Erneut veranlasste Avas Handeln den jungen Mann dazu, fassungslos den Atem anzuhalten. Seine Lunge weigerte sich die Luft in sich aufzunehmen, zu sehr versuchte sein Körper diesen Anblick in sich festzuhalten. Er hatte es sich ausgemalt, wie sie die Rose aufheben würde. Wahrscheinlich in einer Vase, so hielt sie wenigstens noch zwei Tage. Es hatte ihn kindlich lächeln lassen, als er sich ihr Gesicht ausgemalt hatte, in dem Moment wo er die Rose kaufte. Er hatte sich gefragt wie sie reagieren würde, wäre sie wütend, würde sie sich freuen oder würde sich nichts an ihr verändern. Natürlich hatte sie so reagiert, wie er es nicht anders gewohnt war, sodass er die Hoffnung für ein langes Leben dieser Blume aufgegeben hatte. Doch nun stand er hier. Vor ihm erstreckte sich ein Meer genau solcher Rosen und er stand direkt vor seiner eigenen. Sie hatte sie aufgehoben, sie gepflegt, sogar dafür gesorgt, dass sie Wurzeln schlagen würde und damit noch weiter lebte. Ungläubig hob er die Hand seines freien Armes und fuhr sich beinahe mechanisch durch die blonden Locken. "Ava..." lautete seine raue Stimme, als er geschluckt hatte, damit er überhaupt sprechen konnte. "Ich glaube, ich habe mich soeben ein weiteres Mal in dich verliebt..." als sich sein Kopf in ihre Richtung drehte, glitzerten in seinen Augen Tränen der unfassbaren Freude.

Arthur zog scharf die Luft durch die Nase ein und versuchte zu lächeln. Es glückte ihm, sodass auch die aufgekommenen Tränen sich langsam wieder zurück zogen. "Ich weine ja schon nicht." beeilte er sich zu sagen, auch wenn es ihm anzusehen war, dass er immer noch den Kampf gegen die Tränen ausfochte. "Und wenn, wäre es nur aus Freude." erklärte er Ava sein eigenartiges Verhalten. "Ich hätte nie damit gerechnet, dass..." erneut holte er tief Luft, die Augen für diesen Moment zum Himmel gerichtet. Seine Hände legten sich sanft an ihre Oberarme, ehe er seine Rechte auch schon auf Wanderschaft schaffte. Sie endete unterhalb ihres Kiefers, sodass er liebevoll über ihre Wange mit dem Daumen wischen konnte. Beinahe so, als wenn sie die Person gewesen wäre, welche mit den Tränen zu kämpfen hatte. Als wäre Ava sein Spiegelbild, so siegte er nun auch selbst über die Freudentränen, weshalb sein Gesicht nur noch von einem lächeln voller Liebe besitzt wurde. "Gott, Ich liebe dich so sehr, Ava." murmelte der Blonde, als würde ihm diese Tatsache in diesem Augenblick, dass erste Mal bewusst werden. Zärtlich legten sich seine Lippen auf ihre, auch wenn es nicht von langer Dauer war, denn kurz darauf fügte er auch schon seinen Worten etwas hinzu. "Bitte vergiss das nie."

"Wie kann ich ein solches Angebot nur ablehnen?" Seine Hände sanken wieder dem Boden entgegen, auch wenn sie dabei ihre Arme nachzeichneten. Am Ende schloss seine linke Hand ihre ein, ehe er sich so positionierte, dass er an ihrer Seite stand. "Ich würde mich sehr freuen alles zu sehen." formulierte er seine erste Antwort noch einmal anders. Dieser Tag trug so viel gutes mit sich, dass sich sein Gemüt scheinbar nie wieder trüben lassen würde. So viel schenkte Ava ihn an diesem Tag, mehr, als er glaubte wieder zurück geben zu können. Sie kannte das Haus in welchem er Tagtäglich ein und aus ging, sie kannte sein Zimmer, seine Gewohnheiten. Was sollte er also nach dieser Offenbarung noch entgegen bringen? Schlagartig brach Arthur jeglichen Gedankengang ab und setzte seinen Körper bereits in Bewegung, um die Elfe sacht mit sich zu ziehen, in Richtung Haus. Er hatte bemerkt, welche Richtung seine Gedanken einschlagen wollten, wo sie enden würden. Doch er wollte nicht länger darüber nachdenken. Er musste sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Ava war neben ihm, ihre Hand in seiner Seite, es wäre völlig überflüssig sich über solche Sachen Sorgen zu machen. Viel mehr sollte er das Jetzt leben. Zu schnell könnte auch dass verblassen und seinen Fingern entgleiten.

Arthur staunte nicht schlecht, als er nun Avas Schlafzimmer betrat. Auch dieser Raum war anders eingerichtet, als er es sich ausgemalt hatte. Nicht, dass es ihn enttäuschte. Mit diesem Anblick schien seine eigene Vorstellung verschwunden zu sein, sodass er keinen Vergleich mehr schließen konnte. Nur ein verblüffendes, innerliches auf atmen erinnerte ihn daran. Er gab Avas Hand frei und trat in das Innere des Zimmers. Der Blonde betrachtete das Bett, dann drehte sich sein Kopf zu dem Kamin zu seiner Linken. Sein Handeln wirkte beinahe so, als wolle er sich alles so detailliert wie nur möglich einprägen, sodass er anschließend ein Bild davon malen könnte. Am faszinierendsten war der junge Mann jedoch von der Flügeltür, welche auf den Balkon führte. Ehe er sich versah, hatte sich sein Körper in Bewegung gesetzt und schon öffnete er jene Tür, welche er vor ein paar Sekunden noch betrachtet hatte. Die lauwarme Luft von draußen begrüßte ihn, als er die geöffnet hatte. Auch wenn hier ebenso ein Wald war, so schien die Luft hier eine ganz andere zu sein. Arthur erinnerte sich an die erste Begegnung mit Ava. Damals hatte sie einen Duft ausgesprüht, welcher er unweigerlich mit Freiheit und doch mit Wildnis verbunden hatte, ohne den genauen Grund dafür je ausfindig machen zu können. Nun kannte er ihn. Dieser Geruch verströmte eben dieser Anblick hier. Die Freiheit des spiegelglatten Sees, welcher der Welt ihr makelloses Spiegelbild zeigte und die Wildnis des Waldes, der versuchte diesen wunderschönen Ort vor allen anderen neugierigen Augen zu verstecken. Es schien so, als hätten die dichten Bäume damit nicht nur Avas zu Hause versteckt, wo sie sich immer zurück ziehen konnte, sondern auch ein Teil von ihr selbst. "Danke, dass du mich rein gelassen hast..." flüsterte er dem sanften Wind entgegen. Dann drehte sich der blonde Schopf zu der Elfe um. "Jetzt habe ich noch etwas, was auf der Liste steht, von Dingen die ich an dir liebe." mit diesen Worten schenkte Arthur ihr ein schräges Lächeln.

Kaum hatte Ava es angesprochen, meldete sich das fade Gefühl in einem leeren Magen zurück. Sie hatte es tatsächlich geschafft, dass er das Hungergefühl in den Hintergrund geschoben hatte und gar keine Zeit mehr dafür gefunden hatte. Es schien auf einmal wichtigeres zu geben. doch bei ihren Worten kehrte es zurück, der Zauber wurde brüchig, auch wenn dieser Anblick den Wolf immer noch tief in seinem Bann festhielt. Kaum war Ava an seine Seite getreten, hatte Arthur ihr ebenso einen Arm um den Körper gelegt, nur war es bei ihr die Schulter. ein schräges Lächeln zog sich über die Lippen des Blonden, ehe sich die blauen Augen von der Aussicht lösten und eine weitere Schönheit neben sich betrachteten. Auch wenn die Aussicht bei weiten nicht mit ihrer Schönheit mithalten konnte. "Mir schwebt definitiv noch so einiges anderes vor." beantwortete er ihre Frage, darauf bedacht, es gut zu betonen. "Und doch muss ich wohl oder übel meinem Hunger unterliegen. Es ist eine ganze Weile her, dass ich zu letzt etwas gegessen habe." Der junge Mann sprach diese Worte ohne Hintergedanken ehrlich aus, das Ohr in die Richtung seines knurrenden Magens gerichtet. Hätte er viel mehr in sein Inneres gehorcht, in die Richtung, welcher er seit dem Eintreffen hier den Rücken zugekehrt hatte, so hätte er bemerkt, das es so lange her gar nicht war. Erst diese Nacht hatte, und doch schien sich mit Avas Anwesenheit der Wolf und der junge Mann von einander abzukehren, als seien sie sich fremd. Zwei Fremde, die zwei völlig verschiedene Absichten hatten und doch die gleichen Gedanken hatten.

Arthur ließ seinen Kopf kreisen, während er auch diesen Raum genau betrachtete. Als sie ihre Worte nach der kurzen Aufzählung wieder an ihn richtete, war er bereits bei dem großen Tisch angekommen und hatte sich darauf gelehnt, die Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt. Er vermittelte das Bild, als müsse er ernsthaft über ihre Frage nachdenken, ehe er sie grinsend an sah. Die blauen Augen funkelten dabei neugierig. "Da ich hier Gast bin, schlage ich vor, dass du die heutigen Speisen benennst. Wie wäre es," er drückte sich von dem Tisch ab, ging um den Tisch herum, direkt auf Ava zu. "Wenn du mir einfach dien Lieblingsgericht machst? Ich kenne so wenig von dir, so kann ich Stück für Stück die Ava lieben lernen, welche sich hier immer versteckt." er hatte weiter gesprochen, als er bereits sein Ziel erreicht hatte. Dieses bestand darin die Arme um ihren schlanken Körper zu schlingen, sich an sie zu lehnen, den Kopf auf ihrer Schulter, als wolle er ebenfalls in das Innere des Schrankes sehen. Doch stattdessen war sein Gesicht ihrem Hals zu gewandt, wobei er mit geschlossenen Augen und einem Lächeln im Gesicht, seine Lippen auf die warme Haut legte. "Ich vertraue dir völlig." murmelte er, zwischen den kleinen Küssen.

Die blauen Augen folgten der Bewegung ihrer Lippen, während sie ihre Vorschlag aussprach. Arthur ließ sich Zeit, ehe er ihre zweifarbigen, tiefen Augen seine volle Aufmerksamkeit schenkte. "Das klingt nach einer angemessenen Lösung und wegen den fehlenden Zutaten," der Blonde verkleinerte den Spalt zwischen seinem Körper und dem ihren, ehe er weiter sprach. "Wie wäre es, wenn wir morgen gemeinsam die fehlenden Zutaten kaufen gehen und du anschließend, deine Kochkünste vorführst?"
Ihm persönlich gefiel seine Idee außerordentlich gut und selbst wenn sie Einwände dagegen erheben würde, lag es nahe, dass er solange diskutieren würde, bis er als Sieger heraustreten würde. Auf der einen Seite war dies seinem innerlichen Bild geschuldet, in dem er sich Ava vorstellte, welche für ihn das Essen zubereitete. Doch die Kehrseite dieses Vorschlages, war ein anderes Bild. Es hatte sich unerlaubt aufgebaut, während sie geredet hatten. Es beinhaltete nicht einmal eine Szene, viel mehr schien es wie eine kurze Sequenz eines Theaterstückes, welches er vor langer Zeit gesehen hatte und sich nur noch Bruchstückhaft zurück erinnern konnte. Das Bild zeigte einen frühen Morgen, zwei Personen saßen an einem gedeckten Frühstückstisch, vielleicht lachend, vielleicht unterhielten sie sich auch nur, er konnte keine Geräusche hören, welche es verraten könnten. Aber das war nicht nötig. Liebevoll küsste Arthur die Frau in seinen Armen, welche ein makelloses Spiegelbild der Frau aus dem Bild war.