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Sophie war zu beginn ihrer Worte drauf und dran zu grinsen und es als einen schlechten Scherz abzutun, doch die Ernsthaftigkeit mit welcher es ihr Marú erzählte, ließ kein Wort über ihre Lippen kommen. Mit zusammen gezogenen Brauen starrte die junge Frau vor sich auf den Boden. "Du willst also sagen, dass du eine Mischung aus einem Menschen und einem Elfen bist?" wiederholte sie den Sinn von den vorher gesprochenen Worten. "Und weil man dich deswegen als gefährlich erachtet, wurde ich entführt?" Die hellbraunen Augen von Sophie fanden zurück zu dem Gesicht ihrer Sitznachbarin. Sie suchten etwas, was diesen Scherz an Glaubhaftigkeit raubte, ein Zeichen, dass Marú nur ein Spiel spielte. "Du bist dir bewusst, wie absurd diese Geschichte klingt? Ich will dir doch keinerlei Vorwürfe machen." beeilte sich Sophie zu sagen, den Blick nun wieder von Sorge gezeichnet. "Du musst diese ganze Situation nicht versuchen zu rechtfertigen. "


Marús Augen füllten sich mit Traurigkeit, als sie Sophies Worten folgte. "Ich weiß es hört sich verrückt an! Doch bitte glaube mir." Einen möglichen Blickkontakt aus dem Weg zu gehen drehte sich ihr Kopf zur Seite.
Es war nur natürlich, dass Sophie es in Frage stellte, doch Marú hatte unbewusst gehofft, eine andere Reaktion von Sophie zu bekommen.
Es war ein kindischer Gedanke, doch er hatte sich ganz leise in ihr breit gemacht. "Das du entführt wurden bist, hängt mit etwas ganz anderem zusammen." Sagte Marú schließlich kleinlaut. "Denn es gibt nicht nur Elfen, sondern auch Werwölfe und einige andere." Schlagartig drehte sich der blonde Schopf zurück, während sie abwehrend die Hände hob. "Bitte schenke meinen Worte Glauben, da ich dich nicht belügen würde!" Es war vermutlich ein Akt der Verzweiflung, der sie dazu trieb, doch nun wollte sie gar nicht mehr aufhören zu sprechen. "Mir wurde erzählt, dass sich Elfen und Werwölfe schon seid Jahrhunderten gegenseitig jagen und dabei die schwächsten beider Seiten am meisten leiden mussten. Doch letztendlich haben sie einen Pakt geschlossen, der beschließt, dass sie gegenseitig sich um die Schwächsten kümmern oder auch beschützen müssen. Aus genau diesem Grund lebe ich auch hier. Caleb hat die Pflicht mich zu beschützen. Und da ich mehr Kraft, als andere Mischlinge besitze, sehen mich einige als zu gefährlich, um leben zu dürfen." So als wäre sie einen Marathon gelaufen, atmete sie tief durch und schaute zu ihrer Freundin auf. "Und die Personen, die dich entführt haben, haben das nur getan, um an mich heran zu kommen. Doch ich habe Caleb und Vince angefleht, dass sie dich retten, da ich hier nicht weg darf und du aber nicht dafür leiden musst, für das, was ich bin."

Mit dem verklingen von Marús Worten, kehrte schlagartig Stille in das Gebäude ein. Keine Schritte waren zu hören, kein Ächzen der schweren Holztüren, durch kein Fenster pfeifte länger der Wind von draußen. Es schien, als würde das gesamte Haus die Luft anhalten. In sich horchen, was nun passieren würde. Mit ihren Worten, hatte das Mädchen eine Grenze überschritten, welche nie hätte übertreten werden dürfen. Eine Grenze welche, seit unzählbaren Jahren versteckt und doch gewahrt geblieben war. Nie war sie dafür da gewesen, geöffnet oder überschritten zu werden. Angespannt hielten die restlichen Bewohner weiterhin inne, unschlüssig, wie sie nun verfahren sollten. In dem Augenblick wo Marú die Identität der hier Wohnenden preisgegeben hatte, konnten geschulte Ohren einen dumpfen Knall über sich hören. Der Krach war aus dem dritten Geschoss gekommen und auch wenn er dumpf gewesen war, so war es für die Männer ein leichtes zu hören, dass es sich dabei um Glas gehandelt hatte. Kurz nachdem das Geräusch verklungen war, hatte man eilige Schritte von Bediensteten hören können, doch nun herrschte erdrückende Stille.
Sophie schluckte schwer und atmete tief durch, ehe ihre braunen Augen Marú wieder ansahen. "Du willst damit also deutlich machen, dass Mr. Greyson eigentlich ein Wolf ist, ebenso die anderen Bewohner in diesem Gebäude. Und du, als..." sie machte eine kurze Pause, in welcher sie nach der Bezeichnung suchte, welche ihre Freundin verwendet hatte, "Mischling, musst zu deinem Schutz hier leben." Sophie wusste selbst nicht genau, warum sie es noch mal wiederholen musste. Die Blonde sah sie so unheimlich ernst und überzeugt an, als würde sie tatsächlich die Wahrheit sagen. Plötzlich kippte Sophie nach hinten, um sanft von der Lehne abgefedert zu werden. "Das wäre doch wirklich verrückt." stieß sie nun aus, die Lippen zu einem unschlüssigen Lächeln verzogen. "Es wäre ja dann, wie in einem Buch. Als wäre man in eine Geschichte hineingefallen." wieder hüllte sich die junge Frau in Schweigen, bis sie wieder die Stimme erhob. "Und es gibt sie wirklich?" diese Frage war keine skeptische Frage, kein erneutes Hinterfragen ihrer Glaubhaftigkeit. Diese Frage wirkte, als würde sie von einem jungen Mädchen kommen, welches es noch nicht fassen konnte, dass ihre Träume tatsächlich wahr geworden sind.


"Es ist für mich immer noch verrückt." Stimmte sie der Rothaarigen leise zu und sackte in sich zusammen. "Aber es alles wahr, was ich sage." Beteuerte sie ihre Worte abermals mit Nachdruck. "Ich wünschte manchmal, ich würde nicht in dieser verrückten Geschichte nicht leben müssen. Aber die Personen die hier leben, sind zum Großteil wirklich nett zu mir." Mit jeden ihrer Worte, wurde ihre Stimme wieder kleinlauter, während die Flammen im Kamin kleiner wurden. "Ich lebe hier jetzt seit vielleicht zwei Monaten, doch es ist immer wieder komisch in einem fremden Zimmer auf zu wachen." Kurz verstummte sie und schaute auf ihre Hände, die sich in dem Stoff ihres Kleides vergraben haben, ehe sie zu Sophie herüber schaute. "Als ich in dieses verrückte Durcheinander gezogen wurde, wurde mir auch offenbart, dass ich einen anderen leiblichen Vater habe, als ich immer gedacht habe. Meine Mutter und der Mann, der denkt, dass ich seine leibliche Tochter bin sind beide Menschen. Also kommt es nur in Frage, dass meine Mutter damals eine Affäre haben musste." Nun konnte man die Traurigkeit in Marús Stimme hören, welche auch in ihren Augen zu erkennen war.

Sophies Augen füllten sich mit Mitgefühl, als sich ihre Hand erhob und ihrer Freundin sanftmütig über die Schulter strich. "Du musst dich wohl ähnlich wie ich mich jetzt gefühlt haben." murmelte sie, die braunen Augen nun in das geduckte Feuer des Kamins gerichtet. Trotz der zaghaften Haltung der Flammen, warfen sie ein beruhigendes Licht in den Raum und erfüllten die Stille mit einem hypnotisierenden Knistern. Sie bildete sich ein in den Flammen Bilder von vergangenen Momenten zu sehen. Gesichter, Szenen, sie hörte Stimmen, ohne das jemand sprach. Es machte den Anschein, als ginge sie jede Begegnung noch einmal durch, als könne sie so Anzeichen auf eine gut verborgende Welt finden. Eine Welt, welche schon so lange um sie herum existiert hatte, ohne dass sie sie je gespürt hatte. "Es muss sehr schwierig gewesen sein..." ohne es zu bemerken, hatte Sophie den letzten Gedanken laut ausgesprochen. Erst jetzt klarten ihre Augen wieder auf und ihr Blick schärfte sich, erwacht wie aus einem Traum. "Verzeih, ich habe laut vor mich her geredet." entschuldigte sie sich, während sie sich wieder aufrecht hinsetzte, jedoch unfähig ihre Augen von dem Feuerspiel zu nehmen.


"Es ist nicht schlimm." Zaghaft schüttelte Marú den Kopf, während sie den Blick ihrer Freundin erwiderte. "Es ist wirklich sehr schwer." Stimmte sie Sophie zu. "Aber ich werde damit schon fertig. Immerhin liebe ich meinen Vater, als wäre er dieser - zumindest mein leiblicher." Ein müdes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, als sich ihr Blick wieder senkte. "Ich weiß gar nicht, ob er es weiß. Jedoch möchte ich gar nicht danach fragen." Für sich selbst schüttelte sie nochmals mit dem Kopf, bevor sie ihren Blick wieder direkt auf Sophie richtete. "Wenn du dich dementsprechend fühlst, könnte ich um eine Kutsche bitten." Schnitt sie nun Schlagartig ein neues Thema an. "Dann kannst du meine Worte nochmal ein wenig verdauen." Ein leises, angespanntes Lachen folgte ihren Worten. "Außerdem ist es schon spät und du möchtest sicherlich heute noch nach Haus."

Sophie nickte mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen. "Wahre Worte, die du sprichst." räumte sie ein. "Dieser Tag hatte einen anderen verlauf genommen, als vorgesehen und schreit geradezu nach einem Revue." gerade wollte die Rothaarige schon ansetzten, dass man sich bestimmt bereits Sorgen um sie machen würde, doch diese Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Sie hatte sich seit so vielen Jahren damit zurecht gefunden, dass es ihr nun wie eine kalte Welle erfasste: Es gab niemanden, der sich über ihr Wegbleiben wundern würde. Höchstens die Angestellten, welche ihr noch geblieben waren, doch diese würden wahrscheinlich mehr dem sinnlos hergerichteten Abendbrot her trauern, als ihr. Immerhin kam es gar nicht so selten vor, dass sie die Tage zulange in der Bücherei oder in der Stadt verbrachte. "Ich sollte mich wirklichen sputen. Meine letzte Mahlzeit ist ebenfalls ein Stückchen her." verwendete sie den bereits geöffneten Mund, um doch noch etwas zu sagen. Und so, erhob sie sich von der Couch und strich ihr Kleid glatt, dabei löste sich staub und Dreck von ihrem Stoff, sodass sie es augenblicklich sein ließ. Sie sollte heute wohl noch ein bad nehmen, bevor sie zu Bett gehen würde.


Marú schaute erst zu der Rothaarigen auf, ehe sie sich ebenfalls erhob. Noch kurz musterte sie ihre Gegenüber, bevor sie knapp nickte. "Solange es dir gut geht..." Sprach sie ihren Gedanken noch laut aus, auch wenn es eher an ein Murmeln glich, als an klare, deutliche Worte.
Wenn sie Sophie nun so betrachtete, bekam sie wieder ein schlechtes Gewissen. Immer litt jemand, weil sie lebte. Irgendwer plagte sich immer mit etwas herum. Caleb war dazu verpflichtet sie zu beschützen, Nate hatte sie verletzt, wodurch Arthur sich mit ihr gestritten hatte und jetzt war Sophie einer Entführung ausgesetzt.
Innerlich den Kopf schüttelnd nahm sie das Gehen auf, auf der Suche nach einem Bediensteten. Kaum hatte sie ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt, tauchte auch schon ein Mann im dunklen Anzug auf.
"Könnten Sie bitte eine Kutsche für meine Freundin vorbereiten? Sie möchte heute noch gern nach Haus." Sprach Marú den mittelalten Mann freundlich an. Dieser seufzte jedoch nur unauffällig, ehe er zum sprechen ansetzte: "So leid es mir auch tut, aber es ist jedoch viel zu spät, als dass wir das Fräulein noch unbeschadet nach Haus bringen können." Musste er ihre Bitte abschlagen.
"Aber Sophie braucht nun sicherlich Ruhe. Sie-"
"So leid es mir tut, sogar der Herr des Hauses hat davon abgeraten, dass das Fräulein heute noch nach Haus fährt. Sie darf heute hier nächtigen." Unterbrach der Bedienstete Marú fast schon unhöflich, auch wenn es nur aus guten Absichten war.
Als Marú dann diese Worte hörte, atmete sie kurz tief durch. "Na gut." seufzte sie erschöpft, bevor sie sich zu Sophie wandte. "Kann man dir dann irgendetwas gutes Tun? Hast du Hunger oder möchtest du lieber zu Bett gehen?"

Sophie hatte das Gespräch mit verfolgt und begrüßte Marú, als diese sich zu ihr umdrehte, mit einem entschuldigenden Lächeln. "Ich glaube, ein warmes Bad würde mir zu dieser Stunde völlig genügend. Der Hunger vergeht einem auch schnell wieder." log sie, die zarten Schultern dabei dezent angehoben. Sie hatte durchaus Hunger, doch wäre sie selbst viel zu aufgewühlt, als dass sie ein gereichtes Essen nun noch genießen könnte. Viel lieber wollte sie sich den Dreck und den Staub von der Haut waschen, die Augen schließen und den Tag endlich hinter sich bringen. Er hatte seine Spuren an ihrem Körper und ihrem Geist hinterlassen. Das lächeln viel von Mal zu Mal schwerer und wirkte nur noch müde und aufgesetzt, ebenso ihre Augenlider waren schwer. Ihr Körper schrie nach Schlaf und Ruhe. "Ein kurzes Bad und dann wäre ich auch schon zufrieden." wiederholte sie noch einmal. "Viel bringt der Tag für mich nicht mehr."


"Wenn du schon über Nacht hier bleiben musst, dann wirst du auch ein langes Bad genießen können." Bestimmte Marú auch schon, als sie sanft nach der Hand von ihrer Freundin griff und diese leicht drückte, mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen. Kurz darauf nickte sie zu dem Bediensteten vor ihnen, der ihr Nicken sofort verstand und darauf auf dem Absatz kehrt, in die Obere Etage.
"Wenn dir das Kleid, welches du jetzt trägst zu unbequem ist, dann kann ich dir eines von meinen leihen. Auch für die Nacht kann ich dir ein Kleid leihen. Es sollte dir passen, es ist sicherlich nur ein wenig kürzer, als wenn ich es trage." Überlegte sie angestrengt und laut, um es Sophie so angenehm, wie nur möglich zu machen.
Der Abend neigte sich schneller zum Ende, als die Bewohner des Hauses dachten, sodass in dem Haus Ruhe einkehrte und die Nacht jenes Haus in Dunkelheit hüllte.
Doch so schnell die Nacht auch hereinbrach, so schnell löste der Morgen sie auch wieder ab. Einige Kilometer entfernt von dem großen Anwesen, versteckt in einem dichten Wald, schien die aufgehende Frühlingssonne direkt durch die großen Fenster, auf das breite Bett, in welchem ein Paar lag.
Auch wenn sie aussahen, als würden sie beide noch friedlich schlafen, so erwachte die schwarzhaarige Frau mit den ersten Sonnenstrahlen. Für einige Zeit genoss sie noch den Ausblick, auf den schlafenden, blonden Mann, in dessen Armen sie lag, bis sie jedoch nicht mehr aushielt.
Möglichst langsam und leise, löste sie sich aus Arthurs Armen und stand letztendlich neben dem Bett. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie nochmal den schlafenden Arthur betrachtete, bevor sie leise das Zimmer verließ und die Treppe nach unten stieg.
Sie schlug den Weg über das Esszimmer auf die Terrasse ein, bevor sie ihr alltägliches Morgenritual abhielt.
Denn bevor sie dieses begann, räumte sie die Unordnung des gestrigen Abends auf. Sie hob zuerst ihres und dann Arthurs Hemd auf, auch wenn sie bei dem weißen Stoff von seinem Hemd kurz innehielt, bevor sie ihr eigenes wieder über die Lehne des Stuhles legte und Arthur seines anzog, einige Knöpfe schloss und halbherzig die Ärmel bis knapp zu ihren Ellenbogen hochkrempelte. Auch wenn Ava nicht viel kleiner war als Arthur, so reichte ihr das Hemd bis unter ihren Po.
Mit dem Kleidungsstück am Körper, räumte sie nun die restlichen Gegenstände in Küche und kochte sich anschließend einen Tee.
Mit der dampfende Tasse begab sie sich wieder zurück auf die Terrasse. Doch anstatt sich auf eine der Stühle zu setzten oder gar wieder nach oben zu gehen, lehnte Ava sich an eine der beiden Säulen und ließ ihren Blick über die harmonische Landschaft und die Unendlichkeit des Sees schweifen.
Sie wusste nicht genau warum, jedoch hatte sie das Gefühl, dass dieser Morgen anders war. Ja, Arthur lag noch oben in ihrem Bett und schlief, doch es schien nicht diese Tatsache zu sein. Zumindest nicht vordergründig.
Es schien eher so, als würde sie der Gedanke daran, dass jemand hier war und den Tag mit ihr gemeinsam verbringen würde wollen, als unheimlich beruhigend und wohltuend. Eine Person zu wissen, die sich freute, wenn sie einen sah, war so ungewohnt für und doch würde sie es nicht mehr missen wollen. Sie würde Arthur nicht mehr missen wollen.

Der Mann in ihrem Bett dagegen schlief noch ruhig weiter, wenn es auch nicht mehr lange von Dauer war. Denn die Sonnenstrahlen tasteten sich unaufhaltsam auf ihn zu und kitzelten ihn neckisch an der Nase, als sie ihn endlich erreicht hatten. Verschlafen kräuselte er die Nase und murmelte ein paar Wörter, welche wohl so viel bedeuten sollten wie: "Ava gib mir noch fünf Minuten..." Doch nachdem er die Worte in das Kissen genuschelt hatte tastete seine Hand nach der angesprochenen Person, griff jedoch ins Leere. Dort wo der Mann seine Partnerin vermutet hatte, war lediglich ein kaltes Bettlaken. Augenblicklich schlug der Blonde die Augen auf und schoss in aufrechter Haltung hoch. "Ava?!" Seine Umgebung verschwamm für ein paar Sekunden vor seinen Augen, doch schnell rückte er sie wieder an ihre richtige Position. Panisch fixierten seine Augen erst die leere Stelle neben sich, dann wanderte er hektisch durch den Raum. Nirgends war sie zu finden. Ungewollt machte sich das bitte Gefühl in ihm breit, dass es vielleicht alles nur ein Traum gewesen war. Dass seine Fantasie mit ihm endgültig durch gegangen war und dass sie eigentlich immer noch zerstritten war. Doch dies hier war nicht sein Zimmer, auch nicht das gewöhnte Revier. Überall um ihn herum hing der Duft von Ava in der Luft. Es war kein Traum gewesen. Ganz sicher nicht, versuchte er sich selbst in Gedanken zu beruhigen, doch sein Herz schlug immer noch erbarmungslos gegen seine Brust. Eilig befreite er sich von der Decke und kam auf die Beine. Anschließend suchte er seine Sachen zusammen, wobei er lediglich seine Hose vorfinden konnte. Sein Hemd musste unten liegen, noch ein Argument gegen den schmerzhaften Gedanken, es wäre nur ein Ergebnis seiner blühenden Fantasie gewesen. Kurz strauchelnd, doch dann voller Energie rannte er aus dem Zimmer und die Treppen hinunter. Viel zu schwungvoll öffnete er die Tür zu dem Esszimmer, ehe er wie angewurzelt stehen blieb. Da stand sie, angelehnt an eine Säule, den Blick in die Ferne gerichtet und an dem Körper sein Hemd. Ungläubig taumelte er einen Schritt zurück und nutzte die Zeit um tief durch zuatmen. Wie töricht er doch war, zu glauben er hätte sie sich nur eingebildet. Und doch war der Gedanke so verlockend gewesen. Ein lautloses, zweifelndes Lachen zierte sein Gesicht, als er seine rechte Hand zu einer Klaue formte und von seiner Stirn aus, bis zu seinem Hinter Kopf, durch sein blondes wirres Haar fuhr. Wie ein Kind war er nach unten gerannt, hatte einer eigenen Einbildung hinterher gejagt. Immer wieder versuchte der Blonde tief durch zu atmen, um sein laut schlagendes Herz zu beruhigen, während seine blauen Augen liebevoll auf der anmutigen Silhouette der Elfe ruhten. Wusste sie eigentlich, wie umwerfend sie in seinem Hemd aussah?
Auch wenn er sie gerne noch etwas beobachtet hätte, so wuchs mit jeder Minute das Verlangen sie endlich zu berühren, nur um die leisen Zweifel in seinem Hinterkopf endlich zum Schweigen zu bringen. Langsam durchquerte er das Esszimmer und trat hinter sie, nachdem er die Terrasse überwunden hatte. Als er die Hand hob, um sie nach ihr auszustrecken, bemerkte er, dass diese tatsächlich noch etwas zitterte. Auch sein Herz pochte noch viel zu schnell gegen seinen Brustkorb, als gäbe es alles daran ihn zu verraten. Darauf konzentriert das Zittern zu unterdrücken zeichnete er durch das schwarze Haar, welches wie flüssige schwarze Seide auf ihrem Rücken gelegen hatte. Sanft fuhr er es zur Seite, um ihr danach einen liebevollen Kuss auf den Nacken zu geben. Darauf legte er seine Arme um sie und lehnte seinen Kopf auf ihre Schulter. "Warum bist du hier unten?" versuchte er seine vorherige Panik zu überspielen. So nahm er die Rolle eines schmollenden Kindes an, welches sich über ihr Fehlen beleidigt fühlte. "Ich wollte so gerne mit dir in meinen Armen aufwachen." Arthur verzog den Mund und biss ihr neckisch in den Hals. "Weißt du eigentlich, wie lange ich schon davon träume? Und du verschwindest einfach..." Während Arthur alles an seiner Fassade setzte, war sein stark pulsierendes Herz der einzige Verräter, welcher sie hätte zu Fall bringen können. Ein Verräter, welcher ihm noch nie geholfen hatte.


"Entschuldige bitte." Murmelte Ava verträumt, als sie eine Hand von der Tasse löste und sie auf Arthur seine legte. Liebevoll zog sie unsichtbare Linien auf seinem Handrücken nach und legte den Kopf leicht in den Nacken. In ihrem Rücken spürte sie sein kräftig schlagendes Herz, so als wäre es ein Teil von ihr, auch wenn ein weiteres Herz in ihr schlug, welches sich von seinem unterschied.
"Ich habe die schreckliche Angewohnheit aufzustehen, sobald die ersten Sonnenstrahlen den Horizont überwunden haben. Doch diesmal habe ich noch einige Zeit in deinen Armen gelegen." Begann sie sich zu erklären. "Jedoch hatte ich den Drang aufzustehen und gleichzeitig den Wunsch dich noch schlafen zu lassen, da du die letzte Nacht kaum Schlaf hattest. Außerdem mache ich das schon jeden Morgen, den ich hier lebe. Es ist so schön, die Morgensonne kurz über den Wald zu sehen, während alles hier so unberührt aussieht. Wenn ich diesen Anblick bewundere, kommt es mir immer so vor, als wäre ich die einzige auf der Welt." Ihre Hand wanderte weiter sanft seinen Arm hinauf und wieder hinunter, so als würde sie es beruhigen so über seine Haut zu fahren. "Ich mach es wieder gut!" Versprach sie sogleich. "Das nächste mal werde ich liegen bleiben, versprochen! Und wenn du mir zu lang schläfst, dann werde ich dich so liebevoll wecken, wie ich nur kann."

"Das wäre das Mindeste, um heute wieder gut zu machen." spielte der Blonde immer noch das kleine Kind, während seine Lippen bereits zu einem verräterischen Schmunzeln verzogen waren. Die blauen Augen lösten sich von ihrem Anblick und folgten stattdessen ihrem Blick, in Richtung See. Sie hatte Recht, das Bild was einem geboten wurde, war atemberaubend. Die Wasseroberfläche war ganz glatt, als wolle sie ein Spiegel für die Sonne sein, um ihr ihre eigene Schönheit zu zeigen. Der kaum spürbare Wind, trug ein tiefes, müdes, Rauschen der Blätter und Nadeln des Waldes herüber, ohne jedoch bedrohlich zu wirken. Arthur schloss für den Moment die Augen und atmete die frische Luft tief ein. Bei den Geräuschen und Gerüchen, tauchten automatisch Bilder vor seinen Augen auf, meistens handelten sie von der Frau in seinen Armen. Daher kam es, dass er die Augen schnell wieder aufschlug, um wenig später sein Gesicht in Ava's Haar zu vergraben. Er musste sich nicht an Situationen mit ihr zurück erinnern, sie befand sich in diesem Moment in seinen Armen, viel mehr sollte er sich auf die Gegenwart konzentrieren. "Lass uns was schönes machen..." schnurrte der Wolf in das schwarze Haar.


Ein leises Schmunzeln zog sich über ihr Gesicht, als sie Arthurs gedämpfte Anweisung hörte. "Hast du denn eine genaue Idee, was wir machen könnten?" Fragte sie ihn, mit einer Tonlage, die darauf schließen ließ, wie unfassbar entspannt sie gerade war.
Im Gegensatz zu all ihren anderen Morgenden, war dieser hier fast traumhaft. Sie hätte nie gedacht, dass es noch schöner wäre, wenn eine Person hier war, die sie liebte und die bei ihr sein wollte. Ihr Herz schmerzte leicht, als sie an die vielen Tage dachte, die sie hier allein verbracht hatte.
Erst jetzt, wo Arthur hier war, erkannte sie, wie einsam dieser Ort hier einen machen konnte, ohne dass man es mitbekam. Bei diesem Gedanken stellte sie die Tasse in ihrer Hand auf das breitete Geländer der Terrasse neben sich und hob nun eine ihrer freien Hände zu Arthurs Kopf, um ihn sanft anzuheben.
Kaum hatte sie das getan, drehte sie sich in seinen Armen zu ihm, um ihn anschauen zu können. Sanft fuhr sie mit der erhobenen Hand seine Wange entlang, ehe Ava ihm einen Kuss gab. "Du hast heute vollkommene Entscheidungsfreiheit." Murmelte sie nah an seinen Lippen.

Arthur verfolgte ihre Bewegungen mit ruhigem Blick, ehe er ihr ein liebevolles Lächeln schenkte, welches sie auch gleich mit ihren Lippen versteckte. "Völlige Entscheidungsfreiheit...?" wiederholte er ihre Wortwahl, dieses Mal ein wissendes Grinsen auf seinen Zügen. "Du weißt was das bedeutet, oder?" stellte er eine Frage, die keinerlei Antwort bedurfte. "Ich lass dich den ganzen Tag nicht in Ruhe." ein Kuss folgte diesen Worten. Dann noch einer, welchen Arthur ungern beenden würde. Es bedurfte keine großen Aktionen, keine vielen Worte oder Taten, für ihn wäre dieser Tag perfekt, wenn er nur da sitzen würde. Mit ihr in seinen Armen. "Lass uns ein bad nehmen." lautete sein Vorschlag aus einer längeren Pause heraus. "Dabei fällt mir vielleicht noch mehr ein, was ich mit dieser Schönheit anstellen könnte." mit einem leisen Knurren biss er ihr in die Halsbeuge, ehe er den Kopf erneut zurückzog, das Grinsen zurück auf seinen Lippen.


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