~Willkommen~ |
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Die drei Elfen die jetzt auch noch erwartet wurden, traten in die Eingangshalle und wurden von einem Bediensteten bis in den Speisesaal geführt, bis er auf die Gruppe, die auf der Terasse war zeigen konnte. Danach entfernte er sich wieder und die Elfen traten mit ins Freie. "Ich wünsche einen guten Abend." Begrüßte Narcis die Anwesenden mit einem Lächeln auf den Lippen. Hinter ihm standen, wie immer, Ava und Livian. Diesmal war auch wieder zu erkennen, dass Ava die Ärmel ihres Hemdes bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte.
Als die einzige junge Frau in der Gruppe, die drei Elfen sah, begrüßte sie diese noch schnell ehe sie sich zu Nate wandte. "Ich werde dann mal mein Zimmer aufsuchen, bevor Caleb kommt. Ich habe keine Lust die Tortur vom letzten Vollmond durch zu machen." Erklärte sie ihm noch mit einem Lächeln auf den Lippen, als sie auch schon nach drinnen verschwand und auf dem Weg zu ihrem Zimmer einen Umweg über die Bibliothek nahm, um sich noch Bücher für den Abend mit zu nehmen.
In dieser Zeit kam auch schon Narcis auf Nate und Livian auf Fenris zu, um ihre Schützlinge noch mal persönlich, mit einem Lächeln auf den Lippen, zu begrüßen. Nur Ava stand wieder allein da, ohne eine Miene zu verziehen oder auch nur ein Geräusch von sich zu geben. Doch sie wusste, dass sie diesmal auf Arthur treffen würde oder umgekehrt. Er konnte zwar ein einfaches Treffen ignorieren aber in der Vollmondnacht von seinem Rudel fern zu bleiben, würde nicht mal Caleb erlauben.

Die Begrüßung fiel an diesem Abend vielfältig aus. Ein paar nickten den Elfen zu, Sam grüßte zurück oder andere schwiegen gänzlich. Nate verabschiedete Marú mit einem breiten Lächeln und den Worten, dass die gut schlafen sollte. Kurz darauf grinste er auch schon Narcis schräg an. Seine Beine ruhten nur auf einer Stelle, stattdessen lehnte er sich etwas nach vorne. „Einen schönen Abend. Aufgeregt?“ vielleicht war die Frage unnötig oder überflüssig, doch konnte der Junge den Elfen unmöglich anschweigen, wenn er schon nur wegen ihm hier war. „Dieses Mal schlafe ich nicht ein.“ fügte er scherzhaft hinzu, da er an den letzten vollen Mond zurück denken musste.
Von gleicher Redseligkeit würde Livian nicht sprechen können. Fenris' Begrüßung verlief anders und dennoch für ihn intensiv. Als sei der Junge aus einem langen Schlaf erwacht, blinzelte er kurz und hob die grellen Augen, um den Mann direkt ins Gesicht zu sehen. Auch wenn der Junge vielleicht gerne gelächelt hätte, so wirkten seine Augen stumm. Sie erinnerten an die verschlossenen Augen, welche noch vor einem guten Jahr das kindliche Gesicht geziert hatten. Ausdruckslos, versunken in einer Welt, die nur Fenris erreichen konnte und wo er vor allem sicher war. In seinen Augen spiegelte sich der dunkelrote Sonnenuntergang wieder und mit ihm die erwachende Nacht. Eine Nacht, in welcher die Schmerzen des Jungens wohnten. Der Weißhaarige rührte sich kaum, erst als eine allseits bekannte Stimme erklang, zuckte der zarte Körper zusammen. Caleb war auf die Terrasse getreten, die rechte Hand in der Hosentasche, während er in der linken eine noch halb gefüllte Tasse Kaffee hielt. „Alle da?“ Beide Männer trugen anstelle eines weißen Hemdes, ein schwarzes und hoben sich so von der Gruppe sichtbar ab, doch auch sie waren barfuß. „Dann können wir ja endlich beginnen.“ ohne das jemand geantwortet hatte, zog der Mann seine Entscheidung, leerte mit ihr auch gleich seine Tasse. Als wäre dies eine Aufforderung gewesen, richteten sich die Augen der Wölfe auf den sich verfinsternden Horizont. Die Sonne war längst vom Wald verschluckt wurden und mit ihrem Verschwinden schien auch der Wind intensiver geworden zu sein. Als würden die Rufe nun noch lauter und ungeduldiger werden. Als Caleb durch die Gruppe ging, direkt auf die Stufen zu, kam mit einem Schlag Bewegung in das wartende Rudel. Die Männer drückten sich von ihren Plätzen ab oder erhoben sich und folgten ihrem Alpha. Auch Fenris erhob sich, nur blieb er als einziger stehen. Für ihn hatte es nie ein Leben außerhalb dieses Gebäudes gegeben, vor allem nicht in einer solchen Nacht. Seine Augen streiften Kael, welcher noch zögerte, ehe er Caleb folgte. Er sah besorgt zu dem Jungen, doch ohne eine Frage erhielt er seine Antwort. Er bestätigte sie mit einem kurzen Nicken, ehe er sich abwandte. Auch wenn Fenris im ersten Moment abweisend gewirkt haben muss, so hob er nun den Kopf erneut zu den Elf hoch, als würde er ihn stumm fragen, ob er sein Versprechen halten würde.
„Aber wir sind noch nicht vollständig!“ erhob Nate sogleich Einspruch, auch wenn er längst von der Brüstung gesprungen war. „Arthur ist noch nicht da.“
„Er wird jeden Augenblick kommen.“ versicherte Caleb. Er hatte den Rand des Waldes bereits erreicht und sich nun zu den Jungen umgedreht, auch wenn seine Augen bei seinen Worten ebenfalls die Elfe betrachteten.
Doch Nate war noch nicht zufrieden mit seiner Antwort. Er wollte erneut zu einer Erwiderung ansetzten, doch der scharfe Blick des Alpha's ließ ihn das Vorhaben abbrechen. So ging auch er die letzten Stufen hinab, erst dann bemerkte er das knappe Nicken Calebs, woraufhin er sich eilig umdrehte. Mit flachen und schnellen Atem tauchte der blondhaarige junge Mann in der Tür auf. Er trug eine schwarze Hose und ein einfaches weißes Hemd, worüber er ein einfaches ebenfalls schwarzes Jackett trug. Vielleicht hätte es in bestimmten Situationen sogar festlich gewirkt, doch in diesem Augenblick war der Gegenteil der Fall. Die Klamotten wiesen deutliche Dreckspuren auf, das Jackett und das Hemd waren sogar beschädigt. Auch im Gesicht hatte er zwei auffällige Kratzer, welche am unteren rand seiner rechten Wange brangten. Alles an ihm deutete daraufhin, dass er eine Zeitlang gerannt war und dies nicht über ebenerdige Flächen. „Entschuldigt meine Verspätung.“ rief Arthur als Entschuldigung seinem alpha zu, dessen Antwort ein akzeptierendes Nicken war. Der Blonde schob sich ohne die Hände zu benutzen die Schuhe und Socken von den Füßen, während er zeitgleich das Jackett auszog und es halbherzig auf einen der Stühle ablegte. Als Arthur zu der Treppe welche zum Wald führte ging, bemühte er sich stark, die Augen nicht auf die Frau zu richten, welche noch vor einigen Wochen seine erste Ansprechpartnerin gewesen wäre. Stattdessen waren seine blauen Augen stur auf den schwarzen Wald gerichtet, dem warmen Wind entgegen. Eingeweihte müssten es sehen können, denn in genau diesen Minuten waren die wartenden Männern mehr Wolf als in ihrer wirklichen Gestalt. Das Funkeln in ihren Augen hatte längst alles menschliche verloren. In ihnen war nur noch der animalische Hunger auf die Luft der Freiheit. Die Ungeduld war beinahe greifbar, auch wenn sich jeder versuchte so gut wie es nur ging unter Kontrolle zu halten. Die Bäume schienen den Atem anzuhalten, als die Männer das Unterholz betraten. Die erwarteten Besucher waren eingetroffen. Sie waren endlich Zuhause, denn nun hatte ihre Zeit begonnen. Die Zeit der Wölfe.


"Nicht wirklich." Beantwortete Narcis die Frage des Jungen, gefolgt von den gewohnten sanften Lächeln. "Ich würde eher sagen, dass ich gespannt bin. Ich war noch nie bei einem Vollmond dabei. Ich hoffe es klappt alles." Er nickte dem Jungen noch einmal zuversichtlich zu, als der Alpha auch schon die Terasse betrat.
Livian hatte in der Zeit Fenris stumm beobachtet, die Hände dabei tief in den Taschen seiner Hose. So standen sie die ganze Zeit schweigend nebeneinander. Erst als all die Männer sich in Richtung Wald bewegten, so auch Narcis, drehte sie Livian wieder zu seinem Schützling. "Dann lass uns mal nach unten gehen. Wir haben noch einiges zu erledigen." Schlug er dem Jungen lächelnd vor.
Er kannte zwar nicht den Raum, indem Fenris jeden Vollmond ausharren musste, doch er wusste das es ihn gab und Fenris seine Worte auch verstehen würde. So wartete er nur noch auf eine Reaktion von Fenris.
Bis zuletzt stand Ava mit auf der Terasse, als nun Arthur kam, sie jedoch mit nichtachtung strafte. Erst als er auf dem Weg in den Wald war, folgte sie ihm mit mindestens zwei Metern Abstand und die Arme vor der Brust verschränkt. "Guten Abend, Arthur." Sagte sie dann mit fester aber eiskalter Stimme, während sie seinen Rücken regelrecht anstarrte.

"Bestimmt." versicherte Nate dem Mann zuversichtlich. "Jedoch muss ich zugeben, dass ich ebenfalls neugierig bin, was auf uns zukommt. Immerhin ist es für uns auch das erste Mal, dass Elfen uns begleiten." noch während er sprach, schien dem Jungen etwas neues in den Kopf geschossen zu sein, da er sogleich den Kopf hob. Mit skeptischer Miene sahen die großen blauen Auge zu Narcis auf. "Könnt ihr überhaupt mit uns mithalten? Immerhin sind wir ziemlich schnell unterwegs." in der gleichen Zeit, in der er sich mit dem Elfen unterhielt, war der größte Teil des Rudels bereits im Wald verschwunden.
Fenris hob den Kopf und ließ ihn anschließend in die vorherige Position zurück sinken, sodass es einem Nicken sehr ähnlich war. Der weiße Haarschopf verließ die Terrasse und durchquerte das Anwesen zielstrebig. Er führte den Mann in seinem Rücken über das abgeschiedene Treppenhaus hinunter in den Keller. Bis hier runter hatten es die warmen finger des Tages nicht geschafft. Mehr war es, als würde die Nacht hier die gesamte Zeit verweilen, als würde sie sich hier her zurückziehen, wenn sie notgedrungen dem Tag Platz machen musste. Fenris verweilte einige Atemzüge vor der Gittertür, hinter welche die so vertraute Pritsche mit der Decke befand. ein Ruck ging durch den dünnen Körper und er streckte die Hand aus, öffnete das Gitter und nahm seinen gewohnten Platz ein. Er folgte blind dem Ablauf eines jeden Vollmonds, sodass es schien, als hätte er die Präsenz des Mannes bei ihm völlig vergessen. Fenris setzte sich in die äußerste Ecke, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um diese. Während dem gesamten Ablauf, zeugten seine Augen von keinerlei leben, wie man es vielleicht bei den letzten treffen vermuten konnte.
Der blonde junge Mann hörte die Frau hinter sich klar und deutlich, zu deutlich für seinen jetzigen Zustand, und dennoch drehte er sich nicht um. Keine Erwiderung, kein Nicken, kein einziges Zeichen, dass er ihre Worte vernommen hatte. stattdessen war Arthur beinahe verkrampft, darauf konzentriert Anschluss an dem Rudel zu finden. Er wusste war nun auf sie zu kamen, doch dieses Wissen erfüllte ihn keineswegs mit Entzücken. Vielmehr war es Abneigung gegenüber dem Vorhaben. Gerade jetzt, mit Ava an seiner Seite, hielt er es für ein viel zu leichtsinniges Befangen, als das er so ruhig bleiben konnte, wie sein kleiner Bruder. Die meisten hatten die Verwandlung bereits hinter sich, doch diese hatte auch keinerlei Probleme mit ihr oder hatten einfach keinen Elf an ihrer Seite, der alles ganz genau beobachtete.


Narcis schmunzelte nur über die Frage des Jungen, ehe er nickte. "Ja, das können wir, wobei Ava sicherlich schneller als ich sein wird. Ich bin sicherlich schon etwas eingerostet." Er lachte kurz über seine eigenen Worte. "Wie fast jedes Wesen, welches kein Mensch ist, sind auch wir Elfen schneller und stärker, als jene. Auch unsere Sinne sind wie bei Wölfen, verstärkt." Erklärte er dem Jungen, als er nach vorn schaute, wo sich die Männer schon in riesige Bestien verwandelten. "Wollen wir dann?" Fragte er jetzt im Gegenzug Nate und wies mit einem Nicken auf das restliche Rudel.
Livian folgte dem Jungen schweigend, bis sie nach unten gegangen waren. Nun stand er in der offenen Tür und beobachtete Fenris. "Ich mach die Tür zu, in Ordnung?" Auch wenn es eine Frage war, nahm er auch schon das Gitter in die Hand und schloss es hinter sich. Er hielt vor der Pritsche, auf der der Junge saß, an und setzte sich davor. Somit musste er nach oben schauen, wenn er Fenris ins Gesicht schauen zu wollen, was er auch jetzt tat. "Sei mir bitte nicht als zu böse, wenn ich dir nicht gleich alle schmerzen nehmen kann." Bat er den weishaarigen. "Ich werde aber mein bestes geben. Versprochen." Ein Lächeln umspielte seine blassen Lippen, als er eine Hand, die zur Faust geballt war, hob und Fenris seinen kleinen Finger entgegen hielt.
Es war eine Kinderei, so einen Schwur zu leisten, doch der orangehaarige Mann versuchte Fenris so ein wenig Mut machen zu können.
Als nun immer noch keine Reaktion von Arthur kam, nahmen Avas Schritte an Geschwindigkeit zu, bis sie vor dem jungen Mann zum stehen kam. Immer noch mit verschränkten Armen und einem scharfen, fast schon tadelnden Blick. "Atme erstmal tief durch, Arthur." Wies sie ihm an.
Sie wusste warum er nicht antwortete, sie nicht mal ansah. Ihr letztes Gespräch hatte er sich sicherlich anders vorgestellt, doch es war immer noch seine Schuld, dass sie so reagieren musste und sein jetziges Verhalten war einfach nur kindisch. Sie war immer noch sein Beschützer und das musste er einsehen. Sie würde ewig an seiner Seite sein, ob er und auch sie wollten oder nicht. "Da wir uns jetzt eine Weile nicht sehen konnten, frage ich dich jetzt: Sind deine letzten Verwandlungen flüssig verlaufen? Und bitte erspare mir jetzt irgendwelche Ausreden." Ernahmte sie ihn abermals, bevor er reden konnte.

Nate's Kopf folgte Narcis' Blick. Bei dem Anblick der gewaltigen Wölfe lief dem Jungen ein warmer Schauer den Rücken hinunter. „Gerne!“ ein bekräftigendes Nicken und dieses Wort, mehr würde der Junge in dieser Nacht nicht sagen. Der Schauer auf seinem Rücken wurde zu einem Kribbeln und das Kribbeln zu einem Brennen. Hastig entledigte sich Nate seines Oberteils, wobei er nicht darauf achtete, wo er es fallen ließ. Denn bereits im nächsten Augenblick krümmte sich sein Körper nach vorne, dem Boden entgegen. Noch während es schien, als würde der Junge nach vorne fallen, verlängerten sich seine Glieder und sein gesamter Rumpf. Wie eine Welle begann sich das blonde Haar über den nackten Körper auszubreiten, bis letzten Endes der helle Wolf seinen dichten Pelz kräftig schüttelte. Die Rute schwang gut gelaunt hin und her, währenddessen Nate den Kopf zu seinem Begleiter umdrehte und die blauen Augen jenen schräg angrinsten. //Ich bin soweit.// erklärte er Stolz in Gedanken. Ein knappen Blick nach vorne, zeigte dem Jungen, dass das Rudel nur noch auf ihn und seinen Bruder warteten. Der größte Wolf hatte den Kopf hoch gehoben und schien die beiden Brüder genau zu beobachten. Mit einem kräftigen Schwung der Rute bestätigte Nate dem Alpha, dass alles soweit in Ordnung war. Er konnte es auf die Entfernung bei weitem nicht erkennen und auch war es in dieser Gestalt auch sehr schwierig, doch war sich der Blonde sehr sicher, dass Caleb ihn mit einem Lächeln zugenickt hatte.
Mit seiner Bewegung holte Livian Fenris zurück in die Wirklichkeit, raus aus der Mauer aus Vorahnung und Angst. Langsam, fast zögerlich löste sich die Hand von ihrer Position, sodass der weißhaarige dem Mann die Hand entgegenstreckte. Er tat es ihm gleich und hakte am ende seinen kleinen Finger in den des Elfen. So konnte er es nicht länger verheimlichen, dass seine Glieder zitterten. War es wirklich besser so? Die Frage schien den Jungen gar nicht mehr los lassen zu wollen. Die Frage, ob er durch die nun durch Livian aufgekommene Hoffnung, nicht noch mehr Angst hatte. Die weißen Augen lösten sich von dem Anblick des Versprechens und fanden das Gesicht von Livian. Jeder Wolf musste es in diesem Augenblick gespürt haben. Es war der Moment, in dem Caleb das Zeichen gab zu starten; es war der Moment, in dem der Wolf die Augen gänzlich öffnete; es war der Moment, in welchem Fenris Tortur ein weiteres Mal begann. Der viel zu dünne Körper wurde von einem gewaltigen Ruck gepackt. Fenris öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch stattdessen presste er ihn sofort wieder zu und drückte sein Gesicht in seine Knie. Seine Hand hatte er im gleichen Augenblick wieder zu sich gezogen und nun krallten sich ihre Finger in den Stoff seiner Kleidung.
Arthur war tatsächlich stehen geblieben, als sich Ava ihm in den weg stellte, auch hatten seine Augen ihr Gesicht gefunden, nur sehen tat er sie nicht. Seine Verwandlungen. Ja, er hatte sich in den letzten Tagen häufiger verwandelt, doch schien dies den Wolf in keinster Weise zu beeindrucken. Zwar wurden die Zeiträume kürzer, in denen er die Überhand nahm, doch sie hörten nicht auf. Die blauen Augen betrachteten die Frau kaum eine Sekunde länger, nachdem sie geendet hatte. Statt einer Antwort hob der junge Mann nur eine Hand, als wolle er sie zur Achtung aufrufen. „Schau selbst.“ lauteten die ersten Worte zwischen ihnen, seinerseits, nach Wochen. Ohne weiteres passierte er die Elfe. Um seine Klamotten war es längst nicht mehr Schade, sodass er sich die Mühe sie abzulegen sparen konnte. Auf den letzten Meter Richtung Rudel wurden seine Schritte schneller, ehe er sich mit einem Satz vom Boden abdrückte. Ebenso wie am vergangenen Vollmond, landete der Mann nun nicht mehr als Mensch auf dem Boden, sondern als Wolf. Die vier Pfoten federten seine Landung elegant ab und nach dem er den Kopf zügig hin und her gewogen hatte, lag auch das Fell an der richtigen Stelle. Der Wolf machte Anstalt den Schädel zurück zu der Elfe zu drehen, doch hielt er in dieser Bewegung inne, als hätte etwas ihn aufgehalten. Nur die wachsam aufgestellten Ohren verrieten, dass er hinter sich lauschte, ehe er seinen Kopf wieder nach vorne richtete. In dieser Bewegung ertönte auch das Startzeichen. Die Elfen vermochten es nicht zuhören, doch die Wölfe hörten die Stimme ihres Alpha's klar und deutlich. Der blonde Wolf schien jedoch tatsächlich kurz zu zögern, ehe er mit einem großen Sprung seinem Alpha nach setzte.


Narcis nickte dem hellen Wolf noch einmal zu, bevor sein schlendernder Gang straffer wurde und er zu dem Rudel aufholte.
Auch Ava hatte sich zu dem Rudel gedreht, als Arthur zu diesen aufgeholt hatte.
Sie hatte ihn ruhig beobachtet und gesehen, dass seine Verwandlung flüssig und ohne Probleme verlief. Doch das würde ihre Meinung oder eher ihre Vermutung nicht ändern, dass Arthur keinerlei Probleme hatte. Jede Wolfstöle hatte Probleme, vor allem, wenn diese noch so jung war wie er.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, löste sie ihre Arme und hielt leicht mit dem Rudel mit.
Als Jägerin war sie abgebildet mit solchen Wesen, auch über längere Zeit, mithalten zu können und nur, weil sie nun nicht länger als Jägerin dienen konnte, hieß es nicht, dass sie dadurch aufgehört hätte jeden Morgen zu trainieren.
Aus diesem Grund war es für sie ein Leichtes mit ihnen mithalten zu können und Arthur regelrecht im Nacken zu sitzen, da sie stets in seiner Nähe blieb. Auch Narcis hielt mit seinem Schützling mit, auch wenn er einen größeren Abstand zwischen ihnen hielt, da Nate anscheinend alles unter Kontrolle hatte.
So wurde die Nacht immer dunkler.
In der Zeit, in der nun alle im Wald waren, mühte Livian sich ab, den Wolf in Fenris zu beruhigen.
Als er gesehen hat, wie Fenris nun leidete, machte er schnell die Augen zu. Nicht weil der Anblick zu schlimm war, sondern, damit er sich auf den wilden Wolf in Fenris konzentrieren konnte. Durch die letzten Male, die sie üben konnten, fand Livian nun schneller den Weg durch das dunkle Gewirr zu dem Wolf.
Er sah vor seinem inneren Auge, wie dieser rastlos umherstreifte und immer wieder knurrte. Als das Biest dann den Mann wahrnahm, hob er den großen Kopf und Livian erkannte, wie dessen Augen wild aufleuchteten.
Im nächsten Moment sah Livian auch schon, wie der Wolf auf ihm zuschritt und immer näher kam. Genau das war das richtige Zeichen. Denn solange, wie der Wolf sich auf Livian konzentrierte, solange würde er Fenris keine Schmerzen zu fügen können, da er raus wollte. " Atme ruhig, Fenris." Belehrte er den Jungen flüsternd.
Mit geschlossenen Augen tastete Livian nach dem zitternden Körper des Jungen und erst als er ein Schienbein von ihm spürte, hielt er inne und fuhr beruhigend darüber. "Wir schaffen das."
So als hätte Livian es damit provoziert, wandte sich die Bestie von ihm ab, als wäre Livian überdrüssig geworden und streifte wieder umher, anscheinend in der Hoffnung, diesmal gegen den Jungen gewinnen zu können.

Auch wenn es der Junge gerne gewollt hätte, so verhinderten Livians Berührungen keinerlei das Zittern seines Körpers. Die Zähne aufeinander gepresst, die Augen geschlossen und den Körper bebend. So saß Fenris zusammen gekauert da, unfähig zu regen. Diese Tortur war für den Jungen seit Jahren nichts mehr neues, er kannte die Schmerzen, er kannte das lautstarke Knurren und Brüllen des Tieres, er kannte den bitteren Geschmack von Blut in seinem Mund. Er kannte und wollte es so, denn dies bedeutete, dass er keinem mehr etwas antun konnte. Gerade als der weißhaarige glaubte der Schmerz sei tatsächlich minimal abgesunken, schlug auf ihn bereits die nächste Welle ein. Ein unterdrückter Schrei erfüllte die Stille, als die Zähne ihn nicht länger zurückhalten konnten. Seine Hände lösten sich von dem Stoff seiner Kleidung und vergruben sich in das Holz der Pritsche. Wenn man diese genau betrachtete, sah man sehr deutlich, wie weit der Schmerz einer Verwandlung einen Menschen treiben konnte. Einkerbungen und tiefe Kratzspuren durchzogen das Holz. In den Spuren konnte man Rückstände von Blut erkennen, welches das Holz an den Stellen dunkler färbte. Fenris lehnte den Kopf nach hinten, die Lippen verkrampft wieder zusammen gepresst. Das hörbare wimmern zeigte, wie stark er versuchte kein weiteres Mal aufzuschreien. Mit zitternden Händen vergrub er seine Nägel in das Holz, zog die Hand zu sich und schnitt mit dem Holz in seine Haut. Er macht es absichtlich, schoss es dem Jungen durch den Kopf. Heute tat er ihm mit Absicht stärker weh. Er hatte es also gemerkt. Er hatte gemerkt, dass Fenris sich tatsächlich Hoffnung auf Linderung gemacht hatte.
Caleb an der spitze und Vince an seiner Seite, hatte das Rudel längst das geöffnete Tor des Geländes passiert. Auch wenn es von außen wie eine belanglos aufgereihte Gruppe Wölfe aussah, so hatte jedes einzelne Tier exakt die Position eingenommen, an welcher es hin gehörte. Der Alpha an der Spitze, sein Beta leicht nach hinten versetzt an seiner Seite, hinter den beiden die zwei nachfolgenden Wölfe in der Rangordnung: Sam und Luke. Daraufhin folgten Kael und Adrian und zwischen ihnen, wenn auch ein Stück langsamer, lief Tane als pechschwarzer Wolf. Es war eigentlich der rechtmäßige Platz Arthurs, doch immer wenn dieser abgelenkt war, nahm ihn Tane ein. Jungwölfe liefen mit den Ältesten am Ende, dort wo Nate vergnügt dem Rudel hinterher trottete. Als der ältere blonde Wolf zu dem Schwarzen aufholte, drosselte dieser bereits seine Geschwindigkeit. So lief jedes gemeinsames 'laufen' ab und so würde es auch immer ablaufen. Alpha, Beta und die zwei folgenden kümmerten sich um das aufspüren der Beute, während die anderen ihren angewiesenen Richtungen folgten.
Nate verlangsamte seinen federnden Gang, bis er auf der gleichen Höhe wie Narcis war. //Sie sagen, dass wir es gleich erreicht haben.// klärte er seinen Begleiter auf. //Ein paar Minuten von hier soll eine Herde Rehe grasen.// seiner Stimme war es gut zu vernehmen, dass er aufgeregt war und es kaum erwarten konnte endlich auf die Tiere zu treffen. //Wirst du bei der Jagd mitmachen oder lediglich zusehen?//
Während Nate den Kontakt zu seinem Beschützer suchte, so zwang sich sein älteres Ebenbild dazu, sich nicht ständig der Anwesenheit seiner Beschützerin zu versichern. Immerhin war er ihr die letzten Wochen erfolgreich aus dem weg gegangen und hatte jeden nur erdenklichen Auftrag seitens Calebs ausgeführt. Sein letzter hatte ihn beinahe vier Tage beschäftigt, da er das Revier des Westens betreten musste. Vier Tage waren vergangen in denen er von dem Rudel getrennt war, doch kein einziger Tag an dem er nicht an sie gedacht hatte. Erneut zuckten seine Ohren, um nach Ava zu horchen. Über sich selbst enttäuscht schüttelte er den Kopf, wobei dem Wolf dabei ein leises Knurren entfuhr. Arthur musste bei der Sache bleiben, sonst würde er es nicht einmal bemerken, wenn der Wolf sich in de Vordergrund drängte. Das er es versuchte war kaum zu ignorieren. Vor allem als der Geruch nach Beutetieren mit jedem Schritt intensiver wurde, schien das Tier kaum mehr zu bändigen zu sein.Das Rudel wurde langsamer, bis es zum stehen kam. Caleb hob den Kopf und versicherte sich der Anwesenheit aller, wenn auch nur seitens seiner eigenen Leute. Sie hatten die Herde in nötigem Abstand umrundet, um nun mit Gegenwind neben ihnen zu stehen. Die Tiere grasten seelenruhig auf einer kleinen Lichtung, welche mit lichten Birken umsäumt war, sodass das Mondlicht ein perfektes Licht auf sie warfen. Das dumpfe knurren der Wölfe war deutlich zu hören. Mit lautlosen Schritten begann das Rudel sich zu teilen, den Kopf geduckt, die Muskeln angespannt, die Ohren wachsam aufgestellt, die Augen auf die Beute gerichtet. Nate war der einzige, welcher im ersten Augenblick noch zögerte und Narcis einen flüchtigen Blick zu warf. Jungwölfen war es noch untersagt an einer Jagd den Treiber zu spielen. Sie blieben meist mit den Angreifern zurück und würden den flüchtenden Tieren entgegen kommen. Bei ihm standen noch Tane, Sam, Kael und Caleb. Die mächtigen Körper geduckt, lauerten sie darauf, dass die anderen die Tiere endlich umkreist hatten. Unter den Treibern befand sich meist die, welche am schnellsten und am wenigstens waren, da man die Herde auf kleinstmöglicher Fläche den dem restlichen Rudel entgegen jagen musste. Arthur befand sich wenige Schritte von Adrian entfernt, welchem heute zu stand als erstes los zu rennen und so auch den anderen genau gegenüber stand. Innerhalb eines Wimpernschlages kehrte totenstille im Wald ein. Die nächtlichen Geräusche verstummten, selbst der Wind schien für einen Augenblick zu ruhen. Als würde alles den Atem anhalten und darauf lauern was als nächstes geschah. Der Hirsch in der Herde hob den Kopf und sah sich wachsam um. Doch seine Mörder waren für ihn nicht zu erkennen, sie versteckten sich in dem Schatten des Unterholz, die Zähne gefletscht, das Nackenhaar aufgestellt. Über dieser Szene hing das grelle runde Gesicht des Mondes, welcher sich an diesem Anblick weidete. Mit dem verzogenen Mund verspottete er jeden Geschöpf der Nacht, was unter ihm weilte. Mit einem lauten Lachen gab er das Signal für den Angriff. Auf das er sich an dem Anblick weiden konnte.


Livian brachte sich komplett aus der Ruhe, an die er so krampfhaft hielt, als der unterdrückte Schrei von dem Jungen ausging. Er schlug sofort die Augen auf und sah den geschundenen Jungen und zuckte kurz zusammen.
Geistesgegenwärtig erhob er sich, um sich neben Fenris zu setzen und ihn in den Arm zu nehmen. "Ich schaff' das." Flüsterte er. Doch er wusste nicht ob er es zu dem Jungen oder nur zu sich selbst sagte, um sie beide zu beruhigen.
Den zitternden Körper in den Armen, schloss er wieder die Augen und drang wieder zu dem Wolf vor. Immer wieder provozierte er ihn, um ja die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und als Livian es schon fast als sinnlos erachtete, sah er den Wolf wieder knurrend auf ihn zu gehen.
Komm schon Dachte er hoffnungsvoll, als man von außen sehen konnte, wie er den Jungen fester an sich zog.
Als Narcis die Stimme seines Schützling erneut hörte schüttelte er den Kopf. "Das überlasse ich ganz euch." Beantwortete er die stumme Frage des hellen Wolfes. Dann drosselte er seine Geschwindigkeit und zeigte ihm somit, dass er ihm den Vortritt überließ. "Ich werde euch nicht stören." Sagte er mit leiser Stimme, als er auch schon stehen blieb und es Ava ihn gleich tat. Denn umso näher sie an die Herde heran traten, umso größer wurde der Abstand zwischen Ava und Arthur.
Sie wäre gerne näher bei ihm geblieben, doch wollte sie auch nicht im Weg sein, wenn sie ihre Beute jagten. So stellte sie sich, mit verschränkten Armen, zu Narcis, welcher an einem Baum lehnte.

Während der Elf innerlich gleichermaßen wie der Junge einen Kampf austrug, so hatte Fenris in seinen Armen das Gefühl von Erleichterung. Als wären die Arme des Mannes der Grund dafür, als würden jene ihm wenigstens ein Stück des Schmerzes nehmen. Die Augen weiter geschlossen drehte sich der Weiße dem Mann zu, um sich kurz darauf eng an dessen Körper zu lehnen. Seine Hände griffen erneut nach etwas und bekamen dabei den Stoff von Livians Oberteil zu fassen. Zitternd vergruben sich die dünnen Finger in die Kleidung. Immer wieder zuckte der hilflose Körper zusammen, unfähig es zu kontrollieren oder gar abzuwenden. Fenris schluckte schwer, doch es wurde mit jedem Mal schwerer den aufkommenden Schrei zu unterdrücken. Verkrampft versuchte er immer intensiver den Drang einfach loszulassen zu unterdrücken. Würde er nun einfach aufgeben, einfach loslassen, so hätte das Monster in ihm gewonnen. Doch bis jetzt hatte er es jeden Monat aufs neue geschafft die Oberhand zu behalten, wie schmerzhaft dieser Sieg auch gewesen war. Für einen kurzen Augenblick in Gedanken versunken, hatte der Weiße gar nicht mitbekommen, dass seine Finger immer stärker an den Stoff des Hemdes gezogen hatten. Die Fasern knackten leise, zu leise, als dass es durch das Rauschen in den Ohren des Jungens hindurch dringen könnte. Eilig ließ er das Oberteil los und zuckte zurück.
Nate wollte dem Elf bereits versichern, dass er bestimmt nicht stören wollte, doch das Tier in ihm ließ nicht einmal mehr einen letzten Augenkontakt zu. So hatte auch der blonde Wolf in geduckter Haltung mit den anderen gewartet. Die Angreifer lauerten nicht direkt am Rande der Lichtung, sondern bereits einige Meter tief in der Dunkelheit des Waldes. So konnten sie den Beginn gar nicht sehen, dafür umso deutlicher spüren. Es war wie eine kurze Erschütterung die den Boden erfasste und in jedem der Wölfe wieder hallte. Es hatte begonnen. Die Treiber mussten alle ihre Position erreicht haben, sodass der erste bereits los gerannt war. Und plötzlich konnte Nate die Rehe auch schon sehen. Panisch flüchteten sie von der Lichtung, am Rande dessen drückten sie sich elegant vom Boden ab, um über mögliche Hindernisse im Unterholz zu springen und dies war der Augenblick für den Angriff. In der Luft waren die Tiere machtlos und den Wölfen hilflos unterlegen. Mit geöffneten Augen rannten sie direkt dem Feind in die Arme. Ein leises, beinahe spielerisches, Knurren ertönte, als Nate mit der Rute angriffslustig über den feuchten Waldboden wischte, dann schoss er mitsamt der anderen Wartenden aus ihrer Deckung hoch. Der Blonde verfehlte seine gewählte Beute um Haaresbreite, doch anstatt sich einem neuen zu widmen, wendete er bereits im Sprung und setzte mit großen Sprüngen dem Reh hinterher. Jeder, der sein auserwähltes Tier nicht gleich erwischt hatte, würde ihm dies gleich tun. Wenn es etwas gab, in was Wölfe nicht gut waren, dann war es aufgeben und damit eine Niederlage hinnehmen.
Einige aus dem Rudel hatten zu zweit ein Reh erlegt, andere genossen einfach die Zeit der Jagd durch das Dickicht des Waldes. Arthur hatte während der Treibjagd seine Beute erwählt und auch erfolgreich erwischt, nur hatte dieses einen ungewöhnlich stark ausgeprägten Überlebenswillen. Trotz der schweren Wunde in der Flanke, trat es um sich, bis es einen Zeitpunkt erwischte, in dem es sich losreißen konnte und versuchte in den schützenden Wald zu flüchten. Doch heute schenkte der Wald keinen Schutz, heute war er Zeuge der grausigen Natur der Geschöpfe des Mondes. Mit amüsierten funkeln in den Augen und das Wissen auf den Sieg, folgte Arthur dem verletzten Tier. Er gab ihm nur wenige Meter, auf welchen es Hoffnung schöpfen könnte. Welche schnell in Panik und Angst umschlug, als der große Wolf immer näher kam. Der Geruch von Blut lag wie dichter Nebel zwischen den Bäume. Betörend und alarmierend zugleich. Arthur spürte wie seine Gedanken von dem Geruch umhüllt wurden, wie das Umfeld immer verschwommener wurde und der Geist immer freier. Er sah nur noch das verletzte Tier, wie es sich endlich in das Unterholz gerettet hatte. Es würde sterben, dass wusste die Beute genauso gut wie ihr Mörder. Die Menge des verlorenen Blutes hatte längst die Grenze überschritten, in welcher es noch Aussicht auf Leben gab. Mit einem einzigen Satz war der Wolf bei dem Reh, vergrub seine Zähne in das weiche Fleisch der Flanke und schleuderte es herum, in die Richtung, aus welcher es gekommen war. Zitternd, kraftlos und von der Angst beinahe gelähmt, versuchte das Tier auf die wackligen Beine zu kommen. Der erste Versuch scheiterte, der zweite ebenso. Mit einem kläglichen Laut zwang es sich zu einen dritten. Es stand, doch in dem Augenblick wo es den Kopf hob, um seinen Angreifer wieder zu lokalisieren, schoss dieser aus der Dunkelheit hervor und schloss seinen Kiefer um die Kehle des Rehs. Letzte wirre Zuckungen, dann hing der leblose Körper nur noch an seiner eigenem Hals im Maul des Raubtieres. Der helle Wolf schüttelte seine Beute flüchtig, ehe er den Hals gänzlich durch biss. Wie sehr die Männer am Tage auch vorspielten den Menschen ähnlich zu sein, sobald der Mond seine hässliche Fratze entblößte, so viel auch die Maske der Männer zu Boden. Sie waren Menschen am Tage, doch Bestien in der Nacht.


Livian hatte kaum gemerkt, dass sich die Hände von Fenris in sein Hemd vergruben, zu sehr war er mit dem Wolf beschäftigt. Doch als der Junge in seinen Armen zurück zuckte, merkte er das etwas fehlte, was er die ganze Zeit unbewusst gespürt hatte.
Doch anstatt die Augen zu öffnen kniff er sie weiter zu und fuhr Fenris beruhigend über den Rücken.
"Ist gut." Redete er auf den weishaarigen ein. "Es ist nicht schlimm." Beruhigte Livian ihn.
In der ganzen Zeit hatte Livian nicht von dem Biest abgelassen, um Fenris eine Minute zum atmen zu verschaffen.
Er hörte nicht auf das Tier zu provozieren, abzulenken und hinterrücks das Band zwischen ihnen beiden zu spinnen.
Während die restlichen Wölfe der Jagd nachgingen, standen die zwei Elfen in der Dunkelheit unter einem Baum. Beide beobachteten sie ihre Schützlinge stumm, aber aufmerksam und ihnen entging nicht eine Reaktion von den zwei Wölfen. Dabei schien Ava schärfer auf alles zu achten, Narcis. Dieser hatte auch mehr vertrauen in den Jungen.
Als Arthur dann so in seiner Jagd vertieft war, ließ es sich die Frau nicht nehmen, etwas in seine Nähe zu gehen und sich somit von Narcis zu entfernen.
Sie beobachtete alles ganz genau, als würde sie darauf warten, dass er irgendetwas 'falsch' machte.

Fenris sah mit verschwommenen Blick zu den Mann auf. Es war ihm anzusehen, dass auch er einen Kampf austrug, welcher seine Spuren an ihm hinterließ. Der Atem des Jungens ging flach und auf Dauer würde er wohl nicht ausreichen. Zaghaft hob Fenris die Hand und berührte mit den kalten Fingern vorsichtig die erhitze Wange des Elfen. Er kämpfte für ihn. Würde man darauf achten, konnte man gerade in dieser Situation erkennen, dass die Mundwinkel des Jungen sich zu einem sanften Lächeln verzogen. Es war nicht ohne Schmerz, doch war es ebenso mit Dankbarkeit erfüllt. Lange hielt die Pause nicht an, bis der Körper erneut durch einen Schub ergriffen wurde und Fenris zum vorbeugen zwang. Haltlos ergriff er erneut den Stoff des Hemdes, um sich zu halten. Es war ein Gefühl vom fallen und dennoch hielt ihn etwas fest. Es wurde immer schwieriger oben und unten auszumachen, erst recht das Gleichgewicht in dieser Lage zu behalten. So nutzte der Weißhaarige den Elfen, als einzigen Bezugspunkt zwischen dem wirr an Bildern einer vermeintlichen Umgebung. Eilig legte er sich die Hand auf den Mund, als ihm erneut ein Schrei entfuhr, auch presste er die Augen zusammen. Viel erkennen konnte er längst nicht mehr. Es war, als würde diese Nacht ihm all seiner Sinne berauben und ihn alleine in der Dunkelheit mit den Qualen alleine lassen.
Es dauerte nicht allzu lange, bis das Rudel allmählich wieder zusammen fand. Gegessen wurde stets beisammen, nur heute schien einige Ausnahmen zu machen. Adrian lehnte das Essen gänzlich ab, während Arthur der Gruppe lediglich fern blieb. Mit einer knappen Verspätung traf auch Nate auf die restlichen Wölfe. Es war nur gut zu sehen, dass er seine Beute verloren hatte, denn statt dem Reh trug er ein frisch erlegtes Kaninchen zwischen den Fängen. Mit stolz geschwellter Brust trat er vor seinen Beschützer und präsentierte ihn den erlegten Hasen, in dem er ihn vor Narcis Füße legte. Mit sich selbst zufrieden legte er sich die schnauze und betrachtete das Tier noch kurz. //Mir war heute mehr nach Hase.// versuchte er sich herauszureden, doch verriet in das Funkeln in den blauen Augen. In seinem Rücken hoben einige Wölfe den Kopf, doch für Außenstehende blieb es zwischen den Tieren still.
Weniger Amüsant lief es in einer kurzen Entfernung ab. Der blonde Wolf war an Schnauze, Brustfell und Läufen Blut bespritzt und schien es geradezu zu genießen. Mit einem hungrigen Knurren in der Kehle, leckte er sich über die blutigen Lefzen und betrachtete sein Werk, welches vor ihm lag und das Gras rot färbte. Obwohl sich äußerlich nichts verändert hatte, kein Geräusch zu hören war, fuhr das Raubtier herum, die Augen mordlustig in die Dunkelheit des Waldes gerichtet. Zielsicher auf eine verirrte Elfe. Die Augen schienen dunkler geworden zu sein und während der Jagd hatten sie auch den letzten Rest an Menschlichkeit verloren. Bedrohlich sträubte sich das helle Fell und ließen das Tier nur noch größer wirken, während es mit langsamen Schritten zwischen seine Beute und dem Störenfried trat. Die hochgezogenen Lefzen entblößten die scharfen Zähne, über welche die Zunge ein weiteres Mal hungrig fuhr. Das Knurren wurde immer tiefer und machte den Anschein, als würde es den gesamten Wald erfüllen.


Livian zuckte zusammen, als er die kalte Hand an seiner Wange spürte. Er öffnete sogar die Augen für einen Moment, jedoch zu spät um Fenris Lächeln sehen zu können. Dafür lächelte Livian kurz zu dem Jungen, als er auch schon mit ansehen musste, wie er sich wieder unter schwarzen krümmte.
Mitleid ließ sich in dem Gesicht erkennen und auch die Erkenntnis, dass er nicht so viel für Fenris tun konnte, wie er eigentlich wollte.
Er zog den Jungen wieder näher zu sich. "Du kannst ruhige schreien, wenn es dir hilft." Langsam konnte man es ihm anhören, dass es einiges abverlangte, sich so weit in Fenris' Inneres vorzudringen, sodass es klang, als hätte Livian einen langen, anstrengenden Marsch hinter sich. Er hatte wieder seine Augen geschlossen und auch gemerkt, dass der Wolf nach seinem jetzigen Angriff wieder ruhiger geworden ist und sich wieder auf den Eindringling konzentrierte, der sein Unwesen in seinem Gebiet trieb.
"Ich gebe mein Bestes." Versprach Livian wieder heißer.
Narcis konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Nate vor ihm stand und ihm seine Beute darbot.
So wie es den anderen Wölfen klar war, so wusste auch Narcis, dass das Reh Nate entwischt war und er sich nachträglich den Hasen gejagt hatte, ritt aber nicht darauf herum. "Na dann lass es dir schmecken." Er nickte auf das erlegte Tier vor ihm und lächelte den Jungwolf nachträglich an.
Ava blieb mit großer Entfernung vor dem Wolf stehen und beobachtete ihn stumm, während er sie anknurrte. Sie verschränkte ihre Arme wieder vor der Brust, während sie innerlich Vermutungen aufstellte, warum Arthur sie anknurrte. Einerseits hätte es sein können, da er immer noch wütend auf sie war. Andererseits könnte aber auch das Tier in ihm die Oberhand gewonnen haben.
Mit diesen zwei Vermutungen im Kopf schaute sie dem Tier weiter unverwandt in die Augen, bewegte sich aber keinen Zentimeter, um es nicht verstehendlich zu reizen.
Ihre Augen wanderten weiter über den großen Körper, wobei sie das Blut an seinem Körper ganz genau sah. Jedoch machte es ihr nichts aus, da sie so ein Bild eines Wolfes schon zu hauf gesehen hatte.

Fenris regte sich auf seine Worte dieses Mal nicht. Das Rauschen in seinen Ohren wurde lauter und schob sich in seinem Kopf in den Vordergrund, so konnte er sich auf nichts mehr konzentrieren. Er war allem hilflos ausgeliefert. Er würgte, als sein Körper ein weiteres Mal unter Schmerzen zuckte. Dankbar, dass es jemanden gab an dem er sich festhalten konnte, lehnte sich Fenris gegen den Mann. In all den vergangenen Jahren hatte er jegliches Angebot auf Hilfe abgelehnt. Zu Beginn, war kael stets an seiner Seite gewesen, doch er konnte nun unmöglich verlangen, dass dieser auch noch hier blieb, wenn das Rudel jagen ging. Kael würde natürlich bleiben, er würde auch nichts sagen, doch der Junge wusste es. Und doch ließ seine Reaktion darauf vermuten, dass sich etwas in ihm die ganze Zeit nach jemanden gesehnt hatte, der bei ihm war. Dass er nicht länger alleine in dieser Zelle hocken musste, in welche er jeden Monat freiwillig ging. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er geglaubt hatte sie hier gesehen zu haben. Als würde sie nach all der Zeit noch genauso aussehen und immer noch so lebendig sein. Stumme Tränen bedeckten das erhitzte Gesicht des Weißhaarigen, wobei auch sein Griff um Livians Hemd stärker wurde. Es war nicht selten, dass ihr Anblick aufkam, wenn er alleine gegen das Monster kämpfte. Denn ihr Anblick reichte aus, dass er nicht aufgab, dass er niemals aufgeben würde. Ihre blasse, weiche Haut, ihre goldenen Haare, ihre leuchtenden Augen und das im Mondlicht glitzernde Blut aus den Wunden, welche er ihr zugefügt hatte. „Ciana...“ wimmerte die heisere Stimmte eines Jungen, welcher tief in Gedanken seinem Vergehen nachhing. Sein Vergehen an die einzige Person in seinem Leben, welche ihm wirklich etwas bedeutet hatte. „Hilf… mir...“
Ein kräftiges Niesen des Wolfes, ersetzte eine Antwort, ehe sich der Kopf zum Boden senkte und die Zähne die Beute erneut ergriffen. Das Tier stellte eine Pfote auf den mittleren Rumpf des Hasen ab, damit es an dem saftigen Fleisch zerren konnte, bis die Knochen nach gaben. Die erlegte Beute war in zwei große Stücke zerteilt, welche innerhalb weniger Sekunden von Nate hinunter geschlungen wurden. Gesättigt leckte sich der Wolf über das Maul und trat näher zu dem Elfen. „Fertig.“ Mit einem Blick über die Schulter, konnte er erkennen, dass die anderen Wölfe immer noch beschäftigt waren. Rehe, waren doch noch ein Stückchen größer, als ein einzelner Hase. Nate überlegte nur kurz, bis er sich hinter Narcis positionierte und seinen schlanken Schädel auf dessen Kopf ablegte. //Solche Nächte sind die besten.// murmelte er verträumt, wobei das Tier bei diesen Worten zufrieden schmatzte.
Ava hatte in diesem Augenblick keine Chance mehr gehabt, den Wolf zu beruhigen. Nicht den Wolf, der den Geruch von Elfen nur zu gut kannte. Als hätte das erlegte Tier mit einem Mal an Bedeutung verloren schritt das Raubtier immer weiter auf Ava zu, die Muskeln angespannt, die wachsamen Augen feindselig und angriffslustig auf sie gerichtet. Das Knurren wurde tatsächlich noch einmal tiefer, gerade als sie nur noch wenige Meter trennten. Er benötigte nur einen einzigen Sprung, um diesen Abstand zu überwinden, was beide ganz genau wussten. Doch statt sofort anzugreifen hob der Wolf noch ein letztes Mal den Kopf, als wäre ihm noch etwas eingefallen, was die Idee eines Angriffes etwas weniger verlocken aussehen ließ. Das animalische funkeln in seinen Augen verriet jedoch, dass er sich wieder umentschieden hatte. Diese Zähne gebleckt schoss der Wolf vor, desinteressiert darüber, wie laut der Mann in ihm schrie es nicht zu tun.


Livian nahm die Worte von Fenris wahr. Sagte aber nichts dazu oder machte gar ein Anzeichen, dass er sie gehört hatte. Er fuhr mit seiner Hand einfach weiter über den Rücken des zitternden Jungen und konzentrierte sich weiter auf den Wolf.
Er striff immer noch unruhig umher, doch das knurren wurde leiser. Diese Tatsache ließ den orangehaarigen Mann kurz lächeln, bevor er die Augen langsam, fast schon ängstlich öffnete.
Er hatte es zwar geschafft den Wolf zu beruhigen, doch das gesponnene Band zwischen ihnen war noch dünn und leicht zu zerreißen.
Als er seine blauen Augen gänzlich geöffnet hatte, atmete er tief durch, als wäre er endlich an seinem Ziel angekommen, obwohl Livian wusste, dass es nur ein Etappenziel war. Es lag immer noch viel vor ihnen, ehe sie davon ausgehen konnten, dass sie es endlich geschafft hätten.
Er schaute auf den weißen Schopf hinab und senkte noch ein wenig sein Kopf, damit er näher an Fenris war. "Beruhig" dich, Kleiner. Ich glaube er bleibt für diese Nacht ruhig." Teilte er Fenris seine Gedanken, fast schon stolz mit.
Wieder ertönte ein leises Lachen von dem Mann. Er hob seine Hand und legte sie kurz auf die Stelle zwischen Nates Ohren, um ihn dort durch sein dichtes Fell zu fahren. "Das glaube ich dir." Waren seine Worte, die er auf die in seinen Gedanken laut ausprach. "Hat dir denn der kleine Hase gereicht?" Fragte er dann, wobei man in keinster Weise den amüsierten Ton in seiner Stimme überhören konnte.
Kurz darauf hatte Ava den Wolf vor sich ruhig beobachtet und es viel einem schwer sie überhaupt atmen zu sehen. Von weiten hätte man denken können, dass der Wolf eine Statur anknurrte.
Auch als Arthur immer weiter auf sie zu kam, bewegte sie sich nicht. Eher wog sie ab, wie viel von Arthur selbst noch die Oberhand hatte.
Als er dann auf sie zu schoss, weiteten sich im ersten Wimpernschlag ihre Augen, bevor sie in letzter Sekunde ihre Hand geistesgegenwärtig einmal von unten nach oben vor ihrem Körper zog und sich im letzten Moment die Luft so zu verdichten schien, dass eine unsichtbare Mauer vor dem Wolf entstand und er unweigerlich dagegen prallte. Doch anstatt die Wucht, die von der Wand ausging abzufangen, wie sie es sonst tat, traf es sie in ganzer Linie und ließ sie nach hinten taumeln.
So fiel sie rückwärts auf den weichen Waldboden, konnte sich aber noch mit den Händen abfangen, sodass sie nicht der Länge nach auf den Rücken fiel.
Mit immer noch geweiteten Augen schaute sie das riesige Tier an und hatte das Gefühl, eine Szene aus ihrer Vergangenheit wieder erleben zu müssen. Dabei merkte Ava, wie ihr Herz ihr bis zum Hals hoch schlug und Brustkorb sich immer wieder ersichtlich hob und senkte.
Voller Reue musste sie sich eingestehen, dass sie nach einem Fehler gesucht hatte, jedoch nicht so einen erwartet hatte. Zumindest hatte ein kleiner Teil von ihr geglaubt, dass Arthur sich so sehr unter Kontrolle hatte, dass er sie nie angreifen würde.

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