harte, doch bezweifelte er, dass der Mann etwas ausrichten konnte. Mit einem leisen Fiepen, sank der Kopf, welcher sich zuvor gehoben hatte, wieder auf die weichen Pfoten. Der Blick des Wolfes war Auf die Stelle im Unterholz gerichtet, an welcher er den Elfen zu letzt gesehen hatte. Immerhin war Narcis eben so wie Marú ein Elf. Vielleicht wusste er einfach besser, wie er mit ihr umgehen und was er sagen musste. Der Wolf kaute kurz auf seiner eigenen Zunge herum, ehe er kraftlos auf die Seite kippte. Er war müde und kaputt. Die Nacht hatte er kaum ein Auge zu gemacht und folglich dem Tag und der Verwandlung, fiel es ihm immer schwerer die Augen offen zu halten.


Ein Lächeln tauchte nochmal auf Livians Lippen auf, als auch er die Augen schloss und sich auf den Wolf in dem Jungen konzentrierte. Es war schwer den Wolf zu bändigen, da er immer wieder bedrohlich knurrte und nach dem Mann schnappte. Doch wie sollte der Wolf auch reagieren? Fenris hatte nie damit begonnen, den Wolf zu unterwerfen, weshalb er jetzt jeden Monat mit ihm kämpfen musste. Doch das würde sich bald ändern. Das wusste Livian.
Ava machte einen Schritt zurück, als Arthur auf sie zu kam und überlegte ernsthaft was sie darauf antworten könnte. "Was gegen meine Langeweile helfen würde, wäre die Fahrt zu meinem zu Hause, ohne dich." Äußerte sie nun ihren Vorschlag ausdruckslos. In der Zeit hatte sie kein einziges Mal ihren Augen von seinem Gesicht abschweifen lassen, sodass es so schien, als würde sie ihn anstarren. Aber was sollte sie auch sonst vorschlagen? Auf seine Anspielung würde sie nicht anspringen, aber das wussten die beide.
Narcis lief den Weg, den er gekommen war schnell wieder zurück zum Haus. Ebenso schnell erklomm er die Treppen in die erste Etage, um dann vor Marús Tür stehen zu bleiben. Er musste sie unbedingt umstimmen, da er es nicht ertrug den Jungen so niedergeschlagen zu sehen.
So klopfte er an das dunkle Holz, welchen ihn noch von Marú trennte, wartete jedoch nicht darauf hinein gebeten zu werden. Er öffnete langsam die und trat ein. "Hallo Marú." Waren seine ersten Worte an die junge Frau, die am Fenster stand. Diese drehte sich sofort um und sah ihren Gegenüber erschrocken an, war jedoch nicht in der Lage, etwas zu sagen. "Ich habe schon Nate erfahren, dass ihr euch gestritten habt, aber was ist denn genau vorgefallen?" Fragten er nun, während er die Tür hinter sich schloss und weiter auf sie zu ging. Er konnte erkennen, dass es ihr sichtlich unangenehm war, dass er in ihrem Zimmer war, doch er würde sich nicht wieder raus schicken lassen.
"Ich...ich." Zitternd brach ihre Stimme ab, wobei sie hektisch den Kopf schüttelte und letztendlich zu Boden schaute. "Ich habe ihn verletzt, als ich meine Kräfte kontrollieren wollte." Nuschelte beschämt. Jedoch verstand Narcis ihre Worte klar und deutlich, worauf ihm ein Seufzten entwich. "Hasst du ihn jetzt?" Fragte er wieder, klang aber in kleinster Weise hart.
Doch die blondhaarige hob darauf ruckartig den Kopf. "Um Gottes Willen, nein! Ich habe nur Angst ihn wieder zu verletzten! Das hat er nicht verdient! Er wollte doch nur mit mir üben und ich verletze ihn gleich!" Versuchte sie sich sofort zu erklären, worauf Narcis wieder ein Seufzten entwich, da sich wieder Risse in den Wänden bemerkbar machten. "Weißt du, ich kann zwei Kräfte kontrollieren und mein Geburtselement ist auch das Feuer. Man sagt, das Element, welches dem Elfen als erstes unterliegt, ist das Element, mit welchem er geboren wurde und wenn ein Elf weitere Kräfte kontrollieren möchte, braucht er dafür eine lange Ausbildung. Und selbst ich hatte als Kind viele Probleme mit dem Feuer. Es ist das unberechenbarste Element, deshalb habe Elfen damit such Probleme. Mischlinge haben dabei mehr Probleme als reine Elfen, aber diesen Grund weißt du sicherlich." Nun stand er direkt vor ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Nate geht es ganz schlecht wegen gestern. Er denkt er habe dich dazu gezwungen und dass du ihn jetzt deswegen hasst und deshalb in deinem Zimmer bleibst. Wenn du dich beruhigst und es akzeptierst, dass du ihn verletzt hast und du dir sagst, dass es kein weiteres Mal passiert, dann beruhigen sich deine Kräfte wieder." Versuchte sie zu beruhigen, worauf sie seine Hand weg schob.
"Wie soll ich das denn bitte akzeptieren?" Fragte sie entsetzt. "Er ist mein Freund und ich kann doch nicht meine Freunde verletzten!" Hielt sie dagegen.
"Wie lange lebst du jetzt schon hier? Knapp zwei Monate? Es kann doch niemand von dir verlangen, dass du jetzt schon deine Kräfte beherrschst. Du bist ein Mischling, das darfst du nicht vergessen. Mischlinge brauchen eine Ewigkeit, um ihre Kräfte zu kontrollieren, wenn sie es überhaupt schaffen und du hast nicht nur eine Kraft zu kontrollieren. Sei nicht so hart zu dir und auch nicht zu Nate. Komm bitte mit und sag ihm, dass du ihn nicht hasst. Er ist vollkommen kaputt deswegen." Redete er ihr nochmal ins Gewissen, worauf man wieder sehen konnte, dass sie den Kopf senkte. "In Ordnung." Waren ihre letzten Worte darauf.
Narcis hielt ihr eine Hand hin, was eine stumme Aufforderung war, dass sie mit ihm kam.
Diese Hand ergriff Marú nun und begleitete Narcis mit nach draußen in den Wald hinein.

Fenris kniff im ersten Moment die Augen fester zusammen, als könne er damit das Gefühl abschalten. Tief in ihm gab es diesen schwarzen Käfig, wohin er die Bestie verbannt hatte, dort wo er nie wieder hinsehen würde oder sich auch nur heran trauen würde. Was dort drinnen war, gehörte nicht zu ihm. Es war ein fremdes Wesen, was sich fälschlicherweise ihm genähert hatte. Die Mauern waren hoch, welche der Junge um diesen Käfig gebaut hatte. Zusammen gebaut aus Furcht, Hass, Trauer und Schmerz. Doch nun, nach so langer Zeit, ließ er es zu, dass jemand durch diese schreiten durfte. Nein, das war nicht richtig. Er hatte es schon einmal erlaubt, doch damals hatte es dieser Person nur Schmerzen bereitet. Der Anblick dieser Person und ihr sorgenfreies Lächeln, trotz der tiefen Spuren auf ihrem Körper, erinnerte den Jungen immer wieder daran, dass er nicht gegen dieses Wesen verlieren durfte. Erschrocken musste der Weißhaarige bemerken, dass er sich intensiver als sonst, auf das Geschehen in ihm konzentriert hatte. eilig öffnete er die Augen, um sich günstig ablenken zu können. Doch da war nichts. Viel mehr erinnerte der Elf vor ihn, den Jungen nur noch mehr daran. Unbewusst schloss er die Augen wieder, hob den Kopf und versuchte tief durch zu atmen. Er hatte Angst, das verriet ihm sein zitternder Atem, doch wollte er nicht, dass Livian nun aufhörte. Es war nicht richtig seine ganze Arbeit zu zerstören. Um so schuldiger fühlte er sich, als er sich nach Kael sehnte. Bis jetzt bedeutete er Heilung und Licht, doch versuchte Livian nicht genau das gleiche in diesem Augenblick?
Arthur verzog als Reaktion auf ihre Worte nur seine üblichen Schmollmund. "Ich hab dir alles freigestellt und du musst ausgerechnet so etwas sagen.." während diesen Worten, war er weiter auf sie zu gegangen, bis er dicht vor ihr stand. Ohne lange zu zögern streckte er die Arme nach vorne aus, umfasste ihr Becken und zog sie zu sich. Im Gesicht ein schräges Lächeln. "Dabei könntest du mich ruhig auch mal zu dir einladen. Dein 'Zuhause' habe ich in dem Jahr noch nie zu Gesicht bekommen." Er machte nur eine kurze Pause zwischen seinen Sätzen, doch in der Zeit war es nicht zu übersehen, dass seine Augen ein weiteres Mal über Ava wanderten. "Hättest du dir nicht lieber etwas anderes einfallen lassen, womit wir die Zeit besser verstreichen lassen können?" Eine Hand hatte sich von ihrem Körper gelöst und fuhr stattdessen an einer schwarzen, seidigen Haarsträhne entlang, um sie anschließend um den Finger zu zwirbeln.
Der Wolf war auf dem dünnen Grad umhergewandelt, der seinen wachen Zustand und dem benötigen Schlaf verlief. Doch gerade als er einfach aufgeben wollte, holte ihn ein bekannter Geruch wieder zurück. Das Tier öffnete die Augen und richtet sich gerade auf. Er schüttelte kurz den Pelz, ehe er auf alle viere Sprang. Erneut spürte er den Drang, tiefer in den Wald zu rennen und so machte das gewaltige Tier zwei schritte zurück. doch das Versprechen ließ ihn stehenbleiben. Er hatte es Narcis versprochen, dafür dass er ihn helfen würde. Und so verharrte der wolf verkrampft in seiner Position, die Augen starr auf den Punkt gerichtet, durch welchen die beiden Besucher jeden Augenblick zu ihn treffen würden.


Livian hatte kaum mitbekommen, wie Fenris mit sich rang. Erst als er das zittern in dem Atem des Jungen hörte merkte er, dass auch der Wolf in ihm abgelenkt war. Die Bestie war nicht mehr so auf Livian fixiert, wie zuvor.
So öffnete der Mann kurz seine hellen Augen und griff nach der Hand von Fenris, um sie zu drücken. "Es ist alles gut." Versicherte er ihm und schloss die Augen wieder. "Wir schaffen das."
Mit diesen Worten wurde es wieder ruhig, wobei Livian sich wieder auf den Wolf in Fenris konzentrierte und versuchte ihn zu beruhigen.
Die Reaktion die nun auf Arthurs Handlungen folgten fiel für ihn weniger gut aus.
Empört über sein dreistes Verhalten, hob Ava ihre rechte Hand und verpasste dem blonden eine schallende Ohrfeige. "Jetzt reicht es aber wirklich, Arthur!" Schimpfte Ava voller Wut und entzog sich seiner Arme, indem sie ihre Hände auf seinem Brustkorb legte und ihn grob von sich schob. "Ich habe mir ja wirklich viel von dir gefallen lassen, aber das ist zu viel des Guten!" Ihre Stimme zitterte, da Ava gelernt hatte, dass man in dieser nichts erkennen sollte. Doch so wie es schien, warf sie jegliche Lektion ihrer langen Ausbildung über Bord.
"Ich habe dir schon oft zu verstehen gegeben, dass ich kein Interesse an dir, als mein Liebhaber habe. Doch anscheinend bist du zu taub dafür oder es gehen alle Pferde mit dir durch, da gerade Frühling ist!" Nun konnte man sehen, wie sich die Hand, in der sie die Blume hielt, immer mehr verkrampfte. Außerdem verlor die Temperatur in dem Zimmer drastisch an Wärme. "Aber es reicht mir! Ich habe es dir oft genug gesagt!" Keifte sie weiter auf ihn ein und machte ein paar Schritte zurück. "Es hat seine Gründe, dass ich keine Romanze mit dir eingehe!" Bei diesen Worten konnte man sehen, wie sie den linken Ärmel ihres Hemdes hektisch hochkrempelte und eine aufwendige Musterung aus schwarzen Schnörkel und Runen ihren Arm verzierte. Auf den zweiten Blick konnte man auf der Innenseite ihres Unterarmes einen Namen in einer vergessenen Schrift erkennen, was das einzige war, was Ava an ihren Schützling band.
"Siehst du das?!" Fragte sie, als sie ihren Arm vor Arthurs Gesicht hob. "Das zeichnet mich als einer der Jäger aus! Ich habe Kreaturen wie dich gejagt und hingerichtet, Arthur! Ich habe euch gehasst! Ich hasse euch noch immer! Nur weil ich jetzt dein Beschützer bin heißt es nicht, dass ich anders denke! Ich habe mich einfach nur meinem Schicksal gebeugt und habe akzeptiert, dass ich für immer eine dreckige Wolfstöle an mich gekettet habe!"
Als Narcis mit Marú weiter in den Wald hinein lief, konnte er merken, dass sie immer unruhiger wurde. Sie wollte zu Nate, dass wusste er.
In der Zeit, in der er Marú kennengelernt hatte konnte er beobachten, wie die beiden voneinander immer abhängiger wurden. Das war ja auch nicht verwunderlich, da beide voneinander glaubten, der jeweils andere könnte einen selber am besten verstehen.
Mit diesem Gedanken merkte der Mann, wie die junge Frau ihre Hand von seiner löste und den Stoff ihres Kleides ergriff und die letzten Meter auf den hellen Wolf zu rannte. Mit den letzten Schritten von ihr, konnte man erkennen, dass ihr viele stumme Tränen über die Wangen liefen.
Sie blieb ganz dicht vor ihm stehen, als sie ihre Arme um den Hals des Tieres legte. "Ich hasse dich nicht..." brachte sie zitternd über ihre Lippen.

Mit einem tiefen einatmen nickte der Junge einmal kräftig. Die dünnen Finger Fenris' schlossen sich um die Hand von Livian. An der Wärme der Hand, hangelte er sich entlang, aus der Schussbahn. Dort wo er nichts mitbekommen würde. Dort wo er sicher von den Konsequenzen war. Seine Atmung beruhigte sich wieder, wurde tiefer. Obwohl auch sein Körper immer ruhiger wurde, konnte er nicht länger so verbleiben wie er war. Er hatte den Wolf längst gesehen, egal wie oft er sich einredete früh genug die Augen abgewandt zu haben und so verfiel er in die Haltung eines jeden Vollmondes. Der Junge kippte zur Seite, die linke Seite auf dem kühlen Boden. Er zog die Beine zu einer Fötus Haltung an seinen Oberkörper und neigte ebenso den Kopf zu seiner Brust. Doch wie hilflos dieser Anblick auch aussehen vermochte, so war das Gesicht von Fenris dieses Mal nicht von Schmerzen durchzogen. Es lag ruhig, fast als würde er schlafen. Seine Hände umfassten beiden die ihm entgegengestreckte, Hand des Elfen und hielten sie dicht bei seinem Körper, Als würde von ihr die einzige Wärme ausgehen, welche der Junge finden konnte. Damit gab Fenris jegliche Kontrolle ab und hielt sich nur noch an dem beruhigenden schlagenden Puls des Mannes vor ihm fest.
Es wäre die größte Lüge seines Lebens, wenn Arthur den Schmerz abstreiten würde. Doch auch vor einer solchen Lüge würde er nicht halt machen. Nicht mehr. Während Ava das erste Mal innerhalb ihrer gemeinsamen Zeit ihre wirklichen Gefühle freigab, traf jedes Wort von ihr wie ein gezielter Messerstich. In der ganzen Zeit hatte Arthur diese Vergangenheit ganz vergessen. Oder hatte er sie nur gezielt ignoriert? Nun holte sie ihn ein, schneller als er es sich gewünscht hatte, mit dem Gesicht von der Person welche ihm unheimlich wichtig war. Er konnte nicht mehr zurück, dies wurde mit dem Wort was Ava's Lippen verließ, schmerzlich bewusst. "Ava..." versuchte er sie während sie sprach zu unterbrechen, doch bevor diese Worte irgendwas bewirken könnten, brach seine Stimme auch schon ab. Schwer musste der junge Mann schlucken. Er versuchte sich an das Gesicht zu erinnern, was er immer gemacht hatte, wenn er etwas überspielte. Wie lauteten die sonstigen Lügen, um eine solche Situation zu entschärfen? Oder hatte er sie in ihrem Beisein Stück für stück vergessen?
Wolfstöle. Dieses Wort zog die Grenze mit einem schlag zwischen Arthur und Ava. Stimmt, mehr war er nicht. Er war ein Missgeschick. Ein Fehler, den man kaum kontrollieren konnte und welcher beseitig gehörte. Noch vor zwei Jahren, wäre es vielleicht Ava gewesen, welche ihm von seinem Leiden erlöst hätte. Wo war sie dann vor zwei Jahren gewesen? Wo war sie nur gewesen, als er sie noch mehr als sonst gebraucht hatte?
"Ava, ist ja gut." er hatte nach langem seine Stimme wieder finden und festigen können. Neben der Beschwichtigung, hob er zusätzlich seine Hände leicht in die Luft, um es zu unterstützen. "Ist es nicht genug?" auch wenn er sprach, so hatte er seine Stimme gesenkt und auch konnte er nur mit viel Überwindung in ihr Gesicht sehen. In das Gesicht, von welchem er glaubte, dass er es ewig lieben würde.
Mit vor Überraschung aufgerissenen Augen, traute sich der Wolf nicht einmal sich zu bewegen. Aus Angst, Marú würde ihn los lassen. Erst Stoßweise drangen ihre Worte durch das Rauschen in seinen Ohren und der Wolf konnte reagieren. Mit Tränen in den sonst so leuchtenden Augen, senkte er den Kopf, um ihn dicht um Marú's Schulter zu legen. //Danke...// schluchzte Nate als Antwort, während das Tier nur ein leises Fiepen von sich ging, den gewaltigen Körper zu dem zarten Mädchen hin gebeugt.


Als Livian eine größere Bewegung vor sich vernahm, da seine Hand sich nach vorne zog, öffnete er sofort die Augen. Er hielt krampfhaft an der dünnen Verbindung zwischen dem Wolf und sich fest, als seine Augen auf Fenris hielten. "Geht es dir gut Kleiner?" Fragte er vorsichtig, der Druck um seine eigene Hand fester geworden ist, als zuvor. Dabei konnte er nicht einschätzen, ob Fenris schmerzen hatte oder nicht. Er verzog zwar nicht sein Gesicht aber das hatte nichts zu sagen. Immerhin versuchte der Junge immer wieder Stärke zu beweisen, wenn es ihm schlecht ging.
Man konnte erkennen, dass sich Avas Brustkorb schnell hob und senkte, als sie ihren Arm wieder neben ihren Körper nahm. Eine Weile starrte sie Arthurs ins Gesicht, ohne etwas sagen zu können.
Er hatte es doch so gewollt. Er musste es ja provozieren, dass sie so hart zu ihm war, sonst würde er es anscheinend nie verstehen. Und doch fand sie jetzt keine Worte, sodass eine unangenehme Stille zwischen ihnen herrschte. "Siehst du jetzt endlich ein, dass du nur mein Schützling bist und nichts anderes? Und das auch nur, weil unsere beiden Herrscher es beschlossen haben." Immer noch starrte sie in sein Gesicht, um eine Reaktion bei ihm zu bemerken. "Hör auf mir Avancen zu machen."
"Aber warum bedankst du dich?" Fragte Marú nach einigen Augenblicken leise. Langsam löste sie sich von den Wolf, um ihm in sein Gesicht zu sehen. "Du hast doch nichts falsch gemacht." Entgegnete sie ihm heißer. Erst jetzt sah sie die Tränen in den blauen Augen. Sie hatte zwar sein schluchzen in ihren Gedanken und das Fiepen gehört, doch das er jetzt fast weinte überraschte sie. "Wein' doch nicht Nate." Ermahnte sie ihn, während sie versuchte durch ihre Tränen hindurch zu lächeln. "Aber wie kannst du nur denken, dass ich dich hasse? Ich könnte dich doch nicht hassen. Eher habe ich Angst dich wieder zu verletzten." Erklärte sie sich ihm, während sie mit beiden Händen seine Schnauze hielt und immer wieder eine streichende Bewegung mit ihrem Daumen machte.

Der weißhaarige Junge vor Livian drehte den Kopf nur leicht, doch es war eindeutig ein langgezogenes Nicken. Er zog die Beine noch etwas näher an seinen Körper und drückte noch einmal die Hand des Mannes. Es musste fast schon unwirklich aussehen, wie der Junge vor dem Elf da lag, zusammen gekauert, als würde er jeden Augenblick beginnen zu weinen. Doch auch wenn er diese Position mit dem Vollmond in Verbindung brachte, so trug in sich auch das Gefühl von Sicherheit. Desto enger er zusammen gerollt war, desto schwerer konnte man ihn sehen. Desto schwerer konnte er ihn sehen.
"Ich werde mein Bestes geben." antwortete Arthur darauf, die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln verzogen, die Hände immer noch in der Luft. Er lag ihm auf der Zunge, ein Satz, welchen er noch vor wenigen Minuten ohne großen Hemmungen ausgesprochen hätte. Doch nun gab es für ihn nichts mehr zu sagen. Seine Sätze von früher würden sie nur noch mehr verärgern. Nur musste er etwas sagen! Wenn er nichts sagte, dann konnte er seinen Zustand auch nicht überspielen. Nur mit Worten konnte er jemanden das vorspielen, was dieser sehen wollte. "Dann bin ich wohl ein ziemlicher nutzloser Schützling."
//Du kannst mich doch gar nicht verletzten.// schniefte der Junge in dem Wolf. Sein Schädel lehnte sich in die Hände des Mädchens und für einen Moment, schloss das Tier die Augen, um ihre Berührungen zu genießen. //Wir Wölfe heilen doch viel schneller...// Anschließend öffnete Nate die blauen Augen wieder, wobei sie sich direkt auf Marú's richteten. //Ich hatte einfach Angst.// nur kurz verweilte der Augenblick, indem er ihre Tränen ertragen konnte, sodass wenig später sich der Kopf näher zu dem Gesicht der Blonden vorschob. Die helle Nase dicht vor der ihren, fuhr die Zunge des Wolfes einmal über die warme Wange des Mädchens, um die Spuren der Tränen zu verwischen.


"Ist gut." Livian hatte seine Stimme gesenkt, sodass sie nun fast an Flüstern heran reichte. "Sobald du nicht mehr kannst oder dir irgendwas weh tut, musst du mir irgendwie Bescheid geben." Belehrte er den Jungen vor sich nochmal sanft, ehe er wieder zu dem Wolf in ihn zurückkehrte. Mit jeden mal, wo sie versuchten den Wolf zu bändigen, merkte Livian, dass es wirklich klappte und dass er einen Faden zwischen ihm und dem Wolf sponn. Auch wenn es dünn war, so war es eine Grundlage, auf der weiter arbeiten konnte.
"Ja natürlich!" Antwortete Ava prompt auf seine Frage. Nun brauchte sie nicht mehr darauf achten, wie sie sprach und ob man etwas in ihrer Stimme zu erkennen ist. "Du lässt dir nie helfen, also kann ich auch nicht handeln." Als sie jetzt sprach, kempelte sie auch den anderen Ärmel ihres Hemdes hoch. Sie trug ihre Hemden immer so. Nur wenn Sie Arthurs Nähe war, versteckte sie ihren linken Arm vor ihm, aber das war nun auch nicht mehr nötig. "Und ich weiß ganz genau, dass Wolfstölen Probleme mit irgendwas haben. Wir könnten diese Zeit sinnvoll nutzen aber du willst ja nie, da du alles vor mir verschweigst." Wenn man jetzt ihrer Stimme zuhörte, dann klang sie nicht mehr gleichgültig sondern harsch und unnahbar.
Ein leises Kichern entfuhr der blonden, als die warme, feuchte Zunge über ihre Wange fuhr. "Du brauchst keine Angst haben." Versicherte Marú dem Jungen vor sich lächelnd. "Wer kann dich schon hassen, Hm?" Fragte sie, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, als könne sie es nicht mehr aus Ihrem Gesicht wischen. Denn der Grund dafür stand direkt vor ihr.
"Ist denn alles wieder verheilt, oder tut noch was weh?" War schon die nächste Frage, welche jetzt vorsichtiger klang.

Kein Nicken verriet die Bestätigung Fenris'. Es war viel mehr ein Drücken der Hand, des Elfen, was als seine Antwort gelten sollte. Es war kein Vergleich zu all den vergangenen Nächten, in denen er bei Kael lag und sich nur mit Überwindung dem schlafen hingab. Die Angst, dass seine Erschöpfung ausgenutzt wurde von ihm erfasste den Jungen stets auf neue. Doch heute war es anderes. Der Weißhaarige spürte, wie sein Körper sich nach Schlaf sehnte, nach Ruhe und Sicherheit, nur wurde der Wunsch nach Schlaf nicht von einem unruhig schlagende Herzen begleitet. Fenris wusste, dass er nicht allein sein würde und vor allem, dass Livian ihn beschützen würde. Fenris unterdrückte die Versuchung, in sich zu horchen, was dort vor sich ging. Stattdessen passte er seinen Atem, an dem ruhigen Puls des Elfen an und versank mit jedem Atemzug tiefer in das Reich der Träume.
Arthur war sich durchaus bewusst, dass es sinnlos wäre, weiter auf seine Lügen aufzubauen, wenn sie ihn längst durchschaut hatte, doch mehr blieb ihn nicht übrig. "Was habe ich denn zu verschweigen?" spielte er weiterhin den Unschuldigen. "Du hast Sam doch gehört, ich mache riesen Fortschritte und man kann sich von meiner Seite keinerlei Probleme beklagen." fasste er das Gespräch von vor zwei Wochen zusammen. Er war von sich selbst erstaunt, wie ungezwungen er das lächeln aufrecht halten konnte, wie unnachgiebig er versuchte so zu tun, als wäre alles in Ordnung. "Wäre es für dich denn so viel angenehmer, wenn ich wie mein Bruder wäre? Wäre es dir denn lieber, wenn ich mehr Probleme machen würde? Wenn du," den letzten Satz schaffte er tatsächlich nicht im Ganzen auszusprechen. Als seine Stimme mitten drin zu versagen drohte, schob er ein scheinbar belangloses Luftholen zwischen die Worte, ehe er weiter sprach. "uns Mischlinge so hasst, ist es doch gerade gut, dass du dich nicht mit meinen angeblichen Problemen abmühen musst."
//Es ist so gut wie verschwunden.// versicherte der Wolf sogleich. Kurz überlegte der Wolf, dann erstrahlte sein Gesicht glücklich. Die Verwandlung war fließend. Sein Körper schrumpfte und das Fell löste sich von seiner Haut, als würde es vom Wind davon getragen werden. Der Junge hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl zu fallen und doch gleichzeitig zu fliegen, als er zu dem Mädchen auf die Wiese trat und wenig später um den Hals fiel. "Man sieht es nicht mehr." fügte er noch einmal hinzu, als er den Kopf von seiner Umarmung zurück zog und den Kopf so drehte, dass sie seine Wange gut sehen konnte. Die Verbrennung war auf ein Minimal zurück gegangen, dennoch waren noch zarte rote Spuren des Verlaufs des Feuers zu erkennen.


Nachdem Livian den Druck um seine Hand gespürt hatte, nickte er unbewusst und zog sich wieder in sich zurück.
Er merkte dass der Wolf nun wieder aggressiver wurde, umso ruhiger Fenris wurde. Doch Livian war sich sicher, er würde nicht ausbrechen, solange die Bestie auf den Mann fixiert war und das war sie. Sie ließ den Jungen vollkommen außer acht, sodass Livian immer näher auf das Tier zu ging.
In den Tagen in denen er nicht mit Fenris daran arbeitete, dass der Wolf ruhiger, hatte er das Gefühl das Tier würde ihn in der Zeit immer wieder vergessen und doppelt so aggressiv auf ihn reagieren, wenn Livian in sein Territorium trat. So auch jetzt.
Doch sein Geburtselement zu verdanken, wurde der Wolf ruhiger, auch wenn immer wieder willkürliche Ausbrüche, seitens des Wolfes stattfanden.
Tief durchatmend fuhr sich die Frau durch das pechschwarze Haar. "Es wäre für mich angenehmer, wenn du dir deine Probleme mir gegenüber eingestehen würdest. Du kannst mir nicht sagen, dass du keine Probleme hast." Beharrte sie weiter auf ihrer Vermutung. "Außerdem ist es gleichgültig, ob ich euch hasse oder nicht. Es geht mir hier einzig allein darum, deine Probleme in den Griff zu bekommen. Meine Abneigung muss ich dabei aus dem Spiel lassen, um dir helfen zu können. Aber du willst meine Hilfe ja nicht!" Klagte sie ihn wieder an, während sie in sein Gesicht schaute. Ihres war dabei vollkommen hart und ohne jegliche Regung.
Überrascht hatten sich Marús Augen geweitet, als der Wolf vor ihr, wieder menschlich wurde. Das war das erste Mal, dass sie eine Verwandlung von Nahen miterlebt hatte.
"Aber man kann es noch ein wenig sehen." Meinte sie leise und reuevoll zu ihm, als sie seine Wange begutachtete. Im gleichen Moment legte sie ihre Arme um seinen Körper und merkte die nackte Haut seines Rückens an ihren Armen. Augenblicklich erötete ihr Gesicht. "Ehm Nate... Du... Also.... Du hast keine Kleidung an." Stammelte sie peinlich berührt und starrte in sein Gesicht, um ja nicht nach unten zu schauen.

Die folgenden Stunden glitten immer mehr in einander über, sodass der Sonnenuntergang fast plötzlich über dem Gebäude heran brach. Mit dem Berühren der Baumwipfel von der Sonne, wurde die Tür des Anwesens geöffnet und die Besucher traten an die frische Luft. Als erstes schritt Ava den Weg in Richtung Kutsche entlang, hinter ihr die beiden Männer. Die Unterhaltung zwischen ihr und dem Wolf war immer weiter verebbt, sodass viele Fragen und Ansichten ungeklärt blieben. Während Arthur seine Beschützerin mit dem typischen offenen Lächeln verabschiedet hatte, war die Frau mit kaum einer Verabschiedung gegangen. Sie schien wütend zu sein, sodass der Blonde nur knappe Worte zum Abschied verwendete. Im Vergleich dazu verlief die vergangene Zeit von Narcis sehr ruhig, wenn auch anders als eigentlich vorgesehen. Nachdem sich Nate lachend überreden ließ, sich doch Kleidung anzuziehen, hatten sich die drei in Ruhe unterhalten, sodass das eigentlich geplante Training des Wolfes wohl auf das nächste Mal verschoben werden musste. Auch wenn es für den Jungen nur zum Vorteil war immer wieder zu üben, so war an dem heutigen Tag weitaus wichtigeres in seinem Kopf gewesen, als das er sich richtig hätte konzentrieren können. Nate stand in der Tür und führte seine Tradition der Verabschiedung fort: ein breites Grinsen auf den Lippen und die Hand zum Abschied in die Luft gestreckt. Neben ihm stand wie immer Marú und hinter ihm standen auch die anderen Anwesenden des Hauses. Nur einer fehlte. Livian wurde nicht verabschiedet, da sein Schützling fehlte. Nachdem er seinen gewünschten Fortschritt erreicht und die Augen geöffnet hatte, lag vor ihm ein schlafender weißhaariger Junge. Fenris unterlag dem Wunsch nach Schlaf, was in seinem Fall vielleicht auch die beste Alternative gewesen war. So hatte er sich nicht noch mehr Gedanken um das Tier gemacht und wäre nicht noch unsicherer geworden. So hatte ihn der Elf kurzerhand auf dem Bett positioniert und sich bereits dort von Fenris verabschiedet.
Nur wenig später, als die Elfen außer Sichtweite waren, fiel die schwere Tür des großen Gebäudes wieder zu und begrüßte damit den soeben eingetroffenen Eigentümer. Caleb ließ den Mantel von seinen Schultern rutschen und gab ebenso Hut und Stock ab. Während sich die Gruppe im Haus wieder verteilte, holte er von Sam ein, was an dem Tag geschehen war, sodass wenige Minuten nach seinem Ankommen die Treppen zu seinem Räumen beschreiten konnte. Vince folgte ihm, wie es auch nicht anders zu erwarten war. Doch gerade als der Mann hinter seinem Schreibtisch ankam und die oberen Knöpfe seines Hemdes öffnete, ebenso das schwarze Jackett, wurde ihre Ruhezeit auch schon unterbrochen. Caleb stand mit dem Rücken zur Tür, als es an jener klopfte. Der Besucher trat ein ohne auf eine Antwort zu warten, schloss die Tür hinter sich wieder und schritt in die Mitte des Zimmers. „Dachte ich es mir doch.“ murmelte der Schwarzhaarige nur, wonach er sich umdrehte. Er sah in das erkaltete Gesicht eines jungen Mannes mit blondem Haar. „Was liegt dir auf dem Herzen Arthur? Ich dachte es sei nun alles geklärt mit dem Mädchen“
„Du weißt was ich will.“ lautete die Erwiderung, welche durchaus der Wahrheit entsprach. Er hatte es gesehen, als er durch die Tür in die Eingangshalle getreten war. Das, was der Betroffene so gut es nur irgendwie ging versuchte zu unterdrücken. „Weiß ich das wirklich?“ die grünen schmalen Augen betrachteten Arthur prüfend. Es war nicht schwer zu sehen, wie er mit sich rang, doch vielleicht benötigte man dazu das Wissen, über den wirklichen Arthur.
„Ich denke, du wünschst dir etwas anderes, als das ich dir geben werde.“
„Was ich mir wünsche ist egal.“ der Blonde schluckte, holte tief Luft und erklärte dann sein eindringen. „Du hast doch bestimmt Aufträge für mich, die du mir stets vorenthältst.“
„Den Grund dafür solltest du aber wissen.“
„Das tu ich auch!“ rief er, wobei seine Ungeduld immer deutlicher wurde. „Aber nun ist es nicht mehr relevant. Ich muss… Ich muss hier raus.“
Caleb musterte Arthur noch ein letztes Mal, ehe er eine der Schubladen seines Tisches aufzog. „Warum so überrumpelt? Immerhin hat sie dir nichts neues gesagt. Du müsstest es doch die ganze Zeit gewusst haben. Wenigstens, dass du zu weit gehst.“ daraufhin knirschte der Blonde nur mit den Zähnen, die Augen neben sich gerichtet. Wie lange er auch das gespielte Lächeln aufrecht halten konnte, dahinter versteckte sich immer noch der verbittert kämpfende Junge von früher. „Das musst du mir nicht sagen.“
„Aber sonst tut es doch keiner.“ Caleb lehnte sich gegen die Wand, welche zwischen den Fenstern in seinem Rücken waren, die Arme in einander verschränkt. „Sie hat es bestimmt auch gesehen. Du konntest noch nicht einmal jemanden in die Augen sehen, als du dich einfach umgedreht hast.“ Obwohl der Mann sah, wie stark es seinem gegenüber zusetzte, sprach er ohne Rücksicht weiter. „Zudem, bin ich mir sicher, dass die meisten euren Streit mitverfolgen konnten. Also wissen es fast alles. Warum also weiter die Fassade?“
„Lass es bleiben.“ knurrte Arthur.
„Du belügst sie und spielst den Starken, was ihr Kommen völlig sinnlos macht. Dennoch hängst du an ihr, wie ein Kleinkind. Ein Wunder, dass sie so lange so ruhig bleiben konnte.“
„Sei endlich still, Caleb!“ er war nur wesentlich lauter geworden. „Gib sie mir jetzt endlich.“ bei seinem zweiten Satz hatte er deutlich versucht seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen, nachdem er als Antwort auf sein Lautwerden ein bedrohliches Knurren Seitens Vince erhalten hatte. Caleb drückte sich von der Wand und entnahm der Schublade einen Stapel Briefe, welche durch einen Faden zusammen gefasst waren. Er ging um den Tisch herum und hielt erst inne, als er dicht vor dem jungen Mann stand. „Ich bin dir dankbar, dass du sie erledigst, doch übertreib es nicht.“
Arthur riss seinem Alpha das kleine Paket Briefe aus der Hand. „Das ist wohl mir überlassen.“ damit drehte er sich um, bereit das Zimmer zu verlassen. „Warum lässt du ihn einfach so walten?“ brummte Vince auch schon, kaum war das Geräusch der zugefallenen Tür verklungen. „Was meinst du?“ stellte sich der Alpha unwissend und ließ sich lautstark seufzend auf seinen Stuhl sinken. „Immerhin übernimmt er eine Menge Aufgaben. Nur für welchen Preis, das ist die andere Frage.“ der Mann stützte seinen Ellenbogen auf die Seitenlehne seines Stuhls auf und lehnte an dessen Hand sein Kinn. „Am Anfang wollte ich einfach nur seine Fähigkeiten verwenden, doch irgendwann schien er selbst Spaß daran entdeckt zu haben. Nun ist er ja auch selbst zu mir gekommen, um weiter zu machen.“ Caleb betrachtete die Tür, durch welche Arthur verschwunden war, wobei sich ein amüsiertes schmunzeln in seine Züge legte. „Vielleicht versucht er nur wieder zu üben, wie man überzeugend lügt, da es anscheinend nicht mehr ganz funktioniert.“ noch kurz lagen die grünen Augen auf dem Beta, ehe sie auf die freie Fläche des Tisches vor ihn sahen. „Nun gut, auch wir haben noch ein paar Dinge zu erledigen. Mit diesen Worten zog er ein kleines Säckchen aus Samt aus den Hosentaschen und legte es auf die Fläche, wobei der Inhalt leise klirrte.


Die nächsten Wochen die gefolgt waren, verliefen nun wieder ruhiger. Marú und Nate haben zu ihrem Alltag zurückgefunden und auch Arthur und Marú verstanden sich wieder besser. Zumindest behüte sich Marú darum, dass sie sich wieder besser verstanden und er sich selbst nicht mehr dafür rügte, sie grob behandelt zu haben.
So verlief die Woche bis zu dem nächsten Treffen mit den Beschützern ruhig.
Auch das nächste Treffen verlief ruhiger, als das letzte.
Dadurch, dass sich Nate und Marú wieder vertragen haben, konnte Narcis mit seinem Schützling weiter daran üben, dass Nates Verwandlung zu einem Wolf ruhiger ablief.
Auch Livian konnte mit seinem Schützling weiter daran üben seinen Wolf zu bändigen und er konnte zu dem ersten Mal eine deutliche Verbesserung erkennen, auch wenn es ihn vor dem kommenden Vollmond graute.
Er hatte keine Angst mit Fenris in einem Raum zu sein, wenn er sich seinem persönlichen Dämon stellen musste. Doch er wusste nicht, ob er nach dem Vollmond wieder von vorn anfangen musste, den Wolf an sich zu gewöhnen.
Noch viel mehr hatte er Angst davor, sein Versprechen gegenüber Fenris nicht einlösen zu können. Er wollte so sehr, dass der Junge keine Schmerzen mehr hatte.
Ava hingegen hatte den letzten Besuch bei ihrem Schützling schlimmer erlebt als den vorherigen. Denn nach der Ankunft an dem riesigen Anwesen, musste sie feststellen, dass Arthur gar nicht da war. Ihr wurde von Sam gesagt, dass er schon den ganzen Tag nicht da sei und auch nicht wieder so schnell zurückkehren würde, da er viele Aufträge von Caleb erhalten hatte. Er hatte sich im Namen von Arthur entschuldigt, doch das stimmte sie auch nicht glücklicher.
So musste sie wie ein Schulkind, was nachsitzen musste, die Zeit absitzen, bis ihre Kollegen fertig waren, mit dem was sie zu tun hatten.
Notgedrungen hatte sie sich mit nach draußen auf die Terrasse gesetzt, als Sam sie mehrere Male dazu angehalten hatte. Doch auch das hatte sie nicht fröhlicher gestimmt.
In der Zeit in der Ava dann auf der Terrasse saß und in den Wald hinaus starrte, schwiff sie unweigerlich in Gedanken ab. Erst da ist ihr aufgefallen, dass die Abwesenheit Arthurs sie mehr beschäftigte, als sie irgendjemanden, gar Arthur selbst, eingestanden hätte. Es war komisch, dass er nicht da war und sie mit seinen kindischen Sprüchen umworben hatte, sie dämlich angegrinst hatte oder einfach nur ein hel darum gemacht hatte, dass sie anwesend war. Genau bei diesem Gedanken konnte jeder um sie herum sehen, wie sie das Gesicht verzogen hatte.
So schmollte sie leise vor sich hin und wartete weiter darauf, dass Livian und Narcis fertig wurden.
Als die Sonne wieder mal tief am Himmel stand, kamen die zwei Männer, mit den Händen in den Hosentaschen, auf die Terrasse und teilten der dunkelhaarigen mit, dass sie nun zur Abfahrt bereit wären. Bis dahin war Arthur immer noch nicht heimgekommen.
So reisten die drei wieder ab, wobei die beiden Männer sichtlich mit sich zufrieden waren und Ava innerlich immer noch vor Wut brodelte.
Die Woche, die nun zwischen dem Treffen und dem Vollmond verstrich, war genauso ruhig, wie vorherige Woche, sodass sie nicht weiter nennenswert war.
Nun war wieder ein Monat verstrichen und der Tag des Vollmondes war gekommen, so auch diesmal die drei Beschützer der drei unreinen Wölfe.

Die Sonne wurde mit jeder verstreichenden Minute mehr von den Bäumen verschlungen. Wie eine schwarze Wand stellten sie sich zwischen die Wartenden und der Sonne. Als wollten sie die Männer von dem Licht trennen und ihnen bewusst machen, dass ihre Zeit nach einem hellen Tag lag. Ihre Zeit begann, wenn die groteske Grimasse des Mondes am Himmel erschien. Und doch schien der warme Wind und das vertraute rauschen der Äste, versuchen die Wölfe in den Männern zu rufen. Raus, in die Wildnis, dort wo der wilde Puls zu Hause war. So war es auch nicht verwunderlich, dass kaum einer der Männer den Blick von dem immer bedrohlich werdenden Wald nehmen konnte. War er nicht selbst ein Tier, was in der Dunkelheit lauerte? Sam war neben Schwarz und Weiß der einzige, den es noch auf einem Stuhl zu halten hielt. Soeben setzte er die leere Tasse auf den vorgesehenen Teller ab, als seine Augen zu den Umher stehenden glitten. Luke hatte sich gegen die Hauswand gelehnt, die Arme verschränkt und schien mit den Gedanken genauso tief versunken zu sein, wie sein Blick in das Unterholz des Waldes. Adrien lehnte gegen die Brüstung der Terrasse, auch seine Augen folgten dem Ruf des Waldes. An seiner Seite lehnte Kael, nur galt seine Aufmerksamkeit nicht dem Wald. Viel mehr hatte er im Augenblick die Augen geschlossen und ließ ein kräftiges Gähnen über sich ergehen, ehe er seinen Blick durch die runde schweifen ließ. Auf seinen Schultern lagen die Gewichte eines anstrengenden Arbeitstag und die Aussicht auf eine baldige Vollmondnacht schien sie nicht zu erleichtern. Dennoch trug er große Neugier mit sich, wie sich die Elfen in dieser Nacht anstellen würden, sodass seine Müdigkeit auf weiteres eingedämmt wurde. Sie alle trugen ähnliche Klamotten. Nate war ebenfalls bei der Brüstung, nur hatte er sich hoch gestützt und sah auf dieser, wobei er die Beine hin und her baumeln ließ. Bei ihm Marú. Die Männer trugen auf eine Art alle das gleiche, wenn auch in unterschiedlicher Ausführung. Die Klamotten bestanden aus Leinen, welches beim Hemd gebleicht und bei der Hose geschwärzt wurden war. Kaum einer trug noch Schuhe oder etwas anderes auf der Haut, zu gut war das Wissen, dass es die Nacht nicht überleben würde. Nate hatte sich die Hosen bis kurz unter die Knie hoch gezogen, auch hatte er die Ärmel des Hemdes so hoch es ging gezogen, nur war dies keinem zu verdenken, bei den immer noch anhaltenden Temperaturen. Jeder der hier Versammelten, mit Ausnahme von Marú, erwartete geradezu sehnsüchtig das Eintreffen des Alpha's, welches den Beginn der Nacht bedeuten würde. Die Nacht, welche für die Männer Freiheit bedeutete, welche jeder mit dem Tier in sich trug.


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