~Willkommen~ |
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Arthur folgte ihrer Aufforderung und drehte den Kopf, nur seine Augen weigerten sich vorerst noch sie anzusehen. Er wollte sie selbst nicht anlügen, dass hatte er seit ihrer ersten Begegnung nie vorgehabt und doch ließ sich diese Angewohnheit seinerseits kaum mehr unterdrücken. Zu groß war die Angst, dass man ihn gar nicht verstehen würde und er völlig unnütz die Wahrheit ausgesprochen hatte. Man hatte nie von ihm verlangt die wahrheit zu sagen, niemand hatte sie hören wollen. Seine Antwort musste anderem stets nur gefallen und sie zufrieden machen. Es war nicht Ava gegenüber nicht gerechtfertigt zu lügen, wenn sie sich selbst so viel Mühe machte, für ihn offener zu sein. So trafen sich letztendlich Die Blicke der beiden, diesmal lächelten die blauen Augen nicht. "Ich..." setzte er auch, doch schon warf er dem Waldende hinter sich einen Blick zu. Sie würden ihn hören können. Dann würde es Ava nicht mehr geheim halten können, obwohl sie es so gerne wollte. "Ich hatte nie vor dich anzulügen." beendete er den angefangenen Satz mit gesenkter Stimme. "Ich habe stets versucht die Wahrheit zu sagen." damit er sich endlich wieder fassen konnte und nicht weiter herum druckste schoss der Blonde nun doch nach vorne, auf Ava zu und stahl ihr einen allerletzten Kuss von den Lippen. "Es ist nichts, was man hier besprechen könnte, lass uns zu dir gehen. Dort verrate ich es dir. Vielleicht." fügte er leise murmelnd hinzu, da allein der Gedanke daran ihn wieder unschlüssig werden ließ. Es machte ihn beinahe wahnsinnig, dass er nun so hin und her gerissen war und daher unsicher ihr gegenüber auftrat. Dabei hatte er vorgehabt, es ihr nicht so schnell offen legen zu müssen. "Ich werde dich nicht anlügen, versprochen." mit diesem Versprechen küsste er ihre Stirn.


Ava unterdrückte eine leises Seufzen, bevor sie letztendlich die Hand senkte und auch ihre andere von Arthur löste. Ihr Blick ruhte noch für einen Augenblick auf den blonden Mann vor sich, bevor sie langsam nickte. "In Ordnung." Ihr Lächeln hob noch für ein letztes Mal ihre Mundwinkel, ehe sie es fallen lies und es schien, als wäre in dem Wald nie etwas passiert. Doch bevor sie nun endlich los lief, beugte sie sich nochmal zu Arthur vor. "Ich werde dir keine Ruhe lassen, bis du es mir sagen wirst, was dich beschäftigt." Schwor sie ihm flüsternd.
Nun endlich drehte sie sich in die Richtung des Anwesens und lief den letzten Rest darauf zu, mit Arthur im Rücken. Stumm erklomm sie die Treppen und machte vor der kleinen Gruppe halt. "Ich werde jetzt schon abreisen, da ich noch einiges zu erledigen habe." Erklärte sie den Anwesenden. "Ihr könnt ja noch hier bleiben, doch meine Zeit drängt langsam. Deshalb muss ich jetzt aufbrechen." Richtete sie sich nun gezielt an Narcis und Livian, welche auf ihre Worte ein synchrones Nicken als Antwort gaben. Auf beiden Gesichtern tauchte noch ein Lächeln auf, bevor sich Ava verabschiedete und ins innere des Hauses ging.
In der Zeit, in der sie darauf wartete, dass Arthur ihr ein paar Sachen von sich brachte, damit sie diese mitnehmen konnte, beauftragte sie einen der Bediensteten, ihr eine Kutsche bereit zu stellen.
Als Arhtur ihr dann seine Kleidung überreichte, verabschiedete sie sich auch von ihm. Es klang zwar genauso kalt und distanziert wie immer, doch als ihre Worte verklungen waren, tauchte ein unauffälliges Lächeln auf. Danach machte sie kehrt, stieg die Treppen des Anwesens hinab und stieg in die bereitstehende Kutsche, welche kurz darauf los fuhr.

Arthur stand in der offenen Tür und sah der fahrenden Kutsche noch lange nach. Erst, als sie seiner Sicht entschwunden war, machte er auf dem Absatz kehrt und ließ die Tür hinter sich zu fallen. Auch wenn sie ihm geschworen hatte solange nach zu haken, bis er es ihr erzählen würde, so hütete er immer noch die Hoffnung, sie würde es während der Fahr vergessen oder es als nicht länger relevant erachten. Er durchquerte die Räume, zurück zu den anderen. Einige frühstückten noch, Marú schien aufgebracht und Sam versuchte immer wieder sie zu beruhigen, doch keine Szene neben ihn erweckte seine Aufmerksamkeit, sodass er womöglich seine Augen von dem Wald abwenden würde. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn er für den restlichen Tag verschwinden würde. Jeder kümmerte sich um sich selbst, gerade nach einem Vollmond war jeder sich selbst überlassen. So war es immer gewesen. Aus diesem Grund musste der Blonde kein überflüssiges Wort darüber verlieren, warum er mit langsamen Schritten zurück in den Wald schritt. Keiner würde ihn aufhalten. Zu Beginn war es noch ein Schlendern, die Hände in beiden Hosentaschen, doch bereits in der Mitte des Waldes, wurden seine Schritte schneller. er wusste, dass das Tor nach draußen noch offen stehen würde. Es hatte bestimmt niemand geschlossen, nicht ohne das es Caleb angeordnet hatte. Sein zügiges Laufen wurde zu einem Rennen und das Rennen wurde zu einem Sprinten. Genau in diesem Augenblick, in welchen der Sprint geendet hätte, wurden die schwachen Menschenbeine von starken Pfoten abgelöst, welche sich mit Leichtigkeit von dem weichen Boden abdrückten und den massigen Körper des Wolfes ohne Schwierigkeit immer schneller werden ließen. Selbst für einen Wolf seiner Größe beanspruchte es nur einen Bruchteil einer Stunde, um den Rand der Stadt zu erreichen, auch wenn der Wolf darauf achtete stets versteckt zwischen den Bäumen zu bleiben. Unruhig wartete das Tier darauf, dass die ersehnte Kutsche in Sichtweite auftauchen würde. Dabei wanderte es haltlos auf und ab, die Aufmerksamkeit seiner Ohren und seiner Nase stets auf die Stadt gerichtet.


Arthur musste noch einige Zeit warte, bevor die besagte Kutsche endlich ihr Ziel erreichte. Holpernd machte sie auf dem erdigen Boden halt und die Tür öffnete sich.
Der Kutscher hatte nicht mal mehr geschafft, von seinem Platz aufzustehen, um seiner Pflicht nach zu kommen. So stieg dunkelhaarige Frau aus dem Fahrzeug, nickte dem Fahrer nochmal zu, bevor er wieder kehrt machte. Noch kurz wartete Ava bis die Kutsche weg war. Erst dann richtete sich ihr Blick gezielt auf das dichte Unterholz am Rande der Straße, so als wüsste sie ganz genau wo der helle Wolf stand, auch wenn sie ihn nicht genau ausmachen konnte. "Hast du lange auf mich warten müssen?" Erklang ihre sanfte Stimme, während sie in dem Wald verschwand, immer noch gezielt auf den Wolf zu.

Der Wolf war in jenem Moment erstarrt, als die schwarzhaarige Frau vor dem Wald stehen blieb. Es musste von beiden seiten befremdlich wirken, wie beide sich zielstrebig in die Gesichter sehen konnte, ohne den anderen wirklich vor sich zu haben. Der große Wolf antwortete der Frau nicht sofort, sondern verfolgte ihre Bewegungen, welche sie direkt auf ihn zu führten. 'Ich bin selbst soeben erst angekommen', wäre die Antwort die jeder andere darauf gegeben hätte, doch dies war eine Lüge. Eine Lüge die jeder in Kauf nahm und gleichzeitig akzeptierte, doch Arthur hatte gegenüber der Elfe ein Versprechen abgegeben. Bereits vor Monaten. Er würde sie nicht anlügen, nicht solange es sie nicht in Gefahr bringen würde. //Es fühlte sich länger an, als es wirklich war.// antwortete nun die Stimme des jungen Mannes, mit dem Gesicht eines Tieres. //Doch konnte ich es auch nicht länger bei den anderen aushalten.//
Während die Stimme unausgesprochen die Frau erreichten, kam der Wolf ihr die letzten Meter entgegen, sodass er am Ende dicht vor ihr stand. //Lass mich bitte nicht noch einmal warten.// es war zu einfach, den Gedanken freizugeben, wenn man ihn nicht erst aussprechen musste, sodass er es nicht einmal verhindern konnte, dass sie nun seinen egoistischen Wunsch hören musste. Er hatte kein Recht so etwas von ihr zu verlangen und doch sprach er letztlich die volle Wahrheit aus. //Wenn ich von dir getrennt bin, holen mich meine Gedanken ein.// Die Stimme des Wolfes war gesenkt, die Augen leer, nach innen gekehrt. erschrocken über sich selbst, wie schnell es ihn wieder einholen würde. Arthur hatte nur vor gehabt, so schnell wie möglich bei ihr sein zu können, doch in dem Körper des Wolfes kam die Erinnerungen der vergangenen Nacht hervor. Sie krochen durch die Risse der Mauer, die er um sie erbaut hatte, nur damit er nicht unsicher wurde. Verfolgt von dem eigenen Kopf war das Tier so schnell es nur konnte hier her gerannt, denn an ihrer Seite schien alles zu verschwinden und aufzukommen zu gleich. Er fühlte sich so viel stärker und sicherer an ihrer Seite und doch war er sich nicht sicher, wie viel er sagen sollte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, schienen ungeordnet und doch galten sie alle nur ihr. Unbewusst hatte der blonde Wolf den Kopf gesenkt und ihn vorsichtig gegen den ihren gelegt. Plötzlich kehrte Ruhe in seinen pochenden Schädel ein, alles wirkte unwichtig. Da war nur noch sie. Bei ihm.


Ava hob ihre freie Hand, um den hellen Wolf seitlich an seiner Schnauze berühren zu können. "Tut mir leid. Pferde können eben nicht so schnell rennen, wie du." Entschuldigte sie sich mit einem schmunzeln auf den Lippen. "Aber ich werde mich bemühen in Zukunft deiner Bitte nachzukommen." sanft fuhr sie durch das weiche Fell, bevor sie den Kopf zurück zog, nur um dem Wolf einen Kuss auf die Stelle kurz über seiner Nase zu geben. "Und welche Gedanken beschäftigen dich nun? Und vor allem, was hatte dich vorhin beschäftigt?" Griff sie ihre Frage von vorhin nochmal auf und machte somit ihr Versprechen wahr. Sie würde nicht eher Ruhe geben, ehe sie nicht wusste, was Arthur im Kopf herum ging.

Der Wolf ließ die Augen gesenkt, er schloss sie sogar, als ihre Lippen seine Schnauze berührten. //Du.// antwortete der Blonde nach kurzem überlegen. //Es sind immer Gedanken über dich und doch bist du diejenige, die diese Gedanken wieder verstummen lässt.// nun hoben sie die Augen, ohne das sich sein Kopf bewegte, und fixierten die Schwarzhaarige, als wollten sie jede noch so kleine Regung ihrerseits einfangen. //Auch trägst du die Schuld mit dir, dass ich mich völlig überflüssige Gedanken mache. Ich mache mir Sorgen über Sachen, welche völlig banal und kindisch sind. Doch ich kann sie einfach nicht ausschalten.// Der Brustkorb des Tieres hob sich, als Arthur tief durchatmete und sich wenig später sein Handrücken sanft über ihre Wange entlang zu ihrem Hals fuhr. Der junge Mann trug ein entrücktes Lächeln auf den Lippen. Es galt ihr und doch zeugte es von dem tiefen Gang seiner Gedanken. "Die ganze Zeit war es einseitig, dann glaubte ich, dich für immer verloren zu haben und nun gehörst du auf einmal ganz mir. Eh ich mich versehe kann ich mich nur noch Sorgen." seine Augen hatten die Bewegung seiner Hand verfolgt und fanden nun wieder zu Ava's Augen zurück. "Warum ich bei deiner Abreise gezögert habe, war auch der Grund, warum ich unruhig auf dich gewartet habe und beinahe dir entgegengekommen wäre. Es war Angst. Einfach nur Angst." Sein Blick drohte leer zu werden, als wolle er sich von seinen Worten abschirmen, doch schlagartig gaben sie die Sicht auf die soeben benannte Angst frei. "Woher soll ich wissen, dass ich dich nicht wieder verlieren? Es ist gerade mal eine Stunde, wenn überhaupt, her, dass ich dich Mein nennen kann. Woher weiß ich, dass du verschwindest, sobald du in die Kutsche steigst? Ich darf es niemanden sagen, doch welchen Beweis habe ich dann noch, dass du zu mir zurückkehren wirst?" Arthurs Hand sank wieder zurück, mit ihm die Schultern des Mannes. "Ich gehöre nicht in die gleiche Welt wie du. Wie die anderen beiden. Ich habe einfach Angst, dich irgendwann nicht mehr erreichen zu können, wenn du zu ihnen zurückkehrst."


Ein Seufzen entwich ihr, als Arthur ihr seine Angst Gestand. "Auf deine Angst gibt es eine ganz einfache Antwort: Weil du die erste Person bist, der ich gesagt habe, dass ich sie liebe." Ihr Blick wurde bei den Worten wieder ganz weich. "Und ich lebe schon sehr lange." Sie beugte sich wieder zu ihm, um ihn diesmal auf die Lippen zu küssen. "Deine Angst ist vollkommen unbegründet." Beteuerte Ava ihm auch wenn sie wieder verstummte, da sie sich trotz allem bei diesen Worten unwohl fühlte. Jedoch bemühte sie sich Arthur seine Angst zu nehmen. "Mir war voll und ganz klar, was passiert, wenn ich mich auf dich einlasse. Deshalb werde ich dich nie verlassen." Kurz atmete sie tief durch, da sie an früher denken musste. "Ich habe mich noch nie für jemanden geändert. Das sollte doch etwas heißen, oder?" Ihre Lippen trugen ein sanftes Lächeln, welches ihr Versprechen an ihn bekräftigte.
"Es wissen nicht mal eine Handvoll Personen wo ich lebe. Denkst du, ich würde dir dann einfach so mein Zuhause zeigen, wenn ich dich wieder verlassen würde?" Es war eine Frage, auf die sie keine Antwort wollte. "Außerdem habe ich dieses Haus als mein Zuhause ausgewählt, damit ich nicht dort zurückkehre, woher ich ursprünglich stamme. Ich werde nie dahin zurückkehren." Sie hob wieder eine Hand, legte sie an Arthurs Wange und beugte sich ganz nah zu seinem Gesicht vor. "Und wenn, würde ich dich dorthin mitnehmen." Auf diese Worte gab Ava ihm einen weiteren Kuss. "Wollen wir jetzt nicht lieber, den letzten Rest zu mir gehen? Es ist von hier aus gar nicht mehr so weit."

Die blauen Augen des jungen Mannes lagen auf der Elfe vor ihm, ohne sich während ihrer gesamten Erzählung von ihr zu lösen. Er hatte sie ausgesprochen. es war das erste Mal, dass er jemand seine Gedanken und damit seine angst erzählt hatte. Bis vor kurzem war entweder keine Zeit dafür oder er hatte es nie als nötig angesehen. Warum sollten andere wissen was er fürchtet, worum er sich Sorgen machte, was ihn schwächte? Vielleicht lag es an dem Leben eines Wolfes, dass man mit der Zeit aufhörte seine Schwächen zu zeigen oder über sie zu reden. Man sollte nach außen stark wirken, man musste etwas repräsentieren, da war kein Platz für überflüssige kindliche Gedanken. Doch nun stand der Blonde Wolf hier, seine schwäche offen gelegt und gleichzeitig sah er ihr in die Augen. er konnte ihr keinen Vorwurf machen, wie sie reagiert hatte, etwas anderes hätte er auch nicht verlangt. Ein liebevolles schmunzeln zierte nun seine Mundwinkel, als sich seine Hand auf die ihre legte. 'Danke' formten seine Lippen. Erst dann schlossen sich seine Augen, als wollten sie diesen Moment festhalten und tief in sich einspeichern. Als das blau anschließend wieder zu sehen war, war das Schmunzeln zu seinem Lächeln herangewachsen. "Das wäre wohl das beste, immerhin...." sein Blick löste sich von ihr und glitt an seinem eigenen Körper hinab, ehe er sie nun breit grinsen wieder hob. "Auch wen ich damit keine großen Probleme habe. Nacktheit kommt bei Werwölfen einfach zu häufig vor." vielleicht war der Umschwung zu groß, doch Arthur wollte nicht länger darüber reden, nicht einmal den Gedanken weiter folgen. Er hatte sich so darauf gefreut, endlich mit Ava mitgehen zu können, nachdem er ihr immer nur hinterher sehen konnte, zurückgelassen, ohne Chance sie zu erreichen. Vor ein paar Monaten hätte er ihr eine einfache Lüge aufgetischt, was seine Sorgen betraf, hätte es hinunter gespielt und verharmlost. Jedoch schien sich nun alles innerhalb eines Tages verändert zu haben.


Ava folgte seinem Blick, jedoch nur bis zu seiner Brust, ehe ihr Blick wieder nach oben schnellte. "Ohje, was habe ich mir da nur angelacht?" Schmunzelnd schüttelte sie den schwarzen Schopf "Auch wenn es dich anscheinend nicht so interessiert, wie mich, so sind hier deine Kleider." Promt streckte sie Arthur die Kleidungsstücke entgegen, nach sie ihren Hand unter seiner Wange langsam hervor gezogen hat. "Wie wärs, du wirfst sie dir schnell über? Es würde mich auch die Hose erst einmal reichen." Ein schräges Grinsen lag auf ihren Lippen, welches ihr vollkommen fremd schien -zumindest bei ihr. Sie grinste nie, nicht mal wenn sie alleine war und jetzt ließ sie jemanden an diesem dümmlichen Grinsen teilhaben.
Kurz fiel ihr Blick nochmal auf seine nackte Brust, ehe sie die zweifarbigen Augen wieder hob. "Aber du kannst auch gerne so mit kommen." Räumte sie ihm dann leise seufztend ein.

Mit einem süffisanten Grinsen, wanderten nun seine Augen über ihren Körper, ehe sie an seinem eigenen wieder empor stiegen. „Wenn ich so bliebe, dann würde es nur noch an deiner Beteiligung scheitern.“ Trotz seiner Worte nahm er die ihm gereichten Klamotten entgegen. Die überflüssigen Kleidungsstücke legte er vor sich auf den Boden ab, währenddessen er sich die Hose anzog. Das zusätzliche Hemd warf er sich ebenfalls um die Schultern, auch wenn er es offen ließ, die Jacke, welche er vorsichtshalber mit gegeben hatte, behielt er in der Hand. Während also seine linke Hand diese hielt, streckte sich seine rechte nach ihrer Hand aus und verhakte die Finger mit den ihren. „Dann lass uns jetzt auf den schnellstmöglichen Weg zu dir gehen. Ich hab nämlich Hunger.“ den letzten Satz hatte er ihr gefährlich nah an ihrem Ohr zugeflüstert. "Nicht das ich dich am Ende noch, anstelle eines Frühstück zu mir nehme."


Fast schon zu gleichgültig nahm Ava seine Worte hin und zog ihn mit sich durch den Wald. Jedenfalls was ihr äußeres betraf. Innerlich rannten ihre Gedanken im Kreis. Dabei bestand der eine Teil daraus, dass sie nichts auf Arthurs Worte antwortete, zudem auch nicht wusste, was sie sagen sollte und zum anderen, dass sie mit jeden weiteren Schritt sich immer unwohler fühlte, da Arthur ihrem Haus immer näher kam. Bevor es Sichtweite kam, schoss ihr sogar durch den Kopf, dass es jetzt die letzte Chance war, umzudrehen, damit er nicht wusste, wo sie lebte.
Doch so schnell sie ihn auch dachte, so schnell schüttelte sie ihn reuevoll ab, da sie sich unheimlich schlecht dabei fühlte, so etwas auch nur gedacht zu haben, auch wenn sie ihre Gedanken nicht steuern konnte. So hielt sie, innerlich stur, weiter auf das weit entfernte Haus. Sie durfte keinen Rückzieher machen. Sie musste es Arthur zeigen. Somit wurde ihr Gang fast hetzend, als sie zielstrebig auf ihr Haus zu hielt.
Kurz davor angekommen, machte sich eine mittelhohe Mauer breit, die um das gesamte Anwesen sich zu ziehen. Mittig davon befand sich ein kleines eisernes Tor, welches sie aufstieß, Arthur hindurch zog und auf die Eingangstür zu hielt. Kurz stiegen noch die vereinzelten Stufen hoch, ehe Ava diese öffnen konnte.
Sie bedeute daraufhin Arthur den Vortritt, damit sie die Tür hinter sich schließen konnte. "Das wäre mein Zuhause." Ein flüchtiges, fast schon schüchternes Lächeln tauchte bei diesem Satz mit auf.

Arthur musste sich aufführen wie ein kleines Kind, was zum ersten Mal mit etwas dergleichen konfrontiert wurde. Nur langsam, beinahe widerwillig ließ er Avas Hand los und machte zwei Schritte in das Innere der ihn begrüßenden Halle. Seine Augen wanderten an den Wänden entlang, fingen jede neue Tür ein, welche sich von hier abspaltete und hob letzten Ende den Kopf, um den Verlauf der Treppe zu verfolgen. Als der Blonde soweit alles erfasst hatte, drehte sich sein Kopf über die Schulter, um die Elfe schräg anzugrinsen. "Ich habe es mir ganz anders vorgestellt." gab er zu, ohne etwas entschuldigendes darin zu verstecken. In seiner Vorstellung hatte sie ein Haus besäßen, was der einer Jägerin würdig war, die seinesgleichen gejagt hatte und dazu ausgebildet war. So war es nicht schwer vorstellbar, wie froh er darüber war, dass er sich geirrt hatte. "Führst du mich herum oder darf ich es mir alleine ansehen?" fragte Arthur, nun den ganzen Körper zu ihr gedreht und damit den Rücken zu dem restlichen Haus. Auch wenn er nach außen gefasst wirkte, so war mit diesem Anblick, der kleine Junge wieder erwacht. so oft hatte er sich das Haus ausgemalt, zu welchen sie nach jedem ihrer Treffen zurückkehrte, dort wo sie leben würde. Alleine? Doch mit jemanden zusammen, den sie vor ihm geheim hielt? Zu oft endete er in Fragen über ihr Leben außerhalb des Anwesen Calebs. Wie würde sie ihren tag gestalten, was würde sie tragen, was würde sie denken, wenn sie hier wäre. Hatte er eine Chance eines Tages Teil dieser Gedanken zu sein?
Ein leises Schmunzeln schaffte es tatsächlich über seine Lippen, während er auf ihre Antwort wartete. Er dachte an sich selbst zurück, wie er nach ihrem gehen verstummt und ihr in Gedanken gefolgt war. Und nun stand er hier, dort wo er sich einmal zu oft hingewünscht hatte. Er stand hier, weil sie ihn eingeladen hatte, weil sie ihm genau dies hier zeigen wollte. Wenn er nicht vorsichtig war, würde das dümmliche Grinsen stärker werden, was er mit Müh und Not zu unterdrücken versuchte. Arthur wollte Ava nicht hetzten, sie nicht Unbehagen aussetzten, sodass er versuchte all seine Gedanken und seine Freude hinter einem geduldigen und liebevollen Lächeln zurück zu halten.


"Im Grunde gibt es hier nicht so viel zu sehen." Gleichgültig hob sie kurz die Schultern und lies sie dann wieder fallen. "Aber wenn du gerne möchtest..." Ava zog ihm die Jacke unaufgefordert aus der Hand, um sie darauf auf einen Haken an einem Kleiderständer zu hängen. Mit zwei Schritte war sie wieder bei Arthur und nahm seine Hand. Mit dem Körper von der Eingangstür abgewandt, zeigte sie auf die Tür rechts von sich. "Dort ist die Küche. Aber ich glaube nicht, dass ich sie wirklich zeigen muss. So spektakulär ist sie nun auch wieder nicht." Bei ihren Worten, zog sie ihn schon mit sich in den hinteren und öffnete die Tür die zum Esszimmer führte. Darin stand ein großer Tisch mit vielen Stühlen drum herum. Linkerhand war sogar ein großer Kamin, doch die Einrichtung sah aus, als wäre sie noch nie berührt wurden. Sie lotste Arthur stumm um den großen Tisch herum, gezielt auf die große Fensterreihe, in der fast schon eine große Flügeltür versteckt war. Kurz lies sie Arthurs Hand los, um die beiden Türen zu öffnen und ihm somit eine genauere Sicht auf die Terrasse und den dahinter liegenden, Blumen überschwemmten Garten, zu präsentieren. Auch wenn es nur eine bestimmte Sorte Blumen war. "Das ist hier mein liebster Ort." Ihr Blick schweifte über die Blumen, bis sie an dem ruhigen Wasser angekommen war, welches ihr Grundstück begrenzte.

Arthur folgte ihr, während sie ihn mit sich zog. Dabei versuchte er bei ihrer Geschwindigkeit so viel wie nur irgendwie möglich von dem Haus zu erfassen. Für sie mochte es keine große Relevanz bedeuten, doch er würde sich nachher auch die Küche ansehen. Er wollte so viel über sie wissen, alles was er nie erfahren oder sehen durfte, sodass er am Ende Ava als Person kannte, wie kein anderer. Sein egoistischer Gedankengang wurde schlagartig unterbrochen, als sie ihn mit auf die Terrasse nahm. Er bemerkte wie er bei den Anblick die Luft angehalten hatte, ehe er wieder tief durchatmete. Der Ausblick war unvergleichlich mit der bedrohlichen Ansicht eines Waldes direkt an dem Gebäude. Die Landschaft von hier wirkte so unendlich weit und doch in sich gekehrt und voller Frieden. "Glaube ich dir..." hauchte Arthur tonlos, unfähig den Blick von dem Garten abwenden zu können. Es war nur ein kurzer Sprung den seine Augen machten, doch sie konnten sich nicht wieder lösen, nachdem sie auf die Blumen gerichtet waren. "Das..." setzte er an, unfähig es zu beenden. Über den gesamten Garten erstreckte sich ein Meer von weißen Rosen, welche sich verträumt in dem leichten Wind wiegten. So gleich schoss ihm die Szene in den Kopf, in welche er ihr die weiße Rose von seinem Auftrag mitgebracht hatte, und er musste lächeln. Es war ein seliges Lächeln, mit welchem es schien, als würde er Avas Schönheit zum ersten Mal wirklich erfassen. "Weiße Rosen passen wirklich am besten zu dir. Auch wenn sie mit dir nicht mit halten können."


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