~Willkommen~ |
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Marú starrte aus dem kleinen Fenster der Kutsche und verfolgte dabei die Felder, Wiesen und Wälder, die sie auf dem Weg in die Stadt hinter sich ließen.
Vor ein wenig mehr als einer Woche, hatte sie die Auseinandersetzung mit Caleb gehabt. Nach jener hatte sie fast gar keine Worte mehr mit ihm gewechselt, viel zu sehr hatte sie Angst davor, wie er auf sie reagieren würde. Doch unglücklicherweise ist in der Zeit immer mehr der Geburtstag ihres Vaters näher gerückt, zu dem sie so sehr wollte. Jedoch die Chancen dorthin zu dürfen, nach allem, was passiert war, waren für Marú schwindend gering. So hatte sie aus ihrer Verzweiflung heraus Sam gefragt, ob er nicht für sie fragen könnte und so kam es, dass sie nun auf dem Weg zu ihrem zu Hause waren. Ihr gegenüber saßen daher mal wieder Vince und Caleb, doch zu ihrer Erleichterung, saßen auch noch Nate und Arthur neben ihr in der Kutsche. Nate hatte sie als Begleitung gebeten mitzukommen und als Arthur das erfahren hatte, konnte er nicht darauf verzichten, seinen kleinen Bruder zu begleiten, sicherlich aus dem Grund, ihn ärgern zu können.
Doch Marú wusste ganz genau, dass sie wahnsinnig tief in Sams Schuld stand, was sie glaubte, nie wieder gut machen zu können. Denn auch wenn Caleb prophezeit hatte, Sophie das Leben zu nehmen, so war das bis zum heutigen Tag nicht passiert und das sollte schon was heißen.
Also egal was Sam auch die beiden Male gemacht oder gesagt hat, sie musste sich in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen, daß war sie ihm einfach schuldig.
Allmählich löste die weite Aussicht hohe Häuser und enge Straßen. Sie kamen ihrem zu Hause näher und umso geringer der Abstand wurde, umso ungeduldiger wurde die Blonde junge Frau.
Langsam kam die Kutsche vor einem riesigen Anwesen zum stehen und ehe jemand die Tür des Gefährtes aufmachen konnte, nahm Marú selbst die Klinke in die Hand, machte die Tür auf und stieg hinaus auf die Straße. Kaum einen Augenblick später ging die große Eingangstür des Anwesens auf und ein älterer Mann kam dahinter zum Vorschein.
Als Marú ihren Vater erblickte, strahlte sie übers ganze Gesicht, nahm den Stoff ihres Kleides ein wenig an, damit sie schneller laufen konnte. Ohne auf ihre Begleiter zu warten, stieg sie ungeduldig die treffen hinauf und fiel ihrem Vater in die längst ausgebreiteten Arme. Fest umschlossen ihre Arme den Körper ihres Vaters, so als würde sie nicht mehr los lassen wollen.
Das hier war mit Sicherheit ihr erstes positives Erlebnis seit langem.

Kühle Nachluft erfüllte die Kutsche, nachdem Marú diese so fluchtartig verlassen hatte. Ein angenehmer unterschied, zu der vorherigen dicken Luft. Für fünf Personen war dieses Gefährt wohl doch nicht ausgelegt. Die warme Luft hatte Caleb zu gesetzt und seine Müdigkeit nur noch verschlimmert. Sein letzter richtiger Schlaf lag nun beinahe über einem Monat her und mit jedem Tag musste er spüren, wie sein Körper darunter leidete. Er war der zweite der die Kutsche verließ. Er machte zwei Schritte zur Seite und sog die frische Luft tief in seine Lunge. Auf dem Rückweg würde er liebend gerne laufen, doch auch diese Kleinigkeit war ihm nun verwehrt. Der Mann löste seine grünen Augen von dem Himmel, welcher einem grauen Tuch glich und betrachtete das Schauspiel, welches sich an der Spitze der Treppe bot. Ohne eine Regung im Gesicht setzte er sich langsam in Bewegung. Such für diesen Anlass trug Caleb lediglich die Farbe schwarz. Seine üblichen Klamotten unterschieden sich kaum von der Wahl, welche er bei solchen Ergebnissen traf: ein schwarzes Hemd, eine schwarze Weste, ein schwarzes Jackett, schwarze Hose und schwarze Schuhe, auch sein Mantel war tief schwarz. So waren seine Augen die einzige Farbe, welche ihm in der Dunkelheit der Nacht verraten würde. Auch Vince war gänzlich un Schwarz gekleidet und bildete damit das passende Gegenstück zu Caleb. Anders als die nun zwei folgenden Mitfahrer. Die beiden blonden Geschwister trugen beide ein weißes Hemd, auch wenn es bei Nate das der Schuluniform war. Eine dunkelblaue Weste und ein dunkelblaues Band, welches er um den Kragen des Hemdes und dann vorne zu einer lösen Schleifen gebunden hatte. Wenn man genau darauf achtete, konnte man die Hosenträger erkennen, welche an den schultern leicht unter der Weste hervor schauten. Dazu hatte sich Nate für eine schwarze Hose und schwarze Schuhe entschieden, auch wenn er wahrscheinlich etwas anderes nicht hatte. Man hätte den Jungen auch in das gleiche Schwarz wie Caleb hüllen und doch würde er leuchten.
Arthur hatte sich im Gegensatz zu Nate für eine schlichte schwarze Weste entschieden, ebenso waren Schuhe und Hose schwarz. Auch hatte er das Band oder etwas dergleichen weggelassen. Beide hatten die zusätzlichen Jacken weg gelassen und trugen lediglich die Mäntel über der Schulter.
Nate die Hände in den Manteltaschen, Arthur sie in den Hosentaschen, so standen die Geschwister neben einander und unterhielten sich über belanglose Themen. Doch auf ein knappes Zeichen von Caleb, setzten sie sich in Bewegung und folgten den beiden anderen Männern die Treppe hinauf, ohne ihre Unterhaltung zu unterbrechen. Caleb hatte sich nicht gewundert, als Nate sofort erklärte, dass er Marú auf den Ball begleiten würde, bereits bevor sie ihn überhaupt gefragt hatte. Der Junge sorgte sich um seine Freundin. Vor allem wenn sie alleine mit Vince un Caleb unterwegs sein würde, dies war nicht schwer zu über sehen. Auch das der Blonde noch immer auf seinen Alpha sauer war. Doch Während Nate daher immer wieder prüfend zu Marú hoch sah, hingen Die Gedanken der anderen drei Männer in weiter Ferne. Nur nicht an diesem Ort voller Menschen.


Marú ließ nur schwer von ihren Vater ab, da er der erste war, der die Arme wieder öffnete, da die anderen mehr oder weniger unangekündigten Gäste die Treppe erklommen.
"Wer sind diese Herrschaften denn?" Freundlich beäugten die dunkelbraunen Augen die zwei Blondschöpfe, während sich die Frage an Marú richtete.
Diese drehte sich zu den genannten Personen um, folgte dem Blick ihres Vaters, ehe sie die beiden anlächelte und ihr Blick sich wieder auf ihren Vater richtete. "Das ist Nate-" Sie richtete eine Hand auf den Jungen, ehe sie auf den nächsten zeigte. "Und das ist Arthur. Das sind zwei sehr gute Freunde von mir, die ich durch Mister Grayson kennengelernt habe." Erklärte die junge Frau dem Mann sich gegenüber kurz.
"Es freut mich sehr sie beide kennenzulernen." Anerkennend neigte der ältere Mann den Kopf den zwei jungen Männer, ehe sich sein Blick auf die zwei dunkel gekleideten richtete. "Es freut mich auch sie beide wieder sehen. Doch kommen sie doch erstmal hinein. Wir müssen ja nicht die gesamte Zeit vor der Tür stehen." Mit einer einladenden Handbewegung deutete er in die große Eingangshalle. Marú ergriff und darauf den Arm des blonden Jungen und nahm ihn mit hinein. Die anderen würden Ihnen schon folgen.

Als die Namen der beiden Blonden fielen, hatten sie ihre Unterhaltung beendet und dem Gastgeber sogleich ein freundliches Lächeln geschenkt. Ein Lächeln, was jede Diskussion über ihre Blutsverwandtschaft abwürgte. Als sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung setzte, als Ziel das Hausinnere, hob Arthur den Ellenbogen und stieß ihn ohne große Wucht in Nate's Seite. "Aufgeregt?" raunte er seinem jüngeren Abbild zu. Dieses hob automatisch den Kopf, als würde er damit größer wirken. "Warum sollte ich? Es Ist für mich ja nicht das erste Mal, auf einen solchen Ball." verteidigte er sich auch sogleich, doch das schräge grinsen konnte er dennoch nicht aus Arthurs Gesicht vertreiben. "Aber das erste Mal auf einem Ball mit ihr." seine Worte bestätigten sich, als Nate bei diesen Worten sofort nach vorne zu Marú sah.
"Als ob mich dies in irgendeiner Weise unsicher machen würde."
"Lügner."
Gerade als Nate erneut etwas erwidern konnte drehte sich der dunkelbraune Haarschopf von Vince um und die grauen Augen funkelten die beiden jungen Wölfe an. Sie sollten sich zusammen reißen, sie würden es nur komplizierter machen. Vince Absichten und Gedanken waren in bestimmten Situationen beinah greifbar, sodass es nicht schwer zu erraten war, was er von ihnen wollte. Und so folgten die beiden letzten mit zusammen gepressten Lippen, damit sie ihr Grinsen unterbinden konnten, den beiden Herren.
"Vince will bestimmt wieder zurück." flüsterte Nate seinem Bruder zu, in den Wissen, dass der Beta ihn trotzdem hören würde.
"Wahrscheinlich gibt es für ihn hier viel zu viel gute Laune." antwortete Arthur darauf. "Dagegen ist er doch allergisch."
Vince schoss mit wütenden Augen herum, die spitz zulaufenden Zähne gut sichtbar. Doch bevor er etwas sagen konnte oder das Knurren aus seiner Kehle zu laut wurde, packte ihn eine kräftige Hand am Arm. Caleb schien es noch nicht einmal wichtig genug, um die Männer an zu schauen oder gar etwas zu sagen. Die Intensivität seines Griffs und das leise, aber tiefe knurren in den Köpfen der Wölfe, war Warnung genug. Vince drehte sich sofort wieder um, auch wenn seine Wut noch verschwand und Arthur und Nate senkten die Blicken, damit das Zucken in den Mundwinkel zu verstecken.


"Ich freue mich, dass du es geschafft hast heute zu kommen." Verleihte der Hausherr seiner Freude Marú gegenüber Ausdruck, während er seine Gäste mit in das Innere des Hauses begleitete. Auf dem halben weg boten die Bediensteten des Hauses freundlich ihre Hilfe beim ausziehen der Mäntel behilflich sein konnten. So entledigen sich die vier Männer von ihren Mänteln, wobei Marú kurz den Arm ihres Begleiters los lassen musste, jedoch auch nur so lange, bis er wieder die Hände frei hatte.
"Ich freue mich auch sehr darüber wieder hier zu sein." Ein ehrliches Lächeln lag auf den hellen Lippen Marús während sie nun die Männer in die große Halle führte. "Wie geht es Mutter?"
"Ihr geht es so gut, dass sie immer an allem etwas zu meckern findet." Lachte der alte Mann. Marú stimmte dazu kurz mit ein, wenn auch etwas leiser. "Ich weiß nur nicht wo sie jetzt zu finden ist. Vorhin hatte sie sich noch mit ein paar Gästen von uns unterhalten, als mir gesagt wurde, dass eine Kutsche ankommt, in der du zu sein scheinst." Erklärte Marús Vater, mit dem Blick durch die Massen gleitend.
"Keine Sorge, ich werde sie nachher noch finden." Entgegnete Marú ihm, als sie auch schon einem der Bediensteten unterbrochen wurden.
Dieser teilte dem Herrn des Hauses mit, dass weitere Gäste ei getroffen seien. Ihr Vater schaute sie darauf mit einem entschuldigenden Blick an, worauf Marú nur nickte und ihrem Vater zusicherte, dass sie es ihm nicht übel nahm, wenn er seine Gäste begrüßen würde und somit gehen würde.
Mit diesen Worten wandte sich der Mann zum gehen und ließ die Gruppe allein in der großen Halle, die voller Menschen war.

Nate folgte dem Mann mit den Augen, bis sie ihn zwischen den Menschen verloren. Anschließend wandte sich der Junge zu dem Mädchen an seiner Seite zu. "Er wirkt unheimlich freundlich." sprach der Blonde seine Gedanken auch schon plump aus. Daraufhin erntete er ein missglückt unterdrücktes Kichern von seinem Bruder. Mit vernichtenden Blick tadelte er ihn, auch wenn seine Antwort nur ein breites Grinsen war. "Tut mir wirklich leid." entschuldigte sich Arthur herzlos, aber grinsend. Er ging um Marú herum und lehnte seinen rechten Ellenbogen auf ihre Schulter. "Aber du wirkst, als wäre dies tatsächlich dein erster Ball."
"Das ist doch gar nicht wahr." brummte Nate und verzog seinen Mund. Doch Arthur ging gar nicht mehr auf diese Worte ein, stattdessen ließ er seinen Blick durch die Massen gleiten. "Und, Marú? Irgendwelche bekannten Gesichter? Irgendwelche Freunde, die du uns unbedingt vorstellen willst?"
Während die Brüder sich um Marú's Aufmerksamkeit stritten, hielten sie die zwei Schatten erfolgreich im Hintergrund. Sie hatten sie bereits von dem Dreier Gespann gelöst und waren in der Masse verschwunden. Es würde zu auffällig, vielleicht zu abschreckend sein, wenn sie all die Zeit an ihrer Seite wären. Marú, welche viel zu hell leuchtete, gerade mit Nate und Arthur neben ihr, würde nur von den Schatten erdrückt werden.


"Mein Vater ist auch unheimlich freundlich." Antwortete Marú noch mit einem seichten Lächeln auf den Lippen, kaum hatte Nate die Worte ausgesprochen gehabt. Doch überhörte sie nicht das Kichern und die Worte Arthurs, worauf sie ihn ansah und ihn mit den Augen verfolgte, bis er neben ihr stand.
Auf seine Frage hin ließ Marú ebenfalls ihren Blick durch die Massen wandern, schüttelte dann aber kurz mit dem Kopf. "Ich kenne hier so gut wie alle Gesichter, jedoch ist keins davon mein Freund." Erklärte sie es dem älteren Blonden. "Meine Freunde beschränken sich auf Dich, Nate, Sam, Sophie und Katharine. Jedoch sehe ich weder Katharine noch Sophie und ich hoffe, dass Sophie heute nicht hier ist." Eröffnete sie ihren Begleitern ihre Gedanken.

Arthur senkte die Augen, um die Blonde anzusehen. Es war ein Blick, mit dem er versuchte ihre Gedanken oder auch nächsten Taten abzusehen. Doch er ließ sich ablenken, als er im Augenwinkel erkannte, dass Nate es ihm gleich tat. [i]Kleine Brüder,[i] lachte er in Gedanken auf, ehe er die Augen wieder auf die tanzenden Körper richtete. "Also sind mir heute keinerlei Grenzen gesetzt?" mit schrägen Lächeln sprangen seine Augen von Frau zu Frau. "Ich meine, ich muss mir keinerlei Sorgen darum machen, dass ich einer deiner Freundinnen verletzte."
"Als ob du überhaupt eine Chance hättest." brummte Nate, die Arme verschränkt, die Stimme unnötig gesenkt. "Du schätzt dich viel genialer ein, als du in Wirklichkeit bist."
"Und dies sagt mir mein kleiner Bruder?" Arthur lachte amüsiert auf. "Schade, dass Vince nicht länger an unserer Seite ist. Dabei ist er unser Spezialist auf diesem Gebiet." der Satz hatte genau das erreicht, für was er gedacht war: Nate fand zu einem breiten Grinsen zurück.
"Vielleicht fehlt er genau aus diesem Grund." ging er darauf ein. "Du könntest durchaus von ihm lernen."
"Ich bin sein bester Schüler, nicht wahr Marú?" dabei neigte Arthur den Kopf nach vorne, um das Mädchen anzusehen, nur um sich seine Bestätigung einzuholen.


"Aber du könntest doch niemanden verletzen? Dafür bist du viel zu nett." Mit einem neckischen Grinsen auf den Lippen hob sie den Kopf, um Arthur ansehen zu können. "Würden sie nicht eher dich um den Finger wickeln?" Mit dieser Frage hatte sich die Blonde ganz klar auf eine Seite gestellt, welche nicht die von Arthur war. "So leid es mir auch tut, du müsstest noch so einiges von Vince lernen, bevor du sein bester Schüler bist." Ihr Grinsen wurde um jedes Wort immer breiter, wobei ihre Augen neckisch und ein wenig gehässig aufflackernden.
"Am ende muss ich dich noch trösten, weil sie dich abgewiesen haben." Marú tat so, als müsste sie überlegen und legte dabei eine Hand unter ihr Kinn. "Also ist es wirklich gut, dass sie heute nicht da sind. Da habe ich nicht so viel zu tun."

Arthur verzog für einen kurzen Augenblick das Gesicht zu einer Grimasse, als wurde er von einem unsichtbaren Geschoss getroffen. "Uh, der hat gesessen." kommentierte er ihre Worte, bereits wieder mit seinem altbekannten Grinsen auf den Lippen. "Das traut man dir gar nicht zu, Süße." zollte er ihr Anerkennung, ehe er theatralisch seufzend die Augen auf all Frauen in der Menge richtete. "Wirklich schade, dass sie nicht hier sind. Aber glaubt nicht, dass ich diese Worte auf mich sitzen lassen werde." mit neuer Kraft, richtete er sich auf. "Du wirst schon noch sehen, dass ich besser bin als Vince."
"Mit ihm als Gegner, hast du doch eh bereits gewonnen." schaltete sich Nate ein, welcher nun die Brauen skeptisch gehoben hatte, als wolle er nachprüfen, ob sein Bruder all das Geschwätz tatsächlich ernst meinte. Doch Arthur ließ sich nicht davon abbringen. "Ich werde es euch am besten einfach beweisen, dann werdet ihr es mir glauben müssen." damit ließ er ab von Marú und machte einen Schritt nach vorne, auch wenn er sich anschließen wieder zu den anderen beiden umdrehte. "Sagt mir bloß das Ziel." lautete die Aufforderung, begleitet von Nates Kopfschütteln.


Ein herzliches Lachen entwich der blonden Frau zwischen den jungen Männern. "Ich habe viele ungeahnte Talente, musst du wissen mein Lieber." Erwiderte Marú Arthur neben sich frech. Kurz nach seiner Anweisung legte sie gespielt nachdenkend ihre Hand wieder unter ihr Kinn und legte ihren somit angewinkelten Ellenbogen auf ihren, an den Körper gelegten Unterarm. "Ich soll jetzt wirklich eine unschuldige Frau für dein Spielchen aussuchen?" Ihre Frage bedurfte eigentlich keine Antwort. Somit ließ sie ihren Blick aus ihren hellgrünen Augen durch die Masse schweifen.
Nicht weit von der Gruppe entfernt traf vor dem Gebäude eine Kutsche an, die nur so vor Prunk strahlte. Die Tür zu jener wurde von dem Kutscher geöffnet, woraufhin eine Frau ausstieg.
Sie war mit einem weißen Kleid bekleidet, welches fast in ein kühles Silber überging. Das Korsett schmiegte sich eng an ihre überaus weiblichen Kurven, während der Rock ab der Höhe mittig ihrer Oberschenkel in drei Lagen weit fiel. Der Rand des Stoffes verlief wellenartig, sodass er weicher fiel.
Ihr Oberteil stellte sich aus zwei Teilen zusammen. Einmal das Korsett an welchem eine Spitzenverzierung war, die über ihre Schultern reichte, jedoch den gerader Ausschnitt beibehielt. Zum anderen hatte das Oberteil hautenge Ärmel, welche bis zu ihren Handgelenken reichte.
Das schwarze Haar der Frau war zu Locken frisiert, wobei an jeder Seite eine große Strähne nach hinten geflochten und zusammen mit einer weißen Rose in ihrem Haar festgesteckt war.
Mit einem kurzen Nicken bedankte sie sich bei dem Kutscher, hob den Stoff und erklommen die kurze Stufe zu dem hell erleuchteten Haus, als sich die große Eingangstür auch schon öffnete.
Von eine der Bediensteten wurde sie empfangen.
"Guten Abend." Wünschte diese. "Bitte entschuldige sie, aber könnte ich ihren Namen erfahren?" Fragte sie darauf, da sie die dunkelhaarige Frau nicht kannte. Wie auch, wenn diese sich sonst nie in der Öffentlichkeit zeigte.
Und anstatt sich über die Frage gekränkt zu fühlen, blitze ein kurzes Lächeln auf den roten Lippen auf. "Ava Chenoirlier."
Marú hatte sich nun Richtung Eingang des Saals gedreht, während sie immer noch nach einem geeigneten Opfer für Arthur suchte. Letztendlich drehte sie sich wieder zum dem Jungen Mann um und Grinste frech. "Wie wäre es mit ihr?" Fragend zeigte sie auf die dunkelhaarige Schönheit, die gerade hinein gekommen war und oben auf der Empore, kurz vor der Treppe, stand und die mit ihren exotischen Augen die Massen überflog.

Noch bevor Marú ihre Suche beendet hatte, wurde Arthurs Aufmerksamkeit von einer einzigen Frau eingenommen. Ihr Name war wir wie ein Flüstern durch den Saal gegangen, mit dem klang ihrer wunderschönen Stimme. Nur eine einzige Person schaffte es ihn alleine mit ihrer Stimme, ihn dermaßen aus der Fassung zu bringen und alles um ihn herum zu vergessen. Und dennoch brauchte sein Körper die Worte Marús, ehe er sich langsam in Richtung der großen Treppe drehte, über welche man hinab in den Ballsaal schreiten musste. Wie die Augen in der Dunkelheit von dem Licht angezogen wurden, so fanden seine ihren Anblick. Als hätte sie ihn die Luft zum atmen geraubt, schnappte er lautlos nach Luft. „Sie ist hier….“ flüsterte Arthur, ohne dass es beabsichtigt war. Unfähig die Augen von der schwarzhaarigen Schönheit abzuwenden bewegte sich sein Körper wie ferngesteuert in ihre Richtung. „Ich werde es versuchen.“ murmelte er den beiden in seinem Rücken zu, ehe er sich seinen weg durch die tanzende Menge bahnte. Während er ging schaffte nichts, seine blauen Augen von der Elfe zu lösen, obwohl er sich zwischenzeitlich bei ein paar entschuldigen musste, dafür, dass er sie angerempelt hatte. Er ging an den Damen vorbei, welchen er zuvor schöne Augen gemacht hatte, um mit Marú die Wette einzugehen. Nur eine veranlasste ihn für einen kurzen Augenblick den Blick abzuwenden. Eine junge Dame, vielleicht sein Alter, welche sich beinahe absichtlich vor ihn stellte. Er hatte ihr zuvor einen schönen Abend im vorbeigehen gewünscht, ein Fehler, wie es sich im Nachhinein zeigte. „Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen.“ begrüßte sie ihn höflich, gefolgt von einem Knicks. „Wir hatten gar keine Zeit uns einander vorzustellen, dann waren Sie auch schon in der Menge verschwunden.“ Als Arthur sie ansah, schenkte er ihr ein gezwungenes freundliches Lächeln. Sie war hübsch. Hellbraunes Haar, welches mit einer Hochsteckfrisur von ihrem Gesicht ferngehalten wurde. Grau-grüne Augen welche ihn durch lange Wimpern anlächelten und rote Lippen, welche ihm ein noch breiteres Lächeln schenkte. Sie musste zweifelsfrei eine lange Liste von Verehrern haben, welche ihn sicherlich um ihre jetzige Aufmerksamkeit beneideten. Doch Arthur würde keiner davon sein. Sein Herz war längst erfüllt von einer anderen und zwischen ihm und eben ihrer Nähe stand nun eine fremde Person. Höflich neigte auch der Blonde den Kopf, wenn er auch diesen Moment nutzte, um sich zu versichern, dass Ava noch da war. „Ja, zu schade.“ zwischen den Worten entstanden Pausen, in dem sein Kopf automatisch den Anblick der Elfe fand. „Aber ich muss auch jetzt leider fort.“
„Kennen Sie sie etwa?“ die Dame war seinem Blick gefolgt und betrachtete Ava nun mit skeptischen Blick. Ohne das es der junge Mann bemerkte, kochte etwas in ihm auf, als er den Blick der Fremden bemerkte. Als wäre er plötzlich wütend auf sie, dass sie Ava mit einem solchen Blick betrachtete.
„Ich denke ja...“ antwortete er dennoch, die Augen wieder verliebt auf Ava gerichtet. „Ich muss.“ verabschiedete er sich halbherzig, in dem er die Fremde nicht einmal ansah, sondern endlich zu dem Ende der Treppe zu steuerte. Mit einem Schritt verließ er die Masse und befand sich auf den kleinen Bereich, welcher frei war. So konnte jeder, der am Fuße der Treppe angelangt war, sich vorerst auf die dichte menge vorbereiten und wurde nicht sogleich von ihr verschluckt. Wie hypnotisiert folgte das Blau in seinen Augen der schönen Frau. Seine Gefühle glichen denen, welche ein Wolf beim Anblick des Mondes verspürte. So war der Mond der einzige Wächter der Nacht, der einzige Anhaltspunkt, der einzige Wegweiser. Eine Liebe, die nie sterben würde und doch nie leben würde. Da unterschied sich Arthur von dem gewöhnlichen Wolf, welcher ohnmächtig die Distanz hinnehmen musste. Er würde sein Ziel berühren können, wenn er die Hand ausstreckte. Sie würde ihm antworten und ihn rufen. Und er würde folgen. Arthur sah nun zu seinem ganz persönlichen Mond auf, unfähig die Dunkelheit um sich wahrnehmen zu können. Gefangen von dem Licht.


Schon als Ava den Saal betreten hatte, hatte sie Arthur aus der Menge erkennen können. Es war auch nicht schwer ihn unter all den Personen zu erkennen, da sein blondes Haar, bei all den Lichtern im Raum, wie Gold leuchtete.
Als sie daraufhin sah, wie er sich umgedreht hat und sich durch die Masse an Personen drängte, schreitete sie langsam die Treppe hinab, um ihn ganz genau beobachten zu können.
Sie hatten sich nun fast eine gesamte Woche nicht gesehen und auch wenn Arthur sie die kurze Zeit, in der sie sich gesehen haben, immer wieder dazu gedrängt hatte zu kommen, so war das hier eine Überraschung für ihn, da sie immer wieder gesagt hatte, sie könne solche Feiern nicht leiden, was auch der Wahrheit entsprach. So hatte sie sich, zum größten Teil für ihn, in dieses enge Kleid gezwängt. Der andere Grund war wahrscheinlich, dass sie in so einem prunkvollen Kleid witziger Weise in der Masse nicht so auffiel, als wenn sie eine Hose tragen würde.
So stieg sie elegant die Treppe hinab, in beiden Händen den Stoff ihres Rockes, um ihn leicht anzuheben. Weiterhin verfolgte sie mit ihren Augen den Mann, der in letzter Zeit viel zu viel ihrer Gedanken ausmachte, auch wenn sie keine Miene verzog. So hielt sie weiterhin ihre Maske aufrecht, trotz dessen, dass ihr Herz immer schneller schlug, umso näher sie dem Blonden kam.
Letztendlich war sie nun unten angekommen und legte ihre Hand, in die seine, die er ihr gereicht hatte, nachdem sie ihre Kleid wieder glatt gestrichen hatte. "Ich wünsche einen guten Abend." Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Wir hatten noch gar keine Zeit uns vorzustellen." Spielte sie auf die Worte der Frau an, die ihn aufgehalten hatten.

Arthur erwiderte ihr Lächeln, auch wenn es bei ihm eher ferngesteuert war. Noch immer war er nicht Herr seines Körpers, zu sehr war er damit beschäftigt an ihrem Anblick zu kleben. "Mein Fehler." ging er nach einem kurzen leise Räuspern auf ihre Anspielung ein. Er neigte daraufhin seinen Oberkörper dezent nach vorne, hob ihre Hand an seine Lippen und küsste ihren Handrücken. Ein Augenblick länger als es nötig war. Die blauen Augen dabei funkelnd auf sie gerichtet. "Arthur Wilder, mein Name." stellte er sich vor, als würde er Ava heute zum ersten Mal begegnen. "Ihr zukünftiger Liebhaber." dieses Kommentar fügte er mit etwas gedämpfterer Stimme hinzu, auch wenn es bei dem Lautstärkepegel, beinahe utopisch wäre, wenn jemand dies hören würde. Von außen musste es tatsächlich aussehen, als würde er erstmalig an diesem Abend auf diese Schönheit treffen und sich anständig ihr vorstellte. Auch wenn der Blonde ihre Hand halten konnte, sie so berühren durfte, obwohl sie in der Öffentlichkeit waren, so war dies dem jungen Mann bei weitem nicht genug. Er wollte sie küssen, sie fest in seine Arme schließen, ihr ins Ohr flüstern, wie sehr er sie liebte und wie dankbar er war, dass sie gekommen war. Und doch war dort auch der Drang sie mit sich zu ziehen. Weg von den Gästen, weg von den Menschen und allen Augen, welche sie betrachteten und sie so sehen konnten. Mit einem egoistischem Zähne knirschend, bemerkte er die beeindruckten Blicke von Umstehenden, jedoch schluckte er diese schlechte Angewohnheit schnell hinunter. Sie gehörte ihm, wie intensiv andere sie auch betrachten würden, sie gehörte ihm allein. Auch wenn er für diesen Abend diesen bezaubernden Anblick mit anderen teilen musste.


"Na ziehen sie mal nicht so schnell voreilige Schlüsse, über den Verlauf des heutigen Abend." Belehrte die schwarzhaarige Arthur, mit einem, nur für ihn sichtbares Lächeln. "Wollen Sie mich nicht ihrer Bekanntschaft vorstellen, welche dort aus sie wartet?" Fragte sie und wies mit einem kurzen Nicken in die besagte Richtung von Marú und Nate. Während ihrer Frage zog sie ihre Hand wieder zu sich zurück, damit es nicht so auffiel, dass er so lange ihre Hand halten konnte. Für einen Großteil der Gäste mag es fast schon normal wirken, wie sich die beiden unterhielten, jedoch waren hier auch genügend anderer Wesen, die über solch eine Verbindung zu schnell erfahren könnten.
"Wenn Sie jedoch wollen, können wir auch tanzen. Dazu gebe ich Ihnen heute die Erlaubnis, damit nicht der gesamte Abend für sie ein Reinfall ist."

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